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Bad König
mit Momart (Odenwaldkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In (Bad) König bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Zwischen 1815 und 1825 sind die Namen von drei am Ort aufgenommenen jüdischen
Familien bekannt: Josef Löb Oppenheimer, Mordochai Herzfeld und Moses Ehrmann.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner
zunächst stetig an: 1828 51 jüdische Einwohner (in 14 Familien, dazu zwei
Familien in Momart), 1840 65, 1861 86 (4,8 % von insgesamt 1.774 Einwohnern), 1880
100 (5,1 % von insgesamt 1.961 Einwohnern), um danach wieder zurückzugehen:
1895 67 jüdische Einwohner (3,5 % von insgesamt 1.911). Da Bad König durch die
Entwicklung als Kur- und Badeort seit der Zeit um 1900 ein attraktiver Wohnort
war, zogen parallel zur Abwanderung bis um 1920 noch einige jüdische Familien
anderer Orte zu, insbesondere aus Kirchbrombach
und Mümling-Grumbach:
1910 zählte Bad König wieder 82 jüdische Einwohner (3,7 % von 2.213).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule, ein rituelles Bad (neben der Synagoge am Kimbach) und (allerdings erst
seit 1925/26, zuvor Beisetzungen in Michelstadt)
einen eigenen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). Um 1870 hatte die Gemeinde - offenbar trotz
der Ausschreibungen von 1865 und 1867 (siehe unten) keinen eigenen Lehrer, was
in der orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" kritisiert wurde
(siehe Artikel unten). Von 1873 an war dann über 35 Jahre lang Isak Ehrmann
als Lehrer, Vorbeter und Schochet in König angestellt. An der Schule waren zu
unterrichten: 1840 15 Kinder, 1877 18 (vier davon gingen in Michelstadt
zu Schule), 1898 noch acht Kinder. Die jüdische Gemeinde in König war orthodox
geprägt und gehörte nach Auflösung des Rabbinatsbezirkes Michelstadt
(1847) zum Rabbinat Darmstadt (beziehungsweise dem späteren orthodoxen Rabbinat
Darmstadt II; vgl. unten den Bericht vom Besuch des Rabbiners Dr. Marx aus
Darmstadt in König 1872).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Hugo Oppenheimer (geb.
22.11.1892 in König, gef. 1.2.1915), Julius Oppenheimer (geb. 8.2.1894 in König,
gef. 27.9.1915) und Jakob Strauß (geb. 11.10.1888 in König, gef. 27.9.1915).
Mehrere jüdische Familienväter verdienten ihren Lebensunterhalt als Vieh- und
Pferdehändler. Dazu gab es im Besitz jüdischer Familien Getreide- und
Mehlhandlungen, sowie Geschäfte für Manufakturwaren, Kolonialwaren, Glas und
Porzellan. Die Firma J. Mannheimer hatte ein großes Geschäft für
landwirtschaftliche Maschinen. Für jüdische Kurgäste gab es mehrere - rituell
geführte - Erholungseinrichtungen, u.a. die Pension Oppenheimer (siehe
Anzeigen von 1900/04 unten), die Pension "Landhaus und Pension Cohn"
oder (nach unten stehender Anzeige noch 1935/37) die "Kindererholungsstätte
Hedy Kahn".
Um 1925, als 85 jüdische Personen am Ort lebten (etwa 3,4 % von 2.460
Einwohnern), waren die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde die Herren
Abraham Neu, J. Simon und J. Mannheimer (1932 wird als 1. Vorsitzender weiterhin
Abraham Neu genannt). Als Schochet war Feist Frank tätig (auch noch 1932). Der
Religionsunterricht der damals noch fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder
wurde durch Lehrer Leo Grünfeld aus Michelstadt
erteilt. Ab 1933 übernahm Lehrer Hermann Kahn aus Höchst
i.O. den Religionsunterricht.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 72 Personen in 26 Familien, 2,9 % von
insgesamt 2.468 Einwohnern) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die jüdischen Kinder
besuchten seit Oktober 1935 die in Höchst i.O.
eröffnete jüdische Bezirksschule. Auf Grund der in Höchst besonders brutalen Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 (u.a. starb ein
96-jähriger Mann an den erhaltenen Schlägen) verließen weitere jüdische
Einwohner die Stadt, sodass im März 1939 nur noch 17 in der Stadt lebten. Da ab 1939
die Juden in Bad König keine Lebensmittel mehr erhielten, verließen auch die
letzten die Stadt und zogen fast alle nach Frankfurt am Main.
Von den in
Bad König geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Martha Bick geb.
Strauß (1891), Bertha Ehrmann (1884), Ferdinand Ehrmann (1884), Moses Ehrmann
(1872), Sarah (Sara) Ehrmann (1876), Frank Feist (1868), Karoline Goldschmidt (1870), Max Herz (1908),
Minna Herz geb. Bermann (1868), Adolf Herzfeld (1879),
Hugo (Herz) Herzfeld (1877), Martin Kuch (1907), Hedwig Loewy geb. Speyer (1888),
Moses Mannheimer (1874), Fanny Franziska Morgenroth geb. Frank (1870), Recha Müller geb.
Oppenheimer (1902), Arnold Oppenheimer (1905), Bertha Oppenheimer geb.
Bodenheimer (1866), Isaak Oppenheimer (1866), Rosa (Rosine) Roberg geb. Herzfeld (1863), Else Rosenbaum geb. Oppenheimer (1893),
Flora Roß geb. Frank (1903), Recha Schwarzschild geb. Herzfeld (1876), Ruth Schwarzschild (1919), Ilse Speyer
(1926), Lina Speyer geb. Sonneborn (1896), Moritz Speyer (1887), Lucie Spier
geb. Speyer (1896), Paula Stern geb. Oppenheimer (1883), Karoline Strauß geb.
