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Orten der Umgebung (Kreisstadt,
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Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Altenkirchen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938-40.
Die Entstehung der Gemeinde geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
1684 lebte eine jüdische Familie in der Stadt, 1712 waren es zwei
Familien. Mitte des 18. Jahrhunderts durften mit herrschaftlicher Genehmigung
zwei weitere Familien zuziehen. Zunächst konnte noch keine eigene Gemeinde
gebildet werden, man besuchte die Gottesdienste in Hachenburg
oder in Dierdorf.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts (Betsaal seit 1747 s.u.) begann jüdisches
Gemeindeleben zu entstehen. 1767 wurde ein Rabbiner - zunächst für ein Jahr -
bewilligt.
Zur Synagogengemeinde Altenkirchen gehörten im 19./20. Jahrhundert auch die in
mehreren Orten der Umgebung von Altenkirchen lebenden jüdischen
Personen. 1877 waren es die Orte Fluterschen, Oberwambach, Fladersbach,
Mayerbusch und Hasselbach, in denen je einige jüdische Gemeindeglieder wohnten.
Bis 1876 waren auch die in Hamm lebenden jüdischen Personen
Gemeindeglieder in Altenkirchen. 1933 waren der Gemeinde in Altenkirchen die in Schöneberg,
Neitersen, Flammersfeld, Busenhausen und Ober-Ingelbach lebenden jüdischen
Einwohner angeschlossen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1805 51 jüdische Einwohner, 1825 64, 1845 65, 1885 197 (vermutlich
zusammen mit den in der Umgebung lebenden jüdischen Personen).
Im Blick auf die in den Nachbarorten lebenden jüdischen Gemeindeglieder
lassen sich exemplarisch die folgenden Zahlen nennen. Bei der Volkszählung 1905
lebten in Altenkirchen 129 jüdische Gemeindeglieder, in Birnbach 3, Busenhausen
3, Flammersfeld 6, Mehren 13, Neiterschen 2, Neitersen 8, Oberringelbach 6, Schöneberg
6 und in Weyerbusch 6. 1932 lebten in Altenkirchen 92 jüdische
Gemeindeglieder, in Schöneberg
10, Neitersen 5, Flammersfeld 3, Busenhausen 4 und Ober-Ingelbach 5.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die wichtigste Persönlichkeit
unter den Lehrern war Lehrer Jakob Salomon. Er ist 1846 in Dierdorf
geboren, war seit 1868 Lehrer in Altenkirchen, wo er 1893 sein 25-jähriges
Ortsjubiläum und 1918 sein 50-jähriges Ortsjubiläum feiern konnte. Jakob
Salomon starb am 12. Oktober 1936 in Nastätten.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Salomon
(geb. 5. Oktober 1889 in Altenkirchen, gef. 15.9.1914), Karl Salomon (geb.
21.2.1891, gef. 15.9.1914), Otto Salomon (geb. 1.5.1893 in Altenkirchen, gef.
28.9.1915) und Max Wolff (geb. 27.7.1871 in Altenkirchen, gef. 5.6.1917).
Um 1924, als in Altenkirchen 91 jüdische Personen lebten, waren die
Gemeindevorsteher Moritz Simon, Max Talheim und Karl Marx. Der bereits genannte
Lehrer Jakob Salomon war weiterhin in der Gemeinde tätig. An jüdischen Vereinen
gab es die Männer-Chewra (gegründet 1875, 1924 unter Leitung von Max
Abraham mit 20 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von William Salomon mit 22
Mitglieder; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Ortsangehöriger)
und die Frauen-Chewra (gegründet 1866, 1924/32 unter Leitung von Frieda
Königheim mit 20/23 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger). Im Schuljahr 1931/32 erteilte Lehrer Jakob Salomon fünf
Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht.
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 93 Personen)
auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts sowie der zunehmenden
Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (vgl.
Zusammenstellung von Eberhard Blohm über Link unten). 1937 wurden
noch 64 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (in 27 Haushaltungen). Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört; jüdische Wohnungen beziehungsweise Häuser
wurden überfallen. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und in das KZ Dachau
eingeliefert.
Von den in Altenkirchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Abraham
(1870), Berta (Bertel) Abraham (1928), Elfriede Abraham (1903), Else Abraham
geb. Wallerstein (1899), Ernest Abraham (1903), Hedwig Abraham (1891), Hugo
Abraham (1897), Jeanette Abraham geb. Horn (1877), Karl Abraham (1887), Liese
Abraham (1927), Siegfried Abraham (1891), Julie Altmann geb. Levy (1888), Moritz
Cahn (Kahn) (1927), Grete Cohen geb. Abraham (1900), Mathilde Davidowitz geb.
