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Bad Nauheim
(Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Es besteht eine weitere Seite
mit Texten und Bildern zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und der jüdischen
Kureinrichtungen
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In (Bad) Nauheim lebten jüdische Personen/Familien bereits im
Mittelalter. Bereit 1303 könnte eine jüdische Ansiedlung bestanden
haben, doch ist die Quellenlage unklar. Ein sicherer Nachweis besteht erst aus
dem Jahr 1464. Damals beanspruchte Markgraf Albrecht Achilles von
Brandenburg von der Nauheimer Judenschaft den dritten Pfennig und den Goldenen
Opferpfennig. Die Nauheimer Judenschaft bestand damals aus zwei bis drei
Familien. 1485 setzte sich Graf Philipp von Hanau für einen Nauheimer Juden
ein, der vom Landgrafen von Hessen gefangen war. Auch in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts lebten einige jüdische Personen in Nauheim.
Seit dem 18. Jahrhundert ließen sich wieder jüdische Familien nieder (1710 16
jüdische Einwohner, 1734 eine jüdische Familie, zusammen 7 Personen; 1754 21
jüdische Einwohner). Ihre Zahl blieb bis in die zweite Hälfte des 19.
Jahrhunderts hinein zunächst gering (1827: 7 jüdische Familien, 1835 23, 1861
26 Personen), um mit dem Aufstieg Bau Nauheims als Stadt (seit 1854) und
weltbekanntes Kurzentrum seit Ende des 19. Jahrhunderts stark zuzunehmen (1900/1905 119
Personen, 1910 164). Eine selbständige jüdische Gemeinde wurde mit der
Einrichtung eines eigenen Betsaales (s.u.) um 1830 gegründet. Erster
Gemeindevorsteher war Samuel Rosenthal (bis 1833). Ihren Lebensunterhalt
verdienten die Nauheimer Juden zunächst als Viehhändler und Metzger; 1828
werden sie noch als "arme Leute" bezeichnet.
Mit dem Aufschwung Nauheims zum weltbekannten Badeort im Laufe des 19.
Jahrhunderts kamen alsbald aus einer weiten Umgebung
auch jüdische
Kurgäste in den Sommermonaten nach Bad Nauheim. Dazu zogen immer mehr auch jüdische
Ärzte, Pflegepersonal und Angestellte im Bereich der Gastronomie in die Stadt.
Um 1890 waren unter den jüdischen Ärzten Dr. August Schott, Prof. Theodor
Schott, Dr. Sigurd Benjamin Gräupner und der Geheime Medizinalrat Prof. Dr. Isidor
Groedel (Groedel war Arzt der letzten deutschen Kaiserin). 1876 wurde ein
Unterstützungsverein für arme Kurbedürftige gegründet. Die Statuten wurden
u.a. von den Ärzten Dr. August Schott und Dr. Isidor Groedel unterzeichnet. Um
1880 wurden pro Jahr ca. 1.000 jüdische Kurgäste gezählt, zu einem großen Teil streng orthodoxer
Prägung. Sogar aus Rumänien, Russland oder Ägypten wurden Gäste registriert.
Manche von ihnen starben während der Kur und wurden auf den jüdischen
Friedhöfen von Bad Nauheim beigesetzt.
Seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts entstanden verschiedene jüdische Kureinrichtungen und Kurheime. Die
bekanntesten waren in den folgenden Jahrzehnten:
| Das Israelitische Männerheim: gegründet 1875
(eigener Verein); 1925 ca. 30 Plätze. Bäderkuren, besonders für
Herzkranke; geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925 Vorsitzender S.
Salomon; Arzt Dr. May, Bad Nauheim. Anschrift: Frankfurter Str. 58. |
| Das Israelitische Frauenheim: gegründet 1902
(eigener Verein); 1925 ca. 40 Plätze. Bäderkuren, besonders für
Herzkranke; geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925 Vorsitzender Moses
Michael Mainz, Frankfurt; Leitender Arzt: Dr. Herz. Leiterin: Schwester Rebekka
Lehmann. Anschrift. Frankfurter Str. 65. |
| Die Israelitische Kinderheilstätte
: 1925 ca. 70
Plätze für Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 15 Jahren. Kuren für
Herzkranke, Liegekuren usw., geöffnet vom 1. Mai bis 1. Oktober. 1925
Vorsitzender Michael Moses Mainz, Frankfurt; leitender Arzt: Dr. Hirsch,
Mannheim, Leiterin Helene Kopp. Anschrift: Frankfurter Str. 103.
(Bild links erhalten von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries, zahlreiche weitere Abbildungen
siehe ergänzende Seite zu Bad Nauheim) |
Diese Einrichtungen waren meist von Frankfurter jüdischen
Kreisen initiiert worden, teilweise auch getragen durch Frankfurter Stiftungen (u.a. von Baronin Edmund
von Rothschild). Anfang der 1930er-Jahre
praktizierten etwa 50 jüdische Ärzte und Zahnärzte in Bad Nauheim. In der
Stadt gab es insgesamt 17 jüdische Hotels und Pensionen.
Die jüdische Gemeinde in Bad Nauheim, zu der seit 1875 auch
die in Steinfurth gehörenden jüdischen Einwohner gehörten, hatte an
Einrichtungen eine Synagoge (unterschiedliche Bauten, s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und
einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schochet fungierte. Die
Gemeinde war zunächst dem
Rabbinat Hanau, seit 1869 dem Provinzialrabbinat Gießen, schließlich dem orthodoxen Provinzialrabbinat in Gießen zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg
starben an den Fronten die jüdischen Gemeindeglieder: Sally Bär (geb.
10.9.1886 in Griedel, gef. 28.8.1914), Gefreiter Ludwig Bodenheimer (geb.
23.4.1879 in Waibstadt, gef. 23.8.1918), Unteroffizier Karl Theodor Hoddes (geb.
11.5.1894 in Gießen, gef. 27.1.1915), Wilhelm Sandel (geb. 23.1.1898 in Bad
Nauheim, gef. 27.4.1918), Martin Straus (geb. 26.1.1895 in Bad Nauheim, gef.
23.10.1914) und Wilhelm Straus (geb. 30.9.1897 in Bad Nauheim, gef. 17.11.1916).
1921 wurde in der Synagoge eine Gedenktafel für die Gefallenen aus der
jüdischen Gemeinde angebracht (siehe Bericht unten).
Um 1925, als etwa 250 Personen zur jüdischen Gemeinde
("Israelitische Religionsgemeinde Bad Nauheim") gehörten (ca. 1,7 %
der Gesamteinwohnerschaft von etwa 15.000 Personen), gehörten dem Vorstand
der jüdischen Gemeinde an: Emil Rosenthal, Jonas Loeb, Isidor Baumblatt,
Louis Löser und Berthold Rosenthal. Dr. Hirschfeld aus Gießen war Rabbiner der
Gemeinde. Hermann Oppenheimer war als Lehrer und Kantor tätig. Er gab
damals insgesamt 17 Kindern an den öffentlichen Schulen Religionsunterricht. An
jüdischen Vereinen bestanden außer den für die Kureinrichtungen
zuständigen Vereinen eine Chewra Kadischa (Wohlfahrtspflege, Bestattungswesen),
ein Frauenverein (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger), ein Männerverein
(Ziele: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Obdachlosenfürsorge), eine
"Brüderschaft" und eine "Jüdische Arbeitsgemeinschaft".
