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Dieburg (Kreis
Darmstadt-Dieburg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Dieburg (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in
Dieburg wurde um 1530 angelegt. 1812, 1830 und 1926 wurde der Friedhof
erweitert. Seitdem hat er eine Größe von 108,30 ar. Die Friedhofshalle wurde
1853 erbaut. Auf dem Friedhof wurden die Toten zahlreicher (zeitweise 22) jüdischer
Gemeinden (beziehungsweise aus Orten mit jüdischen Einwohnern) der Umgebung
beigesetzt (Dieburg,
Groß-Zimmern,
Gundernhausen,
Roßdorf, Ober-Ramstadt,
Zeilhard, Georgenhausen,
Spachbrücken,
Reinheim,
Semd, Überau,
Groß-Bieberau,
Lengfeld, Groß
und Klein Umstadt, Raibach,
Habitzheim,
Ober-Klingen,
Messel, Eppertshausen,
Münster und
Urberach).
Auf dem Friedhof sind 989 Grabsteine erhalten, wobei diese nur ein Teil der Gräber
markieren, da viele Steine versunken sind beziehungsweise in der NS-Zeit abgeräumt
wurden.
Links vom Eingang befindet sich der älteste Teil. Auf ihm fanden
nach einer Schätzung etwa 1600 Bestattungen statt. Die ältesten Steine sind
von 1715, da aus Platzmangel Aufschüttungen durchgeführt worden sind, sodass
die älteren Steine verschüttet sind.
Im Mittleren Teil finden sich Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert. Im neueren
Teil finden sich Grabsteine bis in die 1930er-Jahre des 20. Jahrhunderts.
Dokumentation des Friedhofes
Hinweis: Nach dem Verzeichnis der
durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen"
bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in
Dieburg die Zahl von 989 vorhandenen Grabsteinen aus
der festgestellten Belegzeit von 1715 bis 1939.
Siehe Landesgeschichtliches
Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden
in Hessen (LAGIS):
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/intro/sn/juf |
In der NS-Zeit wurde eine Teil der Grabsteine
abgeräumt. Sie wurden u.a. als Baumaterial für eine große Freitreppe mit
Terrasse im Südbereich des Schlosses Fechenbach verwendet, in dem damals
mehrere NS-Organisationen untergebracht waren. Dazu wurden die Inschriften der
Grabsteine getilgt. 1945 wurden diese Steine auf den Friedhof zurückgebracht,
konnten aber den Gräbern nicht mehr zugeordnet werden.
Nach 1945 erfolgte auf dem jüdischen
Friedhof noch die Bestattung dreier polnischer Displaced Persons in den
Jahren 1946/47. Von 1990 bis 1998 wurden auf Wunsch von Nachkommen jüdischer
Familien der Region die Grabsteine des Friedhofes wieder aufgerichtet, die
teilweise seit der NS-Zeit umgeworfen waren.
Von Seiten der jüdischen Gemeinde in Darmstadt bestehen
Überlegungen, die unbelegte Fläche des Friedhofes künftig möglicherweise
wieder für Beisetzungen zu nutzen.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Berichte zur Schändung des Friedhofes 1893
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1893:
"Auf dem israelitischen Friedhofe zu Dieburg (Hessen) wurden von
ruchloser Hand 28 Grabmäler umgestürzt und teilweise zertrümmert. Die
Polizeiorgane entfalten eine lobenswerte Tätigkeit zur Ermittlung der
Urheber des infamen Schurkenstreichs." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom, 10. August 1893:
"Dieburg (Hessen). So weit ist's mit dem Antisemitismus gekommen,
dass man auch die Toten nicht in Ruhe lässt. Auf unserem israelitischen
Friedhofe wurden von ruchloser Hand 38 Grabmäler umgestürzt und
teilweise zertrümmert. Die Polizeiorgane entfalten eine lobenswerte
Tätigkeit zur Ermittelung der Urheber des infamen Schurkenstreichs. Wo
soll das noch hinkommen?" |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1893:
"Dieburg, 13. August. Die in Nr. 84 Ihres geschätzten Blattes von
Dieburg gebrachte Notiz bedarf der Richtigstellung. Das Vorkommnis auf dem
israelitischen Friedhofe hier hat mit dem Antisemitismus absolut nichts zu
tun und hängt mit demselben in keiner Weise zusammen. Es ist dies eine
Rohheit, wie sie vor nicht langer Zeit auch auf dem christlichen Friedhofe
verübt wurde. Zur Ehre unserer Stadt sei konstatiert, dass sich Dieburg
für den Antisemitismus als unzugänglich erwiesen hat und alle Wühl- und
Hetzarbeit an dem gesunden Sinn unseres Bürgerschaft gescheitert ist. -
Bei der Reichstagswahl, wurde hier nicht eine Stimme für den Antisemiten
gezählt. Ihr Artikelschreiber scheint die Verhältnisse hier nicht zu
kennen und hätte in seinen Mitteilungen deshalb vorsichtiger sein
sollen." |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt am Ausgang der Stadt in Richtung
Frankfurt am Main/Hanau (Bundesstraße 45) links der Straße inmitten eines Gewerbegebietes
(Straße "Am Bauhof").
