Zu den Kapiteln
Schlagworte
3. 1 Grund- und Gerichtsherrschaft, Weistümer, Amtsträger und Bedienstete
3. 1 Grundherrschaft
3. 1 Frechen
877 bestätigte Kaiser Karl der Kahle dem westfränkischen Kloster Saint-Bertin in Saint-Omer den Besitz von zehn mansa cum matre ecclesia in Frechen (I 3; 1015 waren es nur noch acht Mansen, I 3), der möglicherweise auf eine Schenkung aus Königsgut zurückgeht. Der noch im Spätmittelalter bestehende Rechtszug des Frechener Hochgerichts nach Aachen könnte dafür sprechen (vgl. III 1 Gerichtsherrschaft). Der Besitz war wohl identisch mit dem später hoeffacker genannten Gut langs den kirchoff (auch Kirchengut genannt) (RA Arnhem Culemborg Inv. 7382), auf dem auch die Zehntscheune stand (Weistümer III, 1; vgl. zur Lage Tafel 1, Grundriss). Das Kloster konnte die Grundherrschaft nicht immer unangefochten behaupten. 1553 verkaufte es seinen Besitz in Frechen an Graf Dietrich von Manderscheid (StaK Gelenius, Farragines XV, 2 fol. 567 ff), dessen Erbe die Grafen von Palant-Culemborg antraten (vgl. dazu Göbels, Pfarrkirche)
941 schenkte Erzbischof Wichfried von Köln dem Kölner Cäcilienstift in Frechen drei m(ansa) laetilia mit vier serviles und fünf homines (REK I 328), später Weyerhof genannt
1335 verkaufte Ritter Johann von Vorst dem Kölner Klarenkloster seinen vroinhof zu Frechen mid dryn houen ind mid 11½ morgen artlantz ind den vieren die drin gehurent sowie sämtlichen Zubehör (StaK Klara 32). 1689 gehörten zum Klarenhof 286,5 Mg Ländereien (ebda. Akt 18 b) und Anteile am Frechener Erbenwald (1700 = 70 Mg) (Buch Gall). Der Hof lag an der Hauptstraße neben der Spießburg (vgl. Tafel 5, Tranchot-Ausschnitt u. Tafel 1, Grundriss)
Hof des Kölner Antoniterklosters, lag an der Hauptstraße neben dem Klarenhof (vgl. Tafel 5, Tranchot-Ausschnitt u. Tafel l, Grundriss) seit 1405 im Besitz des Klosters (StaK Antoniter Akt 34), er war am Frechener Wald beteiligt (1700 = ca. 42 Mg) (Buch Gall)
Spießburg (II l) mit 200 Mg = 1537 (Rosellen, Dekanat Brühl, S. 258; vgl. auch Buch Gall) 98 Mg = 1796 Ländereien, Burg mit Zubehör weitere 13 Mg, besaß einen 100 Mg großen Anteil am Frechener Wald (l 700, Buch Gall)
3. 1 Bachem
866 erhielt die Abtei Prüm in villa bacheim ecciesiam in honore s. marie ... cum manso indominicato cum omnibus aedificiis ac casticiis superpositis atque mansis XXVI cum farinariis tribus ad eam curtem deservientibus cum omni servicio et presidio ... cum omnibus mancipiis desuper commanentibus (I 3). 893 gehörten zur terra dominicata 43 iugera Land, Wiesen für 30 Karren Heu, Wald für zehn Schweine und eine Mühle, die 24 modios zahlte (I 3). 1435 besaß die Abtei zu Toyntzbaicheym ... etzlige guede (RA Arnhem Culemborg Inv. 7376); das Gut selbst wurde Abdye genannt (ebda. 7274). In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts besaß Prüm noch alle grundherrlichen Rechte (vgl. ebda. 7271); zwischen 1470 und 1480 scheint die Grundherrschaft der Abtei an die Erbvögte übergegangen zu sein (HSTAK 18/290; RA Arnhem Culemborg Inv. 7372)
1185 curtis des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg (REK II 1240)
3. 1 Buschbell
Grundherrschaft (wohl schon 1247 (vgl. REK III 1358), sicher 1251 (vgl. ebda, 1653) des Kölner Apostelstifts (Weistümer III, 1)
3. 1 Gerichtsherrschaft
3. 1 Frechen
Hochgericht
