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Altenkunstadt (Kreis
Lichtenfels)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Altenkunstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis
1938/42. Ihre Entstehung geht bis in spätmittelalterliche Zeiten zurück.
Bereits im 13. Jahrhundert könnten Juden am Ort gelebt haben: bei der
Judenverfolgung 1298 ("Rindfleisch-Verfolgung") kamen auch Juden aus
"Kunstadt" ums Leben, womit freilich auch - was sogar wahrscheinlicher
ist - "Burgkunstadt" gemeint sein kann. Um 1400 hatte das
Kloster Langheim in Altenkunstadt Schutzjuden. 1403 wird ein Jude genannt, der
entweder in Alten- oder Burgkunstadt wohnte (im Rechnungsbuch des Bamberger
Bischof steht der Name zwischen Einträgen über Einnahmen aus Altenkunstadt und
Burgkunstadt). Ein "Moses aus Altenkunstadt" erhielt 1475 das
Niederlassungsrecht in der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach. Seit dem 16. Jahrhundert wohnten
im sogenannten Judenhof Schutzjuden der Freiherren von Schaumburg.
Bei den Mai-Unruhen 1699 wurden (im Mai dieses Jahres) auch
in Altenkunstadt jüdische Häuser überfallen und geplündert. Die jüdischen
Familien kamen dadurch in große Not. Gemeinsam mit den Burgkunstadter
Juden klagten sie bei der Herrschaft: "Wir müssen wegen unserer gewalttätigerweise
verwüsteten und ruinierten Wohnungen in Städeln und Scheuern in beständiger
Furcht und Kümmernis uns aufhalten und haben dabei nicht das liebe Brot noch
sonst etwas zu leben, mithin uns in dem äußersten Elend und Notstand
befinden." Erst Soldaten aus Bamberg sorgten wieder für Ruhe in den beiden
Orten.
Im 17. und
18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner ständig zu. 1700 waren
es 200, 1765 265 jüdische Einwohner. Im 18. Jahrhundert waren Juden aus Polen
und Böhmen zugewandert. Die jüdischen
Familien in Altenkunstadt standen unter dem Schutz unterschiedlicher Herrschaften:
1751/52 gab vier "fürstliche" Juden (Fürstbistum Bamberg), drei
Langheim'sche, 13 Marschalk'sche und 38 Schaumberg'sche Juden (es werden nur die
männliche Juden beziehungsweise Haushaltsvorstände aufgeführt). Zwei Jahre
später waren es 2 Langheim'sche, vier mehr Marschalk'sche (halb ämtische, halb
redwitzische), elf Giechische und 30 Schaumberg'sche Juden. Die jüdischen
Familien lebten vom Handel mit Vieh und Waren aller Art. Ihr Einzugsbereich
reichte vom Thüringer Wald bis in die Gegend um Scheßlitz. Im 18. Jahrhundert
finden sich jüdische Handelsleute aus Altenkunstadt auch bei den Leipziger
Messen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule
(seit 1809 'deutsche Elementarschule', Jüdische Volksschule seit 1869) mit Lehrerwohnung und ein rituelles Bad (Mikwe). Die Toten der Gemeinde wurden
auf dem jüdischen Friedhof in Burgkunstadt
beigesetzt. Zur
Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der auch als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungstexte unten). Zeitweise waren auch mehrere
Personen angestellt.
Im 19. Jahrhundert hielt sich die Zahl der jüdischen Einwohner zunächst noch
auf hohem Niveau: 1809 285 jüdische Einwohner (42,2 % der Gesamtbevölkerung
von 676 Personen; 70 Familien), 1811/12 339 (46,4 % von insgesamt 730), 1837
Höchstzahl von 400 (49,9 % von 802). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ging
die Zahl durch Aus- und Abwanderung schnell zurück: 1867 184 jüdische
Einwohner (15,8 % von 1.166), 1880 112
(8,7 % von 1.288), 1900 65 (5,3 % von 1.219).
Um 1925, als noch etwa 40 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten,
waren die Vorsteher der Gemeinde Karl Lauer, David Liebermann und Max
Schuster. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat
Burgkunstadt, das seit
1914 durch den Bayreuther Rabbiner mitversehen wurde. 1932 waren die Vorsteher
der Gemeinde Karl Lauer, Theodor Liebermann und Max Schuster (letzterer auch als
Schriftführer und Schatzmeister). Als Lehrer und Kantor war Ignaz Steinbock
aus Burgkunstadt tätig. An jüdischen Vereinen war noch der
Israelitische
Frauenverein aktiv (gegründet 1890, Ziel: Wohltätigkeit, 12 Mitglieder unter
der Leitung von Philippine Hellmann).
