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5. 1 Einwohner- und Häuserzahlen
Vergleiche auch Konfessionszahlen (IV 10)
1762 leben in Osterfeld 213 Einwohner in 28 Haushaltungen (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 766)
1767 zählt das Kirchspiel Osterfeld 29 Kötter und 10 Bauern (ebd. 300)
1782 432 Einwohner in 88 Familien (Muhle, S. 53f.)
1783 zählt Osterfeld 57 Häuser/Familien mit Backöfen (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 310 fol. 6)
1802 hat Osterfeld 335, Vonderort 187 Einwohner (Sta Recklinghausen HAA IA Fach 4 53 fol. 95)
1803 zählt das zum Dorf Osterfeld gehörende Lehmkuhle 79, Osterfeld 56 Wohnplätze (ebd. 6 6 fol. 5)
1811 Dorf und Commune Osterfeld mit Vonderort 556 Einwohner (LAV NRW R Großhzt Berg 5782)
1813 zählt der Ort acht große, eine mittlere, 42 kleine Bauernhöfe, insgesamt 51 Feuerstellen, außerdem zwei Rittergüter und drei Mühlen (STAM Zivilgouvernement 343a)
5. 2 Agrarwirtschaft, Fischerei
Acker- und Viehwirtschaft
(1150) ist der Anbau von Weizen, Roggen und Gerste bezeugt (I 3)
1266 wird auf Gut Vondern Winterweizen angebaut (Lacour, S. 95f.)
1405 wird in Osterfeld Hafer angebaut (Schetter, Regesten, S. 219)
1429 wird an der Knippenburg und in Vonderort Wiesenwirtschaft betrieben (Lacour, S. 102)
1438 Wiesenwirtschaft auf dem Werdener Hof Arenbögel (ebd., S. 103)
1449 muss der Brockhof (Gut Hovel) zweieinhalb Malter Roggen, zwei Hühner und 13 kurkölnische Weißpfennige Pacht an den Herzog von Kleve abführen (ebd., S. 106f.)
1477 Wiesenwirtschaft auf Klever Lehen im Kirchspiel Osterfeld (LAV NRW R Kleve Lehnsregister 662)
1501 ist Weizenanbau in Osterfeld bezeugt (Schetter, Regesten, S. 223)
1520 werden die Weiderechte für Schafe auf dem Bruch nach altem Recht festgelegt (ebd., S. 227f.)
1555 wird um das Haus Vondern Wiesenwirtschaft betrieben (Lacour, S. 116). 1596 werden die Weiderechte an der Emscher zwischen Broick und Breill gelegen an das Haus Vondern verpachtet (ebd., S. 121)
1633 betreibt das Kloster Sterkrade Pferdezucht auf Osterfelder Gebiet (LAV NRW R Sterkrade Akt 27 fol. 59)
1660 baut der zum Stift Essen gehörende Oberhof Borbeck auf seinem Land in Osterfeld Roggen an. Außerdem wird Holzwirtschaft betrieben (Bette, S. 228)
1693 baut das Gut Vondern Hafer an (LAV NRW R Kk VII 86/5 fol. 303)
1699 wird unter anderem im Bereich der Heide Milchwirtschaft betrieben (Schetter, Regesten, S. 245)
1736 Rinder- und Schweinezucht, Milchwirtschaft auf dem Beckmannhof in Osterfeld (PfaO 1195)
1772 wird von den Rotten und Colonaten des Hauses Hove hauptsächlich Getreide (Roggen, Hafer, Gerste, Weizen) angebaut; ebenso 1844 (Sta Bottrop A VII 3 2)
1782 Roggen-, Weizen- und Gerstenanbau in Osterfeld (Sta Recklinghausen HAA I A Fach 8 158 fol 64f.)
1793 Viehzucht auf den Wiesen nahe dem Teich um die St. Antony-Hütte (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 241 fol. 225-228)
(1850) wird in Osterfeld vor allen Roggenwurzel, aber auch Roggen, Gerste, Hafer, Klee und Raps angebaut. Die Roggenwurzel dient als Nahrungsmittel für Mensch und Tier. Wiesenwirtschaft findet vor allem nahe der Emscher statt (PfaO 404 S. 2f.)
1878 ist die Viehzucht in Osterfeld rückständig, da die Milch meist verkauft und so die Viehzucht gehemmt wird (StaOb Amt O 42)
1912 werden vor allen von in Zuchtvereinen organisierten Bergleuten Kleinvieh, zum Beispiel Ziegen, Schafe und Hühner, gehalten (StaOb Amt 0 489), außerdem gibt es Bienenzucht (ebd. 50). Die Kleintierzüchtung wurde unter anderem von der Gemeinde Osterfeld und der Gutehoffnungshütte bezuschusst (ebd. 57). 1915 zählt Osterfeld 1833 viehhaltende Haushalte (STAM Kr. Recklinghausen 260)
1917 werden ausschließlich Getreide sowie Zwischenfrüchte angebaut (ebd. 236)
1929 Anlage einer Lehr- und Mustergeflügelfarm auf Kellermanns Hof (StaOb Amt O 985)
5. 2 Wein- und Gartenbau
1509 Gartenland in Osterfeld (Schetter, Regesten, S. 225)
1624 wird in Osterfeld Wein angebaut (Lacour, S. 126)
1912 gründet sich der Obst- und Gartenbauverein zwecks Verbesserung des Obstanbaus in Osterfeld (StaOb Amt O 54)
1917 kein landwirtschaftlicher Obst- oder Gemüseanbau in Osterfeld (STAM Kr. Recklinghausen 236)
5. 2 Holzwirtschaft
1564 betreibt das Haus Hove auf einem Waldstück in der Heide Holzwirtschaft (Schetter, Regesten, S. 233)
1690 besitzt der Pfarrer von Osterfeld Rechte auf das Holz aus dem Rothebusch und bittet das Dorstener Gericht um Durchsetzung seiner Rechte gegen Osterfelder Familien (ebd., S. 244)
1691 wird den Eingessenen der Kirchspiele Bottrop und Osterfeld die Ausfuhr von Brandholz aus dem Vest verboten (Sta Recklinghausen HAA IB Fach 12, 31)
1810 hat der Graf zu Westerholt das alleinige Recht zur Nutzung des Rothebusch genannten Gehölzes, die übrigen „Gemeinheitsgenossen“ nur zur Viehweide und Plaggenmatt, lediglich der Pastor und zwei weitere Höfe dürfen alle sieben Jahre sieben Fuder Holz daraus beziehen (Sta Recklinghausen HAA IL Fach 78, 132 fol. 3)
1850 sind die bedeutendsten Waldungen der Vonderberg mit Ripsdörnen des Grafen von Nesselrode sowie der Rothebusch und Byfang, der dem Grafen von Westerholt gehört. Ersterer umfasst 300, letzterer 400 Morgen junge Waldung, meist Kiefern (PfaO 404)
5. 2 Fischerei
1405 Fischerei an der Emscher (Lacour, S. 99)
1441 wird bezeugt, dass die Emscherfischerei bei Osterfeld zum Haus Vondern gehört und von dort aus abwärts bis beneden dat waterschap geht. Ostwärts verliefe die Fischerei bis toe Kornop (Essen-Karnap). Entgegen der Rechtslage lassen dort immer wieder die Essener Äbtissinnen zum Teil gewaltsam fischen. Dabei hätten die bisherigen Pächter die Abgaben regelmäßig in Haus Vondern abgegeben (ebd., S. 105f.)
