Zu den Kapiteln
Schlagworte
- Kirchengebäude
- Kloster (Architektur)
- Karmelitenorden
- Karmelitinnenorden
- Franziskanerorden
- Jesuitenorden
- Kapuzinerorden
- Siechenhaus
- Hospital
- Krankenhaus
- Apotheke
- Wallfahrtsort
- Protestantismus
- Judentum
- Synagoge
- Jüdischer Friedhof
- Bildungseinrichtung
- Schule (Institution)
- Reformation (Zeitabschnitt)
- Monastischer Orden
- Schulgeschichte
- Pfarrei (Körperschaft)
- Pfarrkirche
4. 1 Erste Erwähnung der Kirche
Erste Vorgängeranlage der ehemaligen Martins- bzw. heutigen Annakirche durch Grabungen auf (700–770) datiert (I 2)
775 capella (UB Düren I, 1 nr 9) = Pfalzkapelle = zweite Vorgängeranlage
941 ecclesia, que est constructa in villa Düren (ebda. 18) = dritte Vorgängeranlage
1291 plebanus (ebda. 47)
1316 ecclesia parrochialis (ebda. 60); im Liber valoris genannt
4. 2 Patrozinium und Altäre
4. 2 Altäre
Hochaltar
Ursprünglich Martin, 1659 parochialis ecclesia s. Martini vulgo s. Annae (StaD 303 = Papsturkunde) und 1662 olim sub titulo s. Martini nunc s. Annae (ebda. 308); bereits 1523 Annakirche genannt (ZAGV 25, 1903, S. 332); Umbenennung als Folge der Annaverehrung (IV 7), amtliche Bestätigung erst durch Bischof Berdolet von Aachen (1801–1809) (vgl. insgesamt Heimatblätter 10, 1933, S. 197 ff und zuletzt Gatz, St. Anna, S. 172)
Nebenaltäre
1409 Nikolaus (AHVN 55, 1892, S. 281)
1430 Johann Baptist (UB Düren I, 2 nr 255)
1433 Unserer Lieben Frau, Heilig Kreuz (LAV NRW R RKG G 902/2908 II)
1441 Sebastian (StaD 17), 1512 Dionysius und Sebastian (PfaD l), 1545 Fabian und Sebastian (ebda. 3)
1499 Jakob (LAV NRW R RKG K 602/1517 II)
1513 Antonius (Redlich II l, S. 202 Anm. 2)
1530 Hubert (ebda.)
1536 Leonhard (Quellen, S. 108)
1537 Anna (Werners, Urkunden, nr 32)
4. 3 Patronats- und Zehntherr
814 bestätigt Ludwig der Fromme dem Kloster Stablo-Malmedy die Schenkungen seiner Amtsvorgänger de decimis et capellis ... ex fiscis nostris u. a. zu Düren (UB Düren I, 1 nr 14)
941 schenkt Otto I. dem Aachener Marienstift ecclesia in Düren mit allen Einkünften (ebda. 18), wozu nach einer Bestätigung von 1226 (ebda. 27) auch der Zehnte gehörte (vgl. auch III 1 Grundherrschaft, Zehnthof)
1348 bestätigt Karl IV. dem Markgraf Wilhelm von Jülich die Reichspfandschaften (u. a. Düren) und überlässt ihm zusätzlich die collationes vel presentaciones der zugehörigen Pfarrkirchen (u. a. Düren) (UB Düren I, 1 nr 90)
1629 überträgt Pfalzgraf Wolf genannt Wilhelm, Herzog von Jülich, die Pfarrkirche Düren dem dortigen Jesuitenkolleg (ZAGV 26, 1904, S. 326; IV 5), 1659 inkorporiert (Materialien, S. 365 ff)
4. 4 Pfarrbezirk und Filialen, Dekanatszugehörigkeit
Zur Pfarrei zählten neben dem zur Stadt gehörigen Dorf Distelrath alle unter I 6 genannten Siedlungen, ausgenommen Bedburhaus. Falls die Angabe der Erkundigung von 1533, dass die Kapelle zu Distelrath (Simon und Judas) vurhin de moderkirch (von Düren) gewesen sei (Redlich II l, S. 201), wirklich zutreffen sollte, könnte dieses Filialverhältnis nur in frühkarolingischer Zeit bestanden haben, da die archäologisch nachgewiesene Vorgängersiedlung des erstmals 1152 genannten Dihtelrode (Ann. Rodenses) Ende des 9. Jahrhunderts abgegangen ist, Düren im Liber valoris als Pfarrkirche (Distelrath aber nicht) genannt und das Filialverhältnis zu Düren seit 1359 (ÜB Düren I, 1 nr 118) bezeugt ist (vgl. hierzu Materialien, S. 237 ff und zuletzt DGbl 18, 1959, S. 346 ff, wobei Tholen unbedingt für die in diesem Zusammenhang erörterte Frage des Standortes der Pfalz gegen Kolter zuzustimmen ist)
