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Bad Homburg
vor der Höhe (Kreisstadt, Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagogen
Übersicht:
Es bestehen zur jüdischen
Geschichte in Bad Homburg drei weitere Textseiten:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bad Homburg v.d.H. bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Vermutlich lebten erstmals im Mittelalter
einige jüdische Familien in der Stadt. 1335 gestattete Ludwig der Bayer dem Gottfried von Eppstein, je
zehn Juden "in der Stadt und auf der Burg zu Steinheim", "im Tal
und der Burg zu Hoenburg" (Homburg) und "im Tal und der Burg zu Eppinstein"
(Eppstein) aufzunehmen, doch ist unklar, ob
sich daraufhin tatsächlich Juden in der Stadt Homburg angesiedelt haben, da
weitere Nachweise fehlen. Zwischen 1333 und 1348
ließen einige Juden "von Hohenberg" oder "von Hohinburg"
Transaktionen in die Frankfurter Gerichtsbücher eintragen, womit Juden aus
Homburg genannt sein könnten, das im Mittelalter auch Hohenberg und Hohinburg
genannt wurde. Nach den Verfolgungen in der Pestzeit gibt es keine Nennungen von
Juden mehr, die sich auf Homburg beziehen könnten.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges lebten mehrere jüdische
Familien in der Stadt. Im März 1622 sollen es 20 Schutzjuden gewesen
sein. In einem Huldigungsrevers der Judenschaft im Amt Homburg vom 7. Juni 1639
werden elf Juden genannt (Beer Jud, Jockel Maier, Hund, Heyum, Kausel, Mändle,
Nathan, Heyum, Löw, Abraham Süßkind, Joseph). Nach dem Krieg ging die Zahl
der jüdischen Familien zunächst zurück: 1671 werden nur noch drei
Juden (mit Familien) in der Stadt genannt. Landgraf Friedrich II., dem an einer
Vergrößerung der Residenzstadt Homburg gelegen war, ordnete im Februar 1698
an, dass die jüdischen Familien in einer gemeinsamen Gasse leben sollten und
nicht - wie manche der jüdischen Familien es sich wünschten - wie die
hugenottischen Familien in der
Louisenstadt. Unter dem Nachfolger Friedrichs II., dem Landgrafen Friedrich
Jacob wurde die "Judenstraße" (Judengasse, später
"Wallstraße") verwirklicht. Wie aus einem obrigkeitlichen Dekret vom 23.
Februar 1729 geschlossen werden kann, hatten es die jüdischen Familien jedoch nicht eilig, in diese
Judenstraße zu ziehen, sondern blieben in ihren bisherigen Wohnungen in der
Altstadt. In dem genannten Dekret wurde befohlen, dass innerhalb eines halben Jahres
die Juden in die Judenstraße der Neustadt ziehen sollten.
Ende 1730 lebten erst fünf jüdische Familien dort. 1737 bestimmte eine
Judenordnung erneut, dass die Juden nur in der Judenstraße wohnen sollten. In
einem Huldigungsrevers der Judenschaft in Stadt und Amt Homburg vom 10. April 1747
werden an Namen genannt: "Moses Ephraim, Aaron Hirsch Dessauer, Ephraim
David, Feitel Beerstadt, Salomon Jacob Laage, Liepmann David, Abraham
Bodenheimer, Moyses Isaac, Heyum Ephraim, Salomon Moyses, Samuel Kirchheim, Löb
Moyses, Lehmann Feist, Raphael Löb, Joseph Abraham, Jacob Ephraim, Löb
Guntzenheimer, Moyses Jacob, David Ephraim, Noe Isaak und Moyses Setzer).
Bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es immer wieder Bemühungen der Landgrafen, eine
Ansiedlung nur in der Judenstraße zu erlauben. Nachdem 1774 Landgraf Friedrich
Ludwig Ausnahmen zuließ, wurde 1791 die Bestimmung erneuert. In der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner Homburgs
stark zu: von 1772 56 Familien, 1790 75 auf 1803 105 Familien. Zur jüdischen
Gemeinde zählten auch die in den umliegenden Dörfern Seulberg, Gonzenheim und
den übrigen zum Amt Homburg gehörenden Orten lebenden Juden. Von 1710 bis etwa
1757 bestand in Homburg eine bedeutende jüdisch-hebräische Druckerei, von der aus auch viele
Frankfurter Juden mit religiösen Schriften versorgt wurden.
In der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts bekamen die jüdischen Familien das Recht,
sich überall in der Stadt niederzulassen. Die Zahl der jüdischen
Einwohner nahm weiter zu, bis um 1865 die höchste Zahl mit 604 Personen erreicht wurde. Danach blieb die Zahl der jüdischen
Familien bis Anfang der 1930er-Jahre mit etwa 100 ungefähr gleichbleibend. Seit
1848 war nach einer Verordnung von Landgraf Gustav geregelt, dass
"auch in orts- und staatsbürgerlicher Beziehung ... fortan kein
Unterschied mehr zwischen unseren christlichen und jüdischen Untertanen
stattfinden soll". Die Berufs- und Sozialstruktur erfuhr im Laufe
des 19. Jahrhunderts wesentliche Veränderungen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die meisten
jüdischen Haushaltsvorstände Kaufleute. Ihre Geschäfte lagen vor allem in der
Louisenstraße (Hauptgeschäftsstraße), wo ihnen mehrere Kaufhäuser, Mode- und
Putzwaren- sowie Haushaltsgeschäfte u.a.m. gehörten. In jüdischem
Besitz waren Hotels, Restaurants, Café, und Sanatorien. Gleichfalls gehörte
jüdischen Familien ein Bankgeschäft, ein Altwarengeschäft, ein Antiquitätengeschäft. Mehrere jüdische Ärzte waren tätig, die sich
u.a. auch um die zahlreicher Kurgäste kümmerten. Viel jüdische
Prominenz kam zur Kur oder Behandlung nach Bad Homburg (von bekannten russischen
Rabbinern bis Martin Buber).
Die jüdische Gemeinde war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dem Rabbinat
in Friedberg zugeteilt. Seit 1825 hatte Homburg einen "Vize-Rabbiner",
dessen Amt später mit dem des Religionslehrers der Gemeinde verbunden wurde.
Der letzte dieser Vize-Rabbiner/Lehrer/Prediger war Anschel Stern, der 1851 zum
Oberrabbiner in Hamburg ernannt wurde. Seit 1851 hatte Homburg einen eigenen
Rabbiner ("Stadtrabbinat Homburg"): 1852-1875 Dr. Seligmann Fromm, 1875-1877 Dr. Samuel Auerbach,
1877-1886 Dr. Meier Appel, 1887-1912 Dr. Heymann Kottek, 1912-1922 Dr. David
Alexander Winter,
1922-1934 Dr. Leopold Wreschner. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
gab es neben dem Rabbiner an weiteren Angestellten einen Kantor, Lehrer,
Rechner, Schochet, wobei diese Ämter teilweise verbunden waren.
Um 1925, als etwa 400 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (2,5 %
von insgesamt etwa 16.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde J.
Braunschweig, Louis Rothschild, Isaac Idstein, Samuel B. Levy und Carl
Rosenberg. Neben Rabbiner Dr. Leopold Wreschner war Moses Herz als Kantor,
Lehrer und Schochet angestellt sowie Leopold Goldschmidt als Lehrer,
stellvertretender Kantor und Synagogendiener. Als Rechner wird Isidor Sommer
genannt. Die Israelitische Religionsschule hatte damals 54 Kinder; Leiter war
Rabbiner Dr. Wreschner. Lehrer der Gemeinde waren die genannten Herren Herz und Goldschmidt.
Rabbiner Dr. Wreschner erteilte an den öffentlichen Schulen weiteren 30 Kindern
Religionsunterricht.
An jüdischen Vereinen entstanden teilweise bereits im 18. Jahrhundert: die
Israelitische Männerkrankenkasse (gegr. 1780, Ziel. Unterstützung in
Krankheitsfällen, 1932 52 Mitglieder), der
Israelitische Frauenverein (Chewrat Naschim, später Israelitische
Frauenkrankenkasse genannt, gegr. 1810, 1864 97 Mitglieder, Ziel:
Krankenpflege und Bestattungswesen), der Wohltätigkeitsverein Chewrat Gemillus Chassodim (1864
27, 1932 40 Mitglieder; Ziel: Krankenpflege und Bestattungswesen), der Talmud-Tora-Verein
(Chewrat Talmud Tora, 1864 31 Mitglieder), der Krankenhilfsverein (Chewrat
Bikkur Cholim, 1864 49 Mitglieder), der Jüdische Holzverein (Chewrat Ez Chajim,
1864 61, 1932 100 Mitglieder, Ziel: Verteilung von Holz im Winter an die Armen), die Armenkasse der Israelitischen
Kultusgemeinde (Ziel: Unterstützung ansässigen und durchreisender
Hilfsbedürftiger), ein Verein zur Ausstattung jüdischer Mädchen (gegr.
1886, 1932 65 Mitglieder, Ziel. Ausstattung und Berufsausbildung israelitischer
Mädchen), die Wirtschaftsbeihilfe (gegr. 1918, Ziel: Unterstützung
Hilfsbedürftiger). An Einrichtungen war neben Synagoge (s.u.), Friedhof, Mikwe
auch eine Gemeindebibliothek (Mendelssohn-Bibliothek) vorhanden.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933 noch etwa 100 Familien) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1937 hatten etwa 40
Familien ihren Heimatort verlassen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde nicht nur die
Synagoge zerstört. SA-Trupps drangen auch in zahlreiche Wohnungen und
Geschäften jüdischer Personen/Familien ein und richteten furchtbare Verwüstungen
an. Die Geschäfte wurden teilweise geplündert. U.a. wurde das Möbelgeschäft
Herz in der Louisenstraße beim Rathaus völlig zerstört. Die jüdischen
Männer wurden verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.
Von den in Bad Homburg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"); die kursiv gesetzten
Namen sind auf dem Denkmal am Synagogenplatz genannt): Helene
Adler geb. Gutmann (1888), Margot Adler (1921), Frieda Altschul geb.
Bender (1881), Richard Altschul (), Robert Altschul (1876), Arthur
Auerbach (1862), Rosa Bär geb. Althof (1872), Ellen Benas geb. Rothschild (1872),
Selma Benjamin geb. Cassel (1882), Sara Bermann
(1884), Leontine Blum geb. Lorch (1881), Annette Cahn-Bronner geb. Levy (),
Margarete Daub geb. Daniel (), Thekla Dinkelspühler (1901), Minna
Dörnberg geb. Dinkelspühler (1888), Auguste
Eppstein geb. Löwenthal (1868), Hugo Eppstein (1864), Charlotte Fleischmann
geb. Lang (1871), Hermann Freimark (1875), Emilie Fuld (1867), Zilli Fuld geb.
Gottlob (1861), Minna Götz geb. Meyer (), Klara Goldschmidt geb.
Freimark (1884), Paul Goldschmidt (1902), Regina Goldschmidt geb.
Guggenheim (1870), Siegfried Goldschmidt (1899), Margarethe Gross geb. Freundlich (1878), Max Gross (1872),
Franziska Gutmann (1891), Ludwig Gutmann (1893), Ida Haas (1866), Josef Haas (1898), Doris (Dora) Hardt
geb. Schwarz (1885), Adele Harth geb. Block (1870), Berta Harth (1882), Dr. Joseph Harth
(1877), Bessy Herz (1899), Moses Herz (1873), Sara Herz
(1864), Sofie Herz geb. Haas (1866), Sophie Hillesum geb. Kottek (1891), Emma Hirschberg geb. Fromm (1866),
Flora Hirschberger (1909), Adolf Holzmann (1862), Erna Holzmann (1894), Martin Holzmann (1898),
Otto
Holzmann (1893), Selma Holzmann (1900), Franziska Idstein geb. Seckbach (1862),
Therese Idstein (1889), Fanny Kahn geb. Katz (1887), Lucie Kahn
geb. Sheims (1888), Max Kahn (1905), Judith Kaiser (1885), Max Kapell (1892), Sophie Klieneberger
geb. Hamburger (1848), Hugo Koch (1867), Anneliese Kottek geb. Loeb (),
Aron Kottek (1896), Moritz Moses Kottek (1900), Dr. Salomon
Kottek (1894), Adolf Lang (1870), Charlotte Lang geb. Weil (1869), David Lang (1910),
Johanna Lang (1883), Meier Lichtenstein (1881), Melitta Lichtenstein
(1901), Salomon Lind (1875), Henriette Lindenheim geb.
Sommer (1917), Josef Liskewitsch (), Nache Liskewitsch geb. Kadeschewski
(), Edith Löwenstein (1926), Jenny Löwenstein geb. Marx (1888), Amalie
Löwenthal (1875), Cornelia Löwenthal geb. Feis (1879), Moritz Löwenthal
(1867), Moritz Löwenthal (1870), Heinrich (Heinz) Mainzer (1908), Klara Mainzer geb. Hirsch (1883),
Helene Marconini geb. Lang (1863), Hans Marcus (1835), Ida Martino
geb. Bernheim (1895), Adolf Hugo Marx (1919), Alfred Marx (1894), Willy Marx
(1888), Edmund Mayer-Frank (1866), Julius Mayer-Verrie (1867), Emma Mayer
geb. Heymann (), Josef Mayer (1902), Elisabeth Müller geb. Michel (1893),
Emilie Neu geb. Sommer (1868), Bianche Neugass (1886), Gertrud Neugass
(1889), Rudolf Neugass (1876), Lina Neuland (1879), Ludwig Neumeier (1893), Else
Pariser geb. Meyer (), Mathilde Pineas geb. Holzmann (1899), Rosa Reiß
geb. Lewy (1875), Rudolf Reiß (1873), Erna Rosenberg (1898), Karl
Rosenberg (1882), Willi Meier Rosenberg (1884), Bella Rothschild geb. Strauss
(1884), Eduard Rothschild (1921), Flora Rothschild geb. Strauss (1882), Louis Rothschild (1864), Melanie
Rothschild geb. Emmerich (1880), Arno Salomon (1908), Edith Salomon geb. Reinach
(1917), Frieda Sandberg (1892), Hedwig Sandberg geb. Dinkelspühler (1890),
Recha Schlorch geb. Haas (1891), Anna Schönemann geb.
