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in Bad Homburg
Es bestehen zur jüdischen
Geschichte in Bad Homburg weitere Textseiten:
Bad Homburg vor der Höhe (Kreisstadt,
Hochtaunuskreis)
Texte/Berichte zur Geschichte des Rabbinates / der Rabbiner
sowie der Kultusbeamten der jüdischen Gemeinde in Bad Homburg 1848-1938
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Homburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Die Texte dieser Seite wurden dankenswerterweise von Susanne Reber
abgeschrieben.
Übersicht:
Vorgeschichte und Überblick
Im 18. Jahrhundert hatte Homburg noch keinen eigenen Rabbiner. Die
Gemeinde unterstand dem Rabbiner in Friedberg.
1825 wurde ein erster
"Vize-Rabbiner" namens Josef Wormser
angestellt. Nach dessen Tod 1827 wurde der Rabbinatskandidat Calman
Rothschild zum Vize-Rabbiner ernannt. Das Amt war mit dem
des Religionslehrers verbunden. 1848 bis 1851 war als Religionslehrer und
Prediger in Homburg
Anschel Stern tätig. Er wurde 1851 als Oberrabbiner nach Hamburg berufen.
Als sein Nachfolger war Seligmann Fromm als
Rabbiner tätig; der Landgraf hatte ihn zum landgräflich hessischen Rabbiner
ernannt. Nachdem er Homburg verlassen hat, war das Rabbinat in Homburg offenbar
noch keine feste Institution, da 1875 (siehe unten) für Homburg die "Stelle eines
Religionslehrers, der zugleich die Funktionen eines Rabbiners zu versehen
hat" ausgeschrieben wurde. Nachdem sich auf diese Stelle Rabbiner Dr. Samuel
Auerbach aus Nordhausen bewarb, blieb es jedoch beim Amt des
Rabbiners in der Stadt. Auf Rabbiner Dr. Samuel Auerbach folgten Rabbiner Dr.
Meier Appel (1878 bis 1886), Rabbiner Dr.
Heymann Kottek (1887 bis 1912), Rabbiner Dr.
David Winter (1912 bis 1921) und Rabbiner Dr.
Leopold Wreschner (um 1925 bis 1935). Nach dem Tod von Rabbiner Dr.
Wreschner wurde das Rabbinat nicht mehr besetzt - die Auflösung und immer
gewaltsamere Zerstörung der Gemeinde in der NS-Zeit war bereits in vollem
Gange.
Rabbiner Anschel Stern (Rabbiner
in Homburg 1848 bis
1851)
Rabbiner Anschel Stern war Sohn eines
rabbinischen Gelehrten, lernte beim Talmudisten Seckel Wormser in Fulda und
Seligmann Bär Bamberger in Wiesenbronn, ab 1840 in Würzburg. 1844 begann er
mit dem Studium der Orientalistik in Würzburg, zugleich war er Hauslehrer im
Dienst des Barons Joel Jakob von Hirsch. Von 1848 bis 1851 war er
Religionslehrer und Hilfsrabbiner in Homburg. 1851 wurde er nach Hamburg
berufen, wo er sich in den folgenden Jahrzehnten in vielfältiger Weise um das
religiöse Gemeindeleben verdient gemacht hat. 1855 heiratete er eine Tochter des
britischen Chief Rabbi Nathan Adler. Er starb am 11. März 1888 in
Hamburg.
Literatur: Das jüdische Hamburg - Ein historisches Nachschlagewerk. Hrsg. vom
Institut für die Geschichte der deutschen Juden. 2006 S.
240.
Ausschreibung
der Stelle des Religionslehrers (1847)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 29. Juni 1847:
"Die israelitische Religions-Gemeinde dahier sucht einen tüchtigen,
wissenschaftlich gebildeten Religionslehrer ledigen Standes, der auch im Stande
ist, einen geordneten Vortrag in deutscher Sprache zu halten und bis zum
1. August dieses Jahres antreten kann.
Hierauf Reflektierende können bei dem unterzeichneten Vorstande unter
portofreier Einsendung ihrer Zeugnisse die näheren Bedingungen erfahren;
vorläufig wird bemerkt, dass ein fixes jährliches Gehalt von 400 Gulden
ausgesetzt. ist.
Bad Homburg, den 9. Mai 1847. Der israelitische Gemeinde-Vorstand L.S.
Schiff." |
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Auf die Ausschreibung der Stelle bewarb
sich erfolgreich Lehrer Anschel Stern. |
Lehrer (und Rabbiner) Anschel Stern hält seine
Abschiedsrede in der Homburger Synagoge (1851)
Artikel in der Zeitschrift "Der Zionswächter" vom
4. Juli
1851: "Hessen-Homburg. Am jüngsten Schabbat hielt unser bisheriger
Religionslehrer und Prediger, ihr jetzt erwählter Oberrabbiner Stern
seine Abschiedsrede hieselbst. Unsere kleine Synagoge war nach allen
Seiten hin angefüllt, und die geistlichen und weltliche Staatsbehörden
ebenfalls vertreten. Als der Redner in bewegter Sprache ein Bild seines
vierjährigen Wirkens unter uns entwarf, als er des neuen Wirkungskreises
gedachte, zu dem er berufen, und in Rücksicht auf die höheren
Anforderungen, die jetzt an ihm gestellt, nur im himmlischen Beistande
Kraft und Beruhigung finden konnte, da blieb kein Auge tränenleer, kein
Herz ungerührt. Möge der Segen des Himmels dem Scheidenden in reicher Fülle
stets und überall zuteil werden!" |
Artikel
im "Jüdischen Lexikon" zu Rabbiner Anschel Stern
Rabbiner Seligmann Fromm (Rabbiner in Homburg
1851 bis 1875)
Seligmann Fromm ist 1822 in Großlangheim
(Bayern) geboren. Er studierte an der Preßburger Talmud-Hochschule des "Chatam
Sofer" (Rabbi Moses Schreiber aus Frankfurt am Main). Zunächst war er als
Hauslehrer in Karlsruhe tätig. 1851
wurde er als Rabbiner nach Homburg berufen; der Landgraf ernannte ihn zum "landgräflich
hessen-homburgischen Landesrabbiner"; seine Besoldung erhielt er
teilweise aus der Regierungskasse. Fromm war mit der Tochter Rachel (1831-1893)
des Würzburger
Raws Seligmann Bär Bamberger verheiratet. Auf den letzten Landgrafen, Ferdinand
von Hessen-Homburg, hielt Rabbiner Fromm die Gedächtnisrede (1866, s.u.). 1875
wurde Fromm Hausrabbiner bei Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild. Er
genoss höchstes Ansehen in Frankfurt. Im Januar 1889 erhielt er die ehrenvolle
Aufgabe, die Trauerrede zum Tod von Samson Raphael Hirsch zu halten.
Rechts: Rabbiner Seligmann
Fromm (1822-1898) und seine Frau Rachel geb. Bamberger
(1831-1893)
(Quelle: Arnsberg Bilder 1973 S. 97; The Bamberger Family - Bildanhang;
rechts Zeitschrift "Der Israelit" vom 31.1.1901) |
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Rabbiner Dr. Seligmann Fromm ist Großvater des
deutsch-amerikanischen
Psychoanalytikers, Philosophen und Sozialpsychologen Prof. Dr. Erich
Fromm (geb. 1900 in Frankfurt als Sohn des orthodoxen Weinhändlers
Naphtali Fromm und seiner Frau Rosa geb. Krause, gest. 1980 in der Schweiz).
|
Literatur (Artikel zu Seligmann Fromm): Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der
Französischen Revolution. Bd. 3 Biographisches Lexikon S.
127-128.
Rabbinatskandidat
Seligmann Fromm wird zum
Nachfolger von Prediger Anschel Stern bestimmt
(1851)
Artikel in der Zeitschrift "Der Zionswächter" vom
29.
August
1851: "Homburg v.d.H., 20.
August
(1851). Wie Ihnen bekannt, wurde unser hochwürdiger Prediger, A. Stern,
zum Oberrabbiner in Hamburg ernannt. Dank unsern würdigen Vorstehern,
dass sie alsbald auf schleunige Besetzung dieser Stelle bedacht waren. Sie
wandten sich deshalb an den Rabbinatskandidaten, Herrn S. Fromm, aus
Bayern, bis jetzt Hauslehrer in einem der angesehensten Häuser
Karlsruhes, empfohlen durch ausgezeichnete Kenntnisse, verbunden mit
wahrer Religiosität, wie nicht minder durch trefflichen Charakter.
Derselbe wurde daher eingeladen, zu Schabbat Nachamu dahier seine
Probepredigt abzuhalten. Diese Predigt, in fließender, bilderreicher
Sprache, durchweht vom wahren Geiste unserer heiligen Religion,
vorgetragen mit kräftiger, klangvoller Stimme, konnte ihre Wirkung nicht
verfehlen. Unter den zahlreich sich eingefundenen Zuhörern der Gemeinde,
sowie unter den vielen anwesenden Badegästen, war nur eine Stimme des
ungeteiltesten Befalls. Noch an demselben Abende versammelten sich daher
unsere Vorsteher und einstimmig übertrugen sie Herrn Fromm definitiv die
hiesige Predigerstelle.
Er
herrscht über diese Ernennung in unserer Gemeinde die allgemeinste
Freude, und wir sehen getrost der Zukunft entgegen, nachdem wir die
Leitung unserer religiösen Verhältnisse in solch würdige Hände
niedergelegt wissen."
Anmerkungen: - Seligmann Fromm: vgl.
Bericht
zum 100. Geburtstag von Rabbiner Seligmann Fromm
- A. Stern: vgl.
Bericht über die Anstellung von Anschel Stern (1848)
- Schabbat Nachamu:
https://de.chabad.org/library/article_cdo/aid/486351/jewish/Schabbat-Nachamu.htm
|
Zum Tod von Landgraf Ferdinand von Hessen-Homburg -
Rabbiner Seligmann Fromm hält die Gedächtnisrede (1866)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. Mai 1866: "Bad Homburg, den 7. Mai (1866). In den ersten
Tagen des vorigen Monats hörte ein edles Fürstenherz zu schlagen auf:
Der souveräne Landgraf Ferdinand von Hessen-Homburg - der letzte
seines Stammes - starb im drei und achtzigsten Lebensjahre! Das Land
verlor in ihm einen wohlwollenden Fürsten, und die allgemein empfundene
Trauer um denselben lieferte den schönsten Beweis, welcher hohen
Anerkennung und Verehrung der Verewigte sich zu erfreuen hatte. Wir
Israeliten haben übrigens noch ganz besonders Ursache, dem Verewigten
Worte der Liebe und des Dankes zu weihen! Sein Andenken sei zum Segen.
Er war es, welcher die Gleichberechtigung der Israeliten mit den übrigen
Staatsangehörigen in ihrem vollen Umfange in unserem, wenn auch nur
kleinen Lande zur Tatsache werden ließ. Dieses Prinzip bewährte sich
auch bei dem feierlichen Leichenbegängnisse des Verblichenen; denn auch
der Herr Rabbiner dahier wurde wie alle übrigen Staatsdiener offiziell
hierzu eingeladen und im Zuge den übrigen Geistlichen gleichgestellt.
Doch, le roi est mort, vive le roi! Mit göttlicher Hilfe ist bloß ein
Personenwechsel, nicht aber ein Systemwechsel eingetreten. Seine
Königliche Hoheit der regierende Großherzog von Hessen und bei Rhein hat
die Regentschaft unseres Landes angetreten. Ein edler Regent, dem das Wohl
aller Untertanen wahrhaft am Herzen liegt. Kurz nach seinem
Regierungsantritt dahier hatte unser Herr Rabbiner die Ehre einer Audienz
bei Höchstdemselben und hatte hierbei sich einer sehr huldvollen Aufnahme
zu erfreuen. - Seine Königliche Hoheit erkundigten sich in wahrhaft
väterlicher Weise nach dem Stande unserer hiesigen Glaubensgenossen, und
ließen sich mit größter Teilnahme namentlich über die Verhältnisse
der hiesigen Synagogen-Gemeinde berichten, deren bestes Gedeihen fördern
zu wollen Allerhuldvollst versprechend.
Am gestrigen Tage nun fand die Trauerfeierlichkeit um den heimgegangenen
Landgrafen in der Synagoge dahier in erhebender Weise statt. Das
Gotteshaus war zu diesem Zwecke entsprechend in Stand gesetzt, und
gefüllt mit Leuten aus allen Ständen und Konfessionen. Den Kern der
Feier bildete die ebenso gediegene wie geistvolle Rede unseres Herrn
Rabbiners Fromm. Er schilderte mit beredten Worten die hohen
Fürstentugenden des Betrauerten in einer Weise, dass die zahlreiche
Versammlung sich tief ergriffen und hoch begeistert fühlte. Mehr über
diese treffliche Rede zu sagen - für welche von Allerhöchster Stelle der
Text aus Hoschea Kap. 6 Vers 1-3 befohlen wurde - finde ich schon deshalb
überflüssig, da dieselbe auf vielseitiges Verlangen im Druck erscheinen
wird. Psalmen und Trauergebete wechselten nach einem eigens hierfür
ausgegebenen Programme, und mit einem warmen Gebete für das Wohl Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs und Landgrafen Ludwig III. und des
ganzen großherzoglichen und landgräflichen Hauses schloss diese
würdige, uns unvergesslich bleibende Feier."
