Sie sind hier: Stadtleben & Kultur

Alte Burg

Kurfürstliche Burg
Alte Kurfürstliche Burg
Burgstraße 1
56068 Koblenz
Tel. 0261/129 26 35



Der historische Altbestand (ausschliesslich Magazinbestand und nicht ausleihbar) besteht aus 19.000 - bis 1850 erschienenen - Bänden, Bürgergeschenken aus der Gründungszeit. Außerdem befindet sich dort das Archiv Koblenzer Zeitungen ab 1760. Dazu gehören weiter das Görresarchiv, Teilnachlässe von Dr. Fritz Michel und Fritz von Unruh sowie die Bibliotheken (Nachlässe) von Alexander Baldus und Dr. Edmund Dondelinger.
Die weitere Erschliessung des Altbestandes ist in Bearbeitung.
Ebenfalls in der "Alten Burg" befinden sich die Buchbinderei sowie das Buch- und Zeitschriftenmagazin der Stadtbibliothek.
  • Auskünfte zum Bestand und dessen Nutzung unter 129 2602 (Sekretariat) oder 129 2610 (Frau Ursula Kerber).
  • Führung durch den Historischen Altbestand
    Bibliotheksführung in der Alten Burg am Tag der offenen Tür am 19.05.2007
    • Gruppenführungen durch den historischen Altbestand sind kostenpflichtig (30 €).
    • Anmeldung und Vorabinformationen unter 129 2610 (Frau Ursula Kerber).

