Kein Platz: Der Hackenheimer Christoph Menger (am Ball) wird gleich von drei Meisenheimern (schwarze Trikots) attackiert (von links): Benny Hill, Marc-André Schneider und Maurizio Lörsch. Rechts: Laurenz Bubach.
Foto: Klaus Castor
Nach 80 Minuten merkten auch die Dachse Desloch, dass eine Überraschung möglich ist. Immer lauter wurden die Anfeuerungsrufe des Fanklubs der SG Meisenheim/Desloch/Lauschied, der unterstützt worden war von Fans des 1. FC Nürnberg, die nach dem Spiel auf dem Betzenberg ein Amateurspiel besuchen wollten und in Desloch gelandet waren. Nach dem Abpfiff mündete die verbale Unterstützung in einen kollektiven „Derbysieger, Derbysieger“-Jubel.
Mit 2:1 (1:0) bezwangen die Meisenheimer Tabellenführer TuS Hackenheim, der seine zweite Niederlage in Folge kassierte.
Eine völlig verdiente noch dazu, denn die Meisenheimer waren über 90 Minuten das giftigere, das bissigere, das bessere Team. „Ja, die Basics haben gestimmt. Famos fand ich aber, wie wir uns neben Kampf und Einsatz auch fußballerisch präsentiert haben, analysierte SGM-Trainer Markus Rehbein und lag völlig richtig. Die Meisenheimer ließen nach ihrem 2:1 in der 63. Minute keine Zweifel daran aufkommen, dass sie gewinnen wollen, indem sie viel Wert auf Entlastung legten und sich zu keinem Zeitpunkt einigelten. Vor allem die rechte Seite über Pascal Michael und den formstarken Laurenz Fach tat sich in Sachen Vorwärtsgang hervor.
Für die defensive Absicherung war indes ein Verbandsliga-erfahrener Fünferblock verantwortlich. Vor Mareck Dörr räumten Dominic Kranz, Pascal Mohr, Marc-André Schneider und Maurizio Lörsch ab. „Ich habe mich auf diesen Positionen für Erfahrung entschieden, weil ich das Gefühl hatte, dass wir die in diesem Spiel brauchen“, sagte Rehbein. Der zuvor lange verletzte Lörsch stach noch ein Stück weit hervor, auch oder gerade wegen seiner Kopfballstärke und seines Zweikampfverhaltens in der Zentrale. Dass ihm das 2:1 gelang, war kein Zufall, mit Geschick und Willenskraft schraubte er sich nach oben und wuchtete den Ball in die Maschen.
„Unsere Leistung freut mich total“, bilanzierte Rehbein, und der Ex-Hackenheimer fügte an: „Sie ist für mich aber nicht besonders, weil wir sie gegen den TuS, sondern weil wir sie gegen einen sehr starken Gegner gezeigt haben.“
Ein Gegner, der in den Krisenmodus gerutscht ist. Den Hackenheimern fehlt die Leichtigkeit, die Selbstverständlichkeit der ersten Saisonwochen. „Wir waren viel zu lethargisch, zu behäbig“, haderte TuS-Spielertrainer Tim Hulsey, der sein Team immer wieder aufforderte, Fahrt aufzunehmen, Präsenz zu zeigen. Doch es gelang nicht. Hinzu kam eine Vielzahl an ungewohnten Fehlern.
„Aufgrund der ersten Hälfte ist es eine verdiente Niederlage, die zweite Hälfte habe ich ausgeglichen gesehen“, bilanzierte Hulsey. Stimmt, aus der Kabine kamen die Hackenheimer engagierter, mit mehr Zug nach vorne. Das 1:1 gelang dann auch wieder einmal nach einer gelungenen Eckballvariante. Um die Meisenheimer Kopfballhünen zu umgehen, ging der Ball in den Rückraum. Laurenz Bubach traf von dort mit einem platzierten Schuss in die untere Ecke (54.).
„Danach dachte ich, dass wir dran sind. Es hat sich so angefühlt, als wenn etwas gehen würde“, erläuterte Hulsey. Doch sein Gefühl bestätigte sich nicht. Chancen, gar gefährliche Ansätze waren Mangelware. „Wir haben es da nicht geschafft, das Momentum zu ziehen“, sagte Hulsey, dessen Aufstellung an der einen oder anderen Stelle – beispielsweise Matthias Hill statt Henrik Sperling – überrascht hatte.
„Die elf Spieler, die angefangen haben, haben allesamt sehr gut trainiert und sich den Einsatz verdient“, erklärte der Coach, der mit fünf Wechseln großflächig reagierte. Unter anderem musste Michael Gilles runter, der sich erstmals nicht in der Abwehrreihe, sondern im zentralen Mittelfeld versuchte, dort allerdings nicht zur Wirkung kam. „Ich weiß, dass er das sehr gut spielen kann“, sagte Hulsey über seinen Schachzug. Gilles traf aber oft auf Matchwinner Lörsch. Dessen Kopfballtreffer nahm Hulsey zum Anlass für einen Hinweis auf die aktuelle Phase seines Teams: „Vor fünf Wochen wäre so ein Kopfball an die Latte gesprungen, jetzt fällt er genau rein.“ Das Schlusswort gehörte Sieger Rehbein: „Es war von beiden Seiten auch ein richtig geiles Landesligaspiel.“
SG Meisenheim
TuS Hackenheim
Landesliga West · 12. Spieltag
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