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Halsdorf mit
Wohra (Gemeinde
Wohratal, Kreis Marburg-Biedenkopf)
und mit Josbach und Ernsthausen (Stadt Rauschenberg, Kreis Marburg-Biedenkopf)
sowie Wolferode (Stadtallendorf)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Halsdorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Halsdorf war bereits Mitte des 18. Jahrhunderts Mittelpunkt der auch in
den umliegenden Orten wie Josbach und Wohra lebenden jüdischen Personen. 1744
gab es vier jüdische Familien in Halsdorf, jeweils eine Familie in Wohra und
Josbach. Auch in den Orten Ernsthausen und
Wolferode gab im 18./19.
Jahrhundert einzelne jüdische Familien, die zur Gemeinde in Halsdorf gehörten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Halsdorf: 1835 31 jüdische Einwohner, 1861 40 (6,6 % von insgesamt
607 Einwohnern), 1871 51 (10,6 % von 481), 1885 36 (4,8 % von 464), 1895 29 (6,4
% von 453), 1910 38 (7,5 % von 505); in Wohra 1835 11, 1861 44, 1905 49, in Josbach
1835 12, 1861 38, 1905 44. Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom
Viehhandel; einige hatten dazu Landwirtschaft. In Josbach gab es als
Besonderheit die Mazzenfabrik der Familie Steinfeld, die weit über die Grenzen
Hessens bekannt und geschätzt war (siehe Berichte/Anzeigen unten).
1893 gehörten zur jüdischen Gemeinde Halsdorf insgesamt 123 Personen. In
der ganzen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Bestrebungen
von Seiten der in Wohra und auch Josbach lebenden jüdischen Familien, eigene -
von Halsdorf unabhängige - Gemeinden zu bilden, was jedoch behördlicherseits
nicht genehmigt wurde.
An Einrichtungen bestanden in Halsdorf eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische
Elementarschule (vor 1856 bis etwa 1926) beziehungsweise Religionsschule, ein rituelles Bad sowie ein
Friedhof. Auch in Wohra und Josbach gab es je einen Betraum beziehungsweise eine
Synagoge. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als Lehrer
sind bekannt: Elias Abraham Stern (ab 1843 bis 1848), Michael Fackenheim
(1848/49; geb. 1828 in Lispenhausen;
war nach Halsdorf Lehrer in Dillich), David Kohlhagen (aus
Höringhausen (ab 1849), Levi Elsässer (um
1853/54), Samuel Wallach (um 1855/61), Moritz (Moses) Marcus (vor 1867 bis 1874, dann in
Neustadt), Manasse
Blumenthal (von 1869 bis 1871 Lehrer in Büdingen,
1871 bis 1875 in Hungen, 1875 bis 1878 Merzhausen,
in Halsdorf ab 1878 bis 1912), Kaufmann Levi (geb. 1880 in Frielendorf,
von 1912 bis 1939 in Halsdorf). Die Israelitische
Elementarschule hatte 1876 51 Schüler (in drei Abteilungen), um 1900 zwischen
30 und 33, 1912 18, 1926 nur noch 9. Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Halsdorf
Berthold Katten (geb. 15.12.1893 in Halsdorf, gest. 19.5.1915 in Gefangenschaft)
und Mendel Katten (geb. 5.4.1893 in Halsdorf, gef. 11.8.1914), aus Josbach
Gefreiter Isidor Steinfeld (geb. 20.8.1888 in Josbach, geb. 30.6.1916), Levi
Steinfeld (geb. 20.12.1888 in Josbach, gef. 25.9.1915) und Salli Steinfeld (geb.
20.6.1895 in Josbach, gef. 31.5.1916).
Um 1924, als zur Gemeinde 42 jüdische Einwohner in Halsdorf (7 % von
insgesamt etwa 600 Einwohner), dazu 43 in Wohra und 31 in Josbach gehörten, war
Gemeindevorsteher M. Kadden I. Als Lehrer, Kantor und Schochet war der bereits
genannte Lehrer Kaufmann Levi tätig. Er erteilte an der jüdischen Volksschule
acht Kindern den Unterricht,
dazu erhielten von ihm 10 Kinder Religionsunterricht. 1932 war 1.
Vorsitzender der Gemeinde Meier Kadden II, Schriftführer M. Rosenfeld. Lehrer,
Kantor und Schochet war weiterhin Herr Levi. An Halsdorf wurden 38, in Wohra 36,
in Josbach 25 Gemeindeglieder gezählt. Im Schuljahr 1931/32 erhielten zehn Kinder
Religionsunterricht.