Klieneberger (1881), Berta Schwarz geb. Sommer (1871), Gusti Schwarz geb. Steinbach (1900), Salo Schwarz (geb. ?),
Josefine Sichel (1855), Werner Simon (1903), Emma Solling geb. Mayer (1874),
Emil Sommer (1877), Ernst Sommer (1922), Isidor Sommer (1865), Jenny Sommer (1860),
Johanna Sommer
geb. Karlsberg (1887), Klara Sommer (1880), Kurt Sommer (1877),
Sigmund Sommer (1859), Berta Stein (1927), Julius Stein (1928), Minna Stein geb.
Katz (1892), Moritz Stein (1897), Rosa Steinbach (1879), Henriette
Steinhardt geb. Wertheimer (1882), Adolf Stern
(1880 oder 1884), Regina Stern geb. Wallach (1893), Ilse Strauß (1932),
Charlotte Strauß geb. Ochs (1872), Sophie
Strauß geb. Lang (1865), Jenny Weglein geb. Althof (1882), Herbert Weiss
(1887), Karoline Weiss geb. Altschul (1879), Albert Wiesenthal (1877), Bernhard
Wiesenthal (1884), Siegfried Wohlfarth (1904), Hans Wolf (1900).
Anmerkung: Die Recherche bei Yad Vashem ist schwierig, da nicht bei allen Orten Homburg
angegeben ist, welches der verschiedenen Homburg gemeint ist. Auch in
Homburg/Saar und Homburg am Main gab es jüdische Gemeinde.
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Die Namenstafeln
auf dem Denkmal am Synagogenplatz (siehe unten) |
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Links: Gedenktafel am Bahnhof
Bad Homburg mit der Inschrift:
"Wider das Vergessen. Von diesem Bahnhof aus wurden
zwischen dem 16. Juni 1942 und dem 20. Mai 1943
jüdische Mitbürger aus unserer Mitte gerissen und deportiert,
um in Vernichtungslagern ermordet zu werden".
(Foto: Stefan Haas) |
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Zur Erinnerung an das Schicksal der früheren Bad
Homburger jüdischen Einwohner ist die Verlegung von "Stolpersteinen"
geplant. Eine erste Verlegung soll im Mai 2016 stattfinden.
Nach 1945 kehrten nur wenige ehemalige jüdische Homburger zurück.
1969
wurden elf jüdische Einwohner gezählt.
In den 1990er-Jahren kam es zu
einem verstärkten Zuzug von jüdischen Emigranten aus den GUS-Staaten. 2012
lebten etwa 600 jüdische Personen in Bad Homburg, in Oberursel, Friedrichsdorf und im
Hochtaunuskreis, die zur
Jüdischen Gemeinde in Frankfurt gehören. Eine eigene Infrastruktur wird seit
2012 in der Stadt aufgebaut: so wurde in diesem Jahr durch Imrich Donath und
seinen Sohn Jacob ein "Jüdisches Zentrum" Bad Homburg gegründet. Man
traf sich seitdem zu Gebet, Krabbelstube und Gemeindeleben in einer
Ein-Zimmer-Wohnung. Im Dezember 2013 konnte eine Tora-Rolle ins kleine Gemeindezentrum gebracht werden, die von den Brüdern David und Alexander
Granowski aus Frankfurt am Main gestiftet wurde. 2014 erfolgte ein Umzug
in eine größere Wohnung in der Innenstadt. Doch sollte dies von vornherein nur eine
Übergangslösung für zwei Jahre sein. 2014 war geplant, möglicherweise das
ehemalige jüdische Gemeindehaus (erbaut 1764, Wallstraße 27-29 unweit der 1731
errichteten und bis 1866 genutzten Synagoge) zu einem neuen jüdischen Gemeindezentrum herzurichten.
Doch wurde dieser Plan wieder aufgegeben.
Die Betreuung der jüdischen Gemeinschaft in der Stadt geschieht derzeit (2018)
durch Rabbiner Shalom Dovber Rabinovitz.
Am Sonntag, 11. November 2018
konnte im Töpferweg eine neue Synagoge eingeweiht werden. Zeitgleich wurde das
Gelände am Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
offiziell in "Platz der ehemaligen Synagoge" umbenannt. Auch nach der Einweihung
einer neuen Synagoge gehören die Mitglieder des jüdischen Zentrums Bad Homburg
organisatorisch zur jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Zur aktuellen Situation:
2012: vgl. Artikel von Martina Propson-Hauck in
der "Frankfurter Rundschau" vom 1. Februar 2012:
"Jüdisches
Leben in Bad Homburg - Eine eigene Gemeinde für die Kurstadt - Die Tradition
soll in Bad Homburg fortgesetzt werden. 600 Juden leben in der Stadt..."
Link
zum Artikel.
2014: vgl. Artikel von Marc Kolbe in der "Taunus-Zeitung" vom
7. Mai 2014: "Eine neue Heimat.
Die in Bad Homburg lebenden Juden sollen eine neue, alte Heimat bekommen. Die Stadt will das Gemeindehaus von 1764 erwerben und der jüdischen Gemeinde in Erbpacht übergeben..."
Link
zum Artikel.
vgl. Artikel von Astrid Ludwig in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 15.
Mai 2014: "Bad Homburg. Zu klein für 700 Leute. Die Gemeinde will
aus einer Wohnung bald in ein Haus ziehen..."
Link zum
Artikel.
2018: Die jüdische Gemeinde
bekommt eine neue Synagoge.
Dazu Artikel von Hans Riebsamen in der "Frankfurter Allgemeinen" vom 8. November
2018: "Neue Synagoge in Bad Homburg. Gutes Zeichen in schlechten Zeiten..."
Link
zum Artikel.
Artikel von Torsten Weigelt in der "Frankfurter Rundschau" vom 7. November 2018: "Bad Homburg.
Neue Synagoge wird eingeweiht..."
Link zum Artikel
Zur Geschichte der Synagogen
Überblick
Über die Geschichte der Synagogen gibt bereits ein in der Zeitschrift
"Der Israelit" zum 25jährigen Synagogenjubiläum 1891 erschienener
Artikel einen Überblick:
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1891:
"Homburg v.d.H. Die Synagoge der hiesigen israelitischen Gemeinde ist
soweit nachweisbar die zweite seit der Ansiedlung der Juden dahier. Laut einer
Urkunde datiert Nürnberg St. Oswalts-Tag 1335, verlieh der deutsche Kaiser
Ludwig der Bayer 'dem Edeln Manne Gottfrieden von Eppinstein', dem damaligen
Herrn der Burg und des Tales Homburg ('Hoenburg') unter anderem auch 'Zehn
gesessen Juden', welche sich hier ansiedeln sollten und 'sol die haben und
nießen als gewöhnlichen ist.' Man darf wohl annehmen, dass dies die ersten
Juden waren, welche sich hier niederließen. Je nach Gunst und Ungunst der
Zeitverhältnisse waren im Laufe der Jahrhunderte mehr oder weniger Juden hier
ansässig, gegen Ende des 30jährigen Krieges z.B. ging ihre Zahl auf sieben
zurück. Die hier angesiedelten Juden lebten stets in Frieden mit der Obrigkeit
und ihren Mitbürgern und keine Judenverfolgung verunziert die Annalen der
Homburger Geschichte; es will dies sehr viel heißen zu Zeiten, wo dieser Sport
allgemein von hohen und niederen Herren beliebt war. Im Jahre 1684 kommen die
Juden zum ersten Mal darum ein, eine Synagoge halten zu dürfen, und wurde es
ihnen gegen eine Abgabe von 24 Talern gestattet, jedoch durfte die 'Schul' nicht
an der Straße, sondern musste im Innern eines der Judenhäuser sein. Es scheint
keine eigens für ihren Zweck gebaute Synagoge gewesen zu sein, sondern nur ein
gemietetes Betzimmer, wenigstens kommen sie nicht um Konzession zum Bau, sondern
nur darum ein 'Schul halten' zu dürfen. Erst im Jahre 1731 wurde die erste
Synagoge dahier gebaut und 1732 eingeweiht. Zu den Kosten steuerte der damalige
Landgraf Friedrich Jakob 250 Taler in Form einer Anleihe bei, auch gestattete er
die Erhebung von Kollekten und ließ dieselben zollfrei passieren. Das Rabbinat
wurde zur damaligen Zeit von Friedberg aus verwaltet. Als Anfangs der 60er Jahre
dieses Jahrhunderts (sc. 1860er-Jahre) der Neubau einer Synagoge dringend wurde,
war der hochselige Landgraf Ferdinand ein eifriger Förderer dieser
Angelegenheit. Er steuerte sowohl aus privaten als auch aus Staatsmitteln
beträchtliche Summen zum Bau bei und erleichterte auch sonst, wo es anging, die
Aufbringung der erforderlichen Gelder. Auch die Stadtkasse und die damalige
Kurhaus-Administration gaben höhere Beiträge. Im Jahre 1866 konnte die
Synagoge eingeweiht werden; allerdings lebte Landgraf Ferdinand nicht mehr. Eine
neue Ära war für Homburg angebrochen und aus dem patriarchalisch geleiteten
Staate wurde ein Glied der großen preußischen Monarchie. Der Königliche
Landrat von Briesen wohnte als staatlicher Vertreter der Synagogen-Einweihung
bei. Bei dem am Schabbat Chanukka zu feiernden 25jährigen Jubiläum
dieser Einweihung wird man dankbar des hochherzigen Fürsten gedenken, welcher
der Homburger israelitischen Gemeinde es ermöglichte, ein würdiges Gotteshaus,
eine Zierde der Stadt, zu errichten. Stehen möge dieser Bau als Denkmal der
Toleranz der Homburger Landgrafen und als Mahnzeichen den unwürdigen
Bestrebungen der Gegenwart gegenüber, welche niemals unser schönes Homburg
schänden sollen und welche ein edler Fürst aus dem Hohenzollernhause, ein
Dulder auf dem Throne, die Schmach des Jahrhunderts genannt hat." |
Nach obigem Artikel geht hervor, dass im Mittelalter offenbar noch
keine Synagoge in Homburg bestand, möglicherweise gab
es zeitweise einen Betsaal. Quellen hierzu oder andere Hinweise liegen nicht
vor.
Betsaal 1684 - 1732
Die im 17. Jahrhundert zugezogenen Familien baten die
Herrschaft 1684 um die Genehmigung zur Einrichtung eines Betsaales. In dem von Landgraf Friedrich II. am 12. Februar 1698 für zehn
Jahre ausgestellten Schutzbrief ließ er zu, dass die jüdischen Familien
"ihr Exerzitium Religionis in ihrer Schule" genießen sollten.
Erste Synagoge 1732 bis 1866
Eine
erste Synagoge wurde unter Landgraf Friedrich Jacob 1731/32 erbaut und noch
1732
eingeweiht. Diese Synagoge wurde bis zur Einweihung einer neuen Synagoge 1866
verwendet (Foto links: die alte Synagoge; Quelle: www.synagogen.info).
In unmittelbarer Nähe dieser Synagoge von 1731/32 wurde 1764
auf dem heutigen Grundstück Wallstraße 27-29 ein jüdisches Gemeindehaus
erbaut. Dieses wurde bis nach dem Bau der neuen Synagoge von 1866 genutzt,
danach verkauft und als Wohnhaus verwendet. Das Fachwerkhaus steht unter
Denkmalschutz und ist erhalten. 2014 ist geplant, es wiederum zu
einem jüdischen Gemeindezentrum umzubauen. |
Aus der Geschichte der ersten Synagoge:
Die Stiftung einer Torarolle durch die jüdische Jugend
Homburgs im November 1829
Aus
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1864: "Am 7.
November 1829 verehrte die hiesige israelitische Jugend der Synagoge eine neue
Tora-Rolle nebst einer silbernen Krone, und fanden bei der Übergabe große
Feierlichkeiten statt." |
Gottesdienst in der Synagoge Homburg im Juni 1851 zur
Verabschiedung des Predigers Anschel Stern (1820-1888)
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 4. Juli
1851: "Am jüngsten Schabbat hielt unser bisheriger Religionslehrer und
Prediger, ihr jetzt erwählter Oberrabbiner Stern seine Abschiedsrede hierselbst.
Unsere kleine Synagoge war nach allen Seiten hin angefüllt, und die geistlichen
und weltlichen Staatsbehörden ebenfalls vertreten. Als der Redner in bewegter
Sprache ein Bild seines vierjährigen Wirkens unter uns entwarf, als er des
neuen Wirkungskreises gedachte, zu dem er berufen, und in Rücksicht auf die
höheren Anforderungen, die jetzt an ihm gestellt, nur im himmlischen Beistande
Kraft und Beruhigung finden konnte, da blieb kein Auge tränenleer, kein Herz
ungerührt.