1933 lebten noch 28 jüdische Personen in Altenkunstadt (1,5 % von
insgesamt 1.867). Trotz der zunehmenden Repressalien und der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts verzogen zunächst nur wenige der jüdischen Einwohner
vom Ort. 1936 wurde die Gemeinde mit den anderen Gemeinden des ehemaligen
Rabbinatsbezirkes Burgkunstadt dem Rabbinat Bamberg zugeteilt. Erst zwischen 1937 und 1939 verzogen 12 der jüdischen Einwohner aus Altenkunstadt (drei wanderten in die USA aus, neun übersiedelten in andere Orte
Deutschlands). Von den letzten 15 - im Frühjahr 1942 noch in Altenkunstadt
lebenden - jüdischen Einwohner wurden 13 im April über Bamberg nach Izbica bei
Lublin deportiert. Ein jüdischer Mann und seine Tochter überlebten den Krieg in
Altenkunstadt.
Von den in Altenkunstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Bacharach geb. Levor (1874), Ida Baer geb.
Hofmann (1874), Anna Berger geb. Hofmann (1875), Rosa Frankenburger geb.
Löwenthal (1874), Bertha Freudenthal geb. Levi (1886), Simon
Freudental (1889), Viktor Freudenthal (1896), Rosa Heller geb. Liebermann
(1874), Emma Hellmann (1858), Frieda (Friedl) Hellmann geb. Kahn (1902), Jenny
Hellmann (1891), Karl
Hellmann (1899), Mosche Hellmann (1889), Philippine Hellmann geb. Freudenthal
(1865), Siegmund Hellmann (1930), Roger Herrmann (geb. ?), William Herrmann
(geb. ?), Ida Hessdörfer geb. Liebermann (1869), Sophie Kohlmeier geb. Lauer
(1872), Frieda Lauer geb. Satzmann (1876), Ernst Liebermann (1926), Hedwig
Liebermann geb. Zeilberger (1892), Johanna Liebermann (1898), Martin Liebermann
(1921, siehe Beitrag
von Christof Eberstadt), Rosa Liebermann
geb. Rinsberg (1875), Ruth Liebermann (1928), Theodor Liebermann (1883), Sara
Lorentz geb. Seeligsberg (1869), Marie Moses geb. Seeligsberg (1876), Bella
Neumann geb. Hahn, Mathilde Nordhäuser (1878), Theodor Nordhäuser (1882), Else
Richheimer geb. Oppenheimer (1881), Siegfried (Fritz) Satzmann (1922), Julie Schuster geb. Löwenthal (1876), Max
Schuster (1876), Alexander Seeligsberg (1868), Klara Stark geb. Hahn (1865), Helene (Helena) Wolf geb.
Brill
(1906), Leo Wolf (1892), Lina Wolf geb. Leist (1863), Margot Wolf (1928), Käte
Zeilberger geb. Liebermann (1896).
Seit Mai 2013 erinnern auch in Altenkunstadt "Stolpersteine" an
einige der jüdischen Opfer der NS-Zeit. So wurden am 9. Mai 2013 drei
"Stolpersteine" vor dem Anwesen Theodor-Heuß-Straße 65 zur
Erinnerung an Leo, Helene und Margot Wolf verlegt. Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Altenkunstadt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Über die Geschichte der jüdischen
Schule in Altenkunstadt (Artikel von 1909)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Februar 1909: "Schulgeschichte.
Von Jakob Bierschild, Lehrer, Altenkunstadt.
Auf ein 100-jähriges Bestehen kann die hiesige jüdische Volksschule nunmehr
zurückblicken, weshalb es von Interesse sein dürfte, einiges über die
Geschichte derselben zu erfahren.
Die Nachrichten über die jüdische Volksschule zu Altenkunstadt reichen nicht
über das Jahr 1806 zurück. Vor diesem Zeitpunkt bestand für die
israelitische Jugend kein Schulzwang, doch besuchten die meisten
jüdischen Kinder dahier die christliche Schule. Es bestand aber hier, ebenso
wie in allen älteren israelitischen Gemeinden, seit langen Jahren eine
sogenannte Winkelschule, die von Privatlehrern, Bachurim genannt, geleitet
wurde.
Vom Jahre 1806 an besuchten alle israelitischen schulpflichtigen
Kinder dahier die christliche Schule und unter dem 9. November gleichen
Jahres erging von dem damaligen Ober-Schul- und Studienkommissariat in
Franken ein Schreiben an die Vorsteher der israelitischen Gemeinde dahier
als Ausdruck besonderen Wohlgefallens 'über die aufgeklärten Gesinnungen,
mit welchen sie sich an die Jugendbildung der Christen anschlossen.'
Im November 1808 erklärte die israelitische Gemeinde, einen eigenen
Elementarlehrer anstellen und besolden zu wollen, und Altenkunstadt war von
allen israelitischen Gemeinden der damaligen 'Provinz Bamberg' die erste,
vielleicht die einzige, welche im Juni 1809 aus eigenem Antrieb und auf
eigene Kosten eine 'deutsche Elementarschule' organisierte. Die Eltern
hatten nun die Pflicht, ihre Kinder zur Werktagsschule zu schicken.
Erst am 5. Januar 1817 wurde gemäß Entschließung des königlichen
Generalkommissariates des 'Mainkreises', in den israelischen Gemeinden zu
Altenkunstadt und Burgkunstadt die
Errichtung und der zwangsweise Besuch der Feiertagsschule
angeordnet." |
Ausschreibungen der Lehrer-/ Vorbeterstelle 1845 / 1853 / 1907
/ 1908
Anmerkung: Altenkunstadt wird in den damaligen Anzeigen "Altenkundstadt"
geschrieben; in ungefähr zeitlichen Dokumenten und Artikeln begegnet jedoch in
derselben Weise "Altenkunstadt".
