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in Buttenwiesen
Buttenwiesen (Landkreis Dillingen an der Donau)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Buttenwiesen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am
8.8.2019.
Ein Teil der Texte konnte noch nicht abgeschrieben
werden, bitte bei Interesse das Original durch Anklicken einsehen.
Übersicht
Aus der Geschichte des Rabbinates in Buttenwiesen
Über
Rabbiner Jonto (Jonas) Sänger (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1866 (aus einem
längeren Bericht über Toraschulen / Jeschiwot in Bayern: "f. in
Buttenwiesen (ich glaube 70-80 Familien), wo noch ein Mann von echtem
Schrot und Korn, ein Schüler des Rabbiners Wolf Hamburg, nämlich
Rabbiner Jontof Sänger seine Gemeinde zur Tora und Gottesfurcht
führt, waren auch immer einige Talmudschüler." |
Feier zum 76. Geburtstag von Rabbiner Jotof (Jonas) Sänger (1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1878: "Buttenwiesen
(Bayern). Ein seltenes Fest hat vergangenen Samstagabend den 2. März
unsere Gemeinde gefeiert. Die hiesige Kultusverwaltung hat bei dem auf
diesen Tag fallenden 76. |
Geburtstag
unseres hoch verdienten Rabbiners Jontof Sänger – sein Licht leuchte
- Anlass genommen, diesen Tag zu einem frohen und festlichen dadurch
zu gestalten, dass sie durch Überreichung eines Ehrengeschenkes,
bestehend in einem silbernen Pokal, im Namen der Gemeinde, ein Zeichen der
Dankbarkeit und Verehrung für die derselbe 47 Jahre lang geleisteten
Dienste widmen wollte.
Die Verdienste unseres Herrn Rabbiners sind weit über die Grenzen unseres
Vaterlandes hinaus bekannt; dass er in unserer Gemeinde den echt
jüdischen Geist erhalten, das weiß unsere Gemeinde am besten zu
würdigen, und hat es durch die großartige Teilnahme bewiesen. Den vielen
Freunden unseres Herrn Rabbiners von Nah und Fern wird es erwünscht sein,
wenn wir in aller Kürze eine Schilderung dieses Festes liefern.
Nachdem der Herr Gefeierte, vom Vorstande und dem Festkomitee abgeholt und
in den mit Teppichen und Blumen und sinnreichen Inschriften dekorierten
Saal eingetreten, erhob sich die ganze versammelte Gemeinde. Hierauf wurde
die Feier durch einen von dem Herrn Gemeindesekretär Leopold Reiter
verfassten und von demselben in gelungener Weise vorgetragenen Prolog mit
der Abschrift: ‚Dies ist der Tag, den der HERR gemacht, lasset uns
freuen und fröhlich an ihm sein’ (Psalm 118,24) eröffnet, welcher den
allseitigen Beifall der Versammlung hervorrief. Hierauf sprach der
Kultusvorstand, Herr Salomon Ullmann im Namen der Gemeinde Worte der
Anerkennung und des Dankes. Dem Verdienste seinen Lohn. Er hob hervor,
dass diese Worte die Triebfeder der Dankbarkeit, Verehrung und Liebe
seien, und die allgemeine Ovation dem Muster eines Familienvaters, dem
friedliebenden und friedstiftenden Bürger, dem treuen Wächter unserer
Religion, nämlich dem ehrwürdigen Herrn Rabbiner gelte. Die aus warmem
Herzen kommenden Worte versetzten die Versammlung in die gerührteste
Stimmung. Sodann wurde von demselben das Ehrengeschenk dem Gefeierten
überreicht. Nach kurzer Paule hielt Herr Lehrer Heilbronner die Festrede,
worin er das Leben und Wirken des Herrn Rabbiners schilderte, und den Vers
aus den Sprüche 24,25 (hebräisch und deutsch:) ‚Demjeningen, der
zurechtweist, dem wird der Segen des Guten’ in trefflicher Weise
verwertete; dieser Rede folgte allgemeiner Beifall.
Die Erwiderung des sichtlich ergriffenen Herrn Rabbiners wies auf die im
Jahre 1831 bei seinem Amtsantritte gehaltene Rede hin, in der er gleich
dem Propheten Jeremias in Hinweis auf seine damalige Jugend, und in
Anbetracht, dass er als junger Mann in seinem Geburtsort wirken solle,
ausrief: (hebräisch und deutsch:) ‚Siehe, ich weiß nicht zu reden,
denn ich bin noch jung; da sagte der Ewige zu mir, sprich nicht, ich bin
noch jung, sondern überall, wohin ich dich sende, gehe und Alles, was ich
Dir gebiete, tue. Das Wort Gottes zu lehren, war die Richtschnur seines
Lebens, und deshalb sei es ihm gelungen, den Frieden und die Eintracht
während seiner 47-jährigen Wirksamkeit in seiner Gemeinde zu erhalten.
Als er mit den Worten ‚Den Becher des Heils und des Friedens nehme ich
dankend an, und werde für diesen Beweis der Liebe und Anhänglichkeit
Gott für meine Gemeinde anrufen’ schloss, stimmte die ganze Versammlung
in ein begeistertes Hoch für ihren Gefeierten ein. Dessen Sohn, Herr
Raphael Sänger, dankte hierauf für die seinem Vater erwiesene Ehre, und
betonte, dass hiermit die hiesige Gemeinde sich selbst ein ehrendes
Zeugnis, wonach sie sich zu dem religiösen Prinzip seines Vaters bekenne,
ausgestellt habe.
Auf die mit großem Beifall aufgenommenen Worte: ‚Wie gut und wie
angenehm ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander sind’, die Redner
auf alle hiesigen Bürger ohne Unterschied der Konfession angewendet
wissen wollte, nahm Herr Pfarrer Veh Veranlassung, das Versprechen zu
geben, dass er Alles aufbieten wolle, das friedliche Zusammenleben der
christlichen und jüdischen Bevölkerung zu erhalten und zu kräftigen,
was allseitige Anerkennung fand.
Herr Isak Reiter schilderte in ausführlicher Rede das Familienleben des
Herrn Gefeierten, sowie dessen Sparsamkeit, wodurch es ihm gelungen sei,
unter den bescheidensten Verhältnissen seine Kinder zu erziehen und zu
versorge, wobei er der Mitwirkung der Gattin des Herrn Gefeierten in
anerkennender Weise gedachte.
Herr Rabbiner Dr. H. Sänger aus Bingen, der schon beim Frühgottesdienste
in der Synagoge auf Ersuchen des Herrn Kultusvorstandes eine Predigt,
worin er das jüdische Gemeindeleben in klaren Zügen schilderte, und der
Gemeinde für die ihm gebotene Gelegenheit im Kreise seiner Eltern zu
weilen, und das Gebot von Ehrung von Vater und Mutter erfüllen zu
können, seinen Dank aussprach, hob sodann hervor, dass auch die Gemeinde
dieses Gebot heute erfülle, indem er auseinandersetzt, dass Vater und
Mutter nicht nur die leiblichen, sondern |
auch
die geistigen Eltern seien. Die Versammlung Israels, in ihrem Bündnisse
mit Gott, habe auch einen Ehebund geschlossen, und stehe zum Gesamtvolke
wie ein Kind zu seiner Mutter. Jede einzelne Gemeinde, die sich einen
geistigen Führer gewählt, vertrete mit demselben Elternstelle an dem
nachfolgenden Geschlechte. Wenn daher das heutige Geschlechte eine
Jubelfeier einer fast nahezu 50jährigen Vermählung der hiesigen Gemeinde
mit ihrem Rabbiner feiere, dann habe es auch Teil an dem Gebote, Vater und
Mutter zu ehren.
Der katholische Lehrer, Herr Saumweber von hier, gab seinem Wunsche, dass
der Gefeierte noch eine Reihe von Jahren, in ungeschwächter Gesundheit
wirken möge, in einem höchst gelungenen Rechenexempel Ausdruck, er wies
darauf hin, dass das 50jährige Jubiläum Seiner Majestät unserem
erhabenen König Anlass heben möge, das Verdienst des Jubilars durch eine
Auszeichnung zu belohnen, und schloss in dieser Erwartung mit einem Hoch
auf seine Majestät, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.
Der Neffe und Schüler des Herrn Rabbiners, nämlich Herr Jakob Sänger, Toraschreiber,
führte das schöne Gleichnis (Taanit 5) von Rabbi Jizchak auf Rabbi
Nachman vor, und wendete dieses seines ganzen Inhaltes nach auf den
Jubilar an, und schloss mit dem Wunsche, dass seine Nachkommen an Tugend
und Gelehrsamkeit ihm gleichen mögen. Herr Salomon Einstein toastierte
sodann auf den Jubilar, sowie auf die ganze Gemeinde. Herr Simon Fuchs
übertrachte in seinem Vortrage, als Vertreter der Jugend, die
Glückwünsche derselben, während der Kultusdiener, Herr Max Lamm, in
kurzer Rede seinen Wunsch, dass es ihm vergönnt sein möge, noch viele
Jahre den Anordnungen eines so friedliebenden Oberhauptes Folge leisten zu
können, äußerte. Hierauf verlief das Fest in der heitersten Stimmung,
und konnten erst die frühen Morgenstunden das Auseinandergehen
veranlassen." |
Erinnerung am Jahrzeittag von Jontof Sänger (Rabbiner in
Buttenwiesen, gest. 1880)
Hinweis
in der Zeitschrift "Der Israelit" am 3. April 1902:
"Donnerstag, 3. Nissan. Jontof Sänger, Rabbiner in Buttenwiesen,
gest. 3. Nissan 5640 (15. März 1880)." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle eines Privatlehrers (1869) beziehungsweise des
israelitischen Volksschullehrers / Vorbeters / Schochet (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1869: Lehrer
gesucht. Text wie unten - die Stelle war offenbar nicht leicht zu
besetzen und wurde über mehrere Wochen ausgeschrieben. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1869:
"Lehrer gesucht. In Buttenwiesen (Bayern), einer
israelitischen Gemeinde von 80-90 Familien, wünschen mehrere
israelitische Familien einen Privatlehrer für 10-12 Knaben, der in den
modernen Sprachen und in Handelswissenschaft gründlichen Unterricht zu
erteilen vermag, zu engagieren. Fixer Gehalt fl 600 und freie Wohnung.
Ledige Bewerber wollen vidimierte Abschriften ihrer Befähigungszeugnisse
franko an den Unterzeichneten einsenden. Moses Rindskopf." |
|
Anzeige
in der "CV-Zeitung" vom 19. September 1929: "Volksschule.
Durch Versetzung des bisherigen Stelleninhabers hat sich die israelitische
Volksschullehrerstelle in Buttenwiesen, Bezirksamt Wertingen,
Distrikts-Rabbinat Ichenhausen erledigt und soll per 1. November besetzt
werden. Mit dieser Stelle sind an Nebenämtern der Kantor- und
Schächterdienst verbunden, welche ersterer mit einem Fixum von Mark 1.000
und letzterer schätzungsweise ebenfalls mit Mark 1000 besoldet werden.
Dienstwohnung 1. Ordnung ist sofort beziehbar. Bewerber wollen sich unter
Vorlage entsprechender Zeugnisse bei dem Unterzeichneten melden.
Israelitische Kultusverwaltung Buttenwiesen, Leo Reiter,
Vorstand." |
Anzeige
von Lehrer M. Bernheim (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1901:
"In
einem Orte Süddeutschlands soll in nächster Zeit eine Hilfsschule für
jüdische sprachkranke, auch geistesschwache Kinder in Leben treten.
Vollständiger Elementarunterricht (auch Sprachen und Musik) nach
bewährter Methode. Näheres durch
M. Bernheim, Lehrer,
Buttenwiesen,
Bayern." |
Zum
Tod von Lehrer Abraham Heilbronner (1906, Lehrer in Buttenwiesen von 1839 bis
1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. August 1906: "In Augsburg ist am 7. dieses Monats
der pensionierte Lehrer Abraham Heilbronner gestorben. Derselbe
wirkte bis vor 17 Jahren als Elementar- und Religionslehrer 50 Jahre in
der Gemeinde Buttenwiesen." |
"Ortsgeschichte
der jüdischen Gemeinde zu Buttenweisen" (Eine Zusammenstellung
geschichtlich interessanter Ereignisse) - von Hauptlehrer Moses Sonn,
Buttenwiesen Fortsetzung) (Artikel von 1927)
Artikel
in der "Deutsch-israelitischen Zeitung" (Regensburg) vom 24.