1637 wird in der Elp (Mühlenbach) Fischfang betrieben. Die Fischerei wird vom Kloster Sterkrade sowie von adligen Familien aus der Region in Anspruch genommen (LAV NRW R Sterkrade Akt 49 fol. 1-113)
1793 prozessiert das Kloster Sterkrade mit dem Grafen von Aicholt wegen der Forellenfischerei nahe der Antony-Eisenhütte. Aicholt begründet seine Rechte damit, dass seine Familie bereits 1641 dort Fischerei betrieben habe (ebd. fol. 158-176)
1793 ist die Nutzung der Fischteiche an der St. Antony-Hütte nicht mehr möglich, da sie verschlammen (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 241 fol. 225-228)
5. 3 Bergbau
1791 graben Bauern im Auftrag der St. Antony-Hütte auf vestischem Gebiet (unter anderen in Osterfeld) nach Raseneisenstein (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 721)
1803 gräbt Gottlob Jacobi nahe der St. Antony-Hütte Lehm (LAV NRW R Sterkrade Akt 49 fol. 177-186)
(1880) graben die Firmen Dickmann und Kleinefenn sowie kleinere Unternehmen Kies für den Bahnbau. 1885 wird zum Transport des Kieses eine Kleinbahn zum Bahnhof Osterfeld-Süd errichtet (V 4 Werks- und Privatbahnen). 1950 sind noch zwei Kiesgruben (Feldmann, Kleinefenn) in Nutzung (M. Müller, Die wirtschaftliche Entwicklung Oberhausens, 1950, S. 4)
5. 3 Formsandabbau
1805 fährt ein Fuhrunternehmen Sand aus Osterfeld. Der Formsand wird von der Antony-Hütte für den Eisenguß benötigt (STAM Vest Recklinghausen Landstände 426 fol. 2f.)
1852 beginnt die Kleine-Brockhoff GmbH Formsand im industriellen Maßstab in Osterfeld abzubauen; 1968 Stilllegung, 1996 Rückzug aus dem Formsandgeschäft (D. Hellmann, Die Formsandgräberei in Bottrop, Osterfeld u. Kirchhellen, 1990)
1859 wird am Kusenberg in Osterfeld durch den Pächter des Hauses Hove Formsand gewerblich abgebaut (Bohlmann, Osterfeld, S. 8); 1920 Stilllegung (B. Grünewald, Festschrift zur Erinnerung an d. Verleihung d. Stadtrechte an d. Gemeinde O i. W. am 27. Juni 1921, 1922, S. 56)
1872 erschließen die Firmen August Dickmann und Wilhelm Kleinefenn eine Formsandgrube in Vonderort auf dem Eigentum des Grafen von Nesselrode. 1979 Anschluss der Grube Osterfeld an die Westfälische Bahn, Bahnhof Osterfeld-Süd, 1884 an die Rheinische Bahn; 1965 Stilllegung der Grube (Hellmann, Formsandgräberei)
(1880) gräbt der Besitzer von Haus Hove Sand in Vonderort. Kleinere Sandgruben sind außerdem am Kusenberg, an der Vikariestraße, am Donnerberg in Betrieb. Die Formsandgräberei hat ihr Zentrum in Vonderort (ebd.)
5. 3 Kohlenbergbau
1847 sind vier Unternehmen im Besitz von Schürfscheinen auf Steinkohlen in Osterfeld: Gut Vondern, der Vennbushof, die Antony-Hütte sowie der Hof Schrullenkamp. Alle haben das Recht, 500 Klafter Kohlen pro Jahr abzubauen (Sta Bottrop A V 2, 4)
1854 erfolgen die ersten regelmäßigen Kohlegrabungen im Vest bei Haus Vondern (ebd. 13)
Zeche Vondern
Im Bereich der Zeche Vondern erfolgten die ersten Bohrversuche bereits zwischen 1863 und 1865, als der Schacht Herzog von Arenberg vergeblich abgeteuft wurde. 1898 startete die Gutehoffnungshütte einen erneuten Versuch, wobei der Schacht Vondern zunächst nur als Wetterschacht angelegt wurde. 1900 erreichte der Schacht Karbon bei ca. 167 Meter Tiefe, die erste Sohle wurde bei 220 Meter, die zweite Sohle bei 310 Meter angesetzt. 1903 erfolgte der Bau des Schachts zwei direkt neben Schacht eins. 1905 begann die Zeche Vondern mit der Kohlenförderung. Bereits 1906 erfolgte der Durchschlag der dritten Sohle mit der Zeche Oberhausen, 1912 der Durchschlag mit der Zeche Jacobi (StaOb Amt O 46). Die Förderung über die Zeche Vondern erfolgte bis 1932. Nach der Stilllegung wurden die Anlagen abgerissen, lediglich die Schächte wurden der Zeche Jacoby zugeschlagen und blieben für Seilfahrt und Materialtransport bis 1965 in Nutzung (G. Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847-1992, 1995) 1911 arbeiten in der Zeche Vondern 2250 Arbeiter in zwei Förderschächten (StaOb Amt O 46) 1917 ist die höchste Förderrate der Zeche erreicht. Es werden in den Schächten insgesamt 685.000 Tonnen Kohle gefördert (ebd.)