Erzdiözese Köln, Archidiakonat der Dompropstei zu Köln, Dekanat Jülich, seit 1827 Dekanat Düren, seit 1929 im Bistum Aachen; 1957 Dekanat Düren auf folgende (mit St. Anna) sieben Stadtpfarren beschränkt
1832 wird die ehemalige Franziskanerkirche zur zweiten Pfarrkirche St. Marien
1897 Rektorat St. Joachim, 1901 zur Pfarrei erhoben
1920 selbstständiger Seelsorgebezirk St. Bonifatius innerhhalb der Annapfarrei, 1923 zur Pfarrei mit Filiale Distelrath erhoben
1933 Seelsorgebezirk Heilig Kreuz von Bonifatiuspfarrei getrennt, 1938 Rektorat und Kirchbau St. Antonius (von Padua), 1952 zur Pfarrei St. Antonius erhoben
1938 Rektorat und Kirche St. Josef, 1952 Pfarrerhebung
1966 wurde die 1357 erstmals genannte Kapelle St. Nikolaus des 1937 nach Düren eingemeindeten Rölsdorf (Filiale von Lendersdorf) zur Pfarrei erhoben
1966 Vikarie St. Peter Julian aus St. Anna ausgegliedert (vgl. insges. Gatz, St. Anna, S. 22–27 mit Karte zur Entwicklung der Pfarrorganisation S. 25)
4. 5 Klöster und Stifter
4. 5 Johanniterkommende Velden
soll nach der Überlieferung (Polius, Vindiciae) das älteste der Dürener Klöster gewesen sein. Der Ort (1 km nordwestlich von Düren) wird erstmals 1274 (I 6), Kommende erstmals 1291, aber iam pluribus annis bestehend, genannt (UB Düren I, 1 nr 47); bereits Anfang des 14. Jahrhunderts mit der bedeutenderen Kommende Nideggen vereinigt (LAV NRW R Steinfeld Akt 12 a = 1315). Priesterkommende mit Prior und zwei oder drei Brüdern. Klostergebäude und Kirche 1543 zerstört, Neubauten bestanden 1685 aus Kapelle (Johann Baptist), Haus, Hof, Scheune und Stallung, insgesamt mit Wassergraben umgeben; 1780 Ordenshaus abgebrochen, 1802 aufgegeben (LAV NRW R Herrenstrunden, Urk und Akt Düren sowie insges. H. Unkelbach, Die Anf. d. Johanniterordens i. d. Rheinprovinz, Bonn 1920, S. 72–76)
4. 5 Wilhelmiterkloster zum Paradies
1252 überließ der Dürener Erbvogt Anselm von Drove sein vor dem Philippstor gelegenes Haus Patres Eremitae S. Wilhelmi zur Klostergründung (UB Düren I, 1 nr 35), 1302 claustrum fratrum de paradyso (ebda. 53). Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts starke Förderung durch die Herzöge von Jülich, seit der Mitte des 15. Jahrhunderts Erwerb des benachbarten Gutes Veldenstein (I 6) und Ausbau eines Mühlenkomplexes (Korn-, Walk- und Lohmühle sowie Wollwaschhaus, V 4) vor dem Philippstor. 1537 (im Zusammenhang mit geplanten Bollwerkbauten Abbruch der Klostergebäude) in die Stadt (Augustinerhof am Höfchen) verlegt, seitdem Niedergang; 1579 Besitzungen durch den Herzog von Jülich an den Stift Jülich überwiesen (insges. Blom und Tafel l, Plan Hollar nr 5 und 16)
4. 5 Schottenkonvent
1355 conventus dictus schotten Conuuent in der Kämergasse (LAV NRW R Düren Karmeliter 8); über den wohl nach einer von 1333–1358 (ebda. 3–11 a) bezeugter Dürener Familie Schotte benannten Konvent ist sonst nichts bekannt
4. 5 Karmeliterkloster