Auch eine Gemeindebibliothek war vorhanden. Bis 1932 war die Zahl
der jüdischen Einwohner auf etwa 300 gestiegen. Dem Vorstand gehörten
weiterhin an die Herren Emil Rosenthal, Berthold Rosenthal und Jonas Loeb.
Lehrer und Kantor war inzwischen Karl Bettmann, nachdem 1929 Hermann Oppenheimer
nach 50-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet worden war. Karl
Bettmann blieb bis zu seiner Auswanderung 1939 in Bad Nauheim.
Nach 1933 nahm die
Zahl der jüdischen Einwohner vorübergehend bis auf 350 Personen zu. Von diesen
sind in den folgenden Jahren etwa 250 Personen ausgewandert (insbesondere in die
USA). 1940/41 wurden die noch hier lebenden jüdischen Einwohner in das
jüdische Altersheim an der Frankfurter Straße eingewiesen. Von hier wurden sie
im September 1942 deportiert: 23 Personen in polnische Lager, 79 (meist ältere)
Personen nach Theresienstadt. Mehrere der jüdischen Einwohner starben nach
1933 an Suizid.
Von den in Bad Nauheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elfriede Abraham (1903), Fanny Abraham geb. Cohn (1862),
Emil Adler (1880), Senta Adler (1921),
Martha Asch geb. Oppenheimer (1866), Rosa Balschöwski geb. Lewinski (1885),
Minna Bamberger geb. Strauss (1886), Adolf Bauer (1883), Frieda Bauer geb. Levi
(1884), Emma Baumblatt geb. Mohrenwitz (1874), Isidor Baumblatt (1870), Adele
(Adelheid) Bettmann geb.
Rotschild (1872), Jakob Bettmann (1873), Joseph Bettmann (geb. ?), Frieda
Bodenheimer geb. Gutkind (1883), Billa Cahn geb. Liebmann (1895), Herrmann Cahn
(1865), Carry (Zarri) Cohn
geb. Herz (1883), Leo Cohn (1877), Samuel Collin (1866), Hedwig Eckstein geb. Grünebaum (1889),
Heinz Eckstein (1928), Marben Eckstein (1884), Martin Eckstein (1926), Siegfried Eckstein (1884), Ella
Ehrlich (geb. ?), Gustav Ehrlich (geb. ?), Sarko Ehrmann (1882), Karoline
Eichhorn geb. Gottselig (1902), Hermine Elias geb. Loeb (1872), Siegmund Engel (1873), Meta Eschwege
geb. Oppenheimer (1882), Jakob Frank (1889), Klothilde (Kloti) Frank geb. Hessenberger
(1895), Sophie Frank (1926), Edith Gerson (1896), Edith Grünfeld (geb. ?),
Hanni Goldschmidt (geb. ?), Hermann Goldschmidt (1865), Emilie Grünebaum (1860),
Hilda Grünebaum (1931), Lina Grünebaum (1864), Ruth Grünebaum (1931), Sofie Grünebaum (1858), Max Hammerschlag (1876), Moses Hammerschlag (1876),
Nanny Hammerschlag geb. Stern (1882), Rosa Hammerschlag geb. Falkenstein (1875),
Eva Hausmann (1916), Leopold Hermann (1859), Mathilde Hermann geb. Salomon
(1863), Hedwig Hirsch geb. Elsberg (1871), Rosa Jakob (1858), Hermann Kahn (1865), Recha Kahn geb. Loeb (1878),
Berthold Kann (1863), Mathilde Kann geb. Speier (1872), Henriette Katz geb.
Arnstein (1869), Karl Katz (1877), Kathinka Katz geb. Wetterhahn (1876), Mayer
Katz (1873), Hedwig Kaufmann (1924), Ida Kaufmann geb. Levy (1893), Rosalie Kaufmann geb. Sichel (1858),
Gertrude Kendziorek geb. Baumblatt (1901), Herta
Klarer geb. Levy (1890), Josef Klebe (1873), Julie Koch geb. Bloch (1875), Josef Koffler (1886), Adolf Krämer
(1874), David Lamm (1866), Hannchen Lamm geb. Andorn (1875), Minna Lamm (1868),
Rebekka Lamm geb. Kaufmann (1856), Henriette (Henni) Laudon geb. Eulau (1902),
Gertrud Lazarus (1906), Ida Lehmann (1880), Regina Lehmann (1881), Berta Lewi geb.
Schönfeld (1868), Johanna Levy (1877), Johanna Levy (1878), Therese Levy (1870),
Helene Lewinsky (1875), Hermann Liebmann (1865), Rosa Lilienfeld (1863),
Cäcilie (Cilly) Lion geb. Rosenthal (1871), Felix Löb (1875), Ida Loeb geb. Loeb (1907), Kaufmann Loeb
(1866), Clara Löwenstein geb. Arnstein (1875), Leopold Löwenstein (1884), Paula Löwenstein geb.
Scheuer (1895), Richard Löwenthal (1870), Isaak Mainzer (1877), Karl Markus
(1880), Fanny Mayer geb. Oppenheimer (1851),
Hannchen Mayer geb. Lichtenstein (1868), Henriette Mayer (1868), Louis
Mendelsohn (1888), Regine Metzger geb. Meier (1864), Henriette Meyer (1868), Willy Meyer (1906), Johanna
Minkus geb. Reinhardt (1870), Bella Nussbaum geb. Katz (1894), Felix Nussbaum
(1892), Sußme (Susanne) Nussbaum (1891), Moritz Oppenheimer (1879), Rosa Reinberg (1863), Karoline Rosenfeld geb.
Gruber (1870), Arthur Rosenthal (1904), Berthold Rosenthal (geb. ?), Erna Rosenthal geb. Katz (1906),
Herta Rosenthal geb. Löwenthal (1894), Ruth Rosenthal (1934), Sally Rosenthal
(1876), Hermann Rosner (1908), Regina Rossmann (1921), Berta Rothschild (1878), Fanny
Rothschild (1866), Frieda Maria Rothschild geb. Nussbaum (1867), Hans Rothschild
(1931), Michael Rothschild
(1869), Selma Rothschild geb. Wetterhahn (1875), Leopold Rottenberg (1918),
Rebecca Rottenberg (1912), Samson Rottenberg (1914), Silvia Rottenberg (1916),
Meta Schloss (1904), Karoline Schloss geb. Haas (1873), Emmy Schönewald geb.
Anschel (1884), Felix Schönewald (1871), Emma Schuster geb. Mayer (1873), Hermann
Schuster (1871), Leo Seewald (1930), Frieda Siew geb. Lewinski (1880), Klara Simon geb. Kugelmann (1857), Rebekka Simon geb.