Rosenthal (1870), Rosa Dreyer geb. David (1869), Mathilde van Dyck (Deyck)
(1864), Leo Fultheim (1879), Hedwig Guth geb. Lychenheim (1862), Salomon
Heldenmuth (1866), Moses Hertz (1871), Frieda Hirsch (1885), Louis Katz (1910),
Selma Jacob geb. Levy (1874), Lina Kahn geb. Bock (1885), Siegmund Kahn (1879),
Jeanette Katz geb. Rosenbaum (1876), Nathan Katz (1879), Siegfried Katz (1921),
Karoline (Lina) Kaufmann geb. Lychenheim (1887), Martha Kaufmann geb. Fultheim
(1888), Minna Kaufmann geb. Fultheim (1885), Albert Levy (1886), Else Levy
(1928), Oskar Levy (1884), Ruth Löwenberg (1920), Artur Marx (1898), Gisela
Therese Marx (1930), Moritz Marx (1873), Rosalie Marx (1869), Waltraud Doris
Grete Edith Marx (1932), Helene Mayer geb. Simon (1865), Johanna Meyer geb.
Fultheim (1880), Rudolfine Mittelstedt geb. Katz (1907), Paula (Pauline) Moses
geb. Abraham (1876), Georg Riess (1883), Edith Salomon (1916), Martha Salomon
geb. Seligmann (1901), Salli Robert Salomon (1896), Walter Salomon (1893), Ida
Simons geb. Marx (1864), Cornelie Tobias geb. Salomon (1891), Dora Veith (1878).
Vgl. die sehr präzise Liste von Eberhard Blohm - Link siehe unten.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Salomon (1893; in
Altenkirchen seit 1868)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1893: "Altenkirchen.
Am Schabbat Wajera (Schabbat mit der Toralesung Wajera = 1. Mose
18,1 - 22,24, das war am 28. Oktober 1893) wurden es 25 Jahre, dass Herr
Salomon als Lehrer und Kantor in Altenkirchen weilt und wirkt. Die
dankbare Gemeinde verstand es nun in gebührender Weise die Aufopferung
und Leistungen desselben für Schule und Gottesdienst zu würdigen. Auf
Veranlassung des Synagogenvorstandes war für den Abend des hehren Tages
die ganze Gemeinde eingeladen und auch erschienen, um denselben durch
Veranstaltung einer Festlichkeit geziemend zu begehen. Als der Jubilar den
Saal betrat, empfing ihn der Vorsteher, Herr Dr. Abraham mit einer ebenso
inhaltsreichen, wie herzlichen Ansprache, in welcher derselbe die
Verdienste des Jubilars rühmend hervorhob; sodann überreichte er dem
Jubilar im Namen der Gemeinde einen prachtvollen Pokal mit passender
Inschrift und schloss seine Rede mit dem innigen Wunsche, nach 25 Jahren
das goldene Fest des Jubilars feiern zu können. Eine große Gesellschaft
blieb bis tief in die Mitternachtstunden zusammen und auf den Jubilar
wurden sinnreiche Toaste ausgebracht. In gleicher Weise beehrten ihn seine
Schüler, Freunde und Bekannte, die teils persönlich, teils in Form von
Depeschen ihre Glück- und Segenswünsche
darbrachten." |
50-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Jakob Salomon (1918)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. November
1918: "Am 27. vorigen Monats beging Lehrer Jakob Salomon in
Altenkirchen sein 50-jähriges Amtsjubiläum als Seelsorger der
israelitischen Gemeinde." |
Lehrer Jakob Salomon ist seit 60 Jahren als Lehrer
tätig (1926)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 5. März 1926: "Altenkirchen
(Westerwald). (Seltenes Jubiläum). Ein Jubiläum, wie es
vielleicht in Deutschland kaum einmal da war, beging in dieser Woche der Lehrer
Salomon an der hiesigen israelitischen Gemeinde. Volle sechzig Jahre bekleidet
er sein Lehramt. Der Jubilar zählt heute achtzig Lebensjahre. Zu seinen
Ehren fand eine Festversammlung statt, wobei Landrat Dr. Boden warme Worte
der Anerkennung für den Jubilar fand. Herr Salomon amtiert noch rüstig
weiter." |
85. Geburtstag von Lehrer Jakob Salomon (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 24. April 1931: "Altenkirchen. Herr Lehrer
Salomon, dahier, beging in körperlicher und geistiger Frische seinen 85.
