Firmvorbereitung in der Arbeit als Pastoralreferent

„Lass mich dich lernen…“

In meinen zehn Jahren als Pastoralreferent wurde ich immer wieder mit dem Thema Firmvorbereitung konfrontiert. Begonnen hat es in meiner letzten mündlichen Prüfung im Fach Religionspädagogik noch in der Ausbildung zum Pastoralreferenten, in der ich mir für die spätere Praxis nötiges Wissen und Verständnis aneignen konnte.

In den ersten Berufsjahren war ich dann in der Pfarrei St. Peter in Trier-Ehrang tätig und wurde als junger Mitarbeiter mit dieser Aufgabe betraut. In dieser Zeit haben wir viele Diskussionen mit Katechet/innen und Hauptamtlichen darüber geführt, wie wir gerade in einem Stadtteil mit sozialen Brennpunktgebieten jugendgemäß die Firmvorbereitung gestalten können. Das Thema „Verbindlichkeit“ und „Motivation“ zog sich durch unsere Vorbereitungstreffen und wurde kontrovers diskutiert. „Können wir Jugendlichen den Geist Gottes verwehren, wenn sie, aus welcher Motivation auch immer, an der Vorbereitung teilnehmen wollen? Sie sind zwar nicht regelmäßig da und fehlen manchmal ohne Entschuldigung, aber sie sind doch da...“

  • Was suchen die jungen Leute bei uns? Switch

    Die Verantwortlichen wissen nicht genau, was Jugendliche bei uns suchen. Wir spekulieren und finden dabei Antworten aus unserer eigenen Jugendzeit. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sind geprägt von Kirchenbildern und Kirchen-Erfahrungen aus der eigenen Biografie und haben den Anspruch, dass diese richtig sind. Auffällig ist aber, dass diese Erfahrungen und Kirchenbilder sehr unterschiedlich sind. In diesem Konglomerat aus  Erwartungen, Erfahrungen und firmtheologischem Anspruch erleben wir dann Jugendliche mit ihren unterschiedlichen Motivationen; manchmal sind die auch sehr materiell geprägt.

    Nach fünf Jahren in der Pfarrei und nach der Entscheidung des Bistums, dass Pastoralreferent/innen auf Dekanatsebene oder in der „Kategorie“ arbeiten sollen, habe ich mich auf eine Dekanatsstelle mit den Schwerpunkten Jugendarbeit und Schulpastoral beworben. Das Thema „Firmvorbereitung“ beschäftigt mich natürlich auch auf der Dekanatsebene. Ich konnte die Fragen und Schwierigkeiten der Kolleginnen und Kollegen sehr gut verstehen, die mit der Firmvorbereitung in den Pfarreien  beauftragt sind.

  • Arbeitsgruppe "Firmvorbereitung - und was dann?" Switch

    Ich hatte das Glück, im Dekanat Schweich-Welschbillig schon eine Arbeitsgruppe „Firmvorbereitung – und was dann?“ vorzufinden. Dort gab es das Anliegen, auch vom Dekanat kollegial unterstützt zu werden und neue Ideen zu entwickeln. Ein gemeinsamer Dekanatsjugendtag war der Anfang.

    Eine deutliche Veränderung hat sich für mich und unsere Arbeitsgruppe im Dekanat ergeben, als wir versucht haben, aus der Sicht von Jugendlichen zu denken und ihnen gerecht zu werden. Klaus Hemmerle (1929-1994), ehemaliger Bischof von Aachen, hat das mit den Worten ausgedrückt, die uns pastoraltheologisch sehr geprägt haben:

    „Die Kirche und jene, die sie vertreten, brauchen sich nicht zu genieren, dass sie etwas mitbringen, was es zu erlernen gilt: die unverfügbare Botschaft. Sie haben sich aber ebenso wenig zu genieren, selber Lernende zu sein; Kirche hat, zugespitzt formuliert, zur jungen Generation zu sagen: Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ (Klaus Hemmerle, Kirche und Jugend, zitiert nach W. Tzscheetzsch 1997.)

  • Jugendprojekte - gestaltet und verantwortet von "der" Jugend selbst Switch

    Es war für uns sehr bald klar, dass Jugendprojekte von Jugendlichen selbst vorbereitet und durchgeführt werden müssten. Auf dem ersten Dekanatsjugendtag habe ich Jugendliche angesprochen, um sie für eine Dekanatsjugendrunde zu gewinnen. Das ist mir auch gelungen und die folgenden Jugendtage waren jugendgemäßer gestaltet und attraktiver für die Zielgruppe. Aus diesem Geist der Partizipation sind Jugendfreizeiten, Taizéfahrten und JugendRockMessen entstanden.

    Es blieb aber die Unzufriedenheit – und die Frage, wie wir in Zukunft und in den großen Pfarreiengemeinschaften Firmvorbereitung jugendgemäßer gestalten können. Aus der AG „Firmvorbereitung – und was dann?“ wurde in den folgenden Jahren die „AG Jugendarbeit und Firmung“, weil Jugendarbeit und Firmvorbereitung zusammen gedacht werden sollen. Die AG hat sich zum Ziel gesetzt, ein jugendgemäßes, attraktives und den neuen großen Pfarreiengemeinschaften entsprechendes Firmkonzept zu erstellen. Die Jugendseelsorger/innen haben ihre Erfahrungen über zwei Jahre immer wieder diskutiert und reflektiert. Wir haben pastoraltheologische Grundansätze zur Jugendarbeit angeschaut und auf unsere Situation übertragen. Dieses Projekt unter der Leitung des Dekanates und in meiner Funktion als Pastoralreferent hat dazu beigetragen, dass die Berufszufriedenheit unter den Kolleg/innen gestiegen ist und dass sie in der Praxis handlungsfähiger geworden sind. Auch gibt es positive Rückmeldungen von Jugendlichen.

    Ich will hier weniger für unser Firmkonzept werben; ich will aufzeigen, dass der Einsatz des Pastoralreferenten auf Dekanatsebene anderen die Möglichkeit bietet, über Pfarreigrenzen hinweg Neues zu entdecken und innovative Projekte zu entwickeln. In pfarreiübergreifenden Projekten, etwa in Dekanatsangeboten entdecken die Beteiligten neue interessante Menschen, Ideen und Motivationen. Schon damit hat das Dekanat eine wichtige Aufgabe für die Zukunft – auch im Bereich „Firmvorbereitung“.

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