Zeche Jacobi
Die Zeche Jacobi wurde 1910 von einer Bergwerksgesellschaft gegründet und ging 1916/17 an die Gutehoffnungshütte über. 1912 war der Teufbeginn der Schächte 1 und 2, die erste Sohle wurde bei 345 Meter angesetzt, die zweite Sohle bei 444 Meter (ebd.). Förderbeginn war 1913 (Bohlmann, Osterfeld, S. 8). 1924 erfolgte der Durchschlag zur Zeche Franz Haniel, mit der die Zeche Jacobi 1965 einen Verbund einging. 1974 wurde Jacobi stillgelegt, die Übertageanlage wurden 1980 größtenteils abgerissen (F. Pamp, Zeche Jacobi, 1996, S. 85-88), 1943 erreicht die Zeche Jacobi mit 2.054.970 Tonnen Kohle die höchste Förderleistung. Die Zeche zählt zu diesem Zeitpunkt 5328 Mitarbeiter (ebd., S. 87)
Zeche Osterfeld
Die Zeche Osterfeld ist die älteste der drei Zechen in Osterfeld. Die Planung für Kohlenabbau begann bereits 1858, als an mehreren Stellen in Osterfeld nach Kohle gesucht wurde (PfaO 404 S. 274). Der Teufbeginn war jedoch erst im Jahr 1873. Der sogenannte Schacht Oberhausen 3b an der Vestischen Straße gehörte zunächst zur der von der Gutehoffnungshütte bewirtschafteten Zeche Oberhausen. 1876 erreichte der Schacht Karbon bei 237 Meter. Die erste Sohle wurde 1878 bei 276 Meter, die zweite Sohle bei 377 Meter angelegt. 1879 begann man mit der Kohlenförderung. Aufgrund der guten Lagerstättenbedingungen wurde der Schacht Oberhausen 3 eigenständig und in Osterfeld 1 umbenannt (StaOb Amt O 46). Die Zeche wurde Zeche Osterfeld getauft. 1884 erfolgte ein Durchschlag zur Zeche Oberhausen, 1900 wurde Schacht 2 als Wetterschacht in Betrieb genommen. Aufgrund des hohen Kohlenbedarfs der Gutehoffnungshütte begann man bereits ein Jahr nach Förderbeginn in Schacht 2 1903 mit der Abteufung von Schacht 3 und schuf einen Durchschlag zur Zeche Sterkrade. Da die Zeche stark schlagwettergefährdet war, wurde 1913 mit dem Abteufen eines Wetterschachts, des Schachts IV, begonnen. 1932 erfolgte der Ausbau der Zeche zu einer Großschachtanlage, nachdem die Zechen Sterkrade, Oberhausen und Hugo Haniel aus der Förderung genommen worden waren (Wagemann, S. 2; Bohlmann, Osterfeld, S. 8). Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu größeren Zerstörungen, insbesondere Schacht 3 wurde durch einen Bombenvolltreffer vollständig zerstört und ging erst 1950 wieder in Betrieb (Paul-Reusch-Schacht). Nach der Zerschlagung der Gutehoffnungshütte kamen die Osterfelder Zechen zunächst an die Bergbau AG Neue Hoffnung und 1951 durch Aktienkauf an die Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG). 1968 gingen die Bergbaubetriebe der HOAG an die Ruhrkohle AG (RAG), Bergbau AG Oberhausen, über. In den frühen 1970er Jahren erreichte die Zeche ihre höchsten Förderleistungen. 1988 wurde die Kokerei stillgelegt und die Zeche mit der Dinslakener Zeche Lohberg mit einem täglichen Fördervolumen von 13.000 t Steinkohle und einem Umsatz von 800 Mio. Mark jährlich (Wagemann, S. 2) vereinigt. Die Förderung in Osterfeld wurde im Januar 1992 beendet. Nachdem bereits 1993/94 die Schächte Osterfeld 1, 3 und 4, Sterkrade 1 und 2 sowie Hugo Haniel aufgefüllt worden waren, erfolgte 2007 auch die Verfüllung des 1964 errichteten Nordschachtes. Auf dem Gelände der Zeche Osterfeld 1/3 präsentierte sich 1999 die Landesgartenschau „Olga“ (D. Kusenberg, Osterfeld – eine Heimatgeschichte, 2000, S. 73f.)
1891 ist ein Förderschacht der Zeche Osterfeld mit 998 Arbeitern in Betrieb (StaOb Amt O 46)
1911 zählt die Zeche Osterfeld in drei Förderschächten 4622 Arbeiter. Die Zeche ist vor dem Ersten Weltkrieg die größte in Osterfeld (ebd.)
1981 ereicht die Zeche Osterfeld mit 2,8 Mio. Tonnen die höchste Förderleistung (G. Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847-1992, 1995)
Kokereien
1879 Bau der Kokerei der Zeche Osterfeld (StaOb Amt O 46); 1988 Stilllegung
1906/8 Bau der zur Zeche Vondern gehörenden Kokerei Vonderort (ebd. S. 11); 1932 Stilllegung 1911 gehört zu jeder Zeche in Osterfeld jeweils eine Kokerei. Die Kokerei für die Jacobischächte befindet sich in Planung (ebd.)
1917 Bau der Kokerei Jacobi (ebd. S. 12), 1918 Inbetriebnahme; 1984 Stilllegung
5. 4 Gewerbe und Industrie
1495 Zimmermann (Reimann, S. 86)
1516 Maurermeister (Schetter, Regesten, S. 226)
(1750) leben die Menschen in Osterfeld vornehmlich vom Ackerbau und üben Handwerke im Nebenerwerb aus (Ballestrem, S. 27)
1805 Fuhrunternehmen in Osterfeld (STAM Vest Recklinghausen Landstände 426 fol. 2f.)
1850-1900 Gründung einiger Brennereien und Brauereien, die sich alle nicht halten können (StaOb Amt O 42)
1853 drei Bierbrauereien sowie eine Eisenhütte (St. Antony) in Osterfeld mit 70 Arbeitern und deren 293 Familienmitgliedern; 1858: 80 Arbeiter, 335 Familienmitglieder, 1860: 69 Arbeiter, 187 Familienmitglieder (Sta Bottrop A V 2 1 fol. 99f., 136, 177, 192)
1889 geht die Stellmacherei mit Dampfbetrieb von B. Hüsken mit durchschnittlich fünf Arbeitern in Betrieb (StaOb Amt O 42)
1893 Dampfschreinerei F. Korz mit 10-15 Arbeitern (ebd. 46)
1899 Dampfziegelei Theilemeier, Ziegelstraße, mit ca. 30-50 Arbeitern gegründet (ebd.); vor 1921 Stilllegung (vgl. Tafel 1.2, Gebäudenutzung 1921)
1911 gehört zu den Zechen Osterfeld und Vondern jeweils eine Ammoniakfabrik (StaOb Amt O 46)