1317 erhielten Kölner Karmeliter von einem aus Düren stammendem Ordensmitglied ein Haus am Kölntor (Koch, S. 9). 1359 genehmigte Erzbischof Wilhelm von Köln auf Bitten des Herzog Wilhelms von Jülich den Bau eines Klosters für zwöf Karmeliterbrüder neben der 1329 (in der Obervorstadt) errichteten Sakramentskapelle (UB Düren I,1 nr 71), die zur Klosterkirche bestimmt wurde (ebda. 121), in der Folge nach der Kapelle Gotteshauskloster genannt (zo dem Goitzhuys) (ZAGV 25, 1903, S. 320 = 1387), Förderung durch Stifter: Herzog von Jülich. 1543 Kloster zerstört (vgl. Tafel l, Plan Hollar nr 9) und aufgehoben, Renten durch den Herzog von Jülich an den Stift Jülich überwiesen. 1903 (noch heute bestehendes) Karmelitinnenkloster an der Kölner Landstraße eingeweiht (Zeittafel, S.123)
4. 5 Franziskanerkloster Bethanien
1459 Klostergründung der Franziskaner-Observanten in der Philippstraße (Tafel 1, Plan Hollar nr 2) = erste innerstädtische (!) Klostergründung (in der Nord-West-Ecke der Stadtbefestigung), Förderung durch den Herzog von Jülich und die Bürgerschaft, 1470 Klosterkirche geweiht, 1535 Kloster und Kirche abgebrannt, sofortiger Neubau (unter besonderer Förderung seitens des Adels der Umgegend) blieb 1543 unversehrt. Dürener Kloster von großer Bedeutung innerhalb der kölnischen Ordensprovinz, seit 1470 Kapitelversammlungen in Düren abgehalten. Erfolgreiche Bemühungen in der Seelsorge, insbesondere zurzeit der Reformation und Gegenreformation (neben Jesuiten, s. u.). 1637 nach Kauf mehrerer Bürgerhäuser Erweiterungsbauten mit Umfassungsmauer für Gesamtanlage, 1670 Klosterneubau. 1672 14 Priester, neun Studiosi und neun Laienbrüder im Konvent, 1745 insgesamt 37 (StaD A 6/1). 1802 Kloster aufgehoben, Kirche nicht säkularisiert, 1832 zweite Dürener Pfarrkirche (insges. AHVN 94, 1913, S. 81–88 und Odenthal). Profanierte Klostergebäude und Kirche 1944 zerstört, letztere wiederaufgebaut (= Marienkirche)
4. 5 Cellitinnenkloster St. Gertrud
1521 übertrug der Magistrat den auf seine Bitte hin von Köln gekommenen sechs Zellenschwestern nach der Regel des hl. Augustinus ein Haus in der Pletzergasse (Tafel l, Plan Hollar nr 8) mit der Bitte, sich der vielen Kranken in der Stadt anzunehmen (Werners, Urkunden, nr 77 mit falschem Datum). 1616 abgebranntes Kloster durch Neubauten der Kirche 1619 und des Klosters 1630 ersetzt (Zeittafel, S. 43 f), 1745 insgesamt 14 Klosterinsassen (StaD A 6/1), 1802 nicht aufgehoben, Klosterkirche 1861 abgebrochen, 1862 Neubau geweiht (Zeittafel, S. 65 und 85), 1944 zerstört. Zurzeit Träger des Rita-Stifts (Altersheim) und des Altersheimes in Düren-Niederau (AHVN 168/169, 1967, S. 102–124)
4. 5 Annuntiatinnenkloster
1628 mit Unterstützung des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und des Magistrats von Antwerpen nach Düren gekommen, Niederlassung in der Zehnthofstraße (Tafel l, Plan Hollar nr 6), 1662 Vollendung des Klostererweiterungsbaues und der Kirche, von Düren aus weitere Klostergründungen in Aachen und Andernach, 1745 insgesamt 23 Klosterinsassen (StaD A 6/1), 1802 aufgehoben, 1880 Kloster und Kirche abgebrochen (Brüll, S. 231 ff und Zeittafel, S. 101)
4. 5 Jesuitenkollegium