1933 lebten noch 37 jüdische Personen in Halsdorf (6,5 % von 568),
etwa 35 in Wohra und etwa 25 in Josbach. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (insbesondere in die USA). 1939 lebten in Halsdorf
noch 10 jüdische Personen (1,8 % von 549), gleichfalls noch mehrere in Wohra
und Josbach. Der letzte Vorsitzende der Gemeinde Meier Katten II konnte
noch 1940 nach den USA emigrieren und ist in Kalifornien verstorben.
Von den in Halsdorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hermann Paul
Blumenthal (1902), Isidor Blumenthal (1885), Bettchen Kadden (1876), Abraham
Katten (1876), Flora Katten geb. Appel (1885), Sara Katten geb. Kadden (1858),
Siegfried Siegmund Katten (1908), Simon Arthur Katten (1912), Denny Levi (1914),
Johanna Löwenstein geb. Katten (1896), Bertl Rosenfeld (1929), Herrmann
Rosenfeld (1923), Selma Rosenfeld geb. Stern (1898), Julie Stern geb. Kadden
(1869), Amalie Weiler geb. Blumenthal (1879).
Aus Wohra sind umgekommen: siehe Seite zu
Wohra.
Aus Josbach sind umgekommen: Selma Blum geb. Steinfeld
(1892), Settchen Blumenthal geb. Katten (1855), Minna Hony geb. Katten (1884),
Sara Isaak geb. Kadden (1866), Bertha Isenberg geb. Katten (1861), Flora
Isenberg geb. Katten (1891), Bertha Kadden geb. Isenberg (1895), Edith Kadden
(1926), Emil (Elias) Kadden (1880), Hermann Kadden (1886), Herz Kadden (1886),
Meda Kadden (1891), Gustel Lesser (1878), Regina Plaut geb. Katten (1866), Rosa
Therese Schuster geb. Steinfeld (1891), Irma Jettchen Steinfeld (1923), Paula
Steinfeld geb. Katten (1890).
Zu Josbach vgl. den Beitrag von Michael Dorhs: "Wir hatten nicht
einmal die Chance, 'Auf Wiedersehen' zu sagen...". Zum Schicksal der
jüdischen Familien aus Josbach 1933-1945. Beitrag
im Februar 2018 eingestellt als pdf-Datei.
Keine aus Ernsthausen stammenden Personen werden in den Listen genannt.
Aus Wolferode ist umgekommen: Daniel Oppenheim (geb. 1865, wohnhaft
später in Hamburg).
Hinweis: Ein Gedenkstein für die ermordeten
Mitglieder der jüdischen Gemeinden Wohra und
Halsdorf steht am Gebäude der Gemeindeverwaltung Wohratal in Wohra, Halsdorfer
Straße 56 (siehe Fotos unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1876
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1877: "Die
Erledigung der nachverzeichneten israelitischen Lehrer- und
Vorsängerstellen im Kreise Kirchhain, Regierungsbezirk Kassel, als:
1) zu Halsdorf, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 870 Mark.
2) Holzhausen, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 915 Mark.
3) Schweinsberg, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 870 Mark, wird
hierdurch mit dem Bemerken veröffentlicht, dass geeignete Bewerber um die
eine oder andere Stelle ihre mit den erforderlichen Prüfungs- und
Führungszeugnisse zu versehende Meldungsgesuche innerhalb sechs Wochen
bei unterfertiger Behörde einreichen mögen. Marburg, den 27. Dezember
1876. Königliches israelitisches Vorsteheramt. Dr. Munk." |
Lehrer Manasse Blumenthal tritt in den Ruhestand (1912)
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai
1912: "Halsdorf (Kreis Kirchhain). Lehrer Blumenthal tritt am 1. Juli
in den Ruhestand und zieht nach Marburg." |
Lehrer Manasse Blumenthal tritt in den Ruhestand - sein
Nachfolger wird Lehrer Kaufmann Levi (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. August
1912: "Die Lehrerstelle in Halsdorf ist von Königlicher
Regierung Herrn Levi, bisher in Lingen, übvertragen worden.
Herr M. Blumenthal, der hier 32 Jahre segensreich gewirkt hat, ist
in den Ruhestand getreten und hat seinen Wohnsitz nach Marburg
verlegt." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
S. Oppenheim berichtet über seinen im Krieg 1870/71
verwundeten Sohn Leopold (1871)
Nach A. Schneider s. Lit. S. 234-235 war die Familie Oppenheim im 19.
