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Darmstadt (Hessen)
Jüdische Geschichte / Synagoge der Hauptgemeinde (liberale Synagoge) bis 1938
(bitte besuchen Sie auch die Website www.liberale-synagoge-darmstadt.de
des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt e.V. - Verein für aktive
Erinnerungskultur)
Übersicht:
Hinweis: auf dieser Seite wird schwerpunktmäßig die Entwicklung der jüdischen
Hauptgemeinde (19./20. Jahrhundert liberale Gemeinde) dargestellt, zur
Geschichte der Israelitischen Religions-Gesellschaft siehe weitere
Seite.
Weitere Seiten zur jüdischen Geschichte in Darmstadt werden angezeigt in einer
Übersicht auf der Seite zur Gemeinde nach 1945.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In Darmstadt bestand eine jüdische Gemeinde vom 17. Jahrhundert bis zur
Zerstörung in der NS-Zeit, zeitweise waren es zwei Gemeinden (liberale
Gemeinde und orthodoxe Religionsgesellschaft). Nach 1945 ist eine im
Vergleich zur Vorkriegszeit kleine Gemeinde wieder entstanden.
Bereits im 16. Jahrhundert sind Juden in Darmstadt und Umgebung nachweisbar
(1529 erste Nennung in Darmstadt; um 1570 gibt es jüdische Familien in den
umliegenden Dörfern Arheiligen, Bessungen,
Eberstadt usw..
Im 17./18. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Familien / Einwohner wie folgt: 1623 sieben Familien, 1713 30 Familien, 1770
39 Familien, 1784 48 Familien. Unter den jüdischen Einwohnern waren seit
Mitte des 18. Jahrhunderts einige für den Hof tätig wie Wolf Koppel, der 1749
aus Trebur nach Darmstadt kam und - wenn auch
bis 1764 ohne Besoldung - zum Hofgoldsticker ernannt wurde.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1825/26 532 jüdische Einwohner (2,3 % von insgesamt 23.240 Einwohnern),
1861 641 (von 28.526), 1880 1.275 (3,1 % von insgesamt 41.199), 1890 1.438 (2,6
% von 55.883), 1900 1.689 (2,3 % von 72.381), 1910 1.998 (2,3 % von 87.089),
1925 1.646 (2,0 % von 89.465). Nach 1860 war ein starker Zuzug aus den
jüdischen Landgemeinden der Region erfolgt.
1809 nahmen alle jüdischen Familien bürgerliche Familiennamen an, doch
hatten einzelne Familien schon einige Zeit vorher Familiennamen (zwischen 1752
und 1772 werden genannt: Familien Trier, Callmann, Wolfskehl, Hachenburg,
Bessunger; nach 1800 Familien Bermann, Ettling, Fuld, Messel, Neustadt, Reichenbach,
Sander, Schlösser). Um 1820 wurden die Juden allgemein als Staatsbürger
anerkannt. Das Revolutionsjahr 1848 brachte die bürgerliche und politische
Gleichstellung der Juden.
An Einrichtungen bestanden Synagogen und Beträume (siehe unten zur liberalen
Synagoge; zur orthodoxen Synagoge siehe Seite
zur Israelitischen Religions-Gesellschaft), jüdische Schulen, ein Friedhof
sowie andere in einer größeren jüdischen Gemeinde üblichen Einrichtungen.
Seit 1770 war Darmstadt Rabbinatssitz; zu den Rabbinern in der Stadt siehe weitere
Seite.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde 34
Kriegsteilnehmer: Otto Julius Bodenheimer, Richard Bodenheimer, Sally
Bodenheimer, Julius Dornbusch, Heinrich Flörsheimer, Julius Ganz, Artur
Gutenberg, Ludwig Haas, Ernst Hanau, Leo Heyum, Ludwig Kaufmann, Oskar Krause,
Ernst Landsberg, Albert Lehmann, Adolf Liebmann, Rudolf Liebmann, Arnold Mainer,
Robert Nathan, Siegmund Regensburger, Max Rosengart, Alfred Rothschild, Eugen
Rothschild, Simon Schloß, Paul Friedrich Selver, Jonas Silber, Albert Simon,
Henry Spanier, Willy Stern, Leo Streng, Zenno Vogel, Leopold Haas, Gustav
Hanauer, Ernst Meyer, Ernst Rosenthal.
Um 1924/25 bildeten den Gemeindevorstand: Justizrat Dr. Bender,
Leopold Hachenburger, Karl Benjamin, Jakob Dernburg, Kommerzienrat Ludwig
Joseph, Theodor Meyer, Sigmund Salomon und Hermann Simon. Es gab verschiedene
Kommissionen für die Vorstandsarbeit: für Gottesdienst (zuständig Sigmund
Salomon), für die Religionsschule (Justizrat Dr. Bender), für
Friedhofsangelegenheiten (P. Salomon), die Armenkasse (P. Salomon), für
Schächtangelegenheiten (Jakob Dernburg), für das Finanzwesen (Justizrat Dr.
Bender), für das Bauwesen (Jakob Dernburg), für die
Landjudenschaftsangelegenheiten (Justizrat Dr. Bender).
Für die Gemeinde tätig waren um 1924/25 Rabbiner Dr. Bruno Italiener, Kantor
und Schochet Elias Hauser, Gemeindesekretär Ludwig Stimpf, Gemeinderechner
Julius Muth, Gemeindeschwester Grete Neuberg. Die Religionsschule der
Gemeinde (unter Leitung von Rabbiner Dr. Italiener; Lehrer Freitag und Elias
Hauser) wurde von 82 Kindern der Gemeinde besucht (1932 von 139 Kindern).
Die wichtigsten Vereine/Vereinigungen waren in den 1920er-Jahren und bis
nach 1933: zunächst die Zentralstelle der vereinigten israelitischen
Wohltätigkeitsanstalten; in ihr waren 1932 im Blick auf die allgemeine
Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen: die Israelitische Religionsgemeinde, die
Israelitische Religionsgesellschaft, die Israelitische Nothilfe (1932
unter Leitung von Frau Lehmann; Zweck und Arbeitsgebiet: Versorgung des
verarmten Mittelstandes mit Heizmaterial und Lebensmitteln), der Verein Samech
Nauflim, die Starkenburg-Loge (1924 unter Leitung von Karl Lehmann),
die Kohlenkasse, die Hilfsverein, der Verein zur Bekämpfung des Wanderbettels
(1924 unter Leitung von Theodor Mayer mit 200 Mitgliedern). Vorsteher der
Zentralstelle war 1924: Max Simon Meyer.
Neben den schon genannten Vereinen waren im Gemeindeleben aktiv: der Wohltätigkeits-
und Bestattungsverein Chewra Kadischa (1924 unter Leitung von Dr. Ludwig
Meyer mit 50 Mitgliedern) beziehungsweise der Verein Chewra Gemilus Chessed
in Darmstadt (gegründet 1922; 1932 unter Leitung von Siegfried Stern mit 54
Mitgliedern; Zwecke und Arbeitsgebiet: Krankenpflege, Bestattungswesen), der
jüdische Frauenbund (1932 unter Leitung von Frau Brill mit 250 Mitgliedern),
der Minjanverein (1924 unter Leitung von Sigmund Salomon mit 45
Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Siegfried Stern), der Reichsbund
jüdischer Frontsoldaten (unter Vorsitz von Emil Blum).
Bis um 1933 gehörten jüdischen Personen zahlreiche Geschäfte und
Gewerbebetriebe in der Stadt. Von den größeren Betrieben sind unter
anderem zu nennen: das Kaufhaus Rothschild (Inhaber Sigmund Rothschild), die
Möbelfabrik und das Möbelgeschäft Trier (Inhaber Louis und Eugen Trier). Bei
den akademischen Berufen waren Juden als Ärzte und Anwälte verhältnismäßig
starb vertreten: 5 % der Ärzteschaft Darmstadts waren Juden (u.a. HNO-Facharzt
Dr. Siegfried Oppenheimer, Dr. Ludwig Isaak). Viele der jüdischen Bürger
Darmstadts waren im Kaufmannsberuf tätig, teils selbständig, teils als
Angestellte. Es gab eine Druckerei Simon in der Grafenstraße, eine Metzgerei
Hausmann (koscher) sowie andere Metzgereien. In der Bleichstraße gab es die
Bäckerei Freudenberger und gegenüber der orthodoxen Synagoge das koschere Restaurant
"Hotel Stadt Frankfurt" (Bleichstraße 22, Inhaber F. Dreyfus). Die
meisten alteingesessenen jüdischen Familien in Darmstadt nahmen sowohl am
jüdischen Gemeindeleben wie am öffentlichen Leben regen Anteil.
Von den jüdische Persönlichkeiten aus Darmstadt werden zumindest einige auf
der Seite mit Texten zu jüdischen Personen
Darmstadts genannt.
1933 wurden 1.427 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (1,5 % von insgesamt
93.222 Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, sodass bis zum 31.
Dezember 1937 die Zahl der jüdischen Einwohner auf 666 zurückging. Im April
1939 wurden 258 erwachsene Gemeindeglieder gezählt. 1942/43 wurden fast alle
noch in der Stadt (und Umgebung) lebenden jüdischen Personen deportiert. Die
Hauptdeportationen waren im März 1942, im September 1942 und Februar 1943 in
das Ghetto Theresienstadt.
Von den in Darmstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): siehe im Gedenkbuch
des Bundesarchives bei Eingabe des Ortsnamens von "Darmstadt" unter
Geburtsort und/oder Wohnort.
