Wer von euch ohne Sünde ist...

Jesus und die Ehebrecherin

Vor der grünen Tür des Tempels steht die des Ehebruchs angeklagte Frau, gekleidet in höfischer Tracht, mit aufgelöstem Haar. Ihre geöffneten Hände sind nach oben erhoben, ihr Blick ist auf Jesus gerichtet. Der sitzt links von ihr auf einem roten Thron; er beugt sich nach links und schreibt mit dem Zeigefinger seiner Rechten in den Sand: „terra terram accusat, Erde klagt Erde an“. Der biblische Text überliefert nicht, was Jesus auf die Erde geschrieben hat, die Worte des Illustrators lassen an Jer 17,13 denken: Die sich von dir abwenden, werden in den Staub geschrieben.

Rechts verschwinden die mittelalterlich gekleideten Schriftgelehrten und Pharisäer durch ein grünes, rechteckiges Tor. Sie hatten die Ehebrecherin vor Jesus gebracht, um ihn auf die Probe zu stellen. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie“, hatte Jesus zu ihnen gesagt, als sie ihn nach seiner Meinung zum Gesetz des Mose fragten, das die Steinigung einer Ehebrecherin vorsah. Links, vom Rahmen überschnitten, sind zwei Apostel Zeugen dieser Begebenheit.

„Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (V. 10f). Den Schriftgelehrten passt Jesu Botschaft von Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Sündern nicht, sie suchen einen Grund, ihn anklagen zu können. Auch Petrus scheint abwehrend die Hände zu erheben.

Zweimal bückt sich Jesus nieder, um in den Staub zu schreiben. Er denkt an die Gebrochenheit des Menschen: er ist von der Erde genommen und für den Himmel bestimmt . „Denn er weiß, was wir für Gebilde sind, er denkt daran: Wir sind nur Staub“ (Ps 103, 14). Schließlich ist Jesus „für uns Menschen und zu unserem Heil vom Himmel herabgekommen“ (vgl. Credo). Weil Jesus sich in den Staub hinabbeugt, darf die Sünderin in der Mitte aufrecht stehen.

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