Wo sollen wir Brot kaufen...

Die wunderbare Brotvermehrung

Eine große Menschenmenge war Jesus gefolgt. Er macht sich Sorgen um sie: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Andreas führt einen kleinen Jungen zu ihm, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische anbieten kann, doch was ist das für so viele? Jesus nimmt die Brote, spricht das Dankgebet darüber und lässt sie an die etwa fünftausend Männer verteilen, ebenso die Fische. Zwölf Körbe mit übriggebliebenen Brotstücken sammeln die Jünger nach dem Essen ein. Die Menschen sind begeistert: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll!
 
Zwei Jünger rechts und links neben Jesus reichen ihm demütig geneigt in ehrfürchtig verhüllten Händen fünf Brote. Zwei Gruppen von je zehn jungen Männern, gekleidet wie zeitgenössische Diener, sitzen dichtgedrängt an den Rändern und schauen aufmerksam zu, wie Jesus die Brote segnet und sie dann an die 5000 (= „turbae“) verteilen lässt. Wenn man eine Linie über die Köpfe malen würde, sähe man die Umrisse einer dreischiffigen Basilika!
 
Der Codex Egberti kennt wie das Johannesevangelium keinen Bericht vom Letzten Abendmahl. Der Wortlaut der Perikope und die runden Brote, die mit den Bruchstellen an Hostien denken lassen, in den ehrfürchtig verhüllten Händen der Apostel erinnern an die Eucharistie: Nehmt und esst alle davon, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Ein paar Verse weiter heißt es im Johannesevangelium: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6, 51). Weil das liturgische Mahl kein Sättigungsessen mehr ist, hat der Maler die Fische einfach weggelassen.
 
Zu bedenken ist auch, warum hier Kinder – was im Codex höchst selten ist – als die Empfänger der Brotspende dargestellt sind. Eine Anspielung auf Mt 18,3: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...? Die Brotrede in Kafarnaum kam bei den Juden nicht gut an, sogar viele seiner Jünger waren der Meinung: Was er sagt, ist unerträglich, und trennten sich von ihm (vgl. V. 60 ff).

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