Liebe Gäste, liebe Synodale,
beginnen wir unsere Vollversammlung mit einem kurzen Blick zurück. Bei unserer Zweiten Vollversammlung während der Heilig Rock Tage in Trier ging es ja vor allem darum, die konkrete Arbeitsweise der Synode festzulegen. Diese Arbeitsweise ist ja wesentlich gestaltet durch die Sachkommissionen, die Sie zu den Themen gebildet haben, zu denen ich Beratung erbeten habe. Seitdem sind fast genau fünf Monate vergangen. Keine lange Zeit, wenn wir bedenken, dass darin ja auch die Sommerferien lagen. Aber zugleich eine Zeit intensiver Arbeit, in der sich die Kommissionen zusammenfinden mussten und mit der Arbeit begonnen haben.
Aus den Rückmeldungen der Kommissionsvorsitzenden an das Synodensekretariat und in der gemeinsamen Beratung zwischen den Vorsitzenden und dem Geschäftsführenden Ausschuss konnten wir den Eindruck gewinnen, dass es gut und an der Zeit ist, jetzt zu einer Dritten Vollversammlung zusammenzutreffen.
Dabei soll es in dieser Dritten Vollversammlung darum gehen, dass erstens die Synode als Ganzes, d. h. Sie alle, einen Überblick über den Stand der Beratungen in den Kommissionen bekommen.
Aber, das ist das Zweite, auch die Kommissionen selbst sollen für sich innerhalb dieser Vollversammlung den Raum bekommen, um sich über ihre Arbeit zu vergewissern, auch angesichts der Beratung und des Austausches mit den Mitgliedern der anderen Kommissionen. Gestaltung und Rahmen dieser Dritten Vollversammlung sind so etwas wie ein Gemeinschaftswerk zwischen Geschäftsführendem Ausschuss und den Sachkommissionsvorsitzenden. Wir hoffen, dass wir dabei das richtige Maß von Strukturierung und Freiraum getroffen haben und dass die Kommissionen und die Synode als ganze sich gut in den Austausch begeben können.
Denn es geht, das ist das Dritte, schließlich darum, im Plenum über die Zwischenstände der Sachkommissionen zu beraten; dabei können wir nach inhaltlichen Schnittmengen, nach möglichen Grundlinien Ausschau halten – die werden ja vielleicht schon anfanghaft erkennbar .
Die Aufträge für die Weiterarbeit der Kommissionen sind dann von diesen Grundlinien aus zu präzisieren ggf. auch anzupassen. Es ist ja die Hoheit der Vollversammlung, den Kommissionen Rückmeldung zu geben; zu sagen: Ja, wir finden das gut, wenn ihr in diese Richtung arbeitet. Wir finden es gut wenn, ihr etwa da einen stärkeren Akzent setzt. Dieses Thema finden wir eher hier verortet oder da. Auch zu solchen Rückmeldungen soll Raum sein in diesen Tagen.
Und insofern möchte ich auch noch einmal daran erinnern, dass Sie, liebe Synodale, bei der Vollversammlung immer in einer Doppelverantwortung sind. Zum einen als Sachkommissionsmitglieder - praktisch alle Synodale sind ja auch Mitglieder in Kommissionen; das ist die eine Verantwortung, die eine Perspektive. Und das andere ist der Blick auf das große Ganze als Synodale; auch diese Verantwortung bitte ich Sie wahrzunehmen.
Mir ist durch die einzelnen Kontakte, durch den Austausch im Geschäftsführenden Ausschuss, nicht zuletzt auch durch die Berichte „im Paulinus“ bewusst geworden, wie viel in diesen vergangenen fünf Monaten gearbeitet worden ist. Das war schon ein hartes Stück Arbeit. Und ich möchte deshalb schon gleich zu Beginn insbesondere dem Geschäftsführenden Ausschuss, den Moderatorinnen und Moderatoren, dem Synodensekretariat und den Vorsitzenden der Sachkommissionen für ihr Engagement danken – und natürlich nicht minder all denen, die in den Sachkommissionen mitgewirkt haben, und das sind jetzt faktisch wieder Sie, wir alle.
