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Bendorf (Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Es besteht eine weitere Seite
zur jüdischen Geschichte in Sayn und zur Geschichte der Israelitischen
Heilpflegeanstalt / Jacoby'sche Anstalt
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bendorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhundert
zurück. Doch lebten wohl bereits in mittelalterlichen Zeiten vereinzelt
jüdische Personen in der Stadt. 1339 wird ein Jude genannt, dem
die Abtei Maria Laach damals eine Schuld beglich. Weitere Nachrichten aus dem
Mittelalter liegen jedoch nicht vor.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. 1711 gab es acht jüdische Familien in der Stadt. 1720
wurden im Blick auf die jüdischen Einwohner der Stadt Bestimmungen in das
damalige Ortsrecht aufgenommen. Demnach
durften sie u.a. keine Häuser oder Güter "erblich an sich bringen".
An Sonn- und christlichen Feiertagen hatten sie und ihr Gesinde in ihren
Häusern zu bleiben; es war ihnen bei Strafe untersagt, sich "auf den
Gassen" - vor allem während der christlichen Gottesdienste - sehen zu
lassen oder gar Handel zu treiben.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1817 46 jüdische Einwohner, 1843 115, 1858 144, 1905 96. Anfang des 19.
Jahrhunderts lebten die jüdischen Familien vor allem vom Viehhandel und vom
Schlachten. Sie spielten die wesentliche Rolle auf den in Bendorf und Vallendar
zweiwöchentlich im Wechsel abgehaltenen Viehmärkten.
Die in Bendorf und dem benachbarten Sayn lebenden
jüdischen Familien bildeten eine gemeinsame jüdische Gemeinde
(Synagogengemeinde Bendorf-Sayn).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. 1896 wird - bei Tod von Sybilla Abraham geb. Frank - "Herr
Lehrer Michael" genannt, 1916 liest man von "Prediger Hermann Hirsch
und Reallehrer Okunski". Lehrer Jakob Okunski war spätestens seit
1913 als Lehrer an der "Höheren Bürgerschule" in Bendorf tätig, Er
unterhielt in seinem Haus Bachstraße 28 eine kleine Pension ("Jüdisches
Schülerheim"), in der er 1913
fünf auswärtige jüdische Schüler aufgenommen hatte. Im Ersten Weltkrieg war
er eingezogen; danach konnte er wieder in Bendorf unterrichten und sein
Schülerheim weiterführen. Er spielte neben
seiner Tätigkeit in der Schule auch in der Folgezeit - bis 1933 - eine zentrale Rolle im jüdischen Gemeindeleben als Gemeindevorsteher und
Vorbeter. Auch in der Stadt Bendorf genoss er hohes Ansehen. Zeitweise war er im
Stadtrat und in der Kreisvertretung. Seit März 1932 lebte er im Ruhestand (zur
weiteren Geschichte siehe Artikel von 1949 unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Simon Abraham
(geb. 28.5.1897 in Bendorf, gef. 3.1.1916), Ernst Cahn (geb. 27.7.1880 in Bendorf,
gef. 22.7.1916), Vizewachtmeister Manfred
Jacoby (geb. 25.3.1893 in Sayn, gef. 5.5.1915), Salomon Jonas (geb. 25.7.1874 in
Neuwied, gef. 1.3.1917), Hermann Lion (geb. 4.5.1890 in Heimbach, gef. 25.9.1915),
Julius Lion (geb. 5.10.1894 in Heimbach, gef. 1.10.1918), Emil Loeb (geb. 26.10.1882
in Bendorf, gef. 1.8.1918), Julius Tobias (geb. 15.10.1888 in Heimbach, gef.
23.8.1914). Außerdem ist gefallen: Siegmund Marx (geb. 29.10.1875 in Bendorf,
vor 1914 in Bonn wohnhaft, gef. 26.1.1916).
Um 1924, als zur Gemeinde 72 Personen (knapp 1 % von insgesamt ca. 7.500
Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Moritz Feist, Moses Daniel und Emil
Dahl. Als Lehrer (für den Religionsunterricht der Schüler) und Kantor war Herr Freienstein in Sayn für die Gemeinde
zuständig. In Sayn lebten 13 jüdische Personen -
zur
Israelitischen Heilpflegeanstalt siehe weitere Seite. 1932 waren
die Gemeindevorsteher Jakob Okunski (1. Vors.), M. Feist (2. Vors.) und Dr. P.