Jahrhundert die einzige jüdische Familie in Ernsthausen. Der in der Anzeige
genannte S. Oppenheim war Süßkind Oppenheim (1819-1890), verheiratet
mit Keile geb. Wachenheimer (aus Rauischholzhausen, 1822-1888). Die beiden
hatten zehn Kinder. Der genannte Leopold Oppenheim ist am 2. Mai 1840 in
Ernsthausen geboren. Er starb am 25. Mai 1873, vermutlich auf Grund der in der
Anzeige beschriebenen schweren Verletzungen im Krieg.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1871:
"Öffentliche Danksagung. Mein Sohn, Leopold Oppenheim, Füsselier
des 83er hessischen Infanterie-Regiments, welcher am 8. Oktober vorigen
Jahres in der Schlacht von Orleans durch einen Schuss in die Brust
verwundet worden war, lag 4 Monate lang im Hospital in Bad Homburg.
Während dieser Zeit nahm sich Herr Rabbiner fromm seiner väterlich an,
besuchte ihn oft und veranlasste andere edle Glaubensgenossen, dass sie
ihm täglich Koscherkost brachten und ihm in allen Beziehungen
Unterstützung gewährten. Ich fühle mich daher veranlasst, Herrn
Rabbiner Fromm und den andern edlen Wohltätern hiermit meinen
herzlichsten Dank öffentlich auszusprechen.
S. Oppenheim aus Ernsthausen, Kreis
Kirchheim." |
Über den aus Josbach stammenden Samuel Steinfeld, später
Oberkantor in Augsburg (Bericht zu seinem Tod 1933)
Samuel Steinfeld war nach A. Schneider s. Lit. S. 269 ein Sohn von
Meier Steinfeld (1818-1898) und seiner Frau Merle geb. Haas aus Mardorf
(1821-1878). Samuel war das jüngste von insgesamt acht Kindern des
Paares.
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1933: "Samuel Steinfeld - er ruhe in Frieden -.
Am 13. März (1933) verschied unser lieber Freund und Kollege, der wegen
seiner hohen geistigen Qualitäten und seiner Friedensliebe allgemein
geschätzte Oberkantor und Lehrer i.R. Samuel Steinfeld.
Samuel Steinfeld seligen Andenkens war am 6. Juli 1863 in Josbach
in Hessen geboren. Seine Ausbildung empfing er im Lehrerseminar in Köln
und genoss dann die Freuden und Leiden des jungen Lehrers in den Gemeinden
Meckenheim, Gailingen und Sinsheim
(Baden). Hier schloss er den Bund der Ehe mit einer
gleichhochstrebenden Frau. Aus der überaus glücklichen Ehe entsprossen
sieben Kinder.
Im Jahre 1890 wurde der Verblichene als zweiter Kantor nach Karlsruhe
berufen. Hier war ihm die Möglichkeit gegeben, auf dem Konservatorium
seinen sonoren Bariton schulen zu lassen, und es ist sicherlich dieser
ausgezeichneten Stimmbildung mit zuzuschreiben, dass der Sänger bis zum
Lebensende bewundernswert durchhalten konnte.
1895 wurde ihm von der Kultusgemeinde Augsburg
unter 60 Bewerbern die Stelle eines 1. Kantors und Lehrers übertragen. Er
waltete hier bis zur Erreichung der Altersgrenze in segensreichster Weise,
im Nebenamt auch als Schofarbläser, gewissenhafter Mohel und
zuverlässiger Verwalter der Armenkasse.
Dem gab am Tage der Beerdigung, die unter großer Anteilnahme der
Gesamtgemeinde in ehrenvollster Weise sich vollzog, Herr Bezirksrabbiner
Dr. Jakob, in tief gefühlten Worten Ausdruck. Unter ehrenden Worten
sprach sodann der erste Vorsitzende des Vorstandes, Herr Justizrat Dr. Strauß,
dem pflichttreuen Beamten den Dank und die Anerkennung der Verwaltung und
der Gesamtgemeinde aus und schloss mit der Versicherung, dass man hier
seiner stets in Ehren gedenken werde. Feierlich umrahmt waren die beiden
Nachrufe durch ein Quartett 'Enoch' von Lewandovsky und durch das 'El
mole Rachamim', tief empfunden und künstlerisch vollendet gesungen
vom Ortskollegen, Herrn Oberkantor Heimann.
Nach der Beerdigung gab im Trauerhause der langjährige Amtsgenosse Dr. E.
Fränkl in einem 'Lernen' der großen Trauer des engeren Freundeskreises
Ausdruck und versprach im Namen und im Auftrage der Standesorganisationen
(Jüdischer Lehrerverein für Bayern, Bezirkskonferenz Schwaben und
Allgemeiner deutscher Kantorenverband) dem treuen Kollegen Treue um Treue.