Möge der Segen des Himmels dem Scheidenden in reicher Fülle stets und überall
zuteil werden!" |
Gottesdienst in der Synagoge Homburg mit der
Probepredigt des Rabbinatskandidaten Dr. Seligmann Fromm, der auf Grund
dieser Predigt und des Gottesdienstes 1851 zum Vize-Rabbiner, wenig später
durch den Landgrafen zum ersten Rabbiner Homburgs ernannt wurde:
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 29. August
1851: "Hessen - Homburg. Homburg v.d.H., 20. August (1851). Wie ihnen
bekannt, wurde unser hochwürdiger Prediger, A. Stern, zum Oberrabbiner in Hamburg
ernannt. Dank unsern würdigen Vorstehern, dass sie alsbald auf schleunige
Besetzung dieser Stelle bedacht waren. Sie wandten sich deshalb an den
Rabbinatskandidaten, Herrn S. Fromm aus Bayern, bis jetzt Hauslehrer in einem
der angesehensten Häuser Karlsruhes, empfohlen durch ausgezeichnete Kenntnisse,
verbunden mit wahrer Religiosität, wie nicht minder durch trefflichen
Charakter. Derselbe ward daher eingeladen, Schabbat Nachamu dahier seine
Probepredigt abzuhalten. Diese Predigt, in fließender, bilderreicher Sprache,
durchweht vom wahren Geiste unserer heiligen Religion, vorgetragen mit
kräftiger, klangvoller Stimme, konnte ihre Wirkung nicht verfehlen. Unter den
zahlreich sich eingefundenen Zuhörern der Gemeinde, sowie unter den vielen
anwesenden Badegästen, war nur eine Stimme des ungeteiltesten Beifalls. Noch an
demselben Abende versammelten sich daher unsere Vorsteher und einstimmig
übertrugen sie Herrn Fromm definitiv die hiesige Predigerstelle.
Es herrscht über diese Ernennung in unserer Gemeinde die allgemeinste Freude,
und wir sehen getrost der Zukunft entgegen, nachdem wir die Leitung unserer
religiösen Verhältnisse in solch würdige Hände niedergelegt wissen." |
Planungen für den Bau einer neuen Synagoge -
Spannungen zwischen der orthodoxen Mehrheit und der liberalen Minderheit
Um 1860 erwies sich die bisherige Synagoge als zu klein und nicht
mehr zeitgemäß für die gewachsene Gemeinde und emporstrebende jüdische
Gemeinde in Bad Homburg. Der Plan zum Neubau einer Synagoge reifte heran.
Die überwiegend konservativ-orthodox geprägte Gemeinde konnte sich bei den
Planungen durchsetzen. Allerdings gab es offenbar auch einige Gemeindeglieder,
denen eine liberal geprägte Synagoge - das heißt insbesondere mit einer Orgel usw.
- gelegen war. Dies lässt sich aus dem Inhalt eines Artikel in der (orthodoxen)
Zeitschrift "Der Israelit" vom Juni 1863 schließen.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1863:
"Bad Homburg, 29. Mai (1863). In der hiesigen, jüdischen Gemeinde herrscht
Gott sei Dank noch im Allgemeinen der kernfest religiöse Sinn, der jederzeit
bereit ist, auch die bedeutendsten Opfer auf den Altar der Religion
niederzulegen. In neuerer Zeit ergriff die jüdische Bevölkerung Homburgs eine
Gelegenheit, die den erfreulichen Beweis liefert, mit welchem Rechte sie den
Namen 'jüdische Gemeinde' verdient. Ist schon der Umstand dass die Räume der
hiesigen Synagoge der Gemeinde zu klein erscheinen, ein erfreuliches Zeichen, da
er überzeigt, dass sie die Synagoge als ein Beit Tefilla (Gebetshaus),
keineswegs aber als einen Prachttempel ansehen, ..., dessen vier Wände
allwöchentlich nur einmal, und dies spärlich, Minjan (Zehnzahl der Männer)
umfassen - so verdient es gewiss der öffentlichen Anerkennung, wenn eine
Gemeinde, die überdies schon nicht unbedeutende Opfer bringt, sich dazu
versteht, an der Stelle des bisherigen Gotteshauses, das Alles zu wünschen
übrig lässt, ein neues geräumiges, dem Bedürfnisse als auch der Zeit,
entsprechendes erstehen zu lassen. Dank den Bemühungen des Kultus-Vorstandes,
an dessen Spitze der ehrwürdige, um das hiesige Gemeindeleben so verdiente
Rabbiner Fromm steht, wurde diese gute Idee durch eine Zeichnungsliste von
freiwilligen Gaben angeregt und verbreitete sie sich schnell unter beinahe 70
Gemeindegliedern - also über 2/3 der jüdischen Bevölkerung - durch
freiwillige Gründung eines Baufonds von nahezu 10.000 Gulden. Wie aber jede
gute Sache oft die schwierigsten Kämpfe zu bestehen hat, um als solche
anerkannt zu werden, so entging auch dieses Projekt seinem Schicksale nicht;
mehrere Gemeindeglieder schlossen sich, aus von uns nicht weiter zu erörternden
Motiven, von der allgemeinen Subskription aus und auf der ersten abgehaltenen
Generalversammlung erschien ein eifriger Vertreter der Reform, um hier sein Wort
geltend zu machen, nachdem ihm der Versuch, einzelne Gemüter zur Hintertreibung
des allem Anscheine nach nicht im Sinne seiner Klientin, der Neologie,
projektierten Baues anzustacheln, nicht gelungen war. Jedoch auch hier konnte er
sich keines bessern Erfolges rühmen und wurde ihm, als er im Strome seiner
nichtimprovisierten Rede einige geachtete Persönlichkeiten mit
unparlamentarischen Ausdrücken belegte, das Wort entzogen. Dieses Faktum lässt
die Überzeugung gewinnen, dass die Reformsucht auch hier ihren Samen gestreut
und dass ihre Gott sei Dank nur wenigen Bekenner aufs Eifrigste, aber vergebens,
bemüht sind, ihren Einfluss und ihre Tätigkeit zu entfalten. Einen in den
hiesigen Gemeindeverhältnissen Uneingeweihten könnte das Gesagte von der sonst
so harmlosen Gemeinde befremden, jedoch 'selbst im schönsten Borne des Lust
sprudelt ewig eine heimlich böse Quelle mit auf und sprengt ihr bitteres Wasser
auf die Blumen, die ihren Rand bekränzen* sagt ein bewährter, englischer
Schriftsteller. - Doch dem Golde gleich, das die Feuerprobe besteht, um nur mit
erhöhtem Glanze darauf hervorzugehen, wird auch dieses edle Bestreben siegreich
durchdringen und mit Gottes Beistand und unter dem Protektorate des Landesfürsten,
der aus höchsteigener Privatschatulle und aus dem Ärar ein namhaftes
beizutragen beruht hat, wird bald das Monument der Religiosität, wodurch die
hiesige Gemeinde im Munde des spätestens Geschlechtes sich verewigt, erstehen
und ist schon zu diesem Behufe ein besonders sich dazu eignender Bauplatz
käufliche erworben." |
Die neue Synagoge 1864-1938
Große Freude herrschte in der jüdischen Gemeinde, als Landgraf Ferdinand
Heinrich Friedrich von Hessen-Homburg im Juli 1863 zum Bau der neuen
Synagoge den beträchtlichen Betrag von 1.500 Gulden spendete. Diesem Beispiel
folgend gingen auch Gelder u.a. aus der Stadt und von der Kurhaus-Verwaltung in
Höhe von jeweils
1.000 Gulden ein. Im Stil der Zeit berichtete über die Spende des Landgrafen ein Artikel in der
Zeitschrift "Der Israelit":
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1863:
Bad Homburg, 30. Juli (1863). Geehrter Herr Redakteur!
Einen Zug edler Humanität, und vorurteilsfreier Menschenliebe, wahrer
Fürstenhuld und Vaterliebe kann ich Ihnen von der großmütigen Munifizenz des
Letzten der männlichen Sprösslinge eines erlauchten, ruhmgekrönten
Fürstenhauses, unseres greisen, in allen Gauen des durch seine Regierung reich
gesegneten Hessen-Homburger Landes gleich verehrten und geliebten souveränen
Landgrafen berichtet. Klein an Umfang und Gebiet - das ganze Homburger Land
umfasst ungefähr nur 30 und einige Tausend Seelen - zählte diese
Landgrafschaft dennoch zu den glücklichsten und gesegnetsten landen unseres
großen deutschen Vaterlandes, denn jeder Bürger liegt und verehrt seinen
angestammten Regenten, Alle wetteifern bei jeder Gelegenheit in dem Ausdrucke
ihrer innigste Gefühle, in der Darlegung ihrer Treue und Anhänglichkeit an den
lebenden und geliebten Landesvater und war es besonders der vor einigen Monden
verflossene hohe 80. Geburtstag seiner Hochfürstlichen Durchlaucht, an welchem
aus seine israelitischen Untertanen der hiesigen Residenzstadt auf würdige
Weise sich dankbar zeigten für die so vielfachen Beweise seiner Huld, mit
welcher Er seine getreuen Israeliten umfasst und welche derselbe in kürzester
Zeit aufs Neue an den Tag lebte, indem Seine Hochfürstliche Durchlaucht in
Gnaden geruhten zu dem projektieren Synagogenbau - worüber schon in Nr. 23
dieses Blattes referiert worden - einen allerhöchsten Beitrag von 1.500 Gulden
zu spenden. - In Betätigung solch edler Denkungsart und von allem Vorurteil
freier Gesinnungsweise folgt derselbe aber nur den Fußstapfen seiner schon
längst heimgegangenen glorreichen Ahnen, welche die aus Frankreich ihrer
Religion wegen vertriebenen Hugenotten gastliche Aufnahme in ihrem kleinen
Gebiete finden und dieselbe die jetzt noch bestehende, französische Kolonien
gründen ließen; ebenso ging seiner Hochfürstliche Durchlaucht beinahe allen Potentaten
Deutschlands in der Emanzipation der Juden voran und berief unsere
Glaubensgenossen zu Staatsämtern. Möge Ihn Gott zum Segen all' seiner treuen
Untertanen, insbesondere aber im Interesse der Menschenrechte, welche in ihm
einen eifrigen Anhänger und Verteidiger besitzen, noch lange seinem hohen
Berufe, den Er mit so vieler Umsicht in seiner vollen Bedeutung zu schätzen
weiß, erhalten. - Ein solch erhabenes Beispiel musste aber bei Männern wie die
Väter hiesiger Stadt würdige Anerkennung, ja sogar Nachahmung finden und
wirklich lieferten diese Herren den Beweis, dass sie den Bekennern jeder
Konfession gerecht zu werden sich bemühen, indem auch sie aus den Mitteln der
Stadt der betreffenden Baukommission die namhafte Summe von 1.000 Gulden zur
Verfügung stellten; einen gleichen Betrag bestimmte die Kurhaus-Administration
zu demselben Zwecke. Diese anerkennungswerten Tatsachen konstatieren, dass hier
die Scheidewand, die Brüder von Brüdern, Menschen von Menschen trennte Gott
sei Dank (Baruch Ha-Schem) vollständig gefallen und lassen zugleich die
wohltätigen Konsequenzen herausfühlen, die eine friedliche Übereinstimmung
nach Außen, wenn auch nicht auf Kosten der Religion gegründet, allseitig
merklich werden lässt: "wie gut und angenehm ist es, wenn Brüder
einträchtig beieinander wohnen". J. Frank. |
Die Grundsteinlegung zur neuen Synagoge am 14. Juli
1864
Bis zum Sommer 1864 waren die Planungen für die neue Synagoge abgeschlossen.
Mit dem Bau konnte begonnen werden. Am 14. Juli 1864 fand die Grundsteinlegung
unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit statt. Darüber wurde in der
Zeitschrift "Der Israelit" berichtet. Man erfährt dabei auch, dass
die Spannungen mit der liberalen Minderheit zu einem zeitweisen
Separatgottesdienst geführt hatten, der jedoch von Seiten der Behörden
untersagt worden war.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1864: "Bad
Homburg, 15. Juli (1864). Donnerstag, den 14. dieses Monats wurde unter großer
Teilnahme seitens des Publikums der Grundstein zu unserer neuen Synagoge gelegt.