Gebotenes Geding des Herzogs von Jülich unter Vorsitz des Schultheißen mit zwei oder mehr Schöffen, die der Schultheiß ernannte (Arch Fürstenberg Akt 1,16 nach Abschr. StaF). Rechtszug über das Dürener Gericht an den Oberhof Aachen (ZAGV 15, 1893, S. 332 f = 1490; ebda. 48/49, 1926/27, S. 75 = 17. Jahrhundert)
Holzgeding
Fand statt am Andreastag (30. November oder 9. Mai, beide Termine überliefert) (vgl. Quellen Frechen, S. 34 Anm. 7), betraf die Verwaltung des 3000 Mg großen Frechener Erbenwaldes. Die Herren von Frechen und die Erben zu Frechen (d. h. Frechener, die Anteile, sogenannte Lose, an dem Wald hatten) besaßen das Geding, wählten gemeinsam Kirchenmeister, Offermann (Küster) und Feldschützen. Die Erben stellten einen Holzgrefen, einer der Herren von Frechen war jeweils Herrenholzgrefe; sie konnten nur gemeinsam Recht weisen, beriefen auch das Geding ein. Dem Erbenholzgrefen waren sechs Abgeordnete beigegeben (Weistümer III, 1; vgl. auch Quellen Frechen, S. 25 ff)
Hofgericht
des Klarenhofes. Termine der drei ungebotenen Gedinge vor 1652: Montag nach Dreikönige (6. Januar), Montag vor der kölnischen Gottestracht (zweiter Freitag nach Ostern), Montag nach Johann Baptist (24. Juni) (Weistümer III, 1), nach 1652: Mittwoch nach Dreikönige, Mittwoch vor der kölnischen Gottestracht, Mittwoch nach St. Martin (11. November) (StaK Klara Akt 18 a II fol. 6 v). Der Kellner der Äbtissin, ihr Schultheiß, der Gerichtsschreiber und die Schöffen besaßen das Gericht; jeder der Lehnhöfe des Klosters stellte einen Schöffen (insgesamt 17 im 17. und 18. Jahrhundert). Immunitätsgericht mit niederer und hoher Gerichtsbarkeit, wobei Fälle des Blutgerichts unter der Erd Vndt nit dabouen (in einem Keller ?) abgehalten werden mussten (sonst war das jülicher Gericht zuständig). Der Hof besaß das Asylrecht (Weistümer III, 1)
Dorfgericht
Appellationsinstanz (Ladbaurschafft) für 32 Dörfer und baurschafften (nicht näher bezeichnet) unter Vorsitz der bürgermeister (= baurmeister ?) mit sieben und acht personen von den allerältesten und verständigsten (Nota zum Weistum in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) (Weistümer III, 1); Wirksamkeit nicht näher bezeugt.
3. 1 Bachem
Hofgericht
der kurkölnischen Erbkämmerei Hemmerich (Bachern). Drei ungebotene Gedinge: zweiter Dienstag nach Dreikönige (6. Januar), zweiter Dienstag nach der kölnischen Gottestracht (zweiter Freitag nach Ostern), zweiter Dienstag nach Bartholomäus (24. August). Der Erbkämmerer setzte Schultheiß (Statthalter), Gerichtsschreiber, Schöffen und Boten ein. Das Amt des Schultheißen versah der Hofesrichter des kurkölnischen Lehengerichts zur Biesen in Köln. Neben Haus Hemmerich (untere Burg Bachem) waren im Hofgericht die im Jülichschen verstreut liegenden Lehngüter der Erbkämmerei zusammengefasst; es galt als exemt von der jülischen Gerichtsbarkeit. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts Bestrebungen der Herren von Frechen und Bachem, das Gericht funktionsunfähig zu machen. Haus Hemmerich konnte seine Exemtion behaupten, über seine Lehen nur die grundherrliche Gerichtsbarkeit (Aubin, Weistümer II, S. 134 ff; Weistümer III, 1)
3. 1 Buschbell
Vogtgeding