Jacoby (3. Vors.). Als Lehrer und Kantor war Lehrer J. Okunski tätig. Er
erteilte im Schuljahr 1931/32 12 Kindern aus der Gemeinde den
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es die Frauen-Chewra (1932
unter Leitung von Therese Feist) und die Männer-Chewra (1932 unter
Leitung von Simon Heymann).
1933 lebten in der Stadt Bendorf noch etwa 60 bis 70 jüdische Personen
(ohne die Bewohner der Jacoby'schen Anstalt in
Sayn). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (s.u.). 1942 wurden die letzten
jüdischen Einwohner aus der Stadt deportiert.
Von den in Bendorf geborenen [und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen*] sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hugo Abraham (1872),
Maximilian Abraham (1879), Elli Alexander geb. Daniel (1902), Viktor Bender
(1862), Ruth Bragenheim geb. Käver (1906), Ida Cahn (1874), Moritz Cahn (1871),
Leopold Daniel (1893), Moritz Feist (1868), Therese Feist (1862), Betty Fortujn
geb. Wormser (1881), Paula Frank (1899), Olga Gerst geb. Cahn (1887), Sofie
Hecht geb. Cahn (1881), Hedwig Heymann (1920), Jean Heymann (1878), Manfred
Heymann (1929), Pauline Heymann (1879), Karolina Käver geb. Bettelheiser
(1876), Juliane Künstler geb. Cahn (1882), Adelheid (Adele) Lambertz geb.
Bettelheiser (1871), Karoline Levy (), Klara Levy (1898), Rosa Levy geb.
Frank (1871), Brunhilde (Bruno) Löb (1928), Juliana Löwenthal geb. Feist
(1859), Josef Marx (1868), Julius Marx (1868), Hermann Mendel (1873), Marianne
Reichert (1874), Gertrude Rheinländer geb. Abraham (1892), Ernst Schmitz
(1926), Arno Wormser (1884).
*Anmerkung: Es sind bislang nur die Personen aufgeführt, die in Bendorf geboren
sind. Eine Recherche in den oben genannten Listen ist nach anderen Kriterien nur
schwer möglich, da unter "Bendorf" auch die Bewohner der Jacoby'schen
Anstalt aufgeführt werden. Weitere Namen jüdischer Opfer finden sich
unten bei den
Stolperstein-Verlegungen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1858 /
1872 / 1892 / 1920
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Dezember 1858:
"In unserm Synagogen-Bezirk in der Stadt Bendorf am Rhein, wo
30 jüdische Familien wohnen und welche eine schöne Synagoge hat, wird
ein geprüfter Religionslehrer, welcher zugleich die Funktionen eines
Vorbeters und Schächters mit übernehmen kann, gesucht; neben freier
Wohnung wird ein jährlicher Gehalt von 200 Thalern zugesichert.
Franko-Offerten sind an den Synagogen-Kommissar Herrn Leopold Frank
in Bendorf zu richten.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Koblenz." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1872:
"Annonce.
Für die israelitische Gemeinde zu Bendorf ist die Stelle eines
Religionslehrers und Vorbeters zu besetzen. Gehalt 250 Thaler pro Jahr,
bei entsprechenden Leistungen kann das Gehalt erhöht werden.
Moses Feist,
Vorsitzender." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1892:
"Gesucht.
Die Synagogengemeinde Bendorf am Rhein bei Koblenz sucht für
sofort einen unverheirateten Kantor und Religionslehrer. Anfangsgehalt
1.000 Mark Fixum. Gelegenheit zu Nebenverdiensten. Franko-Offerten mit
Zeugnissen ergeben an den Vorsteher
Albert Abraham, Bendorf am
Rhein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1920:
"Die Gemeinde Bendorf am Rhein sucht einen Religionslehrer, Kantor
und Schochet. Gehalt 7.000 Mark und Einkommen aus der Schechitah.
Meldungen nebst Zeugnisabschriften wolle man senden an Herrn
Bezirksrabbiner Dr. Weingarten, Bad Ems." |
Über Lehrer Jakob Okunski - zu seinem 70. Geburtstag
(1949 in Montreal)
Artikel
in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Aufbau" vom 11.
November 1949: "Jakob Okunski, der das Jüdische Schülerheim in Bendorf/Koblenz
gründete und lange Jahre auch im Stadtrat und der Kreisvertretung tätig
war, feierte am 31. Oktober seinen 70. Geburtstag. Seit 1933 war er als
Seelsorger und Führer der Gemeinde Solingen tätig und nach 1938
geschäftsführender Vorstand der jüdischen Gemeinde Wuppertal-Elberfeld.
