Wenn ich meinen Beruf als Pastoralreferent im Bistum Trier einem Außenstehenden mit einem Bild beschreiben sollte, würde ich das des Entdeckers und Entwicklers wählen. Entdecker machen sich neugierig auf den Weg, um neue Welten zu entdecken, Neues zu lernen und um anderen davon zu erzählen. Sie entdecken etwas von dem, was zwar schon vielerorts da ist, aber noch nicht unbedingt im Blick ist. Für mich bedeutet das, mich immer wieder neu in Kontexte hineinzubegeben, um der gelebten Gemeindekultur zu begegnen, ihre Schätze zu bewundern und sie bergen zu helfen.
Entdecker verbinden so Welten miteinander und knüpfen Netzwerke, sie lernen von und mit anderen und teilen ihre professionellen Fähigkeiten. Die Praxis ist der Ort der Theologie, es geht also nicht (im Sinne der Konquistadoren) darum, zu erobern und anderen zu sagen, wie es besser geht. Als Pastoralreferent Entdecker und Entwickler zu sein bedeutet, den Mut zu haben, Fragen zu stellen, die weiterbringen.
Entdecker und Entwickler müssen ebenso prozess- wie zielorientiert arbeiten. Jeder kleine Hinweis, jede kleine Spur ist wertvoll und kann für das Gelingen entscheidend sein. Die Geduld mit mir und mit anderen übe ich beispielsweise mithilfe der Themenzentrierten Aktion (TZI) ein. Die Balance zwischen mir, der Gruppe und unserem Thema zu finden, ist wie das Erlernen einer Sprache – der Sprache, die ich brauche, damit ich andere verstehen kann und sie mich verstehen können.
Entdecker und Entwickler brauchen vor allem Geduld – und den Mut, vielleicht auch erst einmal in die falsche Richtung zu segeln. Manchmal ist es ungewiss, ob und wo man bei der Arbeit an einem konkreten Projekt am Ende ankommt. (Das galt bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus wie auch bei der 72-Stunden-Aktion). Oft ist es sogar ein Umweg, der vielleicht ans Ziel führt, weil die Umweltbedingungen den Prozess beschleunigen (etwa die Passatwinde bei der Überquerung des Atlantiks oder die neuen Perspektiven bei der pastoralen Planung im Dekanat). Und manchmal braucht es die Geduld und die Ausdauer für einen zweiten oder dritten Versuch. Als Pastoralreferent Entdecker und Entwickler zu sein heißt, geduldig mit anderen gemeinsam Neues zu entdecken und Prozesse in Gang zu halten.
Entdecker und Entwickler brauchen eine gute Ausrüstung. Für mich als Seelsorger sind nicht das Büro, oder der Computer die wichtigste Ausrüstung, sondern ich bin es selbst mit meinen Erfahrungen. Meine Fähigkeiten, die ich im Studium und vor allem im Laufe der pastoralpraktischen Ausbildung erlernt habe, sind meine Werkzeuge. Entdecker und Entwickler brauchen Expeditionspausen, um sich auszuruhen, um ihr Schiff auf Vordermann zu bringen und die Werkzeuge zu schärfen und in Schuss zu halten.
Die Arbeit auf Dekanatsebene zeichnet sich für mich dadurch aus, dass ich als Pastoralreferent weniger in die Routinen des Kirchenjahres und des Pfarrgemeindealltags eingebunden bin. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten, Initiativen, Gruppen und Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu unterstützen und stärker projektbezogen zu arbeiten. Die Kooperation zwischen Dekanats- und Pfarreiebene habe ich als äußerst konstruktiv erlebt. Vor allem dann, wenn die gemeinsame Arbeit auf einem ähnlichen Seelsorgekonzept, Glaubens- und Kirchenverständnis aufbaut und die Beteiligten die gleiche Sprache sprechen.
Anderseits habe ich es vor allem im Rahmen der Jugendpastoral als spannend erlebt, wenn wir uns auf den Weg gemacht haben, erst eine gemeinsame Sprache zu finden, indem wir unsere Seelsorgekonzepte für die Jugendpastoral etwa auf der Ebene mehrerer Dekanate austauschen. Als Pastoralreferent Entdecker und Entwickler zu sein heißt, vom Fremden lernen zu wollen, sich selbst neu kennenzulernen – und das für andere fruchtbar zu machen.