1911 Ziegelei im Besitz der Zeche Osterfeld (ebd.)
5. 4 Metallverhüttung und -verarbeitung
1824 wird in der stillgelegten Ölmühle an der Emscher ein Walzbetrieb eingerichtet. Außerdem stellen drei Arbeiter Ofenpfeifen her (PfaO 404 S. 24); 1835 Stilllegung und Umzug in das neue Walzwerk nach Oberhausen (H. Reif, Die verspätete Stadt, 1993, S. 19)
St. Antony-Hütte
Der Beginn der Eisenverhüttung im Raum Osterfeld datiert auf das Jahr 1741, als Franz von der Wenge vom Kölner Erzbischof die Erlaubnis erhielt, zwischen Osterfeld und Buer nach Eisenstein (Raseneisenstein) zu graben (Bohlmann, Osterfeld, S. 6). 1753 vergab der Erzbischof an Wenge zudem die Konzession zum Bau einer Eisenschmelze mit Hütte und Hammerwerk ((Hawicks, S. 487f.)). Osterfeld bot sich aus 3 Gründen für die Eisenverhüttung an: 1. gab es dort große Mengen an Raseneisenstein. Dieser lagerte höchstens 1 m unter der Erde und war bis zu 30 cm dick. 2. garantierten die umliegenden Waldgebiete (Essen, Bottrop, Sterkrade) die Zufuhr von Holzkohle. 3. sorgte der gestaute Elpbach für eine sichere Zufuhr von Wasserkraft für den Antrieb des Hochofengebläses, der Hammer- und Pochwerke. Außerdem diente er als Waschwasser für das Erz. Hinzu kam die Möglichkeit des Abbaus von Formsand in Osterfeld, Kirchhellen und Bottrop (V 3 Formsandabbau).
Bereits 1753 begann Wenge mit dem Bau der Hütte, der jedoch durch einen Rechtsstreit mit dem Kloster Sterkrade, das sich wegen eigener Fischereirechte um die Wassergüte des Elpbaches sorgte, noch im gleichen Jahr gestoppt wurde. Erst nach einem Urteil des Dorstener Gerichtes konnte der Bau der Hütte 1757 fortgesetzt werden (LAV NRW R Sterkrade Akt 49 fol. 114-157). Bereits 1758 wurde die Hütte erstmals in Betrieb genommen, jedoch währte die Hüttenkampagne aufgrund von Absatzschwierigkeiten nicht lange. Die 2. Kampagne erfolgte 1762 (Ballestrem, S. 93-98)
Ab 1771 verpachtete Wenge die Hütte. Besonders Eberhard Pfandhöfer führte sie 1779-83 zu einer ersten Blüte, da er die Niederlande als einen Markt für Kanonenkugeln und andere Eisenwaren für das Werk erschloss. Als Pfandhöfer im benachbarten Sterkrade die Hütte „Gute Hoffnung“ gründete, nahm er auch seine Handelskontakte mit in das preußische Herzogtum Kleve. Doch nicht nur die Gründung der Hütte in Sterkrade, auch die Konkurrenz durch die Hütte Neu-Essen in Essen setzte der Antony-Hütte zu. 1790 verkauften die Erben des Franz von der Wenge die Hütte gleich zweimal an Pfandhöfer und an die Hüttengewerkschaft Neu-Essen des Stifts Essen. Nach einem Rechtsstreit wurde Pfandhöfer 1796 Pächter, floh jedoch bereits 1798 wegen Verschuldung in die Niederlande. Von diesem Zeitpunkt an bewirtschaftete Gottlob Jakobi die Hütte und modernisierte sie (ebd., S. 161)
Bereits 1753 begann Wenge mit dem Bau der Hütte, der jedoch durch einen Rechtsstreit mit dem Kloster Sterkrade, das sich wegen eigener Fischereirechte um die Wassergüte des Elpbaches sorgte, noch im gleichen Jahr gestoppt wurde. Erst nach einem Urteil des Dorstener Gerichtes konnte der Bau der Hütte 1757 fortgesetzt werden (LAV NRW R Sterkrade Akt 49 fol. 114-157). Bereits 1758 wurde die Hütte erstmals in Betrieb genommen, jedoch währte die Hüttenkampagne aufgrund von Absatzschwierigkeiten nicht lange. Die 2. Kampagne erfolgte 1762 (Ballestrem, S. 93-98)
Ab 1771 verpachtete Wenge die Hütte. Besonders Eberhard Pfandhöfer führte sie 1779-83 zu einer ersten Blüte, da er die Niederlande als einen Markt für Kanonenkugeln und andere Eisenwaren für das Werk erschloss. Als Pfandhöfer im benachbarten Sterkrade die Hütte „Gute Hoffnung“ gründete, nahm er auch seine Handelskontakte mit in das preußische Herzogtum Kleve. Doch nicht nur die Gründung der Hütte in Sterkrade, auch die Konkurrenz durch die Hütte Neu-Essen in Essen setzte der Antony-Hütte zu. 1790 verkauften die Erben des Franz von der Wenge die Hütte gleich zweimal an Pfandhöfer und an die Hüttengewerkschaft Neu-Essen des Stifts Essen. Nach einem Rechtsstreit wurde Pfandhöfer 1796 Pächter, floh jedoch bereits 1798 wegen Verschuldung in die Niederlande. Von diesem Zeitpunkt an bewirtschaftete Gottlob Jakobi die Hütte und modernisierte sie (ebd., S. 161)
Mit dem Ende des Ancien Régime und der Säkularisation gingen die Essener und die Osterfelder Hüttenwerke an Gottlob Jakobi und die Brüder Franz und Gerhard Haniel. Über Heinrich Huyssen kam 1808 auch noch die Hütte Gute Hoffnung an die Hüttengewerkschaft, die nunmehr Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH) hieß (Hawicks, S. 494)
Nach dem Tod Jacobis 1823 übernahm der ehemalige Hauslehrer Wilhelm Lueg die Leitung der Hütte. Aufgrund des Erzmangels, der trotz Zukauf aus dem Hessischen nicht behoben werden konnte, war nur noch ein Ofen in Betrieb. Die Stilllegung der Hütte sowie ihr Abbruch war unvermeidlich und erfolgte bereits 1820. Sie wurde im gleichen Jahr in eine Papiermühle umgewandelt, aber auch diese rentierte sich nicht und bestand nur sechs Jahre. Man entließ die Belegschaft und baute einen Hochofen, erweiterte die Gebäude und legte eine Dampfmaschine an. Ab 1827 diente die Hütte wieder als Hochofenwerk (PfaO 404; V 4 Mühlen). Zunächst erfolgte durch einen Auftrag des Königreichs Preußen um1830 eine erneute Blüte der Hütte. Danach ging die Produktion deutlich zurück. 1843 wurde die Verhüttung endgültig beendet (Bohlmann, S. 8). Lediglich die Gießerei sowie die Röhrendreherei produzierten mit Roheisen, das nun angeliefert wurde, weiter. Meist wurde in den Betriebsstätten Kanonenkugeln und sonstige militärische Produkte erzeugt. Hochphasen der Produktion waren nochmals die Kriegsjahre 1864, 1866 und 1870 (Hawicks, S. 495). 1877 wurden auch diese Produktionszweige stillgelegt, da die Hütte ohne Bahnanschluss nicht konkurrenzfähig war (Bohlmann, S. 10). 1880 begann der Abbruch der Betriebsgebäude mit Ausnahme des Wohnhauses an der Antonistraße.