Der Landgräfliche Geheimrat, als Stellvertreter des Landesfürsten, die Chefs
des Hofmarschall-Amts und der Militärbehörden, die Mitglieder der
Landesregierung, die Geistlichkeit der verschiedenen Kulten Homburgs und der
Umgebung, die Chefs des Justiz- und Verwaltungsamts, der hiesige Bürgermeister
und Mitglieder des Gemeinderats waren als Gäste erschienen und lieferten
dadurch den Beweis ihrer Würdigung dieses edlen Strebens. Nachdem der Zug auf
dem Bauplatz angelangt war, hielt der allgemein verehrte Herr Rabbiner Fromm
eine so gediegene Festrede, dass am Ende derselbe der höchste Vertreter des
Fürsten unter Händedruck 'im Namen seines hohen Mandaten' dem Redner seinen
tiefgefühlten Dank aussprach und die Versicherung des höchsten Wohlwollens und
der Geneigtheit gab. 'Möchte diese Rede denselben Eindruck bei allen Anwesenden
hervorrufen, den sie auf mich gemacht,' äußerte der hohe Stellvertreter
ferner, und wirklich realisiert sich dieser Wunsch aufs Schönste, denn ein
ungeteiltes Verlangen gibt sich unter dem Publikum kund, das dahin geht, diese
Rede gedruckt zu sehen. Die Teilnahme der Gemeindeglieder an diesem Baue ist
aber auch immer noch eine wachsende, und hat sich die Zahl derer, die durch
freiwillig Beiträge zu dem Unternehmen Nichts beitrugen, nur auf drei
reduziert. Wenn nun trotzdem manche Stimme sich hören lässt, die das Ansehen
der Gemeinde zu schmälern sucht (wie dies ein Herr Lehmann aufs Neue in Nr. 26
der Allgemeinen Zeitung des Judentums versuchte, worauf wir aber später so Gott
will in einer der nächsten Nummern dieses Blattes zurückkommen werden) so wird
sie in Anbetracht solch erfreulicher Tatsachen verstummen müssen. Welche
Würdigung das Treiben unserer wenigen Schismatiker in den Augen der höchsten
Behörden findet, möge folgende Tatsache charakterisieren. Seit Winteranfang
hat sich ein bekanntes Gemeindemitglied einfallen lassen, einen
Separat-Gottesdienst abzuhalten, in welchem es nach Willkür deutsches Gebet mit
Konfirmation und Weglassen mancher Gebete etc. etc. abwechseln ließ. Nachdem
nun die Justizbehörde nicht strafend dagegen einschreiten konnte, weil die
Synagogenordnung, die allerdings das Abhalten eines Privatgottesdienstes
verbietet, nicht die Kraft eines die Justiz bindenden Gesetzes erlangt hat, hat
nun hohe Regierung jenen Paragraphen dieser Verordnung, der dieses bezügliche
Verbot enthält, durch Publikation im Gesetzesblatte zum Gesetze erhoben und
somit diese sogenannte 'Privatandacht' aufgehoben. Es ist diese Erscheinung von
größter Tragweite für die hiesige Gemeinde. Wenn auch das Publikum der
Separatversammlung weder ein großes noch ein gewähltes war, so hätte dieselbe
immerhin eine Spaltung in unserer Gemeinde hervorrufen, und dies allein hätte
schon für die Zukunft unheildrohend werden können. Wir können bei dieser
Gelegenheit wiederholt den erhabenen Sinn unserer erlauchten Regierung für das
allein Wahre erkennen, wie sie auch schon früher einmal die Gelegenheit
ergriff, das edle Streben der Vertreter unserer Gemeinde zu fördern. Im
verflossenen Jahre petitionierten ungefähr ein ganzes Dutzend jüdischer (?)
Metzger bei unserer Regierung um Entfernung des praktizierenden Schochets, weil
er - zu viel trepha mache!! Allein unsere einsichtsvolle Staatsregierung
erklärte sich für nicht kompetent, in dieser konfessionellen Sache ein Urteil
zu fällen, und die Petenten wurden abgewiesen." |
Die Einweihung der Synagoge am 9. November 1866
Nur 15 Monate Bauzeit waren seit der Grundsteinlegung vergangen, als bereits
am 9. November 1866 die neue Synagoge unter wiederum großer Anteilnahme der
Bevölkerung eingeweiht werden konnte. Die Regierung hatte in diesen 15 Monaten
zweimal gewechselt: zur Einweihung kam nun ein Vertreter des preußischen
Königs.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1866:
"Homburg v. d. Höhe. Wie Ihnen, sehr geehrter Herr Redakteur, seiner Zeit
über die Grundsteinlegung der hiesigen neuen Synagoge referiert wurde, so soll
Ihnen heute auch über deren Vollendung berichtet werden. - Wie mahnend tritt
hierbei der Gedanke der Veränderlichkeit und Vergänglichkeit alles Irdischen
und aller irdischen Größe vor unsere Seele. Während der Grundstein unter
landgräflichem Schutze gelegt wurde, reifte der Bau der Synagoge unter der
Regierung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen seiner
Vollendung entgegen - während bei der Einweihung derselben ein König
preußischer Zivilkommissär, (Herr Landrat von Briesen) fungierte!
Doch, dem heiligen Zwecke, dem dieses Haus geweiht, schadet diese Mutabilität
der zeitlichen Herrschergewalten nicht - dem König aller Könige werden ja
Gotteshäuser gegründet, und dessen Reich ist ja ewig, und der wechselvolle
Strom aller zeitlichen Erscheinungen mit seinen brausenden Wellen und Wogen
bricht sich an dem unerschütterlichen Felsen Seiner Ewigkeit. Nach dieser
kleinen Exkursion erlaube ich mir nun zur Sache selbst überzugehen. Die
feierliche Einweihung der Synagoge hatte Freitag, Erew Schabbat Kodäsch
Paraschat Toledot (= am Vorabend zum Heiligen Schabbat mit der Toralesung
Toledot, am 9. November) unter großer Beteiligung stattgefunden, und können
wir nicht umhin, die Feier als eine recht gelungene und würdige zu bezeichnen,
welche noch lange segensreiche Spuren in den Herzen der Teilnehmer zurücklassen
dürfte.
Nachdem das Mincha-Gebet in der alten Synagoge vollendet, und lechu..
ebenfalls dort selbst rezitiert war, wurden die heiligen Tora-Rollen aus der
heiligen Lade genommen; und nachdem Herr Rabbiner Fromm eine kurze, aber
tiefergreifende Abschiedsrede gehalten, bewegte sich der feierliche Zug zur
neuen Synagoge.
An der Türe derselben angekommen, überreichte der den Bau aufführende Baumeister
den Synagogenschlüssel dem Königlich preußischen Herrn Zivilkommissär von
Briesen, welcher den Schlüssel aus dessen Händen empfing und ihn dem Herrn
Rabbiner mit folgender Anrede übergab:
'Es freut mich, dass es mir vergönnt ist, an solch' würdiger Feier
teilzunehmen, und ihrer Gemeinde wie der Stadt und dem lande die Versicherung
erteilen zu können, wie die Königliche Landesherrschaft deren Wohl und
Gedeihen stets zu fördern bereit sei, und bestehende Eigentümlichkeiten
möglichst schonen werde.'
Herr Rabbiner Fromm erwiderte ganz entsprechend, und hob unter anderem den
Vergleich hervor, dass so wie 12 Stämme Israels treu beieinander gestanden
hätten, aber doch einer, der Stamm Juda, als der größte und stärkste an die
Spitze gestellt worden sei, so trete auch Preußen an die Spitze der deutschen
Staaten. |
Nachdem die Synagoge hierauf geöffnet und der Eintritt in dieselbe erfolgt,
wurden die im Programm angeführten Gesänge unter Begleitung von Musik recht
hübsch vorgetragen, und die Umzüge innerhalb der Synagoge mit den heiligen
Torarollen vorgenommen, was auch auf die zahlreiche Versammlung einen sehr
erhebenden Eindruck machte. Hierauf wurde das Gebet für Seine Majestät den
König und Sein Königliches Haus verrichtet, worauf Herr Rabbiner Fromm die
Kanzel bestieg zur Abhaltung der Festrede. Dieselbe hatte den 17. Vers des 28.
Kapitels I. Buch Moses, ein sä ki im beit elohim (hier ist nichts
anderes als Gottes Haus...), zum Texte, und entwickelte der Redner in
schwungvollen, begeisterten und begeisternden Worten, dass das israelitische
Gotteshaus geweiht sein müsse, a) als eine Stätte der Gottesverehrung, b) als
eine Stätte der Andacht, und c) als eine Stätte der Belehrung.
Die höchst gelungene, geistvolle Ausführung dieses Themas, bildete den Inhalt
der fast eine Stunde andauernden Festrede, welche mit herzergreifender Innigkeit
vorgetragen, auch nicht verfehlte, einen mächtigen Eindruck auf die ganze
zahlreiche Versammlung, welche aus der ganzen israelitischen Gemeinde und vielen
Ehrengästen bestand, sowie hauptsächlich auf die höchsten und hohen Behörden
und Zelebritäten hiesiger Stadt aufzuüben, und äußerten sich mehrere dieser
hochgestellten Herrn, niemals einer erhebenderen Feier angewohnt zu haben. Die
Synagoge selbst, in orientalischem Stile ausgeführt, erfreuet sich allgemeiner
Bewunderung, und gereicht es der hiesigen Gemeinde zur Ehre, solche enorme Opfer
gebracht zu haben. Namentlich verdient die Tätigkeit des Gemeindevorstandes
sowie des Baukomitees besonders ehrende Anerkennung. Die zahlreichen
israelitischen Kurgäste aus Nah und Fern, welche Homburgs Heilquellen
aufsuchen, werden nun nicht mehr zu sagen haben: zar lanu hamakom hamikdasch (eng
ist es uns, dieses heilige Haus). Die weiten Räume des neuen Gotteshauses
bieten Platz für Hunderte. Herr Rabbiner Fromm, der ohnehin wegen seines
liebevollen Charakters, seiner Uneigennützigkeit in hoher Achtung steht,
erhielt allseits die größte Anerkennung für Leitung und Abhaltung dieser
unvergesslichen Feier, und wurde derselbe auch am 11. Dieses Monats zur Tafel
beim Königlichen Herrn Zivil-Kommissarius geladen, an welcher nur die höchsten
Spitzen der Behörden Teil zu nehmen die Ehre hatten. Auch dort erfreut sich derselbe
ehrenvoller Aufmerksamkeit, obwohl Ihnen, geehrter Herr Redakteur, die Mühe
eines Gutachtens über 'genossene mit Gabel und Messer zerschnittene
fleischartige Speisen,' erspart werden dürfte!!!
Möge das neu erbaute Gotteshaus uns dasjenige werden, als was es uns die
Festrede bezeichnete, und so unsere Gemeinde mit göttlicher Hilfe immer mehr
und mehr aufblühen." |
Über die neue Synagoge - die Lokalpresse berichtet
Auch in der Lokalpresse von Bad Homburg wurde
ausführlich über die neue Synagoge berichtet, wie der dreiteilige Bericht in
der Zeitschrift "Der Taunusbote" (5. Jahrgang 1867 Nr. 47-49,
25.11.1867, 2.12.1867, 9.12.1867) zeigt. Dieser Artikel wurde wiederum in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" in einem Artikel über das
Bauwesen und die Musik zu jüdischen gottesdienstlichen Zwecken zitiert (S. 6
links): "Wir geben daher heute mit Vergnügen Auszüge aus einem
vortrefflichen Aufsatze aus der Wochenschrift 'Der Taunusbote'. Derselbe rührt
von einem hochverdienten, als Architekt anerkannten Mann her, christlichen
Glaubens, der an eine wohlwollende Kritik der neuen Synagoge zu Homburg
v.d.Höhe seine Ansichten über das Bauwesen der Juden knüpfte..." (den
Hinweis auf den Artikel erhielten wir von Kathrin Wittler - Quelle:
Stadtarchiv Bad Homburg; Heinz Grosche (s.Lit.) nennt als Verfasser des Artikels den Bad
Homburger Architekten Louis Jacobi)
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"Der
Taunusbote" vom 25.11.1867 |
"Der
Taunusbote" vom 2.12.1867 |
"Der
Taunusbote" vom 9.12.1867 |
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Rechts: Artikel
aus der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums"
vom 1. Januar 1867: "Über Bauwesen
und Musik zu jüdischen
gottesdienstlichen Zwecken" |
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"Allgemeine
Zeitung des Judentums" 31. Jahrgang, Ausgabe vom 1. Januar 1867, S.
5-8. |
Der Bau weiterer Gemeindeeinrichtungen in den
folgenden Jahren (bis 1884): Friedhofshaus und Gemeindehaus mit Schulräumen
Auch wenn die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder nach 1865 bereits leicht
abnahm, insbesondere durch Abwanderung einiger teils wohlhabender Familien nach
Frankfurt am Main, plante die Gemeinde für die Zukunft: ein Gemeindehaus mit
Schulräumen wurde neben der Synagoge erstellt. Dazu baute man auf dem Friedhof
ein Gebäude mit einer Halle für die Beerdigungsfeiern sowie einem Leichenhaus.
Die "Allgemeine Zeitung der Judentums" berichtete darüber:
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6.
Mai 1884: "Homburg v.d. Höhe, 24. April 1884: "In allernächster
Zeit wird hier zum Bau eines Leichenhauses geschritten, da sich das Bedürfnis
nach einem solchen fortwährend gesteigert hat, Schon oft musste der Rabbiner
seine Rede abkürzen oder gar unterbrechen, weil weil Zugluft, Nässe und Kälte zu
fühlbar wurden oder der Regen in Strömen herabgoss. Es ist aber auch schon
vielfach vorgekommen, dass Fremde, die hier Heilung von gefährlichen Leiden
suchten, plötzlich starben, interimistisch untergebracht werden mussten oder
dass deren Verwandte hierdurch veranlasst, die Leiche nach weit entfernter
Heimat verbringen ließen. - Es wird deshalb der der Leichenhalle ein heizbares
Wärter- und ein größeres Leichenzimmer nebst sonstigen Räumen verbunden sein,
die Baukosten sich aber nicht über 5-6000 Mark belaufen. Ein kürzlich von hier
weggezogenes früheres Vorstandsmitglied, Herr Michael Kaufmann in Frankfurt am
Main, spendete hierfür 2000 Mark, wozu noch freiwillige Gaben von Privaten und
Vereinen kommen oder in Aussicht stehen. - So hat in relativ kurzer Zeit - 20
Jahre - unsere Gemeinde Synagoge, Friedhof und Leichenhaus und last not least
ein neues Gemeindehaus, verbunden mit herrlichen Schulräumen etc. neu
erstehen sehen, obschon durch den Wegzug begüterter Familien und bei sehr
veränderten Geschäftsverhältnissen sich die Steuerkraft vermindert hatte.