Möge von jedermann Gottesverehrung und Menschenliebe in gleicher
Vorbildlichkeit geübt werden! (hebräisch und deutsch:) 'Möge unser Ende
dem seinen gleichen!' Dr. E.F." |
Jüdische
Gewerbebetriebe: Die Mazzenfabrik Steinfeld in Josbach
Bäckersuche der Mazzenfabrik
Steinfeld (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1903:
"Suche per 1. Januar 1904 für meine Mazzothfabrik einen tüchtigen
Bäcker bei freier Station im Hause, welcher schon in dieser Branche
tätig gewesen ist. Reflektanten wollen sich gefälligst sofort an die
Firma Witwe J. Steinfeld, Josbach, Kreis Kirchhain (Hessen),
melden." |
Provinzialrabbiner Dr. Cohn hat die Aufsicht über die
Mazzenfabrik Steinfeld (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1925:
"Zur gefälligen Kenntnisnahme!
Meiner Aufsicht unterstehen auch in
diesem Jahre folgende Mazzosbäckereien: Firma Josef Spier in Momberg,
Firma Steinfeldt Witwe in Josbach, Firma Hilker & Schmalz in
Kassel (Letztere unter Mitaufsicht des Herrn Landrabbiner Dr. Walter).
Provinzial-Rabbiner Dr. Cohn - Marburg." |
70-jähriges Bestehen der Mazzenfabrik Steinfeld (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1926: "Josbach
(Kreis Kirchhain), 8. Februar. Ihr 70jähriges Bestehen beging die Mazzot-Fabrik
von Isaak Steinfeld (Inhaber Faist) dahier. Aus kleinen Anfängen
hervorgegangen, hat sich die Firma zu bedeutender Höhe emporgeschwungen.
Ihre Fabrikate werden bis weit über die Provinz Hessen-Nassau hinaus
versandt." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Josbach
geborenen Elias Kadden |
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Kennkarte (ausgestellt
in Dieburg 1939) für Elias Kadden (geb. 19. Mai 1880 in Josbach),
Metzger, wohnhaft
in Babenhausen und Köln, am 20. Juli 1942 deportiert ab Köln nach
Minsk, ermordet in Maly Trostinec |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum beziehungsweise eine Synagoge
in einem der jüdischen Häuser vorhanden. So wird 1843/47/50 wird berichtet,
dass die in Halsdorf, Josbach und Wohra lebenden jüdischen Personen gemeinsam
Gottesdienste in einem jüdischen Privathaus in Halsdorf
abgehalten haben. Angesichts der
damals steigenden Zahl der jüdischen Einwohner war der Raum zu klein geworden,
sodass man sich zu einem Synagogenneubau entschloss. Zunächst wollte man die
Scheune des Simon Cadden kaufen, sie abreißen und an deren Stelle die Synagoge
bauen. Dann fiel auf Grund eines Gutachtens, das Landbaumeisters Augener aus
Frankenberg (beziehungsweise Landbaumeister Regenbogen) im Oktober 1851 erstellt
hatte, die Wahl auf das Wohnhaus des Wiegand Dersch, das sich - auch auf Grund
seines baulich guten Zustandes - zu einem Umbau zur Synagoge eignete. In einem
Anbau sollten die Schule, Lehrerwohnung und das Bad untergebracht werden. Für
den Erwerb des Wohnhauses Dersch hatte die Gemeinde 300 - 350 RTh zu erbringen.
Der Kostenanschlag, den 1853 gemeinsam mit den Bauplänen der Landbaumeister
erstellte, belief sich auf 836 RTh.
Wann der Bau genau ausgeführt werden konnte - um 1854 (Altaras) oder 1856/57
(Arnsberg mit Hinweis auf das 1906 oder 1907 gefeierte 50jährige Jubiläum)
konnte noch nicht genau geklärt werden. Das jüdische Gemeindezentrum wurde
jedenfalls nach den Plänen des Landbaumeisters ausgeführt: angebaut an das
Synagogengebäude wurde ein Schulgebäude mit Lehrerwohnung (im
Obergeschoss) und rituellem Bad im Untergeschoss. Während es sich beim
Synagogengebäude, dem ehemaligen Wohnhaus Dersch, um ein zweigeschossiges
Fachwerkhaus mit Sattel giebelseitig zum Buchenweg handelte, wurde das
Schulgebäude als Backsteinbau im Erdgeschoss mit Fachwerk im Obergeschoss und
Sattel längs zum Buchenweg ausgeführt.
Etwa 80 Jahre dienten die Gebäude im Buchenweg als jüdisches
Gemeindezentrum.
Angesichts des schnellen Rückganges der
jüdischen Gemeindeglieder nach 1933 wurde noch vor dem Novemberpogrom 1938 das
Synagogen- und das Schulgebäude geschlossen, die rituellen Gegenstände nach
Marburg gebracht (wo sie im November 1938 vernichtet wurden). Synagogen- und
Schulgebäude wurden beim Novemberpogrom 1938 nicht zerstört. Die
Gebäude kamen 1940 in den Besitz der politischen Gemeinde. Das Schulgebäude
diente nach 1945 einige Zeit auch als zweites Schulgebäude der bürgerlichen
Gemeinde. Das ehemalige Synagogengebäude kam in 1964 Privatbesitz und wurde zu
einem Wohnhaus umgebaut.