(1760) arbeiten ca. 30 Personen in der St. Antony-Hütte, 1805 60 Arbeiter (PfaO 404 S. 21f.)
1793 beschweren sich Eingesessene aus Sterkrade beim Landgericht, dass durch das Waschen des Eisensteins der Bach so verschmutzt werde, dass das Waschen darin und das Tränken des Viehs mit dem Wasser unmöglich würde, außerdem die Nutzung der Fischteiche und der Mühlen, da die Teiche verschlammten. Der Bach wird ganz roth gelblich und schlechterdings zu jedem Gebrauch untauglich (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 241 fol. 225-228)
1798 kommen die für den Betrieb benötigten Kohlenfässer vor allem aus dem Essener Wald und werden durch Bottroper Fuhrleute zur Hütte geliefert (PfaO 1405)
1808 arbeiten insgesamt 300 Personen in den drei Hüttenwerken der JHH (ebd. 404 S. 23)
1816 produzieren 78 Arbeiter 10.125 Zentner Gusswaren aller Art (STAM Oberpräs. 2811/1); 1828 = 52 Arbeiter (ebd. 669); Um 1830 = 100 Arbeiter (PfaO 1405)
1847 erhält die Hütte einen Schürfschein über 500 Klafter Steinkohlen (Sta Bottrop A; V 2, 4)
Walzwerke Oberhausen
1833 wird im Zuge der Kanalarbeiten an der Emscher zwecks Nutzung des umgeleiteten Wassers mit der Errichtung eines Puddel- und Walzwerks begonnen (PfaO 404 S. 28)
1845 arbeiten zahlreiche Arbeiter aus Osterfeld in den Walzwerken der JHH in Oberhausen (ebd. S. 35)
1902 arbeiten im Blechwalzwerk der GHH (Ende des 19. Jh. angelegt) ca. 100 Arbeiter (StaOb Amt O 46)
1911 arbeiten im Grobblechwalzwerk (Teil der Walzwerke Oberhausen) 465 Arbeiter aus Osterfeld (ebd.)
5. 4 Werks- und Privatbahnen
1847 Bau einer Werksbahn der JHH (GHH) vom Walzwerk an der Emscher zur Essener Straße. 1855 werden die bisher genutzten Holzwagen durch Lokomotiven ersetzt (Praktikus 1959, S. 51)
1879 wird die Konzession für eine Pferdebahn von der Sandgrube des Grafen von Nesselrode (Dickmann und Kleinefenn) zum Bahnhof der Westfälischen Bahn an der Wallstraße erteilt; 1884 Stilllegung (Bohlmann, Osterfeld, S. 10)
1884 erfolgt der Anschluss der Sandgrube in Vonderort (Dickmann und Kleinefenn) an die Rheinische Bahn; 1892 Umrüstung auf 600 mm Loks; Um 1950 Stilllegung (Hellmann, Formsandgräberei)
1913-28 Bau der Anschlussbahnen von Schacht 4 und den Haniel-Schächten der GHH (StaOb Amt O 766); 1927-29 Hebung der Hüttenbahn mit Überführung der Oberhausener Straße (ebd. 768)
5. 4 Mühlen
1405 und 1424 gehört eine Mühle zum Gut Vondern (Lacour, S. 99, 102)
1424 Mühlenstätte an der Kobbenborch, vermutlich eine Mühle am Mühlenbach bei der Koppenburg (ebd., S. 102)
1429 gehören zwei Kornmühlen zum Gut Vondern (ebd.)
1449 wird eine Mühle im Besitz des Gutes Vondern genannt. Sie liegt nahe dem Gut im Bereich des Kirchspiels Osterfeld (ebd., S. 106)
1450 Kobbermole (ebd., S. 107f.)
1511 Mühle auf der Emscher, vermutlich eine Wassermühle, im Besitz des Herzogs von Kleve (Lacour, S. 113)
1734 Kornmühle im Norden von Osterfeld (PfaO 1239)
1793 ist durch das Waschen des Eisensteins oder –grunds durch die St. Antony-Eisenhütte die Nutzung der Mühlen nicht möglich, da die Teiche verschlammen (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 241 fol. 225-228)
1813 drei Mühlen in Vonderort (STAM Zivilgouvernement zwischen Weser u. Rhein 343a)
1820 wird die St. Antony-Hütte abgebrochen und in eine Papiermühle umgewandelt (PfaO 404 S. 23)
1822 Bau einer Ölmühle sowie einer Lohmühle an der Emscher; 1824 Stilllegung (ebd., S. 23f.)
1823 und 1853 drei Kornwassermühlen in Osterfeld (Sta Bottrop AV 2 1 fol. 7, 99f.)