Anmerkungen: - Ferdinand von Hessen-Homburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg)
- Gleichberechtigung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Emanzipation
- Großherzog von Hessen und bei Rhein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_IV._(Hessen-Darmstadt)
- Hoschea:)
https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/hoschea
- Landgraf Ludwig III.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_III._(Hessen-Darmstadt) |
Zum Tod von Rabbiner Seligmann Fromm (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 13. Juni 1898: "Frankfurt a.M. 12. Juni (1898). Gestern
verschied in hohem Alter Herr Rabbiner Fromm dahier. Derselbe
verwaltete eine lange Reihe von Jahren das Amt eines Rabbiners in der
Israelitischen Gemeinde zu Homburg v.d. Höhe; später übernahm er die
Stelle eine Hausrabbiners bei Freiherrn Wilhelm Carl von Rothschild - sein
Licht leuchte -, welch
letzterer ihn seiner hohen Gelehrsamkeit halber zu diesem Amte bestimmte.
Viele Jahre hindurch gaben sich die beiden Herren um zwischen den Toten
und den Lebenden zu unterscheiden gemeinsam täglich
einigen Stunden der Forschung in der heiligen Lehre hin. In den sechziger
Jahren war Herr Rabbiner Fromm ein mutvoller und eifriger Verfechter des
gesetzestreuen Judentums, und ihm ist es hauptsächlich zu danken, dass
die Gemeinde Homburg noch heute dem Väterglauben, so wie er uns
überliefert wurde, erhalten geblieben ist. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens".
Anmerkungen: - Wilhelm Carl von Rothschild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Carl_von_Rothschild und
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/951 sowie
https://www.alemannia-judaica.de/rothschild_familie.htm
|
Ausschreibung
der Stelle eines Lehrers mit rabbinischen Qualifikationen (1875)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember
1875: "Die Stelle eines Religionslehrers, der zugleich die Funktionen
eines Rabbiners zu versehen hat, ist in hiesiger Gemeinde mit einem Fixum
von Reichsmark 1.500 offen.
Bewerber wollen sich an den israelitischen Vorstand in Homburg v.d. Höhe
wenden." |
Zum 100.
Geburtstag von Rabbiner Seligmann Fromm (1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember
1921: Rabbiner Seligmann Fromm. (Zu seinem hundertsten
Geburtstage).
Am 4. Tewes werden 100 Jahre verflossen sein, seitdem Rabbiner Fromm dem
Judentum und der Gesamtmenschheit geschenkt worden ist; gleich einer
hellleuchtenden Menorah strahlt sein Bild aus alter glücklicher Zeit
hinüber in unsere Tage.
Als zweitältester Sohn eines schlichten, durch Frömmigkeit und Rechtlichkeit
ausgezeichneten Mannes in Großlangheim geboren, erkannte die edle, aus
gefeierter Gelehrten-Familie stammende Mutter mit richtigem Blicke schon
sehr frühe die im zarten Kinde schlummernden Anlagen und Vorzüge, und
auf ihrem Totenbette bestimmte sie den damals kaum achtjährigen Jungen
'fürs Lernen', Im Alter von 12 Jahren kam der Knabe zu Rabbi Seligmann
Bär Bamberger, dem nachmaligen großen Würzburger Raw, der damals noch
in Wiesenbronn lebte, und nach gründlicher Vorbereitung zog er als
Sechszehnjähriger nach Pressburg, um auf der damals größten jüdischen
Hochschule zu den Füßen des Chatam Sofer sich weiterzubilden; und er
wurde bald sein Lieblingsschüler. Ein Jahr genoss er noch den Unterricht
des großen Lehrers, um dann bei dem Nachfolger, dem unvergesslichen Ksav
Sofer, der ihm innigste Freundschaft entgegenbrachte und bei dem
Pressburger Dajan, Rabbi Nathan Wolf, der den jungen Schüler väterlich liebte,
weiter zu lernen und zu streben.
Nachdem er 5 Jahre lang in Pressburg als einer der anspruchslosesten und
sonnigsten Schüler seinen Studien obgelegen hatte, kehrte er mit der
Semichah in die Heimat |
zurück,
froh empfangen von Rabbi Wolf Hamburger, dem damaligen
Fürther Rabbiner, der den jugendlichen
Schüler schon damals zu seinem Nachfolger im Amte wünschte. Das ehrliche,
treue Wissensstreben, das sein ganzes Leben hindurch einer seiner stärksten
Charakterzüge bildete, führt ihn indessen nochmal zu seinem Jugendlehrer
Rabbi Seligmann Bär Bamberger zurück, der inzwischen auf den alten
Rabbinatssitz in Würzburg berufen
worden war. Vier Jahre hindurch widmete er sich gleichzeitig seinen
Universitäts-und Torastudien- wie emsig und erfolgreich er 'gelernt' hat,
beweist die Tatsache, dass der große Würzburger Raw dem fleißigen Jungen die
Hatorat Horvoh verlieh, eine Auszeichnung, derer sich von allen seinen
Schülern nur noch ein zweiter (der selige Oberrabbiner Stern in Hamburg)
rühmen durfte.
Er war dann kurze Zeit als Lehrer in
Karlsruhe tätig und trat dann 1851 das Rabbinat Homburg v. d. H. an. In
der Zeit, da er kein Amt antrat, entwickelte die 'Reform' ihre ganze Kraft,
um, wie ihre Bannerträger glaubten, in starkem, schnellen Anlauf Israels
Gemeinden für sich zu gewinnen. Es gelang der Kraft und der milden,
überzeugenden Persönlichkeit des Rabbiners Fromm von der ihm anvertrauten
Kehille alle Versuchungen abzuwehren, es gab damals in der stattlichen
Homburger Gemeinde niemanden, der am Sabbat seinem Geschäftsbetrieb oblag.
Als Rabbiner gehörte er dem Vorstande der Gemeinde an. Er sah sich in dieser
Korporation oft ganz isoliert in seinen Bestrebungen, dann aber entfaltete
er desto größeren Mut, und seine felsenfeste Überzeugung, dass die gute
Sache siegen müsse, ließ ihn nicht verzagen. In 24 gesegneten Jahren hat er
seine Kraft der Gemeinde geweiht, von seinem Landesfürsten, dem Landgrafen
Ferdinand von Hessen-Homburg, in besonderer Weise geachtet und verehrt,
einem jeden seiner Gemeindemitglieder ein wirklicher Freund, in jeglicher
Sorge und Not.
Die Tätigkeit in Homburg, das damals als Weltkurort in höchster Blüte
stand, führte Rabbiner Fromm alljährlich mit Persönlichkeiten des In- und
Auslandes zusammen. Das Haus des Rabbiners bildete den Mittelpunkt für
jüdische Gelehrte – Bekius macharios waren bei Rabbiner Fromm im gleichen
Maße zu Hause, und hervorragende Geldaristokraten, an deren Herz Rabbiner
Fromm in seiner gewinnenden Art nie umsonst für wohltätige Zwecke
appellierte und deren Hilfe er auch für den Bau der schönen Synagoge in
Homburg in Anspruch nahm. Viele Schaaloth utschwooth wie jüdische
Geistesfürsten stammten aus Fromms Rabbinertätigkeit in Homburg und finden
noch heute durch ihren Scharfsinn und ihre Klarheit die Beachtung der
jüdischen Gelehrtenwelt.
An seiner Seite wirkte in ihrer beglückenden und liebevollen Art, die
unvergessliche, ebenbürtige Gattin, die Tochter seines Lehrers, des
Würzburger Rabbi Bamberger, mit der
ihn ein wahrhaft glückliches, heiliges Familienleben umschloss.
Bis zum Jahre 1875 wirkte Rabbiner Fromm in Homburg. In diesem Jahre berief
Baron Willy von Rothschild s. A. Ihn an seine Seite nach
Frankfurt und bereitete ihm damit
die Möglichkeit, ausschließlich dem Torastudium, den Werken der
Wohltätigkeit und dem Mühen für alles Große und Edle sich zu widmen. Wer
möchte schildern, wie Rabbiner Fromm dann bis zu seiner Todesstunde der
heiligen Aufgabe, die ihm gestellt war, sich treu bewiesen hat?
Und dieser gefeierte Gelehrte, in Schrift und Sprache, diese Verkörperung
von echt jüdischem Gemilus Chesed, dieser liebevollste Freund aller
Leidgebeugten, der treueste Ratgeber aller
Gedrückten und Besorgten, der Freund seiner Kinder, war durchstrahlt von
einer geradezu einzigartigen Bescheidenheit und Freundlichkeit, deren Zauber
jedem, der ihm nahte, Bewunderung, Freundschaft und Liebe abzwang.
In stiller Ehrfurcht gedenken wir des unvergesslichen Mannes s. A., dessen
Vorbild uns voranleuchtet, dessen Wesen uns begeistert und dessen ideales
Wirken uns stets von Neuem aneifern möge, in seinen Wegen wandeln.
Lehagdit Torah usehaarirdoh."
Anmerkungen: - Tewes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tevet
- Menorah:
https://de.wikipedia.org/wiki/Menora
- Fürs Lernen: Talmudstudium
- Rabbi Seligmann Bär:https://de.wikipedia.org/wiki/Seligmann_Bär_Bamberger
- Chatam Sofer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Sofer und
https://www.visitbratislava.com/de/setzt/chatam-sofer-gedenkstatte/
- Dajan: Mitglied eines Rabbinatsgerichts
- Semichah:
https://de.wikipedia.org/wiki/Semicha
- Rabbi Wolf Hamburger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Hamburg
- Oberrabbiner Stern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anschel_Stern
- Reform:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liberales_Judentum
- Israel: Toratreue jüdische Gemeinschaft
- Kehille:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Ferdinand von Hessen-Homburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg) und
https://www.lagis-hessen.de/pnd/135964512
- ...hervorragende Geldaristokraten: Besonders hervorzuheben ist hier der
Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild, der immense Summen seines Vermögens
für wohltätige Zwecke unabhängig von der Konfession der Bedürftigen
gespendet hatte
https://www.alemannia-judaica.de/rothschild_familie.htm
- Bekius macharios: Mensch, der über seine weitgefächerte Bildung glücklich
ist (?)
- Rabbi Bamberger:https://de.wikipedia.org/wiki/Seligmann_B%C3%A4r_Bamberger
vgl.
Berichte zum Tod von Rabbiner Seligmann Bär Bamberger
- Baron Willy von Rothschild:https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Carl_von_Rothschild
und
https://www.alemannia-judaica.de/rothschild_familie.htm
- ...s.A.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Z%22l (seligen Andenkens)
- Gemilus Chesed: Tätige Nächstenliebe und Wohltätigkeit |
Rabbiner Dr. Samuel Auerbach
(Rabbiner in Homburg 1876 bis 1878)
1876 wurde Rabbiner Dr. Samuel Auerbach als Nachfolger für Rabbiner
Seligmann Fromm gewählt. Er war 1827 in Bonn geboren als 15. (und jüngstes)
Kind des dortigen Rabbiners Abraham Auerbach (1763
Bouxwiller/Buxweiler - 1845
Bonn). Sein Großvater war der bedeutende Kabbalist Selig Auerbach (geb. 1726 in
Brodny). Samuel Auerbach studierte nach 1845 bei seinem ältesten Brüder,
Rabbiner Dr. Benjamin Hirsch Auerbach, der 1835 bis 1857 in
Darmstadt als
Rabbiner tätig war. Nach der Zeit in Darmstadt studierte Samuel an der
Universität in Bonn Philosophie. Mitte der 1850er-Jahre wurde er Rabbiner in
Nordhausen. 1876 wurde er nach Bad Homburg berufen, wo er allerdings auf Grund
einer schweren Erkrankung nur zwei Jahre tätig war. Darauf zog er nach
Frankfurt, wo er 1884 gestorben ist.
Zur Wahl von Rabbiner Dr. Samuel Auerbach (1876)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 11. April 1876: "Homburg v.d.H., 31. März. Der
Vorstand und die neugewählten Vertrauensmänner haben den Rabbiner Dr.
Sam. Auerbach, welcher bisher in Nordhausen amtierte, als einen Mann
der rechten Mitte, zum Rabbiner der hiesigen Gemeinde gewählt. Seine
Antrittspredigt hat allgemeinen Anklang gefunden, und er zeigt bereits den
besten Eifer, sich der Schuljugend anzunehmen. So hoffen wir, dass er auch
unserem Gottesdienste eine angemessene Form geben wird." |
Zum
Tod von Rabbiner Dr. Samuel Auerbach (1884)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
30.