Oppenheimer (1909).
Hinweis: ab Oktober 2015 sollen in Bad König "Stolpersteine"
verlegt werden (siehe Artikel unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 /
1867 / 1920
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1865: "In
hiesiger israelitischer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers und
Vorsängers vakant. Fixer Gehalt 200 Gulden, nebst freier Wohnung und
Heizung. Reflektierende wollen ihre Offerten mit entsprechenden
Zeugnissen über Religiosität und Leistungen alsbald an Unterzeichneten
franco einsenden.
König, den 1. Mai 1865.
Der Vorstand. Moses
Oppenheimer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1867:
"Lehrer-Gesuch. Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle dahier ist
erledigt und soll in kürzester Zeit wieder besetzt werden. Jährlicher
Gehalt 250 Gulden bei freier Wohnung und Heizung und kann ein solider Mann
auf 40 bis 50 Gulden Nebenverdienste rechnen. Hierauf Reflektierende
wollen sich baldmöglichst an Unterzeichneten wenden.
König im Odenwald,
im September 1867.
Der israelitische Vorstand Benjamin Strauß." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1920: "Wir
suchen einen Lehrer, Kantor und Schochet, möglichst unverheiratet.
Gehalt 4-5000 Mark. Angebote sind zu richten an den
Vorstand der
israelitischen Gemeinde König im Odenwald. M. Schwarzschild." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Isak Ehrmann
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1898: "König
im Odenwald. Unser Lehrer Herr Israel (falsch für Isak) Ehrmann
feierte am 1. Juni dieses Jahres sein 25jähriges Dienstjubiläum als
Lehrer und Kantor der hiesigen israelitischen Gemeinde, woselbst er
ununterbrochen segensreich zur Zufriedenheit seiner Gemeinde wirkte. Ein
Schüler von ihm ist Seiner Ehrwürden Herr Dr. Mannheimer, Landesrabbiner
in Oldenburg; mehrere israelitische Lehrer haben bei dem Jubilar den
Grundstein zum Tora-Studium gelegt und sämtliche Schüler und
Schülerinnen wurden zur Frömmigkeit von ihm angehalten. Möge es dem
braven streng-gläubigen Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre
segensreich in seiner Gemeinde zur Freunde seiner Gemeindemitglieder im
Alte weiter wirken zu können. Das gebe Gott!" |
30-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Isak Ehrmann
(1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1903: "Höchst
im Odenwald, 26. Mai (1903). Am 1. Juni dieses Jahres (1. Tag Schawuot)
sind es 30 Jahre, dass Herr Isaak Ehrmann das Amt eines
Religionslehrers in der Gemeinde König mit seltener Pflichttreue
versieht. Er hat es verstanden, während seiner langjährigen
Amtstätigkeit sich nicht nur das volle Vertrauen und die Liebe seiner
Gemeinde, sondern auch die Achtung der gesamten Bürgerschaft zu erwerben.
Besonders verdient hervorgehoben zu werden, dass Herr Ehrmann stets mit
größter Zufriedenheit zur Ehre Gottes seinen heiligen Dienstpflichten
nachkommt und nicht amtsmüde wurde, obwohl er eine nach den heutigen
begriffen mehr als ungenügend zu bezeichnende Besoldung bezieht. Seine
Schüler und Kollegen, die ihm manche nutzbringende Anregung verdanken,
vereinigen sich deshalb in diesen Tagen in dem Wunsche,, dass es ihm noch
recht lange vergönnt sei, in Frische des Geistes und Körpers die
Früchte zu genießen, die sein segensvolles Wirken hervorbringt. Dem
Jubilar selbst aber rufen wir ein herzliches 'deine Kraft bleibe
erhalten' und inniges 'Massel tow" zu, mit der Bitte, uns
auch fernerhin ein beratender Lehrer und Freund zu sein.
Mehrere Schüler und
Kollegen." |
Zum 70. Geburtstags des Lehrers Isak Ehrmann (1909)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. August
1909: "König i.O. Nächsten Montag feiert Herr Isak Ehrmann,
Vorbeter und Lehrer dahier, seinen 70. Geburtstag in voller geistiger und
körperlicher Rüstigkeit. Herr Ehrmann hat seinen Beruf stets in uneigennütziger
Weise 'Leschem schommajim' (zur Ehre Gottes) ausgeübt; möge es
ihm noch lange vergönnt sein, zum Wohle seiner Familie und seiner
Gemeinde zu wirken!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909:
"König i.O., 15. August. Montag, 6. Elul des Jahres 5669
(23. August 1909) feiert Herr Isaak Ehrmann, Kantor und Lehrer dahier
seinen 70. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit.
