eine seltsame Frage, die Jesus dem Gelähmten am Teich Betesda stellt...

"Willst du gesund werden?"

Heilung des Kranken am Teich Betesda

Um den Teich Betesda in Jerusalem lagen in fünf Säulenhallen Menschen mit verschiedenen Leiden; sie warteten darauf, dass ein Engel das Wasser in Wallung brachte. Wer als erster in den Teich hineinstieg, wurde geheilt, an welcher Krankheit er auch litt (V. 2-4). In die Miniatur ist oben rechts ein kleines Bild eingeklinkt: wie ein Engel mit einem Stab schäumt das Wasser auf, und ein unbekleideter Kranker wird von einem Mann ins Becken hineingehoben (wie ein Täufling von seinem Paten!).
 
Im Vordergrund auf einem grünen Polsterbett der Mann, der seit 38 Jahren gelähmt ist; er hat keine Chance, als erster in den Teich zu steigen. Da kommt Jesus auf ihn zu, ihrer beiden ausgestreckten Hände treffen in der Bildmitte aufeinander. „Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?“ (V.6). Welch seltsame Frage! Der Kranke weist auf seine hoffnungslose Lage hin: Immer ist ein anderer vor ihm im Wasser. Mit dem ausgestreckten Arm befiehlt ihm Jesus: „Steh auf, nimm deine Trage und geh!“ (V.8). Der Kranke hat keinerlei Vorleistung erbracht, Jesus nicht um Hilfe gebeten. Er weiß nicht einmal, wer ihn geheilt hat (vgl. V. 13).
 
Mit ehrfürchtigem Staunen sind die Jünger  Zeugen dieser Heilung. Weil das an einem Sabbat geschah, und weil Jesus sich zu seiner Rechtfertigung auf seinen Vater beruft, der immer am Werk ist, waren die Pharisäer noch mehr darauf aus, ihn zu töten. Die einen staunen über die Vollmacht Jesu, der in Wort und Tat die Menschenfreundlichkeit Gottes (vgl. Weish 11,26) verkündet; die anderen sehen das religiöse System mit seinen vielen Gesetzen und Vorschriften in Gefahr, weil Jesus Gott seinen Vater nennt und sich damit Gott gleichstellt (vgl. V. 18). Aus Gottes Perspektive rückt Jesus die gewohnte religiöse Praxis zurecht: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2,27).

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