Februar 1927:
Beitrag muss noch ausgeschrieben werden. Der erste Teil muss noch ergänzt
werden. |
Schulgeschichtliche Aufzeichnungen über die israelitische
Volksschule Buttenwiesen von Hauptlehrer Moses Sonn (1928)
Seit 1846 war eine jüdische
Konfessionsschule vorhanden. Die Höchstzahl jüdischer Schüler wurde 1848 mit
insgesamt 116 erreicht. Das jüdische Schulhaus wurde 1906 renoviert. Nach
Auflösung der jüdischen Schule 1932 (zuletzt noch fünf Schüler) wurde das
Gebäude 1937 an die politische Gemeinde verkauft. In den folgenden Jahren wurde
es als Gendarmeriestation und als Apotheke, dann als Wohnhaus verwendet,
Adresse: Geistbergstraße 4).
Die Beiträge von Hauptlehrer Sonn erschienen in der Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung vom 15. Januar 1928, 15. Februar 1928, 15. März 1928, 15. April
1928, 15. Mai 1928 und 15. Juni 1928.
Zu Moses Sonn (geb. 1880 oder 1881 als Sohn des Lehrers Jakob Sonn in Mainstockheim, gest. 1969 in Israel), war 1917 bis 1932 der letzte
jüdische Lehrer in Buttenwiesen; verheiratet mit Breinle geb. Eschwege. Moses
Sonn verließ mit seiner Familie (vier Kinder) Buttenwiesen und emigrierte über
Kuba nach Palästina.
1969 erschien im Bulletin des Leo-Baeck-Instituts 12. Jg. Nr. 48 noch
sein Beitrag: Moses Sonn: Schulgeschichtliche Aufzeichnungen über die
israelitische Volksschule Buttenwiesen.
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1928:
"Schulgeschichtliche Aufzeichnungen über die israelitische
Volksschule Buttenwiesen von Hauptlehrer M. Sonn.
I. Gründung der Schule. Schon Ende des siebzehnten Jahrhunderts
gab es in Buttenwiesen eine Schule, an welcher so genannte
‚Schulmeister’, die gleichzeitig Mesner waren, Unterricht erteilten.
Der erste Schulmeister, der von 1681 bis 1698 Dienst machte, war Paul
Schuster, ein ehrsamer Handwerker. Ihm folgten noch weitere Schulmeister,
von welchen uns der ludi magisteri Buttenwiesens, Joh. Gg. Knies,
besonders interessiert. Dieser war von 1780 bis 7. August 1825 hier
angestellt, also zurzeit, als in der Markgrafschaft Burgau durch das
Dekret Josef II. vom 12. September 1782 der Schulzwang eingeführt wurde.
Knies nahm in seinen letzten Jahren für die jüdischen Kinder den
israelitischen Adstanten Aron Josef Ullmann zur Aushilfe. Die Schule wurde
also von christlichen und israelitischen Kindern besucht; letztere übertrafen
sogar erstere an Zahl. Doch liegen keine weiteren Akten über diesen
ersten Schulbetrieb vor.
Vom Jahre 1826 bis 1846 war an dieser ‚Simultanschule’ der
katholische Lehrer Stefan Utz tätig, dem von 1844 bis 1846 sein Sohn
Franz Xaver Utz als Schulgehilfe zur Seite stand. Damals im Jahre 1845
besuchten insgesamt 98 Werktags- und 76 Feiertagsschüler die Schule;
darunter waren (die Mehrzahl) 111 israelitische Kinder. Neben dieser
‚Simultanschule’ bestand innerhalb der israelitischen Gemeinde dahier
eine wahrscheinlich anfangs des neunzehnten Jahrhunderts gegründete
Israelitische Religionsschule.
Israelitische Religionsschule. Auch von dieser Schule kann nur
wenig berichtet werden. Als geprüfter Religionslehrer wirkte an derselben
Herr Samuel Kleiber bis zum Jahre 1840. Ein eigenes Schulhaus war nicht
vorhanden. Lehrer Kleiber stellte in seinem Wohnhaus, Hausnummer 71, der
israelitischen Gemeinde ein Schulzimmer zur Verfügung. Was für einen
Gehalt er für seine Unterrichtstätigkeit bezog, lässt sich aus den
Akten nicht feststellen. Wahrscheinlich war derselbe recht gering
bemessen. Bezog doch der damalige Rabbiner Jonas Sänger auch nur einen
Jahresgehalt von zweihundert Gulden. Nach dem Tode Kleibers wurde von 1840
bis 1842 der Religionsunterricht durch Rabbiner Jonas Sänger, abwechselnd
auch durch den Kultusdiener Isack Hummel erteilt. Im Jahre 1842 übertrug
dann die israelitische Gemeinde auf Grund eines besonderen Vertrages dem
hier als Privatlehrer tätigen Abraham Heilbronner das Amt eines
Religionslehrers. Der hierbei von den Kultusvorständen mit dem Lehrer
Heilbronner abgeschlossene
Vertrag enthält so eigenartige Bestimmungen, die das
untergeordnete Verhältnis, die untergeordnete Stellung des
Religionslehrers grell beleuchten, dass die hier als Zeugen der ‚guten,
alten Zeit’ – wie sie vermeintlich oft genannt wurde – Aufnahme
finden sollen. Die Vereinbarung lautet wort- und schriftgetreu:
Buttenwiesen, 19. Mai 1842. ‚In Folge des Gemeindebeschlusses vom 17.
d.M. wurde bestimmt, dass der Abraham Heilbronner von Ichenhausen der Königlichen
Regierung von Schwaben und Neuburg zur Besetzung der Religionslehrerstelle
zu besetzen sei. Bei dieser Gelegenheit hat man sich verabredet dem zu wählenden
folgende Bedingungen zu setzen:
1. hat der Lehrer neben den planmäßigen Lehrgegenständen wöchentlich
den Religionsschülern in einigen Stunden den Unterricht in allen Büchern
des alten Testaments in der Ursprache zu erteilen; ebenso hat der Lehrer
sich zu befleißigen, dass der Kommentar Raschi gehörig gelehrt werde;
2. solange der Lehrer in einem Privathause unentgeltliche Wohnung bekommen
wird, hat er die von de Gemeinde für freie Wohnung jährlich bestimmten
25 Gulden nicht anzusprechen;
3. ebenso hat sich der zu wählende zu verpflichten, vor Umfluss von fünf
Jahren sich nicht verehelichen zu wollen.
4. Desgleichen hat derselbe darauf zu verzichten, bei seiner dereinstigen
Verehelichung eine vom hiesigen Orte geborene Frauensperson heiraten zu
wollen;
5. Ebenso hat derselbe die Verbindlichkeit zu übernehmen, wenn je der
Unterricht der deutschen Schule dem israelitischen Religionslehrer
zugeteilt und resp. gestattet würde, den Gesamtunterricht um den jährlichen
Gesamtgehalt von 325 Gulden sohin um inplus von 75 Gulden erteilen zu
wollen.
Der gewählte Abraham Heilbronner wurde hierauf von den geschlossenen und
aufgezeichneten 5 Bedingungen gehörig in Kenntnis gesetzt. Derselbe erklärt
hierauf: ich habe diese Bedingungen von 1-5 inclus. klar und deutlich
aufgefasst und erkläre mich bereit und verpflichte mich solche genau und
vollkommen zu erfüllen. Die Kultusverwaltung einen und Lehrer Heilbronner
andernteils noch weiteres, dass sie den vorstehenden Bedingungen die
Qualifikation eines förmlichen Vertrages beilegen und diese Verhandlung
so betrachten, als wäre ihr Inhalt in dem zu erwartenden
Anstellungsdekret der Königlichen Regierung enthalten.’
Urkundlich eigenhändiger Unterschriften: Jos. Ullmann. David Bauer. A.
Heilbronner.
Dieser so genannte ‚Vertrag’, den ich mit all seinen Sprach- und
Schriftfehlern hier niedergeschrieben, zeigt so recht deutlich, mit welch
diktatorischer Gewalt die Anstellung des Lehrers erfolgt, wie man ihm
viele Pflichten, ja sogar Einschränkungen merkwürdigster Art auferlegte
und wenige Rechte zuerkannte, wie in sklavischer Unterwürfigkeit der
Lehrer – es soll damit dem verdienten Manne, der später noch manchen
Strauß durchkämpfte, durchaus kein Vorwurf gemacht werden
- ohne weiteres unterschreibt, was die Kultusverwaltung diktiert.
Dieser Geist spukt noch in mancher Gemeindestube.
Auf Grund der von der israelitischen Kultusgemeinde erfolgten ‚Präsentation’
des Religions-Lehramtskandidaten und geprüften Schuldienst-Exspektanten
Abraham Heilbronner wurde dieser bereits am 1. Juni 1842 als
israelitischer Religionslehrer von der Schwäbischen Regierung bestätigt
und demselben eine ‚Dekretur zu seiner Legitimation’ ausgefertigt. Bis
zum Jahre 1846 amtierte A. Heilbronner als Religionslehrer. Die Zahl der
schulpflichtigen israelitischen Kinder betrug damals 73 in der
Werktagsschule und 34 in der Sonntagsschule. Das bisherige Schulzimmer bot
längst nicht mehr den genügenden Raum, weshalb auch von der vorgesetzten
Behörde der Auftrag zur Schaffung eines den Verhältnissen entsprechenden
und zeitgemäßen Schulsaales erteilt wurde. Auch die politische Gemeinde
erhielt, da das Gebäude, in welchem sich die Simultanschule befand, auch
zu klein und baufällig war, den gleichen behördlichen Auftrag. Die
hierauf folgenden Beratungen der israelitischen und katholischen Gemeinde
führten zu keinem Resultat. Der Antrag der israelitischen Kultusgemeinde,
bei dem geplanten Neubau einer Schulhauses für die Gesamtgemeinde auch
einen Schulsaal für die israelitische Religionsschule zu schaffen,
scheiterte nicht nur an der Weigerung der katholischen Gemeinde, sondern
auch an der Nichtgenehmigung des Ordinariates und der Regierung, da das
katholische Schulgebäude zugleich Mesnerwohnung bildete.
Hierdurch veranlasst, fasste die israelitische Kultusgemeinde am 13. April
1845 den Beschluss, ihre Religionsschule in eine Elementarschule
umzuwandeln. Doch standen der Ausführung dieses Beschlusses noch manche
große Hindernisse im Wege. Nicht nur die katholische Gemeinde, sondern
auch der bisher an der Simultanschule als Lehrer |
amtierende
Stefan Utz stellte Ansprüche an die israelitische Gemeinde. Utz begründete
seine Forderung damit, dass bei einer Schultrennung ihm das Schulgeld der
israelitischen Kinder, welche die überwiegende Mehrheit der Schüler
bildeten, entgehe und infolgedessen seine Fassion nicht mehr erreicht
werde. Von der Lokal- und Distriktsschulinspektion sowohl, also auch von
der Königlichen Regierung war dem Beschluss der israelitischen Gemeinde,
eine eigene Elementarschule zu gründen, die Genehmigung bereits erteilt
worden, wovon uns nachfolgendes Ernennungsdekret des Lehrers Heilbronner
berichtet.
II. Eröffnung der Schule. Augsburg,
den 28. Juni 1846. Im
Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern. Der israelitische
Religionslehrer Abraham Heilbronner wird hiedurch unter Beibehaltung
seiner bisherigen Eigenschaft als israelitischer Religionslehrer nunmehr
auch als Schullehrer an der neu gebildeten mit der Religionsschule
vereinigten teutschen Schule der Juden zu Buttenwiesen, K. Landgerichts
Wertingen, mit einem jährlichen Einkommen von fünfundsiebzig Gulden für
die teutsche Schule unter Beibehaltung seiner bisher als Religionslehrer
genossenen Bezüge ernannte, und demselben gegenwärtige Ausfertigung
zugestellt, welche er dem gedachten K. Landgerichte, sowie der k.
Distrikts-Schul-Inspektion in Wertingen vorzuzeigen hat.
Königliche Regierung von Schwaben und Neuburg, Kammer des Innern.
An den israelitischen Religionslehrer Abraham Heilbronner in Buttenwiesen.
Dessen Ernennung als Schullehrer an der teutschen Schule der Juden zu
Buttenwiesen.
Trotz dieser behördlichen endgültigen Genehmigung, die mit der
Ernennungsurkunde ausgesprochen war, sah sich die israelitische Gemeinde
gezwungen, sich mit dem oben erwähnten Lehrer Utz gütlich zu einigen.
Dieses Abkommen verpflichtete die israelitische Kultusgemeinde, an Lehrer
Utz vom Jahre 1846 bis zu seiner Pensionierung 1860 jährlich 80 Gulden
und von 1860 bis zu seinem im Jahre 1873 erfolgten Tode jährlich 50
Gulden als ‚Aversum’ zu bezahlen. Nach Beseitigung aller Hindernisse
trat dann mit Beginn des Schuljahres 1846 die
Israelitische Elementarschule ins Leben. Der Unterricht erfolgte vorerst
noch im gleichen Raume, der bisher der Religionsschule gedient hatte. Aber
schon am 30. Juli 1846 erging vom Königlichen Landgerichte Wertingen an
die israelitische Gemeinde die Aufforderung zur Auswahl eines Bauplatzes
und zur Erbauung eines eigenen Schulhauses zu schreiten.
