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Zeitlofs (Marktgemeinde,
Kreis
Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Zeitlofs bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in
das 16./17. Jahrhundert zurück. Bereits 1412 hatte der Ortsherr Hilprant
von Thüngen von König Wenzel von Böhmen das Recht erhalten, Juden in seinen
Besitzungen aufzunehmen und von ihnen Abgaben und Steuern zu erheben. Wann die
erste Aufnahme erfolgte, ist nicht bekannt. 1527 ließ sich Jud David von
Brückenau in Zeitlofs nieder; 1592
wird ein Jude Abraham am Ort genannt. 1682 werden drei jüdische Familien
am Ort genannt. 1691 wurde ein jüdischer Mann aus Zeitlofs im jüdischen
Friedhof in Altengronau beigesetzt.
Die jüdischen Familien lebten bis zum 19. Jahrhundert überwiegend im Bereich
der "Oberen Judengasse" und der "Unteren
Judengasse". Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zogen einige jüdische
Familien nach und nach in die Mitte des Ortes.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1816 90 jüdische Einwohner (20,3 % von insgesamt 443), 1823 102
(ca. 20 % der Einwohnerschaft), 1840 110 (von insgesamt 730; 1867 70 (10,7
% von 652), 1890 74 (10,8 % von 688), 1892 69 (in 13 Familien), 1893 72 (in 13
Familien), 1896 68 (in elf Familien), 1898 70 (in 12 Haushaltungen), 1900 57 (9,6 % von 592), 1910 42 (7,0 %
von 601). Auch die im heutigen Ortsteil von Zeitlofs Detter
lebenden Juden gehörten zur Gemeinde in Zeitlos. 1817 wird dort Süßmann Isack
Gutmann mit seiner Familie genannt, der von Spezereihandel und vom Schlachten
lebte.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Zeitlofs auf
insgesamt 23 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt
(mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Isack Nathan Goldschmied (Kurzwarenhändler),
Moses David Regensburger (israelitischer Lehrer), Schloma Michel Lewald
(Spezerei und raue Häutehandlung), Jüdlein Katz Kirsch, Moses Jüdlein Kirsch
(Handel mit Schafvieh und rauen Häuten), Simon Jüdlein Kirsch (dasselbe wie
Bruder Moses), Zerla, Witwe von Mayer Eisfeld (Viehhandel), Sara, Witwe von
Isack Kahner (ohne Erwerb), Edel, Witwe von Gerson Straus (weibliche Arbeiten),
Abraham Mayer Nußbaum (Viehhandel), Jentof Israel Jakob (Viehhändler,
Schlachten), Abraham Israel Reich (Viehhandel, Schlachten), Israel Löb
Oppenheimer (Schlachten), Schena, Witwe von Samuel Klein (weiblicher
Handarbeiten), David Moses Regensburger (Viehhändler und Schlachten), Moses
Mayer Eisfeld (Viehhandel und Schlachten), Löb Hecht Adler (Viehhandel und
Schlachten, Schafviehhandel und Handel mit rohen Häuten), Amschel Hecht Adler
(dass.), Manche Köser Strauss (ohne Erwerb), Israel Schmey Gold (Viehhandel und
Schlachten), Löb Schmey Goldner (Viehhandel und Schlachteen), Amschel Löb Schlüchterner
(Rabbiner und Spezereihändler), Abraham Bär Spandauer (Metzger, seit 1821).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (1823 21 Schüler) und ein rituelles Bad (1925 auf Grund der Bemühungen
des Vorstehers Max Reich neu errichtet; die alte Mikwe wurde in einem
"Badhaus" an der Sinn 1931 verkauft, das Badehaus als als Schuppen
erhalten). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1817
(s.o.) wird als Lehrer Moses David Regensburger genannt, außerdem als Rabbiner
Amschel Löb Schlüchterner. Bei anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle
immer wieder ausgeschrieben (siehe Anzeigen unten). An weiteren Lehrern werden
genannt: um 1866 Lehrer Wildberg, um 1869 Moses Wormser, 1869 bis 1873 Ascher
Eschwege, um 1878 Lehrer Nußbaum, um 1887 Lehrer Adler, um 1889 Abraham
Mannheimer, um 1892 L. Zimmermann (unterrichtete damals in der Religionsschule
der Gemeinde 21 Kinder), um 1893/1895 H. Edelstein (unterrichtete damals in der
Religionsschule der Gemeinde 17 Kinder), um 1896/1897 S. Strauß (unterrichtete
1896 16 Kinder, 1897 19 Kinder), um 1897/1901 Samuel Silbermann (unterrichtete
auch die Kinder in Altengronau, 1898/1899
7 Kinder 1901 6 Kinder, in Oberzell,
1898/1899 8 Kinder und in Züntersbach,
1899 6 Kinder), um 1903 bis 1907 Samuel Gundersheimer (unterrichtete damals 17 Kinder;
wechselt 1907 nach Hammelburg, später nach
Kleinheubach und
Bad Brückenau.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1881/1903 M. Wormser (1893
mit L. Adler).
An jüdischen Vereinen gab es einen Wohltätigkeitsverein (um 1897
unter Leitung von M. Reich, um 1898 unter Leitung von L. Adler, um 1903 unter
Leitung von M. Nußbaum und G. Wormser) und die Armenkasse.
Die Gemeinde gehörte
bis 1892/93 zum Bezirksrabbinat Gersfeld,
danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen
zugeteilt. Die Toten der Gemeinde wurden - wie bereits für 1691 genannt - im jüdischen
Friedhof in Altengronau (Hessen)
beigesetzt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Raphael Adler
(geb. 8.8.1892 in Brückenau, gest. an der Kriegsverletzung am 24.11.1924) und
Albert Nußbaum (geb. 21.4.1880 in Zeitlofs, gef. 10.7.1918). Außerdem sind
gefallen: Friedrich Jean Adler (geb. 7.8.1888 in Zeitlofs, vor 1914 in Nürnberg
wohnhaft, gef. 7.9.1914) und Gefreiter Emanuel Goldschmidt (geb. 9.11.1883 in
Zeitlofs, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 12.1.1915).
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 36 Personen gehörten
(5,8 % von insgesamt 585 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Max
Reich (gest. 1926, siehe Nachruf unten). Den Religionsunterricht der
damals vier schulpflichtigen jüdischen Kindern erteilte Lehrer Samuel
Gundersheimer aus Brückenau. An jüdischen
Vereinen bestand ein Wohltätigkeitsverein (1924 mit acht
Mitgliedern). 1932 war Gemeindevorsteher Gabriel Wormser. Als
Schatzmeister ist Isidor Regensburger genannt. Die Gemeinde war streng religiös
geprägt. 1925 schloss sie sich dem Bund gesetzestreuer jüdischen Gemeinden an.
Unter den Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Familien bis Anfang der
1930er-Jahre sind zu nennen: Kaufhaus Langer-Pitschak von Siegfried Regensburger
(Verkauf von Lebensmitteln und Kleidung; Regensburger war auch als Photograph im
Ort tätig, das Kaufhaus war 2005 Ausstellungsraum der Schreinerei Hartmann am
Marktplatz); Stoffhandlung Isidor Regensburger (2005: Autohaus Lamp); Schuhgeschäft
Samuel Goldner (2005 Wohnhaus Familie Paul); Lebensmittelgeschäft Ignaz Wormser
(2005 Wohnhaus Familie Zeiger); Viehhandlungen: Bernhard Goldner (2005 Mietshaus
Heinz Zeller), Leopold Goldner (2005: Wohnhaus Hermann Ziegler);
Rauchwaren-/Pelzhandlungen der Familien Frank und Stern (wohnten in einem
Doppelhaus an der Marktstraße); Stoffhandlung Max Reich (2005 Wohnhaus Bruno
Schneider).
1933 lebten noch 33 jüdische Personen in Zeitlofs. Auf Grund
der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen
bis Juli 1938 alle von ihnen den Ort: 23 zogen in andere deutsche Orte
(sieben nach Frankfurt am Main, vier nach Mellrichstadt
die Schwestern Hedwig und Marianne Lewald nach Fürth, zehn in andere
Orte), zehn konnten emigrieren (acht in die USA und zwei nach Palästina). Als
letzter hatte Adolf Reich den Ort verlassen. Die jüdischen Kinder hatten
zuletzt (bereits 1936), nachdem ihnen der Schulbesuch in Zeitlofs nicht mehr möglich
war, die israelitische Volksschule in Brückenau
besucht.