1628 stiftete Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm die Jesuitenniederlassung in Düren und übertrug den Patres die alte Pastorei in der Pfaffen- und nachmaligen Jesuitengasse (Tafel l, Plan Hollar nr 4) zur Residenz (ZAGV 26, 1904, S. 324 ff) sowie im folgenden Jahre die Annapfarre (IV 3). Die Gründung setzte sich erst nach Überwindung vielfachen Widerstandes und unter starken konfessionellen Spannungen innerhalb der Bürgerschaft durch (Zeittafel, S. 43). 1649 wird die Residenz zum Kollegium erhoben (ebda., S. 47), Zentrum der Gegenreformation, Übernahme der Lateinschule und Ausbau zum Gymnasium (IV 11). 1745 insgesamt 21 Kollegmitglieder (StaD A 6/1). Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1774 führte die Dürener Kongregation der Exjesuiten Tätigkeit in der Seelsorge und am Gymnasium fort (Zeittafel, S. 57 und zuletzt Gatz, St. Anna, S. 16 ff)
4. 5 Kapuzinerkloster
1635 bezogen Kapuziner aus Jülich auf Privatinitiative hin das Dreifaltigkeitshospital in der Kölnvorstadt (IV 6) gegen Widerstand des Magistrats mit Förderung des Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm (Materialien, S. 370 f). 1642 aufgrund der Kriegsauswirkungen (II 2) gegen Widerstand von Magistrat und Franziskanern mit Unterstützung des Pfalzgrafen Umzug in die Stadt, nach Hauskauf Niederlassung an der Kalle (Tafel 3, Grundriss), 1655 nach Erlaubnis des Pfalzgrafen und Schenkung des benachbarten Kallenhofes (durch den Herrn von Gymnich zu Vischel) an dieser Stelle (in der Süd-West-Ecke der Stadtbefestigung) ein Kloster eingerichtet und eine Kirche erbaut (Grundsteinlegung durch Pfalzgrafen); Zustimmung des Magistrates gegen Verpflichtung der Kapuziner, keine weiteren Bauplätze zu erwerben, zwei Zugänge zum Stadtwall offen zu halten, auf den Platz vor dem Kölntor zu verzichten, sowie sich des Bettelns unter der Bürgerschaft zu enthalten. 1721 Klosterbau am alten Platz, 1745 insgesamt 30 Klosterinsassen (StaD A 6/1), 1802 Kloster aufgehoben (Materialien, S. 372 ff), 1820 Klostergebäude durch die Stadt erworben (Gymnasium, IV 11), 1937 ehemalige Klosterkirche renoviert (Zeittafel, S. 174), 1944 Gesamtanlage zerstört, zurzeit dort Stiftisches Gymnasium (IV 11)
4. 5 Elisabethinnenkloster
1650 durch Privatinitiative und mit Unterstützung des Magistrats als Tochterkloster von Aachen zum Zwecke der Krankenpflege im Dürener Gasthaus (IV 6) in der Peschstraße gegründet, 1663 Kirchbau, 1745 insgesamt elf Klosterinsassen (StaD A 6/1), 1802 nicht aufgehoben, 1879 Gasthauskloster und Kirche abgebrochen (insgesamt ZAGV 77, 1966, S. 110–135), weitere Tätigkeit in der Krankenpflege (IV 6)
4. 5 Ursulinenkloster
1681 gründen aus Lüttich gekommene Ursulinen mit Unterstützung des Pfalzgraf Johann Wilhelm gegen Widerstand des Magistrats eine Niederlassung und eröffnen eine Mädchenschule (IV 11) im Schwarzenbroicher Haus in der Schellengasse. Nach 1686 erfolgtem Hauskauf am Kölntor (NordOst-Ecke der Stadtbefestigung) dort Kloster- und Kirchbau, letzterer war 1724 vollendet (Materialien S. 385 ff). 1745 insgesamt elf Klosterinsasse (StaD A 6/1), 1802 Fortbestand, 1865 Klostergebäude verkauft, Neubau ebenfalls an der Kölnstraße, aber außerhalb der Stadtmauern (Zeittafel, S. 87), 1878 (im Kulturkampf) ausgewiesen, Kloster durch Stadt erworben (ebda., S. 99); 914 Rückkehr (ebda., S. 138), weitere Tätigkeit im Schulwesen, zurzeit Träger der St.-Angela-Schule (IV 11)
4. 6 Hospitäler und Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken
4. 6 Siechenhaus Melaten