In diesen schweren Jahren rief er eine jüdische Schule für
Umschulungskurse ins Leben, eine Kleiderkammer, Volksküche etc. und
konnte mit dem letzten Auswanderertransport im Oktober 1941 nach Portugal
ausreisen. Mit Hilfe des Joint errichtete er dort eine Hilfsschule für
die Kinder der jüdischen Emigranten, die er bis zu seiner Weiterreise
nach Kanada im Jahr 1944 leitete. Herr Okunski lebt jetzt in
Montreal." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Gründung einer Ortsgruppe des Centralvereins
(1916)
Artikel
aus der Zeitschrift "Im Deutschen Reich" Jg. 1916 S. 270:
"Die Gründung einer Ortsgruppe Bendorf - Sayn - Vallendar unseres
Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens ist als sehr
erfreuliche Folge der starken Anregungen zu begrüßen, die kürzlich die
Versammlung in Köln gab. Auf eifriges Betreiben der Herren Prediger
Hermann Hirsch, Reallehrer Okunski und Rabbiner Dr. David - Bochum fand am
3. Dezember in Bendorf eine auch von den umliegenden Gemeinden gut
beschickte Versammlung statt. Herr Rabbiner Dr. David hielt eine
kraftvolle Ansprache, die in einer überzeugenden Deutung aller Zeichen
der Zeit gipfelte. Hierauf wurde der Ortsverein begründet, dem gleich
viele Mitglieder beitraten. Zum Vorsitzenden wurde Herr Reallehrer Okunski
in Bendorf gewählt, zum zweiten Vorsitzenden Herr Felix Löb aus
Vallendar, zurzeit im Felde, zum Schriftführer Herr Cand. Kissinger. Die
Regsamkeit des ganzen Landesausschusses und unserer Vereine in Rheinland
und Westfalen lässt ein sehr anerkennenswertes Verständnis für die
Forderungen der ernsten Zeit erkennen." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Sybilla Abraham geb. Frank
(1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1896: "Bendorf
am Rhein, 13. Dezember 1896. Eine wackere Frau, ein Biederweib
in des Wortes edelster Bedeutung, wurde am 24. Kislew (= 29. November
1896) hier zu Grabe getragen. Es war die Frau Witwe Sybilla Abraham geb.
Frank, welche am 21. vorigen Monats nach längerem Leiden im Alter von 75
Jahren den Ihrigen entrissen wurde. Obwohl dem Anfang dieses Jahrhunderts
entsprossen, einer Zeit, in der bildende Kenntnisse unter den Frauen nur
vereinzelt anzutreffen waren, vereinigte die Entschlafene in sich Bildung
des Geistes mit freundlichem, bescheidenem Wesen. Wahre, ungeheuchelte
Frömmigkeit, ein mildtätiger Sinn und ein reges Interesse für alles
Gute und Edle bildeten die Grundzüge ihres Charakters. Den Dürftigen war
sie eine Helferin in der Not und manche Träne wurde durch ihre Güte
getrocknet. Wie sie aber diese Tugenden in der Stille des Hauses ausübte,
so war sie als Mitbegründerin und bis zu ihrem Heimgange als Vorsitzende
des israelitischen Frauenvereins hierselbst bestrebt, die Ziele des
Vereins zu fördern und wohltätige Wirksamkeit unter den Mitgliedern zu
verbreiten.
Als Schwiegermutter des Herrn Jacoby, des Besitzers der bekannten
israelitischen Heilanstalt für Nerven- und Gemütskranke zu Sayn bei
Koblenz nahm sie gern die Gelegenheit wahr, die daselbst untergebrachten
Kranken durch freundlichen Zuspruch aufzumuntern und ihnen neue Hoffnung
einzuflößen.
Von der Beliebtheit, deren sich die Verstorbene in allen Kreisen erfreute,
zeugte die allgemeine Teilnahme bei dem Leichenbegängnisse. Ein
unübersehbares Trauergefolge geleitete die Leiche auf den Friedhof, wo
sie an der Seite des ihr lange vorangegangenen Gatten zur ewigen Ruhe
gebettet wurde. Kein Auge blieb tränenleer, als Herr Lehrer Michael die
Wirksamkeit der Verstorbenen als Gattin und Lebensgefährtin, als Mutter
und Erzieherin schilderte und die Kinder ermahnte, im Sinne und Geiste der
Verklärten zu leben und zu wirken, um würdig der verstorbenen Mutter
dazustehen unter den Menschen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Geflügelhandlung Maier Seligmann
(1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879: "Koscher
Fette Gänse und Gänse-Fett Koscher
zu folgenden Preisen versendet die Geflügelhandlung
Maier Seligmann, 'Gasthaus zur Krone' in Bendorf bei Koblenz unter
Postnachnahme.
