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Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts den Herren von Gemmingen und
den den Herren/Grafen von Neipperg (zuvor auch Württemberg) gehörenden
Gemmingen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit
nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Erstmals werden 1664 drei Juden am
Ort genannt. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts nahm ihre Zahl zu: 1718 fünf,
1751 zwölf, 1762 17 Familien.
Im 18. Jahrhundert lebte zeitweise ein Rabbiner am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 17 jüdische Familien, 1826 122 jüdische Einwohner (10,8 % von
insgesamt 1.127 Einwohnern), 1833 149, 1838 158, 1841 181, Höchstzahl 1864
mit 291 Personen (ca. 23 % der Einwohnerschaft), 1871 252, 1875 190 (15,7 %
von 1.208), 1880 182, 1885 203, 1890 186, 1895 164, 1900 157 (11,7 % von 1.339),
1905 131, 1910 105 (8,5 % von 1.235). Die Erwerbstätigkeit der Juden bestand überwiegend
im Handel mit Vieh, Getreide und Textilien. Seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen Handlungen und Läden im Ort.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule
(Israelitische Konfessionsschule bis 1876) und ein rituelles Bad. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Die Toten der Gemeinde wurden - seit 1818/19 -
im jüdischen Friedhof
in Eppingen beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bretten.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hugo Herz-Herzog
(geb. 18.4.1887 in Gemmingen, gef. 12.2.1915), Gefreiter Max Oppenheimer (geb.
12.8.1887 in Gemmingen, gestorben an der Kriegsverletzung 10.1.1920), Moritz
Oppenheimer (geb. 15.4.1889 in Gemmingen, gef. 1.1.1915), Max Ottenheimer (geb.
17.4.1897 in Gemmingen, gef. 21.3.1918), Max Wertheimer (geb. 26.4.1888 in
Gemmingen, gef. 8.7.1915). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal am
Eingang zum jüdischen Friedhof
in Eppingen. Außerdem ist gefallen: Unteroffizier Simon Kahn (geb.
24.3.1871 in Gemmingen, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 16.1.1918).
Um 1924, als noch 57 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,6 % von
insgesamt 1.234 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Leopold Kahn,
Abraham Oppenheimer und Adolf Ottenheimer. Als Schochet wird Lehmann Frank
genannt. Den Religionsunterricht an der Volksschule erteilte Lehrer Samuel
Bravmann aus Eppingen. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein
(für Kranke und Sterbefälle; 1924 unter Leitung von Leopold Kahn) und den Israelitischen
Frauenverein (siehe unten im Bericht zur Auszeichnung von Karoline Kahn
1871). Zur jüdischen Gemeinde Gemmingen gehörten inzwischen auch die - nach
Auflösung der dortigen Gemeinde - noch in Stebbach
lebenden sechs (1924) beziehungsweise acht (1932) jüdischen Personen (im
Verzeichnis 1932 wird Stebbach als "Filialgemeinde" zu Gemmingen geführt.
1932 wird als Gemeindevorsteher weiterhin Leopold Kahn genannt.
An
ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben im
Besitz jüdischer Familien / Einzelpersonen sind bekannt: Textilgeschäft Ludwig
Herz und Max (Milton) Herz (Schwaigerner Straße), Viehhandlung David und Josef
Kahn (Stephansberg 5), Viehhandlung Leopold Kahn und Moritz Manasse (Richener
Straße 22), Lebensmittelgeschäft und Mehl-/Getreidehandlung Samuel Ottenheimer
(Bahnhofstraße).
1933 lebten noch 47 jüdische Personen in Gemmingen. Die jüdischen
Geschäfte konnten sich bis 1938 halten, dann wurden sie zur Schließung
gezwungen. Bis 1939 sind die meisten der jüdischen Einwohner emigriert, unter
ihnen Max Oppenheimer, der 1936/37 noch kurz Zeit in Gemmingen als Arzt tätig
war. Über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 siehe im Abschnitt zur
Synagoge unten. Die letzten sieben jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober
1940 nach Gurs deportiert. Andere wurden von Orten deportiert, in die sie von
Gemmingen aus gezogen waren.
Von den in Gemmingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Abraham geb.