Derselbe hat seinen beruf in ununterbrochener 36jähriger Tätigkeit immer
in uneigennützigster Weise zur Ehre Gottes ausgeübt. Möge es ihm
noch lange vergönnt sein, zum Wohle seiner Familie und seiner Gemeinde zu
wirken." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Kritisches zum Gemeindeleben (es fehlt ein Lehrer!) aus
orthodox-jüdischer Sicht (1870)
Aus
einem längeren Bericht über die religiösen Verhältnisse im Odenwald -
vor dem Bericht über König wird noch an die Gemeinde in Beerfelden
appelliert: "... Wir bauen fest auf Euch, wenn es sich um eine
Änderung unserer jüdischen Angelegenheiten in der Zukunft handelt; zeigt
Euch dieser hohen Aufgabe würdig, seid einig, einig! Zukunft?! Diese
bessere Zukunft wird noch geraume Zeit auf sich warten lassen, aber sie
wird kommen, so gewiss kommen, als auf die Nacht der Morgen, als auf Regen
Sonnenschein folgt. Eure lieben Kleinen, das sind die treuen Bürgen für
euere Zukunft; wenn sie nur den Erwartungen entsprechen werden, die man
nach unseren früheren Voraussetzungen an sie knüpfen darf, so seid
überzeugt, es wird anders, es wird besser werden. Dieser Hoffnung können
wir uns leider nicht so unbedingt in die Arme werfen, wenn wir irgend eine
andere Gemeinde des Odenwaldes ins Auge fassen. Das ist die Gemeinde König,
deren Mitglieder an Frömmigkeit, Wohltätigkeitssinn und Liebe zur Tora
der eben besprochenen Gemeinde vollkommen gleich stehen, ja sie vielleicht
noch übertreffen; aber für die Zukunft, für den Unterricht der Kinder
ist nicht genügend gesorgt. Es soll dieser kleinen Gemeinde kein Vorwurf
daraus gemacht werden, dass sie keinen Lehrer engagiert, dem sie die
jüdische Ausbildung ihrer Jugend mit gutem Gewissen anvertrauen kann;
denn dazu ist sie zu schwach; aber an die glaubenstreuen Eltern tritt doch
über kurz oder lang die Frage heran: Wie wird es einst mit der
Gesetzestreue unserer Kinder und Enkel aussehen, wenn wir einmal nicht
mehr da sein werden? Den Einzelnen trifft vielleicht nicht die volle
Schwere der Verantwortlichkeit, welche durch solche Fragen wachgerufen
wird, denn was kann er, ja was kann die ganze Gemeinde tun zur Hebung
ihrer traurigen Verhältnisse? Nun, wir werden sehen, ob sich etwas tun
lässt und wie dies geschehen muss. Das ist ja der Endzweck dieser Zeilen.
Sie wollten zunächst unsere jüdischen Zustände in ihrem wahren Elende
darstellen, dann die Quellen nachweisen, aus welchen es entspringt und
schließlich die Mittel angeben, mit welchen man diesem Alles
überflutenden Verderben Einhalt gebieten kann. ..." |
Gemeindebesuch und Predigt von Rabbiner Dr. Marx aus
Darmstadt (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1872: "König
im Odenwald, 10. Juni (1872). Es ist eine angenehme Pflicht, die uns heute
bestimmt, die Feder in die Hand zu nehmen und die Leser des 'Israelit' und
alle Freunde des wahren, echten Judentums mit einer Nachricht zu erfreuen,
die wahrlich verdient, zur Freunde und Genugtuung Veranlassung zu geben.
Es war am vergangenen Schabbat, wo uns die Ehre des Besuches des Herrn Dr.
Marx, Rabbiner der israelitischen Religionsgesellschaft zu Darmstadt,
welcher sich zugleich viele Gemeinden der Provinz Starkenburg
angeschlossen haben, zuteil wurde. Es ist in diesen Blättern schon
mehrfach der Herrn Dr. Marx erwähnt worden, sodass wir es nicht nötig
haben, dessen Gelehrsamkeit und Berufstreue, verbunden mit wahrer, inniger
Frömmigkeit, zu erwähnen und emporzuheben. In seiner Predigt, mit
welcher der verehrte Herr die hiesige Gemeinde erfreute, hob es besonders
hervor, dass wir durch die Gesetzgebung am Sinai, von welcher es heißt: 'und
es sprach Gott alle diese Worte folgendermaßen', aller Zweifel
enthoben wären, dass gerade das 'und es sprach Gott', dass Gott
und nur Gott diese Worte gesprochen, uns von der Göttlichkeit der Tora
überzeuge, dass in jedem der von Gott gesprochenen Worte ein Donnerwort
für uns liege, das wir den Gesetzesleugnern entgegenschleudern könnten 'alle
diese Worte...', dass er all diese Worte gesprochen und nur diese und
keine anderen, dass wir also nicht berechtigt wären, etwas von denselben
hinwegzunehmen und etwas zu denselben hinzufügen, 'folgendermaßen'
und dass die Mission eines jeden Israeliten darin bestehe, diese Worte
weiter zu sagen, sie zu lehren unseren Kindern und die ganze Welt damit zu
belehren. Es ist dem Herrn Dr. Marx gelungen, den Glauben an das heilige
Gesetz in unseren Herzen zu befestigen, unser Gemüt zu stärken, dass nur
in der Hoch- und Heilighaltung des Gotteswortes das Glück und der Segen
des Juden und des Menschen liege. Haben doch unsere Ahnen für das heilige
Gesetz geblutet, sind sie doch für das Gotteswort in die Schranken
getreten, haben sie doch Gut und Blut, Leib und Leben hingegeben, (hebräisch
und deutsch:), haben ihr Leben hingegeben für die Heiligung des
göttlichen Namens, und wir, die wir in einer Zeit leben, in der
Gewissensfreiheit herrscht, wo jeder ungestört und unbehelligt dem
Gesetze nachlegen darf, wir sollten anders handeln? - Es ist eine
glückliche Errungenschaft, die die Gemeinde Darmstadt und mit ihr die
Gemeinden der Provinz Starkenburg in dem Herrn Dr. Marx gemacht. Es ist
eine wahre, innige Begeisterung, ein Interesse für die heilige Sache, die
denselben beseelt und durchdringt. Es zeigte sich dies auch in der
Tatsache, dass er am Samstagnachmittag eines 'Prüfung der hiesigen
israelitischen Religionsschule beiwohnte, und hoffen wir, dass es ihm
gelungen sein wird, die hiesige Gemeinde zu überzeugen, dass der
Lehrberuf ein heiliger und edler ist und dass der Lehrerstand es verdient,
einen besseren Standpunkt einzunehmen, als es im Allgemeinen hierzulande
der Fall ist. - Möge es uns recht bald wieder vergönnt sein, den Herrn
Dr. Marx in unserer Mitte zu sehen." |
Spendenaufrufe 1878 / 1879 für eine in Not beratene Familie
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1878: "Bitte!
