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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Heinsheim (Stadt Bad Rappenau,
Kreis
Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des "Freundeskreises Ehemalige Synagoge
Heinsheim e.V.":
www.synagoge-heinsheim.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Heinsheim bestand bis 1937 eine jüdische
Gemeinde, deren
Entstehung in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Erstmals wird 1563 ein jüdischer
Einwohner namentlich genannt (Jud Jacob von Heinsheim in Owingen genannt). 1568
werden die Juden Simon, 1592 Joseph, 1594 und 1598 Schmoll, 1597 und 1598 Jacob
und 1598 Koppelmann mit dem Zusatz "von Heinsheim" genannt. Die
Juden wurden am Ort sowohl vom Deutschen Orden als auch von den jeweiligen
Adelsfamilien (nacheinander die Familien von Ehrenberg, von Helmstatt, von
Schade und ab 1721 von Racknitz) aufgenommen.
Im Dreißigjährigen Krieg waren die jüdischen Familien durch die
Kriegsereignisse teilweise gezwungen, den Ort zu verlassen und in benachbarten
Städten Zuflucht zu suchen (unter anderem in Gundelsheim). Nach dem Krieg nahm
die Zahl der jüdischen Einwohner wieder zu. Um 1670 wird erstmals ein
"Judenschulmeister" genannt (jüdischer Lehrer).
1681 legten die beiden
Ortsherrschaften fest, dass der Deutsche Orden drei und die Adelsfamilie (wohl
noch Familie von Helmstatt) sechs Judenfamilien aufnehmen dürfte. Diese Anzahl wurde jedoch immer
wieder überschritten. 1767/68 lebten 17 jüdische Familien unter dem Schutz der
Adelsfamilie.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19.
Jahrhundert wie folgt: 1825 100 jüdische Einwohner (11,9 % von insgesamt
838 Einwohnern), Höchstzahl 1838 mit 118
Personen, 1875 72 (8,9 % von 812), 1900 82 (12,0 % von 686), 1910 45 (6,8 %
von 660).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule und ein rituelles Bad (1831/32 neben der Racknitzschen Kelter hinter der
katholischen Kirche neu erstellt; 1935 an die katholische Kirchengemeinde
verkauft). Auf Gemarkung Heinsheim bestand ein großer Verbandsfriedhof
für die jüdischen Gemeinden der weiteren Umgebung. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (siehe Stellenausschreibungen unten). 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk
Mosbach
zugeteilt. Die jüdischen Familien lebten hauptsächlich vom Handel mit Vieh,
Pferden und Textilien in der umliegenden Region.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Heinrich Strauß
(geb. 19.7.1897 in Heinsheim, gef. 18.4.1917) und Gefreiter Karl Zeilberger
(geb. 1.9.1893 in Heinsheim, gef. 1.6.1918). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal des örtlichen
Friedhofes.
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde noch 21 Personen gehörten (3,0 %
von insgesamt 702 Einwohnern) war Vorsteher der Gemeinde Jakob Strauß. Als Lehrer
war Elieser Zeilberger tätig. Er unterrichtete die damals noch zwei
schulpflichtigen jüdischen
Kinder in Religion. Ein Wohltätigkeitsverein unter der Leitung von Hirsch Ottenheimer hatte
noch fünf Mitglieder. Zur jüdischen Gemeinde in Heinsheim gehörten inzwischen
auch die im benachbarten Hochhausen
lebenden 17 jüdischen Einwohner, nachdem diese Gemeinde aufgelöst wurden war.
1932 war erster Vorsteher der Gemeinde Adolf Ottenheimer, der zweite Vorsteher
Jakob Strauß. Elieser Zeilberger war weiterhin Lehrer, als Friedhofsaufseher
des großen Heinsheimer Friedhofes war
Vorsteher Adolf Ottenheimer tätig.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden jüdischen Wohnhäusern sind bekannt:
Adolf und Lina Ottenheimer (Gundelsheimer Straße 21), Handelsmann Hirsch Ottenheimer
(Neckarstraße 37), Handelsmann Isak Ottenheimer und Abraham Ottenheimer Wwe.
