Jesus erweckt den toten Lazarus zum Leben; dabei hatten die trauernden Schwestern die Hoffnung schon aufgegeben...

"Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das"

Auferweckung des Lazarus

Das elfte Kapitel des Johannesevangeliums spielt an verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten; die Miniatur bringt verschiedene Szenen in ein Bild.
 
Lazarus aus Betanien, der Bruder von Marta und Maria – Jesus war mit den Geschwistern gut befreundet – ist gestorben. Schon vor vier Tagen hat man ihn, in Tücher eingewickelt, in einem Höhlengrab beigesetzt und das Grab mit einem Rollstein verschlossen. Mit seinen Freunden begibt sich Jesus nach Betanien mit dem befremdlichen Wort: „Ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war (als Lazarus starb), denn ich will, dass ihr glaubt.“ (V. 15)
 
Auf Jesu Geheiß haben „die Juden“ den Grabstein weggerollt. (Wieder wird das Geschehen in die Gegenwart übersetzt: die Männer mit der Grabplatte sind zeitgenössisch gekleidet, das Grab hat „moderne“ Formen). Einer von ihnen hält sich demonstrativ die Nase zu (vgl. V. 39). Eben hat Jesus mit lauter Stimme gerufen: „Lazarus, komm heraus!“ (V. 43). Aug in Auge stehen sich Jesus (größer gemalt als die übrigen Personen, mit machtvoll erhobenem Arm mit dem Christus-Gestus) und Lazarus (bleich, mit den Leinenbinden umwickelt, aber das Schweißtuch aus dem Gesicht geschoben, wie aus einem bösen Traum geweckt) gegenüber. Jesus gebietet:„Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!“ Die Parallelen zum Bericht von Jesu Begräbnis und seinem leeren Grab sind beabsichtigt!
 
Im betenden Gespräch mit dem Vater zeigt sich Jesus als Herr über den Tod. „Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.“ (V. 45). - Grund für den Hohen Rat, den Beschluss zu fassen, Jesus zu töten (V. 47-53).
 
Zwischen Jesus und Lazarus gemalt, so als kämen auch sie aus dem Grab gekrochen, Marta und Maria in anbetender Haltung. „Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärest du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben“ (V. 32). Und Jesus weint mit ihr um seinen Freund Lazarus. Neben ihr Marta. Sie hat sich von Jesus zu ihrem Bruder hin gewandt, die Hände erhoben: verstört, glücklich, ihn lebend zu sehen.
 
Vor dem Zeichen der Totenerweckung hatte Marta ein längeres Gespräch mit Jesus gehabt. Sie bekundete ihren Glauben an die Auferstehung der Toten am Letzten Tag. Da trumpfte Jesus auf: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das?“ Und Marta legt ein Glaubensbekenntnis ab wie Petrus bei Cäsarea-Philippi (vgl. Mt 16,16): „Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in diese Welt kommen soll“ (V 25-27). Die beiden Frauen, die anbetend, staunend vor dem Herrn über Leben und Tod auf der Erde liegen, werden gerade auferweckt zum Glauben. Sie repräsentieren wie die Apostel mit ihren im Lobpreis erhobenen Händen die Kirche, die aus dem Tod und der Auferstehung Jesu entsteht.

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