    In alter Zeit gab"s Brot statt Plätzchen

    Kochbuch
    Das Dezember-Kalenderblatt aus Johannes Colers "Oeconomia": Herrliche Holzschnitte veranschaulichen in der bibliophilen Kostbarkeit die Jahreszeiten.
    Wie feierten unsere Vorfahren die Feste im Dezember? Ein Blick in ein Hausbuch aus dem Barock im Altbestand der Stadtbibliothek gibt Auskunft
    Schon in alten Zeiten war der Dezember für die Menschen ein besonderer Monat - weil die Kälte für Herausforderungen sorgte, aber auch weil Weihnachten gefeiert wurde. Wie das Leben im ausgehenden 16. Jahrhundert war, darüber gibt ein kostbares Hausbuch aus dem Altbestand der Koblenzer Stadtbibliothek Auskunft. "December, quasi decimus Imber, der zehende Monat vom Martio, vom Christage der Christmonat genant / ist ein herber und kalter Monat / wie sich denn auch in diesem Monat der rechte Winter erst anhebet. In diesem Monat ist die beste Mastung des Viehes der kelt unnd ihrer beweglichkeit halben / Denn nu gehet erst die rechte kelt an / daher auch etliche diese zeit die kalte Hundestage nennen ..." 
    Mit diesen Sätzen beginnen die Ausführungen im "Calendarium perpetuum", also im "Immerwährenden Kalender" im von Johannes Coler zwischen 1591 und 1601 verfassten Werk "Oeconomia rvralis et domestica. Das ist: Ein sehr Nützliches Allgemeines Hauß-Buch und kurtze Beschreibung vom Haußhalten". In einer 1646 in Mainz bei Nicolaus Heil gedruckten Ausgabe findet sich das Werk in dem an bibliophilen Schätzen reichen Altbestand der Stadtbibliothek Koblenz. In echt barocker Manier beansprucht allein schon der ausführliche Titel der "Oeconomia" etliche Zeilen für sich. Wird in ihm doch alles aufgezählt, was für Coler zum "Haußhalten" gehört und was demzufolge in seinem Werk berücksichtigt wird: nämlich Acker-, Garten-, Blumen- und Feldbau, Wild- und Vogelfang, Jagd, Fischerei, Viehzucht, Holzfällung, "und sonsten von allem was zu Bestellung unnd Regierung eines wolbestellten Meyerhoffs ... nützlich und vonnöthen seyn möchte". Nicht zu vergessen die noch beigefügte "experimentalische Hauß-Apothecken" mit allerlei praktischen Tipps zur "Wundartzney-Kunst". Mit anderen Worten: ein wirklich umfassendes und höchst nützliches Buch in der Tradition der antiken "Hausväterliteratur". Bestseller im 17. Jahrhundert Kein Wunder, dass der dickleibige, rund 1000 Seiten umfassende und mit anschaulichen Holzschnittillustrationen versehene Wälzer allein im 17. Jahrhundert 14 Auflagen erlebte. Ein Bestseller, der viele vergleichbare Hausbücher inspirierte, die sich allesamt an die "Hausväter" wandten. Die waren nicht nur für die praktische, sondern auch die sittliche Führung eines Haushalts zuständig. Verfasst hatte das Werk Johannes Coler, der am 19. September 1566 in Güstrow als Sohn des streitbaren Theologen und Superintendenten Jakob Coler geboren wurde. Obgleich er als solcher "in der reinen lehr geboren und erzogen war", sprich im lutherischen Glauben, habe er sich, wie im "Thesaurus", einer Sammlung von Gutachten des Hamburger Geistlichen Georg Dedekenn zu konfessionstheologischen Streitfällen, zu lesen ist, "wißentlich zu (...) den Papisten gesellet" und sich vom Breslauer Bischof in die "sacros ordines" nach "artt und solennitet der Papisten" einweisen lassen. Als Coler in seine Mecklenburger Heimat zurückkehrte, um ein Pfarramt in Doberan zu übernehmen, verursachte er damit ein echtes Problem: die Frage, ob er noch einmal examiniert und ordiniert werden müsse. Die "Oeconomia" jedenfalls ist - unabhängig von der theologischen Kehrtwende Colers - in ihrer ganzen Anlage reinste lutherische Tugend- und Lebenslehre für den Hausgebrauch, aber auch für das gesellschaftliche Zusammenleben. Grundlage ist das eingangs zitierte "Calendarium", nicht umsonst auch als Erstes 1591 beziehungsweise 1606 in Wittenberg bei Christoph Axin veröffentlicht. Der Kalender, der den immer gleichen Ablauf des Jahres festhält, ist Bezugs- und Ordnungspunkt für alle praktischen und moralischen Ratschläge und Regeln für die Bereiche des Haushaltens, von ganz alltäglichen Arbeiten bis hin zu astromedizinischen Anweisungen. 