Ein Blick in die letzten Stunden der fünften Vollversammlung

Warum keine Schluss-Abstimmung(en)?

Nach überwiegend erfolgreichen Probeabstimmungen beantragten vier Sachkommissionen für die meisten ihrer Empfehlungen eine Schlussabstimmung, bei der dann eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Synodalen nötig gewesen wäre. In den letzten Stunden der Vollversammlung kamen dann aber durch kritische Zwischenrufe von Generalvikar Dr. Georg Bätzing, dem Geistlichen Begleiter der Synode P. Franz Meures SJ und von Bischof Stephan selbst Zweifel auf, ob die Synode zum jetzigen Zeitpunkt bereits richtungsweisende Entscheidungen treffen könne.

10.05 Uhr: Bereits während der Debatte zu den Empfehlungen der Sachkommission 5 (Den Gauben an vielen Orten leben lernen) fragt Generalvikar Dr. Georg Bätzing kritisch nach, ob die Synode schon tief genug über die „Kirchenstunde“ reflektiert habe: „So wie Kirchenbildung bisher geschah, wird es nicht mehr weitergehen“, formuliert er eine Konsequenz aus den „prägenden Bedingungen unserer Zeit“, mit denen sich die Synode in ihrer ersten Phase intensiv beschäftigt hatte. „Unsere Alternative ist nur: neue Formen der Vergemeinschaftung und Kirchenbildung zu finden und zu stärken. Und in dieser Diskussion sind wir noch weit, weit zurück.“

10.50 Uhr: Kurz vor der Pause, nach der dann die Schlussabstimmungen aufgerufen werden sollten, gibt es einen „Zwischenruf“ des geistlichen Begleiters der Synode, Pater Franz Meures SJ. Meures vermutet, dass die Synode in der Gefahr steht, bei der Betonung der Taufe in den Empfehlungen der Sachkommissionen 2 (Missionarisch sein) und 3 (Die Zukunft der Pfarrei) „in der Volkskirche steckenzubleiben“. Die Bedeutung der Taufe sei „eine großartige Sache“, aber - so Meures: „Wir brauchen heute den Blick dafür, wo Menschen sind, die sich wirklich auf dem Weg gemacht haben, persönlich Gott zu suchen.“ Taufe sei ein Entscheidungprozess.

„In unserer heutigen Gesellschaft sind die Kräfte, die uns dauernd wieder vom Glauben wegbringen, so stark, dass wir diesen Taufprozess ständig wiederholen müssen. Die Menschen, über die wir hier dauernd reden und die wir brauchen als Missionare, das können nur Menschen sein, die eine persönliche Bekehrung zu Christus durchgemacht haben. Einen persönlichen Glaubensweg, eine Hinwendung zu ihm.“

11.30 Uhr: Manfred Thesing, Moderator der Synode, eröffnet den TOP „Schlussabstimmung“. Alle Sachkommissionen, die ihre Empfehlungen vorgestellt hatten, wollen nach der überwiegend erfolgreichen Probeabstimmung einen Teil ihrer Empfehlungen endgültig abstimmen. Zuvor bittet Bischof Dr. Stephan Ackermann um das Wort.

Er zeigt sich beeindruckt von der hohen Qualität der Debatte über die Empfehlungen der Sachkommissionen. Auch die Arbeitsergebnisse der Kommissionen beinhalteten viele kreative und zukunftsweisende Ideen. „Aber es ist nun so, dass wir unter den begrenzten und noch begrenzter werdenden Ressourcen und unter den Bedingungen des Dritten Jahrtausends, d. h. der abbrechenden Volkskirche, schauen müssen: Was sind die wirklich zentralen Themen - und wie bündeln wir die Kräfte?“ Darauf gebe der vorliegende „Blumenstrauß an Empfehlungen“ noch keine ausreichende Antwort.

Der Bischof appelliert an die Verantwortung und die grundsätzliche Aufgabe der Versammlung:  „Was wir hier tun, ist Ernstfall und hat Auswirkungen. Es geht bei den Voten der Synode nicht darum, allgemein gute Anliegen zu beschließen. Mit „allgemein guten Anliegen“ kann ich nichts anfangen. Ich will eine Hilfe für die Frage haben: Wo und wie priorisieren wir? Natürlich, unter den begrenzten Bedingungen müssen dann auch bestimmte Dinge zukünftig zurückgefahren werden. Das hat unter anderem für die Personen, die in dem jeweiligen Feld aktiv sind, starke Auswirkungen. Das bitte ich zu bedenken.“

11.45 Uhr: Direkt im Anschluss an dieses Statement beantragt die Synodale Beate Barg eine Aussprache über die Fragen, die sowohl der Bischof als auch Generalvikar Dr. Bätzing aufgeworfen haben. Im darauf folgenden Redebeitrag vermutet der Synodale Heiner Buchen, dass die Vollversammlung dieser neu skizzierten Aufgabe und Verantwortung nur durch eine Verlängerung gerecht werden könne. Viele Synodale teilen die Einschätzung des Bischofs, dass noch zu viele Fragen unbeantworteten seien und dass die Schwerpunktsetzung, die das Bistum zukünftig anstreben soll, noch nicht erkannt werden könne. Es wird auch darüber diskutiert, wie diese Schwerpunktsetzung entstehen soll.

14.20 Uhr: Nach intensiver Diskussion mit zwei „Mauschelpausen“, in denen der Geschäftsführende Ausschuss, aus den Anregungen der Versammlung Vorschläge zur Weiterarbeit formuliert, stimmt die Vollversammlung mit gut 90%iger Mehrheit zu, eine Siebte Vollversammlung durchzuführen. Das Abschlussdokument soll in zwei Phasen erstellt werden. Zunächst wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die bis zur Sechsten Vollversammlung folgenden Auftrag hat:

  • die (angekündigten) Vorbehalte des Bischofs sichten,
  • Zielkonflikte identifizieren
  • Gemeinsamkeiten benennen und
  • vorschlagen, wie priorisiert werden kann.

Die Sechste Vollversammlung tagt vom 10. bis 12. Dezember 2015 in Trier. In dieser Versammlung werden dann die Empfehlungen der sechs Sachkommissionen diskutiert, die ihre Ergebnisse noch nicht präsentiert haben.
Die Sechste Vollversammlung wird ebenfalls die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sichten und eine Redaktionskommission einrichten, die sie mit der Erstellung des Abschlussdokuments beauftragt. Dieses wird in der Siebten Vollversammlung vom 28. April bis 1. Mai 2016 diskutiert und abgestimmt.

Arbeitsgruppe beauftragt

Die Arbeitsgruppe, die nun die Vorlage für die Sechste Vollversammlung erarbeitet, setzt sich zusammen aus sieben Mitgliedern der Synode. Vier von ihnen sind von der Fünften Vollversammlung gewählt: Manfred Grüter, Cordula Scheich, Joachim Schmiedl und Benedikt Welter ("der Ältere"). Drei Mitglieder sind vom Bischof bestimmt: Gundo Lames, Volker Malburg und Nicole Stockschlaeder.

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