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Bitburg (Kreis
Bitburg-Prüm)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bitburg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre
Entstehung geht vermutlich in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, wenngleich
die Zahl der jüdischen Einwohner erst in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts durch Zuzug einiger Familien zugenommen hat.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1824 5 jüdische Einwohner, 1842 19, 1843 12, 1848 14. Um 1875 waren es
sieben bis zehn jüdische Familien, 1895 42 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde seit 1878/79 eine Synagoge
(s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad (im Gebäude der Synagoge, vgl.
Bericht von 1877) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - vermutlich seit Bestehen
einer Synagoge am Ort 1878 (siehe Ausschreibungen unten) ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Trier. Langjährige Gemeindevorsteher waren
im 19. Jahrhundert/Anfang 20. Jahrhundert Judas Simon (vor 1878 bis nach 1900;
1878 unterschreibt beim Spendenaufruf für den Synagogenbau auch der
Manufakturwarenhändler Hermann Pelzer), danach Albert Lewy (um 1908/12).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Josef Joseph-Lion
(geb. 15.8.1879 in Welschbillig, gest. 17.12.1918 in Gefangenschaft) und
Leutnant Hermann Pelzer (geb. 10.8.1889 in Bitburg, gef. 7.10.1917).
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde 55 Personen gehörten (1,3 % von
insgesamt etwa 4.000 Einwohnern; 1925 waren es 60 Personen), waren die Gemeindevorsteher
Isidor Mayer, Carl Pelzer und Heymann Joseph. Die sechs schulpflichtigen Kinder
der jüdischen Familien erhielten privaten Religionsunterricht durch Lehrer S.
Simon aus Trier. An jüdischen Vereinen wird damals ein Jüdischer
Frauenverein genannt (gegründet 1914; 1924 unter Leitung der Frau von
Albert Pelzer und 12 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Frau Kaufmann,
Bahnhofstraße mit 18 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Wohlfahrtspflege). 1932
waren die Gemeindevorsteher (Heymann Joseph (1. Vors., wohnt Karrenweg),
Siegmund Kallmann (2. Vorsitzender und Schriftführer, wohnt Glockenhäuschen).
Als Lehrer und Kantor der Gemeinde war David Mandel tätig (wohnhaft Karrenweg
8). Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 12 Kinder der Gemeinde.
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 65
Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen
beziehungsweise ausgewandert. Mindestens 17. jüdische Einwohner konnten
emigrieren (davon 15 in die Vereinigten Staates), andere verzogen in
verschiedene Orte/Städte Deutschlands, von denen sie teilweise noch emigrieren
konnten, teilweise deportiert wurden. Die letzten acht jüdischen Einwohner
wurden 1942 von Bitburg aus deportiert.
Von den in Bitburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Irma Irene Apfel
geb. Levy (1903), Elise Barth geb. Meyer (1874), Adelheid
Ehrlich geb. Levy (1864), Rike Ermann geb. Kallmann (1884), Julius Hornung
(1886), Jakob Juda (1893), Walter Juda (1889), Johanna (Jeanne) Kahn geb. Levy
(1896), Else Kallmann (1921), Alexander (Alex) Ernst Kallmann (1922), Else
Kallmann (1921), Kurt Benno Kallmann (1923), Silve (Silwe) Kallmann (1888),
Sofie Kallmann geb. Jakobs (1890), Leo Kaufmann (1878), Max Kaufmann (1876),
Rosa (Rose-Sara, Rosalie) Kaufmann geb. Meyer (1876), Abraham Levi (1879), Else
Levi geb. Feist (1884), Joseph Levy (1901), Paula Levy geb. Levy (1890), Berta
Meier geb. Strauss (1884), Isidor Meier (1881), Sophie Meier geb. Meyer (1890),
Silve Wolf (1929).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1878 /
1889 / 1890 / 1891 / 1892 / 1900 / 1908 / 1912 / 1928
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1878: "Die israelitische
Gemeinde Bitburg, nur aus einigen Familien bestehend, wünscht einen
unverheirateten Lehrer zu engagieren, welcher ausschließlich nur
Religionsunterricht zu erteilen hat. Befähigung als Vorbeter gleichzeitig
erwünscht. Freie Station könnte der Betreffende sich dadurch erwerben,
wenn er die Überwachung einiger Knaben nebenbei übernehmen.
