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Reichenberg (Kreis
Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Reichenberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1941/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. 1587 wird
erstmals ein jüdischer Einwohner genannt: Abraham Jud, der für einen Hof in
Hattenhausen abgabepflichtig war. 1612 wohnten drei, 1659 fünf jüdische
Familien in Reichenberg. 1774 waren es 21 jüdische Haushaltungen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1814 133 jüdische Einwohner (31,1 % von insgesamt 428), 1867
60 (10,9 % von 549), 1890 73 (11,4 % von 642), 1900 61 (9,5 % von 641), 1910 46
(6,7 % von 685).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Reichenberg auf
insgesamt 27 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1824)
die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Jacob Baer Beer (Kleinhandel), Beer Marx Löwenberger
(Goldsticker; auf seiner Stelle ab 1835 Abraham Worms, Handel mit Schnittwaren),
Joseph Nathan Reiß (Kleinhandel), Nathan Elias Weingarten (Kleinhandel),
Salomon Maier Stern (Judenlehrer, gestorben 1831), Herz Schmul König
(Warenhandel), Abraham Simon Fulder (Kleinhandel), Hirsch Salomon Mandelbaum
(Viehhandel und Metzgerei), Götz Nathan Frank (Kleinhandel), Isaac Abraham
Wolfsheimer (Warenhandel), Nathan Moses Löw Harzfelder (Handel mit Büchern,
gest. 1830), Seligmann David Süßmann (Goldsticker), Samson Aron Assenheimer
(Kleinhandel), Benjamin Joseph Krebs (Viehhandel und Metzgerei), Jonas Simon
Adler (Warenhandel), Hirsch Simon Adler (Schmusen), Hirsch Simon Schwab
(Schmusen), Seligmann Jacob Beer (Kleinhandel), Marx Salomon Berg (Goldsticker),
Abraham Seligmann Seelmann (Handel mit Gold und Silber), Wolf Leser Eckstein
(Kleinhandel), Pfeufer Isaac Tadelheimer (Kleinhandel), Isaac Lippmann Heß
(Schmusen), Simon Abraham Adler (Tuchhandel), Jacob Lazarus Thalheimer
(Kleinhandel), Isaac Hesse (Schmusen), Abraham Uhlfelder (Krämerei, ab 1824),
Sello Stern (Seifensiederei, Lichterziehen, ab 1824). Über der Zahl der
festgelegten Matrikelstellen wurde 1827 noch Isaak Uhlfeder (Landwirtschaft
aufgenommen).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Allersheim
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig
war. Ein jüdischer Lehrer wird bereits in der Matrikelliste von 1817
genannt: Salomon Maier Stern, der am 6. Februar 1831 verstorben ist. Um 1882
wird Lehrer Friedlein genannt (siehe Bericht zum Tod von Fanni Heß), um 1905
Lehrer Abraham Sonn (geb. 1840 in Schweinshaupten; war zuvor Lehrer in Mainstockheim
und Theilheim, gest. 1932 in Würzburg).
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine starke Abwanderung der
jüdischen Familien, insbesondere nach Würzburg und andere Städte. Bereits in
der Matrikelliste von 1817 wird als Nachtrag von etwa 1825 bei Marx Salomon Berg
und Abraham Seligmann Seelmann vermerkt: "hält sich in Würzburg
auf".
Im Krieg 1870/71 nahmen aus der jüdischen Gemeinde Lippmann Hess und
Levi Hess teil. Ihre Namen stehen auf einem Kriegerdenkmal für die
Kriegsteilnehmer der Kriege 1866 und 1870/71. Das Gefallenendenkmal für die
Gefallenen der Weltkriege daneben enthält keine Namen. Gefallen sind im Ersten
Weltkrieg aus der jüdischen Gemeinde: Sgt. Isaak Krebs (geb. 4.8.1888, gef.
3.11.1918) und Sally Krebs (geb. 3.3.1897 in Reichenberg, gef.