Oktober 1884: "Aus Frankfurt am Main meldet man uns den am vorigen
Freitag, den 5. Marcheschwan (= 24. Oktober 1884) erfolgten Tod des Rabbiners Dr. Samuel
Auerbach – er ruhe in Frieden. Der Verewigte war der jüngste Sohn des
ehemaligen Oberrabbiners R. Abraham Auerbach – das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen, nach dessen Tode er zu seinem ältesten Bruder,
Dr. B. H. Auerbach, damals Rabbiner zu Darmstadt kam, um sich in der talmudisch-rabbinischen Wissenschaft auszubilden. Mit regem Eifer und
emsigem Fleiße oblag er fünf Jahre lang dem Studium von Tora
und Posekim und bezog dann die Universität Bonn zur Absolvierung
philosophischer Studien. Mitte der fünfziger Jahre wurde ihm das Rabbinat
in Nordhausen, Provinz Sachsen übertragen, das er ungefähr 20 Jahre in
Ehren und allgemeiner Anerkennung seiner Leistungen, besonders als
Kanzelredner und Lehrer, bekleidet. Sein religiös-konservativer
Standpunkt, den er während des ganzen Lebens innehielt, wurde zwar
zuweilen von Gegnern der gesetzestreuen Richtung innerhalb der Gemeinde
Nordhausen missbilligt, doch gelang es ihm bis in die Mitte der siebziger
Jahre eigentliche Reformen in Synagoge und Gottesdienst zu verhindern. Als
man aber in der genannten Zeit seitens der Gemeindeverwaltung auf Einführung
der Orgel bestand, hatte Dr. Samuel Auerbach den Mut, sein Amt
niederzulegen. Er privatisierte darauf einige Jahre, bis er als Rabbiner
nach Bad Homburg berufen wurde. Auch dort war es ihm nicht beschieden,
seines Amtes zu walten; eine plötzliche Erkrankung, die ein schweres
Nervenleiden im Gefolge hatte, zwang ihn, seine Stelle aufzugeben. Von
dieser Zeit an siechte der früher so kräftige und arbeitsfrohe Mann hin,
der Besuch der Bäder brachte ihm keine Heilung. Er zog mit seiner Familie
nach Frankfurt, woselbst er zu Zeiten, in denen seine Leiden etwas nachließen,
mit Verwandten und Bekannten, die ihn wegen seines biederen Charakters
hochschätzen, einen anregenden und ihn selbst aufheiternden Verkehr
unterhielt. Seit einem Jahre war aber die Krankheit so vorgeschritten,
dass er das Haus nicht mehr verlassen konnte. Die treue Pflege einer
hingebenden Gattin und liebevoller Kinder war bemüht, ihm die Schmerzen
zu erleichtern. – Nun hat der edle Mann, der viel im Leben gekämpft und
gelitten, seine irdische Laufbahn vollendet; er ist eingegangen in die
Welt des ewigen Friedens und der ewigen Freude, um den Lohn für sein
Wirken zu empfangen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Möge
der 'Arzt für alle gebrochenen Herzen' der schwer geprüften Gattin
und den trauernden Kindern Trost senden in ihrem großen, gerechten
Schmerze! Mögen die Kinder im Sinne ihres verklärten Vater und nach
dessen Beispiel und Lehren sich gleichfalls als edle Menschen und
gewissenhafte Juden bewähren – das schönste Denkmal, das Kinder ihrem
Vater errichten können."
Anmerkungen: - Rabbiner Abraham Auerbach:
https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_Auerbach
- Rabbiner B. H. Auerbach:https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Hirsch_Auerbach
- Posekim: Pluralform von Posek
https://de.wikipedia.org/wiki/Posek |
Rabbiner
Dr. Meier (Meyer) Appel (Rabbiner in Homburg 1878 bis 1886)
Rabbiner Dr. Meier Appel ist 1851 in Jesberg
geboren. Er studierte 1870 bis 1878
im Rabbinerseminar in Breslau. 1878 wurde er Rabbiner in Homburg, 1886 zweiter
Stadtrabbiner in Mannheim, von 1893 bis 1919 Stadt- und Konferenz-Rabbiner in
Karlsruhe. Er war verheiratet mit Anna Willstätter,
Tochter von Rabbiner Benjamin Willstätter. Er starb 1919 in
Karlsruhe.
Links:
Rabbiner Dr. Meier Appel mit Ehefrau als Rabbiner in Karlsruhe.
Quelle: Juden in Karlsruhe Hrsg. von Heinz Schmitt 1988 S. 166. |
Rabbiner
Dr. Appel erhält einen Ruf aus Krotoschin (Krotoszyn, 1880)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
15. Juni
1880: "Aus Homburg v.d. Höhe berichtet man uns, dass der daselbst seit
kurzer Zeit fungierende Rabbiner Dr. Appel einstimmig von der Gemeinde zu
Krotoschin gewählt worden, nachdem der dortige Rabbiner Dr. Joël an das
Breslauer Seminar berufen worden. Die Homburger Gemeinde macht alle
Anstrengungen, sich den zwar noch jungen, aber bewährten Rabbiner zu
erhalten." .
Anmerkung: - Rabbiner Dr. Joel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Manuel_Jo%C3%ABl |
Rabbiner
Dr. Appel wird durch die Kaiserin empfangen (1883)
Obervorsteher und Stadtrat Wolf Ackermann wird auf weitere sechs Jahre in den
Stadtrat gewählt (1883)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
1. Oktober
1883: "Bad Homburg, 18. September (1883). Ich befinde mich in der
angenehmen Lage, Ihnen in der jetzigen Zeit, wo Sie in Ihrem werten Blatt
so viel Unangenehmes zu berichten haben, auch etwas Angenehmes,
Hocherfreuliches mitteilen zu können.
Von dem Kammerherrn Ihrer Majestät der Kaiserin erhielt unser
Rabbiner Herr Dr. Appel die schriftliche Mitteilung, dass Ihre Majestät
denselben im hiesigen Königlichen Schlosse Sonntag den 16. dieses Monats
zu sprechen wünsche. Im Laufe der Unterredung äußerte sich Ihre Majestät
wiederholt außerordentlich anerkennend über die rege Beteiligung der
Israeliten an den Werken der
Wohltätigkeit. Besonders rühmend sprach sich Ihre Majestät über die
israelitischen Wohltätigkeitsanstalten Berlins und Frankfurts aus.
Weiter habe Ihnen zu berichten, dass der Obervorsteher unserer
israelitischen Kultusgemeinde, Herr Wolf Ackermann, nachdem derselbe schon
18 Jahre dem hiesigen Stadtrate angehört, bei der jüngsten Wahl wiederum
auf 6 Jahre gewählt worden. Kurz vorher hatten ihn seine Herren Kollegen
in den Bezirksrat gewählt. – Sowohl hier, wie oben bei Herrn Rabbiner
Dr. Appel ist das Wort am Platze: 'Ehre, dem Ehre gebührt!'. L.L."
Anmerkung: - Kaiserin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Viktoria_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
|
Rabbiner
Dr. Appel wird durch die Kaiserin empfangen (1885)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
17. August
1885: "Homburg v.d.H. Wie vor zwei Jahren, so hatte auch in diesem Jahre
unser Rabbiner Dr. Appel, die hohe Ehre des Empfangs bei Ihrer Majestät
der Kaiserin. Diese Tatsache legt Zeugnis ab, dass Ihre Majestät keinen
Unterschied macht zwischen den verschiedenen Konfessionen. O möchte doch
diese edle Gesinnung in allen Kreisen unseres Vaterlandes stets nachgeahmt
werden!" |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. August 1885: "Homburg v.d.H., 14. August (1885).
Auch bei dem diesmaligen Aufenthalte der Kaiserin von Deutschland in
unserem Badeorte empfing sie unseren Rabbiner Dr. Appel in Audienz. Die
freundlichen Worte, welche die hohe Frau zu dem geistlichen Vertreter des
Judentums sprach, geben von Neuem Zeugnis, dass die antisemitische
Gesinnung in ihr keinen Platz gegriffen". |
Dr.
Appel wird als Rabbiner nach Mannheim berufen (1886)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
5. Oktober
1886: "Bonn, 26. September (1886). Man schreibt aus Homburg v.d.H. vom 19.
September (1886). Herr Rabbiner Dr. Appel wird binnen Kurzem die hiesige
Stadt verlassen, um einem an ihn ergangenen, sehr ehrenvollen Rufe der
Mannheimer israelitischen Gemeinde Folge zu leisten. Sein Abhang von hier
wird allerseits bedauert. Herr Dr. Appel hat sowohl durch sein rühriges,
amtliches Wirken, als auch durch sein taktvolles persönliches Auftreten
sich während seines siebenjährigen Aufenthaltes dahier die Sympathien
seiner Gemeinde und weiterer städtischer Kreise in höchstem Maße zu
erwerben gewusst. Seine Begabung als Kanzelredner, sowie seine Tüchtigkeit
als Jugendbildner erfreuten sich in hiesiger Stadt allgemeiner
Anerkennung. Als Geistlicher, sowie als Pädagoge, ist Herr Dr. Appel dem
alten Wahlspruch gefolgt: 'Fest in der Sache, milde in der Form'. Die
Festigkeit auf der einen Seite machte einen nachhaltigen Eindruck, die
Milde auf der andern Seite zog an und so kommt es denn auch, dass Herr Dr. Appel allen, selbst Minderwollenden, Hochachtung abnötigte. Die Kanzel
benutzt derselbe, um in kernhafter Weise religiöse Belehrung zu
verbreiten und außerdem hielt er im Wintersemester wöchentlich zweimal
Vorlesungen über jüdische Literatur und Geschichte, welche sich ihrer
populären Fassung wegen großer Beliebtheit bei Auditorium erfreuten. Mit
größter Liebe aber hingen an ihm die Schüler, welchen er Liebe und
Begeisterung für ihren Glauben einzuflößen wusste." |
Ausschreibung
der Rabbinerstelle (1886)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20.
September 1886: "Durch Berufung unseres Rabbiners Herrn Dr. Appel nach
Mannheim ist dessen Stelle bei der hiesigen israelitischen Gemeinde sofort
zu besetzen.
Gehalt per
Jahr 2.000 Mark, und außerdem 208 Mark Vergütung für den
Religionsunterricht on der Realschule, sowie ein eventueller
Staatszuschuss von 343 Mark.
Qualifizierte
Bewerber belieben ihre Meldungen baldigst und unter Beifügung der
erforderlichen Zeugnisse, namentlich über pädagogische Befähigung an
den Unterzeichneten einzusenden.
Homburg v.d. Höhe, 17. September 1886. Der israelitische
Kultusvorstand W. Ackermann." |
Rabbiner
Dr. Heymann (Heimann) Kottek (Rabbiner in Homburg 1887 bis 1912)
Dr. Heymann (Heimann) Kottek ist 1860 in Posen geboren. Bereits im Alter von 27
Jahren wurde er Rabbiner in Bad Homburg. Er entfaltete als solcher vielfältige
Aktivitäten - innerhalb wie außerhalb der Gemeinde. U.a. war Dr. Kottek war
gemeinsam mit Rabbiner Dr. Jonas Bondi und Rabbiner Dr. Salomon Bamberger
Mitbegründer der "Jüdisch-literarischen Gesellschaft" in Frankfurt.
Von der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft wurde 1915 eine "Geschichte der
Juden", verfasst von Heimann Kottek, herausgegeben. Viele andere Beiträge
von Dr. Kottek erschienen in dem seit 1903 erschienenen "Jahrbuch der
Jüdisch-Literarischen Gesellschaft". Dr. Kottek starb bereits Ende 1912 in
Homburg.
Antrittspredigt
von Rabbiner Dr. Kottek (1887)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
21. April
1887: "Man schreibt uns aus Homburg v.d.H.: Am 2. dieses Monats hielt der
Rabbiner Dr. Kottek seine Antrittspredigt, welche auf die zahlreiche Zuhörerschaft,
unter welchen sich auch der Bürgermeister, der Beigeordnete und andere
Mitglieder des Gemeinderates befanden, einen tiefen Eindruck machte. Dr.
Kottek fungiert hier zum ersten Male als Rabbiner." |
Rabbiner
Dr. Kottek wird von der Kaiserin empfangen (1887)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. August
1887: "Bad Homburg, 8. August (1887). Wie bereits in diesen Blättern
mitgeteilt, wurde unser Rabbiner, Herr Dr. Kottek, zu Ihrer Majestät der
Kaiserin, zur Audienz befohlen. Der Empfang war ein sehr huldvoller. Ihre
Majestät geruhte, sich eingehend nach den Verhältnissen der hiesigen
israelitischen Gemeinde zu erkundigen und sprach Allerhöchstihre
Befriedigung darüber aus, dass die Israeliten Homburgs auf streng religiösem
Standpunkte stehen. Die hohe Frau erwähnte rühmend des unlängst
verstorbenen Freiherrn Meyer Carl von Rothschild zu
Frankfurt am Main und
der von ihm und seiner Familie gestifteten wohltätigen Anstalten,
namentlich des Kinder-Siechenhauses in der genannten Stadt. Zum Abschiede
geruhte Ihre Majestät, den Herrn Rabbiner einige ermunternde Worte zu
sagen und ihn zu bitten, dahin zu wirken, dass die Religiosität in der
Gemeinde erhalten bleiben und die Jugend in diesem Sinne erzogen werden möge."