Kahn (1866), Frieda Allersheimer geb. Oppenheimer (1883), Selma Sofia Baer geb.
Oppenheimer (1886), Rosa Baum geb. Oppenheimer (1884), Anna Bodenheimer (1871),
Hermine Ehrlich (1888), Kätchen Frank geb. Hanauer (1871), Levi Frank (1885),
Sophie Frank (1864), Aron Gutmann (1886), Emanuel Gutmann (1873), Moses Gutmann
(1880), Hilde Haas geb. Manasse (1895), Berta Hanauer geb. Oppenheimer (1880),
Isak Hanauer (1882), Albert Herzog (1885), Gustav Jakob Herzog (1882), Jeanette
Kahn (1870), Johanna Kahn geb. Richheimer (1878), Max Kahn (1884), Klara
Kaufmann geb. Oppenheimer (1886), Karoline Kirchhausen geb. Oppenheimer (1852),
Sara Lindauer geb. Ottenheimer (1863), Babette Maier geb. Oppenheimer (1895;
"Stolperstein" für sie in Reutlingen),
Henriette Melzer geb. Herzog (1887), Betty Oppenheimer (1896), Else (Elsa)
Oppenheimer geb. Oppenheimer (1894), Ida Oppenheimer (1893), Julius Oppenheimer
(1882), Karl Oppenheimer (1877), Marx Oppenheimer (1880), Moses Oppenheimer
(1894; "Stolperstein" für ihn in
Stuttgart), Sigmund Oppenheimer
(1877), Simon Oppenheimer (1876), Adolf Ottenheimer (1870), Berta Ottenheimer
(1864), Johanna (Hannchen) Ottenheimer geb. Mayer (1868), Sara Ottenheimer geb.
Ottenheimer (1870), Sara Sofie Ottenheimer (1874), Sigmund Ottenheimer (1902),
Wilhelm Ottenheimer (1900), Heinrich (Hayum) Richheimer (1861), Moritz
Richheimer (1895), Aaron Rothschild (1869), Max Rothschild (1865), Wilhelm
(Willy) Rothschild (1867), Sophie Salomon geb. Richheimer (1876), Hedwig
Steinfeld geb. Ottenheimer (1866), Flora Stern geb. Kahn (1891), Hedwig (Edwiga)
Wertheimer (1882).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Lehrers und Vorsängers
(1849)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 8. August 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem jährlichen
Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde
Gemmingen, Synagogenbezirks Sinsheim, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst
des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge dahier sich
zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder
Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte
nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden" |
Anzeige des Taubstummen-Instituts von Lehrer
Bodenheimer (1877)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1877: "Taubstummen-Institut
und Pensionat. Ich gestatte mir anzuzeigen, dass ich gewillt bin,
bildungsfähige israelitische Taubstimme, beiderlei Geschlechts, in
Pension unter Unterrichte vom 7. Jahre an gegen entsprechendes Honorar
aufzunehmen; sie im Sprechen und in den Elementarfächern, vom Staate
überwacht, zu kultivieren. Religionsunterricht und liebevolle Behandlung
gleich seinem eigenen taubstummen Kinde wird zugesichert.
Gemmingen, Kreis Heidelberg. Lehrer Bodenheimer." |
Werbeanzeige des Lehrers Bodenheimer für ein Medikament
gegen Bleichsucht (1878)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1878: "Radikale
Heilung der Bleichsucht. Weder Stahltropfen noch sonstige Medikamente
gewähren eine sichere und schnelle Heilung, eine Nichtrepetition dieses
bei Damen auftretenden Leidens. Eine Flasche meines Zinons, wovon täglich
nur 3 kleine Portionen zu trinken sind, nicht schädlich, nicht widerlich
schmeckend, kuriert vollständig selbst eingefleischte Bleichsucht.
Obschon der Zinon ein einfaches Mittel mit Rezept ist, auch für 1 Flasche
nur Mark 5,50 Vorausbezahlung oder Mark 6 Postnachnahme zu senden sind, so
garantiere ich überdies die Rücksendung dieses Geldes derjenigen
Patientin, welche versichert, durch den geordneten Genuss des Zinons nicht
von der Bleichsucht höchstens in 3-4 Wochen kuriert worden zu sein.
