Albert Gschwendner war ein deutscher Unternehmer und Gründer des Tee-Franchise-Unternehmens „TeeGschwendner“.
Albert Gschwendner wurde am 9.4.1954 als Sohn von Hedwig (geboren 1918) und Karl Gschwendner (1910–1998) in Trier geboren. Gschwendner war schon als Jugendlicher ein großer Teeliebhaber und gründete aus Verärgerung, dass es kein Teefachgeschäft in seiner Heimatstadt gab, 1976 in Trier den „Teeladen“. Zusammen mit seiner Ehefrau Gwendalina (1959-2002) führte der damals 22-Jährige das Geschäft, das aus mangelnder Unternehmererfahrung zunächst nicht recht in Schwung kommen wollte. Die Miete des Ladens war zwar gering, doch der schlechte Standort wurde dem Ehepaar zum Verhängnis, das Geschäft lief nicht ausreichend rentabel. Alberts älterer Bruder Karl (geboren 1943) verlegte daraufhin den „Teeladen“ an einen besseren Standort - prompt stellten sich erste Erfolge ein.
Albert und seine Frau Gwendalina entschieden sich, ein Jahr nach dem ersten „Teeladen“ einen weiteren zu eröffnen. Das bedeutete gleichzeitig, dass Albert Gschwendner das geplante Studium der Sozialpädagogik aufgab. Das Ehepaar versuchte nun in Bonn Fuß zu fassen und eröffnete im Mai 1977 am Kaiserplatz den „Teeladen“. Etwa gleichzeitig gründete Alberts Bruder Ottmar in Mainz eine Filiale. Auch die Familie Gschwendner vergrößerte sich; 1979 kam Sohn Till zur Welt, 1981 Anna Geraldine und 1983 Jonathan.
1978 gründeten Albert und Karl eine „Teeladen Gbr. Gschwendner GmbH“ und meldeten diese im Handelsregister an. Seitdem wurde von Bornheim aus der Teehandel koordiniert. Durch ein neues Firmenkonzept entstand eine weitere Filiale in Nürnberg, die über einen Lizenzvertrag geführt wurde, ein Vorreiter des heutigen „Franchise“-Systems. Außerdem wurde das Angebot erweitert, neben Teesorten wurde auch Teezubehör, wie Teekannen und Teefilter, angeboten.
Nachdem die Gschwendners mit dieser Art der Unternehmensführung gute Erfahrungen in Nürnberg gemacht hatten, erfolgte der endgültige Schritt zum Franchise zu Beginn der 1980er Jahre und die Mitgliedschaft im Deutschen Franchise-Verband e.V. 1985. Gschwendner vergab die Rechte seiner Marke an Ladenbesitzer, die dafür Nutzungsgebühren zahlen mussten. Nach Aussage Albert Gschwendners konnte nur so das Geschäftskonzept wie gewollt umgesetzt und gleichzeitig die Motivation der Verkäufer erhöht werden, zusätzlich fördere Franchising die Selbstständigkeit. Außerdem bot dieses Geschäftskonzept dem Unternehmen die Grundlage für die weitere Expansion. Der „Teeladen“ breitete sich innerhalb der nächsten Jahre bundesweit schnell aus. Bis zu Beginn der 1990er Jahre gab es insgesamt 51 Franchise-Partnerbetriebe in Deutschland, aber auch in Österreich, Luxemburg und der Schweiz wurden 1992 erste Geschäfte eröffnet. Mit der europäischen Expansion fand gleichzeitig eine Professionalisierung des Unternehmens statt. So wurde 1989 ein Werberat gegründet, der für die gleichmäßige Umsetzung des Marketings zuständig war, wie beispielsweise die Abbildung des „Teeladen“-Logos auf allen Geschäften und Produkten. Auch qualitativ wollte Albert Gschwendner sein Teeangebot erweitern, weshalb er regelmäßig zu den Teeerzeugern reiste, um Einfluss auf die Produkte zu bekommen. 1991 kam es zur ersten Gschwendnerschen Reise in die Teegärten Darjeelings in Indien, wo neue Teesorten direkt eingekauft und nach Europa importiert wurden; viele Reisen sollten über Jahre hinweg dorthin gehen. Bereits seit längerem bezahlte Gschwendner Rekordpreise für die Darjeeling-Tees, weil ihm vor allem die Qualität wichtig war. Deswegen wurde im Teegarten Puttabong ein Bereich nach ihm benannt. 1992 wurde Gschwendner Vorstandsmitglied im Deutschen Teeverband e.V., der sich vor allem mit der Qualitätssicherung, dem Lebensmittelrecht und den ernährungsphysiologischen Fragen bezüglich des Tees beschäftigt.