Das hierüber vorliegende amtliche Schriftstück hat nachfolgenden
Wortlaut: Wertingen, 30. Juni 1846. Vom Königlichen Landgerichte! Nachdem
die Errichtung einer eigenen Schule und der Bau eines eigenen Schulhauses
nunmehr der israelitischen Gemeinde gestattet ist, so muss vor allem zur
Auswahl eines Bauplatzes geschritten werden. Die israelitische
Kultusverwaltung wird daher aufgefordert, hierüber in Beratungen zu
gehen, Beschluss zu fassen und diesen anher vorzulegen. Dieselbe wird bei
der Auswahl gut tun, einen sachverständigen Baumeister beizuziehen, weil
der Grund, auf welchem gebaut werden soll, ein nicht unerheblicher Punkt
beim Bau ist, sich auch hierbei der Zustimmung der Lokalschulinspektion zu
versichern. Die Vorlage des Ergebnisses wird binnen 8 Tagen gewärtigt.
Der Königliche Landrichter: v. Aretin." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Februar 1928: "Trotz dieses behördlichen Eilauftrages, dem am
14. Juli 1846 die weitere Aufforderung zur Erledigung der Anordnung mit
der Drohung folgte, dass außerdem 'anderweitig eingeschritten werden
müsste', suchte die israelitische Gemeinde den
III. Neubau eines Schulhauses,
der immer wieder von der Behörde verlangt wurde, soweit wie möglich
hinauszuschieben. Ja, es wurde dies in einem am 13. April 1846 gefassten
Gemeindebeschluss der Kultusverwaltung ausdrücklich zur Pflicht gemacht.
Außerdem wurde bestimmt, dass für Werktagsschüler monatlich 24 Kreuzer,
für Feiertagsschüler monatlich 8 Kreuzer Schulgeld erhoben werden
sollten. 'Zur Bestreitung des notwendig werdenden Neubaues eine
Schulhauses', besagt das Protokoll vom 13. April 1846, 'zu welchem bei
weitem der größte Teil durch Aufnahme eines Kapitals herbeizuschaffen
ist, soll ein Fleischaufschlag von dem dahier konsumiert werdenden
Koscherfleisches nach einem halben Kreuzer vom Pfund bei der höchsten
Kreisregierung nachgesucht werden, damit baldmöglichst ein Fond gebildet
wird, um hievon die Baulast zu bestreiten. In einem weiteren Protokoll vom
12. Juli 1846 wird dann durch die Gemeinde die Durchführung dieses
'Fleischaufschlages' näher bestimmt. Darnach waren die damaligen Metzger
Maier Einstein, Nathan Metzger und Feith Einstein verpflichtet, von jedem
koscher fallenden größeren Stück Rind je 48 Kreuzer, sowie von jedem
kleineren Stück 9 Kreuzer an die Kultuskasse zu entrichten. Dagegen waren
dieselben befugt, das Pfund Koscherfleisch zwei Pfennig höher verkaufen
zu dürfen. Privatleute, welche zu ihrem eigenen bedarf Vieh schächten
ließen, hatten von großen Stücken einen Gulden, von kleineren aber je
neun Kreuzer zu leisten. Wenn von auswärts Fleisch zum Verbrauche
eingeführt wird, so ist von jedem Pfund ein Kreuzer zu entrichten. Ferner
wurde bestimmt, dass von jeder Gans ein Kreuzer, von allem übrigen
Geflügel pro Stück zwei Pfennig zu entrichten sei. Dieser
Fleischaufschlag sollte vom 1. August 1846 bis 1. August 1852 'vorderhand'
erhoben werden. 'Wenn bis zu jener Zeit die wegen des Schulhausbaues
kontrahiert werdende Schuld durch die erwähnten Einflüsse nicht getilgt
sein sollte, so wird man alsdann die weiteren Vorschläge beraten, um
Bestimmung zu treffen, wie der allenfallsige Rest zu berichtigen
sei.'
Außer diesem Fleischaufschlag erhob man von sämtlichen
Gemeindemitgliedern, die Vermögen besaßen, von jedem Tausend ihres eingeschätzten
Vermögens jährlich einen halben Gulden, welcher Betrag in Quartalsraten
innerhalb sechs Jahren an die Kultuskasse zu entrichten war.
'Ebenso haben jene Angehörigen der hiesigen Gemeinde ledigen Standes,
welche zu den Gemeindeumlagen zu kontribuieren haben, die Hälfte ihrer
jährlichen Leistung zu dem mehrerwähnten Tildungs-Fonds
einzutragen.'
Durch den gleich Gemeindeversammlungsbeschluss vom1 2. Juli 1846 wurde ein
Bausschuss, bestehend aus den sieben Mitgliedern der Kultusverwaltung und
aus weiteren sechs Gemeindemitgliedern gebildet, welcher 'alle
Verhandlungen, die den Bau des Schulhauses oder den Ankauf eines diesem
Zwecke entsprechenden Gebäudes erforderlich machen sollte', zu führen
hatte und dazu von der Gesamtgemeinde besonders ermächtigt
wurde.
So hatte die Gemeinde die Vorbereitungen für den Schulhausbau getroffen.
Allein sie suchte, um die Mittel zur Deckung zu erlangen, die
Bauausführung zu verzögern. Deshalb erscheinen sowohl am 9. Dezember
1846, wie am 28. Januar 1847 wiederholte Aufforderungen zur Erledigung des
am 30. Juni 1846 erteilten Auftrages, zuletzt unter Androhung einer
Geldstrafe von zehn Gulden. Die Folge dieses behördlichen Vorstoßes war,
dass man im Garten des David Bauer einen Bauplatz um achthundert Gulden
erwerben wollte. Jedoch wurde von der Behörde dieser Bauplatz wegen
Feuchtigkeit, ebenso ein anderer in der Nähe des jüdischen Friedhofes
gelegener Platz als ungeeignet verworfen.
Am 24. Juni 1847 erfolgte hierauf durch das Königliche Landgericht
Wertingen nach einer vorausgegangenen amtlichen Besichtigung der gemessene
Auftrag, 'bei Vermeidung einer Geldstrafe von zehn Talern binnen drei
Tagen einen Gemeindebeschluss zu erholen und vorzulegen, worin solche sich
deutlich entweder für den Ankauf des Sänger'schen Hauses und ganzen
Gartens oder für den Ankauf des Bauplatzes der Witwe Stengel
auszusprechen hat'.
Infolgedessen war die israelitische Gemeinde im Laufe des Jahres 1847
gezwungen, mit dem Schlosser Moses Sänger wegen Ankauf seines Hauses in
Unterhandlung zu treten. Zwar versuchte sie nochmals einen anderen
Bauplatz, am Ende des Dorfes gelegen, von Tobias Bauer um 375 Gulden zu
erwerben; aber auch dieser Platz wurde als ungeeignet erklärt. Endlich
beschloss man, nachdem die Königliche Regierung von Schwaben und Neuburg
den vorgelegten Bauplan und den Kostenvoranschlag geprüft und
zweckmäßig befunden hatte, den Ankauf des Sänger'schen Hauses Nummer
82, am 9. Januar 1848. Die gerichtliche Verbriefung erfolgte allerdings
erst am 25. Juli 1848-
Das Haus wurde um viertausend Gulden gekauft und nach dem Bauplane des
Königlichen Baukondukteurs Röser durch den Maurermeister Raithmüller
von Wertingen zweckentsprechend umgebaut, wofür 955 Gulden festgesetzt
wurden.
Der von der israelitischen Gemeinde zur Deckung der Baulast der
Aufsichtsbehörde vorgelegte Tilgungsplan, wie ihn ein
Gemeindeversammlungsbeschluss vom 12. Juli 1846 vorgesehen, fand aber
nicht die Billigung und Anerkennung dieser Behörde. In einem vom 15.
Januar 1848 datierten Anschreiben wurde 'von Kuratel wegen beantragt, dass
das ganze notwendige Kapitel von 5.500 Gulden - sofern vorheblichem Baue
nicht eine Unterstützung der Zulage aus dem Kreisschulfonds gewährt
werden kann - in einem Zeitraume von zehn Jahren von der jüdischen
Gemeinde Buttenwiesen zu tilgen sei, dass die Beitragspflicht der
Gemeindemitglieder nach der Vermögens- und Einkommensschätzung zu
geschehen habe und dass nur unter dieser Voraussetzung der beantragte
Fleischaufschlag gleichfalls auf die Dauer von zehn Jahren genehmigt
werden und zum Zwecke der Tilgung fraglicher Schuld verwendet werden
dürfe_... |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1928: "Ein Umlagenverzeichnis vom 30. Juli 1848, in
welchem 58 Umlagenpflichtige aufgeführt werden, beweist, dass obiger
behördlicher Anordnung wohl Folge geleistet wurde. Ob auch der
Fleischaufschlag zur Durchführung kam, lässt sich aus den Akten nicht
erkennen.
Der Schulumbau wurde vollendet und am 1. Dezember 1848 das neue
Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben.
IV. Gehalts- und Schulgeldbezüge des ersten Lehrers Abraham
Heilbronner.
Der erste Lehrer an der neugegründeten israelitischen Elementarschule A.
Heilbronner hatte im Jahre 1848 in der Werktagsschule 79, in der
Feiertagsschule 37 Kinder, also insgesamt 116 Schüler zu unterrichten.
Hierfür erhielt derselbe, wie seine Ernennungsurkunde ersehen lässt,
einen jährlichen fixen Gehalt von 325 Gulden.
Dieser Personalbedarf wurde durch Erhebung eines Schulgeldes, das für
Werktagsschüler monatlich 24 Kreuzer, für Sonntagsschüler monatlich
acht Kreuzer betrug, vollständig gedeckt.
Man konnte es daher dem Lehrer Heilbronner nicht verdenken, dass er auf
das Schulgeld, welches von fremden schulpflichtigen Kindern von der
Gemeinde erhoben wurde, für sich Anspruch machte und deshalb eine
Beschwerde an die Königliche Regierung richtete. Am 4. Januar 1850 wurde
diese Beschwerdeschrift an die Kultusgemeinde geleitet mit dem Auftrage,
'binnen acht Tagen hierüber Aufklärung und Rechtfertigung
anzugeben'.
Dieser erfolgte unterm 17. Januar 1850 an das Königliche Landgericht
Wertingen durch die israelitische Kultusverwaltung in sehr eingehender
Weise. Sie spricht dem Lehrer Heilbronner das Recht, von fremden Kindern
das Schulgeld für sich beanspruchen zu wollen, vollständig ab, weil
Lehrer Heilbronner einen Jahresgehalt von 325 Gulden von der Gemeinde
zugesichert erhielt, ob die Schülerzahl groß oder klein ist. Sie
erklären, dass 'bei weitem mehr hiesige schulpflichtige Kinder in der
Fremde, als fremde Schüler hier z befinden, dass infolgedessen Lehrer
Heilbronner eine geringere Schülerzahl zu unterrichten, also
Erleichterung für sich hat und dennoch seinen vollen Gehalt bezieht.' Und
so bittet die Kultusverwaltung zum Schlusse das Königliche
Landgericht:" |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1928: |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1928: |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1928: |
Lehrer Lewkowitz erreicht eine Unterrichtsbefreiung
der jüdischen Schüler am Sabbat (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1934: "Buttenwiesen,
28. Mai (1934). Den Bemühungen von Lehrer Lewkowitz ist es gelungen,
sämtliche jüdischen Schüler vom Unterricht am Sabbat und der damit
verbundenen Sabbatentweihung zu befreien. Die Lehrpersonen zeigten sich
entgegenkommend und änderten teilweise den auf Samstag fallenden
Stundenplan. Die Einrichtung von ‚Sabbatstunden’ für de Jugend ist
vorgesehen." |
Beitrag
von Lehrer Lewkowitz (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August
1934: |
Lehrer Lewkowitz stellt Anträge auf der Lehrerversammlung in
der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1935: "Vereinsmitteilungen (sc. des Lehrervereins der
israelitischen Lehrer in Bayern). I. Zu der am 22. Juli nachmittags 3 Uhr
in der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg stattfindenden
Mitgliederversammlung sind folgende Anträge eingegangen: …
Anträge Lewkowitz (Buttenwiesen).
1. Die Arbeit des Junglehrers in der Kleingemeinde ist
verantwortungsvoller geworden. Vielfach ist der Anfänger ihren schweren
Aufgaben nicht immer ganz gewachsen. Deshalb muss noch mehr als bisher
eine organisierte Fortbildungsarbeit einsetzen. Die dafür eingesetzten,
leider selten stattfindenden ‚Bezirkskonferenzen’ entsprechen
erfahrungsgemäß nicht immer der weltanschaulich-religiösen Einstellung
ihrer Besucher. – Finanzielle Gründe sollten mit allen möglichen
Hilfsmaßnahmen hinweggeräumt werden, sodass auch in Bezirken mit weit
entfernten jüdischen Gemeinden eine geregelte Fortbildungsarbeit für
Junglehrer einsetzen kann.