Meine redliche Lebensweise wird von der verehrlichen Redaktion dieses
Blattes bezeugt.*)
Zu beziehen bei Bodenheimer, Lehrer in Gemmingen (Baden).
*) Herr Bodenheimer ist uns von glaubwürdiger Seite als ein Mann solide Charakter
geschildert. Die Redaktion." |
Klage gegen eine Verleumdung des jüdischen Lehrers (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1894: "Aus
dem Rabbinatsbezirk Bretten. Ein seltener Fall einer
Gerichtsverhandlung beschäftigte am verflossenen Freitag den 26. Oktober
das Schöffengericht in Eppingen; es handelte sich um einen Strafantrag
gegen Personen, welche Aussagen gegen einen Kultusangestellten, er habe
rituell unerlaubte Speisen genossen, verbreiteten. Der Tatbestand ist
folgender: Vor einigen Monaten machten die Lehrer der Volksschule in Gemmingen,
darunter auch der israelitische Lehrer Reis, mit ihren Schülern einen Vergnügungsausflug
nach Weinsberg (Württemberg). In einem Wirtshaus wurde das Mittagsmahl
eingenommen und zwar die Schüler in dem äußeren, die Lehrer in dem
innern oder Nebenzimmer. Während die christlichen Lehrer Fleischspeisen
erhielten, ließ sich der jüdische Lehrer gesottene Eier servieren.
Dennoch ging bald das Gerücht im Gemmingen um, Herr Reis habe sich an dem
Mahle rituell nicht erlaubter Speisen beteiligt. Gegen zwei Personen hat
Lehrer Reis Beschwerde beim Großherzoglichen Oberrate der Israeliten in
Karlsruhe erhoben. Nachdem der von diesem beantragte Sühnversuch beim
Synagogenrat in Gemmingen gescheitert war, wurde die Sache dem
Staatsanwalte zur geeigneten Bestrafung übergeben. Denn wenn die Sache
wahr wäre, so wäre der Lehrer bezüglich Erteilung des
Religionsunterrichts und als Vorsänger nicht mehr geeignet gewesen. Die
eidlichen Beweise haben bei der Gerichtsverhandlung ergeben, dass Lehrer
Reis sich an dem Genusse rituell nicht erlaubter Speisen nicht beteiligt
habe. Der eine der Angeklagte wurde mit einer Geldstrafe belegt, der
Andere wurde deshalb freigesprochen, weil er Mitglied des Synagogenrats
ist und rechtliche Interessen zu wahren hatte. Wir freuen uns, nicht weil
ein Angeklagter bestraft wurde, wohl aber deshalb, weil falsch
Anschuldigungen gegen Kultusangestellte wegen Übertretung religiöser
Pflichten der weltlichen Strafe unterliegen |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Karoline M. Kahn erhält eine Auszeichnung
(1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1871: "Gemmingen
(Baden). Die dahier in allen Kreisen angesehene Frau Karoline M. Kahn,
Vorsteherin des israelitischen Frauenvereins, hat aus der Großherzoglichen
Ordenskanzlei einen Erinnerungsorden für ihre geleistete freiwillige Tätigkeit
während des Krieges erhalten." |
Anmerkung: Das Grab von Karoline (Kela)
Kahn geb. Bär (geb. 25. September 1815, gest. 9. September 1887) ist
auf dem Friedhof in Eppingen
(Dokumentation Nr. 460). |
Zum Tod von Baruch Hirsch Kahn (1879)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1879: "Aus Baden. Am Schabbat
Paraschat Jitro (= Schabbat mit der Toralesung Jitro = 2. Mose
18,1 - 20,23; das war 15. Februar 1879) starb in seinem Geburtsorte Gemmingen,
Herr B.H. Kahn aus Mannheim nach kurzem, aber schmerzlichem Krankenlager
im Alter von nur 43 Jahren. Der Verstorbene war ein Biedermann im wahren
Sinne des Ortes. Wo es galt, mit Rat und Tat zu helfen, war er der erste.
