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Wetteraukreis"
Steinfurth
(Stadt Bad Nauheim, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Steinfurth bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis um 1890. Über ihre Geschichte ist nur wenig bekannt.
Nach den Geburts-, Trau- und Sterberegistern der Steinfurther Juden lebten am
Ort im 19. Jahrhundert nur drei Familienstämme mit Namen Maier, Goldschmidt und Löser.
Die
kleine Gemeinde hatte an eigenen Einrichtungen einen Betsaal / Synagoge (s.u.),
ein rituelles Bad (s.u.) und einen Friedhof.
Einer der letzten jüdischen Einwohner Steinfurths war der 1920 im jüdischen
Friedhof beigesetzte Simon Löser (1833-1920).
Von den in Steinfurth geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jeanette Bayersdorf
geb. Löser (1865, später in Bremen wohnhaft; umgekommen im Vernichtungslager
Treblinka); Mathilde Berger geb. Löser, geb. 10. August 1864
als Tochter von Simon Löser und Jeanette geb. Katz in Steinfurth (später
wohnhaft mit ihrem Mann Hermann Berger in Darmstadt; umgekommen im
KZ Theresienstadt).
Hinweis: die anderen in den Listen des Bundesarchives und von Yad Vashem unter "Steinfurth"
genannten Personen stammen nicht aus diesem Steinfurth (teilweise Verwechslungen
mit Steinsfurt bei Sinsheim, andere
möglicherweise aus Steinfurth in der Mark Brandenburg).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden - außer dem unten zitierten Bericht zur
Synagogengeschichte - noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Steinfurth gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) dürfte eine Betstube
vorhanden gewesen sein. Um 1850 hatten die wenigen jüdischen Familien
(damals nur vier) so viel Geld angespart, dass sie an den Bau einer Synagoge
denken konnten. Der Bau wurde 1852 mit einem Kostenaufwand von 2.000 Gulden
durchgeführt. Mit einem großen Fest konnte am 22./23. Oktober 1852 die Synagoge
eingeweiht werden. Zugleich wurden drei neue Torarollen eingeweiht, die
600 Gulden gekostet hatten. In der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
wurde darüber berichtet:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November 1852:
"Steinfurt in der Wetterau, 26. Oktober (1852). In der hiesigen
kleinen Gemeinde meines Rabbinates, der großherzoglichen Provinz Oberhessen,
hat am jüngsten Sabbat eine religiöse Doppelfeier stattgefunden, wie eine
ähnliche vielleicht noch niemals innerhalb des Judentums sich zugetragen und
die auch in anderer Hinsicht verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Es
wohnen dahier 4, sage vier jüdische Familien, die nicht alle zu den
Vermöglichen oder Reichen des Landes gehören. Diese vier Familien nun haben
nicht bloß für sich allein eine neue schöne Synagoge gebaut, die sie 2.000
Gulden kostet, sondern gleichzeitig mit derselben auch drei, sage drei neue
kostbare Torarollen, im Werte von weiteren 600 Gulden, schreiben und einweihen
lassen. Eine solche Glaubenstreue und religiöse Aufopferungsfähigkeit dürfte,
besonders in unseren Tagen, sobald nicht wieder gefunden werden, weshalb ich
auch nicht unterlassen wollte, sie hier öffentlich als preis- und
nachahmungswürdig zu rühmen. Dr. Levi, großherzoglich hessischer
Rabbiner zu Gießen." |
Nur wenige Jahrzehnte wurden regelmäßig Gottesdienste in der Synagoge
gefeiert. Seit diesem Jahr gehörten die hier noch lebenden und nicht inzwischen
verzogenen jüdischen Einwohner zur Israelitischen Gemeinde in Bad
Nauheim. Das Inventar aus der Steinfurther Synagoge ging um 1890
gleichfalls in den Besitz der Bad Nauheimer Gemeinde über. Das
Synagogengebäude wurde verkauft. Die weitere Geschichte ist nicht
bekannt.
Über Hinweise freut sich der Webmaster von Alemannia Judaica; Adresse siehe Eingangsseite.
Das rituelle Bad: Bis um 1980 befanden sich in einem früheren jüdischen
Privathaus in der Hintergasse Nr. 35 Reste eines ehemaligen rituellen Bades.
Danach wurden bei einem Umbau diese Reste durch den Besitzer des Hauses
beseitigt. Nach Thea Altaras ist möglich, dass die frühere Mikwe in diesem
Haus viel älter war als das darauf erbaute Haus und möglicherweise bereits
seit dem 17. Jahrhundert benutzt wurde.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt (Hinweise
bitte an den Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
Fotos
Es sind keine Fotos oder Darstellungen
bekannt; über Hinweise freut sich
der Webmaster von Alemannia Judaica; Adresse siehe Eingangsseite |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 295. |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 156 (zum rituellen Bad). |
| Neubearbeitung des Bandes. 2005 S. 399-400. |
| Susanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und
Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter.
Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger
Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S. 289-326. |
| dies.: Katalog der Synagogen. In: ebd. S. 555-580. |
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Hanno
Müller/Lothar Tetzner: Juden in Bad Nauheim und Steinfurth.
Hrsg. von der Ernst Ludwig Chambré-Stiftung in Lich. Lich 2020. 469 S.
Zahlr. Abbildungen.
Zu beziehen bei Hanno Müller Röntgenstr. 29 D-34563 Fernwald.
E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
Internet: http://www.fambu-oberhessen.de/
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