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Fürstenforst (Gemeinde
Burghaslach, Kreis
Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Betsaal
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Fürstenforst bestand im 18./19. Jahrhundert eine
kleine jüdische Gemeinde, über die bislang nur wenig Informationen
vorliegen. Im Fürstlich Castell'schen Archiv finden sich Urkunden von ca. 1786,
ein "Zettel mit Liste der Fürstenforster Juden im Judenhaus", Akten
von 1799 bis 1803 über "Die Aufnahme der Schutzjuden zu
Fürstenforst" und von 1802 zu einem "Darlehen für Moses Löw zur
Fürstenforst".
1813 wurde die Zahl der in Fürstenforst zugelassenen jüdischen Familien auf
acht festgesetzt (Matrikelstellen). In der in diesem Jahr angelegten und bei
Sterbefällen der Matrikelinhabern fortgeführten Liste werden folgende
jüdische Familien genannt (in Klammer der Familienname).
- Moises Veist Berggraber, geb. 1758, Schmuser; nach
seinem Tod Moses Samson Rosenblatt, geb. 1777 in Fürstenforst,
Handel mit optischen Waren.
- Isaac Simon Fruchtler, geb. 1775, Schmuser; nach
seinem Tod Jesaias Markstein, geb. 1805 in Fürstenforst,
Seifenmacher, gest. vor 1813, den Matrikelplatz hatte noch seine Frau Fanny
Markstein inne.
- Bär Hirsch Gotthelf, geb. 1765, Handel mit
optischen Gläsern; nach seinem Tod Isaac Uhlmann, geb. 1817 in
Fürstenforst, Inh. einer Ökonomie.
- Moises Löw Himbeer geb. 1747, Handel mit rohem
Leder; nach seinem Tod Seligmann Massenbacher, geb. 1818,
Buchbindermeister.
- Joseph Abraham Löffler, geb. 1763, Handel mit
Kleidern und optischen Gläsern; nach seinem Tod Salomon Sturm, geb.
1804, Inhaber einer Ökonomie.
- Salomon Jesajas Markstein geb. 1772, Handel
mit alten Kleidern und Schmusen; nach seinem Tod und der Auswanderung der
Witwe nach Amerika wurde die Stelle nicht neu besetzt.
- Joel Simon Schiksal, geb. 1760, Handel mit optischen
Geräten; nach seinem Tod Mattaeus Simon Schiksal, geb. 1797,
Taglöhner.
- Salomon Moisis Schlumper geb. 1770, dann Witwe
Margern, weibliche Handarbeiter, Handel mit Bändern, Lumpen; sie tritt die
Matrikel an ihren Sohn ab: Jacob Salomon Schlumper, geb. 1804,
Taglöhner; nach seinem Tod wird die Stelle von seiner Witwe Caroline
Schlumper eingenommen.
Bereits früh begann die Abwanderung der jüdischen Familien. 1785 wird in
Burghaslach Josua Jud
genannt, der angibt, 1774 als ein ehemaliger Hochfürstlich Anspachischem
Schuz auf dem Fürstenforst den herrschaftlichen Schutz gehabt zu haben. In
der Mitte des 19. Jahrhunderts sind mehrere der Familien offenbar nach Amerika
ausgewandert oder in andere Orte verzogen. Vermutlich gab es bereits Ende des
19. Jahrhunderts keine jüdischen Einwohner mehr am Ort.
An Einrichtungen bestanden nach Angaben von Schwierz "mit
Sicherheit ein Betsaal, eine Schule und eine Mikwe". Doch wurden auf Grund der Nähe zu Burghaslach zumindest zeitweise
auch die dortigen jüdischen Einrichtungen mitbenutzt. Aus den Jahren 1780-81
gibt des im Fürstlich Castell'schen Archiv Dokumente zu den "zwischen der
Burghaslacher und Fürstenforster Judenschaft obwaltenden Streitigkeiten wegen
des Schulengehens (= Synagogenbesuch) in Burghaslach". Die Toten der Gemeinde wurden seit der
Zeit um 1700 auf dem jüdischen Friedhof in Aschbach beigesetzt, seit der Anlage
des Friedhofes in Burghaslach 1775 auf diesem Friedhof.
Die jüdische Gemeinde wurde dem
Bezirksrabbinat Uehlfeld zugeteilt.
Das Gebäude einer früheren "Judenschule" ist mit dem Gebäude
Fürstenforst Nr. 19 bis heute erhalten. Eine hebräische Inschrift auf dem
Dachboden weist darauf hin, dass sich hier früher ein Betraum befand.
Möglicherweise war die "Judenschule" das frühere jüdische
Gemeindezentrum mit Betsaal (Synagoge), Schule und Wohnung eines
Lehrers/Vorbeters. Es dürfte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
benützt worden sein. Nach Auflösung der Gemeinde wurde das Gebäude zu einem
Wohnhaus umgebaut und als solches verwendet.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Fürstenforst gefunden. |
Abbildungen
Matrikelliste, angelegt
1813,
fortgeführt bei Tod oder
Wegzug des Matrikelinhabers
(Aus: Fleischmann, Mesusa 5 s. Lit. S. 76) |
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Die "Judenschule"
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach) |
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Das Gebäude der
"Judenschule" (Fotos vom April 2012) zeigt als Besonderheit zwei
nebeneinanderliegende Eingangstüren |
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Das Gebäude
im März 2022. Die linke Hälfte wurde neu gebaut.
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Hinweis auf früheren
Betsaal
in der "Judenschule"
(Foto: Schwierz, s.Lit. S. 168)
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Hebräische Inschrift auf
dem
Dachboden der "Judenschule" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 168. |
| Johann Fleischmann: Mesusa 2. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2000. passim. |
| ders.: Mesusa 3. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Die jüdischen
Friedhöfe von Zeckern usw. Mühlhausen 2002. passim. (insbesondere
innerhalb der Abschnitte zu den jüdischen Friedhof in Aschbach und Burghaslach). |
| ders.: Mesusa 4. Lebensbeschreibungen und Schicksale.
Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach.
Mühlhausen 2004 passim. |
| ders.: Mesusa 5. Geschichtssplitter und Chronik der Familie
Steinacher. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und
Seebach. 2006. (insbesondere: Die Judenmatrikel von Fürstenforst. S.
75-77).
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