Ich glaube wirklich, wir können schon auf ein gutes Stück Weg zurück schauen und jetzt innehalten und nach Orientierung fragen.
Wie intensiv gearbeitet worden ist, mit welcher Motivation und Enthusiasmus, aber auch mit welchem Anspruch die Kommissionen ihre Themen angegangen sind, möchte ich in einem Beispiel verdeutlichen. Es ist mir aufgeblitzt in der ersten gemeinsamen Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses mit den Sachkommissionen.
Das Synodensekretariat hatte darum gebeten, dass doch die Vorsitzenden die Stimmung, die Situation ihrer Kommission einmal in ein biblisches Bild bringen sollten. Ein Bild hat sich mir besonders eingeprägt. Jemand hat gesagt: „Wir kommen uns in etwa so vor wie Noah auf hoher See. Die Kommission ist so etwas wie die Arche, die schwimmt in einem unendlichen Meer von Themen, und wir halten Ausschau, dass da irgendwo die Taube kommt und uns den Ölzweig bringt, damit wir irgendwo einen festen Anpack finden.“ Ich glaube, dass das ein sehr ausdrucksstarkes Bild ist, in dem viele von Ihnen sich wiederfinden können.
Das Bild hat mir gezeigt, mit welchem Respekt, manchmal vielleicht auch mit welchem geheimen Erschrecken die Kommissionen an ihr Thema gegangen sind; alle haben gespürt, wie viel Verantwortung in der Chance Synode liegt. Und es ist richtig, dass wir diesen Anspruch und diese Verantwortung spüren. Aber wir haben uns in der Vorbereitung auf die Dritte Vollversammlung noch einmal in Erinnerung gerufen, und ich will es uns noch einmal sagen, uns allen, hier am Beginn dieser Vollversammlung. Lassen sie uns darauf achten: Überforderung ist kein Zeichen für das Wirken des Geistes Gottes.
Das gilt auch für den Bischof, nicht nur für die Kommissionen. Ich durfte in den letzten Monaten auch erleben, dass die anfängliche Zurückhaltung in den Reaktionen auf die Ausrufung der Synode in Trier, z.B. bei anderen Bischöfen aber auch bei Vertretern aus anderen Bistümern, Vereinen und Verbänden in der Kirche, einem stärkeren Interesse gewichen ist.
Es wird jetzt viel häufiger gefragt: „Ja wie ist das denn mit der Synode in Trier, wie geht’s voran, was macht ihr da?“ Diejenigen von uns, die bei der Jahresveranstaltung des Dialogprozesses in Magdeburg waren, werden das auch gespürt haben. „Man schaut auf uns“. Da kann man sagen: „Gut, das ehrt uns, das freut uns.“; aber diese neue Atmosphäre übt, wenigstens empfinde ich es so, auch einen gewissen Druck aus.
Als mir gesagt wurde: „Wir sind gespannt auf die Beschlüsse von Trier, auf die Synodentexte, auf die Dokumentation...“, da sah ich schon im Geiste ein 800-seitiges Werk vor mir; einen dicken Band „Synode im Bistum Trier“. Da freuen sich die Leute drauf, dass sie was in die Hand bekommen. Ich muss ehrlich sagen, dass das nicht meine Absicht ist. Ich will das auch noch mal zur Entlastung für Sie und für mich sagen. Natürlich wird es am Ende eine Dokumentation geben. Klar! Ich glaube, das ist auch kein Problem.
