Stillung des Seesturmes
In biblischer Zeit gilt das Meer als sehr gefährlich; dort tummeln sich die Kräfte des Bösen. Bei der Neuschöpfung von Himmel und Erde gibt es deshalb das Meer nicht mehr (vgl. Apk 21,1). Ein gewaltiger Sturm wühlt den See Gennesaret auf, so dass das Boot, in dem Jesus schläft, von den Wellen überflutet wird (V. 24). Davon ist auf dem Bild zunächst nichts zu sehen. Lediglich die unnütz gewordenen Ruder signalisieren Lebensgefahr.
Das Boot mit seinem Drachenkopf erinnert an die gefährlichen Wikingerboote! 150 Jahre vor der Entstehung des Codex Egberti hatten die normannischen Eroberer - die Gottesgeißel jener Zeit - moselaufwärts kommend Trier und Prüm dem Erdboden gleichgemacht. Der Schrei der Christgläubigen „Kyrie eleison“ war unerhört geblieben. Der Schrecken darüber sitzt tief.
Mit dem gleichen Ruf wecken die Jünger den im Heck des Bootes schlafenden Jesus: „Herr, rette uns!“ Auffallend ruht sein Kopf auf - nichts („Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“, hieß es im vorangehenden Vers 20!). Von der Panik seiner Freunde geweckt, fragt Jesus: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“ (V. 26). Immerhin trauen sie ihm doch zu, dass er sie retten kann!
Sehr schön ist dargestellt, wie Jesus aufsteht und dem Wind, dargestellt durch zwei dämonische Tierfratzen, droht. „Und es trat völlige Stille ein“ (V.26). Dieser Vers steht unmittelbar unter dem Bild - und das Boot berührt schon den festen Boden, ruht fast auf grünen Kissen.
Petrus steht im Boot hinter Jesus. Sein Gewand hat die gleiche Farbe wie das Boot. Petrus ahmt die machtvolle Geste Jesu nach – er übt…Er soll die Kirche, das „Schifflein Petri“, später sicher durch die Stürme der Zeit führen. Dort gewährt die Taufe auf den Tod und die Auferstehung des Herrn (im Bild dargestellt durch den schlafenden und aufgestandenen Jesus!) jene „tranquilitas magna“, die Ruhe und Gelassenheit, von der das Bild wie der Evangelientext am Schluss spricht.