Die Ausschreibung der Stelle 1845 war
nach dem Tod des Vorbeters Ochs nötig geworden: |
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 14. April 1845: "Erledigte Stelle für inländische
israel. Lehramts-Kandidaten. Durch den Tod des seitherigen Vorbeters Ochs
wurde die hiesige Vorbeterstelle erledigt. Mit derselben ist ein fixer
Gehalt von 200 fl. rheinl. nebst mehreren nicht unbedeutenden Akzidenzien
verbunden. Bewerber um diese Stelle haben ihre Gesuche mit legalen
Zeugnisse begleitet, binnen sechs Wochen an unterzeichnete Verwaltung
franco einzusenden, und zugleich anzuzeigen, ob sie zur Abhaltung eines
Probevortrags in hiesiger Synagoge bereit sind. Für Reisekosten wird
nichts vergütet. Bemerkt wird noch, dass der verstorbene Vorbeter, durch
Erteilung von Privatunterricht in Elementar- und Religionsgegenständen,
einen Nebenverdienst von circa 300 fl. jährlich hatte.
Altenkundstadt in Bayern 30. März 1845. Die israel.
Kultusverwaltung." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 7. März 1853: Ausschreiben. Die
israelitische Gemeinde zu Altenkunstadt beabsichtigt einen Vorbeter
aufzunehmen. Bewerber müssen mit den nötigen Seminarzeugnissen versehen
sein. Der Ertrag dieser Stelle ist fl. 150 aus der Kultuskasse, fl. 50 aus
Stiftungen, dann der gewöhnlich Akzidenzien, außerdem kann derselbe auf
Privatunterricht sich zuverlässig fl. 150 erwerben. Bewerbungen wollen
baldigst franko eingesendet werden.
Altenkundstadt, 13. Februar 1853,
Die israel. Kultusverwaltung. |
Von 1879 bis 1907
war Jonas Nordhäuser Lehrer an der israelitischen Volksschule.
Nach seinem Tod wurde die Stelle neu ausgeschrieben. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 19. Dezember 1907: "Die in Erledigung
gekommene hiesige israelitische Elementar-, Religionslehrer- und
Kantorstelle wird mit einem fixierten Jahresgehalt von 1.200 Mark und
freier Dienstwohnung im Schulhause zur öffentlichen Bewerbung
ausgeschrieben. Der Gehaltsbezug kann durch spätere Übernahme der
Schächterfunktion erhöht werden. Bewerber wollen ihr Gesuch unter
Beilage loyaler Zeugnisse über ihren Studiengang, Führung und bisherige
Wirksamkeit binnen 14 Tage bei der unterfertigten Stelle einreichen.
Altenkundstadt (Oberfranken), d. 8. Dezember 1907. Israelitische
Kultusverwaltung". |
Die Stelle musste 1907/08 mehrere Monate
ausgeschrieben, bis sich ein geeigneter Lehrer fand: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1908: Text
ähnlich wie oben. |
Schließlich konnte die Stelle mit dem
Religionslehrer Jakob Bierschild besetzt werden (s.u.) |
Zum Tod von Lehrer Jonas Nordhäuser im November 1907 und Nachfolgeregelung
durch Lehrer Jakob Bierschild
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1907:
"Burgkunstadt, 4. November (1907). Heute wurde unter allgemeiner
Beteiligung Herr Hauptlehrer Jonas Nordhäuser von Altenkunstadt im
Alter von erst 58 Jahren zu Grabe getragen. Um ihn trauert mit der Familie
und den zahlreichen Freunden die Gemeinde, in der er 28 Jahre hindurch
seines Amtes als Religions- und Elementarlehrer gewaltet hat. Von nah und
fern war man herbeigeeilt, um dem hochverehrten Mann, dem wackeren
Jugendbildner, der sich allgemeiner Achtung und Liebe erfreute, das letzte
Geleite zu geben. Herr Distriktsrabbiner Dr. Gottein von
Burgkunstadt
schilderte am Grabe in tiefempfundenen Worten das Leben und Wirken des
Heimgegangenen, Herr Hauptlehrer Löwenstern daselbst sprach im Namen der
anwesenden Kollegen und nahm in ergreifender Weise Abschied von dem Verwandten
und Freunde. Auch der Bezirkslehrerverein Weismain brachte seine Teilnahme
an dem Verlust in herzlicher Weise zum Ausdruck. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der
Israelit" am 10. September 1908: "Altenkunstadt, 3. Sept. (1908). Die durch den Tod des
Herrn Lehrers Nordhäuser seit Dezember vorigen Jahres verwaiste
israelitische Volkschullehrerstelle dahier wurde von Seiten der
Königlichen Regierung dem bisherigen Religionslehrer Jakob Bierschild
übertragen, nachdem derselbe von der hiesigen israelitischen
Kultusgemeinde in Vorschlag gebracht worden war." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ausschreitungen im Revolutionsjahr 1848
Artikel
in "Der treue Zionswächter" vom 28. März 1848: "Südwestliches
Deutschland. Die Zeitungen der jüngsten Tage berichten zahlreiche
schreckliche Angriffe gegen die Juden an der württembergischen, badischen
und französischen Grenze, von boshaftem Pöbel und plündernden Rotten
versucht und ausgeführt, welche Hab' und Gut zertrümmerten und die
Eigentümer aus ihren Besitztümern völlig verjagten. Wer erinnert sich
nicht bei solche traurigen Szenen an die Beschlüsse der nunmehr aus dem
Zeitlichen verschwundenen Rabbiner-Versammlung, welche die herkömmlichen,
zur Abwehr ähnlicher Gefahren und Schrecknisse an den allgewaltigen
Beschützer Israels gerichteten Gebete, und sogar auf die Fasttage für
überflüssig erklärte, weil jene mittelalterlichen Bedrückungen und
Grausamkeiten in dem von Bildung strotzenden 19. Jahrhundert nicht mehr vorkämen,
ja undenklich wären.*) Sehen nun diese vom Wahne geblendeten Ratsherren,
wie wenig sie über die Gegenwart hinaus zu sehen vermögen, und wie sie
sonach als Unweise auch unvermögend seien, die Lehren und Anordnungen
unserer Weisen irgendwie anzutasten?