Zur Geschichte der Synagoge
1695 gab Landgraf Ernst Ludwig den Darmstädter Juden die Erlaubnis, einen Betraum
einzurichten und Gottesdienste abzuhalten. Dieser Betraum befand sich bis 1705
bei Hirtz, bis 1714 bei dem Hofjuden Benedikt Löw. 1735 erwarb die
jüdische Gemeinde das Haus Kleine Ochsengasse 14 und baute es zu einer Synagoge
um; die Einweihung erfolgte im Jahr 1737. Die Synagoge wurde im Jahr 1842
umfassend saniert und erweitert. Über die Wiedereinweihung der Synagoge 1842
durch Rabbiner Dr. Benjamin Hirsch Auerbach liegt ein Bericht aus der
Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vor:
Die Einweihung der sanierten und erweiterten (alten)
Synagoge (1842)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts"
vom 2. Oktober 1842: "Man liest in einem öffentlichen Blatte
folgendes aus Darmstadt: 'Nachdem das Gotteshaus der hiesigen
israelitischen Gemeinde in seinem Innern und Äußern neu hergestellt und
auch nach einer Seite hin angemessen erweitert worden war, wurde die
Einweihung desselben heute Nachmittag solenn gefeiert. Es war eine
erhebende und bedeutungsvolle gottesdienstliche Feier, erhebend durch die
Art, in welcher sie stattfand, und bedeutungsvoll durch die Umstände,
welche sie veranlasst und herbeigeführt hatten. Der Rabbine Herr Dr.
Auerbach hielt eine eindringliche und wohldurchdachte Rede, in welcher
er das Judentum und seine Schicksale aus dem religiösen, historischen und
politischen Gesichtspunkt beleuchtete, indem er einerseits das Wesen der
israelitischen Religion, die auf Gott, Tugend und Unsterblichkeit
gegründet sei, entwickelte, andererseits aber auch die Wandlungen
schilderte, welche die israelitische Religion und ihre Bekenner, dem
Staate und den anderen Religionsbekenntnissen gegenüber, im Laufe der
letztverflossenen Jahrhunderte erfahren hatten. Als einen der schönsten
Triumphe der modernen christlichen Zivilisation hob er die Religionsfreiheit
hervor, die man auch den Israeliten gegönnt, und die bürgerlichen
Rechte, die man ihnen eingeräumt habe, obschon er, im Hinblick auf einen
engverbrüderten Nachbarstaat, nicht verkannte, dass in dieser Hinsicht
noch Manches zu hoffen und zu wünschen sei. Vor Allem aber hob er glänzend
hervor die ausgezeichneten Verdienste, welche der hochselige Großherzog
Ludwig I. und dessen Regierung sich um die religiöse und bürgerliche
Lage der Israeliten erworben haben, und wie der jetzt regierende
Großherzog fortfahre, sie nicht allein in dem Besitze der erworbenen
Rechte zu erhalten, sondern auch darin zu befestigen. Alles, was Dr.
Auerbach in seiner ausführlichen Rede sagte, war eines unterrichteten
und denkenden Bekenners der israelitischen Religion vollkommen würdig und
wir glauben nicht, dass weder der lange genug missverstandene große
Spinoza, noch Moses Mendelssohn, noch andere hervorragende Geister aus
Israel an seiner schönen von reinen Religionsbegriffen durchdrungenen
Rede etwas auszusetzen gefunden haben würden. Wir haben sie mit großem Interesse gehört, und müssen bekennen, uns sehr gut
erbaut zu haben. Wahrscheinlich hatte auch Herr Auerbach auf einen zahlreichen und gebildeten Kreis von Zuhörern gezählt, und diese Voraussetzung erwies sich als vollkommen
begründet. Der Großherzogliche Kreisrat der Residenz, Freiherr von
Stark, der Geheimrat Herr von Kuder, der Bürgermeister und Gemeinderat, der evangelische
Prälat Herr Dr. Köhler, der Herr Hofprediger Dr. Zimmermann,
mehrere andere Geistliche der Residenz, der Direktor der Rechnungskammer Herr Ludwig,
der Direktor des Administrativ- und Justizhofes Herr Goldmann und viele andere Personen wohnten der erhebenden gottesdienstlichen Feier bei, die bei festlicher Beleuchtung des
neu hergestellten Gotteshauses ihres Eindrucks auf die teilnehmenden umso
weniger verfehlte, als auch die mit recht ansprechender Musik begleiteten schönen Gesänge der Bestimmung des Tages vollkommen angemessen
waren'. |
Widersprechen auch diese Äußerungen des
Herrn
Rabbinen Auerbach den starr-rabbinischen Grundsätzen, welche er in seinem Lehrbuche
(s. Jahrg. I Nr. 2 dieses Blattes) niedergelegt hat, so können wir uns doch nur darüber freuen, dass sie beweisen, dass Herr
Auerbach wenigstens christlichen Beamten gegenüber, die in so großer Zahl bei der Feierlichkeit anwesend waren, das
Unzeitgemäße und Unvernünftige des starren Rabbinismus selbst fühlte, und wir haben nur den aufrichtigen Wunsch, dass er ferner in solch
erleuchtetem Geiste auch da reden und handeln möge, wo kein Auge christlicher Behörden ihn
beobachtet..."
Die weiteren Ausführungen des Artikels sind allgemeiner Art und nicht
auf Darmstadt bezogen.
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Hinweis: vergleiche über "Die zwei
Synagogen in der Altstadt" einen 2021 erstellten Beitrag von Kristof
Doffing:
https://leicht.ykom.de/cgi-bin/snews.pl?type=showentries&entrynumber=P1637583682p
(auch
eingestellt als pdf-Datei, Stand der pdf-Datei: 27.11.2021).
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Die alte Synagoge wurde ab 1863/64 nur noch von der liberalen Religionsgemeinde
als Bethaus verwendet, nachdem sich die orthodoxe Gruppe in eigenen
Räumlichkeiten zum Gottesdienst traf. Doch wurde schon damals die alte Synagoge
als nicht mehr zeitgemäß empfunden. Ein repräsentativer Neubau sollte
entstehen. So wurde nach einem Entwurf des Stadtbaumeisters Edmund Köhler in
dreijähriger Bauzeit von 1873 bis 1876 eine neue Liberale Synagoge errichtet.
Sie wurde am 23. Februar 1876 eingeweiht. Die neue Synagoge war ein
repräsentativer Sakralbau, geprägt von neuromanischen und neo-islamischen
Bauelementen. Charakteristisch waren die vier kuppelbekrönten Ecktürme. Die
Außenflächen waren mit roten Sandsteinen verkleidet. Als liberale Synagoge war
sie auch mit einer Orgel ausgestattet. Die Synagoge hatte 440 Plätze für
Männer, 396 für Frauen..
Einweihung der neuen (liberalen) Synagoge am 23. Februar
1876
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. März 1876: "Aus dem Großherzogtum Hessen, 1.
März (1876). Die Einweihungsfeier der neuen Synagoge in unserer
Landeshauptstadt Darmstadt, verdient in dem gegenwärtigen Momente aus
mehr als einem Grunde eine ganz besondere Beachtung. Die israelitische
Religionsgemeinde Darmstadts besaß bis daher ein sehr unscheinbares und
kleines Gotteshaus im ältesten Teile der Stadt, in einem dunklen Hofe.
Die Parteikämpfe, die sich von Mainz nach Darmstadt verpflanzten, ließen
befürchten, dass hier der Boden für zeitgemäße Umwandlung des
Gottesdienstes nie fruchtbar gemacht werden könnte. Die Provinz
Starkenburg, also die Umgebung dieser Stadt, gehört fast ganz der
finstersten Richtung an, welche von Dr. Auerbach, der hier so viele
Jahre als Rabbiner waltete und auf eine so drastische Weise aus diesem
Rabbinatssitze entfernt worden, gepflegt wurde, de mortius nil nisi
bene (über die Toten nichts als Gutes). Er starb - als
Rabbiner - in Halberstadt. Unseren Gemeinden hat er viel geschadet, nicht
allein dadurch, dass er den Fortschritt hemmte, sondern mehr noch, weil er
den Glauben an den sittlichen Gehalt unserer Religion schwächte und uns
in der öffentlichen Achtung schädigte. In seinem Geiste waltet jetzt der
Prediger einer separierten Religionsgesellschaft, die sich aus den aus der
Provinz Zugezogenen rekrutiert - ein Ableger der Mainzer.
Und doch! Die Einweihung der neuen Synagoge, welche am 23. Februar
stattfand, wird mächtig dazu beitragen, die finsteren Geister zu
verscheuchen. Dass die verhältnismäßig kleinen Gemeinde aus freier
Opfertätigkeit ein so herrliches Gotteshause im schönsten Teile der
Stadt sich erbaute, zeugt vom religiösen Sinne, von Hingebung und Liebe
zu angestammten Religion. Der Feier wohnten bei: der Erbprinz Ludwig von
Hessen mit seiner Gemahlin Alice (Tochter der Königin Victoria) und
mehrere Prinzen und Prinzessinnen des großherzoglichen Hauses mit ihrem
Gefolge, die Minister und Ministerialräte, die höchsten Beamten des
Landes, die Spitzen der Militärverwaltung, die Stadtverwaltung, die Kreis
und Provinzialbehörden, die protestantische Geistlichkeit (die
katholische hatte sich ausgeschlossen), und viele Freunde aus Nah und
Fern, selbstverständlich die |
Gemeindemitglieder
vollzählig. Trefflich ausgeführte Gesänge verherrlichten die Feier,
deren Höhepunkte die Rede des Rabbinen Dr. Landsberg war. Dr. L.
ist als Gelehrter und Meister der Rede bekannt; hier zeigte er aber auch
den richtigen Takt, indem er apologetisch den Gott, das Gebet, und die
humanen Ideen des Judentums verherrlichte. So hat diese Feier gewiss dazu
beigetragen, die Achtung und die Wertschätzung unserer Religion in den
Augen der Anwesenden, - ich möchte sagen: wiederherzustellen und zu
erhöhen.