Geburtstag. Der Jubilar hat 34 Jahre in der hiesigen Gemeinde das Amt
des Lehrers und Vorbeters bekleidet und leitet auch heute noch
ehrenamtlich den Gottesdienst an den Sabbaten und Feiertagen. Die Gemeinde
ehrte ihren allgemein geachteten Führer durch Überreichung eines
wertvollen Geschenkes. Der Gemeindevorsteher gratulierte im Namen des
Gemeinderates und fast sämtliche Amtsgenossen der evangelischen und
katholischen Schulen erschienen als Gratulanten. Auch der Kreisschulrat
sprach seine Glückwünsche aus und überreichte im Auftrage der Regierung
ein Gratulations- und
Anerkennungsschreiben." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf des Lehrers Jakob Salomon für eine arme Witwe
in Altstadt (1878)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878: "Herzliche
Bitte um Hilfe! In meinem Pfarrdorf Altstadt auf dem obern Westerwald
befindet sich eine israelitische Witwe in großer Not. Ihr Mann, der über
zwei Jahre arbeitsunfähig war, ist vor einigen Wochen im 34. Lebensjahr gestorben
und hinterließ sie mit 4 kleinen Kindern, von denen das
älteste 7 und das jüngste erst 1/4 Jahr alt ist. Das ganze Vermögen
ging während der langen Krankheit des Mannes darauf, Verdienst ist nicht
vorhanden. So sieht die arme Witwe mit ihren Kindern sorgenvoll und bang
in die Zukunft. Wir wenden uns darum mit der dringenden Bitte an die
Barmherzigkeit der Leser dieser Zeilen: Helft der armen Witwe und
erbarmt Euch ihrer Not! Gaben nehmen die Unterzeichneten dankend in
Empfang und quittieren seinerzeit in diesem Blatt.
L. Encke, evangelischer Pfarrer zu Altstadt.
H. Salomon, Lehrer zu Altenkirchen, Regierungsbezirk Koblenz.
Vorstehenden Hilferuf bitte ich die geehrten Leser dieses geschätzten
Blattes schon darum zu berücksichtigen, weil sich dieser verehrte Pfarrer
viele Mühe gegeben hat, die Not dieser wirklich armen Witwe, deren Mann
an den Nachfolgen der Strapazen des deutsch-französischen Krieges
gestorben ist, zu lindern. J. Salomon, Lehrer." |
Leserbrief eines orthodoxen
Gemeindemitgliedes aus Altenkirchen (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1894: "Altenkirchen.
Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, dass einzelne Herren Rabbiner,
besonders der Rheinprovinz, etwas vorsichtiger werden mit der Erteilung
der Kabbala (Zertifikat) an Schochetim (Schächter), über
deren Lebenslauf sie nicht hinlänglich informiert sind.
Einsender dieses hatte die Absicht, einen Schochet zu veranlassen,
seine drei Kinder, 8, 10 und 12 Jahre alt, die noch keinen
Religionsunterricht hatten, einer nahen israelitischen Religionsschule
zuzuführen. Da Güte nicht fruchtete, suchte er stützend auf einen
Ministerial-Erlass vom 6. Februar 1856 den Vater und Schochet, der auch
öffentlich den Sabbat nicht einhält, polizeilich hierzu zu
zwingen. Darauf wurde dem Einsender von dem Königlichen Landrat der
Bescheid gegeben:
'N.N. hat die Erklärung abgegeben: 'Ich lasse meine Kinder an dem
Religionsunterricht der evangelischen Volksschule teilnehmen und sorge
für die Unterweisung in der israelitischen Religion selbst' - So bin ich
nach dem Schlusssatze des von Ihnen angeführten Ministerial-Erlasses
nicht imstande, die Teilnahme der Kinder an dem israelitischen
Religionsunterricht zu erzwingen.'
Auch wird den Söhnen solcher Metzger, die am Schabbat öffentlich den
Fleischverkauf vertreiben, mit Leichtigkeit Kabbala erteilt. Wie leicht
oder schwer es solche Schochetim mit Koscher und Nicht
Koscher nehmen, überlasse dem Urteil der verehrten Leser. Ein
jüdischer Mann." |
Bankett zu Ehren des deutschen Kaisers mit jüdischer Beteiligung (1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1895: "Altenkirchen
(Westerwald), 28. Januar (1895). Bei dem heute hier stattgefundenen
Bankett zu Ehren des Geburtsfestes Seiner Majestät des deutschen Kaisers
beteiligten sich die dem Kriegervereine angehörigen zehn Israeliten. Die
denselben gereichten Speisen wurden nach streng jüdischem Ritus
zubereitet. Im Vorstand des hiesigen Kriegervereins befindet sich schon
lange Jahre Herr Hirsch Abraham." |
Spende von Prinzessin Clara von Hatzfeld-Wildenberg (1910)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Dezember
1910: "Altenkirchen im Westerwald. Prinzessin Clara von
Hatzfeld-Wildenberg übersandte unserem Lehrer Salomon 50 Mark für die
jüdischen Armen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Hermann David sucht einen Lehrling und ein
Lehrmädchen (1886)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1886:
"Für mein Manufaktur- und Modewaren-Geschäft suche zum baldigen
Antritt 1 Lehrling und ein Lehrmädchen mit guter Schulbildung aus
anständiger Familie. Kost und Logis im Hause.