Wie viele Tränen hat er nicht im Geheimen getrocknet! In vielen Fällen
kannte selbst der Empfänger seinen Wohltäter nicht. Er lebte mit seiner
ebenso musterhaften Frau in glücklichster Ehe und erzog seine fünf
Kinder vortrefflich und religiös. Vor einigen Wochen war sein greiser
Vater schwer erkrankt, und auf die Nachricht hin war er (der einzige Sohn)
sofort ans Krankenlager geeilt mit dem Vorsatze, nicht eher zu seiner
Familie zurückzukehren bis sein Vater wieder genesen, denn seine Seele
war geknüpft an seine Seele (1. Mose 44,30). Aber der Ratschluss
Gottes wollte es anders. Einige Tage nach seiner Ankunft im väterlichen
Hause überfiel ihn ein kurzes, aber schmerzliches Leiden und schon nach
wenigen Tagen, nachdem er zuvor sein Haus bestellt und seiner an sein
Krankenbett herbeigeeilten Gattin seinen letzten Willen in Bezug auf seine
Verhältnisse und Kinder kund gegeben und von ihr und seinen Freunden rührenden
Abschied genommen hatte, hauchte er, ruhig und ergeben in den Willen
Gottes sich fügend, seine reine Seele als frommer Jehudi aus. Zu dem am
darauf folgenden Sonntage stattgehabten Leichenbegängnisse waren die
zahlreichen Verwandten und Freunde von nah und fern herbeigeeilt, um
diesem Ehrenmanne die letzte Ehre zu erweisen; auch die christliche Bevölkerung
nahm herzlichen Anteil an diesem Verluste. Der in hohem Ansehen stehende
Lehrer in Gemmingen, Herr Bodenheimer, hielt eine von Herzen kommende und
zu Herzen dringende Leichenrede, dem allgemeinen Schmerze und der großen
Trauer tiefinnigen Ausdruck verleihend. Dem schwer kranken Vater des
Verstorbenen ist bis jetzt der Tod seines einzigen Sohnes verheimlicht
worden. Möge der allgütige Vater ihm bald ein heilsames Medikament
schicken. Möge seine (des Verstorbenen) Gerechtigkeit vor ihm hergehen
und die Herrlichkeit Gottes ihn aufnehmen; ihm sei Frieden und die Erde
leicht. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens. Haus St." |
Anmerkung: Baruch Hirsch Kahn (geb.
27. Juni 1837, gest. 15. Februar 1879) wurde auf dem Friedhof
in Eppingen beigesetzt. Sein Grabstein ist erhalten (Dokumentation Nr.
392; Inschrift des Grabsteines übersetzt: Hier ruht der teure und
wohltätige Mann unter den Wohltäter, d.i. der verehrte Herr Baruch Zwi
Sohn des Moses haCohen aus Gemmingen, gestorben in gutem Ruf den heiligen Schabbat,
22. Schewat 5639 und begraben am Sonntag 23. desselben. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
"Denkmal" für Kaiser Friedrich - auch in
Gemmingen (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1885: "Ein Denkmal für
Kaiser Friedrich. Den Ruf-Namen Friedrich erhielten:
… 406) Söhnchen des Herrn M. Oppenheimer in Gemmingen
(mitgeteilt von Herrn Mohel Isac Weingärtner in Flehingen)." |
25-jähriges Jubiläum von Mohel (Beschneider)
Hermann Hanauer (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1893: "Gemmingen. (Mohel
Jubiläum). Aus Baden wird uns geschrieben: nächsten Halbfeiertag
von Pessach werden es 25 Jahre, dass unser Gemeindemitglied, Herr
Hermann Hanauer, Schwiegersohn des Rabbi Löb Ettlingen – seligen Andenkens – in Mannheim, zum ersten Male sein heiliges Amt
als Mohel selbstständig ausübte,
und zwar in hiesiger Gemeinde. Der Jubilar ist der Mohel des ganzen Bezirks und wird auch oft nach größeren
Entfernungen berufen. Herr Hanauer erfreut sich sowohl in hiesigem Orte,
als auch in seinem sonstigen großen Bekanntenkreise, seiner echten
Religiosität, Rechtlichkeit und Bescheidenheit wegen, allgemeiner Achtung
und Beliebtheit. Möge ihn Gott weiter in seinen Schutz nehmen". |
Verteidigung von Vorwürfen gegen den Schochet Lehmann Frank in Gemmingen
und seinen Kollegen in Münzesheim (1894)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1894: "Bretten, 31.