Für einen sehr achtbaren, braven, fleißigen Mann, guter Jehudi, Vater
von 7 kleinen Kindern, welcher durch sein Streben nicht das Nötigste
aufzubringen vermag, und lieber darbt als öffentlich seine Not zu klagen,
wird die Güte unserer verehrlichen Glaubensgenossen von Unterzeichneten
in Anspruch genommen, und wolle man der bedrängten Familie, der Alles
gepfändet ist, recht bald mit zahlreichen Beisteuern entgegenkommen,
damit der Not abgeholfen und Mobiliar und das dem Verfalle nahe Häuschen
ihr erhalten bleibt. Zum Empfang sind Unterzeichnete unter voraussagendem
Danke gerne bereit. König bei Michelstadt, 20. Dezember 1878. Lazarus
Herzfeld, Vorsteher. B. Simon Oppenheimer,
Gemeinde-Einnehmer." |
|
Erneute
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879:
mit Anmerkung: "Auch die Redaktion dieses Blattes ist gern bereit,
Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern." |
Gutes Verhältnis zum Ortspatron, dem
Grafen von Erbach-Schönberg (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1900:
"König im Odenwald. Wenn man die Reden gewisser preußischer Grafen
und Adeligen im Reichstage und Herrenhause zuweilen liest, welche in den
Reihen der Konservativen und Junker, Arm in Arm mit den Antisemiten, die
Reaktion zu fördern suchen, so ist es doppelt wohltuend zu erfahren, dass
der Patronat unseres Ortes, Graf von Erbach-Schönberg, ein in jeder Weise
vorurteilsloser, den Juden sehr wohlgesinnter Edelmann ist. Am ersten
August fand der feierliche Einzug des Erbgrafen Alexander mit seiner
jungen Gemahlin Elisabeth, Prinzessin von Waldeck-Pyrmont, hier statt,
welche Feier nicht bloß wegen der Juden rücksichtsvoll von dem
ursprünglich angesetzten Sabbat auf deinen Werktag verlegt wurde, sondern
wobei auch die jüdische Gemeinde aufgefordert wurde, eine Vertretung zur
Begrüßung dem Festzuge einzureihen. Die Gemeinde hatte Glück, denn
zufällig weilte hier in seinem Geburtsorte der Großherzogliche
Oberlandesrabbiner Dr. Mannheimer aus Oldenburg, der an der Ehrenpforte im
Namen der Israeliten seines Heimatortes das hohe Paar begrüßte. Diese
Begrüßungsrede hat ungeheures Aufsehen erregt durch ihre gedankenvolle,
Inhaltsreiche und poetische Sprache und die anwesenden Fürstlichkeiten
sprachen unverhohlen ihre Begeisterung darüber aus.
Der Erbgraf erwiderte huldvoll, dass er die Traditionen seines
Elternhauses aufrecht erhalten werde und die Israelitischen ihm ebenso
nahe stünden, wie die übrigen Bürger des Ortes.
Zu dem im Schlosse stattgehabten Feste wurde denn auch außer dem Herrn
Dr. Mannheimer Herr Oberschulinspektor B.S. Oppenheimer, welcher Mitglied
des Festkomitees war, eingeladen." |
Werbung für Bad König im Odenwald (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903:
"Was bietet König i.O.?
König, ein Ort von über 2.000 Einwohnern, liegt im Herzen des
Odenwaldes. Seine gesunde, staubfreie Höhenlage, seine würzige Waldluft
und sein reines Quellwasser gewähren dem, von der Berufsarbeit und den
Großstadtaufregungen erschlafften Körper die beste und
natürlichste Kräftigung.
Doch nicht nur der Körper, auch der abgespannte, nervös gewordene Geist
wird wieder frisch und elastisch. Gibt es doch für diesen keine bessere
Arznei als die harmonische Schönheit unseres Tales, die Ruhe und den Frieden
unseres Ortes und das farbenfrohe Spiel unserer Fluren und
Wälder.
Ganz besonders jedoch machen wir auf unsere Stahlquellen mit ihrem
reichen Gehalt an Eisen aufmerksam. Eine, die Gustav-Marienquelle,
ist im vorigen Jahre mit allen Mitteln der modernen Technik gefasst und
ausgebaut.
Um den Kuraufenthalt in König angenehm und bequem zu gestalten,
hat der Verschönerungsverein in nächster Nähe des Ortes für
Aufstellung von Ruhebänken in schattiger Lage und Herrichtung von
gärtnerischen Anlagen gesorgt.