20 Seiten zum Dezember Die Vielfalt der "Oeconomia" offenbart auch der Blick auf die mehr als 20 Seiten, die sich im "Calendarium" mit dem "Christmond", dem Dezember beschäftigen. Als Einstieg fungiert ein deftiger Reim: "Prassen will ich / und leben wol / Ein Sau ich itzund stechen sol. Darzu werd ich mich warm halten / Und hoff ich werde mit ehren alten." Es geht weiter mit Bauernregeln, abgeleitet unter anderem von klimatischen oder auch astronomischen Beobachtungen, mit konkreten Ratschlägen zur Gesundheit, zur Wintersaat und zur Rinderhaltung - auch die lieben Tiere sollen jetzt mit Futter besonders gut im möglichst warmen Stall traktiert werden. Die Gesundheit erhalte man am besten dadurch, dass man den Leib "mit guten warmen Peltzen vor dem Frost und der Kelt" schütze und auf kalte Getränke und Aderlässe verzichte. Später werden diese Grundregeln noch ergänzt. Etwa mit Ratschlägen zur Ernährung, vor allem dann, wenn es einmal, wie in diesem Monat auch zu Colers Zeiten offenbar nicht eben selten, zu üppig wird. "Einen guten Trunck reinen weins" empfiehlt er besonders den "schwachen leut", wenn sie "harte und grobe Speise als Ochsenfleisch / Schweinefleisch/ Hirschenfleisch / Karpen und dergleichen ... gessen haben". Spezielle Aufmerksamkeit erfahren die zwölf auf Lucia, auf den 13. Dezember folgenden Tage (der 13. Dezember war bis zur Gregorianischen Kalenderreform der kürzeste Tag des Jahres), denen einige "mathematicis" besondere Bedeutung zuschreiben. Coler hält sich allerdings an die christliche Tradition und an die zwölf Weihnachtstage vom 25. Dezember bis zum 6. Januar, denen eine prophetische Aussagekraft auf Kommendes zugeschrieben wird - mögen dies Ernten, Seuchen oder politische Entwicklungen sein. Entsprechend gibt"s für jeden Tag einen Reim. Für den Christtag, den 25. Dezember, heißt es: "Scheinet die sonne volkoemlich und klar / So bedeuts uns ein froelich Jahr." Sonne am 27. Dezember, verheißt dagegen besonders für die "Pfaffen" wenig Erfreuliches: "Scheint die Sonn am dritten Tag / So fuehren die Bischoffe grosse klag / Und die Praelaten sollen kriegen / Die Muenche manchen Mann betriegen / Es wird Irrung unter den Pfaffen / Sie werden bestehen wie die Affen / Ich hoffe es wird bald end nehmen / Und sie sich selbst müssen schemen." Tipps fürs Brotbacken Vom Kritischen kehrt Coler später zum Praktischen zurück, erwähnt das Backen im Dezember, bei dem es allerdings nicht um Plätzchen, sondern um Brot geht: "In dem Monat pflegen etliche vleißige Hauswirth viel Brods zu backen / etliche hitzen oder gebecke nach einander. Denn daz brodt so diese zeit gebacken wird / weret bis umb Pfingsten hinaus / unnd ist im Hause sehr nützlich / denn es treuget wol aus / unnd settiget sehr." Wer sich nicht mit trockenem Brot begnügen will, findet im dritten Teil der "Oeconomia" im Buch "Vom Kochen / Ars Magirica genandt" auch zahlreiche Rezepte für Delikateres. Sein aus den Erfahrungen zahlreicher Wanderungen zusammengetragenes Kochbuch, so der Verfasser, möge nicht krummgenommen werden von allen Köchen, Köchinnen und Hausmüttern.
    Aber die Kochkunst habe eine so große Blüte erreicht, "das es schier unmuiglich (sei) einem Menschen alles zu begreiffen und zu behalten / geschweige denn rechtschaffen zu gebrauchen und zu uben".   Lieselotte Sauer-Kaulbach (Rhein-Zeitung v. 19.12.2009)