Von den in Zeitlofs geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Felix
Friedrich Adler (1890), Hermann Adler (1882), Regine Adler geb. Reich (1886),
Fanny Bloch geb. Eisfeld (1873), Else (Elsa) Bravmann geb. Goldner (1890),
Johanna Dingfelder geb. Wormser (1891), Mina (Minna) Frank geb. Regensburger (1883),
Ernestine Goldner geb. Jakob (1872), Moses Goldner (1876), Rosa Holländer (1878),
Klara Jonas geb. Adler (1878), Klara Kahn geb. Goldner (1894), Mathilde Keller
geb. Adler (1884), Lore (Lorchen) Levi geb. Wormser (1885), Hedwig Lewald (1874), Marianne
Lewald (1871), Jenny Löwenstein geb. Wormser (1882),
Helene Nördlinger geb. Schlüchterer (1862), Leo Nußbaum (1888), Ludwig Nußbaum
(1888), Isidor Regensburger
(1878), Karoline Regensburger geb. Oppenheimer (), Siegfried Regensburger
(1896), Adolf Reich (1889), Emil Reich (1884), Max Reich (1931), Nathan Reich
(1861), Rosa (Rosi) Reich (1925), Selma Reich geb. Goldbach (1898), Caroline Schiff
geb. Goldner (1899), Betty Schuster geb. Wormser (1880), Gustav Gabriel Wormser (1872), Isaak Wormser (1878), Josef
Wormser (1893).
Nach 1945 kehrte als einziger Angehöriger der jüdischen Gemeinde der Viehhändler
Josef Goldner nach Zeitlofs zurück (1946). Er verstarb 1979 in Würzburg.
Eine Gedenktafel für die jüdische Gemeinde befindet sich an der rechten
Seite der ehemaligen Schule des Ortes (Ecke Baumallee / Altengronauer Straße) mit der Inschrift: "In Zeitlofs
bestand bis 1938 eine jüdische Kultusgemeinde, Synagoge Untere Judengasse 1.
Zur Erinnerung und Mahnung".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle
1869 / 1878 / 1889 / 1890 / 1891 /
1895 / 1902 / 1907
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. April 1869: "Erledigt die israelitische
Religionslehrer- und Vorsängerstelle.
Gehalt 250 Gulden, Schächterfunktion mit Nebenverdienst über 100 Gulden,
2 Klafter Holz und 200 Wellen.
Auch ist dem Bewerber Gelegenheit geboten, sich durch Privat-Unterricht
einen guten Verdienst zu sichern-.
Briefe erbittet sich franco A. Eisfeld in
Zeitlofs." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878: "Die
hiesige Vorsänger- und Religionslehrerstelle ist in Erledigung
gekommen:
1. ständiger Gehalt Mark 500,
2. Schächterfunktion Mark
100,
3. Holz- und Wohnungsentschädigung Mark
100,
4. ist auch demselben Gelegenheit geboten, durch Nebenverdienste in der
Gemeinde und durch Privatunterricht sich nochmals 4 bis 500 Mark zu
erwerben.
Zeitlofs, Amt Brückenau (Bayern), 1. September 1878. A.
Eisfeld." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1889: "Den Herren
Lehrern, die sich um die hiesige Stelle beworben, auf diesem Wege die
Nachricht, dass zu meinem Bedauern von ihren Offerten kein Gebrauch
gemacht werden kann, da durch Beschluss der hohen königlichen Regierung
ausgesprochen wurde, dass die hiesige Gemeinde den seitherigen Inhaber der
Stelle, Lehrer A. Mannheimer, behalten müsse, da er sich erbot um 100
Mark billiger die Stelle fort zu bekleiden.
Zeitlofs, 6. Februar 1889. Der Vorstand. Louis Adler". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1890:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
soll alsbald in Folge Weggangs unseres Herrn Lehrers neu besetzt werden.
Dieselbe erträgt ein jährliches Einkommen von ca. 1.000 Mark
nebst freier Wohnung und Beheizung. Reflektanten wollen daher sofort ihre
Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse an die unterzeichnete Verwaltung
einsehenden. Reisekosten nur dem Gewählten. Zeitlofs (Bayern), 4. Mai
1890. Die israelitische Kultus-Verwaltung." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1891: "Die hiesige Religionslehrer-,
Vorbeter- und Schächterstelle wird bis zum 15. Januar 1892
vakant.
Fester Gehalt Mark 500 nebst freier Wohnung und Beheizung, sowie
besondere Vergütung für den Schächterdienst und der nicht unbedeutenden
Nebeneinkommen.
Seminaristisch gebildete Reflektanten wollen daher alsbald ihre Gesuche
nebst beglaubigter Abschrift der Zeugnisse an die unterfertigte Stelle
einreichen.
Reisevergütung nur dem Gewählten.
Zeitlofs (Bayern), 28. November 1891. Die israelitische Kultusverwaltung". |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Israelitischen Wochenschrift" vom 27. April
1895: "Die hiesige Religionslehrer und Schächterstelle soll besetzt
werden. Fixum M. 600, freie Wohnung und Beheizung, sowie besondere Vergütung
des Schächterdienstes und nicht unbedeutende Emolumente. Die israelitische
Kultusverwaltung, Zeitlofs (Bayern). " |
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 18. April 1895: ""Die
hiesige Religionslehrer und Schächterstelle soll alsbald
wieder besetzt werden. Dieselbe trägt ein Fixum von M. 600, freie Wohnung
und Beheizung, sowie besondere Vergütung des Schächterdienstes und den
übrigen nicht unbedeutenden Emolumenten. Die israelitische
Kultusverwaltung, Zeitlofs (Bayern). "
|
|
Anzeige
in "Der Israelit" vom 28. Mai 1902: "Die Vorbeter-,
Lehrer- und Schächterstelle in hiesiger Gemeinde ist vakant und
kann sofort besetzt werden. Fixer Gehalt Mk. 600 und Mk. 200 für die
eventuelle Verwesung der Filiale
Altengronau. Die Beheizung des Schullokals wird extra honoriert. Der
Schächterdienst trägt jährlich circa Mk. 150 sowie sonstige nicht
unbedeutende Nebenverdienste. Außerdem ist hierbei eine prachtvolle
Familienwohnung nebst schönem Garten.
Zeitlofs (Bayern), 25. Mai. Die israelitische Kultusverwaltung." |
|
Von 1903 bis 1907 war S. Gundersheimer in
Zeitlofs, der in diesem Jahr nach Hammelburg
wechselte, darauf die Neuausschreibung: |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1907:
"Die
Religionslehrer-. Vorbeter- und Schächterstelle in Zeitlofs
(Unterfranken) wird demnächst vakant. Fixer Gehalt Mark 800 exklusive Schächtergebühren
und üblichen Nebenverdienste. Freie hübsche Wohnung nebst herrlichem
Garten für eine Familie sich eignend. Reflektanten wollen sich alsbald an
die unterzeichnete Stelle melden.
Zeitlofs, 10. Dezember 1907. Die israelitische Kultusverwaltung." |
Moses Wormser aus Gersfeld wird Religionslehrer und
Vorsänger in Zeitlofs (1867)
Anmerkung: bei Moses Wormser wird es sich um
einen Sohn des Gersfelder Rabbiner Samuel
Wormser handeln, zumal zum 50. Dienstjubiläum des Rabbiners im Jahr 1890 sein
12-jähriger Enkel Isak Wormser aus Zeitlofs genannt wird (siehe Bericht auf der
Seite zu Gersfeld). Somit dürfte Moses
Wormser bis mindestens 1890 in Zeitlofs geblieben sein, allerdings nicht als
Lehrer, denn ab 1869 war Ascher Eschwege Lehrer in Zeitlofs. Isak Wormser ist genannt in der Liste der in der NS-Zeit umgekommenen
Personen (siehe oben).
Anzeige im "Königlich Bayerischen Kreis-Amtsblatt von
Unterfranken und Aschaffenburg" vom 30. Januar 1867: "Durch
Regierungs-Entschließung vom 19. Januar laufenden Jahres ad Nr. 11321 ist
die von der israelitischen Kultusgemeinde Zeitlofs, königlichen
Bezirksamts Brückenau, beschlossene Übertragung ihrer Religionslehrer-
und Vorsängerstelle an den israelitischen Schuldienst-Exspektanten Moses
Wormser aus Gersfeld in
provisorischer Weise genehmigt worden." |
Lehrer Ascher Eschwege aus Zeitlofs zu Besuch in der Gemeinde seines Vaters H. Eschwege
in Karbach (1872, Lehrer in Zeitlofs von 1869 bis 1873)
Anmerkung: es handelt sich um den damals jungen Lehrer Ascher
Eschwege, der bereits mit 19 Jahren, nach glänzend bestandenem Lehrerexamen in
Würzburg, im Jahre 1869 die Schulstelle in Zeitlofs übernahm. 1873
wechselte Eschwege nach Kleinsteinach,
von dort 1879 nach Thüngen, wo er bis 1920
eine erfolgreiche pädagogische Arbeit leistete; weitere Berichte zu ihm siehe auf der
Seite zu Thüngen.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1872: "Karbach.
Vor einiger Zeit ward in Ihrer sehr geschätzten Zeitschrift die
israelitische Lehrer-Bildungsanstalt Würzburg rühmlichst erwähnt. Im
Interesse dieser Anstalt glaube ich zu handeln, wenn ich von einer
Tatsache berichte, die genügend bezeugt, wie die in ihr gebildeten Lehrer
in allen Beziehungen tüchtig ausgebildet werden.