Für rituelle Pflege ist ebenfalls bestens Sorge
getragen." |
|
Dieselbe
Anzeige erschien in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Juli 1903. |
Ausflug des Synagogenchores von Bad Mergentheim nach König (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1931: "König
im Odenwald, 31. Juli (1931). Der gesamte Synagogenchor von Bad
Mergentheim unternahm am vergangenen Sonntag einen Ausflug nach unserem
freundlichen Luft- und Stahlbad König. Bei dieser Gelegenheit wurde die
altehrwürdige Synagoge besucht, woselbst der Chor einige herrliche
Gesänge zum Vortrag brachte, die auf die Mitglieder der hiesigen
Religionsgemeinde und auf viele anwesende Kurgäste, die erschienen waren,
einen tiefen Eindruck hinterließen. Der zufällig anwesende Herr Isaac
Oppenheimer, ein geborener Königer, Mitglied des Oberrats der
israelitischen Religionsgemeinden Hessens wurde gebeten, die
Begrüßungsansprache zu halten, und wurde von demselben u.a. darauf
hingewiesen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl ganz besonders in
jetziger Zeit gepflegt werden müsse, im Interesse der israelitischen
Gemeinden selbst und im besonderen Interesse der Gesamtjudenheit. Der mit
anwesende Rabbiner der Gemeinde von Bad Mergentheim erwiderte in schönen
Worten auf die Begrüßungsansprache, gleichzeitig Dank sagend für den
schönen Empfang in Bad König, ebenso brachte das Vorstandsmitglied, Herr
Adler, ebenso auch der Vorsitzende des Synagogenchores Dankesworte zum
Ausdruck. Nach den Gesangsvorträgen wurde das Minchagebet verrichtet. -
Gegen 17 Uhr wurde mit Auto die Rückreise durch den schönen Odenwald
angetreten." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den aus König stammenden Rabbiner Dr. David
Mannheimer (Artikel von 1891)
Anmerkung: Rabbiner Dr. David Mannheimer (geb. 1863 in König als Sohn
des Mordechai Mannheimer, gest. 1919 in Bad Kissingen): nach rabbinischen
Studien in Burgpreppach und Darmstadt war er 1884/85 an der Breuer-Jeschiwa in
Pápa und studierte anschließend in Wien und Berlin. In Berlin war er zunächst
als Religionslehrer tätig, 1888 Stiftsrabbiner und Oberlehrer in Karlsruhe,
1940 Rabbiner und Religionslehrer in Lauenburg / Vorpommern (Lębork). Von 1891 bis 1919
war er Landrabbiner in Oldenburg; er starb während eines Kuraufenthaltes in Bad
Kissingen.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1891: "Oldenburg,
12. April (1891). Mein Telegramm vom vergangenen Sonntage brachte Ihnen
bereits die frohe Kunde von der Wahl des Herrn Rabbiner Dr. Mannheimer
in Lauenburg in Pommern zum Großherzoglich Oldenburgischen
Landesrabbiner.
So hat denn endlich die Rabbinerfrage bei uns eine so schöne Lösung
gefunden. Es ist zweifellos ein glänzender Triumph des gesetzestreuen
Judentums, der hier errungen worden. Gegen 40 Bewerber hatten sich für
das erledigte Rabbinat gemeldet, aus dieser Zahl wurden 4 zur engeren Wahl
gestellt und von diesen vier vereinigte wiederum Herr Dr. Mannheimer durch
seinen rednerischen Erfolg alles Sympathien auf sich. Der Eindruck, den
seine Rede hervorrief, erhellt am Besten aus der folgenden Stelle des hier
ausgegebenen Wahlaufrufes: 'Herr Dr. Mannheimer betrat die Kanzel, Gleich
die Einleitung seiner Rede fesselte die Zuhörer und voll poetischen
Schwunges, gleichsam durchdrungen vom Feuer der Begeisterung, von wahrer
Frömmigkeit, hob er die Hörer aus ihrer Alltäglichkeit zu sich empor
und ließ sie seinen Worten voll Andacht lauschen. Wie packend waren seine
Ausführungen über das wahre Glück, über den wahren Reichtum, wie zu
Herzen gehend seine Worte von Elternfreuden und Mutterglück und beim
Schluss der Rede schimmerten die Tränen echten Gefühl in vielen Augen.
Der Gesamteindruck war ein ganz vorzüglicher.'
Obgleich unser neue Herr Rabbiner die Bedingung auf Entfernung des
Harmoniums aus der Synagoge aufstellte, wurde er doch einstimmig gewählt,
es ist dies ein glänzender Beweis dafür, dass man auch hier angefangen
hat einzusehen, dass die Erhaltung des Judentums nicht in der Missachtung
seiner Gebote, sondern in der treuen Befolgung seiner altbewährten Vorschriften
allein zu suchen ist. Die Freude in unserer Stadt ist allgemein: Gott
segne unseren neuen Rabbiner! (Nachbemerkung der Redaktion).
Wir brauchen wohl nicht hinzuzufügen, welche Kraft Oldenburg in Dr.
Mannheimer gewonnen hat.
Herr Dr. Mannheimer 1863 in König im Odenwald geboren, absolvierte das
Gymnasium in Darmstadt, worauf er die Jeschiwah zu Papa besuchte, um zu
Füßen des großen Rabbiner Dr. Breuer - sein Licht leuchte, jetzt
in Frankfurt am Main, sich einige Jahre voll und ganz dem Studium des
Talmuds und seiner Kommentatoren hinzugeben.