Das Gotteshaus ist in einem würdigen erhabenen und doch einfachen Stile
durch Baurat Köhler ausgeführt und zeichnet sich aus vor den anderen
neuen Synagogen Süddeutschlands durch das Lichte und Helle, Freundliche
und Anmutende in seiner äußeren Erscheinung so wie in seiner inneren
Ausstattung. Prachtvolle Beleuchtung, herrliche Ornamente (das Parochet
und die übrigen Stickereien wurden von dem gekannten Buchhändler J.
Kaufmann in Frankfurt geliefert und sind wahre Meisterwerke). - Alles
erhöht den würdigen Eindruck des Ganzen.
Wenn sich nun die Gemeinde Darmstadts auch ferner recht rege an den
allgemeinen Angelegenheiten des Landes beteiligt, - da sie doch an der
Quelle sitzt und hierzu also am besten Gelegenheit hat, so kann diese
Einweihung für die Juden unseres Großherzogtums, - das ja den größten Prozentsatz
Juden in Deutschland hat (3,4 % der Gesamtbevölkerung) eine neue Ära in
unserem religiösen Leben begründen helfen. - Zur Zeit ist man im
Großherzogtum mit der Konstituierung eines Stipendienfonds für
israelitische Lehramtszöglinge tätig, wofür seinerzeit die 'Jüdische
Volkszeitung' den ersten Impuls gegeben und der jetzt kräftig durch ein
Komitee in Friedberg gefördert wird. Man darf hoffen, dass ein
israelitische Lehrer, welcher den israelitischen Seminaristen Unterricht
in den jüdischen Fächern erteilt, am Seminare angestellt wird. Es sind
bereits 1.600 Mark jährlich für mehrere Jahre gezeichnet, gewiss ein sehr
schätzenswerter Anfang. Wir wollen hoffen, dass keine Gemeinde
zurückbleiben wird bei diesem wichtigen Werke, das uns für geeignete
jüdische Lehrer zu sorgen bestimmt ist." |
Zur Finanzierung der neuen Synagoge und die
Schwierigkeiten der Abtragung der Schulden bei Austritten aus der Gemeinde (1877)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. August 1877: "Die Gemeinde Darmstadt hatte im Jahre
1876 338 steuerzahlende Mitglieder, als welche alle jene gerechnet wurden, die zur staatlichen Einkommensteuer zugezogen waren, also namentlich auch Handlungsgehilfen, alleinstehende Frauenzimmer und andere. Dieselbe
war genötigt wegen des einem Gotteshaus sehr wenig entsprechenden Zustandes ihrer alten Synagoge, eine neue in den letzten Jahren zu erbauen mit einem Kostenaufwand von circa 300.000
Mark, welche immer ein Anlehensweg aufgenommen werden mussten und für deren Verzinsung und Amortisation allein jährlich 13.000 Mark aufzuwenden sind. Daneben aber ist dieselbe
mit Gehalten und Pensionen belastet im Betrag von 11.500 Mark, wozu dann noch
an sonstigen Ausgaben für Kosten des Gottesdienstes usw. circa 5.800 Mark
kommen, sodass das jährliche Gesamtbedürfnis sich auf beinahe 33.000 Mark berechnet.
Da nun die Gemeinde Darmstadt sonstige Einnahmequellen nicht hat, so ist dieselbe genötigt, fast alles durch Anlagen aufzubringen und welche Höhe dieselben erreicht haben, wolle daraus hochgeneigtest entnommen werden, dass einzelne Steuerpflichtige schon jetzt sehr bedeutende Summen zum Beispiel
1594 Mark, 850 Mark usw. bezahlen, da das umlagefähige Steuerkapital nur 86.370 Gulden beträgt. Bei einer Reduktion des umlagepflichtigen Steuerkapitals auch nur um ein Drittel – welche das unzweifelhafte Resultate des Austritts auch nur von einem dritten Teil der jetzigen Gemeindeglieder sein dürfte – würde sich also die Steuer um ein Drittel erhöhen. Es ist aber nicht zweifelhaft, dass die Zahl der
Austretenden noch weit bedeutender, als ein Drittel sein würde, weil sich den sogenannten
Orthodoxen noch viele andere, auch Indifferente, anschließen würden, sodass die Steuerlast für die verschiedenen verbleibenden Gemeindeglieder geradezu unerschwinglich genannt werden müsste. Damit aber wäre das Schicksal der Gemeinde besiegelt,
denn die hoch besteuerten Gemeindeglieder sind größtenteils solche, welche durch
Nichts hier festgehalten werden und die demnach vor einer Verlegung ihres Wohnortes
gewiss nicht zurückschrecken würden. Daran würde sich dann naturgemäß die Folge des Austritts der anderen Gemeindeglieder, denen die Steuerlasten unerträglich sein würde, knüpfen.
Das hier und da in Aussicht gestellte Gespenst der Konkurserkennung über die israelitischen Gemeinden, hätte dann die beste Aussicht auf Realisierung, was umso weniger im staatlichen Interesse gelegen sein kann, als alle Verbindlichkeiten der Gemeinde gegen Dritte unter ausdrücklicher Autorisation und
Gutheißung der Staatsregierung eingegangen worden sind, ja dieselbe sogar den Rabbiner mit landesherrlichen Dekret angestellt hat."
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Die Prinzessinnen des Großherzoglichen Hauses
besuchen die Synagoge und weitere Mitteilungen (1883)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Februar 1883: "Darmstadt, im Februar (1883)
(Privatmitteilung) Als Beweis, wie wenig Grund und Boden der Antisemitismus im Großherzogtum Hessen und speziell in Darmstadt findet, mögen folgende Tatsachen dienen: Ihre königlichen Hoheiten die Prinzessinnen des
Großherzoglichen Hauses, welches stets an der Spitze echter Toleranz und Humanität steht, besuchten am verflossenen Sabbat die Synagoge der hiesigen israelitischen Hauptgemeinde, wurden am Eingange der von Herrn Kommerzienrat Blumenthal im Namen des Vorstandes empfangen und auf die ersten Plätze der Frauengalerie geleitet. Dieselben sprachen sich in sehr
lobender Weise über die treffliche Predigt unseres vorzüglichen Rabbinern
Herrn
Dr. Landsberger, sowie über den ganzen Gottesdienst aus. - Vor kurzem wurde unsere in allen Kreisen beliebte Kantor Herr Oppenheimer, der nebenbei bemerkt am 28. März seine 25-jähriges Jubiläum feiern wird, in den Vorstand des unter dem Protektorat seiner königlichen Hoheit des Großherzogs stehenden Musikvereins gewählt.
- An den hiesigen Volksschulen würden zwei definitiv angestellte jüdische Lehrer, ebenso gehören
dem Lehrerkollegium des Polytechnikum das zwei jüdische Professoren an. –
Die hiesige Freimaurerloge feierte vor einigen Tagen das Andenken des bei dem Untergang der
'Cimbria' (vgl. Wikipedia-Artikel)
verunglückten Mitgliedes Herrn Moritz Strauß in ergreifender Weise.
- Die sämtlichen Konfessionen leben hier in schönster Eintracht, und haben wir nur den Wunsch, dass es überall
so sein möge." |
Hakenkreuzschmierereien an der Synagoge und jüdischen
Häusern (1922)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Oktober 1922: "Darmstadt, 8. Oktober
(1922). In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurden die Treppen der
Synagogengebäude und verschiedene Hauseingänge, in denen israelitische
Familien wohnen, mit Hakenkreuzen aus roter Ölfarbe bemalt. Für die
Ermittlung der Täter ist eine Belohnung von 10.000 Mark
ausgesetzt." |
50. Jahrestag der Einweihung der Hauptsynagoge ohne
Beteiligung der orthodoxen Gemeinde (1926)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 5. März 1926: "Darmstadt.
(Orthodoxe Intoleranz). Die hiesige israelitische Hauptgemeinde
feierte am 20. Februar den 50-jährigen Erinnerungstag der Einweihung
ihrer Synagoge mit einem sehr feierlichen Gottesdienst, bei welchem die
gesamte Gemeinde, ferner die hessischen Minister Brentano und Henrich, der
Oberbürgermeister, der Provinzialdirektor und andere Behörden, sowie die
Rabbiner und Vorstände der hessischen Hauptgemeinden anwesend waren. Der
Gemeindevorstand hatte auch die Mitglieder der separierten orthodoxen
Darmstädter Religionsgemeinde eingeladen, erhielt jedoch von derselben
eine Absage mit folgender schriftlichen Motivierung:
'Die völlig entgegengesetzten Weltanschauungen, die Ihrer und unserer
Gemeinde zugrunde liegen und die voneinander durch unüberbrückbare
Weiten geschieden sind, machen es uns unmöglich usw. usw.'.
Die Darmstädter Orthodoxen waren von jeher bekannt dafür, dass sie eine
ganz besondere Intoleranz und Intransigenz zur Schau trugen, aber dieses Schreiben
hat doch in der ganzen Darmstädter Gemeinde eine besondere Entrüstung
hervorgerufen und es wäre zu viel Ehre, demselben noch eine Entgegnung
der Kritik angedeihen zu lassen.