27.10.1918).
Um 1924, als 47 jüdische Einwohner in Reichenberg gezählt wurden (6,3 %
von insgesamt 752 jüdischen Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Benno
Isak Krebs, Benno Jakob Krebs und Gustav Uhlfelder. Den Religionsunterricht der
noch fünf jüdischen Kinder (im Schuljahr 1932/33: sieben jüdischen Kinder) erteilte Lehrer Gutmann aus
Würzburg. Die
jüdische Gemeinde war dem Distriktsrabbinat in Würzburg zugeteilt. 1932
waren die beiden Vorsteher Benno Isak Krebs und Benno Jakobs Krebs.
Im September 1929 fand in Reichenberg eine Tagung des orthodoxen
Jugendverbands Esra statt, an der über 200 Delegierte aus ganz Deutschland
teilnahmen.
1933 wurden 35 jüdische Einwohner am Ort gezählt (4,4 % von insgesamt
802 Einwohnern). Nach 1933 ging die Zahl der jüdischen Einwohner zunächst
nicht zurück. Im Frühjahr 1937 hatte die Gemeinde 40 Mitglieder, von
denen inzwischen allerdings 18 (fünf Familien) auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts aus der Hilfskasse der Gemeinde unterstützt werden
mussten. Erst 1938 kam es zu Auswanderungen von Gemeindegliedern (bis
1940 sind zehn Personen in die USA emigriert, eine Person nach England). Beim Novemberpogrom
1938 blieb zwar die Synagoge verschont. Die jüdischen Männer des Ortes
wurden jedoch verhaftet, in das Gefängnis nach Würzburg verbracht und
schließlich in des KZ Buchenwald verschleppt, wo einer von ihnen umgekommen
ist. Zu neuen Ausschreitungen kam es in Reichenberg am 24. November 1939.
Nun wurden die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört sowie die Türen und
Fenster der sechs jüdischen Häuser in Reichenberg zertrümmert. Einen Monat
danach starb ein Gemeindeglied an Suizid. Im Februar 1942 lebten noch 20
jüdische Personen in Reichenberg. Zwölf wurden am 24. April über Würzburg
nach Izbica bei Lublin deportiert und ermordet. Im Mai 1942 wurden sechs weitere
Personen ebenfalls nach Würzburg verbracht. Von ihnen wurden drei im September
1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, zwei im Juni 1943 nach Auschwitz.
Zwei Schicksale konnten nicht aufgeklärt werden.
Von den in Reichenberg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Bach
geb. Reiss (1870), Marianne (Mirjam) Bach (1876), Sara Burchardy geb. Krebs
(1861), Lina Elbogen geb. Hess (1880), Janette (Jenni) Fried geb. Hess (1882),
Cäcilie Hess (1891), Isaak Hess (1885), Jeanette (Jenny) Hess geb. Hess
(1876), Lina Kahn geb. Uhlfelder (1882), Benno Krebs (1881), Benjamin Krebs
(1888), Erich Krebs (1926), Finny Krebs (1913), Flora Krebs (1921), Frieda Krebs
geb. Krebs (1908), Gertrud Krebs (1922), Julius Krebs (1923), Manfred
Krebs (1923), Maria Krebs geb. Uhlfelder (1881), Marianne Krebs (1876), Max
Krebs (1885), Olga Krebs geb. Salin (1893), Rosa Krebs geb. Bravmann (1894),
Salie Krebs geb. Frank (1855), Sigmund Krebs (1886), Sofie Krebs geb. Gutmann (1894),
Sussmann Krebs (1890), Walter Krebs (1924), Johanna Sauer geb. Hess (1892),
Frieda Schaap geb. Krebs (1908), Isaak Uhlfelder (1885).