1825 drei Mühlen, Bukennmühle am Elpenbach, Vondernmühle an der Emscher und Koppenburgmühle am Koppenburgmühlenbach (Tafel 3)
1885 je ein Wind-, Wasser- sowie Dampfmühle in Osterfeld (Sta Bottrop A V 2, 6)
5. 4 Kreditinstitute
1892 Sparkasse der Gemeinde Osterfeld (STAM Reg. Münster IV-24-70). 1929 Sparkasse Oberhausen
1897 Spar- und Kreditgenossenschaft für Handwerker und Geschäftsleute (StaOb Amt O 42)
1905 wird der Spar- und Bauverein in Osterfeld gegründet = 2007 Rheinisch-Westfälische Baugenossenschaft (Bohlmann, Osterfeld, S. 11)
1911 Bankfiliale der Bank Küster, Ullrich und Co. Gladbeck in Osterfeld, außerdem ein Spar- und Kreditverein mit 47 Mitgliedern und ein Spar- und Bauverein mit 327 Mitgliedern (StaOb Amt O 46)
1924 Bau des Spar- und Stadtkassengebäudes (Bohlmann, Osterfeld, S. 12)
5. 4 Druckereien und Zeitungen
1892 Gründung des Osterfelder Anzeigers für Osterfeld, Eisenheim, Vonderort und Klosterhardt. Die Druckerei sitzt in Sterkrade (StaOb Amt O 200)
1902 Gründung der Buchdruckerei und Verlag P. J. Spies, erster Buchdrucker in Osterfeld (ebd. 190)
1902 Osterfelder Zeitung (ebd. 297)
1904 General-Anzeiger für Oberhauen, Sterkrade, Osterfeld, Bottrop und Umgebung (ebd. 190)
1919 drei Buchdruckereien (ebd. 880)
5. 5 Wirtschaftliche und soziale Gesamtentwicklung
Grundlage der Wirtschaft des Raumes Osterfeld waren vom Mittelalter bis Mitte des 19. Jh. die Landwirtschaft, insbesondere der Getreideanbau (Roggen, Hafer, Weizen). Aber auch Fischerei in der Emscher und den Fischteichen am Elpbach sowie die Viehwirtschaft (Rinder-, Schweine- und Schafzucht) waren bedeutend (vgl. insgesamt V 2). Dabei waren die Böden des Kirchspiels von überwiegend geringerer Güte, was vor allem an drei Faktoren lag: 1. wurde der Wert der Böden an manchen Stellen stark durch den vorhandenen Raseneisenstein gemindert. 2. eigneten sich die sumpfigen Bruchlandschaften nur selten und nachrangig für den Getreideanbau, und 3. waren die Höhenlagen des Kirchspiels durch eine ebenfalls wenig fruchtbare Heidelandschaft geprägt. In den Heidebereichen wurde somit, wenn überhaupt eine Nutzung möglich war, Wiesenwirtschaft betrieben, während der Anbau von Klee und Raps nur auf den wenigen besseren Böden gelang. Getreide, hier vor allem Roggen und Weizen, weniger Gerste, wurde vornehmlich in den wenigen fruchtbareren Bereichen der Heide angebaut, dort, wo Mergelschichten Ackerwirtschaft begünstigten (hierzu: PfaO 404 S. 2). Insbesondere die mergelhaltigen Böden förderten den Anbau der sogenannten Roggenwurzel, die lange Zeit eines der Haupterzeugnisse in Osterfeld war, und dort sowohl Vieh als auch Mensch als Nahrung diente (ebd.)
Grundsätzlich ist ein Nord-Südgefälle der Bodenqualität zu verzeichnen, so dass die ertragreichste Wiesen- und Ackerwirtschaft in der Nähe der Emscher stattfand. An der Emscher war auch die effektivste Milch- und Viehwirtschaft möglich. Die Holzwirtschaft (vor allem Kieferholz) war im Norden des Kirchspiels, im Rothebusch und am Kickenberg, aber auch in anderen Waldgebieten (Byfang, Vonderberg) von Bedeutung (ebd., S. 3)
Allerdings war die von Gewässern durchzogene Landschaft im Norden der Emscher für die Mühlenwirtschaft gut geeignet, die bis weit in das 19. Jh. in Osterfeld bedeutend war. Getreidemühlen sind dort seit Anfang des 15. Jh. bezeugt, 1426 waren zwei Kornmühlen an der Emscher sowie am Mühlenbach bei der Koppenburg in Betrieb. Weitere Mühlen kamen hinzu, so eine Ölmühle 1822 und die Papiermühle am Elpbach 1820. Noch 1885 waren in Osterfeld drei Mühlen in Betrieb (V 4 Mühlen)
Bereits um 1830 profitierte das noch landwirtschaftlich orientierte Osterfeld von der einsetzenden Industrialisierung in Sterkrade, Oberhausen und vor allem Mülheim. Besonders der gewerbliche Handel vollzog sich über die vestischen Straßen, so dass der Zwischenhandel mit Nahrungsmitteln (Butter, Eier, Gemüse, Heu, Kartoffeln, Getreide aber auch Obst) die Wirtschaft in Osterfeld zu einem Aufschwung verhalf. Hinzu kam, dass zahlreiche Arbeiter aus Osterfeld in den umliegenden Hüttenbetrieben Arbeit fanden und durch vergleichsweise hohe Tagelöhne zur Verbesserung der wirtschaftlichen wie sozialen Situation der Bevölkerung sowie der anderen Branchen, besonders der Landwirtschaft, beitrugen (PfaO 404 S. 35). So berichtet etwa der Bottroper Bürgermeister bereits 1830 von einem ungewöhnlichen Wohlstand und einem gewerblichen Verkehr in Osterfeld, der in wenigen Gemeinden seinesgleichen hat und nennt als Gründe unter anderem die Eisenhütten in Sterkrade, Oberhausen und Osterfeld (Muhle, S. 77)
Die Berufs- und Gewerbetabellen 1816-40 zeigen ebenfalls für das frühe 19. Jh. noch deutlich das Überwiegen der Landwirtschaft (einschließlich Knechten, Mägden und Tagelöhnern; V 4). 1850 wurden mehr als 40 % der Fläche der Gemeinde Osterfelds als Acker- oder Weideland genutzt; weitere 20 % als Holzungsland. Bis 1926 sank der Anteil der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen unter 35 % (V 2 Bodennutzungstabellen). Mit dieser Veränderung ging ein Wandel der Beschäftigtenstruktur einher. 1970 waren nur 0,4 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig, 65,7 % dagegen im produzierenden Gewerbe.
Die Fischereiwirtschaft war in Osterfeld bis weit in das 19. Jh. verbreitet, denn sowohl an der Emscher als auch nahe der Antony-Hütte wurden Fischereibezirke verpachtet bzw. genutzt. Aber auch die Bedeutung der Fischereiwirtschaft sank bereits im Verlauf des 18. Jh. mit der Errichtung der Antony-Hütte sowie der Hüttenwerke in Oberhausen und an der Emscher (V 2 Fischerei).