*) Auch in Altenkunstadt und Burgkunstadt in Oberfranken, wo der jetzt zu
Frankfurt am Main Neues predigende Stein vor einigen Jahren noch als
Rabbiner fungierte, kamen ähnliche Verheerungen und Vertreibungen
vor." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
"Akt der Humanität" gegenüber einem jüdischen Mitschüler
(1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1882:
"Nürnberg, 25. März (1882). Nachstehender Akt der Humanität
dürfte sich wohl eignen, in den Spalten Ihres geschätzten Blattes
Aufnahme zu finden. Ein sehr begabter und hoffnungsvoller Jüngling
unseres Glaubens, der eine der höheren Klassen des hiesigen Gymnasiums
besuchte, namens Moritz Hellmann aus Altenkunstadt, starb im 17.
Lebensjahre im Hause seiner Eltern. Zur Beerdigung desselben ordnete das
Rektorat dieser Anstalt fünf Mitschüler (zwei Israeliten und drei
Christen) auf Kosten der Schule ab, den Verblichenen zu Grabe zu geleiten
und ihm namens der Studienanstalt einen Kranz auf das Grab zu legen, was
auch in Begleitung einer kurzen Ansprache von einem der Mitschüler
geschah. Die Heimat des Verstorbenen ist von hier 27 Stunden entfernt und
die Schüler mussten unterwegs übernachten." |
Soldat Grünfelder meldet sich freiwillig zum
China-Feldzug (1900)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1900:
"Als Freiwillige, die sich für die Expedition nach China gemeldet
haben, werden uns noch genannt: J. Cohn vom 67 Infanterieregiment, L.
Rosenthal aus Ibbenbüren, Musketier Bachrach aus
Nentershausen bei der 3.
Kompanie des hess. Trainbat. Nr. 11, August Lang, Reservist in
Worms und
Grünfelder aus Altenkunstadt in Oberfranken." |
70. Geburtstag von Philippine Hellmann geb. Freudenthal
(1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1935: "Altenkunstadt,
8. April (1935). Frau Philippine Hellmann geb. Freudenthal, Vorstandsdame
des hiesigen Israelitischen Frauenvereins feiert ihren 70. Geburtstag. (Alles
Gute) bis 120 Jahre." |
Anmerkung: Philippine Hellmann wurde am
17. März 1943 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 20.
Januar 1944 umgekommen ist. |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabsteine in New York für Philip Hermann (gest. 1888),
Baruch Adler (1808-1882), Selig S. Fischer (1827-1884), Charles W. Mack
(1826-1887) und Sophie Fisher (1831-1886), alle aus Altenkunstadt
Anmerkung: die Gräber befinden sich in einem jüdischen Friedhof in
NY-Brooklyn.
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Grabstein
für
"...Philip Herman.
Native of Altenkunstadt, Bavaria.
Died July 15, 1888. Aged 85 Years.
May his soul rest in Peace..." |
Grabstein für "Charles W. Mack
Born in Altenkunstadt Bavaria
Dec. 3, 1826
Died Nov. 2, 1887 -
Hanna Mack
Born in Fürth - Bavara April 23, 1831
Died March 19, 1907". |
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Grabstein für
"...Baruch Adler
Born in Altenkunstadt, Bavaria
October 24, 1808
Died May 20, 1882
Aged 53 Years..." |
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Grabstein für
"Selig S. Fisher
Born in Altenkunstadt Bavaria
November 7, 1827
Died in New York
January 28, 1884" . |
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Grabstein für "Sophie Fisher,
Born in Redwitz - Bavaria Febr. 28,
1831.