Um der quantitativen und qualitativen Erweiterung des Unternehmens weiterhin gerecht zu werden, musste eine neue, größere Firmenzentrale als die in Bornheim gefunden werden. Die Wahl fiel 1993 auf Meckenheim, wo der Firmensitz in den nächsten Jahren drei Mal vergrößert wurde.
1994 erfüllte sich ein persönlicher Traum von Albert und Gwendalina Gschwendner: Das sogenannte „Knusperhäuschen“, ein Fachwerkhaus Am Dreieck in Bonn, konnte als Filiale für den „Teeladen“ gewonnen werden. Bereits 1975 hatten die Gschwendners dieses Objekt ideal für ihren Laden gefunden, konnten es sich finanziell jedoch noch nicht leisten. Gwendalina Gschwendner persönlich richtete die neue Filiale ein, die im Erdgeschoss den Verkaufsraum beherbergt, im ersten Stockwerk eine Teestube.
1996 stellte das Schicksal die Gschwendners auf eine harte Probe, als ihr ältester Sohn Till im Alter von 17 Jahren starb. Till Gschwendner war ein passionierter Tennisspieler beim TC Ville gewesen, weshalb Albert und Gwendalina Gschwendner dem Verein vorschlugen, ein Tennisturnier zu seinem Gedenken auszurichten. Dieses Turnier findet seit 1997 jährlich statt und wurde zum Ersatz der Stadtmeisterschaften in Bornheim. Sechs Jahre später folgte Gwendalina ihrem Sohn und starb mit nur 43 Jahren.
1999 war für das Unternehmen Gschwendner ein einschneidendes Jahr. Nach Aussage Albert Gschwendners wurde sein „Teeladen“ zu oft mit anderen Anbietern verwechselt, was dem Unternehmen auf Dauer hätte schaden können. So erfolgte 1999 die Umbenennung des „Teeladens“ in „TeeGschwendner“. Außerdem wurde das Unternehmensmotto „Handeln und Tee trinken“ eingeführt und die einzelnen Läden neu eingerichtet. Ein helles Ambiente und ein klares Produktdesign sollten dem Kunden einen höheren Komfort beim Einkauf bieten. Der erste Laden nach dem neuen Konzept wurde im August 1999 in Freiburg eröffnet, die Umgestaltung der restlichen Läden erfolgte schrittweise in den darauffolgenden Jahren. Außerdem kooperierte die Lufthansa seit 1999 mit TeeGschwendner, sodass Kunden auch am Flughafen und im Flugzeug das Angebot von „TeeGschwendner“ trinken können.
Ein weiterer Schritt Richtung Qualitätsverbesserung erfolgte 2000 mit der Einrichtung eines firmeneigenen Labors zur Prüfung der Teesorten auf Verunreinigungen. Hier werden bis heute alle Tees, die vornehmlich aus den traditionellen Anbaugebieten in Indien, China, Japan, Sri Lanka, Indonesien und Nepal kommen, getestet. Außerdem wurden von diesem Zeitpunkt an auch Teesorten von „TeeGschwendner“ selbst gemischt. Nach Abschluss der qualitativen Verbesserungen erfolgte eine weitere Expansion der „TeeGschwendner“-Filialen. 2005 konnte eine Zahl von 118 Filialen bundesweit und die Stellung des Marktführers in Deutschland erreicht werden. Nun konnte auch mit der internationalen Expansion begonnen werden. Sowohl in Saudi-Arabien, Kuwait, Brasilien und in den USA eröffneten seit 2005 Geschäfte der Marke „TeeGschwendner“.