So sieht die vielgerühmte jüdische Solidarität
aus." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern durch
Brandstiftung zerstört. Nach den Ausschreitungen in der Nacht vom 9. auf den
10. November blieb von der Synagoge nur noch eine ausgebrannte Ruine übrig, die
unter der Bebauung der nachfolgenden Jahre verschwand.
Im Oktober 2003 wurden bei Bauarbeiten für einen Neubau des Klinikums
Darmstadt Teile der Grundmauern der zerstörten Liberalen Synagoge entdeckt.
2008 beschloss der Gemeinderat der Stadt die Einrichtung einer Gedenkstätte auf
den Grundmauern der zerstörten Synagoge. Am 9. November 2009 wurde der
"Erinnerungsort Liberale Synagoge" eingeweiht. Zentrum des
Erinnerungsortes sind die Fundamente des ehemaligen Toraschreines und eines
Turmes. Ein von den Installationskünstlern Ritula Fränkel und Nicholas Morris konzipierter künstlerisch–didaktischer Parcours erzählt die Geschichte dieses Ortes. Als räumliche Inszenierung ersteht das Bild der Synagoge wie sie früher aussah und nach der Zerstörung. Zeitzeugen-Interviews und Dokumente vermitteln eine Vorstellung von dem Leben vor der Verfolgung der Juden in Darmstadt, den Schikanen des Nationalsozialismus und den Ereignissen nach der Pogromnacht. Der Erinnerungsort Liberale Synagoge versteht sich als Depot der Erinnerung, als Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Am authentischen Ort des Geschehenen wird auf die
"verschwundene" Vergangenheit, auf das, was nicht mehr sichtbar ist, verwiesen.
(Text nach der Seite https://www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten/)
Öffnungszeiten des Erinnerungsortes Liberale Synagoge: Mittwoch und Sonntag von
11.30 Uhr bis 16.00 Uhr. Regelmäßige öffentliche Führungen werden angeboten.
Zugang zur Gedenkstätte über den Klinikeingang Bleichstraße (zwischen Neubau und Bleichstr. 19).
Informationen zum Besuch von Gruppen und Schulklassen: https://www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten/informationen-fuer-schulklassen/
Adresse/Standort der Synagoge: neue
Synagoge von 1876 in der Friedrichstraße 2 im neu geschaffenen
Johannesviertel
Fotos
Vgl. weitere Fotos in der Website www.liberale-synagoge-darmstadt.de)
Die "alte
Synagoge" |
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Die alte Synagoge war
1737 eingeweiht und 1842
umfassend saniert und erweitert worden |
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Die 1876 eingeweihte
Liberale Synagoge
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Außenansicht (Quelle:
Paul Arnsberg,
Die jüd. Gemeinden in Hessen) |
Postkarte mit Außen-
und Innenansicht
Quelle: F. Banyai collection, Prag über www.synagogen.info |
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Der "Erinnerungsort
Liberale Synagoge"
(Foto: Stadt Darmstadt; Foto von Nikolaus Heiss) |
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Film: "Die Liberale Synagoge: Wenn Steine aus der Mauer schreien"
von Florian Steinwandter-Dierks: https://www.youtube.com/watch?v=SXgfs9YQo64
bzw. Auszug: https://www.youtube.com/watch?v=yKNiZ6rYZrU
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Februar
2008: Gedenkstätte auf Platz von Synagoge - Magistrat in Darmstadt stimmt Konzept zu
Artikel in der "Wormser Zeitung" vom 29.02.2008:
DARMSTADT (dpa) Auf den Mauerresten der ehemaligen Liberalen Synagoge von Darmstadt wird 70 Jahre nach ihrer Zerstörung bei der Reichspogromnacht im November eine Gedenkstätte eröffnet. Der Magistrat stimmte dem künstlerischen Konzept zu und sicherte die Finanzierung, sagte Oberbürgermeister Walter Hoffmann. "Kein anderes Zeitdokument unserer Stadt verfügt über so viel Symbolkraft, beschreibt so intensiv die Verbrechen der Nationalsozialisten."
Mauerreste und liturgische Geräte der 1876 erbauten Synagoge waren im Herbst 2003 bei Aushubarbeiten zum Neubau des Klinikums Darmstadt entdeckt worden. Sie gelten als einzigartiges Kulturdenkmal und stehen unter Denkmalschutz. Nach dem Fund verhängte die Stadt einen Baustopp und beschloss 2004, eine Gedenkstätte in den Klinikneubau zu integrieren. Der "Ort der Erinnerung und der Mahnung" soll am 7. November und damit zwei Tage vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht eröffnet werden. "Wir liegen gut im Zeitplan", sagte Hoffmann. Der Klinikbetrieb werde Anfang 2009 starten.
Nach den Worten von Bürgermeister Wolfgang Glenz bezahlt die Stadt rund 2 Millionen Euro für den Bau des 15 Mal 15 Meter großen Raumes, in dem Besucher auf Stegen über die Mauerreste laufen, sie aber nicht betreten können. Das Geld sei trotz knapper Kassen gut angelegt. Glenz: "Die Gedenkstätte ist notwendig als Mahnung, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen und dass Rassismus und Intoleranz keine Chance haben dürfen." Das Land hatte eine finanzielle Unterstützung abgelehnt. Dabei ist der Ort nach den Worten des städtischen Denkmalpflegers Nikolaus Heiss einmalig: "Authentische Mauerreste einer zerstörten Synagoge, das gibt es kein zweites Mal."
Besucher der Gedenkstätte werden über einen Parcours mit zehn Stationen geführt. In einer Dia-Installation werden historische Bilder der prunkvollen Synagoge gezeigt, in Filmen kommen Zeitzeugen zu Wort und eine Licht-Installation mit wechselnden Bildern zeigt den Verlust der Liberalen Synagoge für das Darmstädter Stadtbild. |
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November
2008: Publikation zur
liberalen Synagoge |
Artikel
von Johannes Breckner in "Echo online" am 21. November 2008 (Artikel)
Eine Zierde unserer Stadt' von Martin Frenzel - Es dürfte auch Jahre nach der Einweihung der Gedenkstätte als Standardwerk gelten
'EINE ZIERDE UNSERER STADT' wurde sie zur Eröffnung genannt, gut sechzig Jahre später war sie zerstört: die Liberale Synagoge in Darmstadt. Das Foto aus dem Darmstädter Stadtarchiv entstand um 1910. (Aus dem vorgestellten Band).
Eigentlich hätte vor ein paar Tagen die Gedenkstätte eröffnet werden sollen, dort, wo beim Neubau der Städtischen Kliniken in Darmstadt die Fundamente der Liberalen Synagoge entdeckt worden waren. Aber die Gedenkstätte war noch nicht fertig.
Ganz im Gegensatz zu dem Buch, das aus diesem Anlass erschienen ist, von seiner inhaltlichen Vielfalt aber weit über ihn hinausweist. Martin Frenzel hat das 1876 erbaute Gotteshaus, das 1938 von den Nazis zerstört wurde und erst aus dem Stadtbild, dann weitgehend aus der Erinnerung verschwand, zum Anstoß einer bemerkenswert umfassenden Betrachtung genommen.
Der von ihm herausgegebene Band, zu dem er auch viele der Beiträge selbst verfasst hat, ist nicht in erster Linie der Baubeschreibung gewidmet, wenngleich Frenzel die Planung, Entstehung und Geschichte der Synagoge detailliert beschreibt.
Er geht aus von dem Konflikt, der sich 2003 an dem Fund entzündete, lässt Beteiligte und Beobachter zu Wort kommen, schildert die zähen Auseinandersetzungen, die es um den Plan einer Gedenkstätte gab.
Das wäre bei einem Buch aus diesem Anlass zu erwarten gewesen. Das Buch bietet jedoch eine Fülle weiterer höchst lesenswerter Überraschungen. So zeichnet Eckhart G. Franz die Geschichte der Darmstädter Juden nach, Thomas Lange und Thomas Reinheimer ergänzen den historischen Überblick durch die Schilderung persönlicher Schicksale, Fritz Deppert spürt dem Umgang der Darmstädter mit der Erinnerung nach.
Daneben schildert das Buch auch die Gegenwart der jüdischen Gemeinde in Darmstadt: So beschreibt Rainer Hein seinen einjährigen Selbstversuch – der protestantische Journalist hat die Gottesdienste in der Neuen Synagoge mitgefeiert und die Erlebnisse mit einem Porträt der Gemeinde verknüpft.
So erzählt dieses reich illustrierte und sorgfältig gestaltete Buch nicht nur von Verlust und Zerstörung, sondern auf sehr seriöse Weise auch von Gegenwart und Zukunft: Es dürfte auch Jahre nach der Einweihung der Gedenkstätte als Standardwerk gelten nicht nur zur Liberalen Synagoge, sondern zum jüdischen Leben in Darmstadt..
Martin Frenzel (Herausgeber): "'Eine Zierde unserer Stadt' – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge in Darmstadt.
Verlag Justus von Liebig in Darmstadt. 232 Seiten mit vielen Abbildungen. 24,80
€. |
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November
2009: Einweihung der
"Gedenkstätte Liberale Synagoge" |
Artikel in
"echo-online" (Artikel)
Darmstadt. Gedenkstätte Liberale Synagoge: Ausgabe von Karten für Führungen.