Franco-Offerten beliebe man Simon Juda, Bitburg, Regierungsbezirk Trier,
zu richten". |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1878: "Zum sofortigen
Eintritt ein jüdischer Religionslehrer gesucht. Bedingungen folgende:
unverheiratet, etwas Vorbeter und Schochet
erwünscht. Durch Letzteres könnte die Stelle etwas ergiebiger werden,
Zahl der Kinder 10. Unterricht nur Religion. Überwachung zweier Knaben außer
den Schulstunden. Gehalt jährlich ohne freie Station 600 Mark und mit
freier Station 400 Mark. Gefällige Franco-Offerten nimmt entgegen S. Juda
in Bitburg bei Trier." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1889: "Die israelitische
Gemeinde zu Bitburg sucht per 15. Juni einen unverheirateten
Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt bei etwas Nebenverdienst ca.
800 Mark. Der
Vorstand." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1890: "Die israelitische
Gemeinde Bitburg bei Trier sucht zum sofortigen Eintritt einen Kantor und
Religionslehrer. Gehalt 400 Mark nebst freier Station. Nur Unverheiratete
werden berücksichtigt mit anständigem Benehmen und Aussehen. Polen
ausgeschlossen.
Der Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1890:
"Die israelitische Gemeinde zu Bitburg sucht per sofort einen
unverheirateten, seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800
Mark bei freier Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten
an S. Juda, Vorsteher." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1891: "Die
israelitische Gemeinde zu Bitburg sucht per sofort einen unverheirateten,
seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800 Mark bei freier
Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten an S. Juda,
Vorsteher." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Die
israelitische Gemeinde zu Bitburger sucht per sofort einen
unverheirateten, seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800
Mark bei freier Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten
an S. Juda, Vorsteher." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1892: "Die Gemeinde
Bitburg sucht per Mai einen Religionslehrer und Kantor (unverheiratet und
kein Pole.)". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900:
"Die Gemeinde Bitburg sucht per sofort einen unverheirateten feinen
gebildeten Lehrer und Kantor bei fixem Gehalt vom 1.000 Mark. Näheres
durch
Simon Juda, Vorsteher". |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1908:
"Bitburg,
Regierungsbezirk Trier.
Durch Krankheit unseres früheren
Lehrers und
Kantors
ist die Stelle neu zu besetzen. Wir suchen einen seminaristisch
gebildeten Herrn, wenn möglich musikalisch. Gehalt 1.200 Mark.
Der
Vorstand.
Albert Levy." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1912:
"Die Gemeinde Bitburg sucht einen seminaristisch gebildeten
Lehrer
und Kantor,
wenn möglich musikalisch. Anfangsgehalt Mark 1.200.
Nebenverdienst nicht ausgeschlossen.
Der Vorstand
i.V. Albert Levy." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1928:
"Suchen sofort einen
Lehrer,
Kantor und Religionslehrer.
Schochet bevorzugt. Gehalt nach Gruppe 7.
Bitburg, Bezirk Trier.
Der Vorstand der Israelitischen
Gemeinde." |
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Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 12. Oktober 1928:
"Die Lehrerstelle der Gemeinde in Bitburg ist neu zu besetzen.
Gesucht wird sofort ein unverheirateter
Lehrer und Kantor. Besoldung nach Gruppe 7. Schochet bevorzugt.