Anmerkung: Die Recherche bei Yad Vashem zu "Reichenberg" ergibt im
Blick auf weitere Namen kein klares Ergebnis, da es in den Listen zahlreiche
unklare Zuweisungen zu Reichenberg/Tschechei bzw. Reichenberg/Unterfranken gibt.
Bei den oben genannten Namen ist die Zuordnung - auch auf Grund der Auswertung
des "Gedenkbuches" eindeutig.
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter
Für den Unterricht in Reichenberg und
anderen Orten wird ein Wanderlehrer bestellt (1925)
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Fanni Heß (1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1882:
"Reichenbach (verschrieben für Reichenberg) bei
Würzburg. "Am Tag des Heiligen Schabbat BeHar uwechukotai
(13. Mai 1882) sollte für unsere ganze Gemeinde ein Tag der Trauer
werden; denn an demselben hauchte eine Eschet Chajal (tüchtige
Frau) ihre edle Seele aus. Frau Fanni Heß, die Gattin von Isaac Heß
daselbst, erlag ihrem vierwöchentlichen Leiden im 61. Jahr ihres
segensreichen Lebens. Wie sie gelebt, stillen, stets heiteren, Gott
ergebenen Gemütes, entschließ sie sanft zur irdischen Ruhe. 'Wehe, die
Zierde unserer Frauen, ja unserer Gemeinde ist nicht mehr.' So klagt nicht
nur die kleine, jüdische Gemeinde, sondern auch die christliche. Jeder,
der sie gekannt hatte eine Träne für sie; denn weit hinaus über ihren
engen Wirkungskreis war sie bekannt als Eschet Chajal (tüchtige
Frau), als eine Frau, wie sie in früheren Zeiten noch häufiger in Israel
gefunden wurden, voller Gottesfurcht und Nächstenliebe. Nicht allein
stets bereits, selber gerne zu geben, hat sie es nicht verschmäht, für
Andere zu fordern, um fremdes Leid zu mildern. Wo es galt, häusliches
Elend zu lindern, war sie die Erste. Rat und Tat suchte und fand jeder bei
ihr. Die fremden Armen fanden bei ihr, in ihrem Hause Essen, Trank und
Lagerstätte. Selbst für Gemeinde-Angelegenheiten sorgte sie, wie durch
ihre besondere Vermittlung eine Mikwe (rituelles Bad) nach den Religionssatzungen
hergestellt wurde, nachdem die frühere nicht mehr benutzt werden konnte.
Ihrem Gatten eine sanfte, treue, ergebene und sorgsame Gefährtin, war
sie, die selbst nicht mit Kindern gesegnet war, eine Mutter der ganzen
Familie, Ratgeberin und Helferin in der ganzen Gemeinde, ohne Unterschied
der Religion. In warmen, tiefempfundenen Worten gedachte ihr von
Treuchtlingen hierher geeilter Neffe, Lehrer Heß, des tiefen Wehes und
Schmerzes ihres Gatten, der ganzen Familie und der Gemeinde über ihren
unersetzlichen Verlust, sowie ihrer wahren Frömmigkeit und ihrer hohen
Tugenden. Wenn auch sie leiblich von uns geschieden, so bleibt ihr
Andenken ein dauerndes, ein gesegnetes. Ihr Vorbild werde noch lange
leuchten in der Gemeinde.
Herr Lehrer Friedlein führte am Grabe in schöner Weise aus, dass sie
jene Tugenden, Wohltätigkeit, Gastfreundlichkeit, Krankenbesuche,
Brautausstattung sich im höchsten Grade zum Eigentum gemacht und sie
stets mit vollem Herzen geübt.