Herr Lehrer Eschwege zu Zeitlofs, der in erwähnter Anstalt seine
Ausbildung genoss, erfreute vor einigen Wochen seine Eltern dahier durch
seinen Besuch und verweilte bei denselben über Schabbat
Paraschat wajigasch (Schabbat mit der Toralesung wajigasch = 1. Mose
44,18 - 47,27, es war am Schabbat 23. Dezember 1871). Sein Herr Vater,
Lehrer dahier, der jeden Sabbat zwei Vorträge im Beisein sämtlicher
Gemeindemitglieder hält, war jenen Sabbat durch Katarrh verhindert, den
Nachmittagsvortrag abzuhalten und forderte seinen würdigen Sohn auf,
statt seiner einen solchen zu halten. Wiewohl unvorbereitet, genügte
letzterer dieser Aufforderung, und gelang es ihm, durch einen freien,
gediegenen Vortrag religiösen Inhalts die Zuhörer zu fesseln und den
ungeteilten Beifall aller Anwesenden zu ernten.
Das nun sind die Früchte einer Anstalt, die stets bestrebt war und ist,
Lehrer auszubilden, die vermögend sind durch Wort und Tat zu wirken, um
unsere heilige Religion, die unverfälschte, zu kräftigen und zu heben.
Solche Tatsachen sind die besten Beweise und Zeugnisse, dass durch
genannte Anstalt erzielt wird, was die Welt von ihr verlangen kann, dass
der verehrliche Vorstand derselben, der ehrwürdige Herr Rabbiner
Bamberger – sein Licht leuchte – gerade der Welt sendet, was fürs
Judentum und die Jetztzeit so notwendig: ordentlich und tüchtig gebildete
Lehrer; wir können ihm dafür nicht genug Danke zollen.
Gott lohne seine Arbeit." |
Anzeige von Lehrer Ascher Eschwege
(1872)
Anzeige in "Der Israelit" vom 29. Mai 1872: "Ich
suche für einen jungen Mann im Alter von 15 Jahren eine Lehrlingsstelle in
einem Kaufmannsgeschäfte auf dem Lande.
Am Sabbat und an Feiertagen muss strengstens geschlossen werden. A.
Eschwege, Lehrer in Zeitlofs. " |
Lehrer Abraham Mannheimer hat
Probleme mit einem durchreisenden jüdischen Mann aus Jerusalem (1889/1890)
Artikel in "Der Israelit" vom 30. Dezember 1889: "Zeitlofs,
19. Dezember. Wiederum ist es traurige Notwendigkeit und vom jüdischen
Standpunkt aus Ehrenpflicht, die Zahl der öffentlichen Warnungen vor
Schwindlern in diesen geschätzten Blättern durch einen neuen Fall zu
vermehren. Diesmal gilt es, zweien famosen jungen Leuten, die sich für
Jerusalemiten ausgeben, das unsaubere Handwerk zu legen. Der eine von diesen
kam heute in meinem Schullokal, wo er sich laut seines Passes und mehrerer
Zeugnisse als ein gewisser Rosenzweig legitimierte, der Schüler der 'Alliance-Israelite-Schule
in Jerusalem sei, von wo aus er sich zur Kur seines Halsleidens nach
Karlsbad in Böhmen begeben habe müssen und nun auf der Rückreise in sein
Heimatland sei. Seine Erscheinung lässt im ersten Augenblick in ihm einen
Geschäftsreisenden vermuten, da er sehr schön gekleidet ist und einen neuen
Überzieher trägt. Das Gesicht ist fast bartlos und verrät ein Alter von
höchstens 25 Jahren. Unter dem Hut trägt er eine rote Türkenmütze. - Nachdem
ich für Genannten in meiner Gemeinde kollektiert hatte, begleitete ich
denselben aus dem Schullokale auf die Straße, von wo aus er in den nahen
Gasthof wollte, um - wie er sagte - seinen Stock, den er dort niedergelegt
hatte, abzuholen. Mehr zufällig folgte ich ihm auf dem Fuße nach und fast
verblüfft stand ich da, als ich noch einen gleichaltrigen jungen Mann auf
ihn zukommen sah, in dem sich mir sofort der 'Reisekollege' erwies. Von
jenem hatte ersterer bei mir aber kein Wörtchen erwähnt und in offenbarer
Verlegenheit beider wurden rasch einige französische Worte ausgetauscht,
worauf der mir Unbekannte - er trägt einen schwarzen Schnurrbart, ist
ebenfalls elegant gekleidet und stellt so recht erst einen commis voyageur
vor - schnell verduftete, während Rosenzweig mir noch die Hand zum Abschiede
geben wollte, um ebenso schnell jenem nachzufolgen, kaum mir die Frage nach
der Persönlichkeit jenes Mannes beantwortend, den er als 'zufälligen'
Reisegefährten bezeichnete. Diese Szene hatte sofort Misstrauen in mir
erregt, schon durch die französische Konversation, da Rosenzweig bei mir
sich ausschließlich in hebräischer Sprache unterhielt, die er zum Erstaunen
fließend und so fertig gebrauchte, wie jeder Mensch seine Muttersprache. Ich
zog nun nähere Kundschaft bei den Wirtsleuten nach ihren zwei Gästen ein,
insbesondere, da jener zweite - aus der Küche hervortrat. Darauf wurde mir
dann Bescheid, dass die zwei Gauner sich bereits bei Schnaps und Bier
gütlich taten, dass Rosenzweigs Freund, während ich für jenen mich
verwendete, einstweilen im Gasthof - das diner bestellte, bestehend in einer
Suppe nebst Kotelett etc., dessen würzige Dämpfe bereits den Reisekollegen
in die Küche gelockt zu haben schienen, und die Wirtin machte ein schiefes
Gesicht, als ich ihren Gästen so den Appetit verdorben hatte. Was sagen denn
die Herren Rabbiner und Herren Kollegen dazu, die genanntem Rosenzweig
Empfehlung gaben? Er besaß unter anderem ein Zeugnis von seiner Ehrwürden
dem Herrn Rabbiner Dr. Plato zu Köln, auch einen Empfehlungsbrief vom Herrn
Kollegen Heilbronn in Gehaus, soviel ich
mich noch erinnere. Die Herren Rabbiner und Lehrer sollten denn doch ein
klein wenig vorsichtiger in der Ausstellung solcher Zeugnisse und
schriftlicher Empfehlungen sein, die leicht für Geld und gute Worte bei
Schwindlern von Hand zu Hand gehen können und so zur schmählichsten und
verwerflichsten Ausbeutung jüdischer Wohltätigkeit führen. Und was sind die
weiteren noch traurigen Konsequenzen hieraus? Dass das Heilige Land
überhaupt moralisch verrufen wird durch solche Subjekte, und dass der
Unschuldige mit dem Schuldigen leiden muss. Das weiß jeder Lehrer -
besonders auf dem Lande - am besten zu schätzen, wenn er jemals für
Spenden für das Heilige Landes sich verwendete. 'Die Leute sollen etwas
arbeiten, sie sind Schwindler, die nichts tun mögen!' lautet nur allzu oft
die Stereotype Antwort. Man schließt nämlich von einem auf den andern, das
echt jüdische Gefühl der Wohltätigkeit und wahrer jüdischer Opfersinn wird
auf solche Weise ganz erheblich geschädigt, da gegen der Ärger von
wirklichen Gelehrten (?) geradezu systematisch großgezogen. Hoffentlich
verfehlen diese Zeilen nicht ihren Zweck für Spendende um Zedaka
(Gerechtigkeit) zu tun... Abraham Mannheimer, Lehrer. " |
Artikel in "Der Israelit" vom 9. Januar 1890: "Mainz,
8. Januar. Unsere geehrten Leser werden sich erinnern, dass Herr Lehrer
Mannheimer aus Zeitlofs eine Anklage gegen einen jungen Mann aus
dem Heiligen Lande namens Rosenzweig veröffentlicht hat. Einige Zeit nachher
sandte uns Herr Mannheimer einen Widerruf und am Tage darauf ein
Telegramm, in welchem er uns versuchte seinen Widerruf nicht zu
veröffentlichen. Da Herr Mannheimer auch anderswohin von seinem Widerrufe
Mitteilungen gemacht, so werden wir von verschiedenen Seiten angefragt,
warum derselbe nicht erschienen sei. Wir stehen der ganzen Sache durchaus
fremd gegenüber und begnügen uns mit der Bekanntgebung der Tatsachen. Wir
fügen die Bitte hinzu, dass man künftighin mit der Erhebung so schwerer
Beschuldigungen vorsichtiger zu Werke gehe. Wir unsererseits können uns der
Pflicht, Missstände zur öffentlichen Kunde zu bringen, nicht entziehen,
können jedoch in der Ferne den Tatbestand weder prüfen noch beurteilen.