Der Vorstand." |
Zu einzelnen Personen aus
der Gemeinde
Einige
Informationen und Dokumente zu mehreren der aus Bitburg nach der
Deportation umgekommenen Personen
(erhalten von Angehörigen der Personen)
Vorbemerkung: drei der in der obigen Liste der aus Bitburg
ermordeten Personen waren Schwestern aus Beurig bei Saarburg; sie waren
die Ehefrauen von drei Familienvätern in Bitburg, von Isidor Barth, Max
Kaufmann und Isidor Meier. |
- Elise Barth geb. Meyer ist
am 19. Dezember 1874 in Beurig bei Saarburg
geboren als Tochter von Leopold (Jehuda Levi) Meyer (1844-1916) und der
Johannette (Jeanette) geb. Zirndörfer (1848-1906); sie lebte später in Bitburg,
wo sie mit Isidor Barth verheiratet war (gest. 1937 in Bitburg), zuletzt
(1938) in
Köln; sie flüchtete 1939 nach Belgien (Weywertz, Brüssel, Écaussinnes,
Mechelen) und wurde ab Mechelen (Malines) 1942 nach Auschwitz deportiert
(für tot erklärt).
- Rosa (Rosalie) Kaufmann geb. Meyer ist am 27. Juli 1876 in
Beurig geboren (Schwester von Elise
und Sophie). Sie lebte später in Bitburg (Bahnhofstraße 10), wo
sie mit Max Kaufmann (gest. 1934) verheiratet war;
zuletzt in Köln, von wo aus sie nach Belgien flüchtete (Meywertz, Brüssel,
Écaussines, Mechelen). Sie
wurde ab Mechelen (Malines) 1942 nach Auschwitz deportiert (für tot erklärt).
- Sophie Meier geb. Meyer ist am 12. Januar 1890 in Beurig
geboren (Schwester von Elise und Rosa). Sie lebte später in Bitburg, wo
sie mit Isidor Meier verheiratet war. Das Ehepaar hatte drei
Kinder: Änni (später nach Argentinien emigriert), Edith Settchen (geb. 1910 in
Bitburg, war später verheiratet mit dem Juristen Dr. Otto Weill, Syndikus
der Firma Lissauer/Degussa in Köln; sie überlebte Bergen-Belsen, ihr
Mann ist umgekommen, Edith starb 2002 in Tamarac, USA als Edith Lieber), Arnold (geb. 1921
in Bitburg, später nach Argentinien emigriert). 1938 verzogen Sophie und
Isidor Meier nach Köln; 1939 Emigration nach
Amsterdam; 1943 Deportation der beiden nach Sobibor, wo sie ermordet
wurden. |
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Elise Barth geb. Meyer
(geb. 1874, lebte in Bitburg, zuletzt in Köln;
ermordet in Auschwitz 1942)
(Foto: Allgemeen Rijksarchief -
Vreemdelingen Politie - Brüssel) |
Rosa (Rosalie) Kaufmann
geb. Meyer
(geb. 1876, lebte später in Bitburg, zuletzt
in Köln; ermordet in Auschwitz 1942)
(Foto: Allgemeen Rijksarchief -
Vreemdelingen Politie - Brüssel) |
Liste des
"Association des Juifs en Belgique",
Lokalkomitee Charleroi von
(nach
deutscher Maßnahme 25/11/1941) mit
Nennung von Elise und Rosalie Meyer
(Quelle: CEGES-SOMA, Brüssel) |
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Transportliste vom
8. Oktober 1942
mit Nennung von Elise und Sara Meyer
(Quelle: Dienst Oorlogsslachtoffers
- Brüssel) |
Nennung von Elise und Sara
Rosa Meyer
in einem "Judenregister" von Ecaussines
1942 (nach deutscher
Maßnahme 28/10/1940);
Quelle: Joods Museum van Belgie - Brüssel) |
Erinnerungen
an das Schicksal von
Sophie Meier geb. Meyer: links Karte des
Einwohnermeldeamtes Amsterdam über ihre
Adressen in Amsterdam 1939-43; rechts das
von ihrer Tochter Edith 1999 für Yad VaShem
in Jerusalem ausgefüllte Gedenkblatt |
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Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Hermann Pelzer
(1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890:
"Suche für bald eine gewandte erste Verkäuferin, welche mit
der Manufakturwarenbranche vertraut ist. Selbstgeschriebene Offerten mit
Photographie, Zeugnissen und Gehaltsansprüchen erbeten.