2. Als Auftakt und ständige Einrichtung zu dieser wichtigen Aufgabe
mögen in den Ferien stattfindende Zusammenkommen der Junglehrerschaft in
Gemeinschaftslagern dienen und zwar in Kleingemeinden, oder in der Nähe
von solchen, wo jüdisches Leben pulsiert; verbunden soll jeweils damit
ein Schulungskurs sein, um unsere Arbeit zu vertiefen. Somit ist auch dem
Kollegen, der abseits der ‚großen Straße’ liegt, Gelegenheit
geboten, seine anderen, gleichaltrigen Kollegen kennen zu lernen, für
seine Arbeit Anregung zu bekommen und ihn vor dem schlimmsten – dem
Entfremden durch die dörfische Abgeschiedenheit – zu bewahren.
3. Unsere ‚Mitteilungen’ sollten sich noch mehr als bisher in den
Dienst des Aufgabenkreises des Junglehrers in Klein-Gemeinden stellen und
sie zur eventuellen Aussprache in denselben herbeiziehen.
4. Die Mitgliederversammlung möge ferner in eine Debatte über
einheitliche Gehaltsregelung der Junglehrer eintreten, denn die
Verhältnisse sind hier äußerst verschieden." |
Verkauf des jüdischen Schulhauses (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1937: "Verkauf des Jüdischen Schulhauses in Buttenwiesen. Die
Israelitische Kultusgemeinde hat ihr Schulgebäude verkauft. Die Schule
wurde 1846 gegründet, das Haus durch die Gemeinde dem jüdischen
Schlossermeister Moses Sänger für 4.000 Gulden 1848 abgekauft. 1906
erfolgte eine Erneuerung und Erweiterung des Hauses. Der Schulbesuch nahm
folgenden interessanten Verlauf: 1846 besuchten 107 Schüler, 1848 116,
1880 62, 1900 40, 1911 23 Schüler die Werktags- und Sonntagsschule. Heute
beträgt die Zahl der jüdischen Schüler weniger als 5…" |
Kleine Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Fest zum 40jährigen Jubiläum von Peppi Lammfromm als
Vorsteherin des Israelitischen Frauenvereins (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1904: "Buttenwiesen
(Bayern). Am 19. Dezember beging der hiesige ‚Israelitische Frauenverein’
ein erhebendes, schönes Fest, welches die Mitglieder zu Ehren ihrer
Vorsteherin, Frau Peppi Lammfromm veranstalteten. Frau Lammfromm hat
dieses Ehrenamt seit vier Dezennien inne und hat sich in dieser langen
Reihe von Jahren unvergängliche Verdienste um die Bestrebungen des ‚Israelitischen
Frauenvereins’ erworben. In Anerkennung und dankbaren Würdigung dieser
Verdienste versammelte sich nahezu die gesamte hiesige jüdische Gemeinde
im Gräflich Treuberg’schen Gasthaus. Nachdem die Frau Jubilarin durch
eine Deputation in den festlich geschmückten Saal geleitet war, hielt
Herr Lehrer Bernheim die Festrede und überreichte namens des Vereins eine
sinnige Ehrengabe. Und nun folgten in bunter Reihe Musikstücke,
Ansprachen, launige und ernste Vorträge. Besonders mögen die Rede des
Herrn Isaac Reiter und das vorzügliche Klavierspiel von Frl. Thekla Bauer
hervorgehoben sein. Die Jubilarin selbst sprach in kurzen, kernigen Worten
ihren Dank für die ihr erwiesene Ehrung aus und forderte die Mitglieder
auf, sich stets und gerne in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen.
Herr Israel Lammfromm wies unter lebhaftem Beifall der Festversammlung
darauf hin, dass der Verein zugleich sein 60. Stiftungsfest begehen könne
und ersuchte die Anwesenden, das einzige noch lebende Gründungsmitglied,
Herrn pens. Lehrer Heilbronner in Augsburg, durch Erheben von den Plätzen
zu ehren. Für die Fidelitas des in jeder Hinsicht wohl gelungenen Abends
machten sich die Herren Leo Reiter und Gustav Einstein, und die Damen
Fräulein Ida Ullmann, Frieda Reiter, Rosa Einstein, Ida Reiter und Fanni
Sänger verdient." |
Chanukka-Feier des Schomrei-Schabbat-Vereins (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1908: "Buttenwiesen,
28. Dezember (1908). Am vergangenen Schabbat Chanukka hielt der
hiesige Schomrei Schabbat-Verein, der bisher aus 14 Mitgliedern
bestand, seinen ersten Familienabend ab. Es waren hierzu sämtliche Damen
und Herren der Kultusgemeinde eingeladen, und dieselben haben sich
vollzählig in dem von Herrn Lammfromm sinnig dekorierten Saal
eingefunden. Vor einer brennenden in lieblichem Pflanzenschmuck stehenden Menora
wurde unter Klavierbegleitung mit Begeisterung die Chanukka-Hymne
gesungen. Hierauf ergriff der Vorstand der Ortsgruppe, Herr Lehrer
Bernheim, das Wort zur Begrüßung und zu seinem Vortrag ‚Das
Chanukkafest und seine Lehren für unsere Gegenwart’. Dabei kam er am
Schlusse auf die hohe ethische Bedeutung des Sabbatgedankens zu sprechen
und forderte in einem warmen Appell die dem Vereine Fernstehenden auf,
sich ihm anzuschließen. Alle Anwesenden leisteten dem Rufe Folge, gewiss
ein schönes Zeugnis für das Verständnis unserer Sabbatidee und des
Gefühles der Zusammengehörigkeit. Die Mitgliederzahl stieg auf 36. Nun
sprach Herr Jakob Sänger in eingehender Weise über die Bedeutung des
Sabbats, und dann ergriff Herr Lammfromm das Wort, um in humorvoller Art
über Chanukka und Sabbat zu plaudern. Damit und mit einem Klaviervortrag
von Frau und Herrn Lehrer Bernheim war der Übergang zur Fidelitas
gewonnen. Diese wurde noch gehoben durch Einzelvorträge von Frau Lehrer
Bernheim, Frau Fanni Hummel, Fräulein Amelie Schloss, Fräulein Rosa
Leiter und Herrn Adolf Leiter, sowie durch zwei Einakter, gespielt von
Fräulein Ida Reiter, Fräulein Bella Lammfromm, Fräulein Frieda Leiter
und Herrn Adolf Leiter. Die gehobene Stimmung benützte Frau Lehrer
Bernheim, um für die israelitische Kinderheilstätte in Kissingen mit
schönem Ergebnis zu Herzen zu rühren. So verlief der Abend, der über
die Mitternachtsstunde hinaus ausgedehnt wurde, in schönster Weise und
mit Erfolgen aller Art." |
Klage über eine "Sabbatentweihung" durch
den jüdischen Jugendbund aus Augsburg (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926: "Sabbatentweihung.
Man schreibt uns aus Bayern: Was unser kleiner Ort noch nie geschaut, ein
Schauspiel, das unsere jüdische Gemeinde noch nie gesehen, wurden diesen
Sabbat uns geboten. Am Sabbat Abend 8 Uhr kam mit wehender Fahne eine
Truppe von 12-15 Mädchen und Jungen ins Dorf marschiert, der ‚jüdische’
Jugendbund aus Augsburg. Sabbat Nachmittag waren sie dort abgereist,
unterwegs ausgestiegen, um dann zu zu Fuß mit Sack und Pack am heiligen
Sabbattage ins Dort einzuziehen. Das Herz krampfte sich mir zusammen ob
dieser (hebräisch und deutsch) Sabbatschändung!
Und wer gab Veranlassung zu diesem in unserer Gemeinde einzig dastehenden
Vorkommnis? Eine Frau, eine Witwe, war vor wenigen Tagen aus Augsburg hier
hergekommen, um den Jahrzeitstag ihres Mannes zu begehen. Der Geist der
Pietät lebte noch in ihrem Herzen, und so besuchte sie den Gottesdienst
und das Grab ihres Gatten an seinem Todestage. Und die Nachfeier? Die
Witwe glaubte es ihrer 19jährigen Tochter schuldig zu sein, deren
Augsburger Kameraden hier einen fröhlichen Tag bereiten zu müssen. Und
das musste ein Sabbat sein! Und wie merkwürdig der Sabbat Schelach
lecha: ein Sabbat, dessen Wochenabschnitt uns ein so abschreckendes
Beispiel in der Erzähler von dem Holzsammler, dem Sabbatentweiher bietet,
der in der Wüste am Sabbat Holz aufgesammelt. Und was sagt uns da die
heilige Schrift? ‚Gott sprach zu Moses: ‚Der Mann soll getötet
werden; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen außerhalb des Lagers!’
Ist es für jedes echtjüdische Herz tief schmerzlich und bedauerlich, wie
in den jüdischen Stadt- und Landgemeinden das Judentum verflacht und
seiner jüdischen ideale, seines lebendigen Inhaltes beraubt wird, wie an
heiligen Sabbat- und Festtagen Einzelne reisen, kaufen und verkaufen, wie
Speise- und Ehegesetze mit Füßen getreten werden, wie das jüdische Heim
zerstört, jüdische Eigenart verwischt wird, wie Gleichgültigkeit und
Interesselosigkeit der Jugend zunehmen, jüdisches Wissen, jüdische
Lehrer und jüdisches Leben verfallen! Noch bedauerlicher ist es, wenn
solche Unjüdischkeit noch veranlasst und noch weiter verbreitet wird.
Fühlt Ihr es nicht, Ihr Väter und Mütter, dass Ihr durch solche
Sabbatentweihung Euch ins eigene Fleisch schneidet! Merkt Ihr nicht, dass
Ihr durch solche unjüdische Veranstaltungen die Jugend dem Judentum
entfremdet? Der Sabbat ist ein Bundeszeichen zwischen Gott und Israel auf
ewig. Ihr zerreißt es; nehmt den Sabbat- und Festtagen ihre Heiligkeit
und Weihe! Ist das der Erfolg des Aufrufes der bayerischen Rabbiner, die
zu jüdischem leben, zur Schamhaftigkeit und jüdischer Zucht mahnend
aufgefordert, die gegen würdelose Kleidung, gegen Unsitte und Unmoral
ihre Stimme erheben? Genügen da nicht die Sonntage zu solchen Ausflügen
und Vergnügungen. Muss gerade der Sabbat das Opfer sein, der ohnedies
Entweihung in Fülle zu erdulden hat!" |
Besuch
des Bezirksrabbiners Simon Schwab (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1933: "Buttenwiesen,
4. Dezember (1933). Zu einem inneren Erlebnis für unsere Gemeinde
gestaltete sich am letzten Sonntag der Besuch unseres Bezirksrabbiners,
Herrn Simon Schwab, Ichenhausen. Nach Begrüßungsworten des Herrn Lehrer
Lewkowitz und nach Beendigung des Minchoh-Gebetes, ergriff Herr Rabbiner
Schwab das Wort zu einer tiefschürfenden Predigt. Ausgehend von dem
Zeitalter des überspitzten Individualismus, das sich von allen
religiösen Bindungen lossagte, zeigte er die Gründe auf und schloss mit
einem warmen Appell zur aufrichtigen Umkehr." |
Berichte über einzelne Personen aus der
Gemeinde
Zum Tod des Sofer (Torarollenschreibers) Löw Ben Jaakow
(1869)
Anmerkung: es sind nicht alle Details ganz präzise übersetzt. Für
Korrekturen ist der Webmaster dankbar.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. April 1869: "Buttenwiesen im Monat Ijar. Ich
komme heute, mich einer traurigen Pflicht zu entledigen, der Pflicht, den
Heimgang eines Gerechten, eines aufrechten und geradsinnigen und
gottesfürchtigen Mannes zu beklagen. Raw Löw Sofer, Schreiber von
Torarollen, Tefillin und Mesusot, Sohn des Rabbiners Jaakow - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen hat durch sein Hinscheiden nicht nur
seine Familie, nicht nur unsere Gemeinde, sondern viele Gemeinden
Schwabens in die größte Trauer versetzt. O, wie werden die vielen
Freunde erschrecken bei dieser Nachricht! Wohl starb er in hohem Alter
('in gutem Greisentum'), doch allzu früh für die Hinterbliebenen,
zu früh für Alle, die diesen Mann gekannt haben.