Died August 2, 1886" und
"Solomon Fisher. Born in Altenkunstadt Bavaria,
October 11, 1817,
Died September 15, 1906 -
Was a righteous man, perfect in his generation, an he walked with God". |
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Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Zur Geschichte der Synagoge
Die bis heute erhaltene Synagoge wurde 1726 erbaut.
Die Jahreszahl steht auf dem Hochzeitsstein der Synagoge. Über 200 Jahre lang
war die Synagoge kultureller und religiöser Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens am Ort.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge
(Inventar und Ritualien) durch ortsansässige SA-Leute zerstört. Im
Zweiten Weltkrieg wurden Kriegsgefangene in dem Gebäude untergebracht, nach dem
Krieg Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Im März 1948 fand vor dem
Landgericht Coburg ein Prozess gegen zwei der beim Novemberpogrom 1938
Beteiligten statt. Einer von ihnen erhielt eineinhalb Jahre Gefängnis.
Nach einer mehrjährigen Nutzung als Lagerraum für das Wasserwerk der Gemeinde
wurde die ehemalige Synagoge 1989 bis 1993 umfassend restauriert und als Museum und
kulturelle Begegnungsstätte hergerichtet. Auf der ehemaligen Frauenempore
erinnert heute eine Dauerausstellung an die Geschichte der Juden im oberen
Maintal. Eine Nachbildung des Hochzeitssteines von 1726 wurde am Gebäude
angebracht, da der alte Hochzeitsstein bis zur Unkenntlichkeit verwittert ist.
Adresse/Standort der Synagoge: Judenhof 3 D-96264 Altenkunstadt (Tel. 09573/7999,
über Gemeinde: 09752/387-0 oder -11, Fax 09753/310986)
Fotos / Darstellungen:
(Historische Aufnahmen von Hochzeitsstein und Toraschild von Theodor Harburger
1928/29,
veröffentlicht in ders.: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und
Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives for the History of the
Jewish People, Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken - Fürth und
Schnaittach. 1998 Bd. 2 S. 4-5; Zeichnungen aus Motschmann: Es geht Schabbes ei
s.Lit. S. 28-29; neuere Innenaufnahme: Jürgen Hanke, Kronach)
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Zeichnung der Synagoge von
Josef Dumrauf (1930) |
Foto des Hochzeitssteines von
Th. Harburger (Aufnahme von 1929) |
Zeichnung des Hochzeitssteines
von
Distriktrabbiner Dr. Eduard Goitein (1915) |
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Steinerner Rahmen des
Tora-Schreines, Zeichnung von
Dr. Goitein (1915) |
Tora-Schild (Tass) von 1715 im
Synagogenbesitz (Aufnahme
von Th. Harburger 1928). |
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Fotos nach 1945 |
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Die ehemalige Synagoge um 1985
vor der
Restaurierung (das Dach ist bereits
erneuert. Quelle: Schwierz s.Lit.) |
Innenaufnahme
nach der
Restaurierung |
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Fotos
2007 / 2022
(Fotos von J. Hahn, Aufnahmedatum 10.4.2007, neuere Aufnahmen von
Jürgen Hanke, Kronach von 2022) |
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Der "Judenhof" |
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Straßenschild |
Hinweistafel zur Geschichte
des "Judenhofes" (links alte Tafel von 2006) |
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Blick auf den
Judenhof |
Im Judenhof: links Teil der
Synagoge;
das Haus links der Mitte war das Haus
des Schächters |
Eines der ehemaligen
jüdischen Häuser (Judenhof 15) |
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Hinweistafel zur Geschichte
der
israelitischen Volksschule |
Das Gebäude der ehemaligen
israelitischen Volksschule mit Anbau |
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Die ehemalige Synagoge |
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Hinweistafel zur
Synagoge "Kulturraum und Gedenkstätte) |
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Blick auf die Ostfassade der
ehemaligen
Synagoge vom Eingang in den "Judenhof"
Der Aron hakodesch (Toraschrein) befindet
sich links von dem Fenster |
Blick vom Judenhof auf die
Nordfassade
der ehemaligen Synagoge
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Blick zum Eingang auf
der
Westseite
der ehemaligen Synagoge
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Nachbildung des
Hochzeitssteines
und Gedenktafel |
Hinweis- und
Gedenktafel |
Nachbildung des
Hochzeitssteines |
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Brunnen vor der
ehemaligen
Synagoge |
Eingang zum Nebengebäude
der
ehemaligen Synagoge |
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Das sog. "Mack-Haus"
(Theodor-Heuss-Straße 25)
und seine
jüdische Vorgeschichte
(Fotos: Jürgen Hanke, Fotos von 2014/2022) |
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Text auf der
Informationstafel von 2006: "Das Mack-Haus. Dieses Gebäude war das Wohn- und
Geschäftshaus der jüdischen Familien Mack und Seeligsberg. Sie waren
Tuchhändler. Das Haus wurde 1832/33 im klassizistischen Stil neu erbaut,
möglicherweise nach Plänen des berühmten Architekten Leo von Klenze, der zu
jener Zeit die Residenzstadt München prächtig ausbaute."
Die neue Tafel hat den Text: "Das Mack-Seeligsberg-Haus.
