Antisemitismus an deutschen SchulenWie können Lehrkräfte Judenfeindlichkeit im Unterricht begegnen?
Laut aktueller Pressemitteilung der OFEK e.V. - Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung nehmen Angriffe auf Jüd*innen in Deutschland zu. In den 30 Tagen nach dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 gingen mehr Beratungsanfragen ein als im gesamten Jahr zuvor. Rund 200 dieser Anfragen bezogen sich auf „(...) erlebte antisemitische Vorfälle an Schulen und Hochschulen, in der Nachbarschaft, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz, im Gesundheitswesen, bei Demonstrationen.“
Durch den Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober und die weltweiten Reaktionen darauf liegt der Fokus der Debatte um Antisemitismus momentan vor allem auf Personen arabischer, türkischer und muslimischer Herkunft. Aber auch unabhängig vom aktuell wieder aufgeflammten Nahostkonflikt ist Antisemitismus in Deutschland ein anhaltendes Problem. Das macht zum Beispiel die aktuelle Publikation „Zivilgesellschaftliches Lagebild Antisemitismus #12“ der Amadeu Antonio Stiftung deutlich. Sie dokumentiert die kontinuierlichen Angriffe der extremen Rechten auf die deutsche Erinnerungskultur. Dazu heißt es auf der Webseite der Amadeu Antonio Stiftung:
Momentan wird die Rolle der extremen Rechten kaum diskutiert, weil der Blick – aus gutem Grund – auf die islamistischen und linken Gruppierungen gerichtet ist, die den Hamas-Terror verherrlichen und eine Grundlage für weitere antisemitische Vorfälle in Deutschland schaffen. Im Windschatten der Terror-Verherrlichung setzt die extreme Rechte ihre Angriffe auf die Erinnerung fort. In der Gedenkstätte Ahlem in Hannover (Niedersachsen) wurden Ende Oktober mehrere Gedenktafeln mit Aufklebern überklebt. Neben „Befreie dich vom Schuldkult“ war ein Aufkleber mit einer Palästina-Fahne und den Worten „Free Palestine End Israeli Occupation“ zu lesen. Ein Aufkleber der Neonazi-Gruppierung Junge Nationalisten zeigte eine blutige Israel-Fahne mit der Parole „Israel mordet und die Welt schaut zu“.
Die Bearbeitung von und Sensibilisierung für Judenhass wird also eine Daueraufgabe an Schulen bleiben und auch die nächsten Jahre nicht an Wichtigkeit verlieren. Hier haben wir für Sie einige Unterrichtsmaterialien gesammelt, die Sie bei der Behandlung des Themas in der Schule unterstützen.
Materialien für den Unterricht
Umgang mit Antisemitismus in der Grundschule (Anne Frank Zentrum)
Das Anne Frank Zentrum hat gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin eine Handreichung für die Grundschule erstellt. Die Handreichung gibt kurze Hintergrundinformationen und viele praktische Tipps zu den Themen jüdisches Leben heute, antisemitische Vorurteile und Diskriminierung sowie zur Thematisierung des Holocaust. Die Handreichung und ergänzende Materialien und Methoden stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Antisemitismus erkennen und begegnen (Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)
Das E-Paper „Antisemitismus erkennen und begegnen“ vermittelt Hintergrundwissen zu Antisemitismus und Impulse zur Positionierung gegen antisemitische Stereotype. Es beinhaltet Fachartikel, Empfehlungen für den Unterricht, Medien-Tipps und Beschreibungen von Projekten und Initiativen. Die Empfehlungen für den Unterricht sind aufgeteilt in Empfehlungen für die Grundschule sowie für die Sekundarstufen I und II. Das E-Paper kann kostenlos heruntergeladen werden.
Der Nahostkonflikt in der Schule (Forum Ziviler Friedensdienst e. V.)
Um den Nahostkonflikt in der Schule zu behandeln, bietet der forumZFD zwei Materialien an. Die Veröffentlichung „Kinder und Jugendliche für Frieden und Verständigung. Frieden lernen am Beispiel des Nahostkonflikts.“ eignet sich für die Jahrgangsstufen 3-6 bzw. für Kinder im Alter von 8-12 Jahren. In vier Unterrichtseinheiten erhalten die Schüler*innen einen Einblick in die Lebenswirklichkeit arabischer und jüdischer Kinder und Jugendlicher aus Jerusalem und Haifa. Die Unterrichtseinheit „Gewaltfreiheit lernen in einer Umgebung der Gewalt“ macht Vorschläge für die Behandlung des israelisch-palästinensischen Konflikts in allen Altersstufen. Auf die Beschreibungen der Unterrichtseinheiten 1 bis 6 folgen die dazu gehörigen Arbeitsblätter. Beide Veröffentlichen stehen zum kostenlosen Download auf der Webseite des forumZFD zur Verfügung.
Über Israel und Palästina sprechen. Der Nahostkonflikt in der Bildungsarbeit (Ufuq e. V.)
Die Arbeitshilfe „Über Israel und Palästina sprechen. Der Nahostkonflikt in der Bildungsarbeit“ unterstützt Lehrkräfte dabei, den den Nahostkonflikt im Unterricht und Schulalltag zu behandeln. Im ersten Kapitel finden sich Hinweise auf Übungen und Unterrichtsmodule verschiedener Herausgeber*innen, die sich mit konkreten Facetten des Nahostkonfliktes auseinandersetzen. Das zweite Kapitel widmet sich Situationen, die nicht planbar sind. Zum Beispiel, wenn im Unterricht eine Aussage fällt, die als provokativ oder problematisch wahrgenommen wird.
Unter dem Titel „Solidarisch gegen Terror“ gibt Ufuq e. V. außerdem Anregungen für eine Unterrichtsstunde zur aktuellen Situation in Israel und Palästina.