"Mach' ich das jetzt richtig oder was?"

Erzieherinnen und Erzieher religiös begleiten

„Mach´ ich das jetzt richtig oder was?“: Diese Frage höre ich immer wieder von den Erzieherinnen, die ich im Dekanat Völklingen begleite. (In diesem Beruf gibt es nur wenige Männer – deswegen verwende ich im Folgenden ausschließlich die weibliche Form. Männliche Erzieher sind immer mit-gemeint.) Erzieherinnen sind heute – ähnlich wie die ganze Gesellschaft – mehr oder weniger klassisch religiös sozialisiert. Sie fühlen sich sicher, wenn sie Angebote z.B. im Bereich der musischen Erziehung oder beim Themenbereich „Schrift und Sprache“ machen. Bei der religiösen Erziehung tauchen häufiger Unsicherheiten und Fragen auf. Diese entstehen aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen. Und dann lassen viele doch lieber die Finger von der religiösen Erziehung oder bedienen sich fertiger Vorlagen.

Religionspädagogische Begleitung: Zugänge öffnen

Hier setzt meine Arbeit an, denn „richtig“ oder „falsch“ sind als Kriterien ungeeignet. Es gibt ja immer mehr als eine Möglichkeit, eine Bibelstelle zu „vermitteln“, ein kirchliches Fest zu erschließen, um bei den Themen der Kinder anzusetzen. Die methodische und mediale Umsetzung steht am Ende der Überlegungen, nicht am Anfang:

Mit der sogenannten „Didaktik der Elementarisierung (Friedrich Schweitzer)“ gehe ich mit den Erzieherinnen gemeinsam einen Weg. Die Erzieherinnen sollen merken, dass sie selbst mit ihren elementaren Erfahrungen und Fragen in der religionspädagogischen Arbeit vorkommen, dass die elementaren Erfahrungen der Kinder ebenso wichtig sind und dass auf dem Weg beide zugleich Lernende und Lehrende sind.

Grundlage ist das Prinzip der engen Beziehung von eigenem Leben und von Glaubensthemen, die sich gegenseitig durchdringen und verändern. Ich staune selbst immer wieder: Erzieherinnen entwickeln so viele Projektideen, wenn sie sich mit ihren Erfahrungen und denen der Kinder beschäftigen – und zum Beispiel eine biblische Geschichte befragen: was sind die elementaren Strukturen (Kernaussagen), welche elementaren Wahrheiten (was im Leben trägt) finden sich da – und welche elementare Zugänge (entwicklungspsychologische Vorraussetzungen) bieten sich an? Die Erzieherinnen selbst entdecken, dass und wie Glaube und Leben im Alltag miteinander verbunden sind. Ein roter Faden wird sichtbar. Und dann merken und lernen auch die Kinder, dass Religion etwas mit ihrem Leben zu tun hat.

Immer wieder sind mir natürlich auch die Erfahrungen mit meiner eigenen Familie eine große Hilfe, mit den Erzieherinnen auf Augenhöhe zu arbeiten. Da bin ich ja selbst auch als „Erzieher“ gefragt, stelle mich den Fragen meiner Kinder, frage zurück und gebe nicht einfach fertige Antworten vor.

  • Spiritualität leben: Haltung entwickeln Switch

    Das Denken ändert sich. Und im Laufe der Jahre wird daraus eine Grundhaltung, die das ganze Handeln prägt – und noch viel mehr: diese Grundhaltung prägt ihre Persönlichkeit; das machen Erzieherinnen mir deutlich :

    „Ich komme als Erzieherin mit meinen Fragen, mit meinem Leben im Kindergarten vor und finde im Angebot des Glaubens Hilfe und Unterstützung.“
    „Ich kann nur das weitergeben, was ich selbst erfahren habe.“
    „Die Kinder haben ein Gespür, ob man authentisch ist oder nicht.“

    Dazu gehört eine geerdete Spiritualität, die Spannungen aushält und fragmentarisch sein darf:
    „Kinder stellen existentielle Fragen, sie sind an religiösen Fragen sehr interessiert.“
    „Kinder wollen erfahren und selbst darüber nachdenken, welcher Sinn hinter den Dingen steht.“

    Eine Haltung, die Religion so auffasst, kann nicht einfach von oben verordnet werden. Sie braucht Zeit, Raum und Begleitung zur Entwicklung. Diese Haltung hilft auch dauerhaft, mit den vielen Anforderungen umzugehen, die auf Erzieherinnen heute zukommen; sie ermutigt sie, auch mal etwas wegzulassen. Denn weniger ist oft mehr. Gerade das Einzugsgebiet von  Einrichtungen im Bereich Völklingen umfasst eine hohe Zahl von sozial Benachteiligten und von Familien mit Migrationshintergrund; da kommt das „weniger ist mehr“ allen Beteiligten zugute.