Oktober. Die Nr. 80/81 Ihrer Zeitung bringt einen längeren Artikel:
‚Aus dem Großherzogtum Baden’ und enthält hierin auch eine
Auslassung betreffs zweier im diesseitigen Rabbinatssprengel fungierenden
Schochtim etc., die zum allermindesten unwahr ist.
In Gemmingen nämlich, woselbst seit geraumer Zeit die jüdischen
Unterlehrer – an der Elementarschule – zugleich den
Religionsunterricht erteilen, eo ipso schon von Staatswegen die Schechita
nicht ausüben dürfen, versieht seit 6 ¼ Jahren der 43-jährige Kultusbürger
Lehmann Frank, und in Münzesheim,
da die kleine Gemeinde schon ein Vierteljahrhundert des eigenen Lehrers
entbehrt, der ebenfalls noch im kräftigen Mannesalter stehende, jetzige
Altvorsteher Maier Stroh, seit mehr als 15 Jahren ununterbrochen den Schächterdienst.
Beide haben seinerzeit, nachdem sie unter Leitung städtischer
Gemeindeschochetim die theoretische und praktische Seite des Schächteramts
erlernt, bei mir eine umfassende theoretische Prüfung, bestehend in
Auffinden und Ausschleifen der Mängel in Schlachtmessern, der
einschläglichen Bestimmungen in Bezug auf Schechita und Bedika
etc. zur Zufriedenheit abgelegt, sowie in meiner Gegenwart 3 Stück
Federvieh (worunter regelmäßig eine Taube) rituell geschächtet und auch
den sonstigen Auflagen behufs nachheriger Abschlachtung einer gewissen
Anzahl von Klein- und Großvieh, unter einem, vollkommen entsprochen,
bevor ich die Autorisation (Kabbala) erteilte.
Ohne noch zu fragen, wer ist denn der Unberufene, der unter der Hülle der
Anonymität sich als Sachverständiger gebärdet…, erwähne ich noch in
Bezug auf das ‚Nichtgutsehen' des Schochet Stroh in Münzesheim, dass
derselbe, wie viele Tausend andere, kurzsichtig ist und bei Ausübung der
Schechita-Bedika eine geeignete Brille trägt, und mitnichten unter den
obwaltenden Umständen untauglich ist. Wird ja weder das zu handhabende
Schlachtmesser (Sakin) noch das zu tötende Schlachttier und die
nachher zu untersuchenden Organe von dem Funktionär einige Kilometer weit
entfernt sein!
Erhielt ja auch vor einigen Jahren ein in Eppingen
wohnender und ununterbrochen bis jetzt dort wohnender Privatmann von einem
nahen Rabbiner einer orthodoxen Religionsgesellschaft, ohne dass ich als
einzig zuständiger Rabbiner überhaupt, geschweige von Letzterem vorher
irgendwie befragt, oder später benachrichtigt wurde, Kabala behufs Ausübung
der Schächterfunktion, und trug und trägt derselbe weniger aus
Koketterie, sondern auch aus zwingender Notwendigkeit eine Brille!
Derselbe hat aber keinesfalls die praktische Erfahrung der
Obenbezeichneten. Überdies dürften seine diesbezüglichen theoretischen
Kenntnisse, wenn sie etwa weiter ausgedehnt werden wollten, als über das
einfache Wissen in Bezug auch die Richtigstellung des Schlachtmessers und
die Normen betreffs der Schechita und Bedika etc., d.h. etwa auf
Begründung und Erfassung der Gemara in Cholin und der davon
abzuleitenden Decisoren, auch bei ihm vergeblich gesucht werden, selbst
wenn der Gottbegnadete mit einem Dutzend guter, unbewaffneter, oder
brillengestärkter Augen ausgestattet wäre.
Bezirksrabbiner L. Schlessinger." |
Undankbarer Gast im Haus von Gustav Oppenheimer (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1901: "Gemmingen,
im Juli (1901). Ein Akt von Undankbarkeit bildet gegenwärtig das
Tagesgespräch hierselbst und in der Umgegend. Ein armer, lediger Mann des
badischen Oberlandes, welcher alljährlich mehrmals mit wenigen Waren, wie
Kalender, Koscher-Seife etc., die israelitischen Gemeinden des
Landes besucht, kam vor einiger Zeit auch nach Gemmingen, wo er von dem
hiesigen Kaufmanne, Herrn Gustav Oppenheimer, zum Mittagstisch eingeladen
wurde. Der Gast mochte wohl mit den Kindern gespielt haben, was ein
Hündchen nicht leiden wollte und dem Fremden in einen Finger biss.