Anmerkungen: - Kaiserin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Viktoria_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
- Freiherr Meyer Carl von Rothschild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mayer_Carl_von_Rothschild und
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/948
- Kindersiechenhaus:
https://www.clementine-kinderhospital.de/das-clementine/geschichte
und
https://www.juedische-pflegegeschichte.de/personen/clementine-henriette-von-rothschild/
sowie
https://de.wikipedia.org/wiki/Clementine_Kinderhospital_Dr._Christ%E2%80%99sche_Stiftung
|
Vortrag
von Rabbiner Dr. H. Kottek über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Homburg
(1893)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
20. Januar
1893: "Homburg v.d.H., 7. Januar. Im 'Klub Freundschaft' hielt
vorgestern Abend Herr Rabbiner Dr. H. Kottek einen Vortrag über das
Thema: 'Aus der Vergangenheit der israelitischen Gemeinde Homburg'.
– Redner schilderte die inneren Verhältnisse der Gemeinde und
deren Einrichtungen. Obschon bereits im 14. Jahrhundert in Homburg,
Gonzenheim, Seulberg Israeliten wohnten, war es ihnen doch erst im Jahre
1684, als sie auf eine Familienzahl von 12 gestiegen, gestattet worden,
den Gottesdienst gemeinschaftlich in einem dazu gemieteten Betlokale
abzuhalten. Nachdem dieses nicht mehr ausreichte, wurde mit Genehmigung
landgräflicher Regierung im Jahre 1731 eine Synagoge erbaut. Die jetzige
Synagoge ist ein Bauwerk der Neuzeit und wurde 1866 ausgeführt. – Ein
Gemeindehaus, enthaltend das Sitzungszimmer für den Vorstand und die
Wohnung für den Diener, wurde 1764, ein neues 1877 erbaut. Der erste
israelitischen Friedhof bestand schon im Mittelalter und lag in der Nähe
der so genannten Judenwiesen, der zweite wurde 1703 bei
Seulberg und der
dritte 1867 hier angelegt. – Die Leitung der Gemeinde besorgte anfangs
ein von der Regierung ernannter Vorsteher. Mit der Vergrößerung der
Gemeinde änderte sich auch die Zusammensetzung der Vorstandschaft; die
jetzige Gestalt erlangte sie im Jahre 1876. – Dem Herrn Vortragenden
wurde von dem zahlreiche erschienen Publikum lebhafter Beifall gezollt und
zugleich vom Vorstande des Klubs öffentlich der Dank ausgesprochen." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. Januar
1893: "Homburg v.d. Höhe, 16. Januar (1893). Herr Rabbiner Dr. Kottek
hielt am Mittwoch den 14. Januar im hiesigen Club 'Freundschaft' die
Fortsetzung seines schon im vergangenen Jahre begonnen Vortrages über 'Die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde der ehemaligen Landgrafschaft
Hessen Homburgs.' Der Vortragende behandelte die inneren Verhältnisse
der Gemeinde, und zwar sprach er über die Entwicklung des Vorstandes, über
den Friedhof und die Synagoge. – Dem Herrn Redner wurde bei Schluss, der
den Mitgliedern des Vereines und der in größerer Anzahl erschienenen Gäste
einen ferneren Vortrag in Aussicht stellt, lebhafter Beifall zuteil."
Anmerkung: Rabbiner Dr. Kottek wohnte Kaiser-Friedrich-Promenade 9-11. |
Konferenzen im Haus des Rabbiners Dr. Heymann Kottek (1909)
Vgl. P. Arnsberg: Jüd. Gemeinden in Hessen Bd. I S. 395 in seinen
Ausführungen zu Rabbiner Dr. Kottek: "Dr. Kottek stand in engen
Beziehungen zu Rabbi Jizchak Eisik Halevy. Dieser kam aus Wolosin nach
Deutschland, lebte in Hamburg, wo er Klaus-Rabbiner war... Rabbiner Eisik Halevy kam jedes Jahr
für zwei Monate zur Kur nach Bad Homburg und war der Initiator der sogenannten 'Homburger
Konferenz' im August 1909, an der prominente Rabbiner und Toragelehrte aus
Osteuropa teilnahmen. Dort wurde die Grundlage für die Gründung der
Weltorganisation 'Agudat Jisrael' geschaffen und ein provisorisches Komitee
gebildet; Vorsitzender dieses Komitees war Kommerzienrat Louis Feist, Mitinhaber
der angesehenen Weltfirma Beer, Sondheimer & Co. in
Frankfurt".
Vgl. Artikel zu Agudat
Jisra'el bei Wikipedia.
Artikel
im "Frankfurter
Israelitisches
Familienblatt" vom 13. August 1909: "Homburg v.d.H. Im Hause Rabbiner Dr.
Kottecks finden schon seit acht Tagen Konferenzen einer großen Anzahl
bedeutender russischer Rabbiner statt, der Vertreter der deutschen
Orthodoxie beiwohnen. Es handelt sich besonders um eine in der Neuzeit
entsprechende Neugestaltung des jüdischen Erziehungswesens in Russland,
über welche Angelegenheit wir in unseren Berichten über die Wilnaer
Konferenz kürzlich eingehend berichtet haben. Von den Teilnehmern der
Konferenz seien genannt: der Brisker Raw Rabbi Chajim Soloweitschik, der
Minsker Raw Rabbi Elieser, Rabbi Chajim Grodsensky aus Wilna, sowie der
bedeutende Girer Chassidim-Rabbi".
Anmerkungen: - Rabbiner Chaim Soloweitschik:
https://en.wikipedia.org/wiki/Chaim_Soloveitchik
- Rabbi Elieser:
https://www.geni.com/people/Rabbi-Eliezer-Rabinovich-Rabbi-of-Minsk/6000000000146539414
- Rabbi Chajim Grodsensky:https://en.wikipedia.org/wiki/Chaim_Ozer_Grodzinski
|
25-jähriges
Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Kottek (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom
29. März
1912: "Bad Homburg v.d.H. Schabbos Hagodaul feiert Herr Dr. H. Kottek das
Jubiläum seines 25-jährigen Wirkens als Rabbiner der hiesigen
israelitischen Kultusgemeinde. Der Jubilar erfreut sich in weitesten
Kreisen der lebhaftesten Sympathien, ebenso sehr seiner hohen idealen
Auffassung der Bedeutung seines Amts wegen, als auch infolge seines
konzilianten Wesens. Den Mittelpunkt der mannigfachen ihm zugedachten
Ehrungen bildet eine synagogale Feier." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
12. April
1912: "Homburg v.d. Höhe. Die Jubiläumsfeier zu Ehren Rabbiners
Dr.
Kottek gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Hochschätzung,
die weiteste Kreise dem Jubilar entgegenbringen, der Verehrung, mit
welcher seine Gemeinde ihm anhängt und der Dankbarkeit, die seine Schüler
ihm zollen.
Schon am Vorabend
versammelten sich in der Wohnung des Jubilars der Vorstand der Gemeinde,
eine Abordnung der ehemaligen Schüler und Schülerinnen und Vertreter der
Mendelssohn-Bibliothek und des Klub Freundschaft. Stadtrat Julius
Braunschweig würdigte in beredten Worten das Wirken des Herrn Dr. Kottek,
der, ein wahrer Priester im Sinne Ahrons, friedfertig und versöhnlich
stets seines Amtes gewaltet habe. Er bat ihn, als sichtbaren Ausdruck der
Anerkennung eine Widmung der Gemeinde entgegen nehmen zu wollen. Diese,
geschmackvoll entworfen und von Künstlerhand gemalt, zeigt im Mittelfelde
Innen-Ansichten der hiesigen Synagoge – die Stätte des Wirkens des
Gefeierten. Sie rühmt in warmen, schlichten Worten die Verdienste des
Jubilars und entbietet ihm in poetischer Form (Verfasser S. Wertheim)
herzliche Glückwünsche.
Im
Namen der ehemaligen Schüler und Schülerinnen richtete alsdann Benno
Schiff Worte des Dankes an den verehrten Lehrer und überreichte eine
sinnige Ehrengabe, begleitet von einer Adresse sämtlicher Schüler und
Schülerinnen. Namens
der Mendelssohn-Bibliothek überbrachte Louis Rothschild und für den Klub
Freundschaft wiederum Stadtrat Julius Braunschweig Glückwünsche und
Ehrungen.
Nach
Verrichtung des Minchah-Gebetes geleiteten die versammelten Herren den
Jubilar zur Synagoge, woselbst sie vom Synagogenchor mit Boruch habboh
('Gesegnet ist, der da kommt...)
begrüßt wurden.
Das
Gotteshaus, besucht von einer festtäglich gekleideten Gemeinde, bot in
seiner geschmackvollen Ausschmückung einen feierlichen Anblick dar, und
die weihevolle Stimmung wurde noch erhöht durch die schönen gesanglichen
Vorträge des Synagogenchors und des Kantors Herz.
Dem Abend reihte sich der Festtag würdig an. Provinzialrabbiner
Dr. S. Bamberger – Hanau hielt die Festpredigt. Er sprach über 3. Mose
Kap. 6,5. Derselbe Text hatte vor fünfundzwanzig Jahren der
Antrittspredigt des Jubilars zugrunde gelegen.
Der Gefeierte dankte tief gerührt. Unsere Taten sind Gottes, nur
der gute Wille ist unser; in diesem Sinne gedachte er dankbar aller, die
ihn in seinen Bestrebungen unterstützten und erflehte vom Horte Israels
auch weiterhin Beistand und Segen.
Mit Chorgesang schloss die erhebende Feier, gleich ehrenvoll für
den Jubilar und seine Gemeinde, denn auch von der Gemeinde gilt das Wort,
das man von den Völkern geprägt hat: Sie ehren sich selbst, indem sie
ihre verdienten Männer ehren." .
Anmerkungen: - Schabbaos hagodaul:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schabbat_ha-Gadol
- Ahron:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_(biblische_Person)
- Louis Rothschild:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955684 Luisenstraße 97,
Bankier und
https://www.geni.com/people/Louis-Rothschild/6000000031077271619
- Zu seiner Tochter:
https://www.juedisches-leben-frankfurt.de/home/biographien-und-begegnungen/biographien-s/familie-schwab/
- Minchah:https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
- Kantor Herz:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862045 vgl.
Artikel zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Oberkantor Moses Herz (1938),
wohnte Kiseleffstraße 14
- Rabbiner Dr. S. Bamberger: vgl.
Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Bamberger (1920)
|
Zum
Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
10. Januar 1913: "Aus Homburg v.d.H. wird uns geschrieben: Am
27. vorigen Monats starb plötzlich infolge eines Herzschlages der Rabbiner
Dr. H. Kotteck, der 26 Jahre lang in der hiesigen Gemeinde gewirkt
hat, im 52. Lebensjahre. Die Beerdigung fand unter großer Beteiligung am
darauf folgenden Sonntag statt. Der Entschlafene stammte aus Pleschen in
der Provinz Posen, war ein Schüler Israel Hildesheimers und zeichnete
sich durch große Frömmigkeit und bedeutendes talmudisches Wissen aus.
Ehre seinem Andenken." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3. Januar 1913: "Homburg v.d. Höhe. Rabbiner Dr. H.
Kotteck ist plötzlich an einem Herzschlage verschieden.
Rabbiner Dr. Kotteck, der nur ein Alter von 52 Jahren erreicht hat, war
ein eifriger, unermüdlicher Arbeiter auf dem Gebiete der jüdischen
Wissenschaft. In den Jahrbüchern der Jüdischen Literatur-Gesellschaft
finden wir als Frucht seiner Arbeit folgende Aufsätze: Bachers
Besprechung des Doroth Harischonim II, Die Hochschulen in Palästina und
Babylonien, Zur Neumondfeier im alten Israel, Gesetz und Überlieferung
bei den Juden Babyloniens in vortalmudischer Zeit. Er bearbeitete
hauptsächlich Isaak Halevys 'Doroth harischonim'. Verband ihn doch mit
Halevy innige Freundschaft, und weilte doch Halevy jeden Sommer mehrere
Monate in seinem Hause! Rabbiner Dr. Kotteck dürfte noch zahlreiche
Manuskripte hinterlassen haben; sein frühes Hinscheiden ist ein großer
Verlust für die jüdische Wissenschaft. Die Beisetzung war ein beredtes
Zeugnis der Beliebtheit des Entschlafenen. Nachrufe hielten Provinzialrabbiner
Dr. Bamberger - Hanau, Rabbiner Dr. Nobel -
Frankfurt (für die
israelitische Gemeinde Frankfurt und für den großen Bruderbund der Bne-Brith-Logen), Dr. Bondi -
Mainz (für die Jüdische LIteratur-Gesellschaft) und Lehrer Herz -
Homburg."
Anmerkungen: - Israel Hildesheimer:https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer
- Isaak Halevy:
https://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/halevy-auch-rabinowitz-isaac
- Rabbiner Dr. Bamberger: vgl.
Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Bamberger (1921)
- Rabbiner Dr. Nobel: Dr. phil. Anton Nobel, Börneplatz 16, Frankfurt a. M.
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2458&suchename=Nobel
- Lehrer Herz:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862045 vgl.
Bericht zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Oberkantor und Lehrer Moses Herz,
wohnte Kiseleffstraße 14 |
Rabbiner
Dr. David Winter (Rabbiner in Homburg 1912 bis 1921)
Rabbiner Dr. David Alexander Winter ist 1878 in Mönchen-Gladbach geboren. Nach
seiner Zeit in Bad Homburg wurde er Rabbiner und Schulleiter in Lübeck (Nachfolger
von Dr. Joseph Carlebach). Er konnte noch im September 1938 Lübeck mit seiner
Familie verlassen und emigrierte nach Kondon. Hier ist er am 13. Oktober 1953 gestorben. Sein
Leichnam wurde nach Jerusalem auf den Sanhedria-Friedhof
überführt.
Rabbiner
Dr. Winter übernimmt eine neue Stelle in Frankfurt (1919)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom
10. Januar
1919: "Kleine Notizen. Wie
wir hören, übernimmt Rabbiner Dr. Winter – Homburg, der früher als
Oberlehrer an einem Gymnasium wirkte, die Leitung des Dr. Heinemannschen
Lyzeums. Er dürfte bereits Mitte Februar nach
Frankfurt kommen."
Anmerkung: Rabbiner Dr. Winter:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Alexander_Winter |
Rabbiner Dr. Winter wird Rabbiner in Lübeck
(1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober 1921: "Bad
Homburg. Rabbiner Dr. Winter tritt Mitte Oktober ein neues Amt
als Rabbiner der israelitischen Gemeinde Lübeck an." |
Abschied
von Rabbiner Dr. Winter (1921)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3.
November
1921: "Bad Homburg v.d.H., 31.
Oktober (1921). Zu Ehren ihres scheidenden Rabbiners
versammelte sich die hiesige jüdische Gemeinde fast vollzählig, um ihren
geistigen Führer, um vor seinem Abschiede nochmals einige Stunden
gemeinsam mit ihm zu verbringen. Mit einem Vortrage über die
Jugenderziehung begann die Abschiedsfeier. In meisterhafter Weise führte
Herr Dr. Winter in seinem Vortrage aus, wie man die Jugend zu wahrhaft
guten Jehudim erziehen könne, wie Thauro (Tora) und Awaudo (Gottesdienst)
gepflegt und wieder nach alter Vätersitte in den jüdischen Herzen und Häusern
ihre Heimstätte finden können. Aus der Menge der dann folgenden
Ansprachen ersah man, in welch' vielfältigen Weise sich der Scheidende
im Vereinsleben der hiesigen Gemeinde betätigt hatte, wie er
Jugendvereine geschaffen, wie er ganz besonders den Talmud-Tora-Verein
durch Schiurum und durch Zyklen von Vortragen zu hoher Anerkennung und
Bedeutung gebracht. Insbesondere brachte der erste Vorsteher, Herr
Stadtrat Braunschweig, in längerer Ausführung den Dank der Gemeinde zum
Ausdruck für das jederzeit friedliche ersprießliche und segensreiche
Wirken des verehrten Rabbiners und aus allen Herzen und von jedem Munde
kamen die besten Glück- und Segenswünsche." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
11.
November 1921: "Bad Homburg, 4. November (1921). Am 26. vorigen Monats,
abends, versammelte sich die hiesige Jüdische Gemeinde vollzählig im großen
Saale des 'Schützenhofes', um mit ihrem nach Lübeck berufenen
geistigen Führer, Rabbiner Dr. Winter, nochmals einige Stunden zu
verbringen und ihm Gelegenheit zu geben, sich von ihm zu verabschieden.
Die Feier begann mit einem einleitenden Vortrage des Herrn Dr. Winter über
die Erziehung der Jugend zu religiösem Denken und Fühlen und über das
Verhältnis der Religionswissenschaft zu dem übrigen Geistesleben des
heranwachsenden Menschen; dieser Vortrag führte auch in beredten und
ergreifenden Worten die Bedeutung der Jugend für die Zukunft vor Augen.
Aus der Menge der dann folgenden Ansprachen ersah man, in welch vielfältiger
Weise sich der Scheidende im Vereinsleben der hiesigen Gemeinde betätigt
hatte, wie er Jugendorganisationen schuf und förderte und wie er den
Talmud-Tora-Verein [Satzfehler]
ganz besonders gefördert und dadurch das religiöse Empfingen und
insbesondere auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeindemitglieder
gehoben hatte. Nachdem viele Vertreter der Schüler, Jugendgruppen und
–Kränzchen gesprochen hatten, die ihm auch Andenken überreichten,
richteten namens des Vorstandes des Talmud-Tora-Vereins Herr S. Levy und
Herr S. Ackermann anerkennende Worte an den Scheidenden. Namens des
Vorstandes der Gemeinde sprach Herr J. Braunschweig, der das stets gute
Einvernehmen des Herrn Dr. Winter mit der Verwaltung der Gemeinde
hervorhob. Als Freund sprach Herr Rechtsanwalt Dr. B. Wiesenthal
Abschiedsworte, in denen er zunächst mit der Schilderung der allenthalben
bekannten hingebungsvollen früheren Tätigkeit des Scheidenden in
Myslowitz begann und ihn als Pionier des Ostens pries, der auch während
des Krieges in seiner jahrelangen Tätigkeit als Feldrabbiner in Litauen
sich der durch die Kriegsverhältnisse bedrängten Glaubensgenossen mit
wahrhaft sozialem Empfinden angenommen habe. Herr Dr. Wiesenthal pries
sodann in Herrn Dr. Winter den edlen und guten Menschen, der mit warmem
Gemüt und grenzenloser Güte sich die Liebe und Verehrung aller
Gemeindemitglieder erworben, freundschaftliches Empfinden jedem
entgegengebracht und in jedem ausgelöst habe. Ferner hob der genannte
Redner hervor, dass der Scheidende es verstanden habe, die guten
Beziehungen der verschiedenen Religionen am hiesigen Platze zu pflegen und
zu fördern, und gab der Hoffnung Ausdruck, dass Herr Dr. Winter seiner
neuen Gemeinde auch in dieser Beziehung zur Zierde gereichen möchte.
Schließlich sprachen noch Herr Bamberger, der insbesondere das tiefe
talmudische Wissen des uns Verlassenden pries, und ferner Herr Kantor
Herz, der ebenfalls das harmonische Zusammenarbeiten
mit seinem Vorgesetzen hervorhob und ihm Segenswünsche mit auf den Weg
gab. Herr Dr. Winter dankte mit ergreifenden Worten, wobei er den ganzen
Glanz seiner Beredsamkeit nochmals erstrahlen ließ, erörterte noch
einmal seine religiösen und sittlichen Prinzipien und nahm nunmehr von
der Gemeinde Abschied, für die er alle Zeit die besten Hoffnungen hege.
Erst in vorgerückter Stunde schloss die harmonisch verlaufene
Abschiedsfeier."
Anmerkungen: siehe Bericht aus dem "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" unten |
|
Links:
Rabbiner Dr. David Alexander Winter (links mit Nr. 13 bezeichnet) mit den
Schülerinnen und Schülern der Jüdischen Religionsschule in Lübeck. Quelle. |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November
1921: "Bad Homburg, 27. Okt. Gestern Abend versammelte sich
die jüdische Gemeinde vollzählig im großen Saale des Schützenhofes, um mit
ihrem nach Lübeck berufenen, geistigen Führer, Rabbiner Dr. Winter,
nochmals einige Stunden zu verbringen. Die Feier begann mit einem
einleitenden Vortrage des verehrten Rabbiners über die Erziehung der Jugend
zu religiösem Denken und Fühlen und über das Verhältnis der
Religionswissenschaft zu dem übrigen Geistesleben der heranwachsenden
Menschen. Aus der Menge der dann folgenden Ansprachen ersah man, in welch
vielfältiger Weise sich der Scheidende im Vereinsleben der hiesigen Gemeinde
betätigt hatte, wie er Jugendorganisationen schuf und förderte und wie er
den 'Talmud-Thora-Verein' durch Zyklen von Vorträgen während seiner hiesigen
Tätigkeit ganz besonders gefördert und dadurch das religiöse Empfinden und
inbesondere auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeindemitglieder
gehoben hatte.
Nachdem viele Vertreter der Schüler, Jugendgruppen und -kränzchen gesprochen
hatten, die ihm auch Andenken überreichten, richteten namens des Vorstandes
des 'Talmud-Thora-Vereins' S. Levy und S. Ackermann und namens
des Vorstandes der Gemeinde J. Braunschweig anerkennende Worte an den
Scheidenden. Als Freund sprach Rechtsanwalt Dr. B. Wiesenthal
Abschiedsworte, in denen er zunächst mit der Schilderung... (Bericht
weitgehend wie oben Bericht im "Israelit" vom 3. November 1921)
Anmerkungen: - Schützenhof: Restaurant in der Audenstraße 2- 4
https://www.bad-homburg.de/de/leben/kultur-und-bildung/stadtarchiv/Postkarten
- Rabbiner Dr. Winter:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Alexander_Winter
- S. Levy: vgl.
Bericht zum Tod des Vorstandsmitglieder Sam B. Levy (1929)
- S. Ackermann: Womöglich Salomon Ackermann, wohnte Luisenstraße 23
- Dr. B. Wiesenthal:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992306 wohnte Luisenstraße 96 |
Ausschreibung
der Rabbinerstelle (1921)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
6. Oktober
1921: "Rabbinerstelle
in unserer Gemeinde ist baldmöglichst neu zu besetzen.
Es wird besonders auf gute pädagogische Fähigkeiten Wert gelegt.
Angebote mit Angabe der seitherigen Wirksamkeit und eventuellen
Zeugnisabschriften werden an den Unterzeichneten erbeten.
Bad Homburg v.d.H.
im September 1921.
Der Kultusvorstand,
Braunschweig, 1. Vorsteher." |
Zum
Tod der Witwe von Rabbiner Dr. Kottek (1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13.
Dezember 1928: "Bad Homburg, 4. Dezember (1928). Am 28. Marcheschwan
verstarb hier nach mehrwöchiger Krankheit die Witwe unseres
unvergesslichen Raw, Frau Dr. Kottek. Einem echt jüdischen Hause
entstammend, war es ihr ein leichtes, sich die idealen religiösen
Bestrebungen ihres leider zu früh dahingegangenen Gatten zu Eigen zu
machen. So wurde das Haus Kottek zu einer Stätte, die über ihren Türen
in unsichtbarer und doch hell leuchtender Schrift die Worte trug: Tauroh
(Tora), Awaudoh (Gottesdienst), Gmilus Chaßodim (Wohltätigkeit). – Als
ihr vor 16 Jahren der treue Lebensgefährte so unerwartet entrissen wurde,
da nahm Frau Dr. Kottek – sie ruhe in Frieden – in festem, unerschütterlichem
Gottvertrauen den Kampf mit dem Leben auf. Es galt, noch unversorgte
Kinder zu betreuen. Die Schrecknisse des Krieges hatten auch sie nicht
verschont. Ihre Söhne waren im Felde und der eine kehrte erst spät aus
langer englischer Gefangenschaft zur Mutter zurück. Einen Schwiegersohn
verlor sie durch den Tod, als Folge einer tückischen Krankheit. Bei
alldem erhielt sie sich ihre Gottergebenheit… Und so blieb sie bis zu
ihrem letzten Atemzuge. Bei der Beerdigungsfeier
sprach im Hause der Schwiegersohn, Rabbiner Dr. Moses Auerbach, rührende
Worte des Gedenkens und des Dankes auch im Namen aller Kinder. Auf dem
Friedhofe gaben Rabbiner Dr. Wreschner und Rabbiner Dr. Wolf – Köln dem
Schmerze über den Verlust für die Familie und für das Judentum beredten
Ausdruck. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Marcheschwan:
https://de.wikipedia.org/wiki/Cheschwan
- Rabbiner Dr. Moses Auerbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Auerbach
- Rabbiner Dr. Wreschner:
https://www.geni.com/people/R-Yaakov-Yehuda-Wreschner/6000000002215916532
und Bericht zum Tod von
Rabbiner Dr. Wreschner (1935)
- Rabbiner Dr. Wolf:
https://morascha.ch/produkt/neviim-rischonim-die-buecher-melachim-i-und-melachim-ii/
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Rabbiner
Dr. Leopold Wreschner (Rabbiner in Homburg um 1925 bis 1935)
Rabbiner Dr. Leopold Wreschner ist 1865 in Breslau geboren. Er war Enkel von
Rabbiner Abraham-Abusch Wreschner (geb. um 1796 in Wrzesnia/Wreschen, gest. 1875
oder 1876 in Pobiedska/Pudewitz Prov. Posen). Leopold studierte am Berliner
Rabbiner-Seminar und an der Berliner Universität. 1889 wurde er Rabbiner in
Samter in Posen. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg (1921) war er gezwungen,
Samter zu verlassen. Daraufhin unterrichtete er einige Jahre an Berliner
Rabbiner-Seminar, bis er nach Bad Homburg als Rabbiner berufen wurde. Er starb
1935 in Bad Homburg.