(Neckarstraße 35), Handelsmann Adolf Ottenheimer (Gundelsheimer Straße 21), Liebmann Ottenheimer
(Neckarstraße 20), Handelsmann Moses Ottenheimer (Neckarstraße 53), Hermann Strauß (Schäfergasse 1, abgebrochen), Pferdehandlung Jakob Strauß
(Schloßgasse 8), Lehrer Elieser Zeilberger
(Neckarstraße 24).
1933 lebten noch 24 jüdische Personen am Ort. Es kam nach den
vorliegenden Berichten in der Folgezeit zu keinen besonderen Aktionen gegen die
jüdischen Familien. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts
entschlossen sich jedoch die jüdischen Familien zur Aus- und Abwanderung. 16
Personen konnten nach Argentinien, in die Schweiz, in die USA oder nach
Palästina emigrieren, zwei starben bis 1938. Die Gemeinde wurde am 8. November
1937 aufgelöst. Synagoge und rituelles Bad wurden verkauft. Beim Novemberpogrom
1938 wurden von auswärtigen SA-Leuten (Anmerkung 1) die Fenster, das Mobiliar und der
Hausrat der noch bestehenden fünf jüdischen Haushaltungen (Anmerkung 2)
zerschlagen. 1939
lebten noch sechs, 1940 noch vier jüdische Personen in Heinsheim. Am 22.
Oktober 1940 wurden Moses Ottenheimer, seine Tochter Hedwig Freudenthaler
geb. Ottenheimer (war verheiratet mit Ludwig Freudenthaler in Steinsfurt)
und seine
Enkelin Anna Freudenthaler nach Gurs deportiert. Nur Anna Freudenthaler
überlebte, da sie aus dem Lager befreit wurde, Ihre Mutter wurde in Auschwitz
ermordet, der Großvater starb im Lager Rivesaltes.
Anmerkungen: 1. Aussage einer Heinsheimer Zeitzeugin im Gespräch
mit Bernd Göller am 11.03.2014: "Ich war als Kind dabei und habe alle Männer gekannt, die an der Zerstörung der Wohnungen beteiligt waren. Sie sind übrigens alle aus dem Krieg nicht zurückgekommen, sondern gefallen."
2. Die fünf jüdischen Haushaltungen/Häuser waren:
- Adolf ("Schisser") und Lina Ottenheimer (Gundelsheimer Str.
21; nach 1938 nach Chicago emigriert). Adolf war 1932 Vorsteher der Gemeinde. Lina hat etwa 1948 die Mutter von Frau Vogt gebeten, ihr schriftlich zu bestätigen, dass ihr durch die Zerstörung ihrer Fenster, Haustür und des Mobiliars ein Schaden von 1.000 Mark entstanden sei. Sie tat das guten Gewissens, da dies eine für sie nachvollziehbare Größenordnung war. Einige Zeit später wurde sie aufs Rathaus beordert. Man beschuldigte sie der Beihilfe zur Erschleichung von Reparationszahlungen, da Lina Ottenheimer lediglich einen Beleg in Höhe von 450 Mark für die Reparatur der Fenster vorlegen konnte, und verurteilte sie zur Zahlung von 350 Mark. Damit galt sie als vorbestraft.
Angaben von Elisabeth Vogt geb. Hof im Gespräch (siehe Anm. 1)
- Abraham Ottenheimer ("Aver Hemsi", 1859-1924, bestattet auf dem Jüdischen Friedhof Heinsheim, Grab 9) Witwe
(Neckarstr. 35). Sohn Isaak Ottenheimer vh. mit Mina. Deren Tochter Anneliese vh. Wagner emigrierte in die USA; daraufhin zieht die Witwe des Abraham nach Neckarbischofsheim zur Tochter Inge und wird von dort deportiert nach Gurs. Die Tochter von Anneliese Wagner, Elise Wagner-Stoudt, lebt in New York und war Anfang 2014 zu Besuch in Heinsheim bei Frau Vogt.