Die Familie Oppenheimer wusch sofort die kleine Wunde aus und verband
dieselbe. Was tat nun dieser Gast? Er nahm einen Rechtsanwalt und
verklagte im Armenwege seinen Wohltäter beim Großherzoglichen
Amtsgerichte Eppingen wegen einer Forderung von hundert Mark als
Schmerzensgeld. Was sagen Sie dazu? B." |
Fabrikant M. Richheimer erhält das
Ehrenbürgerrecht (1911)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Dezember 1911: "Stuttgart.
Fabrikant M. Richheimer erhielt das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde
Gemmingen." |
Zum 80. Geburtstag von Rike Vollweiler
(1928)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1928: "Gemmingen (Baden),
10. Januar (1928). Am 9. Tewes feierte hier Frau Rike Vollweiler ihren 80.
Geburtstag. Sie tritt in jene Jahressphäre ein, von denen unsere Weisen: Ben
Schmomim Ligwura. Als wahre wackere
Frau im Sinne unserer jüdischen lehre trägt sie kraftvoll die
ehrenvolle Krone des Alters. Vieles hat sie erlebt, nichts aber, was sie
nicht mit dem Gottvertrauen und
der Frömmigkeit einer echt jüdischen Frau ertragen hätte. Möge ihr Gott noch recht viele sonnige Jahre geben und alle ihre Lieben und
Freunde sich mit ihr noch recht lange freuen lassen. Ist ihr auch ein
engerer Familienkreis nicht beschert gewesen, so hat sie durch ihr
liebevolles Wesen und Wirken sich die Armen und Verwandten zur engeren
Familie gemacht. Diese rufen ihr heute zu: (Alles Gute) bis 120 Jahre!" |
Anmerkung: Ricke Vollweiler geb.
Richheimer starb am 15. Juli 1929 in Gemmingen, Grab Nr. 602
(Dokumentation s.Lit.) in Eppingen. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige von Samuel Ottenheimer (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. August 1903:
"Für meinen kleinen Haushalt suche zum sofortigen Eintritt
ein tüchtiges Mädchen.
Samuel Ottenheimer, Gemmingen (Baden)." |
Lehmann Frank sucht eine Lehrstelle für seinen
Sohn (1904)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1904:
"Suche für meinen
14-jährigen Sohn, der Ostern die Schule verlässt, eine
Lehrstelle in
einer Konditorei.
Lehmann Frank, Gemmingen (Baden)." |
Anzeige der Zigarrenfabrik A. Oppenheimer (1919)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31.
Januar 1919:
"Gewandte Kontoristin
in Stenographie und Schreibmaschine perfekt, für mein am Samstag und
Feiertage geschlossenes Büro gesucht.
A. Oppenheimer, Zigarrenfabrik, Gemmingen,
Baden." |
Anzeige von Frau A. Oppenheimer
(1920)
Anzeige im "Frankfurter Jüdischen Familienblatt"
vom 12. März 1920: "Ich suche per sofort, eventuell
auch nach Ostern wegen der Verheiratung meiner Tochter in meinen rituellen
Haushalt ein jüdisches zuverlässiges Mädchen bei guter
Verpflegung. Dienstmädchen vorhanden.
Süddeutsche Angebote mit Gehaltsansprüche nebst Bild und
Zeugnisabschriften erbittet
Frau A. Oppenheimer, Gemmingen, Baden." |
Verlobungsanzeige von Lydia Beitmann und Simon
Ottenheimer (1935)
Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1935:
"Lydia Beitmann - Simon Ottenheimer.
Verlobte.
Dielkirchen - Rheinpfalz - Gemmingen - Baden." |
Berichte zu Nachkommen
Über Werner Oppenheimer, Sohn des
Max Oppenheimer aus Gemmingen
- Ein Artikel in der "Riverdale Press" vom 12. November 2009 berichtet über
Werner Fritz Oppenheimer (geb. 1922 in Mannheim, gest. 2012 Bronx New York).