Dieses denkmalgeschützte Gebäude war das Wohn- und Geschäftshaus der
jüdischen Tuchhändlerfamilie Mack im klassizistischen Stil,
höchstwahrscheinlich nach Plänen des berühmte Architekten Leo von Klenze,
der zu jener Zeit die Residenzstadt München so prächtig ausbaute. Ausgeführt
wurde der Bau durch den hiesigen Baumeister Georg Zeuß. Der rückwärtige
Fachwerkbau gilt als eines der ältesten Gebäude in der Gemeinde
Altenkunstadt. Das Haus blieb im Besitz der Familie Mack. Als letztes
Mitglied lebte hier Rosine Seeligsberg eine Enkelin von Alexander Mack,
verheiratet mit dem Kronacher Arztsohn Moritz Seeligsberg. Sie starb,
hochangesehen nicht zuletzt wegen ihres großen sozialen Engagements, im Jahr
1932." |
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Das Rathaus und seine
jüdische Vorgeschichte
(Foto: Jürgen Hanke, Fotos von 2014 / 2022) |
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Text auf der
Informationstafel von 2006: "Das Rathaus. Die Gemeindeverwaltung wurde
erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus der alten Kanzlei in dieses Gebäude
verlegt. 1855 kaufte die Gemeinde das Anwesen von der jüdischen
Weinhändlerfamilie Putzel, die, wie damals viele ihrer Glaubensgenossen,
nach Amerika auswanderte. Von 1855 bis 1929 beherbergte das Haus die
Volksschule sowie Lehrerwohnungen. durch den Zuwachs der Bevölkerung
reichten die Räume bald nicht mehr aus. Im 'Kloster' wurde die 1. bis 4.
Klasse der Mädchen, in der Gastwirtschaft Fischer am Markt, heute Anwesen
Langheimer Strasse 2, die 1. bis 4. Klasse der Jungen unterrichtet. Die
oberen Klassen verblieben im Rathaus, ebenso die Lehrerwohnungen. 1975 wurde
das Rathaus um einen Anbau erweitert."
Die neue Tafel hat den Text: "Das Rathaus. Das Gebäude wurde
1826 errichtet und erfuhr im Laufe der Jahre zahlreiche Umbauten und
verschiedene Nutzungen. 1855 kaufte die Gemeinde das Anwesen von der
jüdischen Weinhändlerfamilie Putzel, die wie damals viele ihrer
Glaubensgenossen nach Amerika auswanderte. Von 1855 bis 1929 beherbergte das
Gebäude die Volksschule sowie Lehrerwohnungen. Durch die Zunahme der
Bevölkerung reichten die Räume bald für Schulzwecke nicht mehr aus. Nach dem
Neubau einer Schule an der Baiersdorfer Straße im Jahr 1928 verblieben hier
aber weiterhin Lehrerwohnungen. Nach 1945 erfolgte nach und nach die
Verlegung der Gemeindeverwaltung hierher. Im Zuge der Gebietsreform der
1970er-Jahen wurden einige umliegende Dörfer eingemeindet und die Verwaltung
wurde größer, sodass 1975 ein Anbau am rückwärtigen Teil des Hauses nötig
wurde." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
April 2012:
Gedenken an die Deportation und Ermordung von 13
Altenkunstadter Juden |
Artikel von Andreas Welz in "infranken.de"
vom 25. April 2012: "13 Kerzen, ein Foto und viele mahnende
Worte.
Altenkunstadt. Gedenkstunde. Die Interessengemeinschaft Synagoge
Altenkunstadt erinnerte mit der CHW-Bezirksgruppe Burgkunstadt-Weismain an
die Deportation und Ermordung von 13 Altenkunstadter
Juden..."
Link
zum Artikel |
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Mai 2013:
In Altenkunstadt werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von Josef Motschmann in der
"Neuen Presse" vom 14. Mai 2013: "Symbole neuer
Erinnerungskultur.
Drei Stolpersteine erinnern an die Familie Wolf. Sie wurde am 24. April
1942 nach Polen deportiert und wenige Wochen später in den Gaskammern des
Konzentrationslagers Sobibor von den Nazis ermordet..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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Oktober 2013:
Ausstellung zu den Genisa-Funden |
Artikel von Josef Motschmann in der
"Neuen Presse" vom 19. Oktober 2013 (Link
zum Artikel): "Ältestes Dokument aus dem Jahr 1566
In der Altenkunstadter Synagoge ist die Genisa-Ausstellung eröffnet. Selbst Gäste aus den USA sind angereist.
Altenkunstadt - Evi Iglauer und Lotte Reynold aus New York City konnten im Jahr 1938 noch rechtzeitig Deutschland verlassen und in den USA eine sichere Bleibe finden. Beide Iglauer-Töchter, damals sechs und zehn Jahre alt, mussten nicht mehr erleben, wie wenige Wochen nach ihrer Ausreise ihre vertraute Burgkunstadter Synagoge in der Pogromnacht zerstört und ein paar Tage später abgerissen wurde.