Um aber dem Grundsatze der gleichen Berechtigung von Talmud-Tora- und
profanem Wissen gerecht zu werden, ging er von hier aus nach Berlin in
das Rabbinerseminar, um neben der weiteren Ausbildung seiner
Torakenntnisse auch den profanen Wissenschaften obzuliegen. Von hier nach
Karlsruhe zum Stiftsrabbiner berufen, wurde er bald darauf Rabbiner von
Lauenburg, wo es seiner tatkräftigen Wirksamkeit gelungen, die Gemeinde
geradezu umzuwandeln. Es wird daselbst jetzt zweimal täglich Gottesdienst
abgehalten, die Verhältnisse der Chewra Kadischa sind geordnet, eine
streng rituelle Beerdigung ist eingeführt, auch viele Kinder enthalten
sich jetzt des Schreibens am Sabbate. Kein Wunder, dass der Weggang des
Herrn Dr. Mannheimer von Lauenburg allgemein bedauert
wird.
Auch durch gediegene Aufsätze in jüdischen Zeitschriften war Herr Dr.
Mannheimer, wie unseren Lesern wohl bekannt, schon öfters im Dienste der
jüdischen Öffentlichkeit tätig. Oldenburg gehört zu den Gemeinden, wo
fast alles religiöse Leben brach liegt; erzählt man doch, dass ein vor
noch nicht allzu langer Zeit daselbst angestellt gewesener Rabbiner am
Sabbat auf die Jagd zu gehen pflegte. Trotzdem zweifeln wir nicht daran,
dass es der jugendlichen Kraft, welch allein durch ihre Überzeugungstreue
diesen glänzenden Sieg errungen, gelingen wird, auch hier eine
segensreiche Wirksamkeit in Gemeinde, Schule und Haus zu entfalten. Wir
gratulieren der Gemeinde zu ihrem geistigen
Führer." |
Zum Tod von Benjamin Oppenheimer (1908) und Jahrzeitfeier
(1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1908:
"König im Odenwald, 5. August. Kurz vor Tischobeaw (der 9. Aw war am
6. August 1908) starb hier im Alter von 70 Jahren der in hiesiger Gegend
allgemein bekannte und beliebte Benjamin Simon Oppenheimer, dessen Tod
nicht nur für die hiesige jüdische Gemeinde, sondern auch für den
ganzen Ort einen großen Verlust bedeutet. Seit vier Jahrzehnten leitete
er den Sabbatschiur (Lernstunde am Schabbat) durch seine Lernvorträge und
sein Einfluss war allgemein bekannt; als wahrhafter Friedensstifter griff
er überall helfend und vermittelnd ein. Unter zahlreicher Beteiligung,
der jüdischen und christlichen Bevölkerung, der Vereine und
Korporationen wurde er zu Grabe getragen." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909:
"König, 28. Juli (1909). Am 6. Aw (24. Juli 1909) war es ein
Jahr, dass HaChawer (Ehrentitel für einen Gelehrten) Rabbi
Benjamin Simon Oppenheimer aus König i.O. abberufen wurde. Auf diesem
Anlasse entrollte Herr Lehrer Fröhlich aus Michelstadt auf dem Friedhof
ein getreues Lebensbild dieses wackeren Mannes - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen -. Sein Scheiden aus seiner Gemeinde wird auch
heute noch umso schmerzlicher empfunden, als solche Jehudim, die in Gottesfurcht
stets im Dienste Gottes stehen, auch hier leider sehr dünn gesät
sind. Sein Andenken lebt in Ehren und zum Guten anspornend fort im Herzen
all derer, die ihm näher standen. In kindlicher Verehrung stifteten der
Sohn Julius Oppenheimer und dessen Frau als San Salvador am Jahrzeitstage
ein Ewiges Licht für die Synagoge in König." |
Zum Tod des Kaufmanns Max Herrmann
(1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April
1912: "König im Odenwald. Im Alter von 72 Jahren verschied der
Kaufmann Max Herrmann, Veteran der Kriege 1866 und 1870/71 und
Ehrenmitglied des hiesigen Kriegervereins und des hiesigen Turnvereins.
Die ungewöhnlich große Beteiligung bei der Beerdigung zeigten das hohe
Maß von Liebe und Verehrung, deren sich der Verblichene in allen Kreisen
der Bevölkerung erfreute. Lehrer Wolpert - Neustadt i.O. und Lehrer Bick
- Michelstadt entwarfen eine Charakterzeichnung des prächtigen
Mannes." |
Zum Tod von Esther Ehrmann (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1912:
"König im Odenwald. Im 96. Lebensjahre verschied dahier Frau
Witwe Esther Ehrmann, eine echt jüdische Frau im schönsten Sinne des
Wortes. Ihr Ansehen bei Juden und Nichtjuden bewies die ungewöhnlich
große Beteiligung an der letzten Ehrung. Nachrufe hielten Lehrer Kahn -
Höchst und Rabbiner Dr. Marx -
Darmstadt." |
Zum Tod von Löb Oppenheimer aus König (gestorben 1915 in
Frankfurt)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1915: "Löb
Oppenheimer - er ruhe in Frieden. Bevor das neue Jahr bei uns
einzieht, gebührt es sich, eine Schuld, die das scheidende uns
hinterlassen hat, zu begleichen. Zwar, wenn wir ihn fragen könnten, er
würde es bescheiden ablehnen, vor die Öffentlichkeit geführt zu werden,
denn er hat sein Leben lang nicht gestrebt, Beifall bei der Menge zu
finden; nur nach dem Willen des Schöpfers sein Leben einzurichten, war
sein Bemühen. Aus einer durch Frömmigkeit und Redlichkeit im besten Rufe
stehenden Familie des Odenwaldstädtchens König hervorgegangen,
hat Löb Oppenheimer diese Tugenden zur Richtschnur seines Handelns
gemacht und sein Haus in diesem Sinne gegründet. Es war die altjüdische Gottesfurcht,
welche ihn durchwehte, und die sich besonders in den Prüfungen, welche in
den späteren Jahren seines Lebens nicht fehlten, in rührender Weise
zeigte. Als ihm vor wenigen Jahren eine blühende Tochter, die auch in
diesen Blättern eine Würdigung gefunden hat, jäh entrissen wurde, war
es geradezu erhabene Ergebenheit, mit welcher er diesen Schlag hinnahm; er
betätigte damals in großartiger Weise 'Not und Kummer fand ich,
aber den Namen des Ewigen ruf ich an' (Psalm 116,3). Nur aus dieser
echten aufrichtigen Haltung heraus war es zu erklären, dass er
eine gewisse Heiterkeit bewahrte und in der Erfüllung seiner Pflichten
nicht nachließ.
