…könntest „du heute noch einem jungen Menschen empfehlen, Theologie zu studieren und Pastoralreferent zu werden?“ Der letzte Teil des Satzes begegnete mir auf der Mitgliederversammlung des Berufsverbandes der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten.
Hat „man“ mir Mitte der 90er Jahre empfohlen, Pastoralreferent zu werden? Eher nicht. Vielmehr durfte ich im Bereich der Jugendarbeit bereits frühzeitig Kontakt mit der Spezies der Pastoralreferenten (PR) aufnehmen. Im damaligen Pfarrverband schwirrte ein PR rum, bot allerhand Programm und Schulungen an und versuchte, die verantwortlichen Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit an einen Tisch zu bringen und somit Gemeinschaft im Pfarrverband zu fördern. Es waren jedoch eher punktuelle Begegnungen, wie z. B. bei der Bolivienkleidersammlung.
Ein viel intensiverer Kontakt mit weitaus mehr Einblick in die Arbeit von „Pastis“ bot sich mir in den 15 Monaten des Zivildienstes in der damaligen „Katholische Jugendzentrale“. Dort gab es nicht einen Pastoralreferenten, sondern gleich einen ganzen Konferenzraum voll PR – Frauen und Männer. Alle machten sie Jugendarbeit. Alle machten sie unterschiedlich Jugendarbeit.
Das hat mir damals gefallen: kein Einheitsbrei, sondern Vielfalt im gleichen Themenfeld. Es war spannend zu beobachten, wie ähnliche Aktionen unterschiedlich vorbereitet und durchgeführt wurden. Wie sehr dabei das jeweils eigene Charisma, die eigenen unterschiedlichen Begabungen und die durchweg unterschiedliche Biographie der PastoralreferentInnen das Projekt oder die Aktion prägten.
Alle waren sie TheologInnen.
Alle hatten sie die gleiche Ausbildung durchlaufen.
Alle waren sie PastoralreferentInnen...
Das machte mich neugierig auf diesen Beruf. Neugierig aber auch darauf, was ich denn einbringen könnte: an Charismen, Begabungen und durch meine Biographie!
Bereits während des Zivildienstes konnte ich in vielen Gesprächen und bei den unterschiedlichsten Projekten und Aktionen ein paar Puzzlestücke für meine Neugierde sammeln. Sozusagen auf die Suche nach mir, dem Pastoralreferenten in mir selbst gehen.
Der Zivildienst hatte ja meine berufliche Arbeit „unterbrochen“ und mir die Möglichkeit gegeben, meinem Leben auf die Spur zu kommen und mir die Frage zu stellen: ob es das denn jetzt schon gewesen sein kann? Beruf gelernt, einen unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche, Rente (irgendwann)…! Die (Arbeits-)Unterbrechung, der Kontakt mit Menschen in diesem Beruf und die intensive Auseinandersetzung mit dem Beruf des Pastoralreferenten haben diese Frage noch verstärkt. Die Frage nach dem (Arbeitsleben-)Sinn: Was möchte ich im Leben mit meinem Beruf? Zählt nur das Geld verdienen? Soll mein Beruf nicht auch Spaß machen?
Ob der Beruf als Pastoralreferent „der geilste Job der Welt“ ist, oder „nur einer unter anderen Jobs“, oder ob „bei der Kirche arbeiten auch immer ein wenig Ärger und sicherlich auch Frust mit sich bringt“? Sowohl als auch und sicherlich nicht weniger als das.
Eine Empfehlung für den Beruf als Pastoralreferent auszusprechen? Ich weiß nicht... Aber in unserem Tun, in unserer Praxis als Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen bei jungen Menschen die Neugierde nach einem anderen (Arbeitsleben-)Sinn zu wecken: das kann ich sehr empfehlen. Denn die Kolleginnen und Kollegen, die ich im Zivildienst kennenlernen durfte, haben mein Interesse geweckt, ohne offensiv für den Beruf zu werben. Ihr Tun hat mich neugierig gemacht und mich dazu bewogen, vom Werkzeugmacher zum Pastoralreferenten zu werden.