Betraum/Synagoge in Josbach: In Josbach
wurde etwa 1878 ein Betraum beziehungsweise eine Synagoge eingerichtet. Damals
wollten sich die Josbacher Juden von der Gemeinde Halsdorf trennen und eine
eigene Gemeinde bilden; sechs Personen hatten schon ihren Austritt aus der
Synagogengemeinde Halsdorf erklärt. Die Trennung wurde jedoch
behördlicherseits nicht genehmigt.
Synagoge in Wohra
(interner Link).
Adresse/Standort der Synagoge: in
Halsdorf: Buchenweg
4
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 25.3.2008)
Das ehemalige jüdische
Gemeindezentrum in Halsdorf |
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Links Synagogen, rechts
Schulgebäude |
Blick auf das ehemalige
Schulgebäude |
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Der ursprüngliche Eingang zur
Synagoge befand sich am heute großen,
weißen Feld an der Ecke des
Gebäudes |
Der Eingang
zum Schulgebäude |
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Buchenweg, links die
ehemalige Synagoge |
Die ehemalige
Synagoge, heute Wohnhaus |
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Gedenkstein am Gebäude der
Gemeindeverwaltung
(Fotos: Helmut Hermann, Wohratal) |
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Inschrift:
"Die Gemeinde Wohratal erinnert sich ihrer Einwohner, die von
Handlangern der menschenverachtenden Gewaltherrschaft des Nazi-Regimes
zwischen 1933 und 1945 wegen ihrer Volkszugehörigkeit, ihres Glaubens,
ihrer Überzeugung oder ihres Widerstandes verfolgt, vertrieben,
verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Mehr als ein Drittel der
Mitglieder der jüdischen Gemeinden Wohra und Halsdorf ließ ihr Leben.
Die jüdischen Gemeinden existieren nicht mehr. Die Wohraer Synagoge wurde
1992 von der jüdischen Gemeinde Giessen in ihr Gemeindezentrum nach
Giessen umgesetzt. Die Opfer mahnen uns: Wehret den Anfängen!
1994." |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juli 2009:
Nachfahren der Familie Kadden zu Besuch in
Halsdorf |
Artikel in www.halsdorf.net
(Artikel):
"Nachfahren ehemaliger jüdischer Einwohner zu Besuch in Halsdorf
Einen erkenntnisreichen und eindrucksvollen Nachmittag erlebten die Familien von Ronald und dessen Sohn Jonathan Kadden aus den USA am Sonntag, 19.07.2009. Ronald Kadden ist ein Sohn von Siegmund Kadden. Der 1907 geborene Siegmund Kadden war ein jüdischer Mitbürger, der Halsdorf 1936 aufgrund der durch die Nazis initiierten Judenverfolgung verlassen musste. Er emigrierte in die Vereinigten Staaten. Auch für die die Besucher begleitenden Halsdorfer Familien war der Besuch ein sehr
beeindruckendes, lehrreiches und nachhaltiges Erlebnis.
Anfang Mai war Jonathan Kadden über die Halsdorfer Homepage www.halsdorf.net
per email mit Dieter Engel in Kontakt getreten. Unter dem Aspekt der jüdischen Kultur und Geschichte bereitete Engel dann einen Rundgang durch Halsdorf vor. Heike Lindner erklärte sich spontan bereit, bei den notwendigen Übersetzungen während des Rundganges mit den amerikanischen Familien behilflich zu sein."
Am Sonntag 19.07.2009 trafen die Familien von Ronald und Jonathan Kadden um die Mittagszeit in Halsdorf ein. Auf Einladung der politischen Gemeinde Wohratal aß man zunächst gemeinsam in einem Kirchhainer Restaurant zu Mittag. Nachdem man sich kurz vorgestellt hatte, ergaben sich bereits intensive Gespräche zu Kultur und Schicksal der Juden von Halsdorf.
In Begleitung der Familien Lindner und Engel sowie Gerhard Paesler und dem Zeitzeugen Peter Engel begann der Rundgang am jüdischen Friedhof. Nach einer Gedenkminute erläuterte Dieter Engel kurz die Geschichte des Friedhofes und machte auf den Grabstein von Herz Kadden, dem Urgroßvater von Ronald Kadden aufmerksam.
Anschließend ging man zur ehemaligen Synagoge. Der Synagoge angeschlossen war die Schule der israelitischen Gemeinde. Im Obergeschoss des Schulgebäudes lebte die Familie des Lehrers und Kantors Kaufmann Levi. Die Familie Levi musste 1939 nach Palästina emigrieren.