Schönfeld (1863), Sophie Sommer (1868), Albert Spiegel (1879), Irene Spiegel
(1924), Paula Spiegel geb. Kahn (1888), Ruth Karola Spiegel (1937), Aron Stern (1872),
Auguste Stern (1868), Berta Stern geb. Meier (1871), Mathilde Stern (1865), Minna Stern geb. Flörsheim (1904), Jenny Straus geb. Levi
(1893), Bertha Strauss geb. Grünbaum (1870), Else Strauss (1920), Jettchen Strauss geb. Katz (1875), Johanna Strauss geb. Mayer (1866),
Martha Strauss geb. Straus (1890), Moritz Strauss (1888), Nanni Wallach geb.
Rosenthal (1868), Wilhelm Wallenstein (1901), Recha Wartensleben geb. Rosenthal
(1874), Jeanette Wertheim (1859), Sara
Wertheim geb. Löwenstein (1865), Levi (Löb) Wetzstein (1872), Honet Wolf (1861), Margot Wolf geb. Wolf
(1918), Gerda Worms geb. Strauss (1895), Jettchen Ziegelstein (1883),
Susanne Ziegelstein geb. Süsskind (1853).
Hinweis auf die
Website: "Das Holocaust-Erinnerungsmal in Bad
Nauheim": www.holocaustdenkmal-badnauheim.de
|
In Bad Nauheim soll 2016 am Rande des
Kurparks ein Erinnerungsmal mit den Namen von 270 Bad Nauheimer
Holocaust-Opfer errichtet werden. |
Nach 1945
Eine neue jüdische Gemeinde wurde in Bad
Nauheim bereits am 27. April 1945 durch jüdische "Displaced
Persons" (DPs, zumeist Überlebende von KZs) begründet. Der erste Gemeindevorsitzende
der 1945-46 aus etwa 300 Personen bestehenden Gemeinde war Nachman Kaplan. Im
September 1947 entstand ein "Kibbuz" zur Ausbildung in
handwerklichen und landwirtschaftlichen Berufen in den Räumen der Gebäude
Frankfurter Straße 103 und 108. Bis 1949 wanderten fast alle DPs nach Israel
oder in die USA aus, der Kibbuz wurde aufgelöst. 1949 bis 1953 war unklar, ob
die Gemeinde weiter bestehen konnte. Doch stabilisierte sich die Anzahl der
jüdischen Einwohner Bad Nauheims in den 1950er- und 1960er-Jahren auf etwa 130
- 150 Personen (aus Bad Nauheim und dem Gebiet des Altkreises Friedberg). In den
1950er-Jahren bestand auch eine jüdische Schule. In den
Sommermonaten kamen damals durchschnittlich etwa 400 jüdische Kurgäste nach
Bad Nauheim, nachdem auch ein jüdisches Kurhotel wieder eröffnet wurde (in den
Räumen des früheren israelitischen Frauenheimer Frankfurter Straße 65). Durch
Zuwanderung von jüdischen Personen seit den 1970er-, verstärkt seit den
1990er-Jahren nahm die Zahl der jüdischen Einwohner Bad Nauheims weiter zu.
Derzeit (2012/2017)hat die jüdische Gemeinde über 300 Mitglieder.
Durch ihre Aktivitäten ermöglicht die Gemeinde jüdisches Leben im
Wetteraukreis durch Gottesdienste, Sprach- und Religionsunterricht und einen
Chor. Informationsseite.
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim ist derzeit (2012) Monik
Mlynarski.
Artikel im "Kreisanzeiger" vom 9. November 2017: "Landkreis
Wetterau. Beten unter Polizeischutz" (Link
zum Artikel).
Bad Nauheim ist Sitz des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Buber-Rosenzweig-Stiftung; im Jahre
2005 fand die bundesweit beachtete Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an
den Dirigenten Daniel Barenboim im Bad Nauheimer Kurtheater statt.
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Bis Ende der 1820er-Jahren war die Zahl der jüdischen Einwohner Nauheims zu
gering für die Einrichtung eines eigenen Betsaales. Man besuchte die
Gottesdienste im kurhessischen Friedberg.
Ein erster Betsaal in Nauheim
wurde 1828 auf Antrag von Samuel Rosenthal durch das Kreisamt in Hanau
genehmigt. So konnten seit 1830/31 die Nauheimer Juden im Haus
Burgstraße 20 zu Gebet und Gottesdienst zusammenkommen. Erster Kantor der
Gemeinde war nach 1830 David Kohn aus Posen. Noch in den 1830er-Jahren war es
auf Grund der kleinen Zahl der jüdischen Familien in Nauheim oft schwer die zum
Gottesdienst nötige Zehnzahl der jüdischen Männer zusammenzubekommen. Immer
wieder holte man Verstärkung aus Friedberg.
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts erwies sich der Betsaal als zu klein für
die zunehmende Zahl jüdischer Einwohner und Kurgäste. 1865 legte die
Gemeinde nach verschiedenen Schwierigkeiten und lang andauernden Verhaltungen
die Pläne für den Neubau einer Synagoge bei den Behörden vor.
Die Regierung der Provinz Hanau bemerkte zu dem ersten Entwurf,
der gotische Formen zeigte (einfachste Spitzbogenfenster und schlichtes
Maßwerk; siehe Skizze unten): "...jedoch ist die Erwägung der
Synagogengemeinde noch anheim zu stellen, ob es nicht angemessen erscheint, die
neue Synagoge in einem dem israelitischen Kultus entsprechenden Stile, etwa dem
maurischen, als in dem vorzugsweise für christliche Kirchen zur Anwendung
kommenden gotischen Stile auszuführen". Die Pläne wurden daraufhin
verändert. Das Synagogengebäude wurde in einem Mischstil aus klassizistischen,
romanischen und in Andeutungen maurischen Formen erbaut.
1866/67 wurde die Synagoge zwischen Karlstraße und Alicestraße erbaut (Alicestraße 12), in der 50 Männer und 40
Frauen Platz fanden. Um 1890 kamen in die Synagoge auch die Ritualien der
aufgelösten Synagoge im benachbarten Steinfurth.
1921 wurde in der Synagoge eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg
gefallenen sieben Gemeindeglieder angebracht:
Eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten
Weltkrieges wird angebracht (1921)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1921:
"Aus Nauheim wird geschrieben: In dem passend ausgeschmückten
Gotteshause der Jüdischen Gemeinde wurde mit einer stimmungsvollen
Trauerfeier eine Gedenktafel für sieben im Weltkriege gefallene
Gemeindemitglieder enthüllt. Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld aus
Gießen hielt eine groß angelegte, gedankenreiche Gedächtnisrede, die
ihres tiefen Eindruckes auf die versammelten Gemeindemitglieder und
Vertreter der Behörden nicht verfehlte." |
|
Derselbe
Bericht erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli
1921. |
Nach dem Bau der neuen Synagoge (1929) wurde die alte
Synagoge Bad Nauheims verkauft und abgebrochen.
Bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bestanden Pläne zum Bau
einer neuen Synagoge. 1908 wurde ein Synagogenbaufond
gegründet. 1914 stellte die Stadt der jüdischen Gemeinde
kostenlos ein Grundstück zum Bau einer neuen Synagoge zur
Verfügung:
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1914:
"Bad Nauheim. Die Stadt überwies der jüdischen Gemeinde in der
Karlstraße unentgeltlich einen Bauplatz für den Synagogen-Neubau." |
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die
Inflationszeit verzögerten den Baubeginn. Im Juni 1920 konnte immerhin durch
das Gemeindeglied Louis Löb ein
Grundstück zum Bau der neuen Synagoge in der Karlstraße erworben werden. Doch
erst 1926 waren die Voraussetzungen
gegeben, an eine Ausführung der Pläne zu denken. Ende 1926 erfuhr die
jüdische Öffentlichkeit über den Stand der Planungen:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember
1926: Bad Nauheim, 2. Dezember (1926). Die hiesige
israelitische Religionsgemeinde beabsichtigt, im nächsten Jahre eine neue
Synagoge zu erbauten. Die Kosten werden sich auf 150.000 Mark belaufen. Für
diesen Betrag hat die Stadt auf Antrag die Bürgschaft übernommen. |
Die neue Synagoge wurde 1928 bis 1929 durch den Frankfurter
Architekten Richard Kaufmann aus Frankfurt am Main errichtet. Die Finanzierung
war möglich, da die Eheleute Baruch und Esther Kaufmann aus München ein
zinsloses Darlehen von drei Dritteln der Baukosten (das waren 40.000 Goldmark) vorstreckten. In der Synagoge
wurde für das Ehepaar Kaufmann eine Gedenktafel angebracht. Bereits zur Einweihung
am 16. August 1929 waren auch die Gedenktafeln für die Gefallenen aus der
alten Synagoge angebracht worden. Die Einweihung selbst nahm der orthodoxe
Provinzialrabbiner Dr. Leo Hirschfeld aus Gießen vor.
Beginn des Synagogenbaus (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 12. Oktober 1928: |
Grundsteinlegung für die neue
Synagoge (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1928:
"Grundsteinlegung der neuen Synagoge zu Bad Nauheim.
Eine ansehnliche Festgemeinde und zahlreiche Zuschauer hatten sich
Mittwoch am Bauplatz der neuen Synagoge am Bethaus und in der Karlstraße
zur Grundsteinlegung der neuen Synagoge eingefunden, zu der der Vorstand
der hiesigen Religionsgemeinde eingefunden hatte.
Die Weihestunde begann mit der Verlesung einer Urkunde durch den
Vorsitzenden der israelitischen Religionsgemeinde Bad Nauheim,
Stadtverordneter Emil Rosenthal, die folgenden Wortlaut hat:
"Heute, am 3. Oktober 1928, wird der Grundstein zu diesem Gotteshaus
gelegt. Die frühere Synagoge einer etwa 160 Jahre alten Kultusgemeinde
wurde im Jahre 1865 Alicenstraße 12 errichtet. Der stets zunehmende Fremdenverkehr
bracht auch immer mehr unserer Glaubensgenossen nach Bad Nauheim, die hier
Genesung suchten. Schon lange Jahre konnte die alte Synagoge dem Zustrom
glaubenstreuer Juden nicht mehr genügenden Platz bieten. Im Jahre 1908,
unter der Vorstandschaft von J. Loeb und J. Baumblatt wurde ein Fond
gegründet, um Mittel für den Neubau anzusammeln. Durch den Weltkrieg
1914/18 und die nachfolgende Inflation wurden die Gelder aber entwertet
und der Neubau musste verschoben werden. Im Juni 1920 kaufte der damalige
Vorstand, L. Loeb, J. Baumblatt und B. Rosenthal, den Platz, auf dem die
Synagoge jetzt erbaut wird. Durch die großherzige Tat des Herrn A. Kaufmann,
München, unserer Gemeinde 40.000 Mark auf fünf Jahre ohne Zinsen zu
leihen, konnte dem Projekt unter Zuhilfenahme von vorhandenen Mitteln und
Anleihen näher getreten werden. Pläne und Berechnungen wurden entworfen,
und nachdem der Vorstand die ungefähre Bausumme festgestellt hatte, wurde
der Diplomingenieur R. Kaufmann, Frankfurt am Main, beauftragt, die Pläne
auszuarbeiten, nach denen nunmehr mit Gottes Hilfe der Rohbau durch den
Maurermeister J.B. Hofmann, Bad Nauheim, ausgeführt wird.'
Provinzial-Rabbiner Dr. Hirschfeld - Gießen hielt darauf eine tief
ergreifende Festansprache, in der er ausführte, alle Völker und STämme
strebten nach dem einen großen Gott, zu dessen Ruhm und Ehre auch dieses
Haus erbaut werde. Der Redner sprach zum Schluss dem Vorstand der
Israelitischen Gemeinde und der Israelitischen Gemeinde selbst Dank dafür
aus, dass sie diesen Bau ermöglicht hätten. Er dankte weiter den
Vertretern von Staat und Stadt, in deren Obhut das Haus nach seiner
Fertigstellung komme. Herr Rabbiner Dr. Hirschfeld vollzog dann die drei
Hammerschläge, ebenso Religionslehrer Oppenheimer und Maurermeister J.B.
Hofmann, unter dessen Leitung der Bau ausgeführt wird. Von den Gästen
führten zum Schluss noch Hammerschläge aus: Bürgermeister Dr. Ahl, Bad-
und Kurdirektor von Boehmer, Regierungsrat Dr. Grosholz, Pfarrer Schäfer
als Vertreter der evangelischen Gemeinde und Beigeordneter Kissel im Namen
der katholischen Religionsgemeinde und der Vertreter der Friedberger Israelitischen
Gemeinde, Seligmann. Damit schloss der weihevolle
Festakt." |
|
Einweihung der
Synagoge (1929) |
Die
Zeitung des Central-Vereins (CV, Ausgabe vom 23. August 1929) enthielt nur einen
kurzen Artikel zur Einweihung der Synagoge: "Am 16. August fand in Bad
Nauheim unter Teilnahme aller Kreise der Bevölkerung und der Behörden die
Einweihung der neugebauten Synagoge statt. Alle Ansprachen gipfelten in dem
Wunsch nach der Befriedung des religiösen und politischen Lebens. Namens des
Hauptvorstandes und Landesverbandes überbrachte unser Syndikus Dr. Marx
(Frankfurt) Grüße und Glückwünsche."
