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Bassenheim (Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Erinnerungen an die Familie "von
Oppenheim"
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer Einwohner in Bassenheim
In Bassenheim bestand im 18./19. Jahrhundert eine kleine jüdische
Gemeinde, zu der wenige Familien gehörten. Ende des 19. Jahrhunderts waren
es insbesondere die Familien Haimann und Simon. Vermutlich war ein Betraum
vorhanden - 1800 konnte in der Flur "Sässel" vor den Toren des
damaligen Ortes ein Friedhof angelegt werden.
Von besonderer Bedeutung war für die Gemeinde Bassenheim, dass die Familie
Abraham Freiherr und Charlotte Freifrau von Oppenheim seit 1873 teilweise in
Bassenheim lebte. Abraham Freiherr von Oppenheim (1804-1878) war Bankier in Köln - zu
seiner Zeit einer der bedeutendsten Bankiers in Deutschland - und u.a. Finanzberater des Erzbischofs von Köln. König Wilhelm I. hatte ihn
auf Grund seiner großen Verdienste 1868 zum
preußischen Freiherrn ernannt. Freiherr von Oppenheim hat am 3. Januar 1873 zum Preis
von 542.500 Talern Burg und
Rittergut Bassenheim (bzw. Schloss Bassenheim) erworben. Fünf Jahre
später (1878) ließ er insbesondere das Herrenhaus durch den Architekten Julius
Raschdorff weitgehend neu erstellen beziehungsweise historisch umgestalten. Der
Schlosspark wurde vergrößert, das Rentamt, der Marstall und das Haus am See
errichtet, die Schlossgärtnerei und das Forsthaus gebaut sowie die Häuser am
Walpotplatz restauriert. Durch Stiftungen an die Gemeinde wurden die Oppenheims
zu den größter Wohltätern in der Geschichte der Gemeinde. Noch nach dem Tod von Abraham Freiherr von
Oppenheim am 9. Oktober 1878 (Beisetzung zunächst im Deutzer Friedhof)
stiftete die Witwe Charlotte Freifrau von Oppenheim 1885 der Gemeinde Bassenheim
ein Krankenhaus ("von-Oppenheim'sches
Krankenhaus"), 1888 einen Kindergarten und eine Nähschule. Charlotte Freifrau von Oppenheim geb. Beifus war
übrigens eine Enkelin von Mayer Amschel Rothschild. Sie starb am 24. Oktober
1887 in Köln und zunächst gleichfalls zunächst im Deutzer Friedhof
beigesetzt. Vor ihrem Tod hatte sie allerdings bereits in Bassenheim den Auftrag
zum Bau eines Mausoleums gegeben, in das die sterblichen Überreste des
Ehepaares von Oppenheim 1889 überführt wurden. Das Ehepaar hatte keine
Kinder.
Die Burg und das Rittergut Bassenheim kamen 1910 in den Besitz der Familie Waldthausen.
Ihr gehört es bis heute. 1914 bis 1917 war es von ihr in neubarockem Stil
ausgebaut worden. Das Schlossgebäude zwischen Walpotplatz und Burg im
Schlosspark, die durch die von Oppenheims erweitert und restauriert worden war,
wurde 1937 wegen der angeblich zu hoher Unterhaltungskosten abgerissen.
An die Familie von Oppenheim und ihre Stiftungen erinnert in Bassenheim heute
auch die "von-Oppenheim-Straße". 1999/2000 wurde am Mausoleum die "Oppenheimanlage" geschaffen (mit Gedenktafel), um gleichfalls an
die Wohltaten des Ehepaares zu erinnern.
Die letzten jüdischen Einwohner von Bassenheim wurden 1942
deportiert.
Von den in Bassenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa
Fultheim geb. Simon (1889), Alfred Haimann (1893), Isidor Haimann (1890), Klara
Haimann (1893), Rosa Haimann (1a898), Frieda Simon (1895), Manfred Simon (1920),
Norbert Simon (1927), Settchen Simon (1862), Siegfried Simon (1924), Mathilde
Winter geb. Haimann (1896), Samuel Wolf (1890).
