Die Zahl der Kinder, denen biblische Geschichten vertraut sind, scheint abzunehmen. Auch zentrale biblische Personen und Geschichten sind nur klischeehaft bekannt; das trifft insbesondere zu auf das "Alte Testament" – trotz Religionsunterricht. Zu Hause wird es immer weniger üblich, Bibel zu lesen, bzw. vorzulesen. Dennoch betrachten wir die Bibel als das zentrale Dokument und die Basis unseres Glaubens. Die Bibel enthält wichtige Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, sowohl menschliche Alltagssituationen als auch das vielfältige Ringen um Sinndeutungen für das menschliche Leben.
Die Bibel verbindet die Menschen; sie verbindet insbesondere die christlichen Konfessionen; die Beschäftigung mit der Bibel ist eine sehr gute Möglichkeit, die Gemeinsamkeit zwischen den Kirchen zu pflegen. Das Alte Testament verbindet zudem Christen und Juden; alttestamentliche Texte als Stoff von Kinderbibeltagen lassen Kinder ganz intuitiv erleben, dass Christen und Juden nicht nur wichtige Texte, sondern wichtige Werte gemeinsam haben.
Und außerdem:
Durch regelmäßige Kindergottesdienste und die Begleitung von Erstkommunionkatechetinnen im Bereich der Seelsorgeeinheit P. waren mir Personen aufgefallen, die ein stärkeres Interesse an „religiöser Kinderarbeit“ äußerten. Einzelne von ihnen hatten an Familienwochenenden teilgenommen. Viele favorisierten jedoch eine kürzere Veranstaltung ohne auswärtiges Übernachten. Daraus entstand die Idee eines Kinderbibeltages, der eben nur einen Tag dauert und am Wohnort stattfindet.
Adressaten sollen Kinder ab Grundschulalter sein; ihnen soll die Bibelgeschichte auf kreativ–spielerische Weise erschlossen werden.
Träger des Kinderbibeltages ist ein Team von ca. 15 ehrenamtlichen Erwachsenen und Jugendlichen unter Leitung des Pastoralreferenten.
Zu dieser Gruppe gehören Personen, die in der Gemeinde „immer dabei sind“; sie sind Träger der bisher gemachten Erfahrungen und wichtige Multiplikatoren in die Gemeinden hinein. Eine zweite Gruppe innerhalb der Projektgruppe besteht aus Personen, deren Kinder unter den Teilnehmenden sind; sie bringen neue Ideen in die Gruppe und haben guten Kontakt zu den Kindern. Wichtig ist für beide Personengruppen, dass die Erwachsenen den Kinderbibeltag nicht nur für die Kinder planen und durchführen, sondern auch für sich selber einen „Gewinn“ haben.
Der Ort P. bietet sich an, weil dort die nebeneinander liegende Häuser von Kirchen- und Zivilgemeinde genutzt werden können und so genügend Platz vorhanden ist - sowohl für die Gesamtgruppe von 70 Kindern als auch für das parallele Arbeiten in sieben Kleingruppen.
Was soll erreicht werden?
Für die Erwachsenen
(= Eltern, Jugendliche, die bei früheren Bibeltagen als Kinder Teilnehmer der Bibeltage waren)
Für (kommunale und kirchliche) Gemeinde und Öffentlichkeit
11.00h: Eröffnung (Stuhlkreis im großen Saal des Gemeindehauses) - Lieder zur Begrüßung / Organisatorisches
Darstellung der biblischen Geschichte durch Erwachsene (Erzähler und Pantomimespieler); dabei wurden zusammen mit den Kindern in der Kreismitte wichtige Stationen und Themen der Geschichte um Jakob und Esau visualisiert, z.B. die Verschiedenheit der Zwillinge, Betrug des Esau, Zerfall der Familie.
12.30: Pizza – Mittagessen
13.00 – 16.30 h: Bibelparcours
In Gruppen à 10 Kinder spielen, werkeln, reden, singen, malen … die Kinder zur der Bibelgeschichte, z.B.
• Träumen wie Jakob: Traumreise
• Jakobs Stein „salben“ und verzieren
• Singen: Lieder zur Bibelgeschichte
• Isaak segnet: einen Segenswürfel basteln
• Blind wie Isaak: mit allen Sinnen wahrnehmen
• Engel auf der Himmelsleiter: eine Engelfigur basteln
• Wütend wie Esau: Spiel mit Gefühlskärtchen
Der Aufenthalt in den sieben Stationen dauert jeweils 30 Minuten. - Ein Buffet mit Kuchen und Getränken ist während der ganzen Zeit geöffnet.
17. 00 h Schlussgottesdienst als Gottesdienst im Kreis zusammen mit den Eltern: Die Kinder im Innenkreis; Eltern im Außenkreis.