|
|
Ausführlich berichtete die Zeitschrift "Der
Israelit" in der Ausgabe vom 22. August 1929 über die Feierlichkeiten
zur Einweihung der neuen Synagoge:
"Eine neue Synagoge in Bad Nauheim: Bad Nauheim hat nun eine neue
Synagoge, in strengster Sachlichkeit und schönster Zweckmäßigkeit, erbaut vom
Architekten Richard Kaufmann in Frankfurt a.M. Ein langjähriger Traum der
Gemeinde Bad Nauheim ist damit in Erfüllung gegangen. In ihrer Anlage bildet
die Synagoge auch einen Schmuck der Stadt. Überall in der Welt, wo man im
jüdischen Kreise das Heilbad Nauheim kennt und liebt, wird die Kunde von diesem
neuen Gotteshause anstelle des alten Baues, der im Sommer die Beter längst
nicht mehr fassen konnte, große Freude auslösen. Wie das Gotteshaus selbst, so
schön und sachgemäß sind die Nebenbauten errichtet, wie Schulzimmer,
Beratungszimmer, kleine Wintersynagoge. Besondere Erwähnung verdient das
Tauchbad, das bei allem modernen Komfort genauestens nach den Vorschriften des
Gesetzes errichtet wurde. |
Die Einweihungsfeierlichkeiten. Punkt 11 Uhr waren am Freitag die
geladenen Gäste neben den Gemeindemitgliedern in der alten Synagoge zu einer
kleinen schlichten Abschiedsfeier versammelt. Anknüpfend an den Satz des
Wochenabschnittes wesacharta ät kol haderech ("und so sollst
gedenken des ganzen Weges, den dich geführt der Ewige, dein Gott...5. Mose 8,2
aus der Lesung des Wochenabschnittes zu Schabbat Nachamu, 17. August
1929, der ganze Wochenabschnitt umfasst 5. Mose 3,23-7,11) schilderte Herr
Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld, Gießen, in markanten Worten, was das alte
Gotteshaus in den 63 Jahren seines Bestehens der Gemeinde gewesen ist. Die guten
Geister werden ins neue Haus mit übernommen werden. Ein Licht erlischt, ein
neues Licht strahlt auf.
Mit dem Gesang des Herrn Kantor wurden nun die sieben Torarollen ausgehoben.
Draußen stimmte die Kapelle feierliche Weisen an, und nun bewegte sich der Zug
der Toraträger unter einem Baldachin, gefolgt von den Gästen und Teilnehmern
die Karlstraße hinauf bis zur neuen Synagoge.
Vor dem Portale fand die feierliche Schlüsselübergabe unter sinnigen Reden und
Glückwünschen statt. Frl. Grete Rosenthal sprach einen kurzen Prolog. Es
sprachen dann der Herr Kreisdirektor, der das neue Gotteshaus dem Schutz der
Stadt und Gemeinde empfahl, sodann der Herr Bürgermeister von Bad Nauheim, Dr.
Ahl, der den Frieden unter den Konfessionen pries. Herr Architekt Kaufmann
betonte, er sei froh und stolz darauf, hier ein Werk für die eigene
Gemeinschaft vollführt zu haben. Mit Weihesprüchen öffnete nun Herr
Provinzialrabbiner die Synagoge. Vierhundert Menschen nahmen unten und oben in
den bequemen Sitzen Platz. Eine große Anzahl von der anstürmenden Menge konnte
auf polizeiliche Vorschrift keinen Einlass mehr finden.
In der Synagoge leitete ein Knabenchor vor der Synagoge Börneplatz, Frankfurt
a.M. unter der Führung des Herrn Dr. Ehrenreich, die Feier mit einem brausenden
baruch haba ("Gesegnet ist, der da kommt...") ein. Es folgten
das Anzünden des Ewigen Lichtes und unter den Klängen des ana d' die
sieben Rundgänge mit den Torarollen. Nach weiteren Gesängen und dem Einheben
der Torarollen bestieg Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld die Kanzel zu
seiner Festpredigt. |
Den Universalismus und die Welthoffnung des Judentums unterstrich der Redner in
Anknüpfung an bekannte Stellen aus Lehre und Propheten. Abraham sah Gott auf
dem Berge, Isak auf dem Felde und Jakob im jüdischen Hause. Diese drei Begriffe
geistvoll klärend, erläuterte der Festredner das jüdische Gotteshaus in
seiner letzten Bedeutung als Stätte der Andacht, der Lehre und des
Weltfriedens. Er hatte zum Schluss ehrende Worte für den nach 50jähriger
Wirksamkeit in den Ruhestand tretenden Herrn Kantor Oppenheimer, dem auch der
Chowertitel verliehen wurde, zugleich ermunternde Worte der Begrüßung für
dessen Nachfolger, der vor kurzem erst das dreifache heilige Amt in Bad Nauheim
antrat. Ehrend gedachte er auch des Seniors im Vorstande, des Herrn Louis Löb,
der unermüdlich für das Wohl der Gemeinde arbeitet und dessen Initiative und
Tatkraft nicht zum geringsten Teile zur Bewerkstelligung des Synagogenbaues
beigetragen haben. Ein Gebet für Gemeinde und Stadt, Israel und Gemeinschaft
schloss die Weihepredigt.
Vom Vorstande ergriff nun Herr Rosenthal das Wort, um in Anknüpfung an die von
Rechtsanwalt Dr. Stahl abgefasste Festschrift noch Einiges aus der Geschichte
der Gemeinde Nauheim und der Entstehungsgeschichte der Synagoge mitzuteilen. Er
dankte dem Architekten, sowie allen, die am Bau mitwirkten, insbesondere edlen
Stiftern in München, die mit der Überlassung eines ansehnlichen zinslosen
Kapitals den bau ermöglichten. Der Gefallenentafel sei der erste Ehrenplatz in
der Synagoge angewiesen, da man deren Opfer für Vaterland und Gemeinschaft
stets eingedenk sein wolle, als einer Mahnung zu Frieden und Eintracht unter
allen Menschen.
Es kamen nun noch zu Worte die Herren Kommerzienrat Kronenberger in Mainz für
den Verband Israelitischer Gemeinden in Jessen. Dr. Marx, Frankfurt a. Main für
den "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" und
Redakteur s. Schachnowitz, Frankfurt a.M. für eine Anzahl Frankfurter Freunde
der Gemeinde Bad Nauheim. Mit dem Gesang Schalom raw schloss die Feier
gegen zwei Uhr mittags.
Freitag abend und Samstag morgen hatten die Gottesdienste in der neuen Synagoge
durch die Festpredigten des Herrn Rabbiner und die überaus starke Beteiligung
der Gemeinde und der Kurgäste ein festliches Gepräge. |
Korrektor zu obigem Bericht: |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1929:
"Synagogeneinweihung in Bad Nauheim. Bei der Ehrung, die in der
Festpredigt von der Kanzel herab Herrn Löb geworden, muss es statt Louis
Löb richtig heißen: Herrn 'Jonas Löb'." |
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Mitteilung
im "Gemeindeblatt für die Israelitische Gemeinde Frankfurt"
September 1929: "Bad Nauheim. Die Israelitische Gemeinde weihte am
16. August ihr von Architekt Richard Kaufmann, Frankfurt am Main erbautes
neues Gotteshaus ein." |
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Ein weiterer Bericht liegt aus der
"Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck"
vor: |
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 23. August 1929:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von
SA-Leuten geschändet und die Inneneinrichtung völlig
demoliert. Ein bereits in den Innenräumen gelegtes Feuer wurde offenbar von
einigen Männern gelöscht. Von Käthe Bettmann, der Frau des Kantors, liegt
folgender Bericht vor (zitiert nach Studienkreis s. Lit. S. 311):
"Als ich am anderen Tag zur Synagoge und
zu unserer Wohnung ging, fand ich ein Bild der Zerstörung vor. Die Scheiben in
der Synagogen waren eingeschlagen, Türen aufgebrochen, Mobiliar mit Äxten
zerstückelt, Lebensmittel, die ich vorsorglich versteckt hatte, lagen zerstreut
und aufgebrochen auf dem Boden. Es war ein furchtbarer Anblick ... Den
Schreibtisch meines Mannes hatte man mit Äxten entzweigeschlagen... Frau
Rößler, die keine Jüdin war, eine immer hilfsbereite Frau, hatte mir den
Hergang der Ereignisse erzählt... Es war der Rektor W. der gegenüberliegenden
Volksschule, der den Schülern sogar die Äxte gegeben haben soll und sie
aufgehetzt hat, alles kleinzuschlagen... Was sollen die Kinder bei dem schon
gelernt haben?"
Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Synagogengebäude als Lager für
Schrott und Schwermetalle zweckentfremdet. Nach dem Einmarsch der amerikanischen
Truppen am 29. März 1945 beschloss der Stadtrat die "Räumung und
Reinigung" der Synagoge der ehemalige Nazigrößen. Bereits am
27. April 1945 - noch vor der
Kapitulation - fand in der Synagoge erstmals wieder ein Gottesdienst statt mit
jüdischen Soldaten des XIX. Corps. Die Einweihung erfolgte durch Chaplain
Samuel Binder. Auch fünf frühere jüdische Einwohner Bad Nauheims nahmen am
Gottesdienst teil.
Wiedereinweihung der Synagoge (1945)
Artikel
in der Zeitschrift "Jüdische Welt" vom 13. Juli 1945: "Die
neue Synagoge von Nauheim. Unser Bild zeigt die von amerikanischen
Soldaten wieder hergestellte Synagoge von Bad Nauheim. Da in Nauheim keine
jüdischen Einwohner übrig geblieben sind, wird das Gotteshaus vorläufig
nur von den jüdischen Jungens des XIX. Corps besucht. Die Einweihung
erfolgt durch Assistant Corps Chaplain Samuel Binder." |
Die jüdische Gemeinde Nauheims besteht bis zur Gegenwart.
1988 gehörten ihr etwa 100 Gemeindeglieder an, 2012 - nach
Integration der seit Beginn der 1990er-Jahre zugezogenen jüdischen Personen aus
den GUS-Staaten - etwa 350 aus Bad
Nauheim und dem gesamten Wetteraukreis. Das Synagogengebäude mit seinen
150 Plätzen im Erdgeschoss und 100 Sitzplätzen für Frauen auf der Empore
bietet auch den in der Stadt immer wieder anwesenden jüdischen Kurgästen
ausreichend Platz.
Die Synagoge wurde um 1960 und 1988/89 umfassend renoviert. Auch das rituelle Tauchbad (Mikwe) wurde erneuert.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz
2012/13 stand eine erneute umfassende Renovierung an. Dabei waren vor allem
Dach (einschließlich Holzarbeiten im Dachraum) und Fassade (Fenster) zu
renovieren. Wiederum war auch eine Wiederherstellung der Mikwe im
Untergeschoss vorzunehmen, die seit Jahren nicht mehr benutzt werden konnte. Es
wurde mit
Kosten von etwa 400.000 € gerechnet. Die Arbeiten an der Fassade wurden im
September 2013 abgeschlossen.
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde ist seit 1986 (Stand 2014) Monik
Mlynarski. Er wurde im Oktober 2014 zum Ehrenbürger der Stadt Bad Nauheim
ernannt.
Adressen / Standorte der Synagogen:
| 1828-1867 Betsaal Burgstraße 20 |
| 1867-1929 Synagoge zwischen Karlstraße und Alicestraße
(Alicestraße 12) |
| 1929 bis zur Gegenwart: Karlstraße 34. |
Fotos
Die alte Synagoge 1867 - 1929
(Quelle: Hammer-Schenk s. Lit. Teil II Abb.
169-170 und Arnsberg Bilder s. Lit.) |
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Erster Entwurf 1866 - nicht
ausgeführt |
Die 1867 erbaute
Synagoge |
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Die neue Synagoge 1929 bis zur
Gegenwart
(geschändet 1938, neu eingeweiht 1945) |
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Die Synagoge kurz nach
der
Einweihung 1929
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(Quelle: Hammer-Schenk
s.Lit. Abb. 491
und Arnsberg Bilder s.Lit.) |
Die
Einweihung der Synagoge am
3. Oktober 1929 - Übergabe des
Schlüssels
durch Grete Rosenthal, die
einen Prolog gesprochen hatte
(Quelle: Arnsberg
Bilder s.Lit.) |
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Karlstraße mit
Synagoge 1945 |
Amerikanische Soldaten vor der
Synagoge
1945 (Quelle: Zeitschrift "Jüdische Welt"
vom
13.7.1945) |
Amerikanische Soldaten in der
Synagoge in Bad Nauheim 1945
(Quelle: Arnsberg Bilder s.Lit.). |
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Die Synagoge in den
1980er-Jahren (Quelle: Schwarz s.Lit. S. 311) |
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Die Synagoge im
Frühjahr 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.4.2008) |
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Die Synagoge aus
unterschiedlichen Blickrichtungen |
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Der Eingang zur Synagoge |
Hinweistafel |
Davidstern an der Synagoge |
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Blick von Osten |
Davidstern über
dem
Toraschrein |
Innenaufnahme
(Quelle: Website der Jüdischen
Gemeinde Bad Nauheim) |
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Mahnmal im alten
städtischen Friedhof
(Fotos: Thomas Schwab, Bad Nauheim) |
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Die Fotos des
Mahnmales wurden noch vor der Entfernung der Trauerweide
(siehe Pressebericht unten) erstellt (Fotos vom 27.7.2007) |
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Blick auf die
Trauerweide mit Mahnmal im Spätherbst 2009
(Fotos vom 21.11.2009) |
Inschriftentafel des Mahnmales
(Foto vom 4.3.2011) |
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Das Mahnmal ohne Trauerweide
(Foto: 15.5.2010) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2009:
Die Trauerweide beim Denkmal für die jüdischen
NS-Opfer musste gefällt werden |
Artikel
in der "Wetterauer Zeitung" vom 1. Dezember 2009: "Alter Friedhof: Trauerweide ist verschwunden
Bad Nauheim (bk). Die Trauerweide und der Gedenkstein für die jüdischen Opfer der NS-Tyrannei bildeten auf dem Alten Friedhof in der Kernstadt bislang ein stimmiges Ensemble. Seit einigen Tagen ist der Baum verschwunden.
Ein stimmiges Ensemble bildeten bis vor Kurzem die Trauerweide und der Gedenkstein für die jüdischen NS-Opfer. (Foto: pv)
Grund ist ein Gutachten mit klarer Aussage: Die Weide sei nicht mehr zu retten gewesen. Wie aus einem Schreiben von Hans-Martin Herrmann, Fachdienstleiter Grünflächenplanung im Rathaus, an die Bürgerinitiative Alter Friedhof/ Historischer Bürgerpark hervorgeht, habe sich der Fäulnisprozess nicht mehr stoppen lassen. Es hätten sich bereits die ersten Pilzfruchtkörper am Stammfuß gezeigt.