Umsomehr müssen wir dringend zur Vorsicht mahnen. - Nachdem wir Vorstehendes
geschrieben, erhalten wir einen achtseitigen Bericht von Herrn Lehrer
Mannheimer, in welchem er seine Anklage gegen den erwähnten Rosenzweig
aufrecht erhält und ausführlich motiviert; den Bericht, wie Herr Mannheimer
wünscht, zu veröffentlichen, halten wir nicht für angemessen. Wir haben
dieser Angelegenheit schon zu viel Raum gewidmet."
|
Anzeige in "Der Israelit" vom 23. Januar 1890: "Zeitlofs,
am 2. Januar 1890.
Ich bescheinigen hiermit, dass Herr Rosenzweig, sein Licht leuchte,
den ich in dem von mir unterschriebenen Artikel Nr. 102 vorigen Jahres
erwähnte, ein frommer, braver Jehudi ist und dass es mir herzlich
leid tut, dass nach den in genannten Artikel näher dargelegten Umständen
dazu kommen musste, jene Warnung zu veröffentlichen.
Umso größer ist meine Freude, dass Herr Rosenzweig sein Licht leuchte
die Sache ins Klare brachte und werde ich sofort den Artikel
widerrufen und danke dem Herrn Rosenzweig dafür, dass er mich veranlasste
unschuldig zu sein vor Gott und vor Israel und mir den Grimm
abnahm, ihm unter den Reinen zu misstrauen. Dies einstweilen zum
Ausweis des Herrn Rosenzweig.
Hochachtungsvoll Abraham Mannheimer, Lehrer in Zeitlofs. Unterschrift
bestätigt Stelzner, Bürgermeister. " |
Anzeige in "Der Israelit" vom 13. Februar 1890: "Warnung!
(Unlieb verspätet)
Mein von Rosenzweig in Nr. 7 dieses Blattes unbefugt veröffentlichtes
Zeugnis ziehe ich - auf gute Gründe gestützt - unter Hinweis auf mein
früheres hiermit unwiderruflich zurück! Dies zur Richtigstellung der
Sache!
Zeitlofs, im Januar 1890. A. Mannheimer, Lehrer. " |
Anmerkung: beim Text der Anzeige vom 23.
Januar 1890 handelt es sich offenbar um das Zeugnis, das Lehrer Mannheimer
dem Herrn Rosenzweig mitgegeben hat, nachdem er seine Beschuldigungen nicht
aufrechterhalten konnte. Dass Rosenzweig dieses ihm mitgegebene Zeugnis dann
ohne Absprache im "Israelit" veröffentlichte, hat Mannheimer offenbar so
geärgert, dass er mit der Anzeige vom 13. Februar das Zeugnis zurückgekommen
hat. |
Über Lehrer Samuel Gundersheimer (1903
bis 1907 Lehrer in Zeitlofs)
Anmerkung:
Lehrer Samuel Gundersheimer ist am 10. Juli 1883 in
Mittelsinn geboren. Er war von 1903 bis
1907 Lehrer in Zeitlofs, von wo er 1907 nach
Hammelburg wechselte, dort allerdings nur
einige Monate blieb; anschließend war er bis 1922 in
Kleinheubach; 1922 wurde er Lehrer (Hauptlehrer) in
Bad Brückenau.
Genealogische Informationen
https://www.geni.com/people/Samuel-Gundersheimer/6000000004988240003).
Gundersheimer starb am 26. September 1966 in Philadelphia, PA/USA.
Weitere Meldungen aus der Gemeinde
Warnung vor nicht koscheren Milchwecken auf dem
Viehmarkt in Zeitlofs (1871)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1871: "Zeitlofs, im
Schebat 5631: "…finde ich mich veranlasst, öffentlich zu erklären,
dass die Milchwecke (= Milchbrötchen), die hier an jedesmaligem
Viehmarkttage verkauft werden, weder von einem israelitischen Bäcker,
noch unter Aufsicht eines Jehudi gebacken werden und somit verboten
sind.
Früher wurden
hier, wie ich von glaubwürdiger Seite erfahren habe, an genanntem Tag
koschere Milchwecke, und zwar unter strenger Aufsicht eines Bar
Jisroel, gebacken ... (was heute nicht mehr so ist),
weshalb ich meine geehrten Herren Kollegen hiermit bitte, Obiges in ihren
Gemeinden bekannt machen zu wollen. A. Eschwege, Lehrer." |
Antisemitismus in Zeitlofs (1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1882: "Zeitlofs in
Unterfranken, 11. Mai (1882). Der Verpflanzung des Antisemitismus in
unsere Gegend, welche ein in nächster Nähe hausender bekannter adeliger
Agrarier sich sehr angelegen sein ließ, scheiterte an dem gesunden Sinn
der christlichen Bevölkerung. Unzufrieden über die Misserfolge bei der
großen Masse, suchen die ‚hohen Herrschaften’ nun in ihren vier Wänden
ihr Mütchen an den Juden zu kühlen. Im hiesigen von Thüngen’schen
Schlossgarten prangt seit Kurzem die für die Geistesbildung der
Besitzerin Frau Reinhard von Thüngen sehr bezeichnende Warnungstafel:
‚Hunden, Juden und Jüdinnen ist der Eintritt in den Schlossgarten bei 1
Mark Strafe verboten.’ Durch ein aus Offenbach zu Besuch hier weilende jüdische
Dame, welche sich den Schlossgarten ansah und deshalb mit 1 Mark bestraft
wurde, erhielten die hiesigen Einwohner erst Kenntnis von diesem
charakteristischen Verbote, da diese da Besitztum der ob ihrer
Ungastlichkeit – selbst nächsten Anverwandten gegenüber – berühmten
Freifrau meiden." |
Ablösung von früheren Abgaben an den protestantischen
Pfarrer (1903)
Anmerkung: die Angabe zu Pfarrer Mundle (siehe im Artikel) wurde von Joachim
Weichert mitgeteilt (25.1.2011).
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. Mai 1903: "München, 19. Mai (1903). In der Gemeinde Zeitlofs
hatten früher diejenigen Israeliten, deren Anwesen in früheren Zeiten
einem Protestanten gehört hatte, bei Hochzeiten, Todesfällen etc. in
ihrer Familie, an den dortigen protestantischen Pfarrer für den Entgang
der Stolgebühren dieselben Gebühren zu zahlen, wie wenn sich diese
Fälle in einer protestantischen Familie ereignet hätten. Auf Grund
dieses früheren Verhältnisses verlangte der protestantische Pfarrer
Mundle (sc. nicht Gmundle; Ernst Gottlieb Mundle war Pfarrer in
Zeitlofs von 1896 bis 1905) von Zeitlofs von den dortigen Israeliten Löb Bernhard und Samuel
Golgner, deren Anwesen früher Protestanten gehört hatte, für die in
ihren Familien vorgekommenen Geburts- und Sterbefälle etc. solche
Gebühren unter der Bezeichnung: Deputate für entgangene Stolgebühren.
Die genannten Israeliten verweigerten die Zahlung, worauf Mundle beim
Bezirksamt Brückenau die zwangsweise Beitreibung beantragte. Das
Bezirksamt wies den Antrag des Pfarrers Mundle durch Beschluss vom 2.
Oktober 1901 ab und die Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg
verwarf durch Bureauentscheid die Beschwerde des Mundle gegen diesen
Beschluss. Nun legte Mundle Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof ein.
Letzterer hob entsprechend dem Antrage des Bezirksamts Brückenau auf,
verwarf die Beschwerde des Pfarrers Mundle und stellte den Entscheid der
Regierung von Unterfranken dahin richtig, dass die genannten Israeliten
nicht verpflichtet sind, an den protestantischen Pfarrer die von diesem
verlangten Abgaben zu entrichten. Die Aufhebung des bezirksamtlichen
Beschlusses erfolgte deshalb, weil die fraglichen Gebühren unter das
Gesetz vom 26. März 1881 betreffs die Aufhebung der unter dem Namen
Neujahrsgelder und dergleichen bestehenden Abgaben der Israeliten fallen,
sohin das Bezirksamt in der Sache überhaupt nicht zuständig war, da nach
Art. 5 dieses Gesetzes alle aus diesem Gesetz entstehenden Streitigkeiten
in erster Instanz von der Regierung zu entscheiden sind. Aber auch der
Regierungsentscheid bedurfte einer Richtigstellung, weil die Sache von der
Regierung nicht durch Bureauentschließung hätte entschieden werden
dürfen, sondern im verwaltungsrechtlichen Verfahren im Senat, und weil
die Regierung mit ihrer Anschauung, die fraglichen Gebühren fallen nciht
unter das erwähnte Gesetz vom 26.3.1881, sich im Irrtum befunden hat. Von
einer Zurückverweisung der Sache an die Regierung wurde deshalb Abstand
genommen, weil die Regierung - wenn auch aus anderen Gründen - bereits
den Anspruch des Pfarrers Mundle abgewiesen hat und weil eine abermalige
Sachbehandlung doch wieder mit einer Abweisung des Anspruches enden
müsste, da durch das mehrerwähnte Gesetz von 1881 auch die hier in Frage
kommenden Abgaben aufgehoben
sind." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zur Feier der silbernen Hochzeit des Ehepaares Max Reich, ehrenamtlicher
Vorbeter in der Gemeinde (1903)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1903: "Zeitlofs, 6. Adar
(1903). Vergangenen Sonntag, den 9. Adar, feierten hier in körperlicher
und geistiger Frische Herr Max Reich und seine Frau im Kreise ihrer
Familie das Fest der Silberhochzeit. Herr Reich, immer einer von der
ersten Zehn im Minjan, ist schon
lange Jahre ehrenamtlicher Vorbeter
und seine geschmeidige, wohltönende Stimme erfreut Jung und Alt. Die
herzlichsten Glückwünsche senden auch wir." |
Zum Tod von zwei aus Zeitlofs
stammenden Mitgliedern von Logen (1904 / 1917)
Mitteilung in "Bericht der Großloge für Deutschland" vom August 1904 S. 76:
"Aus dem Gedächtnisbuch der Grossloge.