1358 erstmals genannt domus Leprosorum (AHVN 159, 1957, S. 73 und I 6), ca. 1,5 km nordwestlich von Düren, am Rurübergang der Aachen-Frankfurter-Heerstraße = vom Magistrat unterhaltenes Leprosenheim mit mehreren Häuschen (1501 zehn) und einer dem hl. Lazarus geweihten Kirche. In der von Herzog Johann Wilhelm 1603 erlassenen Leprosenordnung für das Herzogtum Jülich zum Siechenhaus im Oberquartier des Herzogtums bestimmt. Zuletzt auf der Ploennis-Karte von 1715 (Tafel 4) genannt (insges. Quellen, S. 236 ff)
4. 6 Agathahospital
Ältestes, 1429 erstmals genanntes (LAV NRW R JB 107) Bürgerhospital in der Weiherstraße, Ecke Viehmarkt (Tafel l, Plan Hollar nr. 12), in der Folge als städtische Fleischhalle genutzt (Materialien, S. 34 und 378)
4. 6 Gasthaus
1522 genanntes (ZAGV 26, 1904, S. 323) städtisches Hospital in der Peschstraße mit Antoniuskapelle (Tafel l, Plan Hollar nr 15). Verwaltung und Benutzung durch 1582 vom Magistrat erlassene Gasthausordnung (Quellen, S. 20 f) geregelt; diente insbesondere zur Aufnahme und Versorgung der sogenannten Gasthausarmen (ebda., S. 234 f), womit offensichtlich (im Gegensatz zu den Stadtarmen, s. u.) Fremde und Pilger gemeint sind, bei Hollar Hospital der armer fremblingen genannt; 1650 von Aachen nach Düren zur Krankenpflege gekommenen Elisabethinnen übergeben (IV 5)
4. 6 Heilig-Geist-Haus
1546 genanntes (Quellen, S. 440) Hospital neben dem vorgenannten Gasthaus (Tafel l, Plan Hollar nr 10) mit mehreren Armenhäuschen zur Aufnahme und Versorgung der sogenannten Stadtarmen (= arme Kranke, insbesondere Blinde und Lahme) = erstes städtisches Krankenhaus, Provisor Magistrat (Quellen, S. 235 f), 1879 abgebrochen (Zeittafel, S. 99)
4. 6 Armenstiftungen
Seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche bürgerliche Stiftungen zur Versorgung der städtischen und kirchlichen Armen (sogenannte Gotteshausarme; insgesamt in Düren Leprosen, Gasthaus-, Heilig.-Geist- und Gotteshausarme) (StaD 172 a = 1592) bezeugt, bedeutendste die sogenannte Simon-Steufmehl-Stiftung (Vikar der Annakirche) von 1536, zu deren Exekutoren die Bruderschaft der Weinwirte und Krämer bestimmt wurde (Quellen, S. 107 ff). 1632–50 Dreifaltigkeitshospital in der Kölnvorstadt (IV 5 Kapuziner) und u. a. 2000 Taler von der Dürener Bürgerin Margaretha Brandroster für Krankenpflege gestiftet (StaD 256 und 287). Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche (zwölf) bedeutsame Stiftungen von Dürener Fabrikanten für die in ihren Firmen beschäftigten Arbeiter und für die Krankenpflege (vgl. die Aufstellung in VI 3, 35 S. 185)
1419 zieht der Kölner Apotheker Heinrich von Rees auf Bitten des Herzogs von Jülich nach Düren (DGbl 37, 1965, S. 842)
1500 meister Wilhelm der wontarzt (Quellen, S. 413)
1599 Stadtarzt, Apotheker (erstmals nach 1419), drei Hebammen (Quellen, S. 468 ff)
1618 und 1665 verordnet Magistrat Maßregeln zur Abwehr der Pestgefahr (ebda., S. 243 und 294)
1686 drei gleichzeitig privilegierte Apotheker in Düren (DGbl 37, 1965, S. 848)
1723 ein Doktor der Medizin, fünf Feldscherer (StaD A 5/3)
1757 ein medicus practicus, zwei Chyrurgen (ebda. A 3/55)
1793 drei Doktoren der Medizin, fünf Feldscherer (ebda. A 6/4)
1821 vier Ärzte, vier Wundärzte (ebda. Klassensteuerliste)
1828 Städtisches Badehaus für einfache und Heilbäder eröffnet (Zeittafel, S. 65)
1845 Elisabeth-Blindenanstalt für die Rheinprovinz im ehemaligen Jesuitenkolleg eröffnet (ebda., S. 73), 1863 in Rheinische Provinzial-Blindenanstalt umgewandelt (ebda., S. 85)
1855 katholisches Waisenhaus St. Joseph gegründet (Gatz, Waisenhaus)