Fett-Gänse von ca. 10 Pfund an 86 Pfennig per Pfund, Gänse-Fett von ca.
10 Pfund an Mark 2,80 Pfennig per Litre exklusiv Emb." |
Zur Geschichte der Synagoge
Erstmals wird ein Betraum 1711 genannt. Eine erste Synagoge wurde 1770 erstellt.
Am 4. Mai
1825 ist sie bei einem Brand zerstört worden.
Im März 1827 konnte eine neue Synagoge an Stelle der alten fertig
gestellt werden. Die Einweihung fand vom 16. bis 18. November 1827 statt.
Im Jahr darauf wurde eine neue "Synagogen-Verordnung" erstellt.
Zu einem Anschlag auf die Synagoge kam es in der Neujahrsnacht 1895,
worüber ein Bericht aus der Bendorfer Zeitung vorliegt:
Artikel in der "Bendorfer Zeitung"
vom 3. Januar 1895: "In der Neujahrsnacht wurde hier ein skandalöser
Streich verübt, wie man ihn wohl nicht erwartet hatte. In dem engen
Judengässchen, woselbst sich auch das Synagogengebäude unserer
israelitischen Mitbürger befindet, wurde vor 12 Uhr nachts vermittelst
einer Zündschnur eine größere Menge Pulvers zur Entladung gebracht,
welche zur Folge hatte, dass an der Synagoge 56 Fensterscheiben und an dem
gegenüberliegenden Hause eines Israeliten deren 13 zerstört wurden. Wenn
wir auch im Hinblick auf das friedliche Verhältnis, welches zwischen den
verschiedenen Konfessionen an unserem Platze erfreulicher Weise herrscht,
nicht annehmen wollen, dass es sich um eine Provokation schmählichster
Art handelt, so können wir doch nciht verhehlen, dass hier ein grober
Unfug vorliegt, für welchen eine ganz exemplarische Strafe am Platze
wäre..." |
Es gibt auch von erfreulichen Ereignissen aus der
Synagogengeschichte zu berichten, so von der Einweihung einer neuen Torarolle im
Jahr 1905:
Feierliche Einweihung einer neuen Torarolle
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober
1905: "Bendorf am Rhein. Vorigen Samstag wurde die von der hiesigen
Chewroh gestiftete Sefer Thora (Torarolle) im feierlichen Zuge nach der Synagoge
gebracht, wo sie mit dem Chorgesang Ma tauwu empfangen wurde. darauf
sprach die Schülerin Lina Jacobi einen Prolog, Herr Lehrer Okunski hielt
eine begeisternde Rede, und mit einem abermaligen Chorgesang fand die
Feier ihren Abschluss." |
Einen nationalsozialistischen Anschlag
auf die Synagoge gab
es erstmals 1930. Am 13. September 1930 hatten nach einer Anzeige des Vorstandes
der Jüdischen Gemeinde "Bubenhände ... in der heutigen Nacht das
jüdische Gotteshaus mit den Heilszeichen des Dritten Reiches besudelt".
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge wurde die Synagoge
geschändet, demoliert und ausgeräumt. Die rituellen Gegenstände wurden auf dem Bendorfer Sportplatz
verbrannt. Das Synagogengebäude ging 1939 durch Zwangsverkauf für 600
Reichsmark in den Besitz der Stadt über und wurde von dieser der Bendorfer
Ortsgruppe der Technischen Nothilfe zur Verfügung gestellt.
Nach 1945 wurde die ehemalige Synagoge als Kulturhalle und Notturnhalle
verwendet. Im Zuge des Restitutionsverfahrens kam 1949 das Gebäude an die
Jüdische Kultusgemeinde Koblenz, die es ihrerseits im folgenden Jahr an eine Privatperson
verkauft. In der Folgezeit verfiel das Gebäude und wurde um 1970
abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde ein Neubau erstellt, an dem 1979 eine
Gedenktafel angebracht wurde. Sie hat die Inschrift: "Hier stand die
Synagoge der Israelitischen Gemeinde Bendorf. Sie wurde am 10. November 1938
unter der Herrschaft der Gewalt und des Unrechts zerstört". Auf
Veranlassung der Kirchengemeinden wurde eine zweite Tafel angebracht, die neben
einer den Prophetenspruch (Maleachi 2,10) zitiert: "Haben wir nicht alle
einen Vater".