Seit unseren letzten Angaben haben wir den Tod folgender Brüder zu beklagen.
Es starben:
40. Am 5. Juni 1904 Uhr Bruder Leopold Schlüchterer, Mitbegründer der
Friedrich-Loge in Heidelberg - 30.12.1894 - geb. den 2. Juni 1844 Uhr in
Zeitlofs." |
|
Mitteilung in "Bericht der "Großloge für Deutschland" vom September 1917: "87.
Am 18. Juli 1917 Bruder Adolf Nußbaum, Mitbegründer der
Erfurt-Loge-Erfurt - 19. Mai 1901 - geb. den 19. Juni 1856 in Zeitlofs."
|
Auszeichnungen für jüdische
Kriegsteilnehmer aus Zeitlofs (1914 / 1915)
Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 11.
Dezember 1914: "Zeitlofs, Unterfranken. Landwehrmann Moritz
Reich, beim Regimentsstab des bayerischen Reserve-Infanterieregiment 4, Sohn
des Herrn Max Reich. " |
|
Mitteilung in "Das jüdische Echo" vom 29. Januar 1915: "Eiserne
Kreuze und andere Auszeichnungen.
Zeitlofs (Unterfranken). Moritz Reich, Landwehrmann beim Regimentsstab
des bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 4, Sohn des Max Reich." |
|
Mitteilung in "Dr. Bloch's
österreichische Wochenschrift" vom 16. Juli 1915: "Eisernes
Kreuz 2. Klasse
Zeitlofs. Leo Nußbaum, Unteroffizier im Reserve-Infanterie-Regiment
Nr. 91." |
|
Mitteilung in "Das jüdische Echo" vom 6. August 1915: "Zeitlofs.
Das Eiserne Kreuz erhielt Leo Nußbaum, Unteroffizier im 91.
Reserve-Infanterie-Regiment, Sohn des Max Nußbaum."
|
Zum Tod von Moses Wormser 1920, über 40 Jahre im Vorstand der jüdischen
Gemeinde, tätig auch in der Verwaltung der politischen Gemeinde und der
Feuerwehr
Anmerkung: genealogische Informationen siehe
https://www.geni.com/people/Moses-Wormser/6000000007400624164.
Artikel in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1920: "Zeitlofs, 1. März (1920).
Von einem schweren Verluste wurde die kleine Gemeinde Zeitlofs betroffen.
Am 1. März starb Moses Wormser nach langem, schwerem Leiden im
Alter von nahezu 74 Jahren. Ein echter, treuer Jehudi ist mir ihm aus dem
Leben geschieden. Der Entschlafene war der Sohn des bekannten Gersfelder
Raw, Josef Samuel Wormser. Schon im Elternhause wurde der Grund zu der Frömmigkeit
und zu dem Jaschronus (Jaschronut, Aufrichtigkeit) gelegt, welche ihn für sein ganzes
Leben auszeichneten. Der edle Verblichene war ein Schüler des rühmlich
bekannten Elieser Ottensooser – das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – in
Höchberg. Auf der Jeschiwo
(Jeschiwa, Talmudhochschule) in Würzburg saß er zu Füßen des
alten Würzburger Raws - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Der Dahingeschiedene war
einer der ersten Schüler der damals gegründeten Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. In diesen seinen Bildungsjahren
eignete er sich ein eminentes Torawissen an, das er während seines ganzen
Lebens, in sich zu vertiefen, in seiner Familie zu verbreiten und seinen
Mitmenschen mitzuteilen, bestrebt war. Wie viele junge Lehrer verdankten
ihm nicht die Erweiterung ihres Torawissens. Der Schabbosschiur
(Lernstunde am Nachmittag des Schabbat) im Haus Wormser wird gar vielen
von ihnen unvergesslich bleiben. Sein Wirken in den engen Räumen des
Hauses, wie groß es auch war, ist nur ein kleiner Teil von dem unermüdlichen,
erfolgreichen Schaffen, das außerhalb des Hauses seine Lebenstätigkeit
zu einer der fruchtbarsten gestaltete. Über 40 Jahre war der Entschlafene
in den Bedürfnissen der Allgemeinheit in Treue als Vorstand der Gemeinde
tätig. Die Blüte der Gemeinde, die Einheit und der Frieden in der
Gemeinde, überall sehen wir die unverwischbaren Spuren seines echtjüdischen
frommen Sinnes. Ganz besonders erwähnt sei in dieser Hinsicht das Streben
des Entschlafenen, den Gottesdienst zu einem würdigen zu gestalten und
die jeweils in Zeitlofs amtierenden Lehrer in ihren kantoralen Kenntnissen
weiter und höher zu bringen. Wie er selbst die altehrwürdigen Gesänge
an den Sabbaten und Feiertagen als Bote und Vertreter der Gemeinde mit
hinreißender Verständnisinnigkeit vorzutragen verstand, so ward er zum
Beispiel, das mächtig anzog und dauernden Einfluss ausüben wird.
Von der großen Verehrung, die der Entschlafene allgemein genoss, zeugte
das Leichenbegängnis. Am Sterbehause sprach Herr Lehrer Raphael Adler
aus
Brückenau. In tief empfundenen Worten schilderte er das Leben des
Entschlafenen. Es sprach ferner Herr Bürgermeister Kenner von Zeitlofs
und dankte für die treuen und erfolgreichen Dienste, die der Entschlafene
der politischen Gemeinde in 18jähriger Tätigkeit als Verwaltungsmitglied
erwies und rühmte den Verstorbenen als Ehrenmitglied der Freiwilligen
Feuerwehr. Am Grabe rief der zweitälteste Sohn, Lehrer Wormser aus
Hohlfeld (verschrieben für Uehlfeld), dem lieben Vater Worte der Verehrung und Dankbarkeit in die
Ewigkeit nach. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Max Reich, langjähriger Vorsteher der Gemeinde (1926)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1926: "Zeitlofs
(Unterfranken), 27. Juli. Die Reihen der Gottesfürchtigen in den
Landgemeinden lichten sich immer mehr, die alte bayrische Jaschronut
(Aufrichtigkeit) weicht dem modernen Zug der Zeit. Umso mehr beklagen wir
es, wenn die Alten von uns genommen werden, die einen Halt ihrer Kehila
(Gemeinde) boten. Am 17. Tamus
war es, dass unter überaus zahlreicher Beteiligung von Nah und Fern der
in der ganzen Gegend durch seine Frömmigkeit bekannte Max Reich aus
Zeitlofs auf dem altehrwürdigen Beit
Olam (Friedhof) in Altengronau zur letzten Ruhe gebettet wurde. Was
Max Reich seiner Kehila (Gemeinde) als Vorstand geleistet, wie er mit Anspornung all
seiner Kräfte sich für die Wiedererrichtung des Eruw (Sabbatschranken) und einer neuen Mikwe (rituelles Bad)
einsetzte, wird unvergessen bleiben. Mehr als 50 Jahre hat er als Baal
Tefillah (ehrenamtlicher Vorbeter) mit seiner lieblichen Stimme an den
ehrfurchtgebietenden Tagen fungiert und auch ebenso lange das Amt eines Baal
tokea leschem Mizwa (Schofarbläser) ausgeführt. Sein Jescharnut (Aufrichtigkeit), seine Grundehrlichkeit in Handel und
Wandel bildeten Grundzüge seines Wesens, die ihn auch in den Gemeinderat
der politischen Gemeinde beriefen. Überall wurde sein von Lebenserfahrung
reicher Rat gerne gehört. - Im
Trauerhause sprachen Herr Hauptlehrer Gundersheimer - Brückenau, die persönlichen
Eigenschaft des Verstorbenen hervorhebend, der Bürgermeister der Gemeinde
den Dank der Gemeindeverwaltung und der Feuerwehr, deren ältestes und
letztes Gründungsmitglied der Verblichene gewesen, aussprechend. Im Namen
der Familie nahm der älteste Sohn, Reallehrer Reich aus Frankfurt am
Main, mit tränenerstickter Stimme vom geliebten Vater Abschied in dem
Bewusstsein, ein Kleinod besessen zu haben, von dem man rühmen konnte: ein lauterer Mann war er, ein Gottesfürchtiger war er. Möge dies
der trauernden Gattin und den als wackere Jehudim
sich bewährenden Kindern zur Nechama
(Trost) gereichen." |
Zum Tod von Löb Goldner (1929)
Anmerkung: vgl. Seite im
"Biografischen Gedenkbuch Bad Kissingen" zu Familie Goldner und Nachkommen
https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/aktuelles/41140.Kontakt-zu-Irma-Goldners-Nachkommen-in-den-USA.html.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1929: "Zeitlofs,
12. März (1929). Unsere Gemeinde hat wiederum einen schweren Verlust zu
beklagen. Löb Goldner - seligen Andenkens - das älteste Mitglied unseres
ohnehin kleinen Kreises, wurde heute unter zahlreicher Beteiligung zu
Grabe getragen. Sein Heimgang ist für uns umso schmerzlicher, als wir an
ihm einen Mann verloren haben, der sich, namentlich in den letzten Jahren,
nicht nur als ehrenamtlicher Vorbeter und Toraleser uneigennützig in den
Dienst seiner Gemeinde stellte, sondern der auch, als ehemaliger Schüler
der Toraschule in Höchberg,
ein beträchtliches jüdisches Wissen besaß. Eine kleine Zahl
Lernbeflissener scharte sich daher allsabbatlich um ihn und 'lernte'.