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt lädt für den 9. November (Montag) um 15 Uhr zur Einweihung der Gedenkstätte Liberale Synagoge auf das Gelände des Klinikums Darmstadt ein. Die Liberale Synagoge war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden. Bei Bauarbeiten auf dem Klinikgelände wurden im Jahr 2003 Fundamente der Synagoge entdeckt, um die herum ein Erinnerungsort geschaffen wurde. Im Anschluss an die öffentliche Einweihungsfeier besteht ab etwa 16.30 Uhr Gelegenheit, den Erinnerungsort im Rahmen von halbstündigen Führungen zu besichtigen. Karten hierfür werden im Bürgerinformationszentrum der Stadt Darmstadt, Luisenplatz 5A, ausgegeben. Um die Wartezeit zu verkürzen, wird es im Logistikzentrum des Klinikums Vorträge zur Gedenkstätte geben. Referenten sind Martin Frenzel, Herausgeber des Buches
'Eine Zierde unserer Stadt' über die Liberale Synagoge, und Denkmalpfleger Nikolaus Heiss, der über die Entwicklung des Projekts Erinnerungsort sprechen wird. Parkmöglichkeiten bestehen im Parkhaus des Klinikums an der Bleichstraße. Zu Fuß ist die Gedenkstätte über die Pforte an der Friedrichstraße zu erreichen. Wer am 9. November keine Zeit hat, kann die Gedenkstätte vom 10. bis 13. November von 13.30 bis 18 Uhr und dann jeweils samstags und sonntags von 11.30 bis 16 Uhr besichtigen. |
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Seit
2005: "Stolpersteine" in Darmstadt |
In Darmstadt werden seit 2005
"Stolpersteine" verlegt, insgesamt liegen in Darmstadt, Arheilgen und Eberstadt
seit der Verlegung am 22. April 2016 über 266 Gedenksteine.
Eine Info-Broschüre über die Aktion Stolpersteine ist kostenlos im Bürger- und Informationszentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt am Luisenplatz erhältlich.
Für 120 Euro kann eine Patenschaft für das Herstellen und Setzen eines Stolpersteins übernommen werden. Ansprechpartner bei der Stadt Darmstadt ist Kulturamtsmitarbeiter Bernhard Baum, Telefon: 06151-133336, E-Mail:
bernhard.baum@darmstadt.de
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Liste der "Stolpersteine
in Darmstadt, Arheilgen und Eberstadt": http://www.dfg-vk-darmstadt.de/Lexikon_Auflage_2/Stolpersteine_Liste_sortierbar.htm
Seite der Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V. zu den
"Stolpersteinen" in Darmstadt: http://www.darmstaedter-geschichtswerkstatt.de/themen/j-dische-spuren/stolpersteine/ |
Nachstehend sind einzelne
Presseartikel zusammengestellt, die exemplarisch über Verlegeaktionen in
Darmstadt berichten: |
März
2012: Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" |
Artikel in
"Echo-Online" vom 20. März 2012: "Schikanen gegen einen
Landgerichtsrat. Vorschau - Am Donnerstag verlegt Gunter Demnig weitere
Stolpersteine zum Gedenken an verfolgte Juden..."
Link
zum Artikel |
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Mai
2012: Auszeichnung für den
Arbeitskreis Stolpersteinverlegung |
Artikel in
"Echo-online" vom 14. Mai 2012: "'Für ein weltoffenes
Darmstadt'. Preisvergabe - Stadt zeichnet Arbeitskreis
Stolpersteinverlegung und Flüchtlingshilfe aus...."
Link
zum Artikel |
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Juni
2014: Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" |
Artikel in "Echo-Online.de"
vom 27. Mai 2014: "In Darmstadt werden weitere Stolpersteine verlegt
DARMSTADT. Am Himmelfahrts-Donnerstag werden in Darmstadt weitere Stolpersteine verlegt. Das Projekt
'Stolpersteine' soll an Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus Opfer von Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung wurden. Die Stolpersteine werden vor den Häusern verlegt, in denen die Opfer ihre letzte freiwillige Wohnung hatten oder gearbeitet haben.
Seit 2005 wurden in Darmstadt 199 Stolpersteine verlegt. Stadtrat Peter Schmidt wird mit Initiator Gunter
Demnig am Donnerstag weitere 14 Steine verlegen. Dazu ist die Bevölkerung eingeladen. Die Verlege-Termine und -Orte:
13.30 Uhr, Ernst Ludwig-Straße 17: für Hans Stephan Steinberg, Rudolf Steinberg, Erna Steinberg, Lotte Steinberg.
14.15 Uhr, Wilhelminenstraße 31: für Clothilde Hachenburger, Leopold Hachenburger, Else Fanny Hachenburger, Julie Rosenthal
15.00 Uhr, Elisabethenstraße 45: für Justine Rothschild, Mathilde Rothschild
15.30 Uhr, Saalbaustraße 10: für Henriette Ollendorf
16.00 Uhr, Adelungstraße 48: für Hedwig Adler, Margarethe Adler
16.15 Uhr, Adelungstraße 49: für Salomon (Sally) Lichtenstein
Eine Informationsbroschüre zur Aktion Stolpersteine ist kostenlos im Bürgerberatungs- und Informationszentrum der Stadt am Luisenplatz 5 A erhältlich."
Link
zum Artikel |
In Darmstadt werden weitere Stolpersteine verlegt (veröffentlicht am 27.05.2014 11:20 auf echo-online.de) |
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März 2016:
Führung über das Grundstück der
ehemaligen liberalen Synagoge |
Artikel von Kevin Zdiara in "Echo-Online.de"
vom 23. März 2016: "'An einem Tatort des Nationalsozialismus'
DARMSTADT - Aus Anlass des 140. Jubiläums der Fertigstellung der
liberalen Synagoge Darmstadt bot der Förderkreis einen Rundgang durch die
Gedenkstätte auf dem Gelände des Klinikums.
Wenn man heute den Erinnerungsort für die vor 140 Jahren eingeweihte
liberale Synagoge auf dem Gelände des Klinikums betritt, dann spürt man
unmittelbar etwas Beklemmendes. Von dem Ort, an dem einstmals jüdische
Darmstädter ihren Gottesdienst feierten, sind nur noch wenige Mauerreste des
Kellers vorhanden. Das übrige Gebäude wurde während der Novemberpogrome 1938
zerstört. 'Wir befinden uns an einem Tatort des Nationalsozialismus', mahnt
Martin Frenzel vom Förderkreis Liberale Synagoge zu Beginn der Führung durch
die Gedenkstätte. Der Raum wirkt wie eine antike Ausgrabungsstätte, zeitlich
und örtlich weit entfernt vom heutigen Darmstadt. Dabei war es einst ein
imposanter Bau, mitten in der damaligen hessischen Hauptstadt, ein
Wahrzeichen wie der Hochzeitsturm und die russische Kapelle, so Frenzel, der
den Besuchern aus Anlass des Jubiläums den Erinnerungsort nahebringt. Zur
Einweihung im Februar 1876 sei die gesamte Prominenz der Stadt anwesend
gewesen, erzählt er, und es habe auch Postkarten mit dem Gebäude gegeben.
Die vier 24 Meter hohen Ecktürme überragten sogar den Weißen Turm, wie die
an die Wand projizierten Fotografien zeigen. Doch am 9. November 1938 wurde
das Gebäude von Darmstädter Nazis geschändet und in Brand gesetzt; die Reste
wurden gesprengt. Alles sei am helllichten Tag geschehen, die Feuerwehr, die
Polizei, alle hätten zugeschaut, betont Frenzel. Seit Bestehen des
Erinnerungsorts für die liberale Synagoge – seit November 2009 – führt
Frenzel ehrenamtlich Menschen durch die Gedenkstätte für das ehemalige
jüdische Gotteshaus, das 2003 bei den Bauarbeiten auf dem Klinikgelände
wiederentdeckt wurde. Knapp 100 Rundgänge sind schon zusammengekommen.
Dennoch merkt man ihm an, dass es keine Routine-Arbeit, sondern ein
Herzensanliegen ist. Frenzel kennt die Geschichte des einstmals imposanten
Baus in und auswendig. Gleichwohl macht er deutlich, dass er in seinen
Rundgängen einen bildungspolitischen Auftrag sieht. 'Gerade in dieser Zeit
mit Erfolgen der Rechtspopulisten auch in unserer Stadt kommt es darauf an
zu zeigen, wie wichtig Erinnerungsarbeit ist.' Das gelingt Frenzel in den
rund 100 Minuten eindrucksvoll. Noch einmal rekapituliert er die
komplizierte Geschichte des unverhofften Fundes der Überreste der Synagoge
während der Bauarbeiten für den Klinikneubau, macht auch aus den
Widerständen gegen einen Erinnerungsort kein Hehl und hebt die Rolle des
damaligen Oberbürgermeisters Peter Benz hervor. Dieser sei trotz des
öffentlichen Gegenwinds standhaft geblieben und habe sich für den Erhalt
eingesetzt.
Besucher sind berührt. Die Geschichte des Orts berührt auch die
Besucher. Immer wieder melden sich einzelne zu Wort, die auf Parallelen zu
heutigen Entwicklungen verweisen. Die Darmstädterin Jutta Pohl ist erstmals
im Erinnerungsort. 'Ich wollte mehr darüber erfahren, was in meiner Stadt
damals passiert ist.' Zum Abschluss erklärt Frenzel, dass Demokratie
Empathie brauche, und schlägt den Bogen von der Gegenwart zu Julius
Landsberger, dem Rabbiner der liberalen Synagoge, der bereits im 19.
Jahrhundert Weltoffenheit gepflegt habe und somit ein Vorreiter für das
heutige Darmstadt gewesen sei."