Eine gleich größere Tätigkeit und ein Streben mehr zu leisten, zeigt sich
erfreulicherweise auch bei unseren Wohltätigkeitsvereinen. - Wenn die Welt
draußen uns Juden jetzt feindlich ist, so wollen wir uns in unsere Gemächer
zurückziehen ad ki jaabor hasaam (= bis die Gefahr vorbei ist), um, wenn der Sturm vorüber, wieder
mit Allen im allgemeinen Garten der Menschheit zu wandeln. Bis dahin dauert es
aber eine geraume Zeit, denn es ist zu viel Verleumdung, Hass und Bosheit in die
Menschenherzen gebracht worden. Pflegen wir daher einstweilen mit aller Energie
das, was unser Eigen ist. 'Wenn die Rose selbst sich schmückt, schmückt sie
auch den Garten.'
Von einer Neuerung bei unserem Sabbat-Gottesdienst respektive von der
Wiedereinführung eines uralten schönen Gebrauchs, der Erklärung des gelesenen
Wochenabschnittes und der Haphtorah (= Prophetenabschnitt aus der Bibel)
seitens unseres Herrn Rabbiners Herr Dr. M. Appel, muss ich Ihnen noch berichten
und haben sich diese Vorträge eines allseitigen Beifalls zu erfreuen. Zu den
großen Verdiensten, die Herr Dr. Appel sich seit Jahren um Unterricht und
Erziehung unserer israelitischen Schuljugend erworben - Verdienste, die
allseitig gewürdigt werden - fügt er neue hinzu, indem er nun das religiöse
Wissen und den Sinn für das Gute und Edle auf sinnige Weise auch bei der
älteren Generation zu wecken oder zu vermehren versteht. Ehre solchem Streben!
Louis Lehmann." |
Brand in der Synagoge im Dezember 1928
Zu einem Brand in der Synagoge kam im Dezember 1928.
Artikel in der
"Jüdischen Liberalen Zeitung" vom 6. Januar 1928: "Bad
Homburg (Synagogenbrand). Vor einigen Tagen bemerkte der Kastellan der
Homburger Synagoge, wie aus dem Dachstuhl des Gotteshauses dichter Qualm
aufstieg. Die herbeigerufene Feuerwehr entdeckte erst nach langem Suchen den
Brandherd im Gebälk des Daches und konnte ihn nach kurzer Zeit löschen. eine
Brandwache musste das Gebäude noch einige Zeit bewachen, da man einen
Wiederausbruch des Feuers befürchtete. Man nimmt an, dass der Brand seinen
Ausgang von einem defekten Schornstein aus genommen und bereits einige Tage
geschwelt hat. Der in der Nacht herrschende Sturm hatte die Flut zu heller
Flamme entfacht. Der Schaden wird als mäßig bezeichnet und ist durch
Versicherung gedeckt". |
Erste Anschläge durch Nationalsozialisten 1932
Erste Anschläge von Nationalsozialisten auf die Synagoge gab es 1932,
als es zu Giftanschlägen vor der Synagoge und dem Haus eines jüdischen Viehhändlers
gekommen ist. Die Zeitschrift "Der Israelit" berichtete:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1932: "Bad
Homburg. Vor verschiedenen Häusern wurde in letzterer Zeit von geheimer
bübischer Hand Gift gestreut, wobei sogar ein Dienstmädchen beim
Aufkehren einen schweren Ohnmachtsanfall erlitt. Da das Attentat vor dem Hause
eines jüdischen Viehhändlers ausgeführt wurde und vor einiger Zeit ähnliche
Giftmasse auch vor der Synagoge gefunden wurde, ist man überzeigt, dass
der Plan von judenfeindlicher Seite erfolgte." |
Die Zerstörung der Synagoge bei Novemberpogrom 1938
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in
Brand gesetzt und brannte völlig aus; später sprengte eine Piniereinheit der
Wehrmacht die Ruinen. Das Jüdische Gemeindehaus mit der Schule in der
Elisabethenstraße 8 blieb verschont; es wurde wenig später als HJ- und
BDM-Heim zweckentfremdet. 1956 übernahm der Volksbildungskreis das Haus
(später Volkshochschule).
Seit einigen Jahren erinnert am Gebäude der
Volkshochschule eine Gedenktafel an die Zerstörung der Synagoge: "Vor
diesem Haus stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Bad Homburg. Erbaut von
Christian Holter, eingeweiht am 9. November 1866. In Brand gesetzt und zerstört
am 10. November 1938". Eine zweite Tafel macht auf die frühere jüdische
Schule aufmerksam. Der Text lautet: "Jüdische Mitbürger bauten diese
Schule hinter ihrem Gotteshaus im Jahre 1877. Generationen junger Menschen
wurden hier erzogen. Verbrechen und Unverstand zerstörten die Synagoge am 9.
November 1938 und missbrauchten die Schule. Am 22. Januar 1956 übernahm der
Volksbildungskreis das Haus, um darin für Verständnis und Toleranz zu
wirken." Die Volkshochschule trägt seit dem 17. September 1994 den Namen
von Bernhard Beling, der bis 1939 Leiter der jüdischen Anlernwerkstatt in
Frankfurt war. Nach der Rückkehr aus der Emigration begründete er 1949 den
Volksbildungskreis Bad Homburg.
Adressen/Standorte der Synagogen:
- Synagoge von 1731 unmittelbare Nähe Wallstraße 27-29 (letzteres ist
das ehemalige jüdische Gemeindehaus von 1764, genutzt bis um 1866, danach
Wohnhaus);
- Synagoge von 1866: Elisabethenstraße 8 / am Ende der Wallstraße´, seit
2018: "Platz der ehemaligen Synagoge".
Betsaal / Betsäle in Sanatorien
Zumindest in dem großen, im Herbst 1910 eröffneten "Dr. Goldschmidts
Taunus-Sanatorium Bad Homburg v.d.H." gab es eine Haussynagoge.
Zunächst war ein kleinerer Betraum vorhanden, im März 1928 konnte eine
Synagoge in einem Anbau zum Sanatorium eingeweiht werden. Am 17. August 1932
wurde für diese Synagoge eine neue Torarolle eingeweiht, über die gleichfalls ein Bericht
vorliegt.
Einweihung der Synagoge im Taunus-Sanatorium von Dr.
Goldschmidt (1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April
1928: "Eine Synagogeneinweihung in Homburg-Gonzenheim.
Das allbekannte Taunus-Sanatorium von Dr. Goldschmidt in Bad Homburg hat
sich ein neues eigenes Gotteshaus errichtet, ein hübscher Anbau, der sich
in das imposante Gesamtbild sehr harmonisch einreiht und ins einer inneren
Aufmachung und Einrichtung alles enthält und bietet, was ein Gotteshaus
zur Erweckung von Stimmung und Andacht zu bieten hat. Die kleine Synagoge
kann, wie sich ein Herr in der Runde der Rischreden ausdrückte, auch
gewissermaßen als die Synagoge der Gemeinde Gonzenheim, auf deren Gebiet
eigentlich das Sanatorium liegt, angesprochen werden.
Die Einweihungsfeier am letzten Sonntag bestand aus einem religiösen
Weiheakt und einer schönen Kaffeetafel, die ein Ganzes an Weihe, Stimmung
und gemütlicher Unterhaltung ergaben. Eine stattliche Gemeinde, bestehend
aus den Gästen des zur Zeit überfüllten Hauses und geladenen Freunden
aus Frankfurt, der Gemeinde Homburg und anderen Städten, fand sich um 3
Uhr mittag zunächst im früheren kleinen Betsaale zu einer kleinen
eindrucksvollen Abschiedsfeier zusammen. Sowohl für diese Feier, wie für
die Hauptfeier im neuen Raume war ein schönes Programm zusammengestellt,
in dessen Mittelpunkt Reden des Herrn Rabbiner Dr. Wreschner standen,
eingerahmt von Gesängen des Herrn Kantor Herz und des Homburger
Synagogenchores. In feierlichem Umzuge wurden die Torarollen aus dem alten
Bethause in die neue Synagoge überbracht, die Rundgänge unter Gesängen
vollzogen und feierlich eingehoben. Das 'ewige Licht' wurde angezündet.
Darauf folgte die Weihepredigt des Herrn Rabbiner, anknüpfend an Bau und
Einweihung des Mischkan, wie sie in den laufenden Abschnitten geschildert
sind, gedenkend des Mannes, der das Haus, zum Segen für die leidende Menschheit
geschaffen hat und dessen Bestreben, Hand in Hand mit der Gesundung des
Körpers geistige Gabe und Labe den Patienten zu bieten, nunmehr mit der
Einweihung des neuen Gotteshauses ihre Krönung
findet.
Bei schön gedeckter Tafel im großen Speisesaale folgten dann die
Genüsse für Herz, Geist und Gaumen. Gäste und Freunde ergriffen gern
die Gelegenheit, dem Hause ihre Anerkennung auszusprechen oder ihrer
Dankesschuld einen Teil in Worten abzutragen. Herr Rabbiner Dr. Wreschner
erhob sein Glas für die allverehrte Leiterin und Besitzerin des Hauses,
Frau Dr. Goldschmidt, die in so hervorragender Weise es verstanden hat,
das Werk des Gatten fortzusetzen und auszubauen. Herr Dr. Spiegel aus
Hamburg dankte mit erhobenem Glas dem derzeitigen medizinischen Leiter des
Hauses, Herrn. Dr. Leibowitz, dessen ärztliche, menschliche und nicht
zuletzt jüdische Qualitäten ihm die Herzen aller Patienten gewinnen.
Herr Redakteur Schachnowitz hatte den Auftrag, im Namen einiger anwesender
Frankfurter Freunde des Hauses zu danken und hob dabei die Bedeutung eines
solchen auf der Höhe der Kultur stehenden und zugleich durch und durch
jüdischen Heimes auch unter dem Gesichtspunkt der Heiligung des
Gottesnamens hervor. Herr Dr. Leibowitz selbst hatte sehr sympathisch
berührende Worte über das Verhältnis der Medizin zur Religion und den
Segen, der aus der Synthese ersprießt, wenn zum Vertrauen auf den Arzt
sich der Glaube an Gott gesellt. Herr Max Fränkel, Frankfurt am Main, als
alter Freund der Familie Dr. Goldschmidt, wusste seine Worte in schöne
Midraschim zu kleiden, und sie liefen in ein herzliches Dankwort aus im
Namen der Besitzerin und Gastgeberin Frau Dr. Goldschmidt an die Gäste.
Herr Kantor Herz sang nach einigen einleitenden Worten mit schöner Stimme
das Lob der jüdischen Geselligkeit mit dem Psalm 'Siehe wie fein und
lieblich ist es...'. Herr Braunschweig, der Vorsteher der Homburger
Gemeinde, überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde und Synagoge
Homburg, |
und in launiger Weise schloss sich ihm Herr Bamberger mit den
Glückwünschen für die Gemeinde Gonzenheim an, die natürlich Teil hat,
oder nimmt am Gotteshause des Sanatoriums. Es machte Eindruck, als Herr
Abramow, der Vater der Besitzerin, in der Sprache seiner Heimat, aber doch
in der allen verständlichen Sprache des jüdischen Herzens, der Tochter
und dem Hause den Segen entbot. Es sprach noch zuletzt Herr Sanitätsrat
Dr. Rosenthal aus Homburg in Anknüpfung an den gesungenen Psalm von dem
guten freundnachbarlichen Verhältnis zwischen seinem Erholungsheim und
dem Hause Dr. Goldschmidt. Wie die Weihefeier in der Synagoge mit dem
Minchogebet, so schloss die Tafel mit dem Tischgebete, und wir verließen
das schöne Heim mit den besten Wünschen für dasselbe und für die
Patienten und Gäste, dass sie das Doppelziel, dem sie das Haus zuführen
will, erlangen möchten mit der vollen Erreichung der Heilung des
Leibes und der Heilung der Seele." |
Einweihung einer Torarolle in der Synagoge des
Sanatoriums Dr. Goldschmidt (1932)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August
1932: "Eine Seferweihe (Weihe einer Torarolle) in Bad
Homburg.
Am 15. Aw, den 17. August, fand im Sanatorium Dr. Goldschmidt in Bad Homburg
anlässlich der 6. Jahrzeit des Gründers, Dr. Siegfried Goldschmidt - das
Andenken an den Gerechten sei zum Segen - eine schlichte und eindrucksvolle
Feier aus Anlass der Einweihung einer neuen Torarolle statt. Nach den
üblichen 'Einschreibungen' sowie den Gesängen unter Leitung des Herrn
Oberkantors Herz und den Tekufot hielt Herr Rabbiner Dr. Wreschner in der
Sanatoriums-Synagoge eine schöne feierliche Ansprache, in der er auf die
Bedeutung des Tages, besonders der Gebote für den Toraschrein hinwies, sowie
die Stifterin des Sefer, Frau Dr. Goldschmidt, würdigte.
Bei dem gemütlichen Beisammensein hob Herr Rabbiner Dr. Wreschner in seiner
Rede besonders den religiösen Charakter des Sanatoriums hervor, und verlieh dem
ärztlichen Leiter des Sanatoriums, Herrn Dr. Leibowitz als Zeichen der
Anerkennung seiner Verdienste, die er sich nicht nur auf medizinischem, sondern
auch auf geistig religiösem Gebiete erworben, den Chawer-Titel.
Herr P. Abramow gedachte in einer mit vielen Talmudzitaten geschmückten Rede
seines Schwiegersohns Dr. Goldschmidt - seligen Angedenkens, und kennzeichnete
den Geist, in dem er dieses Haus gründete und der nach dem Worte "So
spricht zu dem Haus Jakob" auch heute noch stets treulich gehütet wird.
Dr. Leibowitz dankte herzlichst Herrn Rabbiner Dr. Wreschner für die ihm durch
Verleihung des Chawer-Titels erwiesene Auszeichnung und schilderte in
geistreichen Ausführungen die Bedeutung des Schreibens der Torarolle.