Im regionalen Handel traten Osterfelder Kaufleute bis Anfang des 19. Jh. nicht auf. 1816 nennen die Quellen nur vier Händler aus Osterfeld (V 4 Gewerbetabellen). Osterfeld war kein Marktort, so dass davon auszugehen ist, dass nur der regionale Handel bis Ende des 18. Jh. für die Osterfelder Wirtschaft eine geringe Rolle spielte. Erst mit der erwähnten Industrialisierung in den umliegenden Kommunen kam es zu einem Aufschwung im Handel, so dass die Anzahl der Händler und Kaufleute bis um 1830 auf 12 stieg. Allein neun waren Viktualienhändler. Mit dem Verlust des Viehmarktes an Bottrop 1826 ging jedoch ein Bedeutungsverlust von Osterfeld als Nahmarkt einher, der bis um 1870 anhielt. Ein neuerlicher Aufschwung des Handels erfolgte in der Industrialisierungsphase, als sich nach 1876 Wochen- und Jahrmärkte etablierten, die vor allem der Versorgung der durch den Bergbau schnell anwachsenden Bevölkerung dienten (III 2 Markt)
Der gewerbliche Sektor war bis Mitte des 18. Jh. kaum oder gar nicht vertreten (ebd.). Ein erster gewerblicher Aufschwung setzte erst mit der Errichtung der St. Antony-Hütte ein (V 4). Auch wenn die Arbeiterzahl bis 1816 maximal 50-100 betrug, die Hütte häufiger von Stilllegung betroffen war und der Konkurrenzdruck durch die Hütten in Sterkrade und Neu-Essen zunahm, hatte die Hütte für den Ort große wirtschaftliche Bedeutung, da sie den Einwohnern durch Zulieferer- und Fuhrdienste zusätzliche Einnahmequellen eröffnete. Vor allem die Bauern konnten mit der Suche und Lieferung von Raseneisenstein ihre kargen Einkünfte vermehren (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 721). Die Köhlereien, die die Hütte mit Holzkohle belieferten, waren weniger in Osterfeld, sondern vor allem in Essen, Sterkrade und Bottrop zu finden. Auch die Kohlenfuhren erfolgten nicht nur durch Fuhrleute aus Osterfeld, sondern speziell aus Bottrop (PfaO 1405; V 4 St. Antony-Hütte). Allerdings wurden Sandfuhren häufig von Osterfelder Fuhrleuten vorgenommen. Der Sand diente als Formsand für die Gießerei (STAM Vest Recklinghausen Landstände 426 fol. 2f.). In der Hochphase der St. Antony-Hütte 1830-35 war sie zunächst der zentrale Wirtschaftsfaktor für Osterfeld. Insbesondere größere Waffen- bzw. Munitionslieferungen an Preußen führten zu einer soliden Geschäftslage. Diese Position verlor sie bereits nach 1835 an die Hütte und das Walzwerk in Oberhausen, welche der Osterfelder Bevölkerung als zunehmend wichtiger Arbeitgeber dienten
Mitte des 19. Jh. begann der rasante Aufstieg der Gemeinde Osterfelds selbst als Industriestandort. Er basierte auf drei Säulen: Der Steinkohle, der Eisenbahn sowie der Steinkohlenveredlung und der Zuliefererindustrie. Der Steinkohlenbergbau begann bereits um 1870 den Rang in Osterfeld einzunehmen, den vormals die Eisenindustrie gehabt hatte. Osterfeld wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem bedeutenden Bergbaustandort. Erste Versuche der Nutzung von Steinkohle als Energieträger für die Eisenverhüttung waren schon in der St. Antony-Hütte vorgenommen worden, jedoch nicht erfolgreich. 1847 wurden die ersten Konzessionen zur Steinkohlengewinnung vergeben. Die Planung für Kohlenabbau begann knapp 10 Jahre später, 1858, als an mehreren Stellen in Osterfeld nach Kohle gesucht wurde (PfaO 404 S. 274). 1873 war der Teufbeginn des zunächst zur von der GHH bewirtschafteten Zeche Oberhausen gehörenden Schachts Oberhausen 3b. Ihm folgten nach der Selbständigkeit der Zeche 1888 in den Jahren bis 1921 drei weitere Schächte (Tafel 1.2, Gebäudenutzung 1921; V 3 Kohlenbergbau). 1905 folgte die Einrichtung der Zeche Vondern, 1912 die der Zeche Jakoby (ebd.). Bereits 1905 förderte die Zeche Osterfeld mehr als 1 Mio. Tonnen Steinkohle. 1911 waren in den drei großindustriellen Betrieben in Osterfeld (Zechen Osterfeld und Vondern sowie dem Grobblechwalzwerk Oberhausen) mehr als 7.000 Menschen beschäftigt, davon allein 4.622 Arbeiter in der Zeche Osterfeld (1891: 998) (StaOb Amt O 46). Die höchste Abbauquote erreichte die Zeche Osterfeld 1980 mit 2,6 Mio. Tonnen Förderleistung. Die meisten Mitarbeiter zählte die Zeche 1955 mit 8.109 Arbeitern und Angestellten. Zwischen 1905 und 1929 förderte das Bergwerk im Schnitt zwischen 1,1 Mio. und 600.000 Tonnen Steinkohle. Die Zeche Jakoby erreichte ihre höchste Förderleistung 1965 mit knapp 2,4 Mio. Tonnen Steinkohle. 1950 hatte die Zeche eine Belegschaft von mehr als 5.000 Arbeitern und Angestellten. Bis 1929 wurden im Schnitt 300.000-700.000 Tonnen gefördert. Die Belegschaftszahl lag bei 1.000-2.000 Arbeitern und Angestellten. Die Zeche Vondern war die kleinste der drei Osterfelder Zechen. Sie förderte 1917 die Höchstmenge von 685 000 Tonnen Kohle. 1925 zählte sie 2.209 Mitarbeiter (zu den Zahlen: G. Hegermann, Steinkohlenbergbau in Oberhausen 1847-1992, 1995). Insgesamt waren in der Hochphase des Osterfelder Bergbaus mehr als 8.500 Menschen in den drei Zechen beschäftigt. 1910 zählten die Zechen insgesamt knapp 7.000, 1925 ca. 8.500 Arbeiter und Angestellte (inklusive der angeschlossenen Kokereien und sonstigen Fabriken; ebd.)