Adresse/Standort der Synagoge: Judengasse/Ecke
Bachgasse (1938-1988: Hospitalgasse)
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte und zur Synagogengeschichte in Bendorf
vorhanden;
über Hinweise und Zusendungen freut sich der Webmaster der
"Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite |
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Andernorts entdeckt |
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Doppelgrabstein
für Babette Philippsohn geb. Seligmann aus Bendorf (1800-1871) und
ihren Sohn Jacob Philippsohn aus Bendorf (1843-1871) im jüdischen
Friedhof an
der Rat-Beil-Straße in Frankfurt am Main |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November 2022: In
Bendorf werden zum dritten Mal "Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: In Bendorf wurden bereits am 5. September 2008 und am
12. März 2016 zwei Stolpersteine verlegt. 2006 für Alfred Löb und
Emma Löb geb. Baum sowie Bruno und Brunhilde Löb in der Bachstraße 1, 2016
für Bernhard Schmitz, Frieda Schmitz geb. Stern, Inge Schmitz und Ernst
Schmitz in der Koblenz-Olper-Straße 71 (Sayn) sowie für Franziska und Moritz
Herz in der Koblenz-Olper-Straße 80 (Sayn). Vgl. die Übersicht
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bendorf
Die Verlegung 2022 war am 12. November 2022 für Mitglieder der jüdischen Familie
Daniel. Der Vater Jakob Daniel stammte aus Großmaischeid,
Synagogengemeinde Dierdorf. Die Steine wurden durch den heutigen
Hausbesitzer des ehemaligen Hauses der Familie Daniel finanziert. Zunächst
waren nur zwei Steine für die Eltern Jakob und Pauline Daniel, die beide in
Treblinka ermordet wurden, geplant. Verlegt wurden dann aber auch Steine für
die Tochter Elly, die mit Max Alexander verheiratet war (ermordet in
Auschwitz) und die beiden Söhne Lothar und Norbert, die Ende der
1930er-Jahre in die USA emigrieren konnten. Sämtliche Familienmitglieder
(Max Alexander nur zeitweise) wohnten in Bendorf in der Engerser Straße 15.
(Textabbildungen und Foto erhalten von Michael Mayer, Dierdorf)
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Artikel
in "Kleeblatt - Amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt Bendorf" 07/2022
vom 18. Februar 2022: "Stolpersteine mahnen, die Erinnerung wachzuhalten.
Hedwig Siegmann mit Enkel Walter Mendel und Jakob und Paula Daniel mit
Tochter Elly..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken bzw. Link zur Ausgabe des
"Kleeblattes":
https://archiv.wittich.de/epapers/440/2022/7/html5forpc.html
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Artikel im "Kleeblatt - Amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt Bendorf"
45/2022 vom 18. November 2022: "Emotional und bewegend: neun neue
Stolpersteine in Bendorf..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. Link zur Ausgabe des "Kleeblattes":
https://archiv.wittich.de/epapers/440/2022/46/html5forpc.html
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Die
Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Daniel in der Engerser Straße
15. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 64; keine Artikel - da keine
Nachweise für den Zeitraum - in Germania Judaica
III,1. |
| Dietrich Schabow: Zur Geschichte der Juden in
Bendorf. Bendorf 1979. |
| Dietrich Schabow: Juden in Bendorf 1199-1942. Eine
Ausstellung zum Gedenken der Deportationen aus Bendorf im Jahre 1942. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte
in Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 2/1993, Heft Nr. 5. S. 46-47. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, 2,6 MB).
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 101-102 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bendorf am Rhein
Rhineland. A jewish moneylender dealing with the mother superior of the local
monastery is mentioned in 1339. Jews are again mentioned only in 1592. A
synagogue is known to have existed in 1711. It burned down in 1825 and a new one
was consecrated in the same year. After the French period, Jews continued to
trade, as they had done through the years, in livestock, and to work as butchers.
Their population grew from 86 in 1816 to 156 in 1858. In 1869, a Jewish
psychiatric hospital was founded in Bendorf by Meir Jacobi. In 1873, it was
transferred to new and spacious premises on the road to nearby Sayn. In 1892 it
housed 120 patients. Relations with the local population were generally good. In
1933, the Jewish population was 209. In 1939, 261 were recorded but this
probably included about 200 at the Sayn hospital. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was wrecked as were Jewsh homes. Since by early
1939 the Sayn hospital remained the only one in Germany whre Jewish psychiatric
patients could be admitted, all the Jewish psychiatric patients in Germany, over
500, were ordered to be brought there in 1940. In March 1942 all, including the
staff, were deported to Izbica in the Lublin district of Poland. Over a period
of a few months, more than 1.000 Jews were deported via the hospital, including
32 from Bendorf.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|