Die nächsten Stationen waren die früheren Häuser jüdischer Mitbürger. Bei den Erläuterungen wies Dieter Engel insbesondere auf das furchtbare Schicksal der Familien Max Rosenfeld und Abraham Katten hin. Sämtliche Familienmitglieder wurden zunächst deportiert und später ermordet.
Ganz besonders wichtig für Ronald und Jonathan Kadden war der Besuch des Hauses seines Großvaters bzw.
Urgroßvaters Salomon. Hier hatte auch Siegmund Kadden seine Kindheit und Jugend bis zur Zwangsemigration verlebt. Die heutigen Bewohner des Hauses, Hilde und Günter Paesler zeigten den Besuchern bereitwillig die Wohnräume der hier ursprünglich lebenden Familie Kadden. Hilde Paesler erläuterte, wo sich der Gemischtwarenladen, Küche und die Schlafräume der Kaddens befunden hatten. Gegen 17.30 Uhr verabschiedeten sich die Kaddens sehr herzlich und bedankten sich sehr für den
aufschlussreichen Nachmittag. Dieter Engel verabschiedete die Familie mit zwei Buchgeschenken, der Chronik von Halsdorf und dem Buch "Unbekannt verzogen oder weggemacht" von Barbara Händler-Lachmann und Ulrich Schütt. Die Kaddens überreichten ihm einen interessanten Bildband über die Vereinigten Staaten." |
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Oktober 2015:
In Josbach werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von Matthias Mayer in der
"Oberhessischen Presse" vom 5. Oktober 2015: "13 Stolpersteine Jüdisches
Leben wird gegenwärtig
Der heute in Frechen bei Köln lebende Künstler Gunter Demnig hat bereits
55000 Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors gesetzt.
Gestern morgen kamen in Josbach 13 weitere dazu.
Der heutige Rauschenberger Stadtteil war ein Zentrum, des jüdischen Lebens
im Raum Rauschenberg. Das wurde gestern früh wieder sehr gegenwärtig, als
Gunter Demig mit Unterstützung durch Rauschenbergs Bauhof-Chef Heiko Knöppel
Löcher in den äußerst widerstandsfähigen Josbacher Asphalt brach. Das Setzen
der Messingsteine mit den Lebensdaten der Opfer übernahm der Meister allein
- begleitet von einer geradezu kontemplativen Stille der rund 30
Augenzeugen. War ein Gedenkfeld fertig, stellte Pfarrerin Anja Fülling Fotos
der Opfer auf und entzündete Kerzen. Die Gitarrengruppe Joach spielte und
sang christliche und jüdische Friedenslieder, dazu das von Regina Schade
eigens geschriebene Stolperstein-Lieder. Und Michael Dorhs gab die Lebens-
und Leidengeschichte der Opfer wider. Meta Kadden lebte in einem Haus, das
es nicht mehr gibt. Es befand sich direkt an der heutigen Bushaltestelle
Josbach-Mitte. Sie wurde 1941 im Alter von 50 Jahren ins Ghetto Riga
deportiert und am 12. Dezember 1944 in Stutthof ermordet. Diesem Schicksals
entging ihre Mitbewohnerin Klemmi Edelmuth 1937 durch Flucht in die USA.