Zum Schluss dankte ein ehemaliger Gast des Sanatoriums, Herr Bergen, im Namen
der Gäste Frau Dr. Goldschmidt und Herrn Leibowitz. Die würdige Feier
gestaltete sich zu einer wahren Freude über die Gebote und hinterließ bei den
Teilnehmern einen erhebenden Eindruck. |
Der Betrieb des Sanatoriums von Dr. Goldschmidt war in der
nationalsozialistischen Zeit immer schwieriger möglich. 1938 wurde das Gebäude
durch die Reichsbahn eingezogen, die es für die Schulung ihres Personals
verwendete. Für die Zeit unmittelbar nach 1945 liegen unterschiedliche Angaben
für die Verwendung des Gebäudes vor (Kinder- sowie Müttergenesungsheim, Kurheim
für Kriegsblinde und als Quartier der US-Army). Ab 1947 hatte die
Finanzverwaltung der amerikanisch-britischen Zone im ehemaligen Sanatorium ihren
Sitz. 1952 bis 1998 diente der Komplex dem Bundesausgleichsamt als Büroraum. Ab
1998 stand das Gebäude leer. 2008 erwarb der Hochtaunuskreis das
Gelände – mit Blick auf das benachbarte Kaiserin-Friedrich-Gymnasium, das damals
mehr Raum benötigte. Auf dem Gelände wurden Container als Ausweichräume für das
Kaiserin-Friedrich-Gymnasium aufgestellt. Die Stadt Bad Homburg will die Villa
erhalten. Nach siebenjährigen Bemühungen konnte 2016 erreicht werden, dass das
Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Zu weiteren Bemühungen siehe unten
Presseartikel vom Dezember 2018 und Februar 2020.
Fotos
(Quellen: obere Reihe rechts: Arnsberg Bilder s. Lit. S.
96; obere Reihe links mit freundlicher Genehmigung aus der Website von Frantisek
Bányai: www.judaica.cz; obere Reihe Mitte und
zweite Reihe: www.synagogen.info).
Die neue Synagoge 1864-1938 |
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Außenansichten
der Synagoge |
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Bauzeichnung der Synagoge |
Innenansicht mit Blick zum
Toraschrein |
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Neuere Fotos vom
Bereich Wallstraße /Standort der ehemaligen Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.4.2008) |
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Blick entlang der
Wallstraße
(ehemalige "Judengasse") |
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Am Ende der
Wallstraße ist das Mahnmal am früheren Synagogenstandort zu sehen |
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Straßenschild
"Wallstraße" mit Hinweis
auf frühere "Judengasse" |
Wallstraße vom
Synagogenstandort
aus gesehen |
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Das Mahnmal mit
den Namen der
aus Bad Homburg ermordeten Juden
(vgl. Namenstafeln oben) |
Das Grundstück
der ehemaligen Synagoge, heute Kinderspielplatz |
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Das ehemalige
jüdische Schul- und Gemeindehaus |
Hinweistafel am ehemaligen
jüdischen Gemeindehaus |
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Gedenktafel für Bernhard
Beling am Gebäude der Volkshochschule am Synagogenstandort |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar/März 2015:
Sollen auch in Bad Homburg
"Stolpersteine" verlegt werden ? |
Artikel von Anke Hillebrecht in der
"Taunus-Zeitung" vom 17. Februar 2015: "Stolpersteine 'Die Zeit ist
reif'.
Mit dem Denkmal vor der Volkshochschule und der Gedenktafel im Bahnhof wahre man ein würdiges Andenken an Homburger, die in der Nazizeit deportiert wurden, meint die Stadtverwaltung. Eine Initiative von Bürgern sieht das allerdings anders.
Bad Homburg. Sie leuchten golden im grauen Asphalt, und instinktiv meidet man, darauf zu treten, setzt den Fuß ein Stück weiter. Stolpersteine heißen die Versatzstücke, die an Deportierte des Nazi-Reiches erinnern und vor jenen Häusern ins Pflaster eingelassen werden, in denen die Opfer gewohnt hatten. Der Künstler Gunter Demnig hat schon über 50 000 Steine in 18 Ländern platziert.
Nur nicht in Bad Homburg – 'warum nicht?', hatte bereits der Kieferchirurg Dr. Kater gefragt und vorgeschlagen, eine Initiative zu gründen. Doch die gibt es bereits: Am 10. November 2014 wurde sie von dem Homburger Wirtschaftsingenieur Wolfram Juretzek und Imrich Donath, Mitinitiator der Jüdischen Gemeinde in der Kurstadt, gegründet.
'Die Zeit ist reif', findet Donath, und Juretzek meint: 'Es stünde Bad Homburg gut zu Gesicht, auch Stolpersteine zu
haben.' Schon vor Jahren hatte Donath das Anliegen in den politischen Raum getragen, jedoch nicht für das Projekt begeistern können. Vor zwei Jahren beschäftigte das Thema erneut den Kulturausschuss. Im Herbst 2013 wurde in der Volkshochschule (VHS) ein Arbeitskreis
'Zur Erforschung jüdischen Lebens in Bad Homburg' geboren. Zeitzeugen sollen gesucht und Geschehenes erforscht werden. Vorträge informieren über Aspekte jüdischen Lebens im Kurbetrieb und anderswo.
Auch Juretzek und Donath waren unter den Referenten; im August vorigen Jahres hielt Juretzek einen Vortrag, der über Demnigs Projekt informierte. Der Stein für die Bad Homburger
'Initiative Stolpersteine' kam ins Rollen. Bewusst wählten die Initiativgründer ein Datum, das an die Nacht vor der Reichspogromnacht erinnert. Jetzt versuchen Juretzek und Donath im Hintergrund, die Vorarbeit zu leisten und ein breites Akzeptanzfeld dafür zu schaffen, dass das Projekt in der Kurstadt doch noch realisiert wird.
'Politik ist eine Sache, die Bürger sind eine andere', sagt Juretzek.
Der Initiative soll Schicksale verfolgter Bad Homburger während der NS-Zeit recherchieren und dokumentieren. Das können Juden sein, aber auch Kommunisten, Homosexuelle oder Sinti, sofern es welche gab. Die beiden Initiatoren wissen, dass sie mit ihrer Forschung erst am Anfang stehen. Daher suchen sie noch Mitstreiter – auch solche, die selbst forschen wollen. Aber auch für Hinweise Auswärtiger etwa auf Vorfahren, die aus Homburg fliehen mussten, sind sie dankbar.
Donath ist wichtig, dass nicht nur an die prominenten Deportierten erinnert wird,
'sondern wir zum Beispiel auch deportierte Handwerker der Vergessenheit entreißen'. Stolpersteine bergen die Chance, Einzelschicksale in aller Kürze bekannt zumachen.
'Was nützt es zu sagen, sechs Millionen wurden ermordet?', fragt Donath provokant. Es rüttele doch viel mehr am Bewusstsein, zu lesen, dass eine bestimmte Person in jenem Haus in Bad Homburg gelebt hatte und nach Auschwitz deportiert wurde.
Jüdisches Museum? Nach der Forschung ist die Realisierung dran. Mit den Initiativen von Stolperstein-Projekten der umliegenden Städte haben sie gesprochen. Die Finanzierung sei nicht das Problem – Donath will persönlich den ersten Stein verlegen. Die Stadt muss allerdings ihre Genehmigung geben. Denn die Steine sollen wie anderswo in die Bürgersteige eingearbeitet werden. Dazu gehört auch, die Hausbesitzer mit ins Boot zu holen. Was, wie Donath aus anderen Städten gehört hat, selten ein Problem ist:
'Die meisten beteiligen sich sogar an den Kosten.' Donath hat indes schon ein neues Ziel: Er möchte ein jüdisches Museum in der Kurstadt verwirklichen.
Die Initiative freut sich über weitere Interessierte, die Lebensläufe erforschen wollen. Kontakt über Wolfram Juretzek, Telefon 01 72–7 30 22 22 oder per E-Mail an
wjuretzek@stolpersteine-badhomburg.de. Näheres über die Initiative auch unter
www.stolpersteine-badhomburg.de
"
Link
zum Artikel |
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Artikel von Götz Nawroth in der
"Frankfurter Rundschau" vom 12. März 2015: "Stolpersteine
Bad Homburg. Den Opfern ein Gesicht geben..."
Link
zum Artikel |
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Mai 2016:
Erste Verlegung von
"Stolpersteinen" in Bad Homburg |
Artikel von Oliver Haas in "Extratipp.com"
vom 16. Mai 2016: "Zur Erinnerung an Holocaust-Opfer. Erste Stolpersteine
in Bad Homburg verlegt
Bad Homburg - Sie sind besondere Denkmäler und regen zum Nachdenken an.
Sogenannte Stolpersteine geben dem Grauen des Nationalsozialismus ein
Gesicht. Zwölf davon sind nun in Bad Homburger Straßen zu sehen.
Die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus wird in Bad Homburg
unter anderem mit dem Denkmal an der Volkshochschule sowie der Gedenkplatte
am Bahnhof am Leben erhalten. Den Opfern des Grauens einen konkreten Namen
zu geben, das ist eines der Ziele der sogenannten Stolpersteine. Seit dieser
Woche sind in den Straßen Wallstraße, Obergasse und
Kaiser-Friedrich-Promenade zwölf dieser besonderen Messingsteine von
Künstler Gunter Demnig eingelassen worden. Die meisten der Opfer waren
Juden, die in Konzentrationslagern zwischen 1942 und 1945 gestorben sind.
Ins Leben gerufen wurde die Aktion von der 'Initiative Stolpersteine'. Im
Vorfeld gab's in der Kurstadt eine große Diskussion, ob diese Art des
Erinnerns angemessen sei. Einer der Vorwürfe lautete, dass man dadurch im
wahrsten Sinne des Wortes auf den Namen der Opfer herumtrampeln würde. Doch
die Idee setzte sich durch. Einer der Mitbegründer, Imrich Donath,
verteidigt die Initiative: 'Diese Menschen haben kein Grab und die
Stolpersteine werden somit wie eine Art Grab für sie.' Außerdem würde sich
jeder, der sich über den Stein beuge, um die Inschrift zu lesen, auch
gleichzeitig vor den Toten verneigen. Zudem verhindere der Stolperstein,
dass der Name des Ermordeten in Vergessenheit gerate. Dies sei vor allem im
jüdischen Glauben ein sehr wichtiger Gedanke.
Polizisten sicherten die Straßen. So kamen dann auch über hundert Bad
Homburger Bürger, darunter viele Schüler, zur Verlegung der Steine. Traurig:
Wohl auch aus Angst vor rechtsradikalen Störern waren an den Straßen
Stadtpolizisten postiert. Unter den Besuchern war auch Autor Paul
Ernst-Cohen, dessen Großonkel Ernst vor seiner Deportation in Bad Homburg
wohnte. Seit dem Jahr 2012 recherchiert er in Briefen und Gerichtsakten
darüber. Sein Onkel musste als sogenannter 'Rassenschänder' sein
Papiergeschäft aufgeben. Zwar wurde ihm per Vertrag ein Verkaufspreis
zugesichert. Aber das Geld habe er nie erhalten. Besonders bewegend sei es
für den Nachfahren gewesen, als er las, wie sein Onkel bei seiner
Deportation ins Buchenwald-KZ nicht mal mehr seine Brille mitnehmen durfte.
'Die Gedenksteine sind eine gute Erinnerung daran, dass der Schrecken nicht
erst im KZ begann. Die Menschen wurden bereits an ihren Wohnorten
schikaniert und die Lebensgrundlage wurde nach und nach entzogen', so Cohen.
Der Gedenkstein für seinen Onkel soll im nächsten Jahr an der Brendelstraße
verbaut werden.
Weitere Infos unter:
www.stolpersteine-badhomburg.de."
Link zum Artikel |
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Oktober 2016:
Schüler programmierten eine Stolperstein-App |
Artikel von Anke Hillebrecht in der
"Taunus-Zeitung" vom 6. Oktober 2016: "App für Bad Homburg KFG-Schüler haben Stolperstein-App programmiert
Bad Homburg. Wer durch die Wallstraße läuft, stößt seit wenigen Monaten auf goldene Quadrate im Boden, die Aufmerksamkeit fordern. Es sind Bad Homburgs erste
'Stolpersteine'; sie wurden vor Wohnhäusern ins Pflaster eingelassen und erinnern an einstige Bewohner, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Weitere sollen folgen (siehe
'Info'). Name, Geburtsjahr und Datum der Deportation sind auf den Steinen zu lesen – mehr über die Todgeweihten erfährt man nur, wenn man die Broschüre dabei hat, die der Verein
'Initiative Stolpersteine Bad Homburg' hat drucken lassen.
Felix Hanau (18) und Jeremy Miller (15), Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums (KFG), haben eine App für Android-Smartphones programmiert, mit der Interessierte die kompletten Biografien aus dem Heftchen im Design von Ariane Golestan auf dem Handy lesen können. Nach dem Besuch von einem Großneffen eines Deportierten im Mai am KFG hatten sie dem Verein dies angeboten.
'Wir wollen beide Informatik studieren – dies ist unsere erste App', erläuterte Felix Hanau einigen Vereinsmitgliedern am Dienstag in deren Sitzung. Leider hätten sie im Betriebssystem iOS noch keine Erfahrung, daher gebe es die App bislang nur in
Android. Die App sei 'so simpel wie möglich', ergänzte Jeremy Miller. Die Namen sind alphabetisch sowie nach Straßen sortiert; auch gibt es einen Stadtplan mit den goldenen Symbolen, die man anklicken kann, um zu Fotos und Geschichte der jeweiligen Person zu kommen. Im Google-Play-Store ist die App noch nicht zu finden. Auf seiner Homepage
(www.stolpersteine-badhomburg.de/app-für-android/) hat der Verein einen Link platziert. Den kopiert man oben ins Adressfeld seines Internet-Browsers (nicht ins Suchfeld). Die App importieren. Damit sie sich öffnen lässt, muss man noch in den Einstellungen per Haken bestätigen, dass man eine nicht geprüfte Quelle übernimmt – das soll sich noch ändern, erklärte Jeremy.