Ferner findet ein Lehrmädchen aus guter Familie Stellung in meinem
Hause. Hermann Pelzer, Bitburg bei Trier." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst - frühestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts - wurde ein Betsaal
in einem der jüdischen Häuser eingerichtet (im nachstehenden Bericht wird vom
"bisherigen Betlokal" gesprochen, das "nicht mehr
ausreichte, den Gottesdienst abzuhalten". Nachdem um 1875 die Zahl der
jüdischen Familien auf sieben bis zehn Familien angestiegen ist, konnte
die Gemeinde an den Bau einer Synagoge denken. Eine solche wurde seit 1877
erbaut. Am Freitag vor dem 1. Ijjar 5637, dem 13. April 1877 konnte feierlich
die Grundsteinlegung vorgenommen werden. Der Bau der Synagoge überstieg
freilich die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde, sodass man im Laufe des
Jahre 1878 dringend nach Spendern für die Synagoge suchte (siehe Anzeige
unten).
Grundsteinlegung der neuen Synagoge (April 1877)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1877: "Bitburg,
Regierungsbezirk Trier, 16. April (1877). Von der israelitischen Gemeinde
unseres Kreisstädtchens ist noch nie eine Kunde in die Öffentlichkeit
gedrungen, umso eher werden Sie nicht abgeneigt sein, uns die Spalten
Ihres geschätzten Blattes zu öffnen, wenn wir fürs erste Mal in der
Lage sind, eine erfreuliche Mitteilung machen zu können.
Am vergangenen Freitag, Monatsanfang
Ijjar, hatten wir außer dem Monatsanfang auch noch eine andere
Veranlassung uns sagen zu können: ‚Dies
ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns fröhlich sein und uns
an ihm freuen’, denn an diesem Tage hatte unsere Gemeinde das Glück
und die Freude, die Grundsteinlegung zu der neu zu erbauenden Synagoge in
solenner Weise zu feiern. Zu diesem Zwecke hatten sich sowohl sämtliche jüdischen
Familien als auch die städtischen Behörden sowie verschiedene andere
Ehrengäste unserer christlichen Mitbürger auf dem Festplatze
eingefunden. Die mit großem Beifall aufgenommene Festrede hielt Herr
Michel Levy aus Trier. An- |
knüpfend
an den Ausruf: ‚Wie lieblich sind
deine Zelte, Jakobs…’ gelang es dem Redner, obgleich er noch nie
Gelegenheit hatte, eine derartige Rede zu halten, die geschichtliche
Entwicklung der neu erstandenen Betstätten von dem ersten Grundsteinleger
zu einer solchen, von unserem Vater Jakob bin in neuerer Zeit, mit innigen
und ergreifenden Worten glänzend auszuführen. Gleichzeitig suchte er
Namens der israelitischen Gemeinde dem innigsten Dank Ausdruck zu geben,
dessen sich die städtische Verwaltung sowohl durch ihre rege Teilnahme
als auch durch angemessene Unterstützung in hohem Grade verdient gemacht
hat. Es ist überhaupt ein erfreuliches Zeichen von Toleranz und Humanität,
dass eine städtische Behörde nicht mehr das religiöse Bekenntnis in
Betracht zieht, sondern das Bestreben seiner Mitbürger anderer
Konfessionen zu würdigen weiß. Sodann verlas Herr Levy die auf diesen
Bau Bezug habende, in hebräischer und deutscher Sprache abgefasste
Denkschrift, welche mit einigen der neuesten Münzen in eine Büchse
verschlossen, vom Herrn Landrat in den Grundstein eingelegt wurde, der
auch mit dem Wunsche, dass Gott dieses Werk und die israelitische Gemeinde
segnen möge, den ersten Hammerschlag tat.
