Die Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge steigt seit einigen Jahren wieder. Wurden 2012 noch 64.539 Erstasylantragsteller gezählt, so stieg sie 2013 auf 109.580. Rechnet man die Zahlen für Januar und Februar 2014 auf das ganze Jahr hoch, so ist 2014 mit 136152 Erstanträgen zu rechnen.
Hauptherkunftsland ist aktuell sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Saarland Syrien. Über das Asylverfahren hinaus hat die Bundesrepublik weitere Möglichkeiten der Aufnahme für syrische Flüchtlinge geschaffen. Im Jahr 2013 wurde die Zusage gemacht, in zwei Kontingenten jeweils 5.000 Flüchtlingen die Aufnahme zu ermöglichen. Aktuell wurde im Rahmen der Innenministerkonferenz zugesagt, weitere 10.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Von den insgesamt 20.000 im Kontingent aufgenommenen Syrern kommen 960 Personen nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel nach Rheinland-Pfalz und 240 ins Saarland.
In beiden Bundesländern ist darüber hinaus die Zusage gemacht worden, dass bereits in Deutschland lebende Syrer Angehörige aufnehmen können; dazu muss aber eine Erklärung abgegeben werden, dass sämtliche mit dem Aufenthalt verbundenen Kosten übernommen werden.
Insgesamt steigende Flüchtlingszahlen auch aus anderen Herkunftsländern machen sich zunächst in den von den Bundesländern vorzuhaltenden Erstaufnahmeeinrichtungen bemerkbar, die es in unserer Diözese in Trier und im saarländischen Lebach gibt. In beiden Einrichtungen sind wir mit Beratungsangeboten vor Ort vertreten, in Trier mit 3,5 Vollzeitstellen und in Lebach mit 2,5 Vollzeitstellen. In Lebach betreiben wir darüber hinaus eine Kindertagesstätte (23 Vollzeitstellen) und einen Kinderhort für Kinder von Migranten und Einheimischen (11 Vollzeitstellen).
Im Laufe des vergangenen Jahres zeigte sich, dass die Aufnahmekapazitäten in beiden Erstaufnahmeeinrichtungen nicht mehr ausreichten. Zusätzliche Kapazitäten wurden seitens der rheinland-pfälzischen Landesregierung in Ingelheim aktiviert. In Trier wurden in einer leerstehenden Kaserne weitere Aufnahmeplätze geschaffen. Nach maximal drei Monaten Aufenthalt werden die Flüchtlinge auf rheinland-pfälzische Städte und Kommunen verteilt.
Im Saarland wurden Asylbewerber seit 1994 nicht mehr auf die Kommunen verteilt. Sie sind in der Landesaufnahmestelle Lebach verblieben. Als sich im Laufe des letzten Jahres zeigte, dass die Plätze in Lebach nicht mehr ausreichten, wurde aufgrund eines Ministerratsbeschlusses seit Oktober 2013 wieder mit der Verteilung auf die Kommunen begonnen.
Vor diesem Hintergrund ist auch in unseren Pfarrgemeinden die Flüchtlingsfrage wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Wir können an vielen Orten eine große Hilfsbereitschaft feststellen. Viele Menschen sind bereit, sich der Not der Flüchtlinge zuzuwenden und sich für sie zu engagieren:
Die Flüchtlingsarbeit ist wieder ein Thema geworden, dem sich Kirche und Caritas nicht neu, aber mit neuen Herausforderungen stellen müssen.
Die Migrationsarbeit gehört zu den Grundangeboten an Hilfen, die unsere örtlichen Caritasverbände in Rheinland-Pfalz in den Dienststellen Koblenz, Trier, Mayen, Bitburg, Daun, Prüm, Simmern Betzdorf und Neuwied anbieten. Im Saarland sind es die Standorte Saarbrücken, Saarlouis, Neunkirchen und St. Wendel. Es gibt dort zurzeit insgesamt 30 Vollzeitstellen, die Beratung für Erwachsene und jugendliche Migranten anbieten. Sie werden über Bundes- und Landesprogramme aber auch durch kirchliche Gelder finanziert. Hinzu kommen 15 Vollzeitstellen in unterschiedlichen Projekten, die die Förderung von Kindern und Jugendlichen, das Zusammenleben im Gemeinwesen, aber auch die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen zum Inhalt haben.