Hermann Kadden betrieb mit seiner aus Elmshausen stammenden Frau Bertha
einen laden für Manufakturwaren in Josbach. Die Eheleute und deren jüngste
Tochter Edith Senta wurden 1941 nach Riga deportiert und ermordet. Ihr
ältester Sohn Hermann floh 1939 in die USA. Ihre Tochter Martha wurde 1943
Opfer der Deportation, überlebte sowohl Auschwitz als auch das KZ
Ravensbrück, wurde befreit und lebt heute 92-jährig in den USA. In ihren
Lebenserinnerungen schreibt sie, wie sehr ihr Vater als Weltkriegsteilnehmer
darunter gelitten habe, dass er und seine deutsch lebende und denkenden
Familie allein wegen ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt worden seien. Die
Familie Fain war ebenfalls an der Alten Heerstraße in dem heute nicht mehr
existierenden Haus Nummer 59 zuhause. Hans Fain hatte in die Familie
Steinfeld eingeheiratet, die dort eine weithin bekannte Matzen-Bäckerei
betrieb. Unter Matzen versteht man ungesäuertes Brot, das von Angehörigen
jüdischen Glaubens während der Pessach-Woche als einzige Brotsorte verzehrt
werden darf. Die Eheleute Hans und Frieda Fain flogen 1939 mit mit ihren
Kindern Selma und Alfred nach Argentinien, ihr ältester Sohn Hermann setzte
sich nach England an. 'Beide Söhne besuchten später noch einmal Josbach',
erinnert sich Zeitzeuge Wilhelm Kuche, der alle Josbach Juden noch
persönlich kannte. 'Mit Hermann bin ich damals bei seinem Besuch durch die
Gegend gefahren. Er lebte damals als Farmer in Argentinien, während sein
jüngere Bruder Alfred in Israel eine Eisenwaren-Handlung betrieb', sagte
Wilhelm Kuche gegenüber der OP. Der letzte Stolperstein wurde ein
Ortsausgang an der Lischeider Straße für Elisabeth Vestweber gesetzt. Die
Josbacherin wurde als 18-Jährige 1936 von den Nazis zwangssterilisiert. 'Das
war und ist im ganzen Dorf bekannt. Nur gab es dafür keine verlässliche
Quelle. Diese zu finden erwies sich als schwierig', sagte Pfarrerin Anja Fülling für den Josbacher Arbeitskreis Stolpersteine. Warum dieses
Verbrechen an der jungen Frau, die 2002 als Elisabeth Hösel verstab, verübt
wurde, bleibt wohl für immer im Dunklen. Insgesamt sollen in Josbach 29
Stolpersteine an die dunkelste Zeit des Dorfes erinnern. Die noch fehlenden
16 Stolpersteine werden nach Auskunft von Bürgermeister Michael Emmerich
Mitte kommenden Jahres gesetzt. Diese hatte eingangs das große Engagement
für das Projekt gewürdigt und dabei insbesondere den Arbeitskreis
Stolpersteine um Anja Fülling und Michael Dorhs hervorgehoben."
Link zum Artikel |
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September 2016:
In Josbach werden weitere "Stolpersteine"
verlegt |
Am 15. September 2016 wurden in Josbach
durch den Künstler Gunter Demnig "Stolpersteine" verlegt. Es
handelte sich bereits um den zweiten Teil einer Verlege-Aktion, die 2015
begann. Damit wurden in Josbach insgesamt 28 Gedenksteine verlegt. In
Josbach wird mit den Stolpersteinen nicht nur an die ermordeten jüdischen
Einwohner gedacht, sondern auch an die emigrierten Personen. Zwei der
Gedenksteine erinnern an nichtjüdische Opfer der NS-Zeit. Den Impuls zur
Verlegung der Stolpersteine hat ein in Josbach geborener Jude gegeben, der
über 90-jährig in den USA wohnt. In der evangelischen Kirchengemeinde
bildete sich daraufhin eine Arbeitsgruppe.
Artikel von Matthias Mayer in der "Oberhessischen Presse" vom 19. September
2016: "Stolpersteine Plötzlich meldet sich ein Opfer zu Wort
Knapp 40 Josbacher ehrten zum zweiten Teil der Stolperstein-Verlegung in
ihrem Ort mit ihrem Gedenken 15 ehemalige Nachbarn, denen durch
nationalsozialistischen Rassenwahn großes Leid und Unrecht angetan worden
war.
Josbach. Der Kölner Künstler Gunter Demnig setzte die Stolpersteine für
drei jüdische Familien und eine deutschstämmige Josbacherin. Während der
ersten Aktion waren bereits 13 Stolpersteine gesetzt worden. Während Gunter
Demnig die vor dem früheren Wohnhaus der Familie Kadden vier Stolpersteine
verfugt, stimmt die Gitarrengruppe der evangelischen Kirchengemeinde das von
Regina Schade geschriebene Josbacher Stolperstein-Lied an. Kaum ist er damit
fertig, gibt Pfarrerin Anja Fülling den Opfern ein Gesicht. Sie stellt
großformatige Fotos derer auf, die einst hier lebten. Und dann entzündet sie
vier Lichter: Zwei größere für die Eltern Susmann Salli Kadden und Jettchen
Kadden, zwei kleinere für die Kinder Albert und Sidy Kadden. Ihr Mann,
Pfarrer Dr. Michael Dorhs, erzählt die Geschichte der Kaufmannsfamilie, die
durch den von den Nazis befohlenen Boykott jüdischer Geschäfte in
Existenznot geriet. Sohn Albert wanderte bereits 1936 in die USA aus,
während seine Schwester Sidy in der Josbacher Schule auf der Judenbank
landete. Das bedeutete: Der Lehrer kümmerte sich nicht um sie, die Schülerin
wurde nicht mehr geprüft. 1937 flohen auch die Eheleute Kadden mit Tochter
Sidy in die USA. Während sich an der nächsten Station die Steinsäge noch
lautstark durch den Asphalt frisst, erzählt das Pfarrerehepaar gegenüber der
OP, wie es an die Fotos und die biografischen Daten der Opfer gekommen ist.