'Die App wird bald im Store zu finden sein.' Auch eine Version für iPhone soll folgen.
Das Abitur steht an. Vom Vereinsvorsitzenden Wolfram Juretzek und den anderen Geschichtsforschern ernteten die Jungs Applaus und bewundernde Blicke. Zumal sie sich dieses Jahr aufs Abitur vorbereiten – Felix mit den Leistungskursen Mathe und PoWi, Jeremy hat Englisch und Physik belegt. Weil bei beiden im März 2017 das schriftliche Abitur ansteht, müssen sich andere darum kümmern, dass die neuen Stolpersteine, die im März verlegt werden, in die App aufgenommen werden."
Link
zum Artikel |
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November 2017:
Schüler putzen
"Stolpersteine" |
Artikel von Sabine Münstermann in der
"Taunus-Zeitung" vom 13. November 2017: "Religio-AG. GaG-Schüler polieren Stolpersteine in Bad Homburg.
Wer am Freitag in Bad Homburg unterwegs war, dürfte ihnen begegnet sein – den Schülern der Gesamtschule am Gluckenstein, die mit Putzlappen, Kerzen und Rosen in der Hand durch die Straßen marschierten. Ihr Anliegen: die in Bad Homburg verlegten Stolpersteine zu polieren.
Bad Homburg. Zuerst kommt Wolfram Juretzek., dem Bad Homburg es überhaupt zu verdanken hat, dass es Stolpersteine in der Kurstadt gibt, also in den Boden eingelassene Messingsteine, die an Bad Homburger Juden erinnern, Am Holocaust-Denkmal in der Elisabethenstraße spricht er am späten Freitagvormittag über das Unvorstellbare, nämlich darüber, dass vor 79 Jahren auch in Bad Homburg –
'und zwar am helllichten Tag, nicht in der Nacht, auch wenn wir sie Reichpogromnacht
nennen' – vom nationalsozialistischen Regime organisierte Gewaltmaßnahmen gegen Juden stattfanden.
Juretzek hat den Juden in Bad Homburg ein Denkmal gesetzt mit seinen Stolpersteinen. Über 20 sind es bislang, jeweils am letzten freiwillig gewählten Wohnort einer Person oder Familie in den Bürgersteig eingelassen. Das Schicksal dieser Juden kann mittlerweile über eine App nach- und vorgelesen werden, die zwei Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums programmiert haben. Dass die Steine jetzt wieder glänzen und mit Kerzen und weißen Rosen versehen sind, ist das Werk der Religio-AG der Gesamtschule am Gluckenstein (GaG) und einiger Achtklässler, die AG-Leiterin Ngoc Tanh Pham in Religion unterrichtet und die sie für das Projekt ebenfalls begeistern konnte. Emma zum Beispiel. Das Mädchen ist erst 13 Jahre alt, hat aber schon begriffen, worum es geht:
'Es ist wichtig, die Erinnerung lebendig zu halten.' Sie hat, falls die Kerzen, die Juretzek mitgebracht hat, nicht reichen sollten, selbst noch jede Menge mitgebracht.
Ihre Freundin Svea (13) fügt hinzu: 'Es ist wichtig, die Bad Homburger immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass das nicht nur einfach etwas ist, das man in den Geschichtsbüchern liest, sondern dass das auch hier bei uns, in unserer Stadt passiert
ist.'
SPD-Landtagsabgeordnete Elke Barth findet angemessene Worte: 'Es ist immer ein bedrückender Anlass und erfüllt mich mit Demut, wenn es darum geht, Bad Homburger Juden zu gedenken, die im schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte ihr Leben verloren
haben.' Ja, es sei 'mühsam und unbequem', sich mit der eigenen Geschichte
auseinanderzusetzen. 'Aber es ist auch unabdingbar', sagt sie, an die GaG-Schüler gewandt, denn:
'Eine Kultur der Erinnerung wird Euch dabei helfen, die notwendigen Lehren für die Zukunft zu
ziehen.' Würden alle so denken wie Fabian (17), wäre es leichter. Er sagt:
'Es ist ein gutes Gefühl, niederzuknien und den Stolperstein zu polieren. Man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber die Zukunft
schon.'
Während Fabian in der Wallstraße die Stolpersteine der Familie Gutmann/Adler poliert, liest Severin (16) vom Schicksal der Familie. Und auf einmal ist die gut 26 Mädchen und Jungen umfassende Gruppe deutlich angewachsen. Passanten bleiben nämlich in der Wallstraße stehen und hören zu. Severin sagt später:
'Das ist gut.' Es ist wichtig, dass niemand das je vergisst.'"
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zum Artikel |
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Dezember 2018:
Über die Zukunft des leerstehenden Sanatoriums von Dr. Goldschmidt
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Artikel von Anke Hillebrecht in der
"Frankfurter Neuen Presse" vom 1. Dezember 2018: "Leerstand. Sanatorium
in Bad Homburg: In kleinen Schritten zu neuer Nutzung
Für die Stadt ist es vertrackt: Ein denkmalgeschütztes Gebäude mit Historie
steht in bester Lage, doch es gehört ihr nicht. Doch nun scheint Bewegung in
die Sache zu kommen.
Die kleine, aber wachsende jüdische Gemeinde der Kurstadt hat kürzlich in
eine neue Synagoge bekommen. Der Ort an der Elisabethenstraße, an dem das
frühere, einst prächtige Gotteshaus stand, das von den Nazis zerstört wurde,
heißt seit einigen Tagen 'Platz der ehemaligen Synagoge'. Auch in der
Unteren Terrassenstraße wäre jüdische Geschichte abzulesen: Dort steht mit
der Villa Goldschmidt das laut Landesamt für Denkmalpflege Hessen 'letzte
gut erhaltene bauliche Zeugnis einer jüdischen Kureinrichtung in Hessen'.
Doch hier ruht die Historie. Seit 20 Jahren steht das repräsentative
Gebäude, in dem der jüdische Arzt Dr. Siegfried Goldschmidt von 1911 bis zur
Nazizeit jüdische Erholungssuchende beherbergte, leer. Zuletzt, bis 1998,
nutzte das Bundesausgleichsamt die Räume. 2008 erwarb der Hochtaunuskreis
das Gelände – mit Blick auf das benachbarte Kaiserin-Friedrich-Gymnasium,
das mehr Raum benötigt. Wohnbebauung? Auf dem Gelände wurden Container als
Ausweichräume für das KFG aufgestellt – dort wird gerade der Turm umgebaut.
Die Villa selbst will die Stadt erhalten. Nach siebenjährigen Bemühungen hat
sie 2016 erwirkt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Seither liegt es im Dornröschenschlaf, und die Stadtverordneten werfen dem
Kreis vor, dass es verfällt. Jetzt ist Bewegung in die Sache gekommen. Auf
Antrag der Homburger FDP hat das Stadtparlament in seltener Einstimmigkeit
beschlossen, 'zum 20. Leerstands-Jubiläum' einen detaillierten Bericht über
die Erhaltungsmaßnahmen des Kreises und die Gespräche zur künftigen Nutzung
zu erstellen. FDP-Fraktionschef Wolfgang Hof kann sich auf dem 20 000
Quadratmeter großen Gelände mit altem Baumbestand durchaus eine Wohnbebauung
vorstellen. Denn jetzt ende eine Bindungsfrist dem Bund gegenüber, die
Gemeinbedarf für das Gelände vorschreibt. 'Jetzt können wir einen
Bebauungsplan aufstellen.' Das wollen die Liberalen gleich nach dem
Jahreswechsel anregen. Die Villa, so Hof, könnte an einen vermögenden
Menschen verkauft werden, der sie instandsetzt und -hält.
Digitale Pläne erstellt. Unterdessen ist der Kreis ebenfalls tätig
geworden: Eine Fachfirma hat in seinem Auftrag eine umfangreiche
Bestandsaufnahme von dem Gebäude gemacht und – in Ermangelung von Bauplänen
– digitale Bestandspläne angefertigt. 'Sie dienen nun als Grundlage für eine
Machbarkeitsstudie', erläutert die Pressestelle des Kreises. Diese werde
'ein im Denkmalbereich erfahrenes Architekturbüro in enger Abstimmung
zwischen dem Hochtaunuskreis und der Stadt Bad Homburg' ausarbeiten. Zu
möglichen Nutzungen will sich die Kreisverwaltung nicht vor dem neuen Jahr
äußern. Doch sie will erste Ergebnisse der Studie und Vorschläge bereits
Anfang 2019 kundtun. Von der Studie werde abhängen, was möglich sei. Dann
sei auch Zeit für weitere notwendige Substanzuntersuchungen. Bis dahin werde
alles getan, damit das Gebäude nicht weiter verfalle. 'So werden immer
wieder Fenster und Türöffnungen nach entsprechender Kontrolle geschlossen,
damit kein Schlagregen in das Gebäude eindringen kann.' Leider versuchten
des öfteren Unbekannte, in die Villa einzusteigen, so dass ringsum ein
Bauzaun errichtet wurde.
INFO: Villa Victoria ist Thema im Denkmalbeirat. Bei der
Debatte um die Villa Goldschmidt gerät auch wieder die Villa Victoria in den
Blickpunkt. Der klassizistische Bau – ebenso prächtig und ebenfalls lange
leerstehend – war vor gut drei Jahren im politischen Gespräch, als neben dem
denkmalgeschützten Gebäude Appartements für finanzkräftige Gäste der Klinik
Dr. Baumstark entstehen sollten. Die Villa wurde um 1857 errichtet und als
Sanatorium, Kinder- sowie Müttergenesungsheim, Kurheim für Kriegsblinde und
Quartier der US-Army genutzt. Das Haus ist als Kulturdenkmal aus
architekturgeschichtlichen Gründen eingetragen. Nicht zuletzt deshalb sind
die Pläne von damals vom Tisch, doch seither passiert auch in dieser Villa
offenbar nichts. Mit ihr habe die Stadt 'ein ähnliches Debakel', sagte
Manfred Heckelmann (BLB) im Stadtparlament. 'Wollen Sie so lange warten, bis
eine Renovierung unmöglich ist, und es dann abreißen?' Nun soll die Zukunft
der Villa in einer der nächsten Sitzung des Denkmalbeirats erörtert werden;
OB Alexander Hetjes (CDU) hat laut städtischer Pressestelle dazu einen
Bericht von seiten der Kur angekündigt."
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Neue Pläne zur Zukunft des
Sanatoriums von Dr. Goldschmidt |
Artikel im "Usinger Anzeiger" vom 5. Februar
2020: "Neue Pläne für das 1911 errichtete Sanatorium Goldschmidt in Bad
Homburg
Der Hochtaunuskreis und die Stadt Bad Homburg haben erste Ergebnisse der
Machbarkeitsstudie für das ehemalige Sanatorium Goldschmidt in Bad Homburg
vorgestellt.
HOCHTAUNUSKREIS - Landrat Ulrich Krebs hat zusammen mit Bad Homburgs
Oberbürgermeister Alexander Hetjes erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie
für das ehemalige Sanatorium Goldschmidt in Bad Homburg vorgestellt. Demnach
sind für das 2016 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude sowohl eine Nutzung
als Büroraum, Wohnraum oder als Klinik möglich. Das gesamte Gelände in einer
Größe von rund 19 000 Quadratmetern, davon 8000 Quadratmeter Denkmalfläche,
soll dreigeteilt genutzt werden: Für den Grundstücksteil mit den alten
Gebäuden und einen weiteren Teil, auf dem Wohnraum entstehen soll, ist
geplant, es an einen Investor zu verkaufen. Ein dritter Teil bleibt als
Reserve für eine mögliche Erweiterung für das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium
im Eigentum des Kreises. Der Kreis hatte eine bauliche Gebäudeaufnahme
vorgenommen und digitale Bestandspläne gefertigt. Einzelne alte Pläne wurden
ebenfalls in den Archiven gefunden und bearbeitet. Die Pläne dienten als
Grundlage für das im Denkmalbereich erfahrene Bad Homburger Architekturbüro
Kreateam, eine Machbarkeitsstudie für eine zukünftige, denkmalgerechte
Nutzung der Gebäude in enger Abstimmung zwischen Hochtaunuskreis, der Stadt
und dem Landesdenkmalamt auszuarbeiten. Ein zweiter Auftrag ging an den
Bauhistoriker Dr.-Ing. Martino La Torre in Wiesbaden. Er recherchierte aus
historischen Bauunterlagen (u.a. Fotografien, Pläne, Zeichnungen) in
verschiedenen Archiven und im Gebäude selbst die Geschichte des Hauses. Das
finale Gutachten des Bauhistorikers liegt noch nicht vor, aber schon jetzt
sind einige geschichtlich bedeutende Alleinstellungsmerkmale nachgewiesen
worden, die das ehemalige Sanatorium als 'Ort der Kur' in der Geschichte Bad
Homburgs besonders machen. So lassen sich im Nebengebäude Räume der
ehemaligen Synagoge belegen, auch eine Mikwe, ein rituelles Tauchbad, muss
es gegeben haben. La Torres Recherchen offenbaren außerdem ein Stück
jüdischer Geschichte, die nichts mit dem Kurbetrieb zu tun hat. Im Anbau
lebten demnach junge Frauen und Männer, die auf eine Auswanderung nach
Palästina und das Leben im Kibbuz vorbereitet wurden. Diese 'Hachschara' (Tauglichmachung)
fand in den 1920ern und -30ern statt. Die jungen Leute wohnten auf engem
Raum und lernten landwirtschaftliche Fähigkeiten. Die Räume der Synagoge und
der Mikwe könnten später einmal als eine Art 'Zeitkapseln' eine
Dokumentation zur Geschichte des Hauses beherbergen..."