Aus Sicherheitsgründen habe der Baum deshalb gefällt werden müssen. Als Ersatz hat die Verwaltung eine mindestens 35 Jahre alte Hänge-Buche ausgewählt, die dieser Tage gesetzt werden soll. Der Baum hat nach Angaben Herrmanns eine Höhe von vier bis fünf Metern und eine Kronenbreite von mindestens zwei Metern. »Wir sind sicher, dass dieser Baum einen würdigen Ersatz darstellen wird«, heißt es in dem Schreiben an die BI." |
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Juni 2012:
Eine
umfassende Sanierung des Synagogengebäudes ist notwendig |
Artikel in der "Wetterauer
Zeitung" vom 1. Juni 2012: "Sanierung der Synagoge startet
Mitte Juni.
Bad Nauheim (ihm). Die Synagoge in der Karlstraße 34 ist
sanierungsbedürftig. Schon seit längerem haben die Verantwortlichen
Instandsetzungsschritte im Auge. Mitte Juni startet voraussichtlich der
erste Bauabschnitt, 2013 folgt Abschnitt zwei..."
Link
zum Artikel |
Weiterer Artikel von Detlef Sundermann in
der "Frankfurter Rundschau" vom 12. Juli 2012: "Synagoge
in Bad Bauheim - Synagoge wird saniert..."
Link
zum Artikel |
Weiterer Artikel von Jens Joachim in der
"Frankfurter Allgemeinen" vom 11. Juli 2012: "400.000 Euro
Kosten. Bad Nauheimer Synagoge wird erneuert...."
Link
zum Artikel |
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Juli 2012:
Zum Stand der Sanierungsarbeiten |
Artikel von Mike Marklove (HR Studio
Gießen) in der Website hr-online.de vom 28. Juli 2012: "Neuer Glanz für die Synagoge.
Die Synagoge von Bad Nauheim ist ein markantes Beispiel für den Bauhaus-Stil in den 1920er Jahren. Sie ist eines der letzten jüdischen Gotteshäuser, die in Deutschland vor dem Holocaust errichtet wurden. Zurzeit wird sie saniert.
Manfred de Vries, Michael Finkelstein und Monik Mlynarski vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde stehen vor der eingehüllten Rückseite der Synagoge und begutachten die bisherigen Arbeiten. Gerade herrscht hier ein wenig Ruhe; sonst ist hier regelmäßig Baulärm zu hören. Neben den Außenarbeiten steht vor allem die Wiederherstellung der Mikwe, einem Ritualtauchbad, im Vordergrund...."
Link
zum Artikel |
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August 2012:
Zuschuss des Landkreises für die
Sanierungsmaßnahmen |
Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom
20. August 2012: "Zuschuss zur Erhaltung eines Kulturdenkmals.
Landrat Joachim Arnold: Bad Nauheimer Synagoge soll wieder ursprüngliches
Erscheinungsbild bekommen..."
Link
zum Artikel |
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Oktober 2014:
Monik Mlynarski wird Ehrenbürger in Bad
Nauheim |
Artikel in der "Wetterauer Zeitung"
vom 15. Oktober 2014: "Brückenbauer: Monik Mlynarski neuer Ehrenbürger der Stadt
Bad Nauheim (gk). Monik Mlynarski, Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Bad Nauheim, ist zum neuen Ehrenbürger der Stadt ernannt worden. In einer feierlichen Zeremonie überreichte ihm Bürgermeister Armin Häuser am Montagabend die Urkunde..."
Link
zum Artikel |
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April 2020:
Erinnerung an den Neuanfang der
jüdischen Gemeinde 1945 |
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom
April 2020: "Jüdischer Neustart nach dem Grauen
Mit der Einnahme Bad Nauheims durch die amerikanische Armee am 29. März 1945
neigte sich das dunkelste Kapitel der Geschichte ihrem Ende entgegen. Kurz
darauf war Nazi-Deutschland vollends besiegt. In Bad Nauheim begann wieder
jüdisches Leben. Vor 75 Jahren wurde hier der erste jüdische Gottesdienst in
einer Synagoge auf deutschem Boden nach dem Holocaust gefeiert.
Die jüdische Gemeinde Bad Nauheim existiert schon seit dem 13. Jahrhundert.
Aufgrund der stets zunehmenden Anzahl an Kurgästen wurde Anfang des 20.
Jahrhunderts geplant, eine neue Synagoge zu bauen. Diese wurde 1929
eingeweiht. Das Nazi-Regime hatte zum Ziel, alles jüdisches Leben weltweit
auszulöschen - vor allem in Deutschland. Dazu sollten die Synagogen in der
Pogromnacht vom 9. November 1938 in ganz Deutschland vernichtet werden. Die
Synagoge in Bad Nauheim brannte nicht ab, weil es wohl einige Männer gab,
die das Feuer noch rechtzeitig löschen konnten. Während des Krieges wurde
die Synagoge als Depot zweckentfremdet. Nachdem Bad Nauheim am 29. März 1945
von der amerikanischen Armee eingenommen und ein neuer Bürgermeister berufen
worden war, beschloss der Stadtrat die Räumung und die Reinigung der
Synagoge. Die jüdischen GIs staunten, eine so schöne Synagoge in Bad Nauheim
vorzufinden. Die Torarollen wurden von Bad Nauheimern gerettet und
aufbewahrt. Am 27. April 1945 fand erstmals seit 1938 wieder ein
Gottesdienst statt. Die Einweihung erfolgte durch Ass’t Corps Chaplain
Samuel Binder. Nach Angaben der hiesigen Gemeinde war es der erste jüdische
Gottesdienst in einer Synagoge auf deutschem Boden nach der Shoa.
Einziger Ort mit intakter Synagoge. Im Jahr 1945 hielten sich etwa
1000 Juden in Bad Nauheim auf - hauptsächlich amerikanische Soldaten,
Displaced Persons (Zivilpersonen, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres
Heimatstaates aufhielten) sowie KZ-Überlebende. Viele entschieden sich für
Bad Nauheim, weil dies der einzige Ort in der Region war, der über eine
intakte Synagoge verfügte. Die Stadtverwaltung bemühte sich sehr darum,
jüdisches Leben in der Stadt wieder möglich zu machen. Der Gemeindevorstand
der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim wollte zusammen mit der
Christlich-Jüdischen Gesellschaft Wetterau und Bürgermeister Klaus Kreß das
am Montag anstehende 75-jährige Jubiläum in besonderer Weise zelebrieren.
'Es wäre an der Zeit, sich bei der amerikanischen Armee und der
Stadtverwaltung für ihren Anteil an der Wiedereinweihung der Synagoge zu
bedanken. Leider musste der Termin wegen Corona verschoben werden', macht
Manfred de Vries, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und
Usinger Land, deutlich.
Dank an die US-Soldaten. Es geht um Erinnerung an damals. Bad Nauheim
wurde zum Zentrum jüdischen Lebens in der hiesigen Region nach der Shoa.
Viele Juden weltweit waren der Meinung, nach dem Holocaust sollten keine
Juden auf deutschem Boden leben. Sie sollten schnellstmöglich auswandern.