des Kölner Apostelstifts. Drei ungebotene Gedinge: zweiter Dienstag nach Ostern, zweiter Dienstag nach Johann Baptist (24. Juni), zweiter Dienstag nach Dreikönige (6. Januar). Der Erbvogt setzte den Schultheißen (Richter) ein, den Boten, den Förster und den Feldschützen; die Schöffen kamen von den Lehngütern des Stifts, dessen Vertreter in Buschbell der Baumeister war. Das Stift setzte einen zweiten Förster ein. Der Erbvogt besaß die Blutgerichtsbarkeit und visitierte Maß und Gewicht (Weistümer III, 1, 1558). Ursprünglich, spätestens seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, setzte das Stift auch den Schultheißen oder Baumeister ein (StaK Aposteln 36); dieses Recht wurde noch 1503 bestätigt (ebda. 427)
3. 1 Weistümer
3. 1 Frechen
1422 Register oder Weysthumb deß Pastorath-hauß (Niederschrift 1618) (PfaF Rentbuch 1, Druck: Quellen Frechen, S. 112 ff)
(Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts) Baurachten der Erben Baurschafft Frechen (LAV NRW R Jülich, Gerichte I 23 fol. 19 ff; mehrfach überliefert; Drucke nach anderen Vorlagen: BJb 44/45, 1868, S. 190 ff; Grimm, Weistümer VI, S. 684 f; Quellen Frechen S. 6 ff)
(Ende des 16. Jahrhunderts) Send-Achten (Fragment, Quellen Frechen, S. 124 ff nach RA Arnhem Culemborg Inv. 7393)
1566 Weistum des Holzgedings (Lac Arch VII, S. 29 ff = Teildruck; Quellen Frechen S. 25 ff nach StaK Antoniter Akt 34 = Kop 1615), ergänzt durch die Articulen der Newer auffgerichter Waldordnung (Quellen Frechen, S. 36 ff nach StaK Antoniter Akt 34)
vor 1652 Weistum des Hofgerichts auf dem Klarenhof (Quellen Frechen, S. 67 ff nach StaK Klara Akt 18 a II; zur Datierung vgl. III 1 Gerichtsherrschaft)
3. 1 Bachem
nach 1558 Weistum der Erbkämmerei Hemmerich (Aubin, Weistümer II, S. 135 f)
3. 1 Buschbell
1558 Weistum des Apostelhofes (StaK Aposteln 607 = Kop 1661, ebda. Akt 39 = Kop 1662; fehlerhafter Druck: AHVN 11/12, 1862, S. 112 ff)
3. 1 Amtsträger und Bedienstete
3. 1 Frechen
1241 scoltetatus der Abtei Saint-Bertin (REK III 1037 a)
1460 Schultheiß, Rentmeister (RA Arnhem Culemborg Inv. 7277)
1515 portzer (ebda. 7278)
1632 Förster, Gerichtsschreiber, Gerichtsbote (ebda. 7335)
3. 1 Bachem
1405 schoultisampt (ebda. 7271)
1435 erffvaijt der Abtei Prüm (ebda. 7376)
(1558) Statthalter oder Schultheiß, Gerichtsschreiber, Schöffen und Boten der kurkölnischen Burg Hemmerich (Weistümer III, 1)
1632 Förster (RA Arnhem Culemborg Inv. 7335)
3. 1 Buschbell
1247 advocatus, scultetus oder Boumeister, forestarius (StaK Aposteln 36)
1492 Erbvogt (ebda.411)
1550 gerichtzbode (Redlich II, S. 810)
1558 Feldschütze (Weistümer III, 1)
1708 Gerichtsschreiber (StaK Aposteln Akt 39)
3. 2 Markt
In dem (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) überlieferten Weistum wird Frechen ein frey kauffdorp mit offenen düren und offenen finsteren genannt, in dem jeder mag ... veil haben, was er bey kan bringen (III 1)
(1845) ein zweitägiger Kram-, Vieh- und Flachsmarkt in Frechen (RhVjbl 35, 1971, S. 295)
3. 3 Stadtrechtsverleihung
1951 2. September Verleihung des Stadtrechts
3. 5 Schöffen- und Stadtsiegel (Beschreibung)
3. 5 Frechen
1445 haben die Schöffen des Gerichts Frechen geyne gemeyne segel; es siegeln zwei Stuhlbrüder des Gerichts (RA Arnhem Culemborg Inv. 7271)
1562 siegelt der Schultheiß für Schöffen und Gemeinde (StaK Klara 212)
Schöffensiegel
Bild: Ein von einem Engel gehaltener Schild mit einem F
Umschrift: Gerichtssegel VON FRECHEN (Ewald III, S. 112, Tafel 47 = 1603)