Berichte aus der jüdischen Geschichte von Bassenheim
Stiftung einer Krankenhauses der Baronin von Oppenheim an die
Gemeinde Bassenheim (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885:
"Bassenheim, 20. Oktober (1885). Sicheren Nachrichten zufolge,
schreibt die 'Hobl. Ztg.', hat in vergangener Woche die Baronin A. von
Oppenheim auf Schloss Bassenheim der Gemeinde Bassenheim die Mittel zur
Erbauung und Erhaltung eines bedeutenden Hospitals für Arme, Kranke und
Gebrechliche der Gemeinde, eventuell auch der Umgegend, geschenkt. Die
edle Geberin hat zum Bau und zur Erhaltung des Hospitals ein Kapital von Mark
400.000 zur Verfügung gestellt, außerdem den Bauplatz und zwei Morgen
Land zu Gartenanlagen dazu gegeben. Schon Ende dieser Woche soll die
Grundsteinlegung in feierlicher Weise geschehen." |
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Mitteilung in der Amtspresse
Preußen - V. Jahrgang. No. 31. Neueste Mitteilungen.
Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Dienstag, den 16. März
1886: "Der Gemeinde Bassenheim im Kreise Koblenz ist zur
Annahme der ihr seitens der verwitweten Freifrau Charlotte von
Oppenheim, geb. Beifus, zu Cöln, zur Erbauung eines Krankenhauses und
zu gemeinnützigen Zwecken mit Grundstücken und mit 400.000 Mark
gemachten Zuwendung die landesherrliche Genehmigung erteilt
worden." |
Mitteilungen zum Tod des Freiherrn von Oppenheim und der Freifrau von Oppenheim
(1878 / 1887 / 1891)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Oktober 1878:
"Bonn, 21. Oktober (1878). Man schreibt aus Köln: In voriger Woche
verstarb im 75. Lebensjahre der Freiherr Abraham von Oppenheim -
nebenbei gesagt, der erste Jude, der in Preußen geadelt wurde - der
letzte seiner Familie, der dem Judentume angehörig blieb, obgleich er die
von ihm gestiftete Synagoge (sc. in Köln), nachdem er sie nach ihrer
Vollendung gesehen, niemals wieder betreten hat. Seine Witwe verwandte
sofort 50.000 Mark zu wohltätigen Zwecken, indem sie 25.000 Mark dem
Magistrate zur Verteilung unter die christlichen Armen der Stadt und
ebensoviel der israelitischen Gemeinde überwies, nämlich 5.000 Mark zur
Verteilung an die Armen, 10.000 Mark an das israelitische Asyl und 10.000
Mark für die anderen israelitischen
Wohltätigkeitsanstalten." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November
1887: "Die Freifrau Abraham von Oppenheim in Köln, die vor Kurzem
verstarb, hat unter anderen bedeutenden Legaten 150.000 Mark der Stadt
vermacht, deren Zinsen an ihrem Sterbetage zur Hälfte an jüdische, zur
anderen an christliche Arme verteilt werden
sollen." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1891:
"Köln, 2. Januar (1891). Man schreibt der 'Kölnischen
Volkszeitung' aus Bassenheim: Die verstorbene Frau Baronin von
Oppenheim war bekanntlich für unsern Ort eine große
Wohltäterin. Dies erfahren so recht die Armen von Bassenheim jeden
Winter. Dieser Tage wurden nämlich wieder die jährlichen Zinsen von
50.000 Mark einer Stiftung der edlen Frau unter die hiesigen Armen
verteilt. Zunächst kamen sechs Doppelwaggons Kohle zur Verteilung;
alsdann erhielt jeder Bedürftige an barem Geld 10 Mark; schließlich
bekamen die Armen noch während des ganzen Winters um die Mittagszeit
Essen aus dem hiesigen Krankenhause, welche Einrichtung man ebenfalls der
verstorbenen Frau Baronin verdankt.' - Warum meldet die 'Kölnische
Volkszeitung' nicht auch, dass die verstorbene Frau Baronin eine Jüdin
war?" |