40-jähriges
Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Wreschner (1929)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28.
Februar 1929: "Amtsjubiläum des Rabbiners Dr. Wreschner, Homburg.
Berlin, 23. Februar (1929). Am 15. März dieses Jahres kann
Rabbiner Dr. Wreschner, Homburg v.d.H. sein 40-jähriges Amtsjubiläum
begehen.
Einem
vorbildlich jüdischen Hause entstammend, als Enkel des zu einer
besonderen Popularität gekommenen Rabbi Abusch Wreschner, der ein Schüler
des Rabbi Akiba Eger war, und mütterlicherseits als Nachkomme der berühmten
Rabbinerfamilie Falk, trägt er die Traditionen dieser Häuser bewusst
durch seine Tage.
In
Breslau geboren und erzogen, zeugt heute noch der von ihm als Student im
Jahre 1884 begründete Machsike Thora-Verein von seinem zielbewussten,
jugendlichen jüdischen Streben. Nach Absolvierung seiner Studien am
Berliner Rabbiner-Seminar und an der Berliner Universität, an der er mit
der Arbeit 'Samaritanische Traditionen' promovierte, kam Dr. Wreschner
mit 24 Jahren als Rabbiner nach Samter in Posen. Auch die Gemeinde Wronke
und Obornik gehörten zu seinem Rabbinatsbezirk. Weit über die Grenzen
seines Amtssitzes hinaus hat er seinen Namen getragen. Seine gründlichen
talmudischen Kenntnisse und seine vertiefte Allgemeinbildung schufen ihm
eine führende Stellung in den Kreisen seiner Kollegen, besonders der in
den Posener Landen. So ist auch die Gründung der Vereinigung Posener
Rabbiner seine Schöpfung. Bis zum Jahre 1920 war er deren Vorsitzender.
Nur die gebieterische Notwendigkeit der eingetretenen politischen Verhältnisse
konnte ihn im Jahre 1921 veranlassen, den ihm liebgewordenen
Wirkungskreis, der seiner Arbeit und seiner Person so viel Schätzung und
Verehrung entgegengebracht, zu verlassen. Nachdem Dr. Wreschner ein Jahr
dann am Berliner Rabbiner-Seminar Kurse für Studierende und junge
Kaufleute gehalten, nahm er eine ehrenvolle Berufung nach Homburg v.d.H.
als Rabbiner an. Besonders verdienstvoll hat sich Dr. Wreschner
literarisch dadurch erwiesen, dass er in seinem Buch über Rabbi Akiba
Eger, das auch später in kleiner Umarbeitung in der Jugendbücherei
erschien, diesem großen Posener Rabbiner ein erhabenes Denkmal gesetzt
hat. Bedeutsam ist auch seine Arbeit über Diminutiv-Bildungen im Talmud
im Jahrbuch der literarischen Gesellschaft.
Möge es dem verehrten Jubilar vergönnt sein, an der Seite seiner
hochgesinnten Gattin noch freudige Jahre zu schauen, und für Lehre und
Leben des Judentums wirken zu können." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. März
1929: "Bad Homburg v.d.H., 18. März (1929). Wie bereits mitgeteilt.
Konnte unser verehrter Herr Rabbiner, Herr Dr. L. Wreschner, am 15. März
auf seine 40-jährige Amtstätigkeit zurückblicken. Aus diesem Anlasse überbrachte
ihm eine Deputation, bestehend aus dem Vorstand, den beamten der hiesigen
Kultusgemeinde und dem Rabbiner Dr. Horowitz aus Frankfurt am Main unter
Überreichung eines kostbaren Geschenkes die Glückwünsche der Gemeinde.
Herr Rabbiner Dr. Horowitz, der eigens dazu hierher gekommen war,
gratulierte im Namen des allgemeinen und im Auftrage des
traditionell-gesetzestreuen Rabbinerverbandes, würdigte die hohen
Verdienste des verehrten Kollegen, feierte ihn als einen aufrechten Führer
in der heutigen deutschen Rabbinerwelt. Dankend wies unser verehrter Herr
Rabbiner darauf hin, dass manches vom Gesagten in Abzug zu bringen sei,
dass er es für eine selbstverständliche Pflicht gehalten, überall und
jederzeit für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu wirken. Die
gottesdienstliche Feier in der festlich geschmückten Synagoge fand am
Schabbat Paraschat Pekudei nach der Toralesung statt. Sie wurde
eingeleitet durch den Psalm .., vorgetragen vom Kantor Herz und dem Chore.
Anknüpfend an den Text dieses Psalms richtete der 1. Vorsteher, Herr
Stadtrat Braunschweig, Worte der Anerkennung und des Dankes an den
Gefeierten für sein so unermüdliches segensreiches Wirken in hiesiger
Gemeinde, verband damit den Wunsch, dass es ihm vergönnt sein möge, mit
Gottes Hilfe das 50-jährige Amtsjubiläum in solch körperlicher und
geistiger Frische feiern zu können. Auf alle diese Ehrungen erwiderte der
Jubilar in einer tief gefühlten und ergreifenden Predigt. Dank und Demut
war das Thema seiner Ausführungen. Dank vor allem an Gott, dass er ihn
und seine Gemahlin in Gesundheit diesen Tag erleben ließ, Dank dem
Elternhause, das ihn in den Kindheitstagen in der Gotteslehre und
Weltweisheit unterwiesen, dank der früheren und der jetzigen Gemeinde,
die ihn den Boden finden ließ, die Saat der Gotteslehre ausstreuen zu können,
dank all den Männern, die sein Wirken stützen und fördern halfen,
insbesondere den Männern, die mit ihm täglich in der Gotteslehre
forschen, und dank der Jugend, die sich empfänglich zeigt für seine
Lehren. Der Vergleich seines Wirkens und des tatsächlich Erreichten mit
dem Erstrebten legte dem Redner den Gedanken der Demut nahe, der Demut,
die jeden hochstrebenden Menschen überkommt, wenn er Ideale und Leben
gegenüberstellt. Sein demutsvolles Bekenntnis klang aus in der
vertrauensvollen Kundgebung: 'Und der Herr, unser Gott, sei uns
freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns. Ja, das Werk
unserer Hände wollest du fördern' (Psalm 90,17). Der Gesang Schalom
Raw beschloss den festlichen Teil des Gottesdienstes. Von den vielen
Ehrungen aus nah und fern seien insbesondere erwähnt die Glückwünsche
der städtischen Behörden, der Geistlichen der anderen Konfessionen und
der Schulbehörde. Die
an sich schlichte und eindrucksvolle Feier gestaltete sich zu einer
ehrenvollen Kundgebung für die Persönlichkeit des
Jubilars und zu einer anerkennenden Würdigung seines Wirkens." |
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
15. März 1929: "Homburg (Jubiläum). Am 15. März
blickte Rabbiner Dr. Wreschner auf eine vierzigjährige Tätigkeit im Orte
zurück. Bis zum Jahre 1921 war der Jubilar in der Provinz Posten tätig,
um dann nach kurzem Wirken in Berlin die hiesige Rabbinerstelle zu
übernehmen. Literarisch hat sich Dr. Wreschner durch eine interessante
Biographie des R. Akiba Eger mit Erfolg
versucht". |
70.
Geburtstag von Rabbiner Dr. Wreschner (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. Januar
1935: "Rabbiner Dr. Wreschner 70 Jahre alt. Bad Homburg, 28. Januar
(1935). Der ehrwürdige Rabbiner von Bad Homburg, Dr. Leopold Wreschner,
konnte in diesen Tagen seinen siebzigsten Geburtstag feiern. Feiern nicht
im wörtlichen Sinne, denn er ging an diesem Tage durch Abwesenheit von
seiner Gemeinde allen Ehrungen aus dem Wege. So wollen auch wir uns nur
auf die Wünsche für weitere segensvolle Gelehrtenarbeit beschränken.
Herr Rabbiner Dr. Wreschner, aus dem Hildesheimer'schen Rabbinerseminar
in Berlin hervorgegangen und als hervorragender Toragelehrter bekannt,
amtierte einige Jahrzehnte in der damals noch blühenden Gemeinde Samter
in der Provinz Posen, wo er sich größter Beliebtheit sowohl bei den Behörden
wir auch bei der gesamten gemischten Bevölkerung über seine Gemeinde
hinaus erfreute. Nach Abtrennung der Provinz Posen vom Reiche wirkte er
vorübergehend auch als Dozent am Berliner Rabbinerseminar und kam dann
nach Bad Homburg, wo er seitdem seine rabbinische Wirksamkeit zum Segen
der Gemeinde ausübte und auch jetzt noch, obwohl offiziell im Ruhestand
lebend, ausübt. Herr Rabbiner Dr. Wreschner hat sich auch literarisch auf
verschiedenen Gebieten der jüdischen Wissenschaft mit gutem Erfolge betätigt.
Eine populäre Biographie von Rabbi Akiba Eger, im Jüdischen
Volksschriften-Verlag erschienen, erschließt das Leben dieses großen
Meisters in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in all seiner Größe
und auch in all seiner menschlichen Bedeutung und wird von Jung und Alt
gern gelesen. Als vor kurzem das Homburger Rabbinerhaus durch plötzlichen
Heimgang eines viel verheißenden Sohnes so hart betroffen wurde, war die
Teilnahme mit der allverehrten Rabbinerfamilie allgemein.
Möge es Herrn Rabbiner Dr. Wreschner vergönnt sein, noch weiter
in geistiger Frische und Gesundheit bei der Arbeit für Tora und Wahrheit
zu bleiben. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
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Zum Tod von Rabbiner Dr. Wreschner (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5.
September 1935: "Rabbiner Dr. Leopold Wreschner – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen. Frankfurt am Main, 3. September (1935). Nach längerer
Krankheit hauchte am jüngsten Sabbat in Frankfurt, wo er Genesung suchte,
Rabbiner Dr. Wreschner, der Homburger Raw, seine reine Seele aus. Der
deutsche Rabbinerstand, der in den letzten Jahren so manchen schweren
Verlust erlitt, hat wiederum eine seiner ragendsten Persönlichkeiten
verloren, das orthodoxe Judentum in Deutschland beweint einen Lehrer und Führer,
in dem sich tiefe Gelehrsamkeit mit glühender Liebe zur Tora und
Mizwohtat (= Erfüllung eines religiösen Gebotes), immenses Wissen auf
allen Thora- und profanen Gebieten mit einer schöpferisch tätigen
Menschenliebe so harmonisch verbanden, dass man allgemein, auch weit über
seine Gemeinde hinaus, in höchster Verehrung zu ihm hinaufschaute. Ein
Siebenziger, ging er von uns, aber in dieser Siebenzigzahl waren 'alle
gelebten Tage enthalten'. Ein Leben, reich an Arbeit und gesegnet mit
Erfolgen, sank ins Grab; der Segen wird nachwirken für Generationen.
Einer altehrwürdigen Rabbinerfamilie in der Provinz Posen
entstammend, im Lande, das damals noch ganz befruchtet war vom Geiste
eines Rabbi Akiba Eger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -,
wuchs der Jüngling buchstäblich zu den Segnungen der Tora heran, zuerst
vom Vater, dem als Talmid Chochom (Gelehrten) bekannten, erst vor wenigen
Jahren mehr als neunzigjährig
heimgegangenen Wolf Wreschner – das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen – in die Hallen der Thora eingeführt. Unter der Führung von
Rabbi Esriel Hildesheimer auf dem Berliner Rabbinerseminar bekam er dann
seine Formung für sein späteres Leben und Lehren. Über dreißig Jahre
wirkte er als Rabbiner in Samter, Provinz Posen, wo er ganze Generationen
für Thora und positives Judentum großzog, wo er dem Gemeindeleben eine
Prägung gab, die auch die späteren Umwälzungen nicht verwischen
konnten, wo er Alt und Jung bei Schiurim und in Lernvereinen sammelte und
vor allem seiner Gemeinde ein Leben in Gottesfurcht und Reinheit vorlebte,
das allen nachahmenswert schien. Grenzenlos war die Verehrung, die auch
die anderen Konfessionen dem jüdischen Rabbi und dem liebevollen Menschen
entgegenbrachten.