So möge denn die teure Entschlafene bei ihrem himmlischen Vater, dem sie
hienieden mit ganzem Herzen anhing, ihre Ruhe finden und den Lohn
empfangen, den sie durch ihre vielen guten Werke gewiss erworben. Ihrem
Gatten, der tiefbetrübt ihr nachweint, gebe der Allerbarmer den rechten
Trost. In unserm Herzen und im Herzen Aller, die sie gekannt, hat sie sich
ein Denkmal gesetzt, dauernder als Stein und Erz, Ihr Andenken wird
stets ein gesegnetes sein." |
70. Geburtstag des aus Reichenberg stammenden Rabbiner Joseph Arie Buttenwieser
(1927)
Anmerkung: Weitere Texte zu Rabbiner Joseph Arie Buttenwieser siehe die
Seite zu den Rabbinern und jüdischen
Lehrern in Mannheim
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli
1927: "Mannheim, 12. Juli. Am 21. Tamus vollendete Herr
Rabbiner Joseph A. Buttenwieser - sein Licht leuchte - sein 70.
Lebensjahr. Wie unseren Lesern bekannt sein wird, lebt dieser Mann, der
Jahrzehnte die Austrittsgemeinde in Straßburg im Elsass geleitet hat, seit
einigen Jahren in Mannheim und erfreut sich dort des wohlverdienten
Ruhestandes. Seine Lebensschicksale sind schnell aufgezählt. Geboren in
Reichenberg bei Würzburg, begab er sich, naturgemäß angezogen durch die
Persönlichkeit des Würzburger Raws (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seligmann_Bär_Bamberger), als Jüngling zu
diesem, um von ihm die erste Einführung in alle jüdischen Wissensgebiete zu
erlangen. Nicht zufrieden hier all seinen Wissensdurst zu stillen, ging er
noch nach Schwabach, um bei dem dort
wirkenden Reb (Rabbiner) Hyle Wechsler und dann in Preßburg bei
Reb Nathe Wolf (vgl.
https://www.geni.com/people/Rabbi-Natan-Wolf-Benjamin-Lieber-ABD-Pressburg/6000000009634585480)
weiter und weiter zu lernen. Auf kurze Zeit ging er dann nach Mannheim als
Rabbiner der Klaus, um im Jahre 1888 nach Straßburg an die damals gegründete
Gemeinde Ez Chajim berufen zu werden. Aus den kleinen Anfängen, die er dort
vorfand – beim Beginn seiner Tätigkeit waren es nur ein knappes Minjan (sc.
10 religionsmündige jüdische Männer) Menschen, die sich in dieser
Gemeinde zusammengefunden hatten – machte er durch die Kraft seiner
Persönlichkeit eine Gemeinde, die bald das Zentrum der ganzen elsässischen
Orthodoxie wurde. In enger Fühlung mit Samson Raphael Hirsch (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch) und Dr.
Lehmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - nahm er
zu allen Problemen, die diese kämpferischen Zeiten mit sich brachten, gleich
gesinnt mit diesem Fühlung, wenn er auch niemals die Verehrung für seinen
ersten Lehrer, den Würzburger Raw sinken ließ. Sein Haus und seine Gemeinde
wurden der Mittelpunkt der in Straßburg studierenden jüdischen Jugend; ihr
und seiner Gemeinde war er ein stets anregender, geistiger Führer. Aber auch
organisatorisch leistete er vieles und schuf aus seiner Gemeinde eine
Muttergemeinde. Als ein auch für die heutigen Zeiten nachahmenswertes
Beispiel sie auf die während der ganzen Zeit seiner Wirksamkeit
unterhaltenen Kurse für die Lehrer des ganzen umliegenden Gebietes
(insbesondere des Saargebietes) hingewiesen. Im Kampfe gegen die
Schechitagegner (sc. Gegner des Schächtens) wusste er durch sein
Ansehen bei den Behörden wirksame Waffen zu liefern. Nach dem Krieg (sc.