1862 Stadt kauft ehemaliges Franziskanerkloster (IV 5) zur Einrichtung eines Krankenhauses (Zeittafel, S. 84)
1873 Städtische Altersversorgungsanstalt im ehemaligen Gasthauskloster (IV 5 Elisabethinnenkloster) eröffnet (Zeittafel, S. 95), 1879 in ehemliger Marien-Knabenschule (ebda., S. 99)
1878 Rheinische Provinzial-Irrenanstalt in Düren-Nord eröffnet (ebda., S. 98)
1885 Maria-Apollonia-Krippe gegründet (ebda., S. 106)
1886 evangelisches Waisenhaus gegründet (ebda., S. 107)
1893 städtisches Volksbad eröffnet (ebda., S. 113)
1902 Alexianerniederlassung für Krankenpflege gegründet (ebda., S. 122)
1904 Blinden-Fürsorgeverein eröffnet Blindenwerkstätte (ebda., S. 123)
1909 Einweihung der von den Elisabethinnen (IV 5) betreuten neuen Städtischen Krankenanstalten in der Roonstraße (ebda., S. 127)
1918 Städtisches Kinderheim (ebda., S. 143) und
1928 Städtisches Wöchnerinnen- und Säuglingsheim (ebda. S. 157) ebenfalls von den Elisabethinnen betreut (StaD A 18 142–144)
4. 7 Wallfahrten
Düren wurde 1501 nach der Übertragung der aus der Mainzer Stiftskirche St. Stephan entwendeten Reliquie des sogenannten Annahauptes „zum bedeutendsten Annawallfahrtsort des westlichen Deutschlands, der seine Anziehungskraft für das Dürener Land bis in die Gegenwart erhalten hat" (Gatz, St. Anna, S. 161). Streit mit Mainz um die Rückgabe 1506 durch Papst Julius II. zugunsten Dürens entschieden. Dürener Annawallfahrt „als spontane Volksbewegung entstanden", in der Folge neben Anschluss an den siebenjährigen Turnus der Aachener Heiligtumsfahrt (mit weitgehender Übernahme des Aachener Rituals der „öffentlichen Zeigung" der Reliquie) Entwicklung einer „ständigen Annawallfahrt" mit einem außerordentlich starken Pilgerzustrom. Nach Niedergang in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Düren während der Betreuung der Pfarrei durch die Jesuiten (1628–1773) „systematisch zum Wallfahrtszentrum des Dürener Landes und angrenzender Territorien ausgebaut" (insgesamt Gatz, St. Anna, S. 161–190 mit Karte des Einzugsbereiches der Annawallfahrt 1786 auf S. 185 sowie S. 211–230)
4. 8 Juden, Synagoge, Friedhof, Privilegierung
(1241/42) judei ibidem (Düren) zahlen (jährlich?) 10 Mark an den Kaiser (UB Düren I, 1 nr 32)
1260–86 Lyvermannus, iudeus de Düren, et sui consortes (ebda., 37, 40, 43, 44)
(1389) Herzog von Jülich verbietet aufgrund einer Beschwerde, unse Joeden gemeynde zu Düren ferner zu behelligen (ebda. 178)
1402 Herzog von Jülich erteilt sieben jüdischen Familien das Geleit, für acht Jahre in Düren zu wohnen und Handel zu treiben (ebda., I, 2 nr 207)
1441 Moses Norenberg, Jude zu Düren, erhält landesherrliches Geleit und Erlaubnis, einen Knecht oder eine Magd sowie einen schoilmeister zur Unterrichtung seiner Kinder anzustellen (ebda. 283)
1455 Quittung für die Judenschaft zu Düren (UB Düren I, 2 nr 326)
1500 Juedenkirchhoff vor dem Wirteltor (= heutige Grünanlage Arnoldsweiler Str.) (Tafel 1, Plan Hollar nr 37), Juedenschole in der Kölnstraße (ebda. 24 und Quellen, S. 409, 413 und 423)
1691 Judenschule auf dem Viehmarkt (LAV NRW R JB III R Düren 11)
1711 Handelspatent des Magistrats für Dürener Juden (Quellen,S. 315 f)
1745 sieben jüdische Familien (LAV NRW R JB III R Düren 13)
1808 13 jüdische Familien mit 42 Personen (StaD A I 46)
1828 Synagoge (v. Restorf f, S. 799)