Als
der Kriegssturm über das Posensche Land fuhr und die große Umwälzung
brachte, verließ Rabbiner Dr. Wreschner, wie viele andere seiner Amts-
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brüder,
die geliebte Heimat. In Berlin konnte er sich eine Zeitlang mit bestem
Erfolge an seiner geistigen Nährstätte, am Rabbinerseminar als Dozent für
Talmud und hebräische Grammatik, die zu seinen Lieblingsfächern gehörte,
betätigen. Er bezog dann seinen neuen Wirkungskreis in Homburg v.d.H., wo
es ihm schon in kurzer Zeit gelang, sich alle Herzen zu gewinnen, und wo
er, verehrt und geachtet von allen, von der Schönheit der Taunusstadt
umgeben, sich in aller Ruhe seinen wissenschaftlichen Studien hingeben
konnte. Mehrere Abhandlungen in verschiedenen Jahrbüchern sind aus dieser
Zeit der stillen emsigen Arbeit entstanden. Bekannt und viel gelesen,
besonders auch von der Jugend ist seine Rabbi Akiba Eger-Biographie (Jüdischer
Volksschriften-Verlag, die bei aller wissenschaftlichen Gründlichkeit
durch die edle Volkstümlichkeit im Tone rasch ein Buch für alle geworden
ist. Seine Homburger Zeit brachte ihn auch Frankfurt nahe, mit dem ihn
auch verwandtschaftliche Beziehung eng verbanden (zu den Trauernden gehört
sein Bruder, Herr Leo Wreschner, Frankfurt am Main) und die Frankfurter,
zumal im Kreise der Israelitischen Religionsgesellschaft, sahen längst im
verehrten Rabbiner der Nachbargemeinde den ihrigen. Dass sie es mit Fug
und Recht durften, bewies auch sein letzter Wille, auf dem Friedhofe der
Israelitischen Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main seine letzte
Ruhestätte zu finden.
Die Bestattung am Montagvormittag gestaltete sich durch die gewaltige
Beteiligung und die zahlreichen Reden zu einer überaus wirksamen und
ehrenvollen Trauerkundgebung. In Vertretung des durch einen Krankheitsfall
verhinderten Herrn Gemeinderabbiners sprach als erster, Dajan Dr. E.
Posen, der in Anknüpfung an einen Satz des Toraabschnittes das
Charakterbild des Heimgegangenen kurz zeichnete und die letzten
verehrungsvollen Grüße des Herrn Gemeinderabbiners wie der Gemeinde der
Israelitischen Religionsgesellschaft überbrachte. Rechtsanwalt Dr.
Schlesinger schloss sich als Neffe mit warmen Worten der Dankbarkeit und
der Verehrung an. Es sprachen dann nacheinander die drei Schwiegersöhne
des Heimgegangenen, die Herren Rabbiner Dr. Jakobovits, Dr. Singermann,
Berlin und Dr. Ephraim, Kissingen, die alle ergreifende Töne der Klage um
den geliebten Vater anschlugen und ehrende Worte des Dankes für die
Familie fanden. Der letzte große Schmerz des Dahingeschiedenen war der jähe
Verlust eines geliebten Sohnes, der im Leben bereits etwas galt, und die
Redner schilderten, mit welcher Seelengröße der Vater diesen schweren
Schlag trug. |
Mit
tränenerstickter Stimme sprach auch der jüngere Sohn, der zurzeit in
Montreux lernt, den Dank an den Vater aus. Die Grüße des Berliner
Rabbinerseminars und des Gesetzestreuen Rabbinerverbandes überbrachte in
markanten und geistvollen Worten Herr Rabbiner Dr. Alexander Altmann,
Berlin. Zuletzt sprachen noch die Herren Vorsteher Dr. Wertheimer und
Kantor Herz den Dank der Gemeinde Homburg an ihren geliebten Lehrer und väterlichen
Führer aus, wobei noch mancher charakteristische Zug aus Leben und
Charakter des dahingegangenen Zaddik die Hörer aufs tiefste ergriff.
Der Name von Rabbiner Dr. Wreschner wird auch in Frankfurt
unvergesslich bleiben. Möge sein Verdienst seiner Familie und seiner
Gemeinde beistehen und uns allen ein Jahr der Erlösung und der Hilfe
bewirken." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5.
September 1935: "In der Frühe des Schabbat Schofetim wurde zu unserem größtem
Schmerze unser allverehrter Rabbiner Herr Dr. Leopold Wreschner – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – nach kurzem Kranksein aus
dieser Zeitlichkeit abberufen. Durchglüht von reinem Feuer innigster jüdischer
Gläubigkeit und Frömmigkeit ward ihm alles Denken und Froschen zum
Gottsuchen, alles Tun und Wirken zum Gottdienen. Aus dieser höchsten
Lebensauffassung floss seine vorbildliche Pflichttreue, seine unermüdliche
Hilfswilligkeit und seine, bei einem unvergleichlich reichen Wissen, fast
übergroße Bescheidenheit, aber auch seine unbeugsame Energie und seine
bis zur Selbsthingabe gesteigerte Opferfreudigkeit überall da, wo es galt
beizutragen zur höheren Ehre Gottes und zur Heiligung Seines großen
namens. Unser großer
Rabbiner, ein vortrefflicher Talmid-Chochom, hat seine – die Lehre Moses
selbst gelebt mit allen Fasern seines Herzens; sie war in jedem Hauch
seines Geistes lebendig, sie sprach aus jedem Worte seines Mundes. So wird
sein Andenken weiterwirken, beispielgebend und Nacheiferung weckend, in
den dankbaren Herzen der Mitglieder unserer Gemeinde und seiner Schüler
zum Segen von Klall Israel (Gesamtheit von Israel). In tiefster Trauer:
Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Bad Homburg v.d. Höhe. Bad
Homburg v.d.Höhe, 4. Elul /
2. September 1935". |
Zur
Geschichte der jüdischen Lehrer und anderer Kultusbeamten
Anschel
Stern wird als Religionslehrer und Prediger angestellt (1848)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 14. März 1848:
"Ende Februar (1848). Wie wir vernehmen, hat die israelitische
Gemeinde Homburg v. der Höhe den jüdischen Theologen Herrn A. Stern aus
Kurhessen als ihren Religionslehrer und Prediger angestellt. Derselbe hat
sein rabbinisches Wissen an den bekannten Talmudschulen zu
Würzburg und
Schwabach, sowie seine allgemein wissenschaftliche Bildung an der Universität
Würzburg erworben, und man ist schon durch den Namen dieser berühmten
Anstalten zu den schönsten Erwartungen berechtigt. Denn wie einst aus der Jeschiwa des hochgelehrten seligen Oberrabbiners
Herrn Abraham Bing die gebildetsten, in Religiosität und talmudischer Wissenschaft gleichmäßig
ausgezeichneten Rabbiner hervorgingen, so kommen auch jetzt gründlich
unterrichtete und vollkommen gewandte junge Männer aus erwähnten
rabbinischen Schulen, und man kann denjenigen Gemeinden Glück wünschen,
welche ihre religiösen Ämter mit Männern, von den diesen Anstalten
präsidierenden Rabbinern empfohlen, besetzen. Dass unwürdige Kandidaten
von solchen Autoritäten nicht rekommandiert werden, würfen wir mit
Gewissheit erwarten, und es hat die die Erfahrung schon
bestätigt." |
Lehrer (und Rabbiner) Anschel Stern hält seine
Abschiedsrede (1851)
Artikel in der Zeitschrift "Der Zionswächter" vom
4. Juli
1851: "Hessen-Homburg. Am jüngsten Schabbat hielt unser bisheriger
Religionslehrer und Prediger, ihr jetzt erwählter Oberrabbiner Stern
seine Abschiedsrede hieselbst. Unsere kleine Synagoge war nach allen
Seiten hin angefüllt, und die geistlichen und weltliche Staatsbehörden
ebenfalls vertreten. Als der Redner in bewegter Sprache ein Bild seines
vierjährigen Wirkens unter uns entwarf, als er des neuen Wirkungskreises
gedachte, zu dem er berufen, und in Rücksicht auf die höheren
Anforderungen, die jetzt an ihm gestellt, nur im himmlischen Beistande
Kraft und Beruhigung finden konnte, da blieb kein Auge tränenleer, kein
Herz ungerührt. Möge der Segen des Himmels dem Scheidenden in reicher Fülle
stets und überall zuteil werden!" |
Dr. Seligmann Fromm wird zum Nachfolger von Lehrer A.
Stern bestimmt (1851)
Artikel in der Zeitschrift "Der Zionswächter" vom
29.
August
1851: "Homburg v.d.H., 20.
August (1851). Wie Ihnen bekannt, wurde unser hochwürdiger
Prediger, A. Stern, zum Oberrabbiner in Hamburg ernannt. Dank unsern würdigen
Vorstehern, dass sie alsbald auf schleunige Besetzung dieser Stelle
bedacht waren. Sie wandten sich deshalb an den Rabbinatskandidaten, Herrn
S. Fromm, aus Bayern, bis jetzt Hauslehrer in einem der angesehensten Häuser
Karlsruhes, empfohlen durch ausgezeichnete Kenntnisse, verbunden mit
wahrer Religiosität, wie nicht minder durch trefflichen Charakter.
Derselbe wurde daher eingeladen, zu Schabbat Nachamu dahier seine
Probepredigt abzuhalten. Diese Predigt, in fließender, bilderreicher
Sprache, durchweht vom wahren Geiste unserer heiligen Religion,
vorgetragen mit kräftiger, klangvoller Stimme, konnte ihre Wirkung nicht
verfehlen. Unter den zahlreich sich eingefundenen Zuhörern der Gemeinde,
sowie unter den vielen anwesenden Badegästen, war nur eine Stimme des
ungeteiltesten Befalls. Noch an demselben Abende versammelten sich daher
unsere Vorsteher und einstimmig übertrugen sie Herrn Fromm definitiv die
hiesige Predigerstelle. Er
herrscht über diese Ernennung in unserer Gemeinde die allgemeinste
Freude, und wir sehen getrost der Zukunft entgegen, nachdem wir die
Leitung unserer religiösen Verhältnisse in solch würdige Hände
niedergelegt wissen." |
Ausschreibung
der Stelle des Vorsängers und Schochet (1855)
Anzeige
in der Zeitschrift "Jeschurun"
Januar 1855: "Die hiesige israelitische Religions-Gemeinde sucht
einen musikalisch gebildeten Vorsänger, der gleichzeitig den
Schächterdienst zu versehen hat. Diejenigen, welche auf diese Stelle
reflektieren, wollen sich unter Beifügung von Zeugnissen über ihre
bisherigen Leistungen und ihren streng religiösen Lebenswandel innerhalb
4 Wochen an den unterzeichneten Vorstand in frankierten Briefen wenden.
Die Stelle gewährt ein Einkommen von 800 bis 900 Gulden.
Homburg v.d.H., den 21. November 1854. Der israelitische
Kultus-Vorstand."
Anmerkung: - Vorsänger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor) |
Sprachlehrer Jos. Rapp sucht einen Lehrer für sein
kaufmännisches Knaben-Institut (1855)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
1. Oktober
1855: "Bad Homburg. Die Ausdehnung meines kaufmännischen Knaben-Instituts
allhier, erheischt die Anstellung eines gut geschulten israelitischen
jungen Lehrers, welcher folgende Fächer gründlichst besitzt: "Tanach
(Bibel) nach Regeln der hebräischen Sprache, deutsche Sprache und
Literatur, jüdische und Weltgeschichte mit Geographie, Zeichnen und Schönschreiben,
auch wäre Gesang-Unterricht erwünscht. Bei angenehmer sozialer Stellung
wird 200 Gulden mit ganz freier Station zugesichert. Befähigte belieben
sich – P.P. – zu wenden an Jos. Rapp, Sprachlehrer." |
Ausschreibungen der Stelle des Schochet und Hilfslehrers /
-kantors (1876 / 1877 / 1889 / 1892)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember
1876: "Es ist in hiesiger israelitischer Gemeinde zum 1.
Februar 1877 die Stelle eines tüchtigen Schochets, der auch die
Befähigung eines Elementar-Religionslehrers besitzt, mit einem fixen Gehalt
von 1.200 Mark zu besetzen.
Es werden nur solche Bewerber berücksichtigt, denen bewährte Zeugnisse
sowohl hinsichtlich ihrer Fähigkeiten als auch hinsichtlich ihrer
strengen Religiosität zur Seite stehen.
Homburg v. d. Höhe, den 6. Dez. 1876
Der Vorsteher der hiesigen israelitischen Gemeinde
M. Ackermann." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar
1877: "Es ist in hiesiger israelitischer Gemeinde zum 15.
April dieses Jahres die Stelle eines tüchtigen Schochets, der auch die
Befähigung eines Elementar-Religionslehrers besitzt, mit einem fixen Gehalt
von 1.200 Mark zu besetzen.
Es werden nur solche Bewerber berücksichtigt, denen bewährte Zeugnisse
sowohl hinsichtlich ihrer Fähigkeiten als auch hinsichtlich ihrer strengen
Religiosität zur Seite stehen.
Homburg v. d. Höhe, den 1. Februar 1877
Der Vorsteher der hiesigen israelitischen Gemeinde
W. Ackermann." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 10. Januar 1889: "Es ist in hiesiger israelitischer
Gemeinde zum 10. März 1889 die Stelle eines tüchtiger Schochets, der
auch die Befähigung eines Elementar-Religionslehrers besitzt, mit einem
Einkommen von 1500 Mark pro Jahr zu besetzen. Es werden nur solche
Bewerber berücksichtigt, denen bewährte Zeugnisse, sowohl hinsichtlich
ihrer Fähigkeiten, als auch hinsichtlich ihrer strengen Religiosität zur
Seite stehen. Reflektanten belieben sich an den Unterzeichneten zu
wenden.