Dieser war ein Sohn von Max Oppenheimer (geb. 1891 in Gemmingen, gest.
1950 in New York) und von Alice geb. August (geb. 1890 in
Neunkirchen, gest. 1990 in New York
City). Die Familie ist 1938 in die USA emigriert.
Die Mutter Alice geb. August war die Tochter von Eduard August und Friederike
geb. Simon (Tochter von Emanuel Simon).
Der
Artikel ist als pdf-Datei eingestellt. Grab von Max und Alice
Oppenheimer:
https://de.findagrave.com/memorial/211315355/max-oppenheimer.
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war auf Grund der zu geringen Zahl jüdischer
Einwohner noch kein Betsaal vorhanden. 1727 erhielten die Gemminger Juden
die Erlaubnis, gegen eine jährliche Abgabe von zehn Reichstalern eine
"Schule" (Synagoge) einzurichten, womit ein Betsaal in einem
der jüdischen Häuser gemeint war. Drei Jahre später (1730) werden dann auch
ein "Judenschulmeister" namens Meyer und sein Vorgänger Wolf Weyl,
der vermutlich die Jahre zuvor tätig war, genannt. Bei den Christen am Ort stieß
die Abhaltung jüdischer Gottesdienste in Gemmingen zumindest teilweise auf
Ablehnung und führte zu Auseinandersetzungen und auch Ausschreitungen. 1730
beschwerte sich Judenschulmeister Meyer darüber, dass ihm die Fenster von
Jugendlichen mit großen Steinen eingeworfen worden seien, worauf diese zu 32
Tagen Schanzarbeit verurteilt wurden. 1733 beklagte sich der Gemminger Pfarrer
bei der Ortsherrschaft über die "überhand nehmende Judenschule" und
bezeichnete Juden als Bettler, Müßiggänger, Gotteslästerer und Christenschänder.
Von jüdischer Seite wurde teilweise heftig reagiert. 1737 wurde der
"Judenrabbi" bestraft, weil er im Rausch zwei Bürger als "Scheißkerle"
beschumpfen hatte. Im Laufe der Jahre hat sich dann die Aufregung gelegt und die
jüdischen und nichtjüdischen Einwohner scheinen besser miteinander ausgekommen
zu sein. Um 1790 gab es größere Spannungen innerhalb der jüdischen Gemeinde,
da ein Teil der Gemminger Judenschaft sich mit den benachbarten Juden in Richen
und Ittlingen
zusammen tat und beispielsweise bei Sterbefällen die Verrichtung eines
gemeinsamen Gebetes mit den anderen Gemminger Juden verweigerte.
Wie lange der 1727 eingerichtete Betsaal bestand, ob er verlegt oder bereits im
18. Jahrhundert eine Synagoge erbaut wurde, ist nicht bekannt. 1821 wurde
jedenfalls eine neue größere Synagoge erstellt, die hinter dem an der
Schwaigerner Straße stehenden israelitischen Schulhaus stand. Diese neue
Synagoge war bereits Anfang der 1880er-Jahre baufällig geworden und musste aus
diesem Grund fast ganz abgebrochen werden. An ihrer Stelle wurde wiederum eine
neue Synagoge erbaut, die am 4. Februar 1887 durch Rabbiner Schlesinger aus
Bretten feierlich eingeweiht werden konnte:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1887:
"Gemmingen (Baden). Am Freitag, 4. Februar fand hier die
Synagogeneinweihung in erhebender und feierlicher Weise statt. Dem
Festzuge hatte sich der protestantische Geistliche und der Gemeinderat
angeschlossen. Herr Rabbiner Schlesinger erwähnte in seiner gediegenen
und mit vielem Beifall aufgenommenen Weiherede, dass die alte Synagoge
erst vor 65 Jahren eingeweiht worden war, der Reparatur wegen aber fast
ganz abgerissen werden musste, um jetzt um so größer und schöner wieder
erbaut zu werden. Der Bau der Synagoge ist in allen Teilen als gelungen zu
bezeichnen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von auswärtigen
SA-Leuten ausgeräumt, das Gebäude jedoch wegen der Wohnungen im davor
stehenden ehemaligen jüdischen Schulhaus nicht angezündet. Das
Synagogengrundstück wurde noch 1938 von der bürgerlichen Gemeinde erworben. 1975/76
wurde das Gebäude im Zuge der Ortssanierung abgebrochen und an seiner Stelle
der "Bürgerturmplatz" angelegt. Ein Gedenkstein oder ein sonstiger