Link zum Artikel |
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Februar 2019:
Neues Buch über die
Kindertransporte in der NS-Zeit - Erinnerung an Hannelore Adler aus Bad
Homburg |
Artikel von Olaf Velte im vom 15. Februar
2019: "Bad Homburg. Kinder zur Rettung ins Ausland geschickt
Ein neues Buch beleuchtet Kindertransporte während der NS-Zeit.
Nach den Vorfällen im November 1938 fällt Helene Adler eine folgenschwere
Entscheidung. Die Witwe wird ihre jüngste Tochter Hannelore einem
Kindertransport anvertrauen, der eine Hundertschaft Minderjährige aus dem
nationalsozialistischen Herrschaftsbereich bringen soll. Die Reise, die am
5. Januar 1939 auf dem Bahnsteig des Frankfurter Hauptbahnhofs beginnt,
endet für Hannelore Adler nach diversen Zwischenstationen in den USA. Das
Schicksal des Bad Homburger Mädchens ist einer von 20 Lebenswegen, denen
sieben Autorinnen forschend gefolgt und die in dem Band 'Rettet wenigstens
die Kinder' versammelt sind. In Zusammenarbeit mit dem Verein 'Projekt
Jüdisches Leben in Frankfurt. Spurensuche – Begegnung – Erinnerung' haben
die Herausgeberinnen Angelika Rieber und Till Lieberz-Groß nun erstmals ein
Grundlagenwerk zum Thema veröffentlicht. Dabei werden auch – drei Beispiele
sind hier aufgeführt – die Unterstützer der Rettungsaktionen gewürdigt. Nur
aufgrund der Hilfe verschiedener Organisationen und einzelner, mutiger
Menschen konnten etwa 20 000 jüdische Kinder der mit den November-Pogromen
einsetzenden NS-Vernichtungsmaschinerie entgehen. Nach dem plötzlichen Tod
des Ehemannes und Vaters verlegt die Familie Adler ihren Wohnsitz von Gießen
nach Bad Homburg. Angelika Rieber, seit den frühen 1980er Jahren mit
jüdisch-deutscher Historie befasst, hat recherchiert, was sich am 10.
November in der Wallstraße ereignet hat. Während die Frauen und Kinder
flüchten können, tobt ein fanatischer Mob unter Führung eines aus Oberursel
stammenden Pferdehändlers durch die Räumlichkeiten, stiehlt, zerstört und
prügelt den Bruder der Mutter fast tot. Es ist jenes Gebäude, in dem nach
der Verheerung der Homburger Synagoge die Gottesdienste abgehalten werden.
Heute erinnern dort vier Stolpersteine an die im Frühsommer 1942
deportierten und später ermordeten Familienmitglieder.
'Ich habe', sagt Angelika Rieber, 'mehr als hundert Namen von
Kindertransportkindern in meinen Unterlagen.' Überwiegend beträfen diese das
Stadtgebiet von Frankfurt – dazu ein Konvolut von Interviews, 'die der
Auswertung harren'. Die Saalburgpreisträgerin und Vorsitzende der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus bereitet
nicht nur weitere thematische Herausgaben vor, auch ein 'hessenweites
Netzwerk von Kindertransport-Forschern' ist derzeit im Aufbau. 'Besonders
beschäftigt mich die Frage nach den Helfern und Hilfsorganisationen.' Auf
persönliche Mitteilungen kann sich die Forscherin auch im Fall
Calvelli-Adorno stützen. Elisabeth und Ludwig, der bekannten Frankfurter
Familie entstammend und als Geschwisterpaar im Juni 1939 nach England zu
Pflegeeltern gekommen, haben ab Mitte der Fünfzigerjahre im heutigen
Oberurseler Stadtteil Oberstedten gelebt. Die im Alter von 90 Jahren
verstorbene Elisabeth Reinhuber-Adorno war nicht nur in der Kommunalpolitik
engagiert, ihr Wissen grundierte auch wichtige Zeitzeugen-Projekte. Nur
konsequent, dass das vom Fachhochschulverlag ansehnlich und sorgfältig
verlegte Werk schon bald Lektüre für Schülerinnen und Schüler werden soll.
'Am Anfang', so hat es Herausgeberin Rieber einst formuliert, 'stand die
anschauliche Vermittlung der NS-Zeit für Jugendliche im Vordergrund.' Lernen
aus der Vergangenheit sei nur dann möglich, wenn man genau hinschaue. Für
'Rettet wenigstens die Kinder' wurde genau hingesehen, auch Schmerzliches
nicht vermieden. Die allermeisten der hier auftretenden Kinder haben ihre
Eltern, Großeltern, Verwandte nicht wiedergesehen.
Hannelore Adler aus Bad Homburg blieben zuletzt nur die Korrespondenzen mit
Mutter und Schwester. Nach sechs einsamen Jahren in der Schweiz siedelte sie
nach Palästina über, wo der Vorname in 'Aviva' verändert wird. Als
ausgebildete Krankenschwester führt der Weg 1953 nach Nordamerika, wo die
junge Frau einige Jahre später heiratet und eine Familie gründet. Vor ihrem
Tod mit 66 Jahren besucht Aviva Lefitz, ehemals Hannelore Adler, anlässlich
eines Begegnungsprogramms schließlich noch einmal ihren Geburtsort Gießen.
Literaturhinweis: Angelika Rieber und Till Lieberz-Gross (Hg.):
'Rettet wenigstens die Kinder', 25 Euro, ISBN 978-3-947273-11-9"
Link zum Artikel |
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September 2024:
Weitere Verlegung von
Stolpersteinen |
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom
12. September 2024: "Bad Homburg. Rose und Stein für jeden Menschen.
Gunter Demnig verlegt neun neue Stolpersteine in der Kurstadt
Bad Homburg - Wolfgang Zimmermann (93) hat als Kind die Verfolgung
seiner Nachbarn erlebt. Sie waren Juden. Bei der Verlegung der Stolpersteine
am Dienstag, ihnen zum Gedenken, erinnert er sich: 'Emil und Johanna Sommer
trugen den Stern Davids, der sie stigmatisieren sollte, stolz und sichtbar -
wie eine Auszeichnung.' Als Kind wohnte Zimmermann in der Obergasse 5.
Nebenan vor der Nummer 3, in der Wallstraße 24, in der Haingasse 21 und an
der Kaiser-Friedrich-Promenade 13 setzte der Künstler Gunter Demnig dort
neue Stolpersteine ein. Mit dabei waren mehr als 200 Gäste, 150 von ihnen
Jugendliche aus drei Bad Homburger Schulen. 'Stellt euch mal vor, hier mit
uns stünden auch Eva Sommer und Melissa Sommer. Sie würden nach dem Fest mit
euch wieder in die Schule gehen', sagte Uwe Becker, der
Antisemitismusbeauftragte des Landes Hessen (CDU), direkt zu den Schülern.
'Aber sie können das nicht. Ihrer Familie wurde das Recht genommen zu
leben.'
Auch heute hätten Juden wieder Angst in Deutschland. 'Das hört sich an wie
1933, aber das ist Deutschland 2024.' Entsprechend wichtig sei es, auch in
Zeiten der Wahlerfolge der AfD im Osten, dass die Schüler selbst
widersprächen, wenn Unrecht geschehe. 'Ihr habt’s in eurer Hand.' Die
Stolpersteine, so Becker, seien Weggabelungen, die entweder in eine bessere
Welt oder in den Abgrund führten. Tief ins Mark ging zwischen den Reden
immer wieder Sergio Katz’ Violine. Mit dem Titelsong aus dem Film
'Schindlers Liste' lieferte der Geiger aus dem Orchester der Oper Frankfurt
eine würdige Atmosphäre. Für die Menschen, die Opfer der Shoah wurden,
sprach Bad Homburgs Rabbiner Shalom Rabinovitz ein Gebet auf Hebräisch. Die
Schüler beendeten das Gebet mit einem gemeinsamen 'Amen'. 'Die Stolpersteine
geben uns große Hoffnung, dass es nicht wieder passiert', so der Rabbi. Er
zeige sich dankbar für die Aktion, im Namen des Jüdischen Zentrums Bad
Homburg. Rabinovitz übersetzte auch das Russisch, das ein Mitglied der
jüdischen Gemeinde in Bad Homburg sprach: Mikhail Shekhter ist 91 Jahre alt
und kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Er sei dank der Verlegung der
Stolpersteine hoffnungsfroh, dass es Demokratie und freies jüdisches Leben
weiter in Bad Homburg gebe.
Etzrodt: Jugend muss Verantwortung tragen. Wolfram Juretzek,
Vorsitzender der Initiative Stolpersteine, sagte, die Mahnmale seien für
alle da, die entwürdigt und entrechtet wurden. Sie sollen auch in heutigen
Zeiten sensibel für Ausgrenzung machen. Nachfahren der Opfer in aller Welt
wolle man zeigen, wie der Familien gedacht werde. Und es gehe auch darum,
'rechtzeitig den Mund aufzumachen'. Die Nazis, sagte
Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt (CDU), hätten den Juden erst
die Rechte, dann die Würde und das Leben genommen. Mit dieser Aktion wolle
man die Opfer aus ihrer Anonymität herausholen. Seine Generation, so Etzrodt,
habe die Verantwortung, die sich in der Shoah begründet, getragen und trage
sie noch. Aber 'die Jugend wird die Verantwortung weiter tragen müssen.' Am
Mittwoch sprach Zimmermann mit Zeitzeugin Marianne Creutzer (93) vor rund
200 Jugendlichen der Gesamtschule am Gluckenstein. Als sie und ihr Bruder
gegen Ende des Krieges einen 'Fremdsender' hörten und der Sprecher
behauptete, dass ein millionenfacher Mord stattgefunden habe, sei das für
sie damals unvorstellbar gewesen, erzählte Creutzer. Wie viel wussten die
Menschen damals von den Gräueltaten der Nazis? Das wollten einige
Jugendliche wissen. Im Radio sei nur Positives über Hitler zu hören gewesen,
so Creutzer. 'Die Politik war fern'- vermeintlich. Die Mutter einer
damaligen Freundin war Jüdin- sie entschied, ihre Tochter zum Schutz vor den
Nazis christlich taufen zu lassen. Die Mutter selbst starb im KZ Auschwitz.
Die Geschichten von Marianne Creutzer und Wolfgang Zimmermann sollten den
Schülern vor Augen führen, was wichtig ist: 'Es besser machen, die Zukunft
besser gestalten', wie Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) zu den
Schülern sagte. 'Dringender als jemals zuvor' sei es, gegen Ausgrenzung
vorzugehen - in Zeiten, wo antisemitische Vorfälle drastisch zunähmen und
Vertreter der AfD eine 'erinnerungspolitische 180-Grad-Wende' wollten. Die
Bürger seien jetzt gefordert, ,Nie wieder‘ zu sagen. Auch um eine positive
Nachricht nachklingen zu lassen, fügte Hetjes hinzu, dass die jüdische
Gemeinde in Bad Homburg 'wächst und gedeiht'. OB Alexander Hetjes (CDU)
sagte, es sei 'dringender als jemals zuvor', gegen Ausgrenzung vorzugehen -
in Zeiten, wo antisemitische Vorfälle drastisch zunähmen und Vertreter der
AfD eine 'erinnerungspolitische 180-Grad-Wende' wollten."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur (kleine Auswahl der verwendeten Literatur):
| Germania Judaica II,1 S. 369. |
| J. Frank: Chronologische Notizen über die
israelitische Gemeinde zu Homburg v.d.Höhe. Beilage zu Nr. 34 des
"Israelit" vom 24. August 1864 S. 457-459. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 391-400. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 96. |
| Heinz Grosche: Geschichte der Juden in Bad Homburg
vor der Höhe, 1866 bis 1945. Frankfurt am Main 1991. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 182-183. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 378-382. |
| Angelika Rieber: Liste
der Veröffentlichungen von Angelika Rieber, u.a. zur jüdischen
Geschichte in Bad Homburg - eingestellt als
pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Homburg Hesse-Nassau. Jews
lived there in the 14th century but a permanent community was only established
350 years lauter, when the landgrave invited Jews and Huguenots to settle in
Homburg vor der Hoehe (1684). A synagogue was opened (1731) and a Hebrew
printing house published 45 works (1710-48). Jews contributed to the town's
development as a health resort. By 1865 their number had grown to 604 (9 % of
the total). They built an imposing new synagogue (1866) with a community center
(1877), also opening three sanatoriums and two famous kosher hotels that had an
international clientele. The establishement of Agudat Israel war first mooted at
a conference held in the town; Aharon Roke'ah of Belz, Hayyim Soloveichik, and
Yitzhak Voloshiner paid regular visits; while the sculptor Mark Antokolski and
World Zionist Organization president David Wolffsohn both died there. After
worldwar I, Shoshana and Yehoshua Persitz transferred the Omanut publishing
house from Moscow to Bad Homburg and their home served as a meeting place for
Russian-Jewish writers and intellectuals (1920-25). The community, persecuted by
the Nazis, dwindled from 300 (2 %) in 1933 to 70 on Kristallnacht (9-10
November 1938), when SA troops burned the synagogue to the ground in a general
pogrom. The last Jews were deported in 1942-43; at least 45 perished in the
Holocaust.
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