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Rümmelsheim (VG
Langenlonsheim, Kreis Bad Kreuznach)
mit Waldalgesheim und Weiler bei Bingen (beide VG Rhein-Nahe; Kreis
Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rümmelsheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1906. Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts
zurück. Bereits im 16. Jahrhundert lebten jüdische Personen am Ort.
1548
wird "Mosse von Rimelsheim' in einer Schutzgeldliste genannt. Danach liegen
erst wieder aus dem 19. Jahrhundert Angaben über die jüdische Personen in
Rümmelsheim vor.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 31 jüdische Einwohner (von insgesamt 405 Einwohnern), 1843 48
(von insgesamt 654), 1848 48 (in 9 Familien), 1858 45 (von 743), 1885 29 (von
896).
1823 wurden auch die in Waldalgesheim und in
Weiler bei Bingen lebenden jüdischen
Familien der Gemeinde in Rümmelsheim zugeteilt. Bis dahin hatten sich die
Waldalgesheimer Juden mehr zur Synagogengemeinde Schweppenhausen
und die Weilerer Juden zur Synagogengemeinde in Bingen
zugehörig gefühlt. Bis 1892 gehörten auch die in Bingerbrück
lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Rümmelsheim.
In Waldalgesheim lebten 1823 8,
1843 9 jüdische Personen (von insgesamt 860 Einwohnern), 1848 8 (Familie Simon
Stern, Schlachter), 1858 5 (von 915), 11 (von 1230).
In Weiler lebten 1823 5, 1843 24 jüdische Einwohner (von insgesamt 884
Einwohnern), 1848 12 (in 3 Familien), 1858 6 (von 1033), 1885 2 (von 1394).
1850 hab es die folgenden jüdischen Familien an drei Orten: in Rümmelsheim
Mathias Marx, David Marx, Mathias Marx, Coppel Mayer, Jacob Stern, Sebastian Stern,
Raphael Stern, Servatius Stern, Joseph Stern, Joseph Marx, Carl Wohlgemuth, in Waldalgesheim
Simon Stern, in Weiler Joseph Berg und Wendel Berg.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein Friedhof (in Rümmelsheim), auf dem die jüdischen
Einwohner von Rümmelsheim und Waldalgesheim beigesetzt wurden; die Juden in
Weiler hatten einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde wurden diese in der Gemeinde verteilt, da ein eigener Lehrer, der auch
als Vorbeter und Schochet hätte tätig sein können, nicht bezahlt werden
konnte. 1848 war als "unbesoldeter Vorsänger" Carl Wohlgemuth tätig.
Er war zugleich Synagogenvorsteher, musste dieses Amt jedoch 1852 aus
Gesundheitsgründen niederlegen. Sein Nachfolger war Raphael Stern. Einige Jahre
später war Synagogenvorsteher Ferdinand Stern, ab 1885 Elias
Stern.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verzogen die meisten jüdischen Familien vom
Ort, 1906 wurde die Gemeinde aufgelöst. 1918 verzog das letzte
Gemeindeglied nach Bingen.
1925 wurden keine jüdischen Einwohner mehr in Rümmelsheim gezählt. In
Waldalgesheim lebten noch die Familien des Metzgermeisters Sally Stern und des
Händlers Willy Hessel, in Weiler die Familie Simon Berg. Den Familien von Sally
Stern und Willy Hessel gelang die Emigration in die USA. Simon Berg aus Weiler
wurde von Bingen aus deportiert, seine Tochter Lilly von Friedberg aus.
Von den in Rümmelsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Eis geb. Stern
(1879), Lina Goldschmidt geb. Stern (1888), Eugenie Marx geb. Marx (1881), Leo
Marx (1886), Heinrich Stern (1888), Rudolf Stern (1876), Bertha Wetzler geb.
Stern (1875), Selma Zacharias geb. Grünewald (1888).
Aus Waldalgesheim sind umgekommen: Isabella Kaufmann geb. Stern (1881),
Dina Müller geb. Stern (1870), August Adolf Stern (1877), Julius Stern
(1883).
Aus Weiler bei Bingen sind umgekommen: Simon Berg (1869), Isabella Kahn
geb. Berg (1898), Luisa Kann geb. Berg (1864), Lilly Löwenthal geb. Berg
(1902).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Bäckermeister E. Marx (1902)
Anmerkung: Der Familienname ist in der Anzeige verschrieben. Es ist
Emanuel Marx gemeint.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902: "Ein
tüchtiger Bäckergeselle, der auch die Feinbäckerei versteht,
sucht Stelle. Schabbos und Jomtof geschlossen. Offerten an
E. Marx, Rümmelsheim bei Bingerbrück." |
Anzeige von Metzgermeister Simon Stern in Waldalgesheim
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1901: "Metzgerlehrling.
Ein braver Junge von ordentlichen Eltern, kann das Metzgergeschäft
gründlich erlernen.
Simon Stern, Waldalgesheim bei Bingerbrück." |
Zur Geschichte der Synagoge
In Rümmelsheim gab es eine vermutlich 1808 eingerichtete
Synagoge, die sich allerdings 1848 in sehr schlechtem Zustand befand. Nach
Angaben des Waldalgesheimer Bürgermeisters war das Bethaus "eine dem
Verfall nahe Hütte". Dies dürfte auch der Grund sein, dass die in
Waldalgesheim lebenden jüdischen Personen in die Synagoge nach Scheppenhausen
gingen, die in Weiler lebenden jüdischen Personen in die Synagoge nach Bingen.
1852 wurde die Synagoge in Rümmelsheim renoviert.
Spätestens mit der Auflösung der jüdischen
Gemeinde 1906 wurde die Synagoge in Rümmelsheim geschlossen. In den
1920er-Jahren kümmerte sich, nachdem die letzten Juden Rümmelsheim verlassen
hatten, Moritz Marx (früher in Rümmelsheim, nun in Bingen) um die dem Verfall
preisgegebene Synagoge. Sie war inzwischen Lagerraum für Geräten,
Auto-Betriebsstoffe und Kunstdünger geworden und verkam immer mehr. Im August
1928 erhielt der Binger Rechtsanwalt Richard Strauss die Pflegschaft über das
Eigentum der ehemaligen Synagogengemeinde Rümmelsheim. Er hat im März 1929
den Verkauf der Synagoge geregelt. Dieser wurde im Dezember 1930 vollzogen. 1931
wurde das Synagogengebäude abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: An
der Bach
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Rümmelsheim vorhanden;
über
Zusendungen oder Hinweise freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 329 (mit weiteren Literaturangaben).
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| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 357-371. |
| Dirk Taubenheim: Die Geschichte der
Synagogengemeinden von Rümmelsheim und Waldlaubersheim. Entstehung,
Entwicklung und Auflösung. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 7. Jahrgang Ausgabe 2/1997 Heft Nr. 14 S. 56-57. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
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