Link zum Artikel |
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April
2016: Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" |
Am 22. April 2016 wurden 19
Stolpersteine verlegt: in der Heidelberger Straße 83 für Benjamin und Blanda Körber, Ingeborg, Renate, Alfred und Julius Körber sowie Karoline Kirchhausen;
in der Orangerieallee 9 für Sidonie Landau, in der Hochstraße 49 für Fanny Fejge Kahn;
in der Hochstraße 42 für Ludwig, Alice und Margrit Ranis sowie Charlotte und Emma Gutenberg;
in der Hoffmannstraße 49 für Julie Henriette Delp; Heinrichstraße 169: Ludwig, Selma und Thea Kahn;
in der Teichhausstraße 41 für Zipora Knopfmacher. |
Dazu Artikel von Harald Pleines
in Echo-online vom 21. April 2016: "Gunter Demnig verlegt in
Darmstadt 19 neue Stolpersteine..."
Link
zum Artikel bzw. Gunter Demnig verlegt in Darmstadt 19 neue Stolpersteine (Echo Online, 21.04.2016)
Artikel von Marc Wickel in
Echo-online vom 23. April 2016: "Darmstadt - Stolpersteine gegen
das Vergessen..."
Link
zum Artikel |
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Film bei Youtube über die
Stolpersteine-Verlegung in der Lauteschlägerstraße und der
Elisabethenstraße in Darmstadt 2009: https://www.youtube.com/watch?v=Dq6YbfyFvRQ |
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September 2016:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Darmstadt und Eberstadt |
Artikel von Miriam Gartlgruber
vom 8. September 2016: "Verjagt aus der Mitte ihrer Heimatstadt.
DARMSTADT - Zum Gedenken an jüdische Opfer verlegte der Künstler Gunter
Demnig am Mittwoch 23 neue Stolpersteine in Darmstadt und Eberstadt. Am
Anfang stand die Adresse Ludwigsplatz 9, an der sechs Steine eingepflastert
wurden. Unter den Augen zahlreicher Bürger hebelte Demnig dafür zunächst
einige alte Steine aus dem Boden, setzte die neuen vorsichtig ein und füllte
die Löcher schließlich mit Sand und Erde auf. In Zukunft sollen die
Stolpersteine an Josefine, Hermann, Martha, Emilie, Julius und Heinrich Neu
erinnern, die hier einst lebten und unter der Nazi-Herrschaft deportiert und
ermordet wurden – nur zweien aus der Familie, Heinrich und Julius Neu –
gelang die Flucht in die USA.
Arbeitskreis recherchiert die Lebensdaten. Die biografischen Daten
der Opfer hatten Jutta Reuss und Ulrike Schütter vom 'Arbeitskreis
Stolpersteine in Darmstadt' recherchiert, akribisch zusammengetragen und
während der Zeremonie verlesen. Die Anwesenden hörten interessiert zu, zur
Veranschaulichung wurden Kopien alter Fotos gereicht. Darauf zu sehen war
neben den Familienmitgliedern auch das Wohn- und Geschäftshaus der Neus, in
dem die Brüder Max und Simon ein Geschäft für Damenkleiderstoffe betrieben.
Das Gebäude selbst wurde in der Bombennacht 1944 zerstört. Der Eingang sei
damals höchstwahrscheinlich um die Ecke, in der Schulstraße, gewesen,
berichtete Jutta Reuss. Nach einer guten Stunde waren auch die Biografien
der nahen Angehörigen vorgetragen. Die Lebenswege und Schicksale dieser Zeit
bewegten die Zuhörer sichtbar. Es herrschte respektvolles Schweigen, Rosen
wurden niedergelegt. An diesem Tag gab es weitere Stolperstein-Verlegungen
am Ludwigsplatz 3 für Emma Rheinhold, in der Saalbaustraße 10 für Karoline
Weil, in der Saalbaustraße 11 für Gerdrude, Heinz und Georg Rosenthal sowie
in der Elisabethenstraße 70 für Hedwig und Ella Toni Hanau.
KONTAKT. Die Broschüre zur Aktion 'Stolpersteine' gibt es kostenlos im
Bürgerberatungs- und Informationszentrum, Luisenplatz 5 a oder online auf
www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten .
Interessenten, die eine Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen
möchten, wenden sich an Bernhard Baum, Kulturamt, Telefon 06151-13 33 36.
E-Mail: bernhard.baum@darmstadt.de.
In Eberstadt wurden in der
Pfungstädter Straße zehn weitere Steine eingepflastert: vor dem ehemaligen
Haus Nummer 19 für Karoline, Hermann und Elise Heyum, vor der Nummer 23 für
Julius und Rosalie Gernsheimer, in der Pfungstädter Straße 31 für Max und
Melli Reinheimer und in Gedenken an Eva Paula, Elise und Moses Heyum vor der
Hausnummer 33. Ins Leben gerufen hat das Projekt 'Stolpersteine' der Kölner
Bildhauer Gunter Demnig. Er will damit an die Vertreibung und Vernichtung
der Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen
Jehovas und an die Euthanasieopfer im Nationalsozialismus erinnern. Seit
2005 werden die Gedenksteine unter Mithilfe des 'Arbeitskreis Stolpersteine'
in Kooperation mit dem Kulturamt auch hier verlegt. Stadträtin Iris Bachmann
erklärte dazu: 'Die Stolpersteine sind eine Erinnerung an unsere jüdischen
Mitbürger, die in Darmstadt einmal ein reges Leben führten und zur
kulturellen Vielfalt unserer Zeit beigetragen haben.' In Darmstadt,
Arheilgen und Eberstadt liegen nun 289 Stolpersteine vor den ehemaligen
Wohnstätten der Opfer. "
Link zum Artikel |
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Oktober
2017: Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" |
Mitteilung der Pressestelle der
Stadt Darmstadt vom 18. Oktober 2017: "Stadt Darmstadt. Am 26. Oktober werden in Darmstadt 18 neue Stolpersteine verlegt
Die nächste Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an in der NS-Zeit verfolgte und getötete Mitbürger in Darmstadt wird es am 26. Oktober 2017 geben.
Dabei werden 18 neue Stolpersteine verlegt. Mit diesem Projekt des Künstlers Gunter Demnig wird die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, politisch Verfolgter, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern im deutschen Faschismus lebendig erhalten. Bürgerinnen und Bürger sowie Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind zur Verlegung herzlich eingeladen.
Die Gedenkveranstaltung am 26. Oktober beginnt um 12 Uhr in der Rheinstraße 46 mit der Verlegung eines Gedenksteins an Luise Fulda, die hier wohnte. Oberbürgermeister Jochen Partsch wird hier einführende Worte sprechen und auch eine Delegation aus der neuen Partnerstadt San Antonio aus Texas um Bürgermeister Ron Nirenberg begrüßen, die der Stolpersteinverlegung beiwohnen wird. Danach gibt es folgende weitere Verlegungen:
12:40 Uhr, Adelungstraße 46 für Ida, Arthur und Siegfried Sender 13:10 Uhr, Neckarstraße 20 für Ida und Arthur Haas 13:50 Uhr, Heinrichstraße 3 für Eva Joseph 14:10 Uhr, Heinrichstraße 11 für Marthilde Nathan 14:30 Uhr, Saalbaustraße 81 für Margarethe, Emma und Georg Levi und Fanny Fitting 15:00 Uhr, Heinrichstraße 13 für Paula Regina Sekeles
15:30 Uhr, Weyprechtstraße 16 für Helene und Ferdinand Marxsohn 15:50 Uhr, Karlstraße 49 für Ella Müller 16:00 Uhr, Karlstraße 36 für Irene Frieda und Rudolfine Marx
Beim Projekt 'Stolpersteine' werden die Gedenksteine mit Namen versehen, werden vor den Häusern im Bürgersteig eingesetzt, wo diese Menschen einst gelebt hatten. Sie erinnern daran, wo Ausgrenzung und Rassismus der Nationalsozialisten ihren Anfang nahmen.
Eine Infobroschüre über die Aktion Stolpersteine ist kostenlos im Bürger- und Informationszentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt am Luisenplatz erhältlich. Interessenten an einer Patenschaft können sich an das Kulturamt, Bernhard Baum, Tel. 06151/13-3336 wenden. Weiterführende Informationen gibt es auf
https://www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten/
oder www.darmstädter-geschichtswerkstatt.de.
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September 2018:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Darmstadt |
Artikel in den "metropolnews.info"
vom 23. August 2018: "Stolpersteine erinnern an ehemalige Mitbürger in
Darmstadt / Am 13. September werden elf neue verlegt
Am Donnerstag, 13. September 2018, werden in Darmstadt elf neue
Stolpersteine verlegt. Mit diesem Projekt wird die Erinnerung an die
Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, politisch Verfolgter,
Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern im deutschen Faschismus
lebendig erhalten...
Die Gedenkveranstaltung am 13. September beginnt um 13 Uhr in der
Grafenstraße 16 mit der Verlegung eines Gedenksteins an Jenny Neustädter,
die hier wohnte. Stadträtin Iris Bachmann wird hier einführende Worte
sprechen. Danach gibt es folgende weitere Verlegungen: 13.30 Uhr,
Adelungstraße 13 für Elisabeth und Simon Spies; 13.50 Uhr, Rheinstraße 24
für Amalie Bodenheimer; 14.15 Uhr, Kasinostraße 10 für Frieda Katzenstein
und Lucie Burghardt 15 Uhr, Mathildenplatz 9 für Josef Strauss
15.25 Uhr, Bismarckstraße 21 für Ida und Ludwig Kaplan; 15.50 Uhr,
Liebigstraße 15 für Thekla und Bernhard Moritz Mayer.
Eine Info-Broschüre über die Aktion Stolpersteine ist kostenlos im
Bürger- und Informationszentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt am
Luisenplatz erhältlich. Interessenten an einer Patenschaft können sich an
das Kulturamt, Bernhard Baum, Telefon 06151 13-3336 wenden. Weiterführende
Informationen gibt es auch unter
https://www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten/ oder
www.darmstädter-geschichtswerkstatt.de"
Link zum Artikel |
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November 2019:
Initiative für eine Rabbi Bruno
Italiener-Gedenktafel und einen Julius Goldstein-Platz
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Artikel von Jens Joachim in der
"Frankfurter Rundschau" vom 18. November 2019: "Darmstadt. 'Vergessene
Darmstädter Juden'
Der Förderverein Liberale Synagoge startet eine Kampagne für eine Rabbi
Bruno Italiener-Gedenktafel. Zudem soll ein Platz nach dem Philosophen
Julius Goldstein benannt werden.
Der Förderverein Liberale Synagoge hat eine Kampagne zur Benennung eines
Platzes auf dem Innenstadtcampus der Technischen Universität (TU) Darmstadt
gestartet. Zudem wirbt der Verein dafür, an der Gedenkstätte zur Erinnerung
an die 1938 von den Nazis zerstörte Liberale Synagoge auf dem Gelände des
städtischen Klinikums eine Gedenktafel zur Erinnerung an den früheren
Rabbiner Bruno Italiener anzubringen. In dem Klinikgebäude selbst, wo sich
im Untergeschoss die Ruine der Synagoge befindet, soll nach den
Vorstellungen des Vereinsvorsitzenden Martin Frenzel zudem eine Tafel
angebracht werden, um Patienten über den Erinnerungsort zu informieren. An
diesem Dienstag, 19. November, wird Frenzel im 'Haus der Geschichte' am
Karolinenplatz einen Bildvortrag unter dem Titel 'Vergessene Darmstädter
Juden – Von den antisemitischen Darmstädter Hep-Hep-Unruhen 1819 über Rabbi
Bruno Italiener bis zum Kultur- und Technikphilosophen Professor Dr. Julius
Goldstein und dessen Tochter Elsbeth Juda'. Der Vortrag ist Teil der
Aktionswochen gegen Antisemitismus, die in Darmstadt in diesem Jahr zum
siebten Mal stattfinden. Der Vortrag erinnert zugleich daran, dass die
Gedenkstätte Liberale Synagoge vor zehn Jahren fertiggestellt wurde.
In diesem Jahr steht die Aktionswoche laut Frenzel zudem unter dem Eindruck
des antisemitisch-rechtsextremen Anschlags auf die Synagoge in Halle. Doch
Frenzel, der auch Herausgeber des Buches 'Eine Zierde unserer Stadt' über
die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge Darmstadts ist,
will mit seinem Vortrag auch 'ein Stück verdrängter Stadtgeschichte in den
Blickpunkt nehmen'. Frenzel will sich bei der Leitung der TU-Darmstadt dafür
einsetzen, einen bislang unbenannten Platz auf dem Innenstadtcampus vor der
Hessischen Universitäts- und Landesbibliothek (HULB) nach dem früheren
Philosophieprofessor und liberalen Juden Goldstein zu benennen, der erst
1925 – nach jahrelangen antisemitischen Anfeindungen und gegen den Willen
der Hochschulleitung – zum Professor für Philosophie ernannt worden war.
Frenzels Vortrag findet im Eckart G. Franz-Saal des Hauses der Geschichte am
Karolinenplatz und nicht, wie ursprünglich geplant, im Justus-Liebig-Haus
statt. Der Eintritt kostet sechs Euro."
Link zum Artikel |
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November 2019:
Initiative für die Pflege der
"Stolpersteine"
Anmerkung: nachdem inzwischen 338 "Stolpersteine" in Darmstadt verlegt
wurden, müssen diese regelmäßig gereinigt werden.
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Artikel von Thomas Wolff in "echo-online.de"
vom 21. November 2019: "Stolperstein-Aktion sucht Paten. Junge Mitglieder
politischer Parteien in Darmstadt übernehmen Verantwortung für die
Gedenkorte und suchen verstärkt nach Mitstreitern.
DARMSTADT - Vor dem Verschwinden wollen junge Darmstädter die
'Stolpersteine' bewahren, die an die letzten Wohnorte jüdischer Bürger
während des Nationalsozialismus erinnern. 338 solcher Messing-Steine sind in
den letzten Jahren an vielen Straßen ins Pflaster eingelassen worden – doch
sie brauchen Pflege, und Menschen, die sich darum kümmern. Darauf weisen
Mitglieder des 'Rings politischer Jugend' (RpJ) hin. Das
Mehr-Parteien-Bündnis kümmert sich seit diesem Jahr verstärkt darum, dass
die Steine gut sichtbar bleiben. Jetzt rufen die jungen Darmstädter auf, es
ihnen gleichzutun – auch im Licht des Anschlags von Halle und rechter Töne
in der Politik.
'Steine gegen das Vergessen' lässt der Künstler Gunter Demnig, Urheber der
Aktion, inzwischen in rund 2000 Städten im In- und Ausland verlegen. Doch an
vielen Stellen drohen sie schon wieder in Vergessenheit zu geraten, sagt
Philipp Lehmann, SPD-Mitglied und Geschäftsführer des RpJ. 'Einige
verschwinden optisch im Straßenbild', weil das Metall sich unter dem
Einfluss der Witterung verfärbt, dunkel wird und unansehnlich. Das sei bei
vielen dieser Erinnerungssteine zu beobachten. Lehmann verweist auf die
große 'Stolperschwelle', die im April an der Eschollbrücker Straße verlegt
wurde. Sie soll an den jüdischen Arzt erinnern, der hier bis in die 30er
Jahre die 'Rosenthal’sche Klinik' betrieb. Nach nur ein paar Monaten war die
Schwelle an vielen Stellen schon dunkel angelaufen. Auf anderen Steinen sind
kaum noch die Namen zu erkennen. Nicht im Sinne des Erfinders, sagt Lehmann.
'Die Steine sollten doch glänzen und so die Aufmerksamkeit der Passanten
bekommen', sagt er. Dazu müssten sie gepflegt werden, und zwar verlässlich.
Das übernehmen die Aktiven nun: 92 der Stolpersteine haben die 'Ring'-Mitstreiter
adoptiert und in diesem Jahr zweimal gereinigt. Die nächste größere Aktion
planen sie am 27. Januar. Das ist der Jahrestag der Befreiung des
Vernichtungslagers Auschwitz. Seit 1996 ist er als Tag des Gedenkens an die
Opfer des Nationalsozialismus offiziell festgeschrieben. Bis dahin sollen
sich Bürger oder Gruppen melden, die ebenfalls Verantwortung für einen der
Steine übernehmen wollen. Die politischen Aktivisten hoffen, dass
'beispielsweise Schulen, Vereine, Firmen und Gemeinden sich beteiligen',
sagt Lehmann. Er appelliert besonders an Lehrer aus Darmstädter Schulen,
sich mit ihren Klassen zu engagieren. 'Dann beschäftigt man sich nicht nur
mit den Zahlen der Opfer des Nationalsozialismus', sagt der Juso-Mann,
'sondern mit den individuellen Geschichten hinter den Namen.' Die
Jugendring-Aktivisten wollen damit auch ein Zeichen setzen, sagt Lehmann.
Man wolle dem gegenwärtig spürbaren Rechtsruck etwas entgegensetzen. Zwar
hätten sich die Mitglieder schon zu Beginn dieses Jahres mit der Problematik
befasst. Aber nach dem antisemitisch motivierten Terroranschlag von Halle
Anfang Oktober sei es noch dringender geworden, die Erinnerung an die Opfer
des Holocaust wach und die Stolpersteine sichtbar zu halten.
Als Ansprechpartner für Interessierte dient der Arbeitskreis
Stolpersteine Darmstadt. Anfragen nimmt Michaela Rützel entgegen,
Mail-Adresse: m_ruetzel@gmx.de."
Link zum Artikel |
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Juni 2020:
Entsetzung nach Schändung des Denkmales für die Synagoge
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Artikel von Joachim Nieswandt in
"echo-online.de" vom 18. Juni 2020: "Entsetzen über Anschlag auf Menora
in Darmstadt.
Der Förderverein Liberale Synagoge verlangt nach der Beschädigung des
siebenarmigen Leuchters besseren Schutz der Synagogen-Gedenkstätte in
Darmstadt.
DARMSTADT - Der Förderverein Liberale Synagoge hat den Anschlag auf die
Menora des Künstlers Helmut Lortz am Eingang der Gedenkstätte Liberale
Synagoge in der Bleichstraße in Darmstadt scharf verurteilt. 'Wir sind
zutiefst erschüttert über diesen barbarischen Zerstörungsakt gegen die
Menora der Liberalen Synagoge', sagte der Vorsitzende Martin Frenzel. 'Diese
Tat ist eine Schande für unsere Stadt, die einst eine braune Hochburg war.'
Unbekannte hatten den siebenarmigen Leuchter in der Nacht zum Dienstag
schwer beschädigt.
Frenzel verlangte, die Gedenkstätte künftig mit Hilfe von
Überwachungskameras besser vor Anschlägen zu schützen. Er erinnerte daran,
dass vor Ausbruch der Corona-Pandemie bereits die Gedenktafeln des
Fördervereins - die Wolfskehl-Tafel im Wolfskehlschen Garten und die
Heinrich Blumenthal-Gedenktafel - verunstaltet worden seien. Der Verein
wolle mit seinem Engagement ein Zeichen gegen Antisemitismus und Intoleranz
und für ein weltoffenes, geschichtsbewusstes Darmstadt setzen. Dies sei im
Zeichen von Halle, Hanau und dem Mord an Walter Lübcke notwendiger denn je."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 17. Juni 2020: "Darmstadt
- Menorabeschädigt..."