Homburg v.d. Höhe, 6. Januar 1889. W. Ackermann, I. Vorsitzender". |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember
1889: "Ein tüchtiger Schochet
welche gleichzeitig die Hilfslehrerstelle zu versehen hat und auch in
Verhinderungsfällen den Kantor zu vertreten befähigt ist, wird per 1.
April 1890 für die hiesige Gemeinde gesucht.
Es werden nur solche Bewerber berücksichtigt, denen bewährte Zeugnisse
sowohl hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, in allen vorgenannten Funktionen,
als auch hinsichtlich ihrer strengen Religiosität zur Seite stehen.
Sicheres Jahreseinkommen 1.800 Mark.
Reflektanten belieben sich an den Unterzeichneten zu wenden.
Homburg v. d. Höhe, 9. Dez. 1889
W. Ackermann, Erster Vorsteher." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai
1892: "Es ist in hiesiger israelitischer Gemeinde zum 15. Juli
des laufenden Jahres die Stelle eines tüchtigen Schochets, welcher
gleichzeitige die Hilfslehrerstelle zu versehen und den Kantor
in Verhinderungsfällen zu vertreten hat. zu besetzen.
Es werden nur solche Bewerber berücksichtigt, denen bewährte Zeugnisse
sowohl hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, in allen vorgenannten Funktionen, als
auch hinsichtlich ihrer strengen Religiosität zur Seite stehen.
Das jährliche Einkommen besteht aus Schächtergebühren und einem Barzuschusse
aus der Gemeindekasse im Gesamtbetrage von 1.500 Mark. Reflektanten belieben
sich an den Unterzeichneten zu wenden.
Homburg v. d. Höhe, 9. Mai 1892
3195) W. Ackermann, I. Vorsteher."
Anmerkung: - Schochet = Schächter |
70.
Geburtstag des Kantors Adolf Braunschweig (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juni 1895:
"Homburg, 3. Juni (1895). Am 30. Mai war der 70. Geburtstag
des Kantors der israelitischen Gemeinde Herrn Adolf Braunschweig,
der zugleich auch die 40-jährige Amtstätigkeit desselben bedeutet. Aus
diesem Anlass begab sich vormittags eine Deputation zu demselben, an ihrer
Spitze Herr Rabbiner Dr. Kottek, der eine beredte Ansprache an den Jubilar
hielt und ihm ein hebräisches Ehren-Diplom überreichte. Die anderen
Mitglieder überbrachten schöne, wertvolle Geschenke namens der Gemeinde
und die Glückwünsche und den Dank derselben. Der Jubilar war tief
gerührt und versprach, in gleicher Weise wie seither nach besten Kräften
fortwirken zu wollen." |
Auszeichnung für Kantor
Adolf Braunschweig (1897)
Kantor Abraham Braunschweig tritt in den Ruhestand
(1897)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Dezember
1897: "Bad Homburg, 2. Dezember. Mit Beginn des neuen Jahres ist
unser verehrter Kantor, Herr Abraham Braunschweig, in den Ruhestand
getreten. Der Genannte hat 42 Jahre lang den höchsten Anforderungen als
einer der wertvollsten Güter hier auf Erden bezeichnen: Einen guten Namen.
Am 1. Neujahrstage wurde Herrn Braunschweig seitens des Kultusvorstandes in
einer geschmackvoll ausgestatteten Adresse die Ehrenmitgliedschaft unserer
Gemeinde zuerteilt und neuerdings ist ihm vom Kaiser der Kronenorden IV.
Klasse verliehen worden. Möchte dem alten Herrn, der trotz seiner 72 Jahre
noch recht stattlich einherschreitet, ein freudvoller Lebensabend beschieden
sein!"
Anmerkungen: - Neujahrstag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana
Kronenorden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Königlicher_Kronen-Orden_(Preußen)
|
Ausschreibung der Stelle des Synagogendieners
(1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18.
März 1901: "Kultusbeamter gesucht.
Die Synagogendienerstelle in unserer Gemeinde ist neu zu besetzen und
werden Inländer, welche den Kantor eventuell vertreten können,
bevorzugt. Gehalt nach Übereinkunft. Offerten sind an den Unterzeichneten zu
richten.
Homburg v. d. H. März
Der erste Vorsteher
Eduard Emmerich." |
Todesanzeige für den Kantor Abraham Braunschweig
(1907)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Januar
1907: "Freunden und Bekannten widmen wir die traurige Mitteilung von
dem heute im 82. Lebensjahre erfolgten Heimgange unseres heißgeliebten
Herrn Abraham Braunschweig
Ritter des Kronenordens, Ehrenmitglied der israelitischen Gemeinde.
Um stille Teilnahme bitten
Homburg v. d. H. Die trauernden Hinterbliebenen
23. Jan. 1907 i. d. N. J. Braunschweig."
Anmerkung: Kronenorden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kronenorden |
Silberne Hochzeit von Lehrer Goldschmidt
(1921)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. Juni 1921: "Bad Homburg, 15. Juni., Herr Lehrer Goldschmidt,
Mitbegründer und Mitglied des Vereins 'Unabhängiger Lehrer Hessens und des
Bundes Emuna Hajesok, feierte Rosch Chodesch Siwan (1. Siwan)
unter reger Teilnahme der Gemeindemitglieder das Fest der silbernen
Hochzeit. Dem Jubelpaare wünschen wir, dass es ihm vergönnt sein möge, noch
lange in treuer Pflichterfüllung segensreich wirken zu können.
Anmerkung: - Lehrer Goldschmidt: vgl. Bericht zum Tod von Lehrer Leopold
Goldschmidt (1936) |
25-jähriges Amtsjubiläum von Kantor Moses Herz
(1923)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25, Januar
1923: "Bad Homburg, 20. Jan. Am 3. Februar sind es 25 Jahre, dass
Herr M. Herz als Kantor und Lehrer an der hiesigen Kultusgemeinde
fungiert." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März
1923: "Bad Homburg, 12. März. Zu einer imposanten Kundgebung seiner
Schüler und Freunde gestaltete sich die Jubiläumsfeier des Herrn Kantor
Herz. Der Jubilar und seine Frau wurden, als sie den Saal betraten, vom
Synagogenchor unter der Leitung des Herrn Ludwig Idstein mit einem Psalm
begrüßt. Darauf wandte sich Herr Rabbiner Dr. Wreschner an den
Jubilar, um ihm die Glückwünsche der Religionsschule zu überbringen und ihm
für seine selbstlose, aufopferungsvolle Tätigkeit zu danken. - Herr Dr.
Kottek überreichte im Auftrage der früheren Schüler und Freunde eine
Adresse und betonte besonders, wie leicht es Herrn Herz geworden sei, sich
die Herzen der Jugend so zu erobern, dass sie ihm für immer Freund bleibt.
Der 'Talmud-Thora-Verein' ließ durch Herrn Ackermann eine von Herrn
Studienrat Müller ausgeführte Zeichnung des Synagogeninnern überreichen.
Frau Dr. Halberstadt gratulierte für den Jüdischen Jugendbund. Die
Jüngsten trugen launige Gedichte vor. Fräulein Hedwig Wertheim am
Klavier und Heinz Mainzer (Violine) trugen durch beachtenswerte
Vorträge viel zur stimmungsvollen Feier bei. Nachdem Lehrer Goldschmidt als
Kollege das Wort ergriffen hatte, dankte der Jubilar bewegten Herzens allen
für das Gute und Schöne, mit dem man ihn an diesem Tage erfreut habe. Seine
Lebensarbeit sei der Jugend, seiner Gemeinde, seinen Mitmenschen gewidmet
und ihnen allein zum helfenden, beratenden Freund geworden zu sein, sei sein
schönster Lohn.-
Nach verschiedenen Vorträgen des Synagogenchors beendete ein von Frau
Rabbiner Dr. Wreschner trefflichst einstudiertes und gut gegebenes
Theaterstück den eindrucksvollen Abend.
Anmerkungen: - Kantor M. Herz: vgl.
Bericht zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Oberkantor und Lehrer Moses Herz
(1938) h
- Rabbiner Dr. Wreschner: vgl.
Bericht zum Tod von
Rabbiner Dr. Wreschner (1935)
- Rabbiner Dr. Kottek: vgl.
Bericht zum Tod
von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck (1912)
- Herr Ackermann: M. Ackermann, ehemaliger erster Vorsteher der
israelitischen Gemeindemitglied |
60. Geburtstag von Oberkantor und Lehrer M. Herz
(1933)
50-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Goldschmidt
(1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November
1933: "Bad Homburg, 13. Nov. Herr Lehrer Goldschmidt,
der vor kurzem in selten geistiger Frische seinen 70. Geburtstag beging,
konnte dieser Tage auch auf eine 50-jährige Tätigkeit als Beamter
zurückblicken. Hervorgegangen aus dem Kölner Lehrerseminar, wirkte er
zunächst fast drei Jahrzehnte in verschiedenen Gemeinden Süddeutschlands,
und folgte im Jahre 1911 einem Rufe der Bad Homburger Gemeinde als Lehrer
und zweiter Kantor. Herrn Lehrer Goldschmidt, der sich weit über den
jüdischen Gemeindekreis größten Ansehens erfreut, seit auch von dieser
Stelle aus für die fernere Zukunft alles Gute gewünscht. (Alles Gute) bis
120 Jahre." |
Zum
Tod von Lehrer Leopold Goldschmidt (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März
1936: "Bad Homburg v. d. H., 2. März. Nach langem schweren
Leiden wurde am 16. Schewat Leopold Goldschmidt aus dieser
Zeitlichkeit abberufen. Fünfzig Jahre – davon 24 in Bad Homburg – hat
er als Kultusbeamter und Lehrer eine überaus segensreiche Tätigkeit
entfaltet. Abhold allen Äußerlichkeiten und erfüllt von reiner Liebe zur
Tora suchte und fand er allen Lebenszweck und Lebensinhalt in der Mitzwohtat,
die er sein Leben lang von ganzem Herzen erfüllte. Möge sein Sechus der
trauernden Witwe in ihrem große Schmerze beistehen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Schwewat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schevat
- Mitzwohtat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa, gemeint ist hier, dass Leopold
Goldschmidt regelmäßig die Gottesdienste besuchte und in der Heiligen
Schrift las, aber mit genauso großer Hingabe sich der Wohltätigkeit, ohne
Unterschiede bei Konfessionen zu machen, widmete.
- Sechus: Verdienst
https://www.balashon.com/2015/01/sechus.html |
40-jähriges
Amtsjubiläum von Oberkantor und Lehrer Moses Herz (1938)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22.
September 1938: "Ein vierzigjähriges Amtsjubiläum. Bad Homburg, 21.
September (1938). Herr Oberkantor und Lehrer Moses Herz in Bad Homburg
sieht auf eine vierzigjährige Amtstätigkeit zurück. Herr Herz ist der
Typus eines Lehrers, der in seinem Amte nicht einen Beruf, sondern eine
Berufung erblickt, und so konnte er sich im Laufe der Jahre zum wahren
geistigen Führer seiner Gemeinde entwickeln. Auch den
Frankfurtern, die
gelegentlich den lieblichen Badeort besuchen, ist es bekannt, mit welcher
Würde und Korrektheit Herr Herz seinen Dienst als Vorbeter und Baal Kore
(Vorleser) verrichtet. Er hat in den 40 Jahren seiner Wirksamkeit
Generationen großgezogen, die die
von ihm erhaltene Lehre auch in weiter Ferne nicht verleugnen werden. Herr
Herz, im Besitze reichen Torawissens und ausgezeichnet von der Krone
tiefer Frömmigkeit und warmer Menschenliebe, genoss, solange bedeutende
Rabbiner an der Spitze der Gemeinde standen, das volle Vertrauen und die
intime Freundschaft seiner rabbinischen Vorgesetzten
und übt, seitdem die Gemeinde im Drange der Zeit auf eine
Neubesetzung des Rabbinates verzichten musste, selbst mit guter
Sachkenntnis die kleineren rabbinischen Funktionen aus. Auch einen
Gemoroschiur leitet er seit vielen Jahren, bei dem sich die wenigen
Talmudkundigen in der Gemeinde heute noch an bestimmten Abenden finden. Er
hat in allen anderen Gremien der jüdischen Gemeinde das führende Wort
und steht mit väterlicher Hingabe jedem Einzelnen seiner Gemeinde in
schwerer Zeit zur Seite. Alle Gemeindeglieder, aber auch ein großer
Freundeskreis über seine Gemeinde hinauf finden sich in dem Wunsche, dass
es dem treuen Lehrer vergönnt sein möge, an der Seite der
gleichgearteten Gattin und im Kreise seiner Kinder noch lange Jahre in
ungeschwächter Kraft seine segensvolle Tätigkeit fortzusetzen. (Alles
Gute) bis 120 Jahre."
Anmerkungen: - Moses Herz:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862045 Kiseleffstraße 14
- Gemoroschiur: Unterweisung (Schi'ur
https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur in der talmudischen Schrift
Gemara
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemara)
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