3. 5 Bachem
1632 hat das Lehngericht Hemmerich ein insiggel (Arch Fürstenberg Akt 5,6 fol. 33 nach Abschr. StaF)
Schöffensiegel
Bild: Zwei Palmzweige, die ein B einrahmen Umschrift: SIGILLUM SCABINORUM IN BACHEM 1728 (Arch Fürstenberg Akt 1,4 = 1784)
3. 5 Buschbell
1410 haben Schultheiß und Geschworene geyn segel; für sie siegelt der Pfarrer zu Bell mit synre kirchen siegell (StaK Aposteln 304)
Zwischen 1410 und 1503 gerichtz siegell zo Belle bezeugt (ebda. 427 = 1503 Mai 23)
3. 6 Gemeinde, Bürgermeister und Rat
3. 6 Frechen
(Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts) Burschafft, Baurschafft, Erben Baurschafft, Ladbaurschafft, baurmeister, bürgermeister (sicher identisch mit dem baurmeister) (Weistümer III, 1)
1562 gemeinde (StaK Klara 212)
1794 Mairie
3. 6 Bachem
1570 gemeinte (RA Arnhem Culemborg Inv. 7305)
3. 6 Buschbell
(1650) Burscheidt (StaK Antoniter Akt 34; Quellen Frechen, S. 54 ff)
3. 7 Bruderschaften
3. 7 Frechen
1504 Broderschaft in Frechen erwähnt (Arch Fürstenberg Akt 1,2 nach Abschr. StaF) = Schützenbruderschaft ?
1560 keine Bruderschaften in Frechen (Redlich II, S. 820)
nach 1629 Jesus- und Maria-Bruderschaft gegründet (PfaF Rentbuch 1; vgl. Göbels, Wappen, S. 33, Anm. 31)
1663 Ertz-Bruderschaft des Heiligen Rosenkrantzes gegründet (PfaF Rentbuch 1)
1663 Schützenbruderschaft St. Sebastianus erwähnt (Chronik, S. 32), bestand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Rosellen, Dekanat Brühl, S. 281)
1865 Bruderschaft vom unbefleckten Herzen Maria (ebda.)
3. 7 Bachem
1652 Schützenbruderschaft erwähnt (Chronik, S. 31)
3. 7 Buschbell
1683 Schützenbruderschaft St. Sebastianus erwähnt (ebda. S. 34)
Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts es bestehen vier Bruderschaften: Jesus-Maria-Joseph, St. Michael, Herz Mariä, St. Franziskus-Xaverius (Rosellen, Dekanat Brühl, S. 163)
3. 9 Stellung im Territorium
3. 9 Frechen
941 in pago Coloniensi (I 3)
Ursprünglich zum Erzstift gehörig, 1338–1794 jüliche Unterherrschaft (NrhUB III 337), Amt Bergheim
1794–1815 Mairie Frechen mit Bachem und Buschbell, Kanton Weiden, Arrondissement Köln, Roerdepartement
1816 Bürgermeisterei Frechen mit Bachem und Buschbell
1951 Stadt Frechen, bis 1974 Landkreis Köln, seit
1975 Erftkreis, Regierungsbezirk Köln
3. 9 Bachem
866 Januar 17 in pago Riboariensi (I 3)
866 Dezember 20 in pago Coloniensi (I 3)
871 in pago Julicense, Julicensi (I 3)
Ober- (= Thonis-, Tönnes-) Bachem ursprünglich Bestandteil der Herrschaft Frechen, bis 1794 jüliche Unterherrschaft, Amt Bergheim
Niederbachem = Burg Hemmerich als Sitz des erzstiftlichen bzw. kurkölnischen Erbkämmerers gehörte mit seinen Lehngütern bis 1794 zu Kurköln, Amt Brühl (vgl. III 1 Gerichtsherrschaft)
3. 9 Buschbell
Ursprünglich erzstiftlich-kölnisch
(1225) hält Erzbischof Heinrich von Köln sein Gericht zu Buschbell ab (REK III 573)
vor 1516 in jülische Lehnsabhängigkeit gekommen (LAV NRW R JB 1885; vielleicht schon 1439, vgl. Rosellen, Dekanat Brühl, S. 157; Redlich II, S. 810, 1550), bis 1794 jüliche Unterherrschaft, Amt Bergheim
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Wensky, Margret, Rheinischer Städteatlas Frechen. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-frechen.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5da445a89fe211.62361493 (abgerufen am 19.08.2024)