Aber mein ursprünglicher Wunsch an die Synode ist ja, dass ich Beratung für unser Bistum möchte. Ich möchte nicht, dass wir nachher ein dickbändiges Werk in Hochglanz herausgeben, das sich sehen lassen kann. Es geht mir ja nicht um gute Texte, sondern es geht um Beratung für den Weg unseres Bistums in die Zukunft. Es geht um Richtungsanzeigen, die die Synode mir als Bischof und uns, dem Bistum geben soll. Es soll um so etwas gehen wie Handlungsoptionen. Es geht um eine erneuerte Praxis des christlichen Lebens in unserem Bistum. Nicht an erster Stelle um Texte. Das will ich noch mal bewusst sagen.
In den Gesprächen mit den Sachkommissions-Vorsitzenden wurde gefragt: „Was erwartet sich der Bischof denn jetzt von uns – weniger inhaltlich gemeint, sondern mehr formal?“ Darauf kann ich nur antworten: Bitte keine 70-seitigen Dossiers über die Bedeutung des Sonntags! Die habe ich selber schon im Bücherschrank. Wir brauchen Optionen, wir brauchen Richtungsanzeigen. Und die muss man natürlich begründen, das ist klar. Aber ich will nicht, dass wir uns nun unter einen falschen Druck setzen. Das will ich zu Beginn unserer Vollversammlung als Richtungsanzeige von mir her sagen.
Und ich möchte auch noch einmal an zwei Dinge erinnern. Zum einen an Dinge, die uns beruhigen und entlasten und uns helfen sollen. Wie viel wird in der Begleitung der Synode gebetet! Es berührt mich, immer wieder auf Menschen zu treffen, die sagen: „Herr Bischof, bei uns wird regelmäßig für die Synode gebetet“. Das gilt ganz besonders auch für die Ordenshäuser; die sagen: „Wir beten mit.“
Die Sachkommissionen sind ja noch mal in besonderer Weise – und zwar durch die Gebetspatenschaften – im positivsten Sinne „ins Gebet genommen“. Es ist wichtig, dass wir darum wissen und uns das in Erinnerung rufen: Dass wir uns von den Gebeten auch tragen lassen dürfen.
Und zum Schluss. Die Kirche begeht heute den Gedenktag der heiligen Schutzengel. Schutzengel, die Engel insgesamt haben ja in den letzten Jahren irgendwie noch mal neu Konjunktur. Ursprünglich verdichtet sich in den Schutzengeln doch der Glaube, dass Gott nicht nur allgemein und abstrakt um die Welt und die Menschen weiß, sondern, dass er seinen je persönlichen Plan mit jedem und jeder Einzelnen hat. Das bekommt Gesicht in den Schutzengeln. Dieses persönliche Geleit, die Führung Gottes für alle Einzelnen. Es ist nicht sein Wille,der einfach so über uns schwebt; nein: Gott weiß um jeden einzelnen Menschen. „Ihre Engel schauen das Angesicht meines himmlischen Vaters.“, sagt Jesus im Evangelium von heute (Mt 18,10).
Aber es gibt in der heiligen Schrift nicht nur diese individuell persönlichen Schutzengel; es gibt auch die Engel der Gemeinschaft. In der Offenbarung des Johannes ist davon die Rede, vom Engel der Gemeinde in Laodizäa. Die Gemeinde wird über einen Boten Gottes angesprochen. Sie hat sozusagen ihren persönlichen Schutzengel. Und wir finden das ja auch im Alten Testament: den Engel Gottes, der das Volk begleitet. Ich will enden mit dem Abschnitt aus dem Buch Exodus, in dem vom Engel die Rede ist, dem Engel der Gemeinschaft für die, die der Herr aus Ägypten herausgeführt hat.
„So spricht Gott, der Herr: Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig. Wenn du auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, dann werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrängen. Mein Engel, wird dir vorausgehen.“ (Ex 23. 20-23)
Im Selbstbewusstsein der Kinder Gottes höre ich heute Abend diese Zusage für den Engel, die Zusage von Gottes Engel für die Kirche im Bistum Trier.
Danke!