Die Kontakte zu Martha Becker, einer geborenen Kadden und zu dem noch
lebenden Opfer Manfred Steinfeld seien hilfreich gewesen - auch was die
Beschaffung der Fotos angehe, sagt Dr. Michael Dorhs. 'Das ganze Wissen
zusammenzubekommen war schon ein mühsames Geschäft', bekennt der Pfarrer und
berichtet von Besuchen in den Staatsarchiven Marburg und Wiesbaden. Das
Ergebnis der Josbach betreffenden Recherchen wird in einem Buch
veröffentlicht, das der Landkreis zum 75. Jahrestag der Deportationen
herausgeben wird.
Witwe rettet ihre Söhne und wird im KZ ermordet. Vor dem seit rund 25
Jahren unbewohnbaren Haus von Salomon Sally Steinfeld setzt Gunter Demnig
fünf Stolpersteine. Die erinnern an den Vieh- und Eisenwarenhändler mit
eigenem Ladengeschäft Salomon Sally, dessen Frau Rosalie, die Kinder Martin
und Trude sowie den Großvater Levi Herz. Die Steinfelds fliehen 1938 in die
USA. Der damalige Josbacher Bürgermeister Haupt ermöglicht, dass sie den
Großteil ihres Besitzes mitnehmen können. Großvater Levi Herz kehrt in sein
Heimatdorf Katzenfurt zurück. Sein Schicksal ist unbekannt. Amnon Orbach,
Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, singt an der dritten Station das
jüdische Totengebet Kaddisch. Er singt es für die Kaufmannswitwe Paula
Steinfeld und deren Tochter Irma Jettchen, die am 9. Januar 1945 im KZ
Stutthof ermordet wurden. Die Inhaberin eines Kolonialwarenladens hatte
ihren Söhnen Manfred (1938 in die USA) und Herbert Naftali (1939 nach
Palästina) die Flucht ermöglicht. Ihre Schwiegermutter Johanna Steinfeld
bezog 1939 in Frankfurt ein jüdisches Altersheim, wo sie kurze Zeit später
starb.
Während der Zeremonie geschieht etwas Unerwartetes. Der heute 92-jährige
Manfred Steinfeld richtet in einem von Helmut Heinmöller verlesenen Brief
das Wort an seine 'lieben Josbächer'. Der erfolgreiche Geschäftsmann
schreibt von seiner glücklichen Kindheit in Josbach, erinnert an seine
Freunde und an seinen Mathematik-Lehrer, der ihm einst prophezeit habe, er
werde noch deutscher Finanzminister. Und er dankt den Josbachern für ihre
große Güte, die seine Familie illegal mit Lebensmitteln versorgt hätten. Er
sei froh und dankbar dafür, dass inzwischen seine Kinder und Enkel vor
seinem Elternhaus standen, dass er gute Kontakte ins Dorf habe und dass die
Geschichte seine Familie in den Stolpersteinen sichtbar werde. Manfred
Steinfeld hat mit einer großherzigen Spende den Bau des Josbacher
Jugendclubs ermöglicht, der den Namen seines Bruders trägt. Die letzte
Station gilt Maria Möller, die wegen eines intellektuellen Handicaps von den
Nazis gegen ihren Willen sterilisiert wurde. Sie lebte immer in Josbach,
arbeitete auf dem Hof Theis und war bis zu ihrem Tod 1996 fester Bestandteil
der Dorfgemeinschaft."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 317-319. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 82. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 103. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 85. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 164-165. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 426-427. |
| Barbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt:
"unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der
Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992. |
| Barbara Händler-Lachmann / Harald Händler
/Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim
bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg
1995. |
| Shira Springer: Saving the Kattens. In: The Boston
Globe Magazin vom 13. Juli 2003: eingestellt als pdf-Datei. |
| Alfred Schneider: Die jüdischen Familien im
ehemaligen Kreise Kirchhain. Beiträge zur Geschichte und Genealogie der
jüdischen Familien im Ostteil des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf
in Hessen. Hrsg.: Museum Amöneburg. 2006. |
| Michael Dorhs: "Wir hatten nicht einmal die
Chance, 'Auf Wiedersehen' zu sagen..." Zum Schicksal der jüdischen
Familien aus Josbach 1933-1945. Beitrag
im Februar 2018 eingestellt als pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Halsdorf
Hesse-Nassau. The community opened a regiuonal synagogue in 1856 and numbered 51
(11 % of the total) in 1871, declining to 37 (6 %) in 1933. Affiliated with the
Marburg rabbinate, it also had members in Wohra and Josbach. By February 1941,
no Jews remained in Halsdorf, most (20) having emigrated to the United States.
Josbach's last five Jews perished in the Holocaust.
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