Beisetzung des 18-jährigen Sohnes von Herrn Heymann im
jüdischen Friedhof in Bassenheim (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Koblenz,
26. März (1900). In den traurigen Zeiten des Rassenkampfes, der den
Antisemitismus zur höchsten Blüte getrieben, berühren Ereignisse, die
das harmonische Zusammenleben der Konfessionen illustrieren, selbst wenn
sie traurigen Anlasses sind, um so wohltuender. Ein rührendes Beispiel
konfessionellen Friedens und patriarchalischer Einigkeit gab vor einigen
Tagen das Begräbnis eines 18-jährigen jüdischen jungen Mannes in Bassenheim
bei Koblenz, des Sohnes eines Herrn Heymann. Der junge Mann erlag nach
langer Krankheit dem Typhus, und wenn schon während seiner Krankheit
unzählige Beweise herzlicher Anteilnahme seitens der christlichen
Mitbürger den Kranken und seine Angehörigen erfreuten und trösteten, so
bildete das Leichenbegängnis geradezu einen noch nicht dagewesenen Akt
allgemeiner Anteilnahme. Die gesamte Dorfbevölkerung, inklusive
Geistlichkeit, sowie sämtliche Insassen des von Kusserow'schen Gutes und
eine unabsehbare Menge Fremder aus benachbarten Orten, bildeten einen
Zuge, den man auch in der größten Stadt vergebens suchen würde. Im
Trauerhause selbst war kein Platz für die Anzahl Frauen und Mädchen, die
den Hinterbliebenen in der schweren Stunde beizustehen gekommen waren. Am
Grabe selbst sprach der Pfarrer, der sich das nicht nehmen ließ, in
bewegten Worten die Angehörigen zu trösten, derselbe würdige Herrn der
während der Krankheit des ungemein beliebten junges Mannes eine Messe
für seine Genesung abgehalten und heiße Wünsche bei seinem täglichen
Gebete zu Gott empor gesandt hatte!
Klingt das nicht wie ein Märchen aus einer anderen Welt? ---- Wann wird
wohl überall auf dem Erdenrunde eine gleiche Gesinnung eingezogen
sein?!" |
Fotos
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Abraham Freiherr
von Oppenheim (Quelle: links: www.martinus-museum.de;
rechts: Unterschrift des
Freiherren "Abraham Oppenheim"
(Quelle: Sal. Oppenheim jr. & Cie. s.Lit. S. 14) |
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Aus dem
"virtueller Rundgang durch Bassenheim" - Spuren der Familie von
Oppenheim
(Quelle: www.bassenheim.de/files/virtueller_rundgang_bas.pdf) |
Die Familie "von Oppenheim"
stiftete für die Bevölkerung: das Krankenhaus, den Kindergarten,
und später aus dem Stiftungsvermögen die nötigen Mittel für den Bau
der Karmelenberghalle |
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Der Kindergarten
"St.
Martin" |
"Oppenheim-Anlage" -
Gedenkstein mit Erklärungstafel |
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Das Therapiezentrum -
ehemaliges Krankenhaus |
Die
"Oppenheim-Anlage" mit
Mausoleum im Schlosspark |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Sal. Oppenheim jr. & Cie. Geschichte einer Bank
und einer Familie. Hrsg: Sal. Oppenheim jr. & Cie. Text: Gabriele
Teichmann. Köln 1992. |
| Kirsten Serup-Bilfeldt: Zwischen Dom und Davidstern.
Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute. Hrsg. Ulrike Mast-Kirschning.
Köln 2001. S. 66-68. |
| Juliane Sander: Die Etablierung des herrschaftlichen
Besitzes Bassenheim (Eifel) durch den Kölner Bankier Freiherrn Abraham von Oppenheim
im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Schlossbau, Parkgestaltung und
soziale Leistungen. Dissertation (in Arbeit) am Lehrstuhl I für
Kunstgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Information.
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