Mit der Anlage von Förderschächten ging die Errichtung von Veredlungsanlagen einher. Zwischen 1879 und 1917 wurde bei jeder Zeche eine Kokerei errichtet; außerdem produzierten zwei Ammoniakfabriken sowie eine Ziegelei für die GHH in Osterfeld (StaOb Amt O 46). Ebenso nahm der Formsandabbau einen Aufschwung in Osterfeld, Bottrop und Kirchhellen (IV 3)
Der 3. zentrale Faktor für die gewerblich-industrielle Entwicklung des Standortes Osterfeld war die Eisenbahn. 1873 wurde der Rangierbahnhof Osterfeld-Süd in Betrieb genommen. 1879 erfolgte die Errichtung des Westfälischen Bahnhofs sowie des Bahnhofs Osterfeld-Nord. Damit hatte der Ort mit nur 4.000 Einwohnern drei Bahnhöfe auf seiner Gemarkung, die von mehreren Gesellschaften betrieben und angefahren wurden. Osterfeld war ein zentraler Eisenbahnknotenpunkt an Rhein und Ruhr und wurde bis zur Jahrhundertwende zum wichtigsten des Ruhrgebiets. Insbesondere der Rangier- und Sammelbahnhof Osterfeld, in Verlängerung zum Bahnhof Osterfeld-Süd, entwickelte sich nach der Neuanlage durch die KPEV zwischen 1891 und 1911 zum größten Bahnhof in Preußen und Hauptumschlagplatz für Industriegüter. Allein 1906 wurden 773.000 Waggons in Osterfeld umgeschlagen, 1914 waren es sogar 2 Mio (ebd.). Um 1911 waren 1.513 Personen bei den Osterfelder Bahnhöfen sowie den Eisenbahnwerken beschäftigt. 1926 arbeiteten fast 10.000 Personen in den Sektoren Industrie, Dienstleistung (Eisenbahn) und Gewerbe
Die Industrialisierung in Osterfeld führte zu einem beträchtlichen Anwachsen der Bevölkerung. Zwischen 1837 und 1906 stieg die Bevölkerung von 694 auf 23.700 Einwohner an. 1950 zählte Alt-Osterfeld 54.583 Einwohner, 1970 nur noch 49.865. Wurden die meisten Bediensteten der Eisenbahn im Westen angeworben, so bediente sich die GHH vornehmlich auf dem Arbeitsmarkt im Osten des Reiches, vor allem in den mehrheitlich polnischsprachigen Provinzen sowie in Schlesien und Ostpreußen. Dies hatte nicht zuletzt Auswirkungen auf die Sozialstruktur des Ortes. 1913 betrug der Anteil der Kinder mit fremder Muttersprache an den Osterfelder Schulen zum Teil mehr als 40 % (Osterfeld-Süd 49,8%; Vonderort 50,9%). Diese besuchten fast ausschließlich die katholischen Schulen. An den evangelischen Systemen betrug der Anteil lediglich 0-3,5% (PfaO 2423 S. 12). Stellte der Osterfelder Pfarrer Terlunen noch Anfang des 19. Jh. einen Aufschwung des Ortes durch die hohen Löhne der Metallarbeiter beim Walzwerk Oberhausen fest, so hatte das Amt Osterfeld nach 1891 immer mehr mit Seuchen (vor allem Lungenkrankheiten, StaOb Amt O 46) und Armut zu kämpfen. Das 1877 errichtete Armenhaus in Osterfeld reichte 1891 lange nicht mehr aus, so dass 1902 ein neues errichtet und bereits 1906 ausgebaut werden musste (ebd. 171). Im gleichen Jahr baten mehrere Bergmannsfamilien um einen Platz im neu errichteten Armenhaus (ebd. 166). 1911 richtete die Stadt eine Lungenfürsorgestelle ein, ebenso eine Sanitätskolonie (StaOb Amt O 46). Die Verhältnisse verbesserten sich in den folgenden Jahren nachhaltig – insbesondere auch hinsichtlich Hygiene, sozialer Bedingungen und Bildung der Arbeiterkinder. Insbesondere in diesem Bereich wurde die Kommune vereint mit den Kirchen und der GHH nachhaltig tätig (IV 6 Armenwesen; IV 11).
Die Entwicklung des Standortes Osterfeld führte zu einer im Ruhrgebiet typischen Monostrukturierung des Wirtschaftsraumes. Wirtschaftliche Schwierigkeiten bei der GHH, Rationalisierungen, die Kohlekrise und in der Folge Schließung der Bergwerke beeinträchtigten den Standort und die Sozial- und Wirtschaftstrukturen nachhaltig. So setzt die Stadt Oberhausen seit den 1990er Jahren zunehmend auf eine breitere Streuung ihrer wirtschaftlichen Grundlagen, insbesondere auf mittelständisches Gewerbe, Einzelhandel und Dienstleistung – auch im Osterfelder Raum. Die Ablösung der alten städtischen Zentren durch die Neue Mitte Oberhausen nahe dem alten Osterfelder Zentrums ist ein Baustein im groß angelegten Strukturwandel, der noch nicht abgeschlossen ist.
5. 6 Maße und Gewichte
Hohlmaße
(1491) Malter Bottroper Maßes, desgl. 1501 und 1540 (Schetter, Regesten, S. 222f., 231)
1509 Malter Osterfelder Maßes, desgl. 1535 und 1540 (ebd., S. 225, 230)
1571 gilt auch das Dinslakener Maß in Osterfeld (ebd., S. 234)
Im Vest Recklinghausen waren vor allem drei Hohlmaße gebräuchlich, das Recklinghäuser Maß, das Dorstener Maß sowie das Waltroper Maß (Burghardt, S. 436f.). Das Osterfelder und das Bottroper Maß waren vermutlich an die drei gängigen Maße angelehnt. Über das Volumen der beiden regionalen Maße liegen keine Angaben aus älterer Zeit vor.
Feldmaß
13. Jahrhundert gelten im Vest die kölnischen Feldmaße: 1 Scheffel Land = 104 Ruten; 1 Rute = 16 Fuß. Der kölnische Mg ist nicht gebräuchlich (Sta Recklinghausen HAA II G 60 fol. 4)
1790 1 Scheffel, 1 Viertel und 20 Ruten = 1 kölnischer Mg (Burghardt, S. 440)
1847 ist das im Steinkohlenabbau verwendete Längenmaß in Osterfeld der preußische Klafter = 1,88 m (Sta Bottrop A V 2, 4)
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Rönz, Helmut, Rheinischer Städteatlas Osterfeld. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-osterfeld.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur-statistik/DE-2086/lido/5ce7ed076801f6.74330404 (abgerufen am 19.08.2024)