Hinweis ist bislang nicht vorhanden.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
eventuelle Hinweise bitte an den
Webmaster von Alemannia Judaica: Adresse siehe Eingangsseite |
Plan/Fotos nach 1945/Gegenwart:
|
Plan von Gemmingen Anfang der 1970er-Jahre. Auf Grundstück Nr. 175 sind
die Gebäude der ehemaligen
jüdischen Schule (an der Schwaigerner
Straße) und der Synagoge (Hintergebäude zur Schule) eingezeichnet |
Fotos um 1965/75 |
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Ehemalige Synagoge
(Quelle: Hundsnurscher/ Taddey
s. Lit. Abb. 72) |
Die ehemalige jüdische Schule
an der Schwaigerner Straße,
dahinter die
Synagoge |
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Fotos 2003:
(Foto: Hahn,
Aufnahmedatum 15.9.2003) |
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Blick über das ehemalige
Synagogengrundstück (im Bereich des
Parkplatzes und Umgebung) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 106-107. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und
Stadt Heilbronn. 1986. S. 73-80. |
| Ralf Bischoff/Reinhard Hauke (Hrsg.): Der
jüdische Friedhof in Eppingen. Eine Dokumentation. 1989 (Reihe: Rund um den
Ottilienberg Band 5, Hrsg. von den "Heimatfreunden Eppingen"). |
| Ortsmitte Gemmingen – unterm Strich
betrachtet. 1972-1983 (Veröffentlichung zur Ortssanierung der Gemeinde
Gemmingen).
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| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. . |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Christiane
Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine
Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften
der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter
Heidelberg 2012.
Zur Synagoge in Gemmingen: S. 35-36. |
| Norbert Jung: Von Kahn zu Kult. Unsere Nachbarin - Die
Zigarre. Ein Beitrag zur Geschichte der Heilbronner Bahnhofsvorstadt.
Erschien 2009 (eingestellt
als pdf-Datei).
Anmerkung: 2009 erschien diese Publikation, initiiert und hrsg. von der
HELA und der Abendrealschule Heilbronn, um die historische Dimension dieses
Platzes in der Bahnhofsvorstadt und den Übergang von der industriellen
Nutzung zum Kulturhaus zu würdigen, nicht zuletzt aber der Pflege der
Nachbarschaft wegen. Die Brüder Anselm, Julius und Josef Kahn, aus Gemmingen
nach Heilbronn gekommen, betrieben gemeinschaftlich die Anhang des 20.
Jahrhunderts gegründete Zigarrenfabrik in der Achtungstraße und setzten ihre
gefragten Produkte in hohen Stückzahlen ab. In der Zeit der NS-Diktatuer
wurden jüdische Unternehmer infolge der Arisierung aus der Wirtschaft und
zur Emigration gedrängt. Auch die Brüder Kahn mussten nach der Flucht aus
Deutschland neue Perspektiven in Europa und in den USA suchen. 2019 besuchte
Harold Kahn, ein Engel Josef Kahns, begleitet von seinen Nichten Lauren und
Lynelle, die Heimat seines Großvaters und zugleich den Geburtsort Heilbronn
seines Vaters Otto Albert, die Familie hatte in der Bruckmannstraße 28
gewohnt. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gemmingen Baden. The
first Jews may have settled after the Thirty Years War (1618-48) but their
presence is only known for certain from the 18th century. A Jewish elementary
school was opened in the 1830s and a synagogue was erected in 1882. The Jewish
population reached a peak of 252 in 1871, dropping to 105 in 1910 (total 1,235)
and 47 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was
vandalized. In 1934-39, 21 Jews emigrated from Germany (13 to the U.S., six to
South America), while 26 left for other German cities, six of them being
ultimately sent to the camps, as were five directly from Gemmingen to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940.
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