1871 Synagogenneubau in der Schützenstraße (Geuenich, Straßennamen, S. 59), 1938 zerstört (Zeittafel, S. 176)
4. 9 Einführung der Reformation
Erste Welle der reformatorischen Bewegung (1521 erster Prediger) (Zeittafel, S. 34) am Widerstand der Franziskaner (IV 5) gescheitert. Durch Zuzug niederländischer Flüchtlinge erhielt die Dürener Gemeinde seit 1570 überwiegend reformiertes Gepräge, Lutheraner seit (1587) Minderheit. Seit 1571 reformierte Gemeinde Düren im Jülicher Quartier der deutschen Provinz der „Kirche unter dem Kreuz". 1587 private Stiftung des reformierten Friedhofes an der Paradiesstraße, 1825 an der Kölnstraße (Zeittafel, S. 40 und 64). Lutherische Gemeinde seit 1609, 1628 aufgelöst, 1656 neu gegründet. Reformierte Gottesdienst seit 1610 in der ehemaligen Fleischhalle bis zum Kirchbau 1840/44 in der Schenkelstraße. 1672 für beide Gemeinden das Recht zur öffentlichen Religionsausübung, 1743 zählten beide Gemeinden insgesamt 28 Haushaltungen. 1779 lutherischer Kirchbau am Steinweg. 1887 Vereinigung beider Gemeinden, starke Förderung durch Dürener Fabrikanten, 1944 beide Kirchen zerstört, 1954 Neubau der Christuskirche (insges. Rosenkranz I, S. 289 ff und Reinhardt)
4. 10 Konfessionszahlen
1533 ca. 2000–3000 Kommunikanten (Redlich II l, S. 203)
1559 ca. 3000 Kommunikanten (ebda., S. 207)
1802 sind von 4190 Einwohnern 3900 katholisch, 230 reformiert, 60 lutherisch (Geuenich, Straßennamen, S.222)
1818 sind von 4978 Einwohnern (einschließlich Distelrath) 4542 katholisch, 278 reformiert, 110 lutherisch, 48 jüdisch (ebda., S. 223)
4. 11 Schulen und Bildungseinrichtungen
1358 soll (nach Polius) Wilhelm Pail vom Magistrat als Rektor der städtischen Lateinschule angestellt worden sein (Materialien, S. 391 und 393 sowie Geschichte des Gymnasiums, S. 10; vgl. auch F. W. Oediger in DJb 43, 1941, S. 101, dem die Angabe glaubwürdig erscheint) (1355–1366 ist ein Dürener Schöffe Wilhelm Pael bezeugt) (Werners, Urkunden, nr 1 und ZAGV 26,1904, S. 315)
1441 ehemalige kynder schoile auf dem kleinen Höfchen (Koch, S. 54)
1513 Trivialschule (LAV NRW R JB III R Düren 1)
1571 Landesherrlicher Schiedsspruch zwischen Pastor und Magistrat: Schoelmeister soll dem Pastor in allen Sachen gehorsam sein (ebda., Hs A I 2)
1533 werden in der Erkundigung eine schoele und ein geschickter, wohlgelehrter schoilmeister genannt (Redlich II 1, S.201)
1555 erlässt der Magistrat eine Ordnung der Stat scholen, in der dem Schulmeister u. a. untersagt wird, Dutsche scholer zu halten (Materialien, S. 401 f)
1599 besoldet Magistrat Stadtschulregent und zwei Schuldiener (= Lehrer) (Quellen, S. 469)
1628 Spätestens seit diesem Jahre katholische Elementarschule für Knaben unter städtischer Förderung, die zum Unterschied von der am Höfchen gelegenen Lateinschule (Tafel l, Plan Hollar nr 14) die deutsche Schule genannt wird (daher auch lateinischer und deutscher Friedhof nördlich und südlich der Annakirche) (Tafel 3 Grundriss)
1636 wurden, nach landesherrlichem Eingriff, die oberen Klassen der Stadtschule den Jesuiten übertragen, während die unteren Klassen, die mit zwei Lehrern besetzte Trivialschule, städtische Anstalt blieb. Aus den Oberklassen in der Folge (1826 preußisches Vollgymnasium) Stiftisches Gymnasium (1879) erwachsen (vgl. insges. ZAGV 26, 1904, S.278–313 und Geschichte des Gymnasiums)
