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"Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"
Richelsdorf (Gemeinde
Wildeck, Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Richelsdorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts
zurück. Aus dem Jahr 1733 liegt ein Schutzbrief für Hanne Juda in
Richelsdorf vor. 1744 gab es drei bis vier jüdische Familien am Ort.
1750 und 1776 waren es vier Familien. Die jüdischen Familien lebten
im 18. Jahrhundert unter dem Schutz der
Patronatsherren von Cornberg am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1795 23, 1835 38 jüdische Einwohner, 1855 59, 1861 57 (8,5 % von
insgesamt 670 Einwohnern), 1871 63 (10,6 % von 593), 1885 49 (9,8 % von 500),
1895 41 (8,1 % von 504), 1905 54 (9,4 % von 573). Erhalten sind die
Familienregister der Gemeinde. Nach dem Geburtsregister gab es zwischen 1830 und
1924 insgesamt 151 jüdische Geburten in Richelsdorf.
1825 werden als jüdische Familienvorstände genannt (mit Erwerbszweig):
Victor Gabriel (Buchbinder), Witwe von Jacob Hahn (Ellenwarenhandel), Witwe von
Leib Moses Löwenstein (Ellenwarenhandel), Wolf Hahn (Nothandel), Joseph David
Eichhorn (aus Ahrhuus gebürtig, Nothandel).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule
(Religionsschule), ein
rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war im 19. Jahrhundert zeitweise ein
eigener Lehrer (gleichzeitig Vorbeter und Schochet) am Ort: 1866 wird
als solcher S. Gerson genannt (Quelle). Spätestens
in den 1920er-Jahren wurde der Unterricht durch den Lehrer aus Nentershausen
erteilt. Die
Gemeinde gehörte mit den anderen Gemeinden des Kreises Rotenburg a. Fulda zum
Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Alwin Meyer (geb.
6.2.1885 in Mellrichstadt, gef. 9.7.1916).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 47 Personen gehörten (6,7 % von insgesamt
706 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Joseph Löwenstein I (Sohn des
früheren Gemeindevorstehers Ruben Löwenstein, siehe Bericht unten) und Adolf
Sommer. Die damals fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde
erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Mendel Katz aus Nentershausen.
1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Joseph Löwenstein I (1.
Vors.) und Adolf Sommer (Schatzmeister).
Eine engere Beziehung bestand durch den gemeinsamen Lehrer nach Nentershausen.
In einem Bericht zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Lehrer Mendel Katz in
Nentershausen wird Richelsdorf als "Filialgemeinde" zu Nentershausen
bezeichnet.
1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Richelsdorf (5,2 % von insgesamt 766
Einwohnern). Es handelte sich um die folgenden Familien: Moses Falkenstein, Moritz
Löwenstein, Adolf Sommer, Josef Löwenstein, Leopold Eichhorn, Hermann
Falkenstein, Haune Hannstein, Max Eichhorn, David Eichhorn, Max Eichhorn, Josef
Löwenstein, Max Falkenstein, Max Hannstein.
In
den Jahren nach 1933 sind alle jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (eine größere Zahl in die
USA). 1938 wurden noch 21
jüdische Einwohner gezählt. 1939 verließen mit dem Ehepaar Max
Eichhorn die letzten jüdischen Einwohner den Ort. Mehrere der in andere Orte
verzogene jüdische Personen wurden von dort aus deportiert.
Von den in Richelsdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline Eichhorn geb.