Aufgabe der Migrationsarbeit ist es, Migrantinnen und Migranten mit Beginn ihres Aufenthaltes in Deutschland im Migrationsprozess zu begleiten, zu beraten und ihnen Teilhabemöglichkeiten in allen gesellschaftlichen Bereichen (Kita, Schule, Arbeit, Soziale Sicherung) zu eröffnen.
Angesichts der steigenden Zahlen der Flüchtlinge wollen wir gemeinsam mit dem Bistum die Hilfe für Flüchtlinge verstärken, die vorhandene Hilfsbereitschaft in den Pfarrgemeinden aufgreifen und diese auf gut organisierte Weise für die Asylsuchenden und Flüchtlinge nutzbar machen.
Unser Beitrag als Caritas besteht darin, die guten Erfahrungen, die wir schon seit Jahren mit sogenannten Patenschaftsprojekten machen, für die Begleitung von Flüchtlingen zu nutzen. In Abstimmung mit unseren örtlichen Caritasverbänden haben wir uns entschieden, den im Diözesan-Caritasverband für Patenschaftsprojekte eingerichteten Förderfonds um den Bereich „Willkommenspaten“ für Flüchtlinge zu ergänzen.
Dazu sollen die zehn örtlichen Caritasverbände in unserer Diözese die Möglichkeit bekommen, hauptamtliches Personal als sogenannte „Ehrenamtskoordinatoren“ einzusetzen. Hier läuft zurzeit die Antragsphase. Acht Verbände haben bereits Anträge gestellt. Auf diesem Weg wollen wir ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen und weitere engagierte Menschen finden, die möglichst mit dem Tag der Ankunft die Flüchtlinge willkommen heißen und ihnen helfend zur Seite stehen. Wir stellen uns vor, dass die Helferinnen und Helfer im Rahmen ihrer Möglichkeiten für unterschiedlichste Aufgaben zur Verfügung stehen. Dabei geht es zunächst um das Mitgehen bei den ersten Schritten der Flüchtlinge: Hilfe beim Kontaktaufbau zu Behörden, beim Verstehen amtlicher Schreiben und Bescheide, bei der Begleitung zu Kitas, Schulen oder Ärzten, bei der Unterstützung der Kinder bei Hausaufgaben oder beim Deutschlernen der Erwachsenen.
Wichtig ist uns, dass diese ehrenamtliche Hilfe gut vorbereitet und hauptamtlich begleitet wird. Die Helferinnen und Helfer müssen mit ihren Fragen und Erfahrungen, die auch negativ oder belastend sein können, festeverlässliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner haben. Das gilt nicht zuletzt im Hinblick auf oft existenzielle Fragen, die sich im Zusammenhang mit den Asylverfahren und damit drohender Abschiebungen in die Herkunftsländer oder andere europäische Länder ergeben können.
Über konkrete Erfahrungen verfügen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, können aber sagen, dass sich aus den Anträgen interessante Ansätze ergeben. So ist zum Beispiel im Bereich der Geschäftsstelle Simmern vorgesehen, dass ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereits anwesend sind, wenn die Flüchtlinge aus Trier vor Ort bei der Kreisverwaltung ankommen und Kaffee, kleine Speisen und Spielzeug für die Kinder dabei haben. So bekommt Hilfe ganz früh ein Gesicht, und es werden erste Grundlagen zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses gelegt.
Durch unser breites Hilfe- und Unterstützungsangebot in den örtlichen Caritas-Geschäftsstellen können die Flüchtlinge bei Bedarf auch von diesen Angeboten unserer Verbände profitieren. Eine besondere Rolle kommt dabei der Allgemeinen Sozialberatung als erster Anlaufstelle und der Schwangerenberatung zu. Diese Dienste sind natürlich offen auch für Migranten und Flüchtlinge. Hier haben wir in den letzten Jahren intensiv an der interkulturellen Öffnung gearbeitet.
Unser Patenprojekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, kann aber nach einer Bedarfsprüfung um ein weiteres Jahr verlängert werden. Zur Finanzierung bei einer dreijährigen Laufzeit stehen seitens des Diözesancaritasverbandes insgesamt 391.500,00€ zur Verfügung. Damit können rund 90 Prozent an Personalkosten für einen Stellenumfang von 0,25 finanziert werden. Weitere Personal- und Sachkosten werden von den beteiligten Ortsverbänden getragen.