Mögen die Hinterbliebenen den Trost mitnehmen, dass bei allen, die den
Verstorbenen kannten, sein Andenken weiter fortlebt. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von Abraham Ehrmann und Regine geb. Eschelbacher
(1922)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1922:
"König im Odenwald, 1. Mai (1922). Am 16. Mai feiern Herr
Abraham Ehrmann und Frau Regine geb. Eschelbacher in König im Odenwald
ihre Goldene Hochzeit." |
Verlobungsanzeige von Martha Mandelbaum und Max Manheimer (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1925: "Gott
sei gepriesen.
Martha Mandelbaum - Max Manheimer. Verlobte.
Platz bei Geroda - König im Odenwald.
August 1925." |
Zum Tod des aus König stammenden Ferdinand Ehrmann (gest. in Frankfurt
1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Ferdinand
Ehrmann - seligen Andenkens -. Am Erew Jom Kippur (Tag
vor Jom Kippur) brachten wir hier (sc. Frankfurt am Main) auf dem
Friedhof der Israelitischen Religionsgesellschaft Ferdinand Ehrmann zur
ewigen Ruhe. Obwohl die Bestattung nicht rechtzeitig angezeigt werden
konnte, umgab doch eine große Schar von Freunden und Verehrern in tiefer
Trauer die Bahre. Ferdinand Ehrmann entstammte einer guten jüdischen
Familie in König im Odenwald, war ein Kind jener guten alten Zeit,
die in Freude, Frömmigkeit und Gottvertrauen die von der Pflicht
vorgeschriebene Lebensbahn wandelte. In frühester Kindheit hatte er den
Vater verloren und ging mit umso größerer, schwärmerischer Liebe an der
Mutter, die bis ins hohe Greisenalter hinein - sie starb mit 96 Jahren -
in ihm die letzte und größte Freude ihres Lebens hatte. Im Jahre 1885
kam Ehrmann nach Frankfurt, wo er sein Haus gründete und war seitdem
treues Mitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft, an deren
Entwicklung er wärmstes Interesse nahm. Im Geschäfte ein strenger Beobachter
des Schabbat und von peinlichster Redlichkeit und Rechtlichkeit, dazu
von einem Humor begnadet, die ihn stets das richtige Wort finden ließ und
ihm über schwere Klippen des Lebens hinweghalf, sah er sich bald im
Mittelpunkte eines Verwandtenkreises und von einer großen Freundesschar
umgeben, geliebt und geachtet. Söhne und Enkel werden seinen Namen und
seine Tradition im Leben weiter tragen. Er selbst hat auch die letzten
schweren Leiden seines Lebens auf dem langwierigen Krankenlager mit
frommer Geduld und gottergeben getragen. Ein Strahl des heiligen Jom
Kippur verklärte uns, als wir ihn stumm ins Grab senkten. Wir werden
ihm ein liebes dauerndes Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
Verlobungsanzeige für Lilli
Oppenheimer (König i.O.) und Max Strauss (Büdesheim, 1937)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 15. April 1937:
"Statt Karten!
Lilli Oppenheimer - Max Strauss Verlobte
König i/O. April 1937 -
Büdesheim (Oberhessen)." |
Anzeigen jüdischer Erholungsstätten
Anzeigen der Pension Oppenheimer (1900 / 1903 / 1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900:
"Luftkurort König im Odenwald.
In meinem herrlich gelegenen Hause mit großer Veranda und Badeeinrichtung
sind per sofort u. 1. August fein möblierte Wohnungen und einzelne Zimmer
mit streng koscherer Pension preiswürdig abzugeben.
Ober-Inspektor: B.S. Oppenheimer." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903:
"Stahlbad und Luftkurort König i.O.
an der Bahn-Strecke Frankfurt - Darmstadt - Eberbach - Stuttgart. Pension
Oppenheimer vis-à-vis der 1902 erbauten Gustav Marien Stahlquelle. -
Luftige möblierte Zimmer, große gedeckte Veranda, Bad im, und Garten
beim Hause, anerkannt gute, streng rituelle Küche, betreffs Kaschruth von
Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Marx - Darmstadt bestens attestiert,
empfiehlt zu mäßigen Preisen.
Der Besitzer: Ober-Inspektor Oppenheimer.
An Passanten und Touristen etc. können bei zeitiger Vorausbestellung,
Speisen jederzeit verabreicht werden." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1904:
"Pension Oppenheimer. König im Odenwald
vis-à-vis der Gustav-Marien-Stahlquelle,
mit schönen, luftigen Zimmern, gedeckter Veranda nebst schöner Aussicht
nach dem Wiesental und Wald. Anerkannt gute, streng rituelle Küche -
Bäder im Haus -
empfiehlt Ober-Inspektor Oppenheimer." |
Anzeige der Kindererholungsstätte beziehungsweise Pension Hedy Kahn (1935 /
1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1935: "Ferienkinder
finden gute und liebevolle Aufnahme in meinem streng rituellen Hause 'Cilly'.