1. Weltkrieg) und der durch sein Ende bedingten politischen Umwälzung
leitete er unermüdlich seine Gemeinde, bis er im Jahre 1921 aus
Gesundheitsrücksichten sein Amt aufgab und nach Mannheim übersiedelte. Seine
gleichgesinnte Gattin, die ihm während dieser ganzen Jahre treu zur Seite
stand und durch ihre vielseitige Tätigkeit ins Haus und Gemeinde manches zu
seinen Erfolgen beitrug, die Tochter des Rabbiners Salomon Waelder,
Schönlanke (vgl.
https://www.geni.com/people/Shlomo-Waeldler-ABD-Kikinda-Schönlanke/6000000012122085245:
hier sind die am 15. April 1927 in Mannheim verstorbene Tochter Charlotte
und weitere Nachkommen genannt), hat er in den Pessachtagen dieses
Jahres verloren und wünscht deshalb keine Feier des Tages, an dem ihm sonst
gewiss ein großer Kreis von Menschen seine Verehrung bezeugen würde. Wir
aber können den Tag nicht vorübergehen lassen, ohne wenigstens von uns
auszusprechen, das wir wissen, was die deutsche Orthodoxie an ihm besitzt.
Wir wünschen ihm noch recht viele Jahre, um in Ruhe und Frieden der Tage
seiner Arbeit zu gedenken. Alles Gute bis 120 Jahre." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal oder eine erste Synagoge
vorhanden. 1797 wurde eine Synagoge erbaut. Sie war für fast 140 Jahre
Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort.
Im Dezember 1924 wurden aus der Synagoge Silbergeräte, Becher und andere
wertvolle Ritualien gestohlen. Seit Auflösung der jüdischen Gemeinde Rottenbauer
befand
Beim Novemberpogrom 1938 blieb die Synagoge verschont. Am 24. November 1939
(!) wurde bei neuen Ausschreitungen am Ort die Inneneinrichtung der Synagoge
durch SA-Leute zerstört. Danach wurde das Gebäude zunächst als Holzlager und
später als Stofflager der Wehrmacht zweckentfremdet.
Das Synagogengebäude blieb nach 1945 erhalten. Nach Abschluss des
Restitutionsverfahrens wurde das Gebäude 1949 von der JRSO an die
Katholische Kirchengemeinde verkauft und von dieser nach einem Umbau von 1950 bis 1972
als katholische Kirche "St. Bonifatius" genutzt, danach zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus
umgebaut.
Am Gebäude ist eine Hinweistafel vorhanden mit dem Text:
"1797-1938 Synagoge, 1950-1972 Katholische Kirche St.
Bonifatius". 1988 wurde eine weitere Tafel mit folgendem Text
angebracht: "Zum Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger. 'Wir
klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht
fröhlicher geglaubt, nicht brennender geliebt haben'. (Stuttgarter Erklärung
der EKD, 1945). Reichenberg, den 9. November 1988. Evang.-Luth. Kirchengemeinde
Reichenberg."
Adresse/Standort der Synagoge: Schinderberg 11
Fotos
(Quelle: Historisches Foto aus: Jutta Sporck-Pfitzer s.Lit. S.
71)
Historisches Foto |
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Blick zum Toraschein in der
Synagoge Reichenberg |
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Fotos aus
Würzburgwiki
(siehe Link unten) |
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Blick auf die ehemalige
Synagoge |
Portal zur Synagoge mit
Gedenktafel |
Die Gedenktafel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 389-390. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 105; 1992² S. 114. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 564-565.
|
| Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen
Gemeinden im Landkreis Würzburg. (Hg. Landkreis Würzburg). Würzburg 1988
S. 70-71.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 270-271.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Reichenberg Lower
Franconia. The Jewish community was founded no later than the mid-18th century.
A synagogue was built in 1796 and the Jewish population stoood at 133 in 1814
(total 428), subsequently declining steadily to 35 in 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), Jewish men were sent to the Buchenwald concentration camp.
Fourteen Jews left in 1937-40, ten for the United States. Of the 20 remaining in
1942, 12 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg
on 25 April; three to the Theresienstadt ghetto on 23 September; and two to
Auschwitz on 17 June 1943.
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