Den zweiten tat der Herr Bürgermeister, den dritten der Herr
Kreisbaumeister, der in uneigennütziger Weise den Plan angefertigt und
trotz vieler Mühe und Arbeit mit Rücksicht auf die kleine Gemeinde auf
jedes Honorar verzichtete. … Ein erhebendes und dem Momente angepasstes
Gebet für das Gedeihen des Baues sowie für das Heil des Landesfürsten,
des Vaterlandes, der hohen Behörden von Staat und Stadt und der
israelitischen Gemeinde schloss den feierlichen Akt. Das ganze Fest
verlief in einer der Bedeutung würdigen Weise. Schließlich sei uns noch
gestattet, zu bemerken, dass unser bisheriges Betlokal, so klein die
Gemeinde auch ist, doch nicht mehr ausreichte, den Gottesdienst
abzuhalten, und es war gewiss kein Übermut, dass wir uns zu dem Bau einer
neuen Synagoge entschlossen haben. Aber die Gemeinde ist schwach, sie
besteht aus 10 Familien, von denen, trotz aller Bereitwilligkeit, kaum die
Hälfte in der Lage ist, auf die Dauer größere Opfer zu bringen. Da kein
anderer als ein sehr teurer Bauplatz zu akquirieren war, und der Bau, ganz
unseren Verhältnissen angemessen, mit einem rituellen Bad (Mikwe)
dennoch sehr viel Geld kostet, so sehen wir uns in die Notwendigkeit
versetzt, den frommen Sinn und die Wohltätigkeit unserer Glaubensbrüder
in Anspruch zu nehmen, auf dass es uns gelingen möge, zum Nutzen und
Frommen unserer Gemeinde diesen Bau mit
Gottes Hilfe zur Vollendung zu bringen. Hierzu gebe der Allmächtige
seinen Segen, und lasse uns so glücklich werden, recht bald von der
Einweihungsfeier in diesen Blättern berichten zu können. S…." |
Spendenaufruf zum Bau einer neuen Synagoge (August
1878)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1878: "Aufruf! Als Vertreter der hiesigen unbemittelten Gemeinde, welche
sich notgedrungen ein neues Gotteshaus schaffen muss, zu dessen
Kostentilgung voraussichtlich die bestehenden Verhältnisse leider niemals
ausreichen werden, betreten wir durch Gegenwärtiges einen Weg, auf dem
bewährtermaßen alle guten jüdischen Herzen uns freudig entgegenkommen.
Es ist der Weg der Mildtätigkeit. Es gilt der Unterstützung eines
uneigennützigen religiösen Bestrebens, bestehend in dem Aufbau der
ersten Synagoge der Eifel. Die Notwendigkeit dieses Baues war umso
dringender geboten, als unsere, in so vielen kleineren Orten der Umgegend
zerstreut wohnenden armen Glaubensbrüder, trotz ihrer treuesten Anhänglichkeit
an Religion, sozusagen niemals einem Gottesdienste beiwohnen konnten, wenn
sich dieselben nicht des Opfers einer circa 10 Stunden weiten Reise nach
Trier und den sich hieran anknüpfenden Unkosten unterziehen wollten.
Die kleine Gemeinde Bitburg, als Zentralpunkt dieser zerstreut
Wohnenden, aus nur sieben Mitgliedern bestehend, wovon jedoch nur die Hälfte
leistungsfähig, beschloss, diese traurigen Zustände für immer zu
beseitigen. Durch diesen Beschluss wurden die wenigen Beitragenden bis
allhier schon so hart mitgenommen, dass die noch bleibende Last von ca.
6.000 Mark selbst von jenen fortan nicht weiter getragen werden kann. Die
kleinsten Gaben sind uns willkommen. Durch dieses notgedrungene
Hilfsmittel hoffen wir unsere Last wesentlich zu erleichtern.