Dokumente, wie sie jetzt in der Altenkunstadter Synagoge präsentiert werden konnten, seien damals in Burgkunstadt während der November-Tage 1938 wohl für immer verloren gegangen. Umso erfreuter lauschten die beiden rüstigen "Borkuuschde Maala" der 30er-Jahre den Ausführungen von Inge Goebel, als sie einzelne Genisa-Objekte, die man Anfang der 1990er-Jahre auf dem Dachboden der Altenkunstadter Synagoge geborgen hatte, erstmals der Öffentlichkeit präsentierte.
In Anwesenheit des Bürgermeisters Georg Vonbrunn, mehrerer Gemeinderäte und zahlreicher Gäste erklärte Inge Goebel, ehrenamtliche Archivleiterin der Gemeinde Altenkunstadt, die Bedeutung einer Genisa für die heutige Forschung. Religiöse Gegenstände und andere Dokumente hätten die Juden früher nicht weggeworfen, sondern in der Synagoge "hinterlegt". Mit Hilfe der gefundenen Objekte könnte man heute Rückschlüsse ziehen auf das Innenleben einer Gemeinde, das Schulwesen, auf die Rolle der Frauen, den kulturellen Austausch und den Radius wirtschaftlicher Beziehungen.
Das älteste Dokument, das man in Altenkunstadt geborgen hatte, stammt aus dem Jahr 1566 und ist das Fragment eines Bibelkommentars, der in Venedig gedruckt wurde. "Salomon Jakob Lauer aus Altenkunstadt" ist beispielsweise in einer Predigtsammlung vermerkt, die 1799 in
Sulzbach erschienen ist. Inge Goebel zeigte sich darüber erfreut, dass tatsächlich die meisten Objekte aus Altenkunstadt stammen und damit sehr anschaulich 300 Jahre der 700-jährigen jüdischen Tradition des Ortes dokumentieren. Vielleicht könnte sich in einigen Jahren jemand entschließen, seine Doktorarbeit über die Altenkunstadter Genisa zu schreiben, so der Wunsch der Referentin.
Auf der ehemaligen Frauenempore, auf der seit 1993 einer Dauerausstellung zur Geschichte der Juden am Obermain präsentiert wird, konnten die Besucher in den neu eingerichteten Vitrinen einzelne Objekte einsehen, die man in den letzten Wochen restauriert hatte. Erstaunt wurde registriert, wie vor 200 Jahren Kalender angelegt waren. Andererseits konnte man bei der Literatur für die Schulanfänger durchaus Parallelen zu heutigen ABC-Schützen feststellen: Das mühsame Erlernen der einzelnen Buchstaben fällt eben doch am leichtesten, wenn es mit Hilfe von interessanten Bildern schmackhaft gemacht wird - damals wie heute..." |
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November/Dezember 2016: Zum Tod von Josef Motschmann
Der im Blick auf die Erforschung der jüdischen Geschichte der Region
hochverdiente Josef Motschmann (geb. 26.1.1952 in Altenkunstadt, gest.
26.11.2016) wurde unter anderem mit dem German Jewish History Award
ausgezeichnet. Dazu findet sich eine Würdigung in der Seite http://obermayer.us/award/awardees/motschmann-ger.htm
bzw. in englisch http://obermayer.us/award/awardees/motschmann-eng.htm
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Traueranzeige
zum Tod von Josef Motschmann: "Nachruf
Die Interessengemeinschaft Synagoge Altenkunstadt trauert um
Josef Motschmann
Gründer, 1. Vorsitzender und inspirierender Geist unserer
Gemeinschaft.
Seiner Initiative ist es zu danken, dass die ehemalige Synagoge zu einem
Ort der Begegnung, des friedlichen Diskurses und des kulturellen
Austausches wurde - es war ihm eine Herzensangelegenheit.
Mit der Gründung der Interessengemeinschaft Synagoge wurde der Rahmen
geschaffen für die vielfältigen Veranstaltungen, mit denen Josef
Motschmann unermüdlich für das gegenseitige Verständnis der jüdischen
und der christlichen Religion und das Wissen um die gemeinsamen Werte und
Traditionen warb. Sein Bemühen um das Aufarbeiten der Geschichte
bewirkte, dass Nachkommen Altenkunstadter Juden die Heimat ihrer Vorfahren
immer wieder als Ort der Versöhnung kennenlernten und hat den Namen den
Namen Altenkunstadt in die Welt getragen. Josef Motschmanns großes
Engagement, seine Unbeirrbarkeit und sein ausgleichendes Wesen haben die
Interessengemeinschaft geprägt. Er wird sehr fehlen.
Inge Goebel Otto Schumann Dr. Hansjürgen Michel" |
Presseartikel in "InFranken.de"
vom 28. November 2016: "Altenkunstadts
Ehrenbürger Josef Motschmann ist tot". |
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März 2020:
Mit App und Smartphone
durch die Ausstellung in der Synagoge |
Artikel von Corinna Tübel in "Fränkischer
Tag" vom 10. März 2020: "Interaktiv durch die Synagoge. Ein sogenannter
Smartguide ermöglicht es, erklärende Informationen zu den Exponaten zu
bekommen.