Die vielen guten Eigenschaften, die dieser Mann in sich vereinigte, sind
es wert, der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden, damit sein Beispiel
zur Nachahmung ansporne, damit ein jeder eine Träne zolle dem Hinscheiden
eines so edlen Bruders. Von Jugend an in Frömmigkeit erzogen widmete er
sich unter Leitung von Rabbiner Tewel Sofer - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen, der ein Talmid von R. Natan Adler - das
Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen war, dem
Schreiben und wurde einer der tüchtigsten und zuverlässigsten
Toraschreiber. Er schrieb an 80 Torarollen... Rabbi Wolf Hamburg
selbst staunte über die wunderbare Schreibekunst, die dieser Mann
besaß. Bei dieser anstrengenden Beschäftigung war er, trotz seines
leidenden Zustandes, doch immer so zufrieden und heiter, dass man nie
einen Wunsch von ihm äußern hörte, der irdische Güter
anbelangte.
All seine Mußestunden verwendete er für unsere Heilige Tora, und
kein König konnte sich glücklicher preisen, wie er es an den Schabbat-Tagen
und an den Feiertagen war. Rührend war es anzusehen, wie er
den ganzen Sommer hindurch Blumen pflanzte, und sie fast nur zu dem Zwecke
pflegte, um damit seine Sukka (Laubhütte) zieren zu können, die
in Wirklichkeit stets einem Blumenstrauße ähnlich sah.
Sein ganzes Leben hindurch schon beschäftigt mit 'Himmelsarbeit',
suchte er noch überall besonders solche religiösen Weisungen (Mizwot)
auszuüben, durch die er zugleich ... sein konnte. Er war nebenbei Mohel
(Beschneider), Schächter und Fleischbeschauer und Vorbeter an den
ehrfuchtgebietenden Tagen, sodass wir mit Recht in ihm einen fast
nicht zu ersetzenden Verlust zu beklagen haben.
Erst kurz vor Pessach von einer Reise zurückgekehrt, wurde er
plötzlich krank, und obwohl er gleich bei sich fühlte, dass er lebend
sein Krankenlager nicht mehr verlassen werde, kam doch kein Laut der Klage
über seine Lippen. Er sag mit Ergebung seiner Auflösung entgegen und
ermahnte noch wenige Stunden vor seinem Tode die ihn umstehenden Kinder,
in Frömmigkeit und Tugend auszuharren. Dann entschlief er sanft zu
seinen Vätern, sodass man wirklich wähnte, er schlafe nur.
In welcher Achtung er bei Allen stand, das bewies die allgemeine Trauer.
Fast kein Auge blieb tränenleer, als man diesen braven, rechtschaffenen
und frommen Mann der Erde zurückgab. Seine guten Werke werden ihm sicher
vorangegangen sein und ihm in der Ewigkeit der Wahrheit beistehen.
Möget nun Ihr, meine Brüder, das Bild dieses einfachen Mannes Euch vor
Eugen führen und gleich ihm wirken und leben in Liebe und Frömmigkeit,
in Wahrheit und Redlichkeit, damit es unserer Zeit nicht ganz und gar an
Männern gebricht, welche die drei Grundpfeiler der Welt, Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit zu erhalten und zu stützen bemüht
sind. Hirsch Sänger."
. |
Dr. Binswanger wird zum Physikus
ernannt und siedelt nach
Hürben-Krumbach über (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1871: "Buttenwiesen
(Bayern). Der hiesige allgemein geachtete Arzt, Herr Dr. Binswanger, wurde
zum Physikus ernannt und siedelt in dieser Eigenschaft nach Hürben-Krumbach
über; es ist dies der erste jüdische Arzt in Bayern, der eine derartige
Anstellung erhalten hat. – (Auch im Großherzogtum Hessen wurde vor
einiger Zeit unser Glaubensgenosse, der rühmlichst bekannte Herr Dr. Weil
in Zwingenberg a.d. Bergstraße
zum Kreisphysikus befordert; es ist dies auch in dem genannten Lande der
erste derartige Fall. Red.). |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Bernhard Leiter (1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1875: "Buttenwiesen.
Ich erfülle hiermit die traurige Pflicht, einem Ehrenmanne den verdienten
Nachruf zu widmen. Herr Bernhard Leiter, unser seit 25 Jahren würdiger
Kultusvorstand, hat unsere ganze Gemeinde durch seinen Hintritt in tiefste
Trauer versetzt. Seltene Eigenschaften zierten diesen Mann. Er war ein
Gottesfürchtiger im wahren Sinne des Wortes, was er nicht bloß durch
sein eigenes Leben betätigte, sondern auch durch die echt-jüdische
Erziehung seiner Kinder. Zu dieser großen Eigenschaft, die er mit unserem
Stammvater Abraham gemein hatte, kommt noch eine andere, die ihn ganz
besonders zu seinem Amte als Kultusvorstand befähigte und ihn so Großes
leisten ließ; er war ein (hebräisch und deutsch:) Frieden liebender
und Frieden erstrebender Mann, der sich die Liebe und Achtung nicht
nur der ganzen Gemeinde, sondern auch Aller, die mit ihm in nähere
Berührung kamen, erworben hatte. Wir haben in ihm auch noch einen
vorzüglichen Vorbeter verloren, der es verstand durch seinen
innigen, herzlichen Vortrag auch die harten herzen zu rühren; jeder
empfand, dass dieser Mann mit Gott sprach, dass ihm das Gebet aus tiefstem
Herzen kam. Auch die politische Gemeinde verliert in ihm ein tüchtiges,
ehrenwertes Verwaltungsmitglied, ja, wohin wir blicken, fühlen wir den
herben Verlust, und in bitterem Schmerze müssen wir klagen, dass eine
Zierde unserer Gemeinde, eine Zierde des Judentums, ein selten edler Mann
uns entrissen worden. Für unsere Gemeinde ist er unersetzlich. Möge der
Vater der Waisen und Witwen (sc. Gott) seiner verwaisten Familie, seiner
verwaisten Gemeinde Trost schicken und die Zurückgebliebenen in dem
Vorsatze bestärken, dem edlen Toten nachzueifern und zur Kräftigung und
Erhaltung unserer Gemeinde gleich ihm durch Gottesfurcht und Friedensliebe
beizutragen! |
Zum Tod des Vorbeters Josef Sänger (Chassen-Josef,
1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1876: "Buttenwiesen.
Unsere Gemeinde hat leider schon wiederum den Heimgang eines Mannes zu
beklagen, der in weiten Kreisen bekannt war. Raw Josef Sänger –
seligen Andenkens -, der fast ein halbes Jahrhundert als Vorbeter
und Schochet hier fungierte, ist uns unerwartet entrissen worden. Es
ist für uns ein harter Verlust, denn wir besaßen in ihm einen der immer
seltener werdenden so genannten alten Vorbeter, der mit einem
außergewöhnlich Reichtum an alten herrlichen Melodien mit einer
außerordentlich umfangreichen schönen Stimme begabt war. Dabei verband
er einen Vortrag so klar und deutlich, dass man jede Silbe verstehen
konnte. Was ihn aber so recht zum Vorbeter machte, das war die in
unseren Tagen immer seltener werdende Erscheinung, dass bei ihm der Gesang
vollständig in den Hintergrund trat und er nicht darin seine Aufgabe
suchte, durch schöne Melodien die Ohren seiner Gemeinde zu kitzeln,
sondern die Herzen der Betenden zu ergreifen. Man muss ihn an den
erfurchtgebietenden Tagen gehört haben, wie allgewaltig er durch seine
Gebete seine Gemeinde hinriss; das war ein Bittender und um Verzeihung
gleichsam Bettelnder, der sein ganzes Herz vor seinem Gotte ausschüttete.
Wie aufopfernd und unerschrocken er Wohltätigkeit übte, das weiß die
ganze Gemeinde. Als z.B. im Jahre 1854 die Cholera auch hier leider
zahlreiche Opfer forderte und Alles in Angst und Schrecken die Häuser
mied, worin Tote lagen, da war er es, der trotz einer noch unversorgten
Familie, ohne Furcht und ohne Besinnen den Toten den letzten Liebesdienst
erwies.
Seine Herzensgüte und die Weichheit seines Gemütes sind beredte Beweise
für seine Biederkeit und Menschenliebe. Sein Wunsch war es oft, einst
ohne lange krank zu sein von dieser Welt zu scheiden. Und so war es ihm
beschieden, als er gerade im Begriffe war, einem Leidenden zu helfen, im
75. Jahre plötzlich von uns zu gehen. Er besaß nämlich in einzelnen
Gebieten der Arzneikunst und Chirurgie außerordentliche Kenntnisse und
hat vielleicht mehr als 100 Menschen das Leben gerettet. In vielen Fällen
wurde er von Ärzten zurate gezogen. Und so ward er auch an seinem letzten
Tage gerufen, um einem Brauer, der sich auf schreckliche Weise verbrüht
hatte, zu helfen. Wir verlieren leider viel an diesem Manne und die ganze
Gegend betrauert den Heimgang des so beliebten Chassen-(Vorsänger-)Josef.
Seine Taten und sein Leben, sie haben ihm sicherlich die kommende Welt
erworben. Er vernichtet den Tod auf ewig." |
Zum Tod des aus Buttenwiesen stammenden Moses
Leither,
gest. in Fürth (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1887: "Fürth.
Wenn Männer heimgehen, die in der Betätigung frommer, edler Werke ihre
Lebensaufgabe erblicken, so ist es gewiss angezeigt, auf das Wirken
solcher Verblichenen zurückzuschauen und der weiteren Öffentlichkeit ein
Bild ihrer Lebenstätigkeit vorzuführen. Zu diesen Männern kann mit
Recht der vor einigen Wochen zu Grabe getragene Herr Moses Leiter – seligen
Andenkens – dahier gezählt werden. Der Verlebte, früher in
Buttenwiesen wohnhaft, übersiedelte vor ungefähr 10 Jahren von
letztgenanntem Orte nach hiesiger Stadt und widmete während dieser Zeit
seiner religiösen Gesinnung gemäß ausschließlich seine ganz Kraft der
Ausübung von Geboten und guten Werken. Seine Liebe zu unserer
Heiligen Tora äußerte er dadurch, dass er nicht bloß, wie er dies
schon von frühester Jugend an getan, täglich allein eine bestimmte Zeit
mit Lernen verbrachte, sondern sich auch an dem schon seit Jahren in der
Klaussynagoge dahier bestehenden Gemara-Schiur rege beteiligte und
dafür Sorge trug, dass dem fraglichen Schiur durch Zuziehung von
jungen bewährten Kräften eine weitere Fortdauer gesichert wurde. Wie
groß seine Anhänglichkeit an das Heilige Land und dessen Bewohner war,
beweist der Umstand, dass er vor einigen Jahren dem Zentralkomitee für
israelitische Armen und Pilgerwohnungen zehntausend Mark mit der
Bestimmung überhab, dass ein seinen Namen tragendes Haus erbaut werde, in
welchem zwei Talmide Chachamim (Gelehrte), deren Einsetzung auf
seine Präsentation zu geschehen habe, für ihre Lebzeit wohnen sollen,
welche Anordnung getreulich ausgeführt worden. Von aber ganz besonderer
Bedeutung war der Dahingeschiedene für die hiesige israelitische
Waisenanstalt, in welcher er das Amt eines Vorstandes bekleidete und für
die er mit seiner staunenswerten Hingebung tätig war. Klagend stand daher
die Verwaltung dieser Anstalt mit den Waisen an der Bahre ihres getreuen
Führers, an dem das gemeinnützige Institut eine unschätzbare
Repräsentative verloren.
Mit vielen Tugenden, die des Mannes Haupt zieren, verband der Verstorbene
ein klares Urteil, das ihn bei allen wichtigen Fragen das Richtige finden
ließ, was der genannten Anstalt sehr zustatten kam. Er konnte ein Vater
der Waisen in des Wortes vollster Bedeutung genannt werden. Herr Dr.