Hochachtungsvoll. H. Pelzer S.
Juda, Gemeindevorstand. Bitburg in der Eifel, August 1878. (Auch die
Expedition des ‚Israelit’ ist bereit, Gaben in Empfang zu nehmen)." |
Ein Bericht zur Einweihung der Synagoge konnte noch nicht gefunden
werden. Sie dürfte 1879 vorgenommen worden sein. Erbaut wurde eine
Synagoge in neuromanischem Stil mit Rundbogenfenstern (im Saal dreiteilig
gestaffeltes Fenster), Lisenen und Rundbogenfriesen mit einer apsisartigen
Toranische. Das Gebäude stand etwas erhöht auf einem eingefriedeten
Grundstück.
Die Synagoge in Bitburg blieb Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens bis
1938. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und
verwüstet. Das Gebäude blieb bestehen, wurde jedoch bei einem Bombenangriff an
Weihnachten 1944 zerstört. Die Ruine wurde nach Klärung des
Restitutionsverfahrens 1951 im darauf folgenden Jahr 1952 abgebrochen. Das
Grundstück war in den Besitz eines Mineralölkonzerns gekommen, das auf dem
Grundstück eine Tankstelle erbaute, die 1975 weiterverkauft wurde.
Heute befindet sich auf dem früheren Synagogengrundstück ein Parkplatz mit
einer Gedenktafel. Die Anbringung dieser Gedenktafel konnte auf Grund der
Initiative junger Menschen (Aktionsgemeinschaft 8. Mai) nach dem Besuch des
amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan 1985 auf dem Soldatenfriedhof Bitburg
vorgenommen werden.
Adresse/Standort der Synagoge: Rautenbergstraße
/ Neuerburgstraße / Römermauer
Fotos
(Quellen: die Historische Karte von Bitburg wurde eingestellt in www.synagogen.info
durch William L. Gross, Tel Aviv; das historische Foto ist aus dem Buch des
Landesamtes s.Lit. S. 117).
Historische Aufnahmen
der
Synagoge in Bitburg |
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Die ehemalige Synagoge -
erkennbar der
im Westen vorgestellte Anbau, der als
Vorraum zur
Männersynagoge und als
Aufgang zur Frauenempore diente |
Auf diesem Foto ist das
dreiteilige
gestaffelte Fenster zu sehen, gleichfalls
der westliche Anbau
und die östliche
apsisartige Toranische |
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Aktuelle Fotos des
Synagogengrundstückes und der Gedenktafel werden noch erstellt;
über
Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica",
Adresse siehe Eingangsseite. |
Der Gedenkstein
(Quelle: Kulturdatenbank
der Region Trier) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Dezember 2008 -
Februar 2009: Ausstellung im
Kreismuseum Bitburg-Prüm: "Ansichten jüdischen Lebens - Die
Synagoge von Bitburg" |
Artikel in www.input-aktuell.de
Jüdische Geschichte im Kreismuseum Bitburg-Prüm
Museumsleiter Burkhard Kaufmann berichtet über die Geschichte der Bitburger Synagoge
Bitburg/D. (red) Über die Bitburger Synagoge berichtet Museumsleiter Burkhard Kaufmann in der aktuellen Sonderausstellung
"Ansichten Jüdischen Lebens" am Sonntag, den 28. Dezember, jeweils um 15 und 16 Uhr. Bislang lag die Geschichte des jüdischen Gotteshauses fast völlig im Dunkel..." |
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Dezember 2010:
Anregung, auch in Bitburg
"Stolpersteine" zu verlegen |
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 27. Dezember 2010 (Artikel):
"Bitburger Grüne möchten Stolpersteine
Mit kleinen Betonsteinen, auf deren Oberseite sich eine beschriftete Messingplatte befindet, wird bundesweit bereits in mehr als 500 Städten und Gemeinden der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Auf Antrag der Grünen werden nun auch Bitburgs Gremien über die Anbringung sogenannter Stolpersteine beraten..."
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In der Gemeinderatssitzung vom 24. März
2011 waren die "Stolpersteine" auf der Tagesordnung; dazu der
nachfolgende Bericht: |
März 2011:
Ein Mahnmal soll errichtet werden - die Frage nach
"Stolpersteinen" in Bitburg ist noch offen |
Artikel von Dagmar Schommer im "Trierischen
Volksfreund" vom 25. März 2011 (Artikel):
"Bitburg will Mahnmal für ermordete Juden
Der Stadtrat vertagte eine Entscheidung, ob auch in Bitburg Stolpersteine verlegt werden, die an das Schicksal jüdischer Mitbürger erinnern, die während der Nazi-Diktatur deportiert und ermordet wurden. Das hatten die Grünen beantragt. Zwar war sich der Rat einig, ein Mahnmal zu setzen, offen ist noch, in welcher Form..." |
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April 2011:
Artikel von Max Rosenzweig "Leben und Leiden
von Juden in Bitburg" im "Trierischen
Volksfreund" vom 29. April 2011: (Spurensuche mit Archivar Peter
Neu).
Link
zum Artikel |
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April 2020:
Eine neue Gedenkstele ist
aufgestellt |
Artikel von Dagmar Dettmer im "Trierischen
Volksfreund" vom 16. April 2020: " Neue Plätze in Bitburg: Gedenkstele
für den neuen Markt steht
Am Markt Bitburg - Baustelle mit Stele schreitet voran.
Bitburg Auch wenn sonst fast alles still steht: Die Arbeiten
zur Neugestaltung des Platzes 'Am Markt' in Bitburg gehen voran. Die Stele
zum Gedenken an die Opfer der jüdischen Gemeinde Bitburgs, die der Künstler
Sebastian Langner gefertigt hat, ist aufgestellt, wenn auch noch mit
Schutzfolie verhüllt. Auch sechs neue Bäume zieren diesen Bereich des
Platzes. Ein Teil des Kunstwerks ist eine eingelassene Bronzeplatte, die
später als Riss im Boden deutlich wird und in die Richtung des Standorts der
ehemaligen Synagoge weist. Ob die Einweihung wie geplant am 8. Mai
stattfinden kann, ist derzeit laut Stadtverwaltung unklar."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Josef Hainz: Geschichte von Bitburg. Schriftenreihe
Ortschroniken des Trierer Landes Bd. 11. Trier 1965.
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 117-118 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Wolfgang Schmitt-Kölzer: Vor 75 Jahren: Jüdische
Zwangsarbeiter aus Luxemburg an der 'Reichsautobahn' in Greimerath bei
Wittlich. In: Kreisjahrbuch 2016 Kreis Bernkastel-Wittlich S. 177-183. Eingestellt
als pdf-Datei (9,7 MB).
In diesem Beitrag wird auch die Lebensgeschichte von Karl Juda (geb. 1910
in Bitburg als Sohn des 1921 an den Folgen einer Kriegsverletzung
gestorbenen Heinrich Juda, gest. 1991 in Echternach) dargestellt |
| Wolfgang Schmitt-Kölzer:
Bau der Reichsautobahn in der Eifel (1939-1941/42). Eine
Regionalstudie zur Zwangsarbeit. Pro BUSINESS Verlag. 2016. 368
S. ISBN 978-3-86460-460-7 15,00 €
Informationen bei book-on-demand.de . |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bitburg, Rhineland. Five Jews were
present in 1808 and a peak of 73 (total 3.167) in 1905. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was destroyed. Of the 40 Jews living in
Bitburg in the Nazi period (of whom 12 arrived after May 1933), 17 emigrated (15
to the United States). Another 15 moved to other localities in Germany and some
of these presumably emigrated as well. Eight Jews were deported in 1942 to the
east where they perished.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|