Kreuzigung
Jesus wird von drei Männern zur Hinrichtung geschleppt, zwei sind gekleidet wie Adelige des Mittelalters, der dritte ist ein Soldat. Die Männer sind im Gegensatz zu Jesus beschuht. Jesus streckt die Arme seinen Peinigern entgegen; gleichzeitig wird er von ihnen ergriffen. Er wird nicht nur von der Obrigkeit ausgeliefert, er liefert sich auch freiwillig aus. Er trägt das golddurchwirkte Gewand des Hohenpriesters; seit der Hohepriester Hannas seine Kleider zerrissen hat, ist Jesus der neue Hohepriester (vgl. Hebr 4,14-5,10).
Angeführt wird die Gruppe von Simon von Zyrene. Ihn hatten die Soldaten gezwungen, Jesus beim Kreuztragen zu helfen. Im märtyrer-roten Gewand trägt Simon ein goldenes Vortrage-Kreuz, wie bei einer Prozession. Sein Name bringt Simon Petrus ins Spiel, von dem seit seiner Verleugnung nichts mehr zu sehen ist. Um ihn herum ist viel freier Platz, Einladung zur Kreuzesnachfolge „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach“(Lk 9,23).
Golgotha
Bei der unteren Kreuzigungsszene spannt sich ein großer Bogen von Maria und Johannes (beider Obergewand hat die violette Farbe von Jesu Obergewand, um das unten die Soldaten würfeln) über die Schächer Dismas und Gesmas bis hin zu den Figuren von Sonne und Mond mit dem in Trauer verhüllten Gesicht. Das ganze Weltall nimmt teil am Heilsgeschehen, da Christus den neuen Bund in seinem Blut schließt. Kein Wunder, dass der schändliche Galgen hier als goldenes Triumphkreuz dargestellt ist. Die beiden Männer, die mit Jesus gekreuzigt werden, sind wie Zwillinge im gleichen weißen Gewand dargestellt; nur das sich der eine Jesus zuwendet, der andere eher sich abwendet wie ein trotziges Kind, aber mit einem Auge dennoch zu ihm hinschielt.
Der Soldat Stephaton, wie Simon in rotem Gewand, reicht Jesus auf einer Lanze den essiggetränkten Schwamm, als Jesus sagt: „Mich dürstet“. Aber Jesus wendet sich ab von der gebotenen Linderung. Sein Durst muss anderer Art sein (vgl. Joh 4, 34)!
Die gefühllosen Soldaten, die unter dem Kreuz Jesu um seine letzte Habe würfeln, können nicht ahnen, dass sein ungenähtes Gewand ein Zeichen für die Kirche sein soll, die nicht gespalten werden darf, soll sie den ungeteilten Gott-Menschen vor der Welt glaubwürdig repräsentieren.