Königshöfer – sein Licht leuchte – Direktor der hiesigen
israelitischen Waisenanstalt, gab auch an der Bahre dieses biederen Mannes
dem Schmerze über den erlittenen Verlust in beredter Weise Ausdruck,
indem er eine Stelle aus dem Midrasch Jalkut zitierte, wobei auch Redner
die große Bescheidenheit betonte, die dem nunmehr Verklärten ganz
besonders eigen war. Der selige Leiter zählte nämlich zu jenen Frommen,
die ihre geübten Werke der Wohltätigkeit der Öffentlichkeit gegenüber
geheim hielten, von welcher Tugend, die Anordnung, dass seinen Grabstein
außer seinem Namen und der Sterbezeit nur die Worte …zu gehen mit
deinem Gott decken sollen, ein sprechendes Zeugnis liefert. Wie man
allgemein hört, hat der Verblichene mehrere Wohltätigkeits-Anstalten,
worunter auch die hiesige israelitische Waisenanstalt wahrscheinlich
gerechnet werden darf, mit Legaten bedacht. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindesekretärs und
Kassier Rafael Benjamin Sänger (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1889: "Buttenwiesen
(Bayern). Unsere Gemeinde wurde am Tag vor TuBischwat in tiefe
Trauer versetzt. Unser langjähriger Gemeindesekretär und Kassier HaChawer
Rafael Benjamin Sänger wurde unerwartet schnell seiner Familie und
der Gemeinde entrissen. Mit ihm ist einer der immer seltener werdenden
Männer dahingegeben, der die Tora mit einem respektvollen Umgang
verband. Nach dem Tode unseres verewigten Rabbiner Rabbi Jomtof Sänger
war er hier der einzige Lamdan (Gelehrte), bei dem man sich noch
Rat in religiösen Angelegenheiten holen konnte. Das Studium der Tora
war auch seine Freude und mit großer Aufmerksamkeit lauschte an jedem Schabbat
ein Kreis von Zuhörern seinen religiösen Vorträgen. Ein bescheidener,
gottesfürchtiger, friedliebender Mann, von dem man im wahrsten Sinne des
Wortes sagen durfte, er habe in seinem Leben niemandem weh getan, im
geschäftlichen Verkehr die Ehrlichkeit selbst; wenn es sich um religiöse
Angelegenheiten aber handelte, da war er der Mann der festen Überzeugung,
der mutig, ohne Rücksicht und Furcht die gute Sache verfocht. Wir
erfüllen hiermit nur eine Pflicht, wenn wir dem Verstorbenen diesen
öffentlichen Nachruf widmen und ohne Übertreibung sagen: auch unsere
Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten. Möge der Allvater der tief
betrübten Familie Trost schicken! –r." |
Jacob L. Sänger berichtet über fromme jüdische
Viehhändler in Donauwörth (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1898: "Buttenwiesen
(Bayern). Erhalter einer seltenen Mizwoh zu sein, war mir diesen Purim
vergönnt. In Donauwörth werden stets große Viehmärkte abgehalten; ein
solche sollte nun auch Purim stattfinden. Viele jüdische Viehhändler
mussten schon am 13. Adar (Taanit Ester, Fasten der Ester, 7. März
1898) dort sein. Bekanntlich wohnen in Donauwörth keine Juden.
Sonntag kamen nun verschiedene Herren zu mir mit dem Ersuchen, am 13. Adar
die Megilloh in Donauwörth zur Verlesung zu bringen. Ich sagte natürlich
auch sofort zu. Montagmittag wurde ich per Droschke abgeholt. Als es Abend
war, begann ich in dem großartig beleuchteten schönen Saal des Hotel
Krebb das Maariw-Gebet. Von allen Seiten kamen die Jehudim
herbeigeströmt, sodass in kurzer Zeit 48 Personen, aus allen möglichen
Gemeinden Bayerns versammelt waren. Die ruhe und die Feierlichkeit
während der Megillah-Vorlesung war ein schöner, selten-erhebender Akt.
Nach Beendigung wurden mir allseitig gute Wünsche zugerufen und alles
drückte mir gerührt die Hand.
Nachdem ich alsdann einen Imbiss genommen hatte (ich hatte mir mein Essen
mitgebracht), fuhr ich vergnügt und munter mit einer Purimstimmung, wie
sie nur das Bewusstsein, eine schöne Mizwa (Weisung) erfüllt zu
haben, hervorrufen kann, nach Hause. Das Wort unserer Weisen hat sich auch
hier wieder herrlich bewährt, wenn sie sagen 'nicht verwitwet ist
Israel' (Jeremia 51,5).
(Donauwörth war früher eine große jüdische Gemeinde. Vor einigen
Jahrhunderten wurde sie im Zusammenhang mit der bekannten bayerischen Vertreibung
aufgelöst). Jacob K. Sänger, Sofer, Schreiber von Torarollen,
Tefillin und Mesusot". |
25jähriges Jubiläum des Kultusvorstandes Salomon Ullmann
(1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1902: "Buttenwiesen
(Bayern). Am Samstag, den 4. Januar, veranstaltete die hiesige
israelitische Kultusgemeinde zu Ehren des 25-jährigen Jubiläums des
Kultusvorstandes, Herr Salomon Ullmann, eine Jubelfeier, die einen
herrlichen verlauf nahm und sowohl dem Herrn Jubilar, wie der hiesigen
Gemeinde zur Ehre gereichte.
Fleißige Hände hatten sich schon Tage vorher bemüht, die Säle des
gräflichen Treuberg’schen Gasthauses aufs Festlichste zu schmücken.
Die gesamte jüdische Gemeinde, die politische Verwaltung, eine Anzahl
katholische geistliche und Vertreter benachbarter Gemeinden, eine
Abordnung der freiwilligen Feuerwehr und der Gesangverein ‚Liederkranz’,
Buttenwiesen, versammelten sich abends 7 Uhr im Festlokale, wo eine
Viertelstunde später der Jubilar, geleitet von einer Deputation der
israelitischen Verwaltung, erschien.
Bei Eintritt desselben erhoben sich die Anwesenden und der Gesangverein,
unter Leitung des Herrn Lehrer Bernheim, intonierte einen Festgruß.
Hierauf sprach Fräulein Rosa Einstein den Festprolog in geradezu
künstlerischer Weise, und der reiche Beifall, welcher der jungen Dame
zuteil wurde, bestätigte, wie sehr sie es durch ihren meisterhaften
Vortrag verstanden hat, alle Anwesenden zu entzücken. Auf Ersuchen des
Festkomitees hatte es Herr Israel Lammfromm übernommen, die Festrede zu
halten, und er entledigte sich dieser Aufgabe in vorzüglichster Weise.
Redner führte aus, dass, als Herr Ullmann vor 25 Jahren an die Spitze der
hiesigen Gemeinde berufen wurde, dieselbe in zwei feindlichen Lagern
geteilt war. Dem Jubilar ist es zu danken, dass die Gegensätze
vollständig ausgeglichen, und dass die Geschäftsordnung der hiesigen
Gemeinde der Neuzeit angepasst wurde. Trotz vielfacher und segenbringender
Neugestaltungen hat der Jubilar die traditionellen Institutionen des
Judentums hochgehalten. Darum betrachte die ganze Gemeinde den heutigen
Tag als einen Festtag und aller Wunsch sei nur, dass es Herrn Ullmann
vergönnt sein möge, noch viele Jahre seines Ehrenamtes zu walten.
Anschließend hieran überreichte der zweite Vorstand, Herr Bernhard
Kreisle, mit einer herzlichen Ansprache einen von den Gemeindemitgliedern
gewidmeten silbernen Pokal. Namens der Wohltätigkeitsstiftung, deren
Vorstand Herr Ullmann ebenfalls ist, sprach Herr Moritz Hummel den Dank
Aller mit jener Institution in Berührung stehender Personen und deren
Gratulation aus. – Als Vertreter der christlichen gemeinde überbrachte
der Hochwürdige Herr Pfarrer Helmschrott in herzlichster Weise deren
Gratulation und Glückwünsche. Dasselbe tat im Namen der Freiwilligen
Feuerwehr Buttenwiesen deren Kommandant Herr Bühlmeier. Auf die in
hiesiger Gemeinde bestehende erfreuliche und segenbringende Einigkeit
brachte Herr Isaak Reiter ein ‚Hoch’ aus. Als Vertreter der Jugend
Buttenwiesens sprach Herr Ignaz Lamm; sein ‚Hoch’ galt den Mitgliedern
der politischen und Kultusverwaltung, welche der Jugend als leuchtende
Beispiele getreulicher Pflichterfüllung und hingebender Liebe zur Heimat
vorangehen.
Die aus allen Gauen Deutschlands eingetroffenen Telegramme und eine von in
Frankfurt am Main weilenden Ortskindern gewidmete Adresse wurden von Herrn
Israel Lammfromm zur Verlesung gebracht. Tief gerührt dankte Herr Ullmann
für die ihm erwiesenen Ehrungen, und in demselben Sinne sprach der Sohn
des Jubilars, Herr Joseph Ullmann aus München.
Nach Schluss des offiziellen Teiles trat der Humor in seine Rechte.
Zahlreiche Vorträge setzten die Lachmuskeln in Bewegung. Besonders zu
erwähnen sind die vortrefflichen eigenen Dichtungen von Frl. Fanni
Sänger, welche großes Talent bekunden. Frl. Hedwig Reiter und Herr Ignaz
Lamm brachten eine Serie oberbayerischer Dialektdichtungen und die Herren
Gustav Einstein und Adolf Leiter eine Anzahl zündender Kouplets. Das Fest
dauerte bis zum frühen Morgen und wird allen Buttenwiesern, sowie den
zahlreichen Fremden eine liebe Erinnerung bleiben. J.L." |
Zum Tod von Carl Sänger (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1923: "Buttenwiesen,
26. April (1923). Carl Sänger, der letzte hiesige männliche Träger der
Familie Sänger, die seit nahezu 150 Jahren durch ihre hervorragenden
Mitglieder die Führer und Leiter unserer Gemeinde stellte und am meisten
dazu beitrug, ihr den berechtigten ruf einer wahrhaften Mutter in Israel
zu verleihen, ist in die Ewigkeit eingezogen. Carl Sänger erreicht das
gesegnete Alter von 82 Jahren. Als Sohn von Rabbi Jossef – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – 1841 geboren, weihte er sich dem
Kaufmannsstand und reichte in jungen Jahren seiner Kusine, der Tochter
unsere unvergesslichen Rabbiners Jomtow Sänger – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – die Hand zum Ehebunde. Nach wenigen Jahren
riss ihm der unerbittliche Tod die ebenbürtige Gattin von der Seite. In
zweiter Ehe gab er in einer Schwester des vor kurzem in Frankfurt am Main
verstorbenen Geheimrat Dr. Elieser Rosenbaum – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – seinen kleinen verwaisten Kindern eine
neue Mutter. Trotz vieler harter Schicksalsschläge blieb er stets der
treue, aufrechte Jehudi, der in seinem großen Gottvertrauen
Trost und Stütze fand. Von einer beispiellosen Friedensliebe und
Hilfsbereitschaft beseelt, war er bei Groß und Klein – Jude und
Nichtjude – gleich beliebt und geschätzt. Von seinem seligen Vater
besaß er wunderbare Kenntnisse einer Heilmethode, speziell für Schnitt-
und Brandwunden und Hautkrankheiten, die ihn befähigten, in Fällen, wo
alle ärztliche Kunst zu versagen drohte, rettend einzugreifen.
Ungezählte verdanken ihm so ihr Leben. Nie nahm er Entgelt dafür, alles
tat er in selbstloser Weise zur Ehre Gottes. Kein Wunder, dass sich
seine Beerdigung zu einer wahren Heiligung Gottes gestaltete. Neben der
ganzen Gemeinde und zahlreich selbst aus weitester Ferne herbeigeeilten
Verwandten gaben ihm viele Hunderte Nichtjuden aus der ganzen Umgegend das
letzte Geleite. Auch der politischen Gemeinde diente er jahrzehntelang als
Mitglied der Verwaltung. Im Namen der Familie, der jüdischen und
politischen Gemeinde dankte Herr Lehrer Sonn dem Heimgegangenen in warmen
Worten für das von ihm Geleistete, ihm besonders für seine 40jährige
Tätigkeit als Vorbeter an Jom Kippur. Nicht so rasch werden
seine alten, zu Herzen gehenden Melodien verhallen. In der Reihe
der Ehrengräber, an der Seite des von ihm so hoch verehrten, ihm vor
wenigen Jahren im Tode vorausgegangenen Schwagers Rabbi Jakob Sänger –
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – fand er seine letzte
Ruhestätte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Samuel Hummel und Martha Reiter geb. Hummel (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März
1927: "Buttenwiesen. In tiefste Trauer wurden diese und
vergangene Woche die Familien Hummel und Reiter versetzt, durch zwei
aufeinanderfolgende tragische Todesfälle. Innerhalb sieben Tagen raffte
die Grippe Vater und Tochter dahin. Samuel Hummel war ein echtes treues
Gemeindemitglied, das in der Gemeindeverwaltung viele Jahre mitgewirkt und
sich bei der Gesamtbevölkerung großer Beliebtheit erfreute. - Nicht
minder bedauert aber wird Frau Martha Reiter, eine wegen ihrer
Menschenliebe und Wohltätigkeit hier bekannte Frau. An der Bahre sprach
Herr Rabbiner Dr. Grünfeld (Augsburg) Worte des Schmerzes und der Trauer
und nach ihm Herr Hauptlehrer Sonn (Buttenwiesen) ergreifende Worte der
Teilnahme und des Trostes." |
Zur Silbernen Hochzeit von Leo Reiter (langjähriger
Gemeinderat und -Kassier) und seiner Frau (1930)
sowie über zwei Vortragsabende in der Gemeinde
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1930: "Buttenwiesen, den 17. Februar 1930. Am Samstag, dem 15.
dieses Monats, feierte der 1. Vorstand der hiesigen israelitischen
Gemeinde, Herr Leo Reiter mit Frau, das silberne Hochzeitsfest. Der
Jubilar wurde sowohl von der jüdischen als auch von der politischen
Gemeinde, in der er seit vielen Jahren als Gemeinderat und -Kassier wirkt,
sehr geehrt.
