Kindersoldaten, verfolgte Kopten, "BoatPeople"... in den Hunsrück "zugewiesen":

Flüchtlings-Arbeit im Hunsrück

Im Dekanat Simmern-Kastellaun wohnen seit Anfang des Jahres 2014 über 200 Menschen aus aller Welt, die über das Mittelmeer oder über andere Länder zu uns geflüchtet sind. Sie kommen aus Eritrea, Aserbaidschan, Ägypten, Syrien, Afghanistan, Zentralafrika, Somalia… Es sind christliche Kopten unter ihnen, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden; wir treffen Menschen an, die sich nicht dem Diktat der Salafisten unterstellen wollten; ihr Leben wurde bedroht. Ehemalige Kindersoldaten können nicht mehr zurück in ihre Dörfer und Familien – wegen der Gräueltaten, zu denen man sie gezwungen hatte. Viele Menschen aus Kriegsgebieten… kommen allein, insbesondere junge Männer, oder auch mit ihren Familien. Sie haben erleben müssen, dass Bruder, Vater oder Mutter vor Ihren Augen erschossen oder verschleppt wurde. Sie haben als „Boatpeople“ versucht, Kinder vor dem Ertrinken zu retten, die mit ihnen im gleichen Boot waren - aber die Kraft reichte nicht aus. Es sind Frauen und Mädchen unter diesen Flüchtlingen, die mehrfach vergewaltigt wurden...

All diese Menschen suchen einen sicheren Ort bei uns in Deutschland. Sie sind „zugewiesen“, und zwar nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel, in den Hunsrück. Menschen aus Aleppo, Kairo und anderen Großstädten leben in Dillendorf, Wahlenau, Buch…  Manche verstehen oder sprechen Englisch oder Französisch, manche auch Italienisch, die meisten aber nur Arabisch.

Mein Anliegen bei der Arbeit mit diesen Menschen und für sie ist es, in unseren Dörfern ein Wohlwollen und Verständnis für diese unterschiedlichen Menschen und Schicksale zu schaffen. Auf der anderen Seite sollen sich alle Akteure, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, vernetzen, damit alle wissen, wer was wo tut und was an welcher Stelle gebraucht wird. Dazu haben wir uns zu einer Fachkonferenz der beiden Kirchen zusammengetan – mit dem Dekanat Simmern-Kastellaun und dem Kirchenkreis Simmern Trarbach, mit Diakonie und Caritas sowie mit den Migrationsdiensten.

Die Menschen in unseren Gemeinden sind sehr offen; sie bieten ihre Unterstützung an, etwa bei Fahrdiensten zur „Tafel“ oder zu Behörden. Man organisiert Kleider und Schulutensilien. Es gibt Sprachunterricht am Küchentisch. Menschen sind bereit, in das Patenschaftsprojekt der Caritas und Pastoral mit einzusteigen, man informiert sich über die Gesetze, denen die Flüchtlinge unterliegen (Stichworte „Dublin II“ und Asylrecht), um die Bedingungen und den Bezugsrahmen zu verstehen, unter denen diese Flüchtlinge leiden.

Ein größeres Projekt ist das ökumenische „Café intern@tional“ in Büchenbeuren. Es erleichtert die Arbeit dort, weil in Büchenbeuren fast 70 Menschen „zugewiesen“ wurden.

Insgesamt ist ein riesiges Netzwerk entstanden: aus den Menschen in den Dörfern, den Flüchtlingen und den zuständigen Behörden und für Flüchtlinge und Einheimische. Es ist mir ein hohes Anliegen, dass wir alle sehr transparent und umsichtig agieren – zum  einen, damit sich niemand überfordert, und zum anderen, damit wir dort unterstützen, wo es notwendig ist.

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