    Blick in die Schatzkiste

    Ursula Kerber
    Historischer Altbestand der StadtBibliothek Koblenz
    Die Stadtbibliothek mit ihren verschiedenen Angeboten kennen und schätzen viele. Der Historische Altbestand (Bücher vor 1850 erschienen) ist sicher weit weniger bekannt. Die Möglichkeit eine Führung durch diesen zu machen und einen Einblick in die dort vorhandenen Schätze zu erhalten, ist so gut wie unbekannt. Eine bedauerliche Wissenslücke wie die MaZ-Redaktion anlässlich einer solchen Führung feststellen konnte.
    Frau Ursula Kerber empfing uns im 3. Stock der Alten Burg inmitten der Altbestände. Alte Buchrücken (ca. 20.000 Bände) rundum sowie der ganz eigene Geruch alter Bücher stimmten ein wenig auf das Kommende ein und ließen die nüchterne Ausstattung der Räume vergessen. Interessant ist, dass die Koblenzer Stadtbibliothek im Jahr 1827 aufgrund eines Stadtratsbeschlusses als Bürgerstiftung gegründet wurde und bundesweit als einzige heute noch Bestand hat. Namhafte Koblenzer Bürger stifteten den Grundstock der lange Zeit wissenschaftlich ausgerichteten Bibliothek. Die Stifter versahen jede ihrer Buchspenden mit einem handsignierten Verweis auf den Spender. Dies bescherte der Koblenzer Stadtbibliothek eine stattliche Anzahl von Büchern mit der Unterschrift Clemens Brentanos, um die sie heute andere Bibliotheken beneiden. Im Laufe der Zeit wuchs der Bestand durch Nachlässe, so zum Beispiel von Kaiserin Augusta und Julius Wegeler (Deinhard). Die Betreuung der Bestände gestaltete sich im Laufe der Zeit recht wechselhaft, wurde zeitweise ehrenamtlich und auch lange Zeit nicht von fachkundiger Hand - sprich durch einen ausgebildeten Bibliothekar - wahrgenommen. Deutscher Ordnungsliebe sei Dank wurden alle Titel mit Stempeldruck erfasst und aufgeklebter Signatur versehen. Dass dies Einbände ruiniert hat und das Aussehen rarer Stücke verschandelte, war damals wohl eher nachrangig, heute umso störender. Allerdings hat die Ordnungsliebe auch positive Seiten. So gibt eine Versicherungsliste aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg den Hinweis auf die Existenz zweier besonders kostbarer Raritäten, die aber in den Kriegswirren "verloren" gingen. Eine davon der sog. Kolumbusbrief - ein 8-seitiger, gedruckter Kurzbericht von Christoph Columbus zur Entdeckung Amerikas aus dem Jahr 1493 - wurde zufällig in einer Sammlung von Berichten wieder gefunden. Da es damals üblich war, dass die Druckwerke ungebunden geliefert wurden und der Käufer das Binden selbst veranlasste, befindet sich der Kolumbusbrief inmitten einer Vielzahl weiterer Berichte aus jener Epoche, die gemeinsam zu einem Buch gebunden wurden.
    Beim zweiten Stück, einer einzelnen Seite der Gutenbergbibel, wird wohl auch die Hilfe von Kommissar Zufall nötig sein. Frau Kerber hofft, dass sie nicht der Schlag trifft, wenn sie eines Tages bei der Sichtung der noch nicht erfassten Bücher auf diese einzelne Seite stoßen sollte.
    Neben dem eher unscheinbaren Kolumbusbrief konnten wir einen Blick auf z. T. reich verzierte Werke der Buchdruckkunst aus den verschiedenen Jahrhunderten werfen, die im Anschluss an den eigentlichen Druck durch Buch-Illustratoren farbig gestaltet wurden. Ein Exponat des 12. Jahrhunderts beeindruckte durch die feine Handschrift auf rein weißem Pergament.
    Die teilweise erhaltenen Hilfslinien offenbarten einen Teil der Arbeit in den Skriptorien. Auffallend war der meist sehr gute Erhaltungszustand des Papiers oder Pergaments. Zeitgenössische Medien (Bücher oder Datenträger) werden wahrscheinlich bei weitem nicht so lange haltbar sein.
    Wir danken an dieser Stelle noch einmal für die interessante Führung und können sie nur weiter empfehlen.
     (MaZ - Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Koblenz 1/2007)

    Forum Confluentes

    Forum Confluentes
    Kunst.Kultur.Bildung.
    weiter

    Veranstaltungskalender

    MO DI MI D0 FR SA SO
    18 19 20 21 22 23 24
    25 26 27 28 29 30 01
    02 03 04 05 06 07 08
    09 10 11 12 13 14 15
    16 17 18 19 20 21 22

    Romanticum

    Steuerrad eines Schiffes
    Romantisches Mittelrheintal in interaktiver Erlebnisausstellung
    weiter

    Kulturdezernat Stadt Koblenz

    Ausschnitt Zitat Paul Auster
    Angebote kultureller Bildung
    weiter

    Zum Hören

    SWR2 Stolpersteine - Link

    Koblenzer Gartenkultur

    Logo Koblenzer Gartenkultur
    Zur Webseite
    weiter

    Häufig gesucht

    Weiterführende Links