Freudig begrüßt wurden in den letzten Wochen die vom Herrn Hauptlehrer
Sonn veranstalteten Vortragsabende, an welchen derselbe zur
Anregung eines jüdisch-geistigen Lebens über zwei interessante
literarisch-wissenschaftliche Themen sprach.
Das erste Thema lautete: 'Erziehungsgrundsätze in Bibel und Talmud.' Das
zweite Thema behandelte die 'Jüdischen Reisenden im Mittelalter'.
Beide Vorträge waren fast von der Gesamtgemeinde besucht und fanden
allgemeinen Beifall, sodass der Wunsch geäußert wurde, die belehrenden
Abend möchten auch weiterhin Fortsetzung finden. Der 1. Kultusvorstand,
Herr Leo Reiter, sprach dem Redner Dank und Anerkennung
aus." |
Zum Tod von Israel Lammfromm (1930) - 48 Jahre
Mitglied bei der Feuerwehr - und Verfasser der Ortschronik
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember
1930: "Buttenwiesen, 20. November (1930). Unsere
altehrwürdige Gemeinde ist in tiefe Trauer versetzt durch das Ableben des
Israel Lammfromm, der am 20. November 1930 im Alter von 68 Jahren zur
ewigen Ruhe bestattet wurde. Der Verstorbene entstammte einer der
ältesten hiesigen frommen Familien und war wegen einer aufrichtigen
Frömmigkeit, Güte und Menschenfreundlichkeit bei allen Schichten der
Bevölkerung verehrt und beliebt. Er hat sich wohl um die jüdische
Gemeinde, deren Verwaltung er viele Jahrzehnte angehörte, als auch um die
Interessen unserer Marktgemeinde außergewöhnliche Verdienste erworben,
die ihm ein ehrendes Andenken für alle Zeiten sichern. Der Verstorbene
besaß eine ungewöhnliche Kunstfertigkeit, die er neben vielen anderen
Zwecken alljährlich dazu verwandte, unsere Synagoge am Wochenfeste derart
auszuschmücken, dass das Gotteshaus jedes Mal als Sehenswürdigkeit für
die jüdische Gemeinde wie auch für die Angehörigen der anderen
Konfession galt.
In 48-jähriger Zugehörigkeit zur Feuerwehr machte er sich um das
bayerische Feuerlöschwesen ungemein verdient. Seine große Heimatliebe
bekundete der Verblichene auch durch die Herausgabe seiner 'Chronik von
Buttenwiesen', die die Geschichte unserer Heimat von der Gründung des
Dorfes bis zur Gegenwart anschaulich darstellt.
Die Beerdigung gestaltete sich zu einer würdigen Trauerfeier, an der die
gesamte hiesige Bevölkerung und zahlreiche Freunde aus der näheren und
weiteren Umgebung teilnahmen. Herr Hauptlehrer Sonn hielt die
Gedächtnisrede. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Dezember 1930: "Buttenwiesen (Schwaben). Ein schwerer
Verlust hat unsere kleine Gemeinde betroffen. Herr Israel Lammfromm
- das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - erlag am 18.
November, 67 Jahre alt, einer heimtückischen Krankheit. Der Verstorbene
hat sich in hingebungsvoller Treue dem traditionellen Dienst für die
Gemeinde gewidmet und sich dadurch den unauslöschlichen Dank erworben.
Die Beisetzung des Dahingeschiedenen ging unter der Anteilnahme der
gesamten Bevölkerung vonstatten. Die freiwillige Feuerwehr war in
stattlicher Anzahl aufmarschiert, um ihr verdientes Mitglied zu ehren.
Herr Hauptlehrer Sonn schilderte mit tief empfundenen Worten dem
Verstorbenen als liebevollen Gatten und Vater, treuen Glaubensgenossen,
aufrichtigen Deutschen und Juden." |
70. Geburtstag des aus Buttenwiesen nach Öhringen verzogenen Jakob Einstein (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Öhringen,
2. Juli (1931). Am 10. Juli feiert unser Gemeindemitglied, Herr Jakob
Einstein, seinen 70. Geburtstag. Aus der altjüdischen Gemeinde Buttenwiesen
stammend, verpflanzte er die fromme Tradition des Elternhauses auch in
seinen neuen Wohnsitz, wo er die Belange des gesetzestreuen Judentums zu fördern
bestrebt ist. Seit Jahrzehnten lässt er an den ehrfurchtgebietenden
Tagen mit lieblicher Stimme die schönen Melodien seiner Altvordern
erschallen mit echter Freude am Gottesgebot errichtet und schmückt er
alljährlich seine Sukkoh (Laubhütte)
– die einzige im Städtchen. Als Förderer des württembergischen
Landesverbandes für die Interessen des gesetzestreuen Judentums und als
treues Mitglied der Agudas Jisroel sucht er auch für die weiteren Ziele
der Orthodoxie zu wirken. Möge Herr Einstein ein gesunder und heiterer
Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Cilly Lammfromm (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni
1934: "Buttenwiesen, 28. Mai (1934). Im Tag vor dem 1.
Siwan trugen wir Frau Cilly Lammfromm zu Grabe. Als Abkömmling eines
alten hiesigen Rabbinergeschlechtes, hat sie alle Traditionen dieses
Hauses in sich harmonisch vereint. Jahrzehntelang war sie führend
im hiesigen Frauen-Verein. Hervortretend in ihrem Charakter waren
Bescheidenheit, Wohltätigkeitesssinn, innere Religiosität. Lehrer
Lewkowitz entwarf auf unserem alten Friedhof ein wahrheitsgetreues
Lebensbild der Heimgegangenen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Die
in Buttenwiesen gegründete Verlagsbuchhandlung Lamm verlegt ihren Betrieb von
Berlin nach Amsterdam (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1934:
"(Verlagsbuchhandlung Louis Lamm in Amsterdam). Der bekannte
Verleger und Buchhändler Louis Lamm, dessen Unternehmen seit 1903
besteht, hat seinen Betrieb von der Reichshauptstadt nach Amsterdam
verlegt und vor einigen Tagen dort in besonders großzügig ausgestatteten
Räumen seine Tätigkeit wieder aufgenommen.
Louis Lamm, dessen Vater Max Lamm in Buttenwiesen vor mehr als
einem halben Jahrhundert den bekannten und in aller Welt verbreiteten
Lamm-Heller'schen Wochenkalender geschaffen hat, ist dem Leserkreis des
'Israelit' gut bekannt, oft schon hat er Buchbesprechungen für unser
Blatt geliefert und erst vor wenigen Jahren veröffentlichte er in diesen
Spalten interessante Schilderungen einer Afrikareise. Aber auch als
Buchhändler mag er den meisten unserer Leser wohl bekannt sein: denn wer
in den letzten Jahrzehnten auf irgendeinem Spezialgebiet von Judaica und
Hebraica einen Wunsch gehabt hat, konnte überzeugt sein, dass er bei
Louis Lamm, der über ein erstaunliches buchhändlerisches, historisches
und - last not least - jüdisches Wissen verfügt, Rat und Hilfe
findet.
Mit all den Größen jüdischen Geisteslebens, von denen hier nur der
Altmeister jüdischer Bibliographie Steinhardt erwähnt sei, verband oder
verbindet Louis Lamm persönliche Bekanntschaft. Der kurze Hinweis auf den
Autor und Verleger Louis Lamm muss durch den auf den Antiquar und
Bibliophilen ergänzt werden. In seiner jahrzehntelangen Tätigkeit hat
sich der Verleger ganz besondere Kenntnisse des jüdischen Buchwesens
aller Zeiten und Länder erworben und manch köstlichen Schatz hat er auf
seinen Reisen - besonders auch in Italien - der Vergessenheit entrissen.
Viele wertvolle Bibliotheken von Gelehrten, Rabbinern und nichtjüdischen
Theologen hat Louis Lamm als Einheit erworben und dadurch verhütet, dass
mühsam gesammeltes wertvolles Gut wieder in alle Winde zerstreut
werde." |
Zum Tod von
Isaak Schloss (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: "Buttenwiesen,
21. Dezember (1934). Im 71. Lebensjahre verstarb völlig unerwartet Isak
Schloß. 15 Jahre war er Mitglied der Kultusverwaltung, 9 Jahre
leitete er als Vorstand die Geschickte der Gemeinde (1909-1918).
Jahrzehntelang war er Kassier des Chewroh Gelimus Chesed
(Wohltätigkeitsvereins) und Dowor tauv. Auch ist er Mitbegründer des
hiesigen Veteranenvereins. Herr Lehrer Lewkowitz rühmte am Grabe
sein mutiges Eintreten für die Belange der toratreuen Judentums, sein
Gottvertrauen und tiefe Religiosität nach. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Januar 1935: "Buttenwiesen (Schwaben). Am 19. Dezember 1934
verstarb hier unser allbeliebtes und hochgeschätztes Gemeindemitglied
Herr Isaak Schloß. Der Verstorbene, welcher ein Alter von 71 Jahren
erreichte, hat sich um die hiesige Kultusgemeinde sehr große Verdienste
erworben. 15 Jahre war er Mitglied der Gemeindeverwaltung, fast ein
Jahrzehnt betreute er die Gemeinde als KUltusvorstand, über 40 Jahre
gehörte er der Leitung der Chewrah Dovor Tof an. Die Kultusgemeinde
Buttenwiesen hat dem durch treffliche Charaktereigenschaften
ausgezeichneten Manne ein Ehrengrab eingeräumt; bei der Beerdigungsfeier
gab Herr Lehrer Lewkowitz ein eindrucksvolles Bild von dem Leben dieses
echten und rechten Juden." |
60.
Geburtstag des Gemeindevorstehers Leo Reiter (1935)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1935: "Buttenwiesen. Am 8. März (1935) beging Herr Leo
Reiter, seit fast zwei Jahrzehnten Vorstand unserer Gemeinde, den 60.
Geburtstag. Die herzlichsten Glückwünsche, welchen dem Jubilar von
vielen Seiten, insbesondere auch vom Verband Bayerischer Israelitischer
Gemeinden zugingen, rühmten in durchaus berechtigter Weise die großen
Verdienste, welche sich Reiter im Laufe der Jahre um unsere Gemeinde
erworben hat. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert trägt er selbst in
Erfüllung bester alter Tradition zur Verherrlichung des Gottesdienstes
als Vorbeter bei; als Gemeindeführer ist es seinem Geschick und seiner
Tatkraft gelungen, auch in der Schwere der Zeit den oft anerkannten guten
Geist unserer Gemeinde aufrecht zu erhalten und mit ihm ein wohltätiges
Gemeindeleben zu erfüllen." |
Anzeigen jüdischer
Personen / Gewerbebetriebe
Isaak Hummel bietet Etrogim und
Lulawim an (1861)
Anzeige
in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. April
1861: |
Carl Sänger bietet koschere Fettgänse und Gänsefett an (1878 / 1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober
1878: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November
1890: |
Der Sofer (Torarollenschreiber) Jacob Sänger verkauft
eine Torarolle mit Zubehör (1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April
1879: |
Anzeige
der Weingroßhandlung R. Sänger Söhne (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April
1891:
"Zu Pessach
empfehlen wir unser reichhaltiges Lager in Koscherem
(Wein):
Rheinweine à Mark 1.20 - 3.50 Frankenweine à Mark 1.- -
1.50
Moselweine à Mark 1.10 - 1.80 Ungarrotweine à Mark 1.50 -
2.-
Tokayer à Mark 2.- - 3.50 per Flasche oder Liter.
Zwetschgenbranntwein Mark 3.50 - 5.- per Flasche
Ia Olivenöl bei Abnahme von 25 Pfd. Mark 1.25 per Pfund, bei
weniger Mark 1.40 per Pfund. Kiste und Flaschen werden zum
Selbstkostenpreis berechnet und sehen geehrten Aufträgen entgegen.
Wiederverkäufern Rabatt. -
Die Kaschrut betreffend: Seiner Ehrwürden des Herrn Rabbiner Dr.
H. Sänger in Bingen am Rhein steht zu Diensten.
R. Sänger Söhne, Weingroßhandlung, Buttenwiesen, Bayern
(Schwaben). |
|
Geschäftskarte der
Firma R. Sänger & Söhne (1898)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
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Die Karte wurde am
27. Februar 1898 geschrieben, abgestempelt am 1. März 1898
in Buttenwiesen und nach Ebersbach in Sachsen geschickt. |
Anzeige
und Briefumschlag der
Viehhandlung und
Metzgerei Eduard Einstein (1892/1905)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1892:
"Suche per sofort einen tüchtigen Metzgerburschen, derselbe soll
auch vom Viehhandel etwas Kenntnis haben.