In der ehemaligen Synagoge gibt es jetzt die Möglichkeit, sich auf eine
'interaktive Führung' durch die Dauerausstellung zu begeben. Bei einer
kleinen Feier wurde der sogenannte Smartguide offiziell vorgestellt.
Bürgermeister Robert Hümmer erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die
Synagoge von Altenkunstadt eines der wenigen Gebäude sei, das die
schrecklichen geschichtlichen Ereignisse überstanden habe. Noch heute könne
es deshalb an die jüdische Gemeinde erinnern. Nachdem Gemeinderat Karlheinz
Hofmann die Ausstattung der Synagoge mit modernster Technik ins Spiel
gebracht habe, entschieden sich die Verantwortlichen der Gemeinde dafür,
eine Smartguide anzuschaffen.
Interessengemeinschaft. Einen kurzen geschichtlichen Überblick gab
Archivbetreuerin Inge Göbel, die ins Bewusstsein rief, dass im Jahr 1938 die
Synagoge von Altenkunstadt beschädigt worden sei. 1988 fanden sich heimische
Bürger zusammen, die die 'Interessengemeinschaft Synagoge Altenkunstadt'
gründeten. Ihr besonderes Anliegen sei es dabei gewesen, dieses Gebäude, das
über Jahrzehnten als Turnraum oder als Lagerhalle gedient habe, als Kultur-
und Ausstellungsraum zu eröffnen. Die inzwischen immer umfangreicher
gewordene Dauerausstellung auf der sogenannten Damenempore trage dazu bei,
dass bei Besuchern und insbesondere Schulkindern viel Verständnis für die
Geschichte der Juden geweckt werde. Allerdings erschlössen sich derartige
Exponate nicht von selbst. Sie benötigten Erklärung. Hier habe der
technische Fortschritt nun Möglichkeiten geschaffen, um sich selbst auf den
Weg durch die Dauerausstellung in der Synagoge zu begeben. In diesem
Zusammenhang kam dann die Idee von Kreisarchivpflegerin Adelheid Waschka,
mit sogenannten QR-Codes zu arbeiten.
Schlüssel und Smartphone. Dies stellte sich als eine funktionierende
und weitgehend wartungsfreie Lösung heraus. Interessierte müssten sich nur
den Schlüssel im Rathaus (während der üblichen Geschäftszeiten) holen und
könnten mit einem Smartphone an die erklärenden Informationen kommen, die es
sowohl in deutscher wie auch in englischer Sprache gibt."
Link zum Artikel https://www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/interaktiv-durch-die-synagoge;art154303,4957780
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 146-147; III.1 S. 195-196. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 104-105. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 192. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 200-202.
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| Josef Motschmann: Es geht Schabbes ei. Vom Leben der
Juden in einem fränkischen Dorf. Lichtenfels 1988 (hg. vom SPD-Kreisverband
Lichtenfels). |
| ders.: "Die Kultur im Dorfe". Jüdisches
Vereinsleben in Altenkunstadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Vom Main
zum Jura. Heimatgeschichtliche Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfels.
Heft 2. Lichtenfels 1985 S. 35-44. |
| ders.: Altenkunstadt - Saaz - Berlin - Jerusalem. Stationen
einer jüdischen Familie in drei Jahrhunderten. ebd. S. 45-56. |
| ders.: "Masel Tow". Zur Bedeutung des
Hochzeitssteins an der Synagoge zu Altenkunstadt. In: Vom Main zum
Jura. Heft 3 Lichtenfels 1986. S. 51-58. |
| ders.: Rabbi Altenkunstadt. Skizzen zur Biographie eines
bedeutenden Rabbiners. In: Vom Main zum Jura. Heft 4. Lichtenfels 1987. S.
131-138. |
| Klaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken
(1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. zu
Altenkunstadt S.
62-77.
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| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu. ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Altenkunstadt S. 49-55 (die Forschungsergebnisse
konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch
nicht eingearbeitet werden). |
| Genisa-Blätter.
Hrsg. von Rebekka Denz und Gabi Rudolf in Kooperation mit dem
Genisaprojekt Veitshöchheim. Heft 1 2013. Darin Beiträge von Monika Müller,
Gabi Rudolf, Oliver Sowa und Rebekka Denz: Quellen 2-4
aus der Genisa Altenkunstadt S. 21-51.
Auch online
zugänglich (interner Link) bzw. über www.v-j-s.org
(über "Aktuelles") |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Altenkunstadt Upper
Franconia. Jews were present from the 15th century. Their houses were destroyed
during the peasant riots of 1699. A synagogue was built in 1726 (replaced in
1822) and a Jewish public school was opened in 1869. The Jewish population
declined sharply from 400 in 1837 to 112 (total 1.288) in 1880 and subsequently
to 28 in 1933. The interior of the synagogue was destroyed on Kristallnacht
(9-10 November 1938). In 1937-39, 12 Jews left the town, nine to other German
cities and three to the United States. Thirteen were expelled to Izbica in the
Lublin district of Poland on 25 April 1942.
nächste Synagoge
(in Oberfranken)
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