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Bingerbrück (Stadt
Bingen am Rhein)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer
Einwohner
In Bingerbrück lebten im 19./20. Jahrhundert wenige jüdische Personen /
Familien, die zunächst zur jüdischen Gemeinde in Rümmelsheim,
dann in Bingen gehörten.
Nach 1816 gehörte die damalige Siedlung "Ruppertsberg", aus der
Bingerbrück entstand, zur Gemeinde Weiler bei Bingen. 1835 erscheint erstmals
die Bezeichnung "Binger Brücke". 1838 lebten hier insgesamt erst 9
Personen, 1868 82 Personen. Durch die Entwicklung des Eisenbahnbaues an Rhein
und Nahe nahm die Zahl der Einwohner stark zu (1886 bereits 1.000 Einwohner).
1892 wurde Bingerbrück von Weiler getrennt und war danach selbständige
Gemeinde.
Aus der jüdischen Gemeinde Rümmelsheim
verzogen Ende der 1870er-Jahre nach Bingerbrück die Familien der Brüder Carl,
Nathan und Isaak Wohlgemuth sowie Felix Wohlgemuth. Als Bürger der Gemeinde
Weiler gehörten sie zunächst weiterhin zur Gemeinde in Rümmelsheim. 1892,
als am Ort 42 jüdische Einwohner gezählt wurden, sind diese der
Synagogengemeinde Bingen zugeteilt
worden.
Um 1900 lebten u.a. in Bingerbrück die Familien des Viehhändlers Samuel Löwenstein (gest.
1921; verheiratet mit Rosine geb. Nathan, gest. 1918), des Eisenhändlers
(Eisengeschäft) beziehungsweise Inhabers der Weinhandlung und Cognac-Brennerei
Felix Wohlgemuth und des Bauunternehmers Karl
Wolff.
Aus den jüdischen Familien ist besonders zu nennen:
| Karl Wolff (1847-1929), bekannter Bauunternehmer im
aufstrebenden Bingerbrück Ende des 19. Jahrhunderts und bis zu seinem Tod
1929; war um die Jahrhundertwende bei fast
allen Erschließungsmaßnahmen und beim Bau zahlreicher Wohnhäuser
beteiligt. Von 1899 bis 1914 war er Mitglied des Gemeinderates. Er wurde
nach seinem Tod am 3. März 1929 im jüdischen Friedhof in Bingen
beigesetzt.
1987 wurde in Bingerbrück die bisherige Poststraße nach ihm
benannt ("Karl-Wolff-Straße"). |
1925 wurden 34 jüdische Einwohner in Bingerbrück
gezählt.
1933 lebten in Bingerbrück: die Familien Hausmann
(Julius Hausmann war Teilhaber im Binger Weingeschäft Gross und Hausmann;
Schlossbergstraße 42), Herz (Hermann Herz war Kohlenhändler; Schlossstraße 2),
Müller (der Weinkommissionär Ludwig Müller lebte mit seiner Familie im
Benediktusgarten 11; Haus kriegszerstört), Winkelstein (Moritz Winkelstein war Viehhändler; Stromberger Straße 13), Wohlgemuth (Koblenzer Straße 62) und Wolff (Stromberger
Straße 6). Dazu gab es in Bingerbrück eine Holzhandlung des Unternehmers Seligmann und den
Viehhändler Moritz Winkelstein (1933 verhaftet).
Beim Novemberpogrom 1938
richteten sich die Angriffe Bingerbrücker Nationalsozialisten gegen die Häuser
beziehungsweise Wohnungen der Familien Herz und Wolff, die überfallen, völlig
verwüstet, teilweise ausgeraubt wurden. Das Ehepaar Herz war wenig später
gezwungen, das Haus zu verkaufen und musste in ein "Judenhaus" nach
Bingen ziehen. Die Kinder konnten nach Schweden emigrieren. Im März 1942
wurden Selma und Hermann Herz
deportiert.
Von den in Bingerbrück geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Hausmann geb.
Wohlgemuth (1890),
Hermann Herz (1888), Selma Herz geb. Löwenstein (1897), Karoline May (1892), Friedrich Müller
(1925),
Klara Flora Müller geb. Willstädter (1897), Ludwig Müller (1887), Ruth Müller
(1929) .
1997 wurde durch den Heimatverein Bingerbrück e.V. und den Ökumenekreis
Bingen ein Ehrenmal für die Umgekommenen eingeweiht mit dem Text auf der
Gedenktafel: "Zum Gedenken an die jüdischen Bingerbrücker
Mitbürgerinnen und Mitbürger Selma und Hermann Herz. 1842 von den
Nationalsozialisten in Polen ermordet und Klara, Ludwig, Friedrich und Ruth
Müller, 1942 deportiert und verschollen. 'Ihre Seelen seien eingebunden in das
Bündel des Lebens'. Bingerbrück, 9. November 1997".
Bei der 2. und Stolperstein-Aktion in Bingen 2006 und 2007 in Bingen wurden u.a.
für Klara Hausmann geb. Wohlgemuth in der Schlossbergstraße 42 und das Ehepaar
Selma und Hermann Herz sowie für Harry Löwenstein in der Schlossstraße 2
"Stolpersteine" gelegt.
Bei der Verlegung von "Stolpersteinen" am 31. August 2011 werden auch
für die Familie von Ludwig Müller solche verlegt, siehe Bericht von Beate
Goetz "Die leise Hoffnung erfüllt sich nicht" vom 15. August 2011 in
der "Allgemeinen Zeitung" (Artikel;
als pdf-Datei
eingestellt).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen
Einwohner
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeigen des Eisengeschäftes F. Wohlgemuth (Bingerbrück und Bingen,
1891) / der Weinhandlung und Cognacbrennerei F. Wohlgemuth
(Bingerbrück, 1905)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Lehrlings-Gesuch.
E
in kräftiger Junge kann das Eisengeschäft erlernen. Samstags und
Feiertage geschlossen.
F. Wohlgemuth, Bingerbrück. Filiale: Bingen." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1903: "F.
Wohlgemuth, Bingerbrück am Rhein.
Weinhandlung und Cognacbrennerei empfiehlt selbstgebrannten Trester
koscher al Pesach
in halben und ganzen Krügen." |
Fotos
(Quelle: Carl Woog, Heimatverein Bingen-Bingerbrück; aus dem
Wikipedia-Artikel zu
Bingerbrück
Die Gedenktafel für die in
der NS-Zeit
aus Bingerbrück Umgekommenen |
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Fotos zu einigen
der genannten Personen finden sich auf den Seiten von www.juedischesbingen.de
(siehe insbesondere Presseartikel zur Stolpersteinaktion) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 75-79 (Kurznotiz unter Bingen). |
| Dokumentation: Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 363-364. |
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