Altenkirchen (Regierungsbezirk Koblenz). Hermann David." |
Hermann Rosenthal sucht eine Haushälterin (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 13.Mai 1901: "Suche eine ältere Persönlichkeit, von 40-50
Jahren als Haushälterin, welche die Küche mit versehen muss.
Offerten mit Gehaltsansprüchen an
Hermann Rosenthal,
Altenkirchen, Westerwald." |
Hermann Rosenthal sucht ein Lehrmädchen und einen Lehrling (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1901: "Suche
per sofort ein Lehrmädchen und einen Lehrling unter
günstigen Bedingungen.
Hermann Rosenthal, Altenkirchen, Westerwald."
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Otto Rosenberg sucht einen Lehrling
(1908)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. April
1908:
"Lehrling per Ostern bei 2 1/2 jähriger Lehrzeit
gesucht.
Otto Rosenberg, Manufaktur- und Modewaren. Altenkirchen,
Bezirk Koblenz". |
Zur Geschichte der Synagoge
Einen Betraum wollten die jüdischen Familien der Stadt 1743
einrichten. Bis dahin hatten sie die Gottesdienste in Hachenburg oder in
Dierdorf besucht, was für sie allerdings nach einem damaligen Bericht
verständlicherweise "beschwerlich und kostspielig" war. Da die Zahl
der männlichen Juden am Ort damals noch zu gering war (vier Familien), wurde
der Antragt zunächst abgelehnt. 1747 wurde schließlich eine "Judenschule"
gegen eine jährliche Abgabe eines Reichstalers von jedem jüdischen Haushalt
genehmigt. Aus der Geschichte dieser ersten Synagoge ist wenig bekannt. 1877
liest man in einem Bericht des Kreisschulinspektors über das "baufällige
Synagogengebäude" und eine damals geplante Kollekte bei anderen jüdischen
Gemeinden zum Bau einer neuen Synagoge.
Für diese neue Synagoge konnte im Mai 1882 ein geeignetes
Grundstück erworben werden. Innerhalb von zwei Jahren wurde die neue Synagoge
an der heutigen Frankfurter Straße (ehemalige Mackensenstraße) erbaut und im
Mai 1884 feierlich eingeweiht. Finanziert wurde der Bau unter anderem durch
einen langfristigen Kredit in Höhe von 12.000 Mark.
Die Synagoge wurde in neu-orientalischem (maurischem) Stil erbaut.
Charakteristisch waren neben den Fenstern und Türen (mit Hufeisenbögen) die
Eckpfeiler des Gebäudes, die mit Kugeln und Flammen bekrönt waren. Es gab 120
Sitzplätze in dem Gebäude.
Nur etwas mehr als 50 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens der Stadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude
zerstört und entweder kurz danach oder erst 1946 abgebrochen. Am Standort der
Synagoge wurde später eine Tankstelle erstellt. Heute ist hier eine
Kfz-Werkstatt mit großem Parkplatz.
Ein Gedenkplatte am Synagogengrundstück ist vorhanden (eingelassene
Metallplatte im Boden); vor der evangelischen Kirche erinnert seit 1978 eine
Bronzeplastik mit Inschrift an die Zerstörung der Synagoge.
Adresse/Standort der Synagoge: Frankfurter
Straße
Fotos
(Quelle: Historische Aufnahmen: Landesamt S. 74; neuere Fotos:
Hahn, Aufnahmedatum 25.8.2009)
Historische
Aufnahmen |
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Die Synagoge in
Altenkirchen -
Postkarte aus den 1930er-Jahren |
Die Synagoge nach
der Zerstörung
im November 1938 |
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Das
Synagogengrundstück im Sommer 2009 |
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Die
auf dem Foto rechts zu sehenden Häuser sind noch dieselben wie a
uf den
historischen Aufnahmen oben |
Grundstück der
ehemaligen
Synagoge 2009 |
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Denkmal für
die Synagoge am Synagogengrundstück
(Foto: Kirchenkreis
Altenkirchen) |
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Auf
dem Synagogengrundstück ist eine Gedenkplatte in den Boden eingelassen.
Davor erinnern sieben weiße Fläche an die "sieben Todsünden"
des Menschen. Seit 1988 werden jährliche Mahnwachen zum Gedenktag der
Zerstörung der Synagoge abgehalten (vgl. Dokumentation unter den
"Links" unten). |
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Das
Denkmal ("Flammenmal") für die Synagoge bei der evangelischen Kirche |
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Das Denkmal steht
rechts des Weges
zur evangelischen Kirche |
Unterschrift
unter dem Denkmal:
"Synagoge Altenkirchen - vernichtet am 9. November 1938" |
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Die
Bronzeplastik des Künstlers Erwin Wortelkamp, die den Brand der Synagoge
darstellt ("Flammenmal"), wurde 1978
aufgestellt |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
März 2024:
Führung auf den Spuren der
jüdischen Geschichte in Altenkirchen |
Pressemitteilung im ak-kurier
vom 13. März 2024: "Stadtführung zum Thema "Jüdisches Leben in
Altenkirchen"
Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus findet am Samstag, 23.
März, um 14.30 Uhr eine Stadtführung in der Kreisstadt zum Thema "Jüdisches
Leben in Altenkirchen" mit Doris Enders statt.
Altenkirchen. Ab 1684 gibt es nachweislich jüdisches Leben in
Altenkirchen; 1884 wird eine Synagoge errichtet, die 1938 von den
Nationalsozialisten zerstört wird. Heute erinnern Gedenkstätten sowie 75
Stolpersteine an das Jahrhunderte währende jüdische Leben in Altenkirchen.
Start der Stadtführung ist auf der Frankfurter Str. 11 (Standort der
ehemaligen Synagoge)in 57610 Altenkirchen. Der Rundgang dauert rund
anderthalb Stunden, die Teilnahme ist kostenlos. Informationen und Anmeldung
bei Christa Abts vom Caritasverband Rhein-Sieg unter Telefon: 02681-8789210
oder christa.abts[et]caritas-rheinsieg.de. (PM)"
Link zum Artikel |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 73-74 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Beiträge von Eberhard Blohm bei AKdia:
|
Die jüdischen
Familien aus den Gemeinden der Verbandsgemeinde Altenkirchen (Westerwald)
1933 bis 1945. Wölmersen 2008: Index
|
Blohm, Eberhard: Judendeportation
- Eine Bilanz des Schreckens: 100 Bürger dieser Stadt.
Blohm, Eberhard: Jüdische
Emigration - Jüdische Bewohner Altenkirchens, die emigrieren
konnten.
Blohm, Eberhard: Jüdische
Gewerbebetriebe in der Stadt Altenkirchen 1933
Blohm, Eberhard: Margarete
Weinberg – Schülerin der Höheren Stadtschule Altenkirchen.
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1805.
AKdia 2009. (Blohm
2009 l)
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1825.
AKdia 2009. (Blohm
2009 k)
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1845.
AKdia 2009. (Blohm
2009 a)
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1865.
AKdia 2009. (Blohm
2009 b)
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1885.
AKdia 2008.
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1905.
AKdia 2009. (Blohm
2009 c)
Blohm, Eberhard: Mitglieder
der jüdischen Synagogengemeinde Altenkirchen 1925.
AKdia 2008. |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Altenkirchen im Westerwald,
Rhineland. Ten Jewish families were present in the 16th century. In 1648, they
were forced to convert or leave. In 1843, the community numbered 83, reaching a
peak of 160 in 1908, but subsequently the Jewish population declined steadily as
the young left for the big cities to study or pursue careers. In 1824, a Jewish
elementary school was operating and in 1884, a new synagogue in the Moorish
style with 120 seats was consecrated. In the Weimar republic, Jews were active
in public and social life though antisemitism remained rife. In the Nazi period,
the Jews were soon ostracized socially and economically and abused in the
streets. Nonetheless, community life was maintained, with the local Zionist
organization numbering 15 members in 1936. In 1937, seven Jewish cattle traders
and four Jewish butchers were still active. On Kristallnacht (9-10
November 1938) the synagogue was burned and extensive damage was caused to
Jewish homes and stores. Jews men were sent to the Dachau concentration camp.
At least 27 Jewish families are believed to have lived in the town in the Nazi
era. Some emigrated to Palestine or other countries. At least 11 Jews perished
in the camps.
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|