  • Pastorale Einbindung: Profil zeigen Switch

    Kindertageseinrichtungen in der Trägerschaft von Pfarreien habe ich in meiner Ausbildungszeit noch kennengelernt; in Völklingen gehören alle Einrichtungen bereits der neuen Trägerstruktur „Kita gGmbH“ an. Mit ihr wurde die Arbeit in den Kitas einheitlicher, es gibt jetzt „Gesamtleitungen“, mit denen ich zusammenarbeite. Es setzte ein flächendeckender Professionalisierungsschub ein, der mich anders fordert, als es vorher in der Trägerschaft der Pfarreien der Fall war.

    Meine Arbeit prägt immer mehr ein sozialräumliches Denken: Kindergärten sind als Zentren für Familien auszubauen; es ist zu überlegen, dass und wie sie Ort von Kirche sind: „Wo bekommen wir heute und zukünftig noch Kontakt zu jungen Familien und ihren Lebenswelten? In der Kindertageseinrichtung!“

    Unsere Arbeit als pastorale Begleiter verändert sich, wie sich das Denken und die Lebenswirklichkeit der Kinder, Erzieherinnen und Eltern ändern. Hier stellt sich auch die Frage nach dem eigenen Berufsprofil und Selbstverständnis. Dies ist auch immer wieder Thema in der Zusammenarbeit mit der Abteilung Erziehung und Beratung im Bischöflichen Generalvikariat; es wird bei der diözesanen Fachtagung, in Arbeitskreisen und regionalen Zusammenkünften mit Kolleginnen und Kollegen thematisiert.

  • Pastorale Begleitung: Gemeinsam gehen Switch

    2001 war ich im Rahmen meiner Ausbildung im damaligen Dekanat Trier-Süd eingesetzt; damals lernte ich bei meinem damaligen Mentor und heutigen Kollegen Gregor Burgard die Arbeit mit Erzieherinnen kennen. Nach der Beauftragung zum pastoralen Dienst  im gleichen Jahr trat ich meine erste Stelle in der Pfarreiengemeinschaft Völklingen-Innenstadt bei Dechant Bernd Bohr († 2010) an. Ihn hatte ich im Rahmen eines Seminars der Theologischen Fakultät schon 1997 als Kämpfer für die Kindergärten in Trier-Ehrang (erstes Montessori-Kinderhaus im Bistum) kennengelernt. Mit der Hälfte meiner Arbeitszeit war ich in den drei Pfarreien (St. Eligius, St. Michael und St. Konrad) tätig, mit der anderen Hälfte begleite ich bis heute die kath. Kindertageseinrichtungen (damals Dekanate Völklingen-Warndt und Püttlingen, heute Dekanat Völklingen mit 17 Einrichtungen und ca. 200 Mitarbeiterinnen).

    Seit 2008 bin ich nicht mehr in der Pfarreiengemeinschaft tätig, sondern Leiter des Geistlichen Zentrums in Püttlingen im Kloster Heilig Kreuz...

Das Arbeitsfeld im Bistum Trier

Im Bistum Trier arbeiten derzeit (Stand: Sommer 2014) 37 Pastoralreferentinnen und –referenten auf der Dekanatsebene im Arbeitsfeld „Pastorale Begleitung von Erzieherinnen und Erziehern“ mit einem Umfang zwischen 25% und 50% ihrer Stelle. Auch einige Kolleginnen und Kollegen aus anderen Berufsgruppen haben einen Begleitungsauftrag (in der Regel weniger als 25% Stellenumfang); zusammen sind wir 45 Männer und Frauen.

Weiteres: