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Trebur mit
Astheim (Kreis Gross-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Trebur bestand eine jüdische
Gemeinde bis zu ihrer Auflösung 1936. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
17./18. Jahrhunderts zurück. 1684-87 wird unter den an die Kirche
zu leistenden Abgaben in Urkunden das "Glockenbrod" genannt, "das
auch die Juden in Trebur zu erstatten schuldig sind". Bereits damals lebten
die jüdischen Einwohner vor allem vom Viehhandel. Die Viehherden wurden bis auf
die Weiden nahe bei Griesheim getrieben. Mitte des 18. Jahrhunderts wird
in Trebur ein jüdischer Goldsticker genannt (Wolf Koppel), der unter anderem Stickarbeiten
für den Hof in Darmstadt machte. Er wurde 1749 zum "Hofgoldsticker"
ernannt und verzog nach Darmstadt (1775 noch als
"Regimentsgoldsticker" genannt; auch seine Söhne waren für den Hof beziehungsweise
das Regiment als Goldsticker tätig).
Zur jüdischen Gemeinde gehörten seit 1905 auch die in Astheim lebenden
jüdischen Personen. Bereits im 19. Jahrhundert gab es ein teilweise enges
Miteinander zwischen den in beiden Orten lebenden jüdischen Familien. So wurde -
bereits 1890 - der Religionsunterricht für die in Trebur
und Astheim lebenden jüdischen Kinder gemeinsam erteilt. Die Gemeinde
Trebur(-Astheim) hatte hierzu bis Anfang des 20. Jahrhunderts einen eigenen
Lehrer, der zugleich als Vorbeter (Chasan) und Schächter (Schochet) tätig
war (vgl. unten Ausschreibungen der Stelle und Bericht zu Lehrer Emanuel
Gutmann).
Im Laufe des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der
jüdischen Einwohner wie folgt: in Trebur 1815 14 jüdische Familien,
1820 81 jüdische Einwohner, 1830 77, 1861 93 (5,4 % von insgesamt 1.721
Einwohnern), 1871 Höchstzahl von 100 jüdischen Einwohnern, 1880 74 (3,9 % von
insgesamt 1.870), 1900 48, 1910 32; in Astheim 1830 15 jüdische
Einwohner, 1905: 19. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau
beigesetzt.
Im
Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde die Brüder Gottfried
Levy (geb. 25.9.1891 in Rhaunen, gef. 26.9.1918), Isidor Levy (geb. 16.7.1893 in
Rhaunen, gef. 13.6.1918) und Edmund Levy (geb. 10.8.1895 in
Rhaunen, vor 1914 in
Offenbach wohnhaft, gef. 22.5.1916). 1924 wurden ihre Namen auf dem allgemeinen Gedenkstein für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde im Gemeindefriedhof
eingetragen (siehe Bericht unten). Außerdem ist gefallen: Ludwig Strauß (geb.
11.3.1893 in Trebur, vor 1914 in Michelstadt wohnhaft, gef. 25.10.1918).
Um 1925, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (0,76 %
von insgesamt ca. 2.100 Einwohnern, dazu kamen 10 Gemeindeglieder aus Astheim),
waren die Vorsteher der Gemeinde Erich Goldschmidt, B. Rothschild und
Gustav Rosenbaum. Als Rechner der Gemeinde wird A. D. Kraft genannt, als
Schochet Siegfried Strauß aus Astheim. An jüdischen Vereinen gab es den
"Israelitischen Wohltätigkeitsverein für Männer und Frauen"
(gegründet 1833: Ziel: Unterstützung in Krankheitsfällen) mit damals 17
Mitgliedern unter der Leitung von Erich Goldschmidt. Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen
Rabbinat Darmstadt II; 1928 trat die Gemeinde aus dem orthodoxen Verband aus und
unterstand seitdem dem liberalen Rabbinat Darmstadt I. 1932 wurden 23
jüdische Gemeindeglieder gezählt. Vorsteher der Gemeinde waren Erich
Goldschmidt (Trebur), Alfred Rosenberg (Astheim) und Gustav Rosenbaum
(Trebur).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933 in Trebur: 15 Personen; Familien Goldschmidt,
Hayum, Hiffelsheimer und Rosenbaum; 1933 in Astheim 11 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Fünf wanderten in die USA
aus, andere verzogen innerhalb von Deutschland. Beim Novemberpogrom 1938 wurde
von Nationalsozialisten das Kurzwaren- und Textilgeschäft des Ehepaares Gustav
und Flora Rosenbaum geplündert, das Ehepaar misshandelt. Im April 1941 verzogen die letzten jüdischen Einwohner
nach Frankfurt beziehungsweise Darmstadt und wurden teilweise von dort
deportiert.
Von den in Trebur
geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Auguste Beringer
geb. Kahn (1862), Isidor Blumberg (1865), Flora Goldschmidt geb. Goldschmidt (1874), Adelheid Grünebaum geb.
Strauss (1869), Betty Hayum geb. Levy (1897), Jakob Josef Hayum (1895), Klara Herz geb. Strauss (1865),
Lina Hiffelsheimer (1863), Sidoni (Toni) Hiffelsheimer (1900), Cilli Kahn (1903), Elsa (Esa) Kahn (1893), Selma Kauder geb. Strauss
(1905), Rosa Löbenberg geb. Oppenheimer (1863), Arthur Meyer (1874), Moritz Meyer (1870),
Johanna (Hanna) Neumann geb. Mayer
(1870), Adolph Strauss (1879), Jeanette (Jenny) Strauss (1894), Leopold Strauss (1863).
Von den in Astheim
geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Strauss (1889), Isidor Strauss (1894),
Jenny Strauss (1880), Siegfried Strauss (1891), Paula Wolf geb. Rothschild
(1894).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrer, Vorbeters und Schochet 1860 / 1865 / 1868 / 1892 / 1900
/ 1901 / 1902
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. Mai 1860: "Die israelitische Religionsgemeinde in Trebur,
Kreises Großgerau, Großherzogtum Hessen, wünscht einen geprüften
Religionslehrer mit einem Gehalte von 250 Fl. pro Jahr zu engagieren. Die
Schächterdienst, welcher auch dabei versehen werden kann, bringt auch
Einhundert Gulden circa ein. Der Eintritt kann sogleich geschehen.
Bewerber wollen ihre Offerten franco an den Unterzeichneten
einsehen.
Trebur, den 27. April 1860. Der Vorstand der israelitischen
Religions-Gemeinde. Baruch Strauß". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1865:
"Die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und Schächters in
der Gemeinde Trebur mit Astheim wird am 1. April diesen Jahres vakant.
Gehalt 400 Gulden nebst Schechitagebühren (für den Schächterdienst) und
den sonstigen nicht unerheblichen Emolumenten. Verlangt wird die
Fertigkeit, gut Hebräisch und zwar Grammatik, Pentateuch nebst Kommentar
usw. zu unterrichten. Meldungen an de israelitischen Vorstand in Trebur
(Großherzogtum Hessen). |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1868:
"Die israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
zu Trebur ist vakant und sofort zu besetzen. Gehalt 300 Gulden. Einbringen
der Schechita und sonstige Nebeneinkommen circa 200 Gulden. Bei
Befähigung Aussicht zu Verdiensten durch Privatstunden.
Der Vorsteher
Jonas Mayer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1892:
"Die Gemeinde Trebur sucht für sofort einen geprüften
Religionslehrer, Schochet und Vorbeter.
Gehalt 550 Mark, Nebeneinkommen
durch Schechita und Kasualien 250 Mark nebst freier Wohnung und Garten.
Trebur, den 12. September 1892. Der Vorstand: Jakob Kahn." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1892:
"Die Gemeinde Trebur sucht per sofort einen geprüften
Religionslehrer, Schochet und Vorbeter.
Gehalt 550 Mark, Nebeneinkommen durch Schechita und Kausualien 250 Mark
nebst freier Wohnung und Garten. Trebur, den 18. November 1892. Der
Vorstand. Jakob Kahn." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19.
Februar 1900: "Wir suchen per 1. April
(1900) einen Lehrer, der Chasan und Schochet sein muss, zu engagieren. Gehalt
Mk. 550 fix, ca. Mk 350 Nebeneinkommen nebst großer Wohnung und großem Garten.
Der Vorstand der Gemeinde Trebur bei Mainz" |
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Mit der nachfolgenden Anzeige wurde nur
ein Chasan und Schochet gesucht: |
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1901:
"Wir suchen per 1. April 1902 einen Chasan und Schochet.
Gehalt Mark 550. Fixe Nebeneinnahmen ca. Mark 500 freie Wohnung, auch
großer hübscher Garten. Offerten an den Vorstand der israelitischen
Gemeinde Trebur erbeten. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1902:
"Wir suchen per 1. April 1902 einen Religionslehrer, Vorbeter und
Schächter. Gehalt Mark 550 fix, Nebeneinnahmen ca. Mark 500, bei freier
Wohnung, nebst großem hübschen Garten.
Offerten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1902:
"Wir suchen per sofort oder später einen Religionslehrer, Vorbeter
und Schächter, der auch Schofarbläser ist. Gehalt Mark 600 fix,
Nebeneinnahmen ca. Mark 500, bei freier Wohnung, nebst großem hübschem
Garten.
Offerten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur bei
Mainz." |
Zum Tod von Emanuel Gutmann
(1891, Lehrer in Trebur bis 1859, danach in Mainz)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai.
Unsere Religionsgesellschaft hat durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine
Bescheidenheit und wahrhaft innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen
jüdischen Bevölkerung allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel
Gutmann ist Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres
Jenseits abberufen worden. Der Verstorbene, in
Jochsberg (im Text falsch:
Joxberg) in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin
erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu
seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in
Neckarbischofsheim und in
Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden,
in denen er Tora und G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und
Vorbeter segensreich gewirkt, versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen
Religionsgesellschaft eine Reihe von Jahren in gewissenhafter und
pflichtgetreuer Weise das Amt eines Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als
Rabbi und Vorbeter bei dem 3. israelitischen Krankenverein dahier, in
welchem seine von Herzen kommende und zu Herzen dringende Vortragsweise der
Gebete die Anwesenden zu Andacht stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und
gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr
Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein
ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund
des Lebens."
Anmerkungen: - Schochet: Schächter
- 'Israelit':
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Schwierigkeiten bei den Vorstandswahlen (1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1884: "Trebur
(Hessen). Vergangene Woche sollte auf dem hiesigen Rathause die Neuwahl
dreier Vorstandsmitglieder der hiesigen Religionsgemeinde stattfinden; es
wurde jedoch keine einzige Stimme abgegeben. Der Großherzogliche
Hessische Kreisrat zu Groß-Gerau hatte nämlich durch den hiesigen
Bürgermeister bekannt machen lassen, dass aus 6 zu wählenden
Gemeindemitgliedern er 3 Vorstandsmitglieder ernennen würde. - Hiergegen
macht sich nun einstimmig eine Opposition geltend, dahingehend, dass die
hiesige israelitische Gemeinde die nämlichen Rechte, wie die zu
Groß-Gerau, die vermittels einer direkten Wahl ihren Synagogen-Vorstand
ernennt, beansprucht. -
Sollte diesem begründet und berechtigten Verlangen nicht entsprochen
werden, so finden sich hoffentlich in unserer Mitte Männer, die ein
Gesuch um direkte Wahlordnung an die hessische Regierung einreichen
werden. E.G." |
Kollekte für den Wiederaufbau der Mikwe in Trebur (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1901:
"Zum Wiederaufbau des Ritualbades in Trebur sind Mark 780
erforderlich. Da erst Mark 280 zu diesem Zwecke disponibel sind, so werden
auf diesem Wege freundliche Gaben erbeten. Sendung sind an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur zu
richten." |
Einweihung eines Gedenksteins für die Gefallenen des
Ersten Weltkrieges in Trebur (1924)
Artikel
in der Zeitschrift des "Centralvereins" (CV-Zeitung) am 2.
Oktober 1924: "In Trebur (Hessen) wurde auf dem Gemeindefriedhof ein
Gedenkstein für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde errichtet. Der Ort
hat etwa 2.000 Einwohner, darunter 14 jüdische Seelen. 69 Namen sind auf dem
Gedenkstein verzeichnet, darunter drei von jüdischen Gefallenen. Acht jüdische
Einwohner hatten am Kriege teilgenommen. Rabbiner Dr. Levi (Mainz) wies in
seiner Ansprache auf die Bedeutung dieser Zahlen als Beweis für die jüdischen
Kriegsopfer hin. Die drei jüdischen Gefallenen sind die Brüder Gottfried,
Isidor und Edmund Levy." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Aufruf zu Spenden für die Familie Heimbach (1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1869: "Aufruf
zur Mildtätigkeit.
Trebur (Großherzogtum Hessen), im Dezember. Ein furchtbares Unglück
hat sich in unserm Orte ereignet. Am 5. dieses Monats wollte ein braver,
fleißiger Mann von hier, Joseph Heimbach mit seinem 19-jährigen
Sohne seinen Geschäften nachgehen, als er auf der zugefrornen Schwarzbach
eine seiner Enten erblickte, die in Gefahr war, einzufrieren. Um diese zu
retten, wagte er sich noch auf die dünne Eiskruste, brach ein und
versank. Der Sohn eilte seinem Vater zu Hilfe und versank ebenfalls. Hilfe
kam zu spät. Der Sohn wurde als Leiche hervorgezogen, der Vater lebte
noch einige Minuten und starb dann, sich als die Veranlassung zum Tode
seines Sohnes anklagend.
Der verunglückte Joseph Heimbach hinterlässt eine Witwe und einen
84-jähren Vater in den ärmlichsten Umständen. Ihrer Ernährer beraubt
sind beide dem Mangel preisgegeben, wenn sich nicht edle Glaubensgenossen
ihrer annehmen. Herr Vorsteher Jonas Mayer in Trebur sowie Herr
Rabbiner Dr. Lehmann in Mainz haben sich bereit erklärt, Spenden
entgegenzunehmen." |
Weitere Mitteilungen
Der Schriftführer des antisemitischen Vereins in Trebur
wird verurteilt (1896)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Mai 1896:
"Die Strafkammer in Darmstadt hat den früheren Schriftführer des
antisemitischen Vereins in Trebur - einer früheren Hochburg des
Antisemitismus in Starkenburg - Namens Mees, wegen Urkundenfälschung und
anderer ehrenrühriger Handlungen zu 15 Monaten Zuchthaus und drei Jahren
Ehrverlust verurteilt." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen von J. Strauss in Astheim (1905 / 1906)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November
1905: "Anständiges Mädchen, von achtbaren Eltern, welches bürgerlich
kochen kann und die Hausarbeit gründlich versteht, sucht Stelle
mit Familienanschluss, am liebsten bei kinderlosem Ehepaar oder bei 1 bis
2 Kindern. Das Mädchen hat die Haushaltungsschule besucht. Frankfurt am
Main bevorzugt.
J. Strauss, Astheim, Post Trebur." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember
1906:
"Ein Mädchen, 17 Jahre alt, welches bürgerlich kochen kann, sucht
Stellung
in kleinem Haushalt, wo auch christliches Mädchen vorhanden
ist. Offerten an
J. Strauss, Astheim, Post Trebur". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Trebur geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Rudolf
Blumberg
(geb. 29. September 1868 in Trebur),
Handelsmann |
KK (Mainz 1939) für Ferdinand
Kahn
(geb. 1. Mai 1865 in Trebur),
Kaufmann |
KK (Mainz 1939)
für Leopold Strauß
(geb. 22. Januar 1863 in Trebur), wohnhaft in
Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er
am 30. November 1942 umgekommen ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein einfacher Betsaal vorhanden. Später (Ende
18. Jahrhundert oder Anfang 19. Jahrhundert) wurde eine Synagoge erbaut. Ein
erster Beleg ist jedoch erst das Treburer Hofreitenbuch 1825, wonach das Grundstück der
Synagoge (Nauheimer Str. 4, früher Hauptstr. 4) damals auf die jüdische Gemeinde eingetragen
war. Im Jahr darauf 1826 erfährt man von einer "ersten religiösen
Handlung in deutscher Sprache" in der Treburer Synagoge. Bisher wurden die
Gottesdienste traditionell nur mit hebräischen Texten abgehalten.
"Erste religiöse
Handlung in deutscher Sprache" bei einer Konfirmation (Bar Mizwa) in der
Synagoge Trebur (1826)
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Artikel
in der "Karlsruher Zeitung" vom 25. Juni 1826: "In Trebur, im
Hessen-Darmstädtischen, wurde am 11. Februar in der dortigen Synagoge die
erste religiöse Handlung in deutscher Sprache verrichtet. Der dermalige
israelitische Religionslehrer, Fränkel aus Warschau, konfirmierte einen
13-jährigen Knaben, hielt dabei eine zweckmäßige Anrede in deutscher
Sprache, und ließ den Knaben in derselben sein Glaubens-Bekenntnis und
Gelübde ablegen." |
1844
wurde die Synagoge renoviert. Bei der Synagoge handelt sich um ein aus
Fachwerk erstellte jüdisches Gemeindezentrum (möglicherweise wurde auch ein
älteres Gebäude umgebaut). Der Betsaal befand sich im rückwärtigen
Gebäudeteil und hatte ein "bemaltes hölzernes Tonnengewölbe". Im Erdgeschoss
befand sich die Lehrerwohnung. Unter dem Betsaal war ein rituelles Bad (Mikwe);
im Obergeschoss ein Schulraum und zum Betsaal hin die Frauenempore.
Um 1920 war eine größere Renovierung notwendig geworden, nachdem die Synagoge
inzwischen in baufälligem Zustand war. Da die nur noch wenigen jüdischen
Familien in Trebur große Probleme hatten, das erforderliche Geld aufzubringen,
wandte die die Gemeinde mit Aufrufen an die Öffentlichkeit:
Zeitschrift
"Der Israelit" vom 5. Februar 1920: "Aufruf! Die
Israelitische Gemeinde Trebur-Astheim ist in eine missliche Lage geraten, ihre
Synagoge, die baufällig wurde, bedarf dringend, um ihrem heiligen Zwecke dienen
zu können, der Wiederherstellung. Unsere Kräfte allein reichen hierzu nicht
aus. Wir richten deshalb die Bitte an die Öffentlichkeit, uns bei der
Aufbringung der Mittel, die bei der jetzigen Teuerung beträchtlich sind,
behilflich zu sein.
Auch unser Rabbiner Seiner Ehrwürden Herr Dr. Marx in Darmstadt hat sich bereit
erklärt, Spenden hierfür in Empfang zu neben. Wir werden an dieser Stelle
quittieren. Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Trebur bei Mainz. Albert
Goldschmidt." |
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1936 (durch die letzten
Gemeindevorsteher Gustav Rosenbaum und Erich Goldschmidt) wurden die Torarollen
der Gemeinde nach Darmstadt gebracht. Die Holzgegenstände aus der Synagoge
wurden verbrannt und auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau
beigesetzt.
Das Synagogengebäude blieb über den Krieg stehen, wurde jedoch 1969 oder
1970 abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde ein Wohnhaus erbaut. An
Standort der Synagoge Ecke Nauheimer Straße/Friedhofstraße wurde am 3. Juli
2014 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde
eingeweiht.
Adresse/Standort der Synagoge: Nauheimer Straße 4
(früher: Hauptstraße 4) / Ecke Friedhofstraße.
Fotos
(Quelle obere Fotozeile: Altaras 1994 S. 118 / Archiv Angelika
Schleindl; Fotos 2007: Hahn, Aufnahmedatum 6.7.2007)
Historisches Foto
(nach
1945) |
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Das Synagogengebäude in den
1960er-Jahren |
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Das Synagogengrundstück
2007
mit Hinweistafel |
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Das auf dem
Synagogengrundstück
stehende Wohnhaus |
Hinweistafel bis vor
2014, dann ersetzt
durch neuen Gedenkstein (s.u.) |
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Neue Gedenktafel zur
Erinnerung an die Synagoge
und die ehemalige jüdische Gemeinde Trebur
(Quelle: Gemeinde Trebur) |
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Text der
Tafel: "Hier stand bis zum Jahre 1970 die ehemalige Synagoge sowie ein Wohn-
und Schulhaus der jüdischen Gemeinde in Trebur, deren Existenz in der
nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 ausgelöscht wurde. Die
Stätte soll an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnern, die in dieser
Zeit gedemütigt, verfolgt, deportiert und ermordet wurden und eine Mahnung
an die künftigen Generationen sein, solches niemals wieder zuzulassen."
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Auf dem örtlichen
Friedhof:
Gefallenendenkmal 1870/71 |
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Name von Julius Oppenheimer |
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Gefallenendenkmal
des Ersten Weltkrieges |
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Name von Edmund Levy - die
anderen
Namen der jüdischen Gefallenen sind
gleichfalls eingetragen |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni 2009:
Stolperstein-Aktion - auch für Trebur angeregt |
Artikel in der Zeitung
"Main-Spitze" vom 2. Juli 2009: "Stolpersteine" auch in Trebur?
TREBUR - HOLOCAUST-GEDENKEN - GLT will an die vertriebenen jüdischen Mitbürger in der Gemeinde erinnern
(dev). Die Diskussion um die Verlegung von "Stolpersteinen" in Groß-Gerau zum Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger haben bei der Grünen Liste Trebur (GLT) die Idee geboren, eine ähnliche Diskussion auch in Trebur anzustoßen. Auf der öffentlichen Fraktionssitzung am Dienstag wurde das Thema ausführlich besprochen..." |
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November 2011:
Zum Stand der geplanten Verlegung von
"Stolpersteinen" in Trebur |
Artikel von Renate Danker in der Zeitung" Main-Spitze" vom 5.
November 2011: "An finstere Zeiten erinnern
TREBUR- NATIONALSOZIALISMUS Verein will mit Stolpersteinen ermordeter Juden gedenken
70 Jahre ist es her, dass der letzte jüdische Mitbürger Trebur verließ und damit jüdisches Leben ganz aus der Gemeinde verschwand. 14 weitere waren seit 1933, als sich die Repressalien gegen Juden durch die Nationalsozialisten immer weiter ausbreiteten, von Trebur weg und meistens in größere Städte gezogen. Einige wanderten in die USA aus, die anderen wurden in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht. Ähnlich erging es den Astheimer und Geinsheimer Juden..."
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Oktober 2012:
Museumsnacht zur Erinnerung an die
Judenverfolgung in Trebur |
Artikel in der "Main-Spitze" vom
25. Oktober 2012: "Museumsnacht erinnert an die Judenverfolgung in Trebur
TREBUR. (da). Erstmals wird es am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938, in Trebur ein kommunales Gedenken an die Verfolgung der Juden geben. Die
'Gesellschaft Heimat und Geschichte' wird im Rahmen ihrer 'Museumsnacht' namentlich an die Menschen jüdischen Glaubens erinnern, die in der NS-Zeit ihre Heimat verlassen mussten und von denen viele in Konzentrationslager verschleppt wurden, wo sie ermordet wurden..."
Link zum Artikel: Museumsnacht erinnert an die Judenverfolgung in Trebur (Main-Spitze, 25.10.2012)
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Juli 2013:
Informationsabend zu
"Stolpersteinen" in Trebur |
Presse-Artikel: Informationsabend über Stolpersteine in Trebur (Main-Spitze, 30.07.2013)
Aus dem Artikel: "...In Trebur steht eine Entscheidung über die Verlegung von
'Stolpersteinen' an. Im Vorfeld findet am Donnerstag, 22. August, um 19.30 Uhr ein Informationsabend im Ratssaal statt. Zu Gast sind Petra Kunik von der jüdischen Gemeinde Frankfurt und jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frankfurt, sowie Dekan a.D. Tankred Bühler des Evangelischen Dekanats Groß-Gerau...." |
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August 2013:
Anträge im Gemeinderat in
Trebur für die Verlegung der "Stolpersteine" und für einen
neuen Gedenkstein für die ehemalige Synagoge |
Presseartikel: Stolpersteine erinnern an Treburer NS-Opfer (Main-Spitze, 30.08.2013)
Aus dem Artikel: "In einem gemeinsamen Antrag haben SPD und Grüne Liste Trebur (GLT) die Verlegung von so genannten
'Stolpersteinen' zur Erinnerung an die Opfer der Nazi-Diktatur gefordert. Nach einer fast halbstündigen Sitzungsunterbrechung einigten sich alle Fraktionen auf einen gemeinsamen Antragstext, der anschließend einstimmig beschlossen wurde.
Das Projekt soll so lange durchgeführt werden, bis vor jedem Haus ein 'Stolperstein' liegt, in dem die Opfer damals wohnten. Die Kosten für den ersten Stein soll die Gemeindevertretung übernehmen, erläuterte Andreas Swirschuk
(GLT).
35 Opfer ermittelt. Bisher wurden 35 Personen ermittelt, für die ein
'Stolperstein' verlegt werden könnte. Constantin Mussel (CDU) bedauerte die zu schnelle Beschlussfassung.
'Vielleicht hätten wir ja eine eigene Form des Gedenkens gefunden', sagte er.
Weil die Union vorher nicht gefragt wurde, brachte sie nun ein Änderungsantrag ein. Die Union forderte, die
'Stolpersteine' nur mit Einwilligung der heutigen Hauseigentümer zu verlegen. Außerdem dürften der Gemeinde keine Kosten entstehen. Gefordert wird auch die Nachforschung nach weiteren Opfern. Diese Vorschläge wurden in den gemeinsamen Antrag eingebaut.
'Diese Diskussion über die Verlegung von ,Stolpersteinen‘ geht schon
ewig', sagte Gerhard Löffert (SPD). Es sei nun Zeit für eine Entscheidung. Die Steine werden auf der öffentlichen Straße verlegt, eine Zustimmung der Bewohner sei also nicht nötig. Damit könnte Unruhe in der Bevölkerung vermieden werden, erwiderte
Mussel.
'Wichtig ist, dass bald etwas passiert', forderte auch Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU). Die ursprüngliche Anregung kam vor zwei Jahren von der Gesellschaft Heimat und Geschichte, seitdem sei nichts passiert. Deren Vorsitzender Wolfgang Kraft bekräftigte den Wunsch, möglichst bald mit der Verlegung zu beginnen. Erste Spendenzusagen gebe es bereits.
Einstimmig beschlossen wurde außerdem der SPD-Antrag zur Erinnerung an die ehemalige Synagoge. Ein Gedenkstein mit Bronzetafel soll an die früheren jüdischen Mitbürger erinnern. Die Kosten für den Stein wurden noch nicht ermittelt, im Haushalt stehen dafür aber 8000 Euro bereit."
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Dezember 2013:
In Trebur sollen nach dem Willen der
Gemeindevertretung "Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in der main-spitze.de vom 17.
Dezember 2013: In Trebur sollen Stolpersteine verlegt werden (Main-Spitze, 17.12.2013) |
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Juli 2014:
Ein Gedenkstein für die Synagoge
wurde eingeweiht |
Artikel in der main-spitze.de vom 5. Juli
2014: Trebur: Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Gemeinde gesetzt (Main-Spitze, 05.07.2014)
Hinweis: dieser Gedenkstein ersetzte die bisherige Hinweistafel (siehe
Fotos oben) |
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Oktober 2014:
In Trebur werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel in der main-spitze.de vom 8. Oktober
2014: "Gedenken an Opfer der Nazis. GESCHICHTE 'Stolpersteine' bald auch in Trebur / Inzwischen 45 000 Steine in 18 europäischen Ländern
TREBUR - 'Stolpersteine' gegen das Vergessen: Im November werden in Trebur in der Hauptstraße und der Nauheimer Straße die ersten
'Stolpersteine' verlegt. Die Gemeindevertretung hatte dies im Herbst vergangenen Jahres beschlossen.
'Stolpersteine' sind wie berichtet ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, mit dem er 1992 begonnen hat. Mit den kleinen quadratischen Betonsteinen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden.
KONTAKT: Informationen zur Mitarbeit oder der Übernahme einer Patenschaft gibt es bei der Gemeindeverwaltung unter 0 61 47 / 2 08 16 oder kulturbuero@trebur.de.
Vor dem letzten Wohnsitz. Die 'Stolpersteine' werden vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Nazi-Opfer verlegt. Die zehn mal zehn Zentimeter großen Steine werden niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Auf ihrer Oberseite befindet sich jeweils eine individuell beschriftete Messingplatte.
Mittlerweile gibt es rund 45 000 Steine in 18 europäischen Ländern. Die kleinen Betonquader werden
'Stolpersteine' genannt, weil sie Passanten zum Gedenken einladen und so die Nazi-Opfer vor dem Vergessen bewahren. Sie sollen die Mitbürger von einst aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben.
Patenschaft für Stein. Mit dem Treburer Verein für Heimat und Geschichte wird die erste Verlegung von der Gemeindeverwaltung gemeinschaftlich vorbereitet. Ziel ist es, für alle ehemaligen Bürgerinnen und Bürger Treburs, die Opfer des Nazi-Regimes wurden, einen
'Stolperstein' zu verlegen. Unterstützen können dieses Projekt alle Einwohner der Gemeinde, durch ihre aktive Mitarbeit und ebenso durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Stein. Er kostet 120 Euro."
Gedenken an Opfer der Nazis (Main-Spitze, 08.10.2014) |
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Januar/Februar 2015:
Presseartikel über die "Stolpersteine" für
das Ehepaar Rosenbaum vor dem Haus Nauheimer Straße 9 und
für Lina und Sidoni Hiffelsheimer in der Haupstraße 28 |
Stolperstein in Trebur erinnern an das jüdische Ehepaar Rosenbaum (Main-Spitze, 06.01.2015)
Anmerkung: Flora und Gustav Rosenbaum wohnten in der Nauheimer Straße
9 und betrieben dort eine Gemischtwarenhandlung. Gustav Rosenbaum löste
1936 zusammen mit Erich Goldschmidt das jüdische Gemeindezentrum und die
Synagoge in der Nauheimer Straße auf und brachte die Tora-Rollen nach
Darmstadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Geschäft der Rosenbaums
geplündert, die Ware auf die Straße geworfen und angezündet. Das
Ehepaar hatte sich zu Nachbarn gerettet. 1939 verzogen die Rosenbaums nach
Offenburg, von wo sie 1940 nach Gurs deportiert und später ermordet
wurden. |
Stolpersteine erinnern in der Treburer Hauptstraße an Lina und Sidoni Hiffelsheimer (Main-Spitze, 02.02.2015) |
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Juli 2016:
Nachkommen einer jüdischen Familie zu Besuch in
Trebur |
Artikel von Daniela Hamann im
"Rüsselsheimer Echo" (Frankfurter Neue Presse) vom 23. Juli
2016: "Wandeln auf den Spuren der jüdischen Großeltern Stolpersteine führen in die Vergangenheit
Der eigenen Familie auf der Spur: Der Enkel eines ehemaligen jüdischen Bewohners von Trebur ist mit seiner Familie dem Leben seines Großvaters nachgegangen. Die Stolpersteine wurden dabei zu Wegweisern in die Vergangenheit.
Trebur. Vor fünf Jahren war Mike Randall aus den USA schon einmal mit seiner Familie in Trebur. Damals war seine Frau Alison mit der heute vier Jahren alten Tochter Story schwanger.
'Vor fünf Jahren waren wir nur kurz da. Es war an einem Sonntag und alle Geschäfte waren geschlossen. Wir haben Trebur damals auf eigene Faust
erkundet', erinnerte sich Mike Randal bei seinem aktuellen Besuch. Am Donnerstag kam die Familie zusammen mit Alison Randalls Mutter Marianne Vere auf Initiative der Stolperstein-Arbeitsgruppe und der Gemeinde Trebur in die Stadt.
Gemeinsam mit dem ersten Beigeordneten der Stadt, Jürgen Deja, unternahm die Familie zusammen mit Mitgliedern der Stolperstein-Arbeitsgruppe einen Rundgang zum ehemaligen Wohnort von
Carl Levy, dem jüdischen Großvater von Mike Randall. Dabei wurden die Stolpersteine zu Wegweisern in die Vergangenheit.
In seiner kurzen Begrüßung erinnerte Deja, dass für Mike Randalls jüdische Großmutter Elsie Levy im Jahre 2011 ein Stolperstein in
Büttelborn verlegt worden war. Elsie Levy hatte dort ihre Kindheit verbracht.
Für Randalls Großvater Carl, dessen Brüder Julius und Alex sowie deren Mutter Emelie seien im Juli 2015 Stolpersteine in der Krummgasse in Trebur verlegt worden. Dort befindet sich noch heute das Haus, in dem Carl mit seiner Familie lebte, bevor er 1937 vor den Nazis in die USA floh. Seine spätere Ehefrau Elsie folgte ihm im Jahre 1938..."
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zum Artikel |
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September 2016:
Ist Astheim werden "Stolpersteine"
verlegt
Dazu erschien ein Artikel von Renate Danker am 11. Juni 2016 in der
"Main-Spitze": "Erinnerung an jüdische Bürger"
Link zum Artikel |
Artikel von Ralph Keim im
"Rüsselsheimer Echo" (Frankfurter Neue Presse) vom 7. September
2016: "Künstler Gunter Demnig verlegt zwölf Exemplare - Stolpersteine in Astheim: Ein kleines Stück Erinnerung.
In Astheim sind zwölf Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an drei Standorten an zwölf Menschen, die von den nationalsozialistischen Machthabern zumindest vertrieben, in manchen Fällen sogar ermordet wurden.
Astheim. Wer war Kathinka Rothschild? Kaum einer in Astheim dürfte darauf eine Antwort geben können. Kathinka Rothschild war eine Bürgerin Astheims. Sie wurde 1870 geboren und heiratete als
'geborene Oppenheimer' Benjamin Rothschild. In Astheim führte sie ein Geschäft, unter anderem für Kolonialwaren, Getreide und Früchte. Sie bekam drei Kinder und zog in den dreißiger Jahren in ein Frankfurter Altersheim. So weit kein ungewöhnlicher Lebenslauf. Doch 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht, was für Kathinka Rothschild fatale Folgen hatte.
Als Jüdin sah sich sie sich bald Repressalien ausgesetzt. Im August 1942 wurde sie verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Wochen später ermordet wurde. Mehr als 70 Jahre lang erinnerte nichts in
Astheim an das Schicksal von Kathinka Rothschild. Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig haben dies geändert. Seit Dienstagvormittag erinnert zumindest ein im Bürgersteig eingelassener kleiner Kubus an die Jüdin, die in Astheim zuletzt in der Straße Alt Astheim gelebt hat.
Und nicht nur an Kathinka Rothschild: Denn insgesamt zwölf solcher, von ihm einst vor knapp 25 Jahren kreierten Stolpersteine verlegte Gunter Demnig am gestrigen Vormittag an drei Standorten in Astheim. Möglich gemacht hat dies zum einen der Treburer Arbeitskreis Stolpersteine, der das Leben und das Schicksal der zwölf Personen recherchiert hat. Aber auch die Paten, die die Kosten der quadratischen Kuben und deren Verlegung im Bürgersteig übernommen haben. Dazu zählt Constantin Mussel, der als Mitglied des Arbeitskreises das Schicksal von Kathinka Rothschild vortrug.
'Ein winziger Ausdruck der Geschichte'. Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU) und der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Paul Zeelen (CDU), bekräftigten die Bedeutung der Stolpersteine.
'Sie sind ein kleines Stück Vergangenheitsbewältigung, ein winziger Ausdruck der
Geschichte', sagte Zeelen. Bürgermeister Sittmann dankte nicht nur den Paten für ihre Unterstützung, sondern auch Gunter Demnig, dass er die Verlegung der Stolpersteine selbst vorgenommen hat. Der Künstler war am Vortag noch in Mainz aktiv gewesen.
'Bis kurz vor Weihnachten bin ich praktisch jeden Tag in einer anderen
Stadt', berichtete der Erfinder der Stolpersteine.
Das Absinto Orkestra gestaltete die drei Zeremonien musikalisch. Knapp 20 Stolpersteine wurden in den vergangenen Jahren in Geinsheim, der Kerngemeinde und jetzt in Astheim verlegt. Wie Constantin Mussel am Rande der Aktion erläuterte, seien weitere Verlegungen erst einmal nicht geplant."
Damit sei das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. 'Man kann mit Stolpersteinen ja auch derjenigen gedenken, die politisch verfolgt oder beim Euthanasieprogramm der Nazis ermordet wurden.' Allerdings sei man auch darauf angewiesen, entsprechende Informationen von den Familien selbst zu bekommen. Und das gestalte sich in der Regel nicht gerade einfach."
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zum Artikel |
Artikel von Detlef Volk in "echo-online.de"
vom 20. Oktober 2016: "Zeitzeugin der Verfolgung
ASTHEIM - Mit bewegenden Worten hat Erna Roos bei der 'Stolperstein'-Verlegung
Anfang September an die Familie Strauss in der Mainzer Straße 12 in Astheim
erinnert. Als Zeitzeugin ließ sie die Zeit der Nazi-Diktatur lebendig
werden. 'Antisemitismus ist immer noch da', sagte Roos. Auch Rassenhass und
Fremdenfeindlichkeit seien 'bei uns in Astheim' zu spüren. 'Wir dürfen uns
nicht verschließen oder fürchten, unsere Meinung zu sagen, denn dies ist
heute mehr denn je wichtig', betonte sie. Die Erinnerungen an die Familie
Strauss bleiben bei Erna Roos, die damals sechs Jahre alt war, lebendig.
Berta Strauss schenkte vor ihrer Deportation ihren Großeltern sechs
Silberlöffel als Dankeschön für die Unterstützung. Nach dem Tod der
Großmutter gingen die Löffel an die Tante über und nach deren Tod an Erna
Roos. Vor einigen Jahren wollte sie die Löffel an die jüdische Gemeinde in
Frankfurt weitergeben. 'Aber da sagte man mir, ich solle sie behalten und an
meine Kinder weitergeben, denn es wäre ja ein Geschenk gewesen für eine gute
Tat. Die Löffel waren nie in Gebrauch und werden es auch weiterhin nicht
sein. Sie sind ein Andenken an Familie Strauss', sagte Roos.
In der Dunkelheit heimlich Lebensmittel abgeholt. Erna Roos lebte in
Nachbarschaft zur Familie Strauss in der Waldstraße. Sie kann sich noch gut
an Besuche von Berta Strauss erinnern. 'Sie kam mehrmals bei Dunkelheit zu
uns in ihrer blaugestreiften Halbschürze und holte Lebensmittel ab. Ich
erinnere mich, wie mein Großvater sagte: Kind, das darfst du niemandem
erzählen.'
IN SOBIBOR ERMORDET. Im Februar 1942 wurden die drei Geschwister
Siegfried, Isidor und Berta Strauss abgeholt und in eine Schule nach
Darmstadt gebracht. Am 24. März gingen sie dann auf dem ersten Transport aus
Hessen mit 1000 Juden von Darmstadt in Richtung Osten. Zynischerwise nannte
sich der Zug 'Gesellschaftszug zur Beförderung von Arbeitern – Zugnummer DA
14'. Er kam am 27. März 1942 in Piaski an, am 22. Juni 1942 wurde das
gesamte Ghetto geräumt und die Menschen mit einem geschlossenen Transport in
das Vernichtungslager Sobibor gebracht und ermordet. (dev)
Heute noch bewundere sie den Mut ihres Opas, der furchtlos geholfen habe,
obwohl er selbst nach der Machtergreifung mehrmals, immer nachts, von der
Gestapo Darmstadt und zwei SA-Männern aus Astheim verhört wurde. Er erfuhr
auch Gewalt, weil er nicht gewillt war, sein Amt als demokratisch gewählter
sozialdemokratischer Bürgermeister aufzugeben. Vater Joseph Strauss, geboren
1857, war Kleinhändler und habe auch Kleinvieh verkauft. Man nannte ihn 'es
Viehjüddsche', berichtet Roos. Die Familie war nicht begütert und lebte in
einfachen Verhältnissen zurückgezogen. Joseph Strauss starb 1940 mit 83
Jahren. Die beiden Söhne Siegfried, geboren 1891, und Isidor, geboren 1894,
sorgten auch schon lange vor dem Tod des Vaters für das Auskommen der
Familie. Isidor war im ersten Weltkrieg Soldat und hatte ein Auge verloren,
ihm wurde das Eiserne Kreuz verliehen. Siegfried hatte ein Amt in der
Treburer Synagoge, denn Astheimer Juden gehörten verwaltungsmäßig zur
jüdischen Gemeinde in Trebur. 1938 waren beide zeitweilig im KZ Buchenwald
in 'Schutzhaft'. Berta Strauss, Jahrgang 1889, war die älteste Tochter und
hatte nach dem Tod der Mutter 1928 die Familie versorgt. Der jüngsten
Tochter Martha, Jahrgang 1898, hat die Familie trotz ihrer geringen
finanziellen Mittel 1937 die Emigration nach Amerika ermöglicht. Sie lebte
in New York und starb dort im November 1978."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 305-306. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 141. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 118-119. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 178. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 216-217. |
| Angelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn.
Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Ein Beitrag zur
Geschichte der Landjuden in Südhessen. Hg. vom Magistrat der Kreisstadt
Groß-Gerau 1993. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Trebur
Hesse. Founded in the 18th century, the Jewish community numbered 100 (about 6 %
of the population in 1871), dwindling to 12 in 1933 and disbanding three years
later. Nearly all the remaining Jews left before worldwar II.
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