Die Ermordung von sechs Millionen Juden im Namen Deutschlands sollte dazu
führen, Deutschland für immer judenfrei zu halten. Einige wenige
KZ-Überlebende und jüdische Displaced Persons sahen genau das Gegenteil als
richtig an: Wenn keine Juden in Deutschland mehr den Finger auf die wahren
Täter richten könnten, hätte Hitler im Nachhinein recht bekommen. Genau das
war auch die Rechtfertigung der neuen jüdischen Gemeinde in Bad Nauheim. Sie
nahm sich das Recht, die jüdische Orthodoxie hier zu etablieren. Die
Gemeinde hatte das Glück, über eine Synagoge zu verfügen. Zusätzlich gab es
schon früh ein jüdisches Hotel, sodass jedes Jahr viele religiöse Kurgäste
kamen und im Sommer täglich ein Gottesdienst stattfand. Bad Nauheim hatte
weltweit einen Ruf der Orthodoxie, der über jeden Zweifel erhaben war. 'Auch
das haben wir zu einem großen Teil der amerikanischen Armee zu verdanken -
und wir bedanken und verneigen uns vor diesen jüdischen GIs. Aber auch der
Bürgermeister und Bürger der Stadt, die diese Gemeinde mit offenen Armen im
Zentrum der Gesellschaft aufnahmen und der Gemeinde jegliche Hilfe
angedeihen ließen', sagt de Vries. 2012 konnte die Synagoge aufgrund einer
gründlichen Sanierung mithilfe der Stadtverwaltung im neuen Glanz und mit
den ursprünglichen Farben erstrahlen. 'Die Zeit steht nie still, und unsere
kleine Gemeinde in der Wetterau hat sich stark gewandelt', erläutert der
Vorsitzende. Ende der 90er Jahre waren die Holocaust-Überlebenden schon
betagt, und nur sehr wenige konnten noch die Fahrt nach Bad Nauheim im
Sommer antreten. Andererseits kamen in dieser Zeit viele jüdische Familien
aus den GUS- Staaten nach Bad Nauheim. Diese Menschen durften ihre Religion
in der Sowjetunion nicht leben und kamen ohne jüdische Tradition, die für
den Erhalt des Judentums so wichtig ist. Sie wurden von der Gemeinde mit
offenen Armen aufgenommen, und sie dankten es, indem sie dem Judentum eine
neue Überlebenschance gaben. Manfred de Vries: 'Somit haben wir heute eine
kleine aber rege jüdische Gemeinde, etwas weniger orthodox, aber genauso
herzlich und den jüdischen Gesetzen und Traditionen verbunden. Wir wollen
hoffen und beten, dass unsere Gemeinde wächst und gedeiht, damit wir die
Zukunft gemeinsam mit der bunten Gemeinschaft in der Wetterau und im Usinger
Land gestalten können.'"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Kontaktadresse (Angaben nach Website der Stadt Bad
Nauheim):
| Jüdische Gemeinde Bad Nauheim, Karlstr. 34, 61231
Bad Nauheim, Tel.: 06032/5605, Fax: 06032/938956, E-Mail
Website
Führung durch die Synagoge jeden 3. Dienstag im Monat, 15.00 Uhr, Frau
Judith Schwarzenberg, Tel. 06032/3676, Fax 06032/32187 |
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica Bd. II,2 S. 570; III,2 S. 927-928. |
| Rudolf Stahl: Festschrift zur Einweihung der neuen
Synagoge. Geschichte der Nauheimer Juden. Bad Nauheim. 1929. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 103-111. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 153-154. |
| Stefan Kolb: Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden.
Bad Nauheim 1987. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 181-182. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 147. |
| Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte
einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. Teil I S. 241-243.248.530-531.544.
Teil II Abb. 169.170.491.492. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 311ff- |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 84-90. |
| Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Architektur der
Synagoge. Stuttgart 1988. S. 311-313. |
| Monica Kingreen: Israelitische Kinderheilstätte und
Jüdische Bezirksschule. In: Frankfurter Straße 103. Festschrift aus Anlass
der 100-jährigen Nutzung des Gebäudes Frankfurter Straße 103. Bad Nauheim
1999. S. 7-33. |
| dies.: Die jüdischen Kurheime in Bad Nauheim. Eine Serie in 7 Teilen, in: Frankfurter Rundschau, Lokalbeilage Wetteraukreis Oktober 1997 bis Januar 1998. |
| Jim G. Tobias: Wo
deutsche, österreichische, russische Kaiserinnen und jüdische Kinder sich
erholten. Ein religiöses Children's Center im hessischen Kurort Bad
Nauheim. Artikel in haGalil.com vom 10.4.2014. |
| ders.: Jüdischer
Neubeginn in Bad Nauheim. Artikel in haGalil vom 6.7.2014. |
|
Hanno
Müller/Lothar Tetzner: Juden in Bad Nauheim und Steinfurth.
Hrsg. von der Ernst Ludwig Chambré-Stiftung in Lich. Lich 2020. 469 S.
Zahlr. Abbildungen.
Zu beziehen bei Hanno Müller Röntgenstr. 29 D-34563 Fernwald.
E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
Internet:
http://www.fambu-oberhessen.de/ |
| Petra Ihm-Fahle: Ein jüdischer Weg. Nicht die
Einsamkeit zu suchen. Beitrag zur Erinnerung an den verstorbenen Monik
Mlynarski (1923-2016), langjähriger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad
Nauheim. Auszug aus dem Buch "FEST zu - Pack aus! Das
Multi-Kulti-Family-Projekt aus Bad Nauheim". 2021.
Online in der Website
der "Neuen Landboten" zugänglich |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Nauheim Hesse. The first
Jews living in the medieval village of Nauheim were expelled in the Black Death
persecutions of 1348-49 and again in 1539. Unfair taxation known as Schutzgeld
or "protection money" retarded the community's growth until 1830. The
discovery of medicinal waters, however, transformed Nauheim into an expanding
health resort (renamed "Bad" Nauheim) and led to the opening of guest
houses for Jews visiting the spa. The community, numbering 67 (2,5 % of the
total) in 1880, grew to 119 in 1900 after many Jewish physicians, lawyers, and
businessmen took up residence there. They opened 11 kosher hotels and seven
other establishments that served visitors seeking a cure for their ailments.
Between 1880 and 1935, the number of Jewish physicians rose to 50. Their
successful treatment of heart desease enhanced the renown of Nad Nauheim and
attracted patients from all over the worls. From 1875 the community enabled poor
Jews to be treated free of charge and a large children's clinic was opened in
1893. Religiously Orthodox, the community numbered 290 (3 %) in 1925. It
maintained a flourishing social and cultural life, with branches of major
organizations (e.g., the Central Union [C.V.], Jewish War Veterans Association,
and German Zionist Organization). A new synagogue was designed in 1929 by
Richard Kaufmann. Chiefly for economic reasons, the municipality endeavored to
curb antisemitism. Even after the Nazis came to power, it told readers of a
British medical journal that Jews were "still welcome" in Bad Nauheim,
Following the anti-Jewish boycott of 1 April 1933, however, Jews (particularly
doctors) started to emigrate. On K (9-10 November
1938) the Nazis organized a pogrom, but a chance visit of a French medical
delegation preserved to synagogue from total destruction. Of the Jews living
there in 1933-39, 139 emigrated; 190 moved elsewhere in Germany; about ten
committed suicide; and 96 were eventually deported. The revived community
numbered 100 in 1988.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|