Allzufrüh, im 68. Lebensjahre, wurde nun seinem ersprießlichen Wirken
ein jähes Ziel gesetzt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum 75. Geburtstag von Jeanette Reich
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1930:
"Zeitlofs (Unterfranken), 5. Januar (1930). Am 12. Januar feiert so
Gott will Frau Jeanette Reich, die Gattin des leider vor drei Jahren
heimgegangenen und noch in bester Erinnerung stehenden wackeren Jehudi
Max Reich - er ruhe in Frieden, im Kreise ihrer Kinder und Enkel ihren
75. Geburtstag. Sie hat das Verdienst, bei bester körperlicher und
geistiger Rüstigkeit, alle ihre Söhne und Töchter als gute Jehudim
erzogen zu haben. Wir wünschen der Jubilarin (alles Gute) bis 120
Jahre." |
Zum Tod von Jeanette Reich (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1931:
"Zeitlofs, 15. Oktober (1931). Am zweiten Chaul Hamauedtage
(Halbfeiertag, sc. des Laubhüttenfestes Sukkot , das war der 29.
September 1931), verstarb hier im Alter von 77 Jahren Frau Jeanette Reich,
Witwe des vor 5 Jahren heimgegangenen Max Reich - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen. In der kleinen Gemeinde war Max Reich noch
eine ihrer letzten Säulen, und als Frau von echt jüdischem Znius, tiefer
Gottesfurcht und Freude am Wohltun stand ihm die gleichgeartete Gattin
darin bei. Die vom Torageiste beseelten Kinder legen Zeugnis für das Haus
und für die Mutter ab: Es treten ihre Söhne auf und preisen sie
(Sprüche 31,28). Mit der strengen Peinlichkeit bei der Beobachtung des
Sabbat, mit der Pünktlichkeit und tiefen Andacht beim Gebete (eine
Greisin schon, war sie die erste in der Synagoge bei Slichaus, sc. Selichot,
Bußtage), mit der wahrhaft mütterlichen Gastlichkeit, die sie im Hause
den fremden Armen bot, war sie den Kindern und der ganzen Gemeinde Muster
und Vorbild. Es blühte ihr der Lohn ihrer guten Tat in Kindern und Enkeln
heran, die die Freude ihres Alters waren, und die alle wetteiferten, der
Mutter und Großmutter den Lebensabend zu verschönern. Ein neues
Enkelchen kam zur Welt, das den Namen ihres Mannes tragen sollte, als sie
einige Tage darauf, ohne den Berit (Beschneidung) mitzuerleben, ihre reine
Seele aushauchte.
Das letzte Geleite, das der Heimgegangenen wurde, zeigte, wie viel Liebe
und Verehrung ihr von allen Seiten entgegengebracht wurden. Auf dem
uralten Friedhof zu Altengronau
fand sie an der Seite ihres Gatten ihre letzte Ruhestätte. Hespedreden
(Trauerreden) mussten wegen des Halbfeiertages unterbleiben, nur der
älteste Sohn, Herr Lehrer Reich aus Frankfurt am Main, sprach in bewegten
Worten den Dank der Familie aus. Ihre Kinder werden ihre Tradition
fortsetzen und alle, die sie gekannt haben, werden ihr ein ehrendes und
liebes Andenken bewahren. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Schuhmachers Samuel Goldner
(1903)
Anmerkung: vgl. Seite im "Biografischen
Gedenkbuch Bad Kissingen" zu Familie Goldner und Nachkommen
https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/aktuelles/41140.Kontakt-zu-Irma-Goldners-Nachkommen-in-den-USA.html.
Anzeige in "Der Israelit" vom 12. September 1899: "Für
meinen Samstags und jüdische Feiertage streng geschlossenes Geschäft,
suche zum Erlernen des Schuhmacher-Handwerks per 1. Oktober einen jungen
Mann als Lehrling
Kost und Logis frei im Hause.
Samuel Goldner, Zeitlofs, Unterfranken. " |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juni 1903:
"2 Schuhmacher-Gesellen
für sofort gesucht.
Samuel Goldner Zeitlofs". |
Witwe Regensburger sucht Mithilfe
für ihr Warenhaus und für ihren Haushalt (1911)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 20. Juli 1911: "Suche per 1. August
ein junges braves
Mädchen,
welches sich zur häuslichen Arbeit eignet, als auch in meinem gemischten
Warengeschäfte mir behilflich sein kann.
Witwe D. Regensburger Zeitlofs (Bayern)."
|
Dokumente
Kennkarte für Betty Schuster (geb.
1880 in Zeitlofs)
(Quelle: Yad Vashem Jerusalem / Stadtarchiv Karlsruhe)
Kennkarte
für Betty Schuster geb. Wormser, ausgestellt 1938 in Karlsruhe. Betty
Schuster ist am 17. Februar 1880 in Zeitlofs als Tochter von Moses Wormser
und seiner Frau Karoline geboren. Sie lebte später in
Karlsruhe (verheiratet mit Theodor Schuster). Am 22. Oktober 1940 wurde sie
in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert, wo sie am 22.
August 1941 umgekommen ist. Informationen nach Gedenkbuch Karlsruhe
https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/3704 https://www.geni.com/people/Betty-Schuster/6000000141072145860
|
Zur Geschichte der Synagoge
Eine ältere Synagoge in Zeitlofs brannte am 16. August 1884
mit mehreren Häusern des Ortes nieder. Nur die Torarollen konnten gerettet
werden. Diese Synagoge stand in der Unteren Judengasse unterhalb der
Häuserzeile (heute Gartengrundstück; nach Angabe der Chronik Otto/Übelacker
2007: Garten der Familie Weitzel).
Der Brand der Synagoge am 16. August 1884
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1884: "Schlüchtern, 18.
August (1884). In dem benachbarten Orte Zeitlofs brach gestern Feuer aus,
welches so rasch um sich griff, dass in kurzer Zeit acht Gebäude zerstört
wurden, darunter die Synagoge." |
Aufruf zur Sammlung von Spenden zum Aufbau
der Synagoge 1884
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1884: "Aufruf.
Hochverehrte Glaubensgenossen!
Ein schweres Unglück hat wiederholt den
hiesigen Ort, insbesondere die israelitische Gemeinde dahier, heimgesucht.
Am 16. dieses Monats, am Schabbat
Reeh, brach in einer Scheune in der Nähe unserer Synagoge Feuer aus,
griff in Folge der vorangegangenen heißen Witterung und der reichen
Nahrung, die es in den Vorräten der Scheune vorfand, mit Blitzesschnelle
um sich und fasste so rasch, dass wir mit knapper Not und nicht ohne
Gefahr nur unsere heiligen Torarollen retten konnten.
Unsere Gemeinde ist durch diesen Schicksalsschlag schwer getroffen. Die
Synagoge war zwar so hoch, als gesetzlich zulässig, versichert, aber der
Schadenersatz, den wir erhalten werden, wird kaum 25 % dessen betragen,
was der Aufbau eines neuen Gotteshauses, auch wenn wir es noch so
bescheiden angreifen wollen, kosten wird. Dabei besteht unsere Gemeinde
aus nur zwölf mittelmäßig begüterten Mitgliedern, von welchen zwei
durch einen kurz vorangegangenen Brand an ihrem Vermögen schwer geschädigt
worden sind.