Eduard Einstein, Buttenwiesen bei Donauwörth." |
|
Der Brief der Viehhandlung und Metzgerei Eduard Einstein in Buttenwiesen
wurde am 11. Oktober 1905 nach
Donauwörth geschickt
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries). |
Anzeigen der Firma Max Lamm (1878
- 1907)
Zur Person: Max Lamm ist am 1. April 1842 in Wittelshofen geboren
und am 13. Januar 1917 in Buttenwiesen gestorben. Er war verheiratet mit Hanna
geb. Altmayer, die am 24. Januar 1836 in Ederheim geboren und am 24. Oktober
1906 in Buttenwiesen gestorben ist.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar
1878: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober
1879: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober
1900: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März
1901: |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. November 1903: "Aus Süddeutschland. Kürzlich wurde
an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das moderne Kunstgewerbe auch
manche Novität in jüdischen Kultusgegenständen hervorgebracht hat. Das
ist ein recht erfreuliches Zeichen und sicherlich wieder ein Beweis für
den Optimismus, den wir uns bewahrt haben. Mir kam dieser Tage eine
Preisliste der altbewährten, den Lesern Ihres Blattes gewiss nicht
unbekannten Firma Max Lamm, Buttenwiesen (in Schwaben) zur Hand.
Die darin verzeichneten Artikel - als Toraschmuck, Kidduschgeräte,
Sederschüsseln, Chanukkaleuchter etc. etc. - sind größtenteils
formvollendete Kunstgegenstände, bei denen sich die Eigenschaften
'praktisch und schön' paaren. Besonders originell sind die
Chanukkaleuchter, bei welchen die moderne Technik der Musikspieldosen in
Anwendung kam. Mittelst dieser Einrichtung kann man sich die anheimelnde,
stimmungsvolle und alttraditionelle Melodie des 'Moaus zur Jeschuosi'
spielen lassen, und sich dieserhalb die Chanukka-Abende verschönern. -
Für Liebhaber von Gegenständen, die einen spezifisch jüdischen
Charakter tragen, bietet das Verzeichnis auch sonst noch manches
Interessante." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. November 1903:
"Neuheit! Neuheit!
Chanukka-Leuchter, genau wie Zeichnung, mit Musikwerk, die Melodie von 'Moaus
zur' spielend.
Geschmackvolle Ausführung, ff. vernickelt. Preis pro Stück Mk. 16.- ab
hier. Illustrierte Preisliste über israelitische Kultusgegenstände auf
Verlangen gratis und franco.
Max Lamm. Buttenwiesen, Bayern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November
1907: |
|
Dazu:
Briefumschlag von Max Lamm (1898)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries) |
Der
Brief von Max Lamm, von dem nur der Umschlag erhalten ist, wurde
am 22. März 1898 verschickt an M. Lipschütz in Paris. Die Schwiegermutter von Max Lamm
(seine Frau war Hanna geb. Altmeier) war Siel Altmeier geb. Lipschütz.
Es könnte sich bei dem Brief also um eine familiäre Korrespondenz gehandelt haben. |
Verlobungsanzeige
von Julia Pinczower und Louis Lamm (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai
1904:
"Julia Pinczower - Louis Lamm.
Verlobte. Lag BaOmer 1904. (= 3. Mai 1904)
Breslau, Sonnenstr. 12 a - Berlin (Buttenwiesen) Neue
Friedrichstr. 61,63." |
Heiratsanzeige
von Willi Lion und Tilde Lion geb. Hummel (1936)
Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
1. September 1936:
"Statt Karten. Willi Lion - Tilde
Lion geb. Hummel. Vermählte.
Augsburg, Halderstraße 6 - Buttenwiesen. Trauung: 3. September 1936 1/2 1 Uhr. Hochzeit: Gaststätte
Polack, Augsburg." |
Verlobungsanzeige
von Klara Gutmann und Albert Leiter (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1937: "Gott
sei gepriesen.
Klara Gutmann - Albert Leiter. Verlobte.
Ichenhausen - Schwaben. Buttenwiesen
- Schwaben.
Schabbat Nachamu 5697 (= 24. Juli 1937)". |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Brief
an Hirsch Lammfromm
in Buttenwiesen (1863) |
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Der Brief (Inhalt
Rechnung) wurde aus Gunzenhausen am 6. Oktober 1863
an Hirsch Lammfromm in Buttenwiesen geschickt |
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Brief
an Hirsch Lammfromm
in Buttenwiesen
(versandt zwischen 1867 und 1875) |
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Der Brief an
Hirsch Lammfromm wurde am 1. September 18.. in Donauwörth aufgegeben. |
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Karte
an die Firma Leiter & Neuburger
in Augsburg aus Buttenwiesen (1881) |
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Bei der Postkarte aus Buttenwiesen vom 21.
Mai 1881 handelt es sich um eine Bestellung der Wally Kratzer aus
Buttenwiesen (nichtjüdisch) an die Herren Leiter & Neuburger in
Augsburg über drei schwarze Strohhüte sowie 3 m Schottisches Band und 6
m schwarze Cordel.
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Postkarte
von Isaak Reiter aus
Buttenwiesen nach Nürnberg (1887) |
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Die Karte wurde am
21. Oktober 1887 an die Hopfenhandlung von Mich. A. Erlanger
in Nürnberg geschickt. Es werden von Isaak Reiter neun Hopfensäcke
bestellt. |
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Postkarte
an Salomon Sänger
in Buttenwiesen (1899) |
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Die Postkarte an Salomon Sänger in
Buttenwiesen wurde am 6. März 1899 versandt aus Neuburg von seinem Sohn Jacob.
Text der Rückseite: "Meine geliebten Eltern und liebe Familie. Nochmals meinen besten Dank für alles. Theile Euch mit, daß ich gut hier ankam,
meine Koffer im Bahnhof aufheben ließ und im Hereinweg gleich die Geschäfte aufsuchte,
und zwar mit Erfolg, bis jetzt 6 Uhr als ich wegen Dunkelheit aufhören mußte. Habe 4 sehr
schöne Kunden, welche ich höre ...sind, und hoffe hier morgen auch noch Geschäfte
zu machen. Es wird zwar hart gehen weil Viehmarkt ist. Nun wünsche Euch meine liebe Eltern
noch recht gute Besserung, und hoffe Euch in ca. 4 Wochen wohl und munter zu treffen.
Nehmt für heute die herzlichsten Grüße von Eurem Euch liebenden Jacob.
Grüße besonders Lina und Friedrich. Jacob."
Der Empfänger Salomon Sänger, Krämer in Buttenwiesen, war verheiratet mit
Peppi geb. Einstein. Die beiden hatten zwei Söhne: Abraham Sänger und
Jacob Sänger.
Jacob Sänger (geb. 27. April 1857 in Buttenwiesen) war seit dem 16. Juni 1892 in Hamburg
verheiratet mit Röschen geb. Friedburg (geb. 14. Mai 1871 als Tochter von
Gottschalk Adolph Friedburg und Johanne geb. Rosenbaum). Nach der Heirat lebte das Ehepaar in Buttenwiesen und zog 1898 nach Hamburg. Das Paar hatte
fünf Kinder: Willy und Edith (Zwillinge, geb.
25./26. Mai 1893), Paula (geb. 28. Juni 1894), Bertha (geb.
13. März 1896), Irma (geb. 26. Juni 1900). Jacob Sänger starb 1916 in Hamburg.
Seine Frau Röschen verließ am 15. Oktober 1941 Hamburg, um über Berlin, Barcelona,
Kuba, Kolumbien letztendlich bei ihrer Tochter Bertha Gumpel in Ecuador zu bleiben.
Ihr geplantes Ziel Kalifornien, wo ihre Tochter Irma mit Mann Julius Freundlich lebte, erreichte
sie erst 1945.
Willy Sänger und seine Frau Flora geb. Löwenberg wurden am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Beide wurden im Oktober/November 1944 in Auschwitz ermordet.
Edith Sänger gehörte ebenfalls dem Transport am 15. Juli 1945 nach Theresienstadt an. Sie überlebte Theresienstadt und lebte später in Kalifornien.
Paula Sänger verh. Löbenstein gelang 1941 die Emigration nach Argentinien. Zu ihrem großen Unglück galt die Einreisegenehmigung nicht für ihre Tochter Inge,
die in Hamburg zurückbleiben musste. Am 8. November 1941 wurde Inge Sänger
verh. Rosenthal zusammen mit ihrem Mann nach Lodz deportiert.
Bertha Sänger verh. Gumpel emigrierte im Januar 1939 mit ihrem Mann
Bruno Gumpel und ihren Kindern nach Ecuador.
Irma Sänger verh. Freundlich (Mann Julius Freundlich) gelang ebenfalls die Emigration nach
Amerika (s.o., in Kalifornien).
Eine Halbschwester von Röschen Sänger, Rosa Friedburg heiratete bereits 1890 den aus Buttenwiesen stammenden
und in Hamburg lebenden Abraham Sänger, ein Bruder von Jacob Sänger.
Quellen: http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=2977
https://www.geni.com/people/Jacob-S%C3%A4nger/6000000038916377342 |
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Postkarte
von Isaak Reiter aus
Buttenwiesen nach Nürnberg (1906) |
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19 Jahre später
(vgl. obere Karte) bestehen noch dieselben Handelsbeziehungen;
dieses Mal (am 21. Dezember 1906) bestellt Isaak Reiter in Nürnberg 20
Hopfensäcke. |
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Briefumschlag der Pferde- und
Güterhandlung S. Luchs (um 1920) |
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Der Brief der Pferde- und
Güterhandlung S. Luchs wurde um 1920 an Rechtanwalt Julius Prochownik in
Donauwörth verschickt. Bei S.
Luchs handelt es sich entweder um Sigmund Luchs oder um Siegfried Luchs.
Sigmund Luchs (1868-1934) hatte 1893 in der Donauwörther Straße 24 in
Buttenwiesen ein stattliches Haus mit turmähnlichem Erker errichtet (vgl.
Jüdisches Buttenwiesen - Einladung zu einem Rundgang. Hrsg. vom Arbeitskreis
Jüdische Geschichte in Buttenwiesen). |
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Ansichtskarte
aus Buttenwiesen
von Rosalie ... (1921) |
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Die Ansichtskarte wurde im August 1921 an
Fräulein Flora Adler in Laudenbach
bei Karlstadt verschickt. Da in beiden Ortschaften (Buttenwiesen und
Laudenbach) jüdische Gemeinden bestanden, könnten Schreiberin und
Adressatin verwandt sein. Die Schreiberin Rosalie unterzeichnet nur mit
dem Vornamen. Auf der Karte ist auf dem unteren Bild die westliche Häuserzeile der Donauwörther
Strasse in Buttenwiesen abgebildet, von der es im Heft "Einladung zu einem Rundgang - Jüdisches Buttenwiesen"
S. 29 heißt: "Die westliche Gebäudezeile der Donauwörther Straße wird von ehemaligen jüdischen Wohnhäusern
gebildet, die in enger Bebauung ohne Hofraum nebeneinander stehen. Detailliertes
lässt sich allerdings auch dort nicht erschließen. |
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Postkarte
an Adolf Leiter
in Buttenweisen (1923) |
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Postkarte
aus Ichenhausen - verschickt nach
Buttenwiesen am 26. Juli 1923 (Porto
in der Inflationszeit 120 Mark):
Empfänger war Adolf Leiter, der damalige
2. Vorsitzender der
Repräsentanz der Jüdischen Gemeinde Buttenwiesen. |
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Postkarte
von Fanny Reiter in Buttenwiesen,
versandt nach München (1933) |
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Die Postkarte wurde versandt von Fanny Reiter aus Buttenwiesen nach München an die Firma
E. Vogel's Laboratium mit Poststempel Buttenwiesen vom 18. Oktober 1933.
Rückseitig datiert die Karte vom 17. Oktober 1933; sie ist unterschrieben von Fanny Reiter,
die den Erhalt von zugesandten Waren bestätigt: "P.P. Bestätige
hiedurch den Empfang der von mir bestellten Waren. Hochachtungsvoll i.V.
Fanny Reiter". Am 1. April 1942 wurden 37 der noch 40 in Buttenwiesen lebenden Juden ins "Jüdische Ghetto" Piaski deportiert und vermutlich im
Vernichtungslager Belzec ermordet. Am 29./30. Juli 1942 erfolgte dann noch die Deportation der letzten
drei in Buttenwiesen verbliebenen Juden nach Theresienstadt. Fanny Reiter und Elias Lammfromm
sind dort umgekommen. Als Todestag von Fanny Reiter wird der 19. Januar 1943 angegeben.
vgl. http://www.buttenwiesen.de/de/gemeinde-buttenwiesen/geschichte/juden-in-buttenwiesen/
http://www.jewishgen.org/yizkor/schwaben/sch161.html |
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Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Henry Offner (1816-1892, aus
Buttenwiesen)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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Grabstein für
"beloved Henry Offner
born in Buttenwiesen Bavaria
March the 4th 1816
died April the 4th 1892" |
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