Aufsicht vorhanden. Referenz Josef Rosenbaum, Frankfurt-M., Palmstraße
11. Kindererholungsstätte Hedy Kahn Bad König im Odenwald, dem
Kurhaus gegenüber." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1937: "Pessach
in Bad-König im Odenwald. Streng rituell, günstige Preise, kleiner
Kreis. Baldige Anmeldung erwünscht. Pension Hedy Kahn." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1937: "Schwuoth
(Wochenfest)
in Bad König im Odenwald.
Billige Preise, streng rituell,
kleiner Kreis.
Pension Hedy Kahn,
Bad König im Odenwald." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Bad
König i.O. Pension Hedy Kahn bietet bei streng rituelles Verpflegung
angenehmsten Sukkosaufenthalt (Aufenthalt zum Laubhüttenfest).
Neuer Speisesaal und Sukko (Laubhütte) vorhanden. Baldige Anmeldung
erwünscht." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Bad König
geborenen Arnold Oppenheimer |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Arnold Oppenheimer (geb. 3. Dezember 1905
in König im Odenwald), Kaufmann, wohnhaft in Mainz; am 25. März 1942
deportiert ab Mainz -
Darmstadt in das Ghetto Piaski, dann in das Konzentrationslager Majdanek,
am 9. Juli 1942 ermordet |
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Zur Geschichte der Synagoge
Seit Ende des 18.
Jahrhunderts war eine Synagoge vorhanden. Sie wurde um 1795/97 dicht bei
einer Brücke über den Kimbach erbaut.
1895 erinnerte man sich daran, dass das Gebäude 100 Jahre alt und
inzwischen baufällig war. Damals beantragte man eine Lotterie zur Finanzierung
der Renovierung. Die Lotterie wurde allerdings nicht genehmigt, da die Gemeinde
es versäumt hatte, für die Instandhaltung in der rechten Weise zu sorgen.
Innerhalb von zwei Jahren schaffte man es dann doch, die Finanzmittel für eine
Renovierung zu sammeln, sodass die Synagoge renoviert und mit einer Festfeier
Anfang September 1897 eingeweiht werden konnte. Landrabbiner Dr. Marx aus
Darmstadt hielt die Festrede:
Feier zur Wiedereinweihung der Synagoge im September 1897
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September
1897: "König im Odenwald. Am jüngsten Sonntag wurde aus
Veranlassung des 100-jährigen Bestehens und der Renovierung der hiesigen
Synagoge eine Festgeier abgehalten, bei der Herr Landrabbiner Dr. Marx die
Festrede hielt. Redner hob besonders hervor, welche brave,
gottesfürchtige Männer von hier in dieser Synagoge schon beteten und wie
es ihn freue, dass dieser religiöse Geist auch noch heute in der Synagoge
herrsche." |
Um 1933 plante man den Bau einer neuen Synagoge und wollte das alte
baufällige Gebäude abbrechen. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
Steinwürfe demoliert, 1939 abgebrochen. Zunächst wurde an ihrer Stelle ein
Schuppen errichtet, später ein Wohnhaus und eine Lagerhalle. Seit einigen
Jahren ist in der Nähe des Grundstückes der ehemaligen Synagoge ein Gedenkstein
zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 aufgestellt. Der Text des
Gedenksteines lautet: "In unmittelbarer Nähe stand die Synagoge der
jüdischen Gemeinde. Sie wurde 1795 erbaut, am 10. November 1938 verwüstet und
1939 abgerissen. Die nationalsozialistischen Gewalttaten sind für immer als
Mahnung den nachfolgenden Generationen ins Gedächtnis zu rufen, um für Demokratie,
Völkerverständigung, inneren und äußeren Frieden einzutreten."
Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Alexanderstraße 11 /
Bleichstraße
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 128) |
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Der Gedenkstein befindet
sich
in einer kleinen Parkanlage |
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Im Hintergrund der Gedenkstein
mit
der Erinnerungstafel |
Erinnerungstafel mit zur Zeit
kaum
noch lesbarem Text |
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Der
Synagogenstandort war - vom Park mit dem Gedenkstein aus gesehen - auf
der
anderen Seite des vorbeifließenden Kimbaches |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 450-452. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 128. |
| Keine Artikel bei Thea Altaras, da von der Synagoge nichts
mehr erhalten ist. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 242-243. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 90-91. |
| Johann Heinrich Kumpf: Wohl die älteste Person des
Deutschen Reichs stammte aus Momart. Zur Geschichte der jüdischen Familien
Bergfeld in Momart und Michelstadt, May in Roßdorf sowie Aschenbrand
in Niederaula, Rimbach und Frankfurt am Mein. In: "gelurt". Odenwälder
Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2022. Hrsg. vom Kreisarchiv des
Odenwaldkreises. Erbach/Odw. 2022. S. 99-116.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Koenig Hesse. Established
in the late 18th century, the community promoted the town's development as a
health resort, which attracted a largely Jewish clientele. Known for their
religious observance, the Jews numbered 100 (5,1 % of the total) in 1880 and 71
(2.9 %) in 1933. After Kristallnacht (9-10 November 1938), when Nazis
desecrated the synagogue, beat Jews, and looted Jewish property, the community
dispersed. Not one Jew remained, some youngsters joining pioneer training
programs in the hope of emigrating to Palestine.
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