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Dieburg auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, israel." |
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Link
zu den Google-Maps |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 18.6.2006 während einer
Führung mit Frau Rohde-Reith, im Rahmen einer Exkursion des
"Arbeitskreises ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V.")
Presse-Artikel zum Friedhof
Artikel aus "Echo online" - Zeitung für Südhessen vom 24. April
2007:
Ein Wegweiser auf der Spurensuche.
Kataster: Für Dieburgs jüdischen Friedhof gibt es einen Lageplan -
Rotary-Club fördert Vorhaben mit Spende - Übergabe.
DIEBURG. "Auf diesem Friedhof finden
Überlebende der einstigen jüdischen Gemeinde Dieburgs eine Verbindung
zur früheren Heimat." Das sagte Dieburgs Bürgermeister Werner Thomas in
sehr persönlich und emotional gefärbten Worten am Mittwochabend im
Rathaussaal bei der Entgegennahme eines Lageplans für den
jahrhundertealten jüdischen Friedhof im Norden der Stadt. Im Lauf der
Zeit wurden dort mehr als 1000 Bestattungen vorgenommen, wurden
Verstorbene aus etwa 21 Gemeinden und Ortschaften in der Dieburger Region
zur ewigen Ruhe gebettet. Anders als christliche sind jüdische Friedhöfe
"für die Ewigkeit" angelegt, wie aus den Ausführungen von Experten bei
der Übergabe des Lageplanes hervorging. Mit dessen Hilfe sind künftig
einzelne Gräber auf dem jüdischen Friedhof weitaus leichter zu finden.
So dankte der Bürgermeister auch im Namen einstiger jüdischer Bürger
und deren Nachfahren. Die Übergabe des Katasterplanes war durch eine
Spende des Rotary-Clubs Dieburg-Babenhausen ermöglicht worden, der unter
anderem durch seinen Präsidenten Professor Dr. Horst Wilhelm vertreten
war. Thomas würdigte den Einsatz von Gisela Wiesner und Dr. Hartmut
Heinemann bei der Erstellung des Planes. Auch der ehemalige Leiter des
Staatsarchivs Darmstadt, Professor Eckhart Franz, und der Kreisarchäologe
Dr. Peter Prüssing setzten sich sehr für die Erstellung des Planes ein,
den der Bürgermeister wie einen "Schatz" entgegennahm. Werner Thomas erwähnte
die Auslöschung der einstigen jüdischen Gemeinde in Dieburg, die noch
1929 eine neue Synagoge direkt am Marktplatz errichtet hatte, an die
Vertreibung und Ermordung, an die Schändung des Judenfriedhofs, der ein
Ort des Gedenkens geblieben sei. Auch wenn die heute meist betagten jüdischen
Bürger nicht mehr persönlich nach Dieburg reisen könnten, fänden hier
deren Kinder und Enkel doch noch ihre Wurzeln. Bisher, so der Bürgermeister,
sei die Suche nach den Gräbern der Familienangehörigen meist ziemlich
beschwerlich gewesen, weil die Grabsteine aus Sandstein teilweise
verwittert, die Inschriften bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in hebräischer
Sprache gestaltet seien. Da mussten in der Vergangenheit auch
Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs Dieburg bei der Suche behilflich sein.
Auch die Beantwortung von schriftlichen Anfragen sei bisher schwierig
gewesen. Das habe sich nun geändert. Die Kartierung werde auch Grundlage
für eine Publikation sein, auf die man warte, so der Verwaltungschef, der
von einem Beitrag zur Familienforschung sprach. Hartmut Heinemann vom
Staatsarchiv Wiesbaden sprach ausführlich über die jüdischen Friedhöfe
in Hessen. Davon gibt es 350. Sie alle hätten großen historischen Wert,
seien in der Regel die letzten verbliebenen Zeugnisse einstigen jüdischen
Lebens im Lande. Die Begräbnisstätte in Dieburg war ehemals als "Sammel-Friedhof"
angelegt worden für Juden aus Dieburg und seinen umliegenden Ortschaften.
Horst
Wilhelm sprach von einer "Geste der Versöhnung". Der Rotary-Club hatte
2200 Euro gespendet, wie Peter Prüssing erwähnte, der detaillierte
Aufzeichnungen über den jüdischen Friedhof in Dieburg vorlegte. Seit
1960 ist der Friedhof Eigentum des Landesverbandes der Jüdischen
Gemeinden in Hessen. Für den Erhalt ist die Stadt Dieburg aufgrund einer
Pflegevereinbarung zuständig und erhält dafür jährlich eine
finanzielle Unterstützung. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Arnsberg I,134-137. |
| Günter
Keim: Beiträge zur Geschichte der Juden in Dieburg. Hrsg. vom
Magistrat der Stadt Dieburg. Dieburg 1993. 340 S. mit zahlr. hist.
Photoaufnahmen. |
| Denkzeichen. Von Alsbach bis Zwingenberg. Orte von
Widerstand und Verfolgung. Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in
Südhessen und Umgebung. Redaktion: Renate Dreesen, Initiative
'Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt". 2005. S. 15-16. |
| Eckhart G. Franz / Christa Wiesner: Der
jüdische Friedhof in Dieburg. Hrsg. von der Kommission für die Geschichte
der Juden in Hessen. Wiesbaden 2009. ISBN 978-3-921434-29-1. |
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