Link zum Artikel
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/menora-beschaedigt/ |
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Juni 2024:
Weitere "Stolpersteine" werden
verlegt |
Artikel von Jens Joachim in der
"Frankfurter Rundschau" vom 19. Juni 2024: "Darmstadt. Zwölf neue
Stolpersteine erinnern in Darmstadt an Opfer der Shoah
Schülerinnen und Schüler des Geschichtensammler-Projekts der
Justus-Liebig-Schule übernehmen Patenschaft für einen Gedenkstein in der
Nähe des Schulgeländes im Johannesviertel.
Darmstadt - Fünf Schülerinnen und Schüler des Geschichtensammlerinnen- und
Geschichtensammler-Projekts der Justus-Liebig-Schule im Darmstädter Johannesviertel haben sich an der jüngsten Verlegung von Stolpersteinen zur
Erinnerung an Opfer der Shoah beteiligt. Nur eine Parallelstraße von der
Schule entfernt wurde am Dienstagnachmittag ein Gedenkstein für Otto Andreas
Raupp auf dem Gehweg vor dem Haus Alicenstraße 20 verlegt. In Vertretung des
Kölner Künstlers Günter Demnig setzte Thomas Bodsch vom Eigenbetrieb für
kommunale Aufgaben und Dienstleistungen der Stadt Darmstadt den Stein in der
Mitte des Trottoirs ein.
Darmstadt: Deportationslager der Gestapo befand sich in
Justus-Liebig-Schule. Nach Angaben von Julie Mathieu, die an dem
Gymnasium Kunst, Geschichte sowie Politik und Wirtschaft unterrichtet, hat
die Projektgruppe, der mehr als 40 Schülerinnen und Schüler ab der Klasse
sieben angehören, die Patenschaft für den Stein für Otto Andreas Raupp
übernommen. An der Liebig-Schule wird die Erinnerungsarbeit und die
Beschäftigung mit Zeitzeuginnen und -zeugen auch deshalb so intensiv
betrieben, weil sich 1942 auf dem Gelände der früheren Oberrealschule ein
Deportationslager der Gestapo für die jüdische Bevölkerung Darmstadts und
Mainz sowie der umliegenden Gemeinden befand.
Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Biografien von
Holocaust-Opfern. Bis zum 2. Oktober 1942 wurden die Juden in die Schule
gebracht und von dort in die Konzentrationslager Auschwitz, Lublin, Majdanek
und Theresienstadt transportiert. Mindestens 3121 Juden wurden nach Angaben
des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen von hier aus
deportiert. Während der Durchführung der 'Sammlungen' hatten Gestapo,
Finanzamt, Wirtschaft- und Justizverwaltung Büros in der Schule
eingerichtet. Die Geschichtensammler:innen der Liebig-Schule haben sich auch
mit der Biografie Raupps beschäftigt, der nur 19 Jahre alt wurde. Nach
Angaben von Thomas Schmirler vom Arbeitskreis Stolpersteine in Darmstadt
wurde Raupp am 1. November 1925 geboren. Im Frühjahr 1943 – eine Woche vor
der Deportation seiner Mutter Anna Maria Behrendt, an die vor dem Haus
Alicenstraße 20 ebenfalls ein Stolperstein erinnert und die am 15. Juli im
KZ Auschwitz ermordet wurde – wollte Raupp nach Italien flüchten. Er wurde
jedoch festgenommen und als 'politischer Häftling' in das KZ Mauthausen
gebracht. Dort musste er zwei Jahre lang Zwangsarbeit leisten und wurde am
26. März 1945 im KZ-Außenlager Gusen umgebracht.
Link zum Artikel
STOLPERSTEINE IN DARMSTADT.
Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Darmstadt
Eine Informationsbroschüre über die Aktion 'Stolpersteine' ist gratis
im Bürgerberatungs- und Informationszentrum der Stadt am Luisenplatz
erhältlich. Weitere Informationen gibt es auf den Internetseiten der
Darmstädter Geschichtswerkstatt (www.darmstädter-geschichtswerkstatt.de
und der Stadt (
www.darmstadt.de/standort/stadtportraet/gedenkstaetten). Interessierte,
die eine Patenschaft für einen Stolperstein, der 120 Euro kostet, übernehmen
möchten, können sich an das Kulturamt unter der Telefonnummer 06151 / 133
334 oder per E-Mail an
kulturamt@darmstadt.de wenden.
Das Buch 'Stolpersteine in Darmstadt 2013–2022' von Jutta Reuss und
Michaela Rützel ist 2022 im Darmstädter Justus von Liebig Verlag erschienen.
Es kostet 20 Euro." |
Links und Literatur
Links:
Literatur (kleine Auswahl):
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
Band I S. 113-132. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S.
54-55. |
| Moritz Neumann / Eva Reinhold-Postina: Das
Darmstädter Synagogenbuch. Eine Dokumentation zur Synagogeneinweihung am 9.
November 1988. Im Auftrag des Magistrats der Stadt Darmstadt und der
Jüdischen Gemeinde Darmstadt. Darmstadt 1988. |
| Jutta Reuss und Dorothee Hoppe (Hrsg.):
Stolpersteine in Darmstadt. Justus von Liebig Verlag. Darmstadt 2013. ISBN
978-3-87390-321-0. 14,80 € |
| Martin
Frenzel: "Eine Zierde unserer
Stadt". Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge
Darmstadt. Erschienen im Justus-von-Liebig-Verlag Darmstadt
2008. |
| Kristof Doffing: "Die zwei Synagogen in der
Altstadt" Beitrag von 2021:
https://leicht.ykom.de/cgi-bin/snews.pl?type=showentries&entrynumber=P1637583682p
(auch
eingestellt als pdf-Datei, Stand der pdf-Datei 27.11.2021). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Darmstadt Hesse. In 1629 Jewish traders were
compelled to leave the city. By 1713, however, some 30 Jewish families were
living there. They supplied the duke with cash and his army with provisions,
dedicated a synagogue (1737), and appointed Mordekhai Halberstadt as rabbi
(1729-51). A district rabbinate was established in 1761 and by 1836 Jews numered
532 (2,3 % of the total).
From the mid-19th century, when Jews attained civil rights, they contributed
to the city's prosperity as bankers, industrialists, and wholesalers. Jews were
elected to the city council and one served as vice-chairman of the Landtag.
After the resignation of Benjamin Auerbach, when traditionalists vetoed the
appointment of Leopold Zunz as his successor (1857), the communal leadership
installed an organ in the synagogue and a Reformer, Julius Landsberger, in the
rabbinate. Orthodox members then broke away and established a congregation that
was recognized as an Austrittsgemeinde under the law of secession (1878).
The two rival communities maintained separate institutions and built impressive
new synagogues, one Liberal (1876) and the other Orthodox (1904). As the
Orthodox chief rabbi of Starkenburg province (1897-1910), Lehmann Marx had a
100-family congregation and 77 rural communities under his jurisdiction. The
city's Jewish population grew to 1.275 (3 %) in 1880 and 1.908 (over 2 %) in
1910.
After Worldwar I, antisemites called for a pogrom to avenge Germany's 'betrayal'
and defeat. A branch of the Jewish War Veterans Association was established, and
organizations ranging from Agudat Israel to the German Zionist Organization
became active. Darmstadts Jews who attained eminence during the Weimar Republic
era included the literary historian Friedrich Gundolf and the poet Karl
Wolfskehl. A facsimile edition of the Darmstadt Haggadah (1927) was published by
Bruno Italiener, the scholarly Liberal rabbi (1907-29), and Julius Merzbach
headed the Orthodox rabbinate (1925-39) until he emigrated to Palestine.
After the Third Reich's establishment in 1933, an anti-Jewish boycott was
launched on 9 March 1933 - three weeks before the official date. Judges,
professors, doctors, and teachers were dismissed; businessmen had to resign from
public office; and Lilli Palmer, then a young actress, was also fired. Nazi
measures - from the 'Aryanization' of Jewish-owned stores to 'No Jews Admitted'
signs - galvanized emigration and reduced the community to fewer than 700 by
August 1938. Its leaders made a heroic effort to take care of the sick and needy,
mainted Jewish religious facilities (despite the Liberal-Orthodox rift), and
arrange social and cultural events. The Zionist Organization's local branch
organized lectures, firm shows, Hebrew language courses, and the aliya of
no fewer than 200 Jews through its Palestine Office (1933-36). Modern Hebrew was
also taught at the Orthodox day school, and various movements provided
educational, social, sports, and other activities for the young. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), a group of SA troops destroyed the Orthodox synagogue's
interior and facade, but kept the blaze under control so as to avoid damaging
adjacent property. Most of the 28 Torah scrolls (previously hidden by the
rabbi's instructions) remained intact. The Liberal synagogue was burned to the
ground, however, and all of its precious Torah scrolls - including two dozen
that belonged to smaller communities - were reduced to ashes. Jewish homes and
property were vandalized; two of the 169 men imprisoned at the Buchenwald
concentration camp died there; and the city council made a point of charging
both congregations for the removal of debris. After Kristallnacht there
was a final surge of emigration and aliya. By then, an amalgamation of the
Livberal and Orthodox commmunities had taken plave, excluding worship and
interment. From December 1940, the remaining Jewish were deported, about 380
being sent to the Theresienstadt ghetto, Auschwitz, and other death camps in
1942-43.
After Worldwar II, the community was reestablished, numbering about 130 in
the early 1990s.
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