Da unsere Gemeinde ohnehin schon für die Erhaltung unserer
Religionsschule schwere Kosten zu tragen hat, ist sie außer Stande, für
den Wiederaufbau des uns von den Flammen geraubten Gotteshauses aus
eigener Kraft etwas zu tun.
In dieser Notlage wenden wir uns an Ihren oft bewährten Wohltätigkeitssinn,
teure Glaubensgenossen, Gemeinden sowohl als Vereine und Private mit der
Bitte: Helfen Sie uns durch reichliche Gaben unser zerstörtes Gotteshaus
wieder aufbauen, indem wir Sie auf die Worte des Propheten Haggai 1,4
verweisen, mit welchen er seine Zeitgenossen zum Wiederaufbau des heiligen
Tempels ermuntert:
‚Ist es für Euch an der Zeit, dass Ihr in Euren Häusern geborgen
sitzet, während dieses Haus zerstört ist!’
Jenes war freilich der Tempel; ist aber nicht in der Zerstreuung nach den
Worten
unserer Weisen: ‚jede Synagoge ein mikdasch mead, ein kleines
Heiligtum?’
Der reiche Segen, den der genannte Prophet denen verheißt, die seinem
Rufe folgen, möge Allen zuteil werden, die mithelfen, unser kleines
Heiligtum wieder zu errichten, denn: ‚das Werk der Wohltätigkeit wird
Friede sein’. (Jesajas 32,17).
Zeitlofs (Bayern), im Monat Elul 5644. M. Wormser. C.M. Oppenheimer. David Regensburger.
In diesem traurigen Falle wird sich hoffentlich die echt jüdische Frömmigkeit
wieder einmal bewähren; der Unterzeichnete ist gerne bereit, Gaben in
Empfang zu nehmen, weiter zu befördern und in diesem Blatte öffentlich
zu quittieren.
Gersfeld, im Monat Elul 5644. S.
S. Wormser, Distrikts-Rabbiner.
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern.
Die Expedition des ‚Israelit’. |
Das Unglück der jüdischen Gemeinde in Zeitlofs durch den
Verlust der Synagoge führte zu einer großen Spendenaktion. Die in der
Zeitschrift "Der Israelit" in der Folgezeit immer wieder
veröffentlichten Listen zeigen, welche Solidargemeinschaft zwischen den
jüdischen Gemeinden bestanden hat. Im Nachfolgenden wird nur ein Teil der
Spendenlisten wiedergegeben:
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1884: "Für den
Synagogenbau in Zeitlofs (Bayern) sind bei dem Distrikts-Rabbiner Wormser
in Gersfeld bis jetzt eingegangen:
Durch Landrabbiner Dr. Dessauer zu Meiningen bei den Hochzeiten Stern
(Mellrichstadt) und Lind (Eisenach) 10.
Durch den Gemeindeältesten in Spangenberg 14,35.
Durch den Vorstand M. Durlacher in Kippenheim (Baden) 28,50.
S. Sontra Wwe. aus Emden bei Hannover 2.
Dr. Jakobson, Rabbiner zu Schrimm, gef. bei dem Hesped
(Trauerrede) des verstorbenen Dr. Freimann 5.
Moses Benzheim aus Schermbeck von dem bei seiner goldenen Hochzeit
gesammelten Gelde 11. J.
Perlstein aus Kopenhagen 10 Kronen. Gemeinde
Gersfeld 36. Levi
Goldschmidt, Gemeindeältester in Herleshausen, 7,10.
Lichtenstädter, Vorstand zu Schnaittach, 5.
Kultus-Vorstand Eschau 21.20.
Isak Ehrmann in Hönig bei H. ges. 3,50.
Dr. Neustadt zu Breslau 5.
Kultusgemeinde Schweinfurt 40.
J. und S. Goldschmidt aus Frankfurt a.M. 40.
Lehrer Rossmann in Gersfeld 2.
Abraham Sonn, Lehrer von der Gemeinde Großmerzheim, 8.
Simon Jakobs, Vorstand der Gemeinde Dinslaken, 25,50. Abraham Stern aus Salmünster 4,80. David Feuchtwanger aus Pappenheim 4. A.J. Meyer aus Treuchtlingen 5.
Kultusvorstand aus Würzburg 25.
Kurzmann, Lehrer, aus seiner Gemeinden Kleinbendorf 3,65.
Abraham Heß aus Windecken 5.
Gemeinde Hüttenhausen 7,50. S.
Ellenberger aus Amberg 10. Senger,
Lehrer, aus seiner Gemeinde Kleineibstadt 10,45.
Gemeinde Oettingen durch S. Klein 14,45.
Feuchtwangen durch Kultusvorsteher Simon Weißmann 28,30.
Gemeinde Schmalnau 17,50. Gemeinde
Untenthal durch Jakob Baum 11. A.s.
Levy und Simon Levy aus Illingen (= Illereichen?) bei Ulm 12.
Gemeinde Theilheim durch N. Baumblatt 8,25.
Kleinsteinach durch L. Gutmann 10,20.
Direktor Ottensoser aus Mellrichstadt 15,05.
Sam. Oettinger, Vorstand in Hürben, 10.
Gemeinde Forchheim durch Lehrer Klarmann 40,70.
Julius May aus Frankfurt a.M. 100. Ungenannt (Poststempel Frankfurt
a.M.) 20. Zusammen 627 M. und
10 Kronen = 13 M." |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1885: "Für den Wiederaufbau
der abgebrannten Synagoge in Zeitlos.
Trappstadt. Durch Vorstand Maier Rau: Sammlung in der Gemeinde 15 M." |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1885: "Für den
Synagogenbau in Zeitlofs. Joseph Marx in Altenstadt 5,
Sammlung der Gemeinde Tann 50,
Dr. Salvendi in Dürkheim 10,
Sammlung der Gemeinde Bruchsal 10,
Wormser in Karlsruhe 6, Sammlung
der Gemeinde Aub 40, Sammlung
der Gemeinde Külsheim 15, Dr.
Levy in Gießen 11, Sammlungen
der Gemeinden Burgsinn 38, Schopfloch
20, Hessdorf 23,80, Oberwaldbehrungen 11,
Hünfeld 18,30, Reichmannsdorf
5, Unsleben 74,80, Höchberg 11, Veitshöchheim
9, Poppenlauer 9,
Berolzheim 10,40, Sulzbach
3, Isaak Adler in Zeitlofs
4,40, Ungen. Schopfloch 8,
Sammlungen der Gemeinden Fanowitz 15,
Brückenau 8, Maßbach
7, Dieburg 11,55, Lehrer
Gutmann Künzelsau 3, Sammlung
der Gemeinde Schöllkrippen 13.50, Baron
von Rothschild in Frankfurt am Main 25,
Sammlungen der Gemeinden Dettelbach 5,70, Flieden 20,30, Gebrüder
Schlüchterer Stuttgart 60, Sammlungen
der Gemeinden Geisa 14,30, Alsfeld
35,60, Hörstein 5,10, Aidhausen 19, Schlüchterer
Heilbronn 10, Sammlungen der
Gemeinden Altenstadt 22,90, Altenschönbach 18, Wächtersbach
21, Goldschmidt Altengronau
0,50, Lehrer Oppenheimer
Buttenheim 2, Dr. Salvendi Dürkheim
15, Sammlungen der Gemeinden
Fischach 20, Hirschaid 30, Aschenhausen
14, Abraham Baer Frankfurt
a.M. 1, Jakob Kopp Söhne
Frankfurt a.M. 10, Nathan
Maier Fellhändler, Frankfurt a.M. 5,
Rossbach Frankfurt a.M. 3, Feldmann Frankfurt a.M. 3, David Bauer
Frankfurt a.M. 3, Viktor Nussbaum Frankfurt a.M. 3, Aron Stern Nürnberg
6, Bär Niedermos 0,50, Leopold Goldner Ermreuth 2,
Sammlung des David Regensburger in Frankfurt a.M. 21, G.J. Gutmann
in Nürnberg 25, Adolf Regensburger in Augsburg 10, Sammlung des Lehrers
Spier in Großkrotzenburg 15,90, Sammlungen der Gemeinden Marktsteft 6,
Zeckendorf 19, Temelsdorf 29,10, Buttenheim und Gunzendorf 27, Schnitzler
Wikrath 1, Simon Max in München 28, Leopold Regensburger in Fürth 65,
Sammlung der Gemeinden Memmingen 28,50,
L.F. Tannewald in Karbach 22,35, Selig Goldschmidt in Frankfurt
a.M. 20, Ungen. 5, M.H.W. 5, R.N. 1, N.N. 3, M.I. 1, Frau Goldschmidt in
Frankfurt a.M. 2, Ungen. in Frankfurt a.M. 3, I. Wiesengrund Frankfurt
a.M. 5, S. Straus Frankfurt a.M. 3, Lindheimer Milisenstraße 5, Gebrüder
Schwarz in Nürnberg 10, Moritz Adler in Echzell 10, Max Wildberg in Köln
15, Sammlungen der Gemeinden Urspringen 13,40,
Sterbfritz 28,80, Ungen.