Heilbrunn (1883), Manfred Eichhorn (1922), Max Eichhorn (1885), Max Eichhorn
(1891), Moses Falkenstein (1866), Jettchen Hanstein (1879), Mathilde Hanstein
(1885), Rosa Heilbrunn (1885), Herbert Löwenstein (1920), Moses Moritz
Löwenstein (1873), Salomon Löwenstein (1867), Jettchen Mansbach geb. Hanstein
(1877), Lina Oppenheim geb. Eichhorn (1891), Hans Sommer (1923), Jettchen Sommer
geb. Löwenstein (1879), Karl Sommer (1903).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
Ausschreibungen der Lehrerstelle wurden in
jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht
gefunden. |
Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
80. Geburtstag des Kriegsveteranen Ruben Löwenstein
(1926)
Anmerkung nach den Angaben bei Arnsberg s. Lit. S. 224: Der 1846 geborene Ruben
Löwenstein war über 25 Jahre jüdischer Gemeindevorsteher in Richelsdorf. Er
verstarb 1926 im 81. Lebensjahr.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1926: "Rotenburg,
18. April (1926). Seinen 80. Geburtstag beging in körperlicher und
geistiger Frische Ruben Löwenstein in Richelsdorf (statt Reichelsdorf),
ein Veteran von 1870/71. Er machte den Krieg als Feldgendarm im Stabe des
Kronprinzen Friedrich mit und erfreute sich großer Achtung und
Beliebtheit. Er war in hiesiger Gegend als der 'alte Feldgendarm'
bekannt." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige
für Claire Löwenstein und Gustav Erlebacher (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929:
"Claire
Löwenstein - Gustav Erlebacher.
Verlobte.
Richelsdorf - Frankfurt am Main. Uhlandstraße 46 III
/ Oberdorf - Bopfingen - Frankfurt am Main." |
Zur Geschichte der Synagoge
Über die Geschichte der
Synagoge und ihr Aussehen liegen keine Informationen vor.
Die Synagoge wurde spätestens 1938 geschlossen. Über Ereignisse beim Novemberpogrom
1938 liegen keine Informationen vor. Das Gebäude wurde 1950 abgerissen.
Beim Abbruch wurden hebräische Schriften, Gebetsbücher und andere rituelle
Gegenstände (sc. vermutlich aus einer Genisa im Dachboden) gefunden.
Adresse/Standort der Synagoge: Steinkaute
- unweit des Hauses Steinkaute 58
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Richelsdorf liegen - außer zum Friedhof
- noch nicht vor;
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster
der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe
Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
| Website der Gemeinde
Richelsdorf mit einer Zusammenstellung
"Juden in Richelsdorf" auf der Seite zur Geschichte des
Ortes.
Anmerkung des Webmasters: der Autor des Abschnittes sieht die jüdischen
Gemeindeglieder in einer abgesonderten Welt leben, was jedoch sicher völlig
überzogen ist und nicht der sonst üblichen Realität eines Miteinanders
zwischen Juden und Christen in einem solchen Dorf entsprach - Zitat:
"Es ist
ungewiss, wann die Juden nach Richelsdorf kamen, sicher aber ist, dass es
nie zu einer Verschmelzung mit der Richelsdorfer Bevölkerung oder Mischehen
kam. Bis zuletzt, bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde im Jahre 1938
führten die Richelsdorfer Juden auf Grund ihrer eigenen Zeitrechnung,
Religion, Feiertage, Sprache, Schrift, Synagoge, ihres eigenen Brauchtums,
kirchlichen Rituals und Friedhofs als rassische und religiöse Minderheit
ein in sich geschlossenes Leben in einer für sie anders gearteten
dörflichen Welt".
Durch Begriffe wie "rassische Minderheit", "Judensynagoge" und
durch die völlige Verschweigung der Tatsache, dass auch Juden aus
Richelsdorf nach der Deportation umgekommen sind, zeigt der Autor nur wenig
Sachkenntnis, was die jüdische Geschichte
betrifft. |
| Seiten zur jüdischen Geschichte von
Richelsdorf auch bei www.hassia-judaica.de |
| Zur Seite über den
jüdischen Friedhof in Richelsdorf (interner
Link) |
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 223-224. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 42. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42 (keine weiteren
Infos). |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände 2007² S.
131-132. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 67. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 582-583. |
| Karl-Heinz Berndt: Der Judenpfad. Ein Beitrag zur
Geschichte der Juden in Nentershausen. 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Richelsdorf
(now part of Wildeck) Hesse-Nassau. Numbering 63 (11 % of the total) in
1871 and 40 in 1933, the community disbanded after Kristallnacht (9-10
November 1938). Most of the remaining Jews emigrated; two were deported in
1941.
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