1670 städtische Mädchenschule unter Leitung eines Jesuitenpaters eingerichtet (Zeittafel, S. 49)
1681 Mädchenschule der Ursulinen eröffnet (IV 5), bis 1878 (Fortsetzung s. u. 1919)
1780 wurden 526 Schulkinder in vier Schulhäusern unterrichtet (StaD A 6/5)
1828 Evangelische Knaben-Familienschule (Zeittafel, S. 66), 1893 als evangelische Höhere Bürgerschule, 1882 Realprogymnasium, 1893 Oberrealschule, 1901 Realgymnasium, 1937 Oberschule für Jungen, zurzeit Städtisches Gymnasium für Jungen und Mädchen (mathematisch, naturwissenschaftlich und neusprachlich)
1852 Sonntag-Handwerkerschule (ebda., S. 79), bis 1867
1856 Bergschule für den Bergamtsbezirk Düren (ebda., S. 81), bis 1867
1860 Nachhilfe-, Strick- und Nähschule mit Elementar- und Handarbeitsunterricht für jugendliche Arbeiter (ebda., S. 83)
1863 katholische Realschule (ebda., S. 86),bis 1888
1867 Fortbildungsschule für Handwerker (ebda., S. 89)
1880 Katholische Höhere Mädchenschule (ebda., S. 100), 1912 Lyzeum, bis 1937
1880 Städtische Höhere Töchterschule durch Umwandlung der evangelischen Höheren Töchterschule in eine paritätische städtische Anstalt (ebda.), 1912 Städtische Höhere Mädchenschule bzw. Lyzeum, 1923 Oberlyzeum, 1937 Städtische Oberschule für Mädchen, zurzeit Städtisches Mädchengymnasium (neusprachlich)
1904 Kaufmännische Fortbildungsschule, Hilfsschule (ebda., S. 123)
1905 Lehrerseminar im ehemaligen Kapuzinerkloster (ebda., S. 124)
1919 errichteten Ursulinen eine allgemeine Frauen- und Haushaltsschule, 1921 wirtschaftliche Frauenschule, 1930 Mädchenmittelschule (ebda., S. 146), zurzeit St. Angela-Schule (privates neusprachliches Gymnasium für Mädchen und Gymnasium für Frauenbildung)
1922 Städtische kaufmännische Berufsschule (ebda., S. 149))
1924 Landwirtschaftsschule (ebda., S. 153)
1947 Knaben-Mittelschule des Kreises Düren
1966 Realschule II des Kreises Düren
1969 Burgau-Gymnasium für Jungen und Mädchen
4. 11 Musik und Theater
1826 Musikverein (ebda., S. 65), der erstes Abonnementkonzert veranstaltet
1841 Theater-Liebhaberverein (ebda., S. 70)
1888 Dürener Theaterverein (ebda., S. 108)
1907 von Eberhard Hoesch gestiftetes Stadttheater eröffnet, 1944 zerstört, 1946 wieder eröffnet (ebda., S. 125 und 196), ohne Neubau
1920 Volksverein für Musik und Theater (ebda., S. 147)
1970 Städtische Musikschule
4. 11 Bibliotheken und Museen
1836 Historischer Leseverein (ebda., S. 69)
1840 Casinogesellschaft, 1841 Bau des Casinogebäudes (nach Plänen von Ernst Friedrich Zwirner) auf dem Viehmarkt (ebda., S. 70), 1944 zerstört
1870 Stadtbibliothek (ebda., S. 92)
1873 Städtische Münz- und Altertumssammlung (ebda., S. 95)
1897 Dürener Geschichtsverein (als Zweigverein des Aachener Geschichtsvereins, ebda., S. 117)
1900 Volksbibliothek und Lesehalle (ebda., S. 121)
1905 Von Erben Leopold Hoeschs gestiftetes Leopold-Hoesch-Museum eröffnet (ebda., S. 124), Dürener Museumsverein und Städtische. Gemäldesammlung (ebda.)
1919 Volkshochschule (ebda., S. 146)
1939 begrüdetes Deutsches Papiermuseum wurde Opfer der Kriegsereignisse (ebda., S. 176), Sammlungen jedoch weitgehend gerettet
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Düren. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-dueren.-teil-4-kirche-schule-kultur-und-gesundheitswesen/DE-2086/lido/5dde7441012c79.09946465 (abgerufen am 19.08.2024)