2007 entwickelte „TeeGschwendner“ gemeinsam mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg einen Weiterbildungsgang zum Teesommelier.
Albert Gschwendner war ein gläubiger Katholik und versuchte sein Unternehmen auf Basis der christlichen Soziallehre zu leiten. Er setzte sich für den fairen Handel mit der Dritten Welt ein. In Kooperation mit Organisationen, wie der 1992 gegründete Verein TransFair e.V., der das Fairtrade-Gütezeichen vergibt, oder Nabu e.V., dem Naturschutzbund Deutschland, oder Naturland e.V., Verband für ökologischen Landbau, verkauft Gschwendner Teesorten, die fair gehandelt und ökologisch angebaut werden. Tee sollte nach Gschwendners Auffassung nachhaltig umweltgerecht angebaut werden. Teile der Einnahmen durch diese Tees werden außerdem an wohltätige Projekte gespendet, wie zum Beispiel dem Tigerschutzprojekt des Nabu in Südindien. Auch in Nepal engagiert sich das Unternehmen zusammen mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) für Kleinbauern in den Teeanbaugebieten. „TeeGschwendner“ eröffnete ein von Experten geführtes Schulungszentrum, das den Kleinbauern Hilfe und Unterstützung bieten soll. Mit dem Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika unterstützte TeeGschwendner eine Initiative des „Clubs der guten Hoffnung“, die sich gegen die Jugendgewalt in Afrika einsetzt. Ein Teil der Einnahmen des „Club-Ice-Tea Ananas-Passionsfrucht“ wurde dem Club gespendet.
Dafür, dass Albert Gschwendner sich nicht nur für Wohltätigkeitsprojekte engagierte, sondern auch das Ziel hatte, seine Franchise-Partner zufrieden zu stellen, wurde TeeGschwendner 2009 belohnt. Für seine hohe Franchise-Nehmer-Zufriedenheit bekam TeeGschwendner den F&C Award in Gold für ein besonders gutes Unternehmensnetzwerk vom Institut für Franchising und Cooperation verliehen.
Am 16.7.2010 starb Albert Gschwendner im Alter von 56 Jahren nach schwerer Krankheit. Am Requiem im Bonner Münster nahmen viele Gäste aus dem In- und Ausland teil. Begraben wurde er in Bornheim-Brenig. Er hinterließ seine zweite Ehefrau Andrea Gschwendner-Wellensiek und fünf Kinder aus beiden Ehen.
Nach dem Tod Albert Gschwendners übernahm der seit 1994 bei dem Unternehmen arbeitende langjährige Mitgeschäftsführer Thomas Holz die Geschäftsführung. Die „TeeGschwendner“- Filiale im „Knusperhäuschen“ in Bonn – die einzige im Familienbesitz befindliche Filiale - übernahm Tochter Anna Geraldine Gschwendner. TeeGschwendner etablierte sich als größte deutsche Teehandelsgruppe mit einem Marktanteil von 30 Prozent am Fachhandel. Heute bietet das Unternehmen in seinen bundesweit 125 Filialen mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern rund 350 Teesorten an.
Literatur
_ TeeGschwendner GmbH (Hg.), Teecetera Ausgabe 3. September 2003. _
Online
Bünder, Helmut: „Wir verkaufen Tee und Selbstständigkeit“ (30.01.2010), (Stand: 28.07.2013). [Online]
Teeverband. [Online]
Tee-Unternehmer Albert Gschwendner gestorben,(21.07.2010), (Stand: 28.07.2013). [Online]
Theiss, Sybille, Nach dem Vorbild des Fischschwarms(06.05.2003), (Stand: 28.07.2013). [Online]
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Saam, Alena, Albert Gschwendner, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/albert-gschwendner/DE-2086/lido/57c6d95fbc1807.13286803 (abgerufen am 21.06.2022)