2, Gemeinde Platz 3, Isak
Adler in Zeitlofs 1, Schmidt in Hüttenbach 3, Sammlung der Gemeinde
Gunzenhausen 30,20, Sammlung der Gemeinde Prichsenstadt 19,30, J.
Regensburger in Fürth 2.
Den edlen Gebern unsern besten Dank. Um weitere Gaben wird dringend
gebeten, indem wir mit diesem Wenigen noch lange nicht in der Lage sind,
unser in Trümmern daliegendes Gotteshaus aufrichten zu können. Darum ihr
hochherzigen Brüder erbarmet Euch unser und der Herr wird Euer Tun
wohlgefälligst aufnehmen.
Zeitlofs, 5. März 1885. M. Wormser, C. Oppenheimer, David Regensburger". |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Für den Synagogenbau in Zeitlofs. Herz Kaufmann in Ladenburg 5. –
J.M. Levi in Zeitlofs 7. – Salomon frank in Mettmann 1. – J. Herz in
Mittelsinn 2. – R.L. in Rocksdorf 3. – J. Schönberg Poststempel
Frankfurt am Main 5. – Ungenannt in Fischach 3. – W. Ullmann in
Coppenbrügge 2. – Korsmann Ullmann in Westerburg 3. – H. Levi in
Windecken 5. – Moses Sal. Schwab in Frankfurt am Main 10. – Abraham
Ettlinger in Eppingen 6." |
Vermutlich noch 1885 konnte die neue Synagoge
eingeweiht werden. Ein Einweihungsbericht konnte in jüdischen Periodika hierzu
noch nicht gefunden werden. Diese neue Synagoge blieb über 50 Jahre Zentrum des jüdischen Gemeindelebens
in Zeitlofs.
Nachfolgende Abschnitte ab 1938 nach Angaben der Chronik Otto/Übelacker
s.Lit. S.
89:
Bereits vor dem Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude von
der jüdischen Gemeinde nicht mehr benutzt und seit Sommer 1938 an einen
Privatmann verpachtet. Die Ritualien waren der Gemeinde in
Bad Kissingen übergeben worden, wo sie beim Novemberpogrom vernichtet wurden.
Obwohl das Gebäude zum Zeitpunkt des Novemberpogroms nicht mehr von der
jüdischen Gemeinde genutzt wurde, versuchten am 10. November 1938 sowohl
Zeitlofser als auch Brückenauer SA-Männer, es in Brand zu stecken. Dies konnte
durch den damaligen Pächter Max Richter, der dort inzwischen Getreide gelagert
hatte, verhindert werden. Wenig später gab es Pläne, im Synagogengebäude
einen Schlafraum für eine Landdienstgruppe und ein Heim der Hitlerjugend
einzurichten. Von etwa 1940 bis zum Ende des Krieges hielt die örtliche
Hitler-Jugend zweimal wöchentlich im Gebäude ihre Gruppenstunden ab. 1942
kam es zu einem Verkauf des Gebäudes: am 7. April 1942 unterzeichneten
vor einem Notar in Brückenau der Bürgermeister Johann August Biemüller und
der Brückenauer (jüdische) Kaufmann Lothar Tannenwald - als eingesetzter
Vertreter der israelitischen Kultusgemeinde Zeitlofs - einen Kaufvertrag. Man
"einigte" sich auf 800 RM. Die Summe sollte auf das "Sonderkonto
Grundstückserlöse der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland"
überwiesen werden, ist dort jedoch nie eingegangen. Verkauft wurde auch das
Badehaus (Mikwe) in der Wassergasse und das Grundstück um die ehemalige
Synagoge (Wiesplatz). Der Eintrag im Grundbuch mit Datum 15. März 1943 weist
die Gemeinde als neuen Besitzer des Gebäudes aus.
Nach 1945: im April 1946 ordnete der Landrat des Kreises Brückenau an,
dass alle unrechtmäßig entzogenen Vermögensstücke der jüdischen
Kultusgemeinden im Kreis zurückzugeben seien. Erstattete Kaufpreise sollten
dabei verrechnet werden. In den aufgefundenen Unterlagen ließ sich nicht
nachweisen, ob der Kaufpreis jemals überwiesen wurde. Am 18. Dezember 1946
meldete sich das Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung,
Außenstelle Brückenau, beim Bürgermeister in Zeitlofs. Es erging die
Aufforderung, das Synagogengebäude zu reinigen und die Mietzahlungen für die
beiden Wohnungen, die ab Oktober 1946 vermietet waren, auf ein Sonderkonto
"Synagoge Zeitlofs" einzuzahlen. Am 13. Oktober 1948 meldete die
jüdische Vermögensverwaltung JRSO (Jewish Restitution Successor Organization)
Besitzansprüche an den Grundstücken und der Synagoge in Zeitlofs an. Im
Februar 1951 erfolgte eine Ladung zu einer gütlichen Einigung, die in Würzburg
vor der Wiedergutmachungsbehörde Unterfranken stattfinden sollte. Mit Beschluss
des Gemeinderates vom 27. Februar 1951 wurde auf einen Rückkauf seitens der
Gemeinde verzichtet, da die erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung standen.
Das Gebäude kam in den Besitz der JRSO, die es schließlich an eine
Privatperson verkaufte.
Seit den 1950er-Jahren wird das Synagogengebäude als Wohnhaus verwendet. Einige
Umbaumaßnahmen erfolgten nach einem Besitzerwechsel 2011/12.
Adresse/Standort der Synagoge: Untere Judengasse
1 (1932: Judengasse Gebäude Nr. 62).
Fotos
(Fotos von 2004: Jürgen Hanke, Kronach aus www.synagogen.info;
Fotos von 2007: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2007)
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 450-451. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 138. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 540-541.
|
| Cornelia Binder und Michael (Mike) Mence: Last Traces /
Letzte Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen.
Schweinfurt 1992. |
| dieselben: Nachbarn der Vergangenheit / Spuren von
Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen mit dem Brennpunkt
1800 bis 1945 / Yesteryear's Neighbours. Traces of German Jews in the administrative district of Bad Kissingen focusing on the period
1800-1945. Erschienen 2004. ISBN 3-00-014792-6. Zu beziehen bei den
Autoren/obtainable from: E-Mail.
Info-Blatt
zu dieser Publikation (pdf-Datei). |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 125-126. |
| Bernd K. Otto / Leo Übelacker: Markt
Zeitlofs 1167-2007: Einblicke in die Geschichte eines Dorfes. Verlag der
Rhön- und Saalepost. 2007. 264 S.
|
| Hinweis
auf das Buch von Martin Doerry: "Mein verwundetes Herz".
Das Leben der Lilli Jahn 1900-1944. Deutscher Taschenbuch Verlag 2004. ISBN
13: 978-3423341462. 384 S.
Erschien auch in der SPIEGEL-Edition Band 27. 2007 (Abbildung links)
Zu diesem Buch: Lilly Jahn stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, wurde Ärztin, heiratete einen nicht-jüdischen Studienkollegen und gründete mit ihm eine erfolgreiche Arztpraxis in
Immenhausen bei Kassel. Das Paar bekommt fünf Kinder, doch dem zunehmenden Druck der Nazis auf die
'Mischehe' hält Lillys Mann nicht stand. 1942 lässt er sich scheiden und heiratet eine Kollegin.
Lilly Jahn wird in einem 'Arbeitserziehungslager' inhaftiert, und es beginnt ein umfangreicher Briefwechsel, der den verzweifelten Kampf der Mutter und ihrer Kinder um den Zusammenhalt der Familie, um die Aufrechterhaltung von »Normalität« und gegen die Hoffnungslosigkeit veranschaulicht. Doch 1944 ist das Schicksal der Familie besiegelt: Lilly Jahn wird nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Lilli Jahn geb. Schlüchterer war die Mutter von Gerhard Jahn,
Justizminister im Kabinett von Willi Brandt (siehe Wikipedia-Artikel
Gerhard Jahn).
Die Eltern von Lilli Jahn waren der Kölner Fabrikant Josef Schlüchterer
(Sohn des Herrenschneiders Anselm Schlüchterer in Zeitlofs) und
seine Frau Paula geb. Schloß (Tochter des Viehhändlers - in Oberlauringen,
dann in Halle an der Saale - Moritz Schloß). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Zeitlofs Lower Franconia.
Jews are known from the 16th century. A new synagogue was dedicated in 1885
after the old one burned down. The Jewish population was 74 in 1890 (total 688)
and 33 in 1933. All left by July 1938, 23 to other German cities, and the
synagogue was sold.
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