Begrüßung und Eröffnungslied
Es ging um Streit und Angst bei unserer heutigen Bibelgeschichte; es ging um zwei Geschwister … Esau und Jakob; die waren sehr, sehr unterschiedlich: Jakob: War meist zu Hause, spielte dort, half seiner Mutter (Hinweis auf Hüpfspiel) Esau: Jäger, hat sich ein Feuer gemacht, wild,… (Hinweis auf die Feuerstelle)
Lied: Du bist nicht ich (Kehrvers)
Dann ist eine schlimme Sache passiert: … Jakob hat seinen blinden Vater Isaak betrogen; er hat seinen „großen“ Bruder Esau um das Recht des Erstgeborenen gebracht … Esau ist wütend; er will seinen Bruder Jakob töten. Jakob muss von zu Hause weglaufen. Die Familie ist zerstritten und zerbrochen. Jakob läuft und läuft; und eines Abends ist er sehr müde. Unter freiem Himmel legt er sich hin, um zu schlafen; als Kopfkissen hat er nur ein Stein. (Hinweis auf die von den Kindern gestalteten Steine)
Aber in dieser Nacht passiert etwas ganz Wunderbares: … Jakob sieht den Himmel offen; er sieht eine Leiter; diese Leiter verbindet Himmel und Erde. Engel steigen auf dieser Leiter auf und ab (Hinweis auf die Leiter mit den Engeln, die die Kinder gestaltet haben).
Und Jakob hört, wie Gott zu ihm spricht: Ich lasse dich nicht im Stich! Ich werde dir beistehen! Ich beschütze dich! Du bist für mich kein hoffnungsloser Fall! Alles wird gut, denn ich bin dein Gott! Am anderen Morgen hat Jakob wieder neuen Mut. Jakob kann sich wieder freuen und singen:
Lied: Freut auch alle, singt und spielt
Eine lange Zeit vergeht; Jakob kommt bei seinem Onkel Laban an und kann dort wohnen. Er heiratet und bekommt viele Kinder. Jakob wird ein reicher Mann. Aber Jakob lebt weit weg von seinem Zuhause. Er will wieder zurück; er will sich mit seinem Bruder versöhnen. Er denkt: Gott hat mir verziehen; für Gott bin ich kein hoffnungsloser Fall; vielleicht wird auch mein Bruder Esau mir verzeihen. Und so macht er sich auf den Weg nach Hause; er nimmt seine ganze Familie und seine vielen Tiere mit; gemeinsam machen sie sich auf den Weg.
Ca. zehn Kinder treten in die Mitte.
Doch der Weg ist lang und schwierig; ein großer Fluss versperrt ihnen den Weg.
Zwei Erwachsene legen ein blaues Tuch als Fluss vor die Kinder.
Auf der anderen Seite des Flusses entdecken sie die Zelte von Esau und seinen Leuten.
Auf der gegenüberliegenden Seite treten auch ca. zehn Kinder in die Mitte.
Jakob und Esau schauen sich über den Fluss hinweg an. Jakob hat Angst vor der Rache seines Bruders Esau. Und beide sehen, wie unterschiedlich sie sind.
Lied: Du bist nicht ich, ich bin nicht du (Kehrvers)
Doch Jakob und die vielen Leute seiner Familie fassen sich ein Herz; sie glauben: Gott hat uns eine neue Chance gegeben; auch Esau wird uns am Leben lassen! Sie glauben an die Versöhnung und wollen den ersten Schritt tun. Und so suchen sie eine günstige Stelle, wo sie den Fluss überqueren können. Vorsichtig und mit klopfendem Herzen gehen sie durch das Wasser hin zu Esau und seiner Familie.
Die erste Kindergruppe überquert den Fluss und macht eine tiefe Verbeugung vor der zweiten Gruppe.
Esau und seine Familie sind ganz überrascht. Doch dann stehen sie auf. Und die beiden Brüder, ihre Frauen und ihre Kinder begrüßen sich und geben sich die Hand zur Versöhnung. Sie spüren: Du bist nicht ich, ich bin nicht du, aber jeder darf leben, jeder darf anders sein.
Die Kinder umarmen sich. Dann gehen sie auf ihr Plätze und singen:
Lied: Du bist nicht ich. Ich bin nicht du (Lied vollständig)
Gott hat den Jakob gesegnet; er hat ihm eine neue Chance gegeben.
Auch uns segnet Gott; auch uns gibt er eine neue Chance:
Sieben Kinder lesen je ein Segensgebet.
Ruf: Auf, ihr Menschen, danket dem Herrn!
Gott ist der Vater von Jakob, Gott ist der Vater von Esau, Gott ist der Vater der Kinder und Gott ist der Vater der Erwachsenen.
Lasst uns zu ihm beten mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat: Vater unser
Segensgebet und Dank
Schlusslied: Freut euch alle, singt und spielt