- Liebmann Ottenheimer (1865-1920, bestattet auf dem Jüdischen Friedhof Heinsheim, Grab 15) Witwe Emma geb. Strauß
(Neckarstr. 20), geb. 25.11.1871 in Niederstetten. 1937 verzog sie nach Crailsheim und lebte in den folgenden Jahren - bis zur Deportation 1942 - in der Familie ihrer Tochter Hedwig Hallheimer, geb. Ottenheimer (aus Heinsheim) Angaben von: Stadtarchiv Crailsheim, Marktplatz 1 + 2, 74564 Crailsheim
- Moses Ottenheimer (Neckarstr. 53). Seine Tochter Hedwig vh. Freudentaler war zunächst nach
Richen gezogen, kam aber nach dem Tod ihres Mannes
Ludwig Freudenthaler zurück zu ihrem Vater. Beide wurden nach Gurs deportiert. Hedwig hatte
zwei Töchter: Hilde vh. Bodenheimer (Baltimore) und Anne vh. Weil (Paris). Anne war von ihrem späteren Mann aus Gurs geschleust worden.
- Elieser Zeilberger (Lehrer der Gemeinde, Neckarstr. 24).
- Das Haus von Hirsch Ottenheimer (Neckarstr. 37), dem damals reichsten Juden am Ort, wurde nach dessen Tod 1933 (Grab 4 auf dem Jüdischen Friedhof Heinsheim) noch vor der Reichspogromnacht an einen nichtjüdischen Bürger in Heinsheim verkauft und deshalb nicht beschädigt.
Ebenso verhält es sich mit dem Haus des Pferdehändlers Jakob Strauß (Schlossgasse
8), 1932 2. Vorsteher der Gemeinde. Er hat es bereits 1935/36 verkauft, ist zu einer seiner 3 Töchter in die Schweiz gezogen und von dort nach Israel emigriert. Sein Sohn Max ist zunächst nach Heilbronn gezogen und dann nach Israel (Kiryat Ata bei Haifa) emigriert. Von dessen älterem Bruder Julius ist bislang nichts
bekannt (Angaben von Emma Askani, deren Familie früher gegenüber von Jakob Strauß wohnte; heute in der Weststraße in
Heinsheim).
Von den in Heinsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette
Arnstein geb. Wiener (1866), Ricka
Bauer geb. Krämer (1870), Johanna Bechhofer geb. Krämer (1870), Frederique
Frank (1890), Hedwig Freudenthaler geb. Ottenheimer (1893), Bertha Grünebaum
(1881), Hedwig Hallheimer geb. Ottenheimer (1896), Sofie Heymann geb.
Ottenheimer (1901), Lisa Loeb (1891), Otto Mayer (1908), Berta Ottenheimer geb. Kahn (1864),
Emma Ottenheimer geb. Strauß (1871), Lydia Ottenheimer (1891), Moses Ottenheimer (1861), Natalie
Ottenheimer geb. Würzweiler (1861), Seligmann Ottenheimer (1874), Hannchen
Stein geb. Ottenheimer (1863), Wolf Strauss (1888), Max Strauss (1873).
2010 wurden durch fünf Heinsheimer Jugendliche zwei Gedenksteine
zur Erinnerung an die Deportation Heinsheimer Juden nach Gurs im Oktober 1940 entworfen
und gestaltet. Einer der Gedenksteine kam zur zentralen Gedenkstätte
in Neckarzimmern, die andere wurde im Rahmen einer Gedenkfeier im Oktober
2010 auf dem Lindenplatz in Heinsheim aufgestellt. Dazu Bericht in der
"Heilbronner Stimme" vom 18. Oktober 2010: "Erinnerung
wach halten".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1840 /
1842 / 1845 / 1853 / 1876 /
1882 / 1884
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1840 S. 622 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim ist die Lehrstelle für den
Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 120 Gulden nebst freier
Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei
diesseitiger Stelle zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 26. Januar 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Mosbach. [Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde
Heinsheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 130 fl. (welcher aber je nach den Leistungen des Übernehmers,
namentlich in der kunstgerechten Leitung des Chorgesanges in der Synagoge,
erhöht wird), sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei
diesseitiger Stelle zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Mosbach, den 18. Januar 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 2. November 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Mosbach. [Dienstantrag]. Bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim
wird die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Jahresgehalt von 150 fl. sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, in 4
Monaten
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei
diesseitiger Stelle zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Mosbach, den 28. Oktober 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 1. November 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen. Karlsruhe.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Heinsheim wird die Lehrstelle für den
Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 140 fl., sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und ist durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Mosbach zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 3. Dezember 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem jährlichen
Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und
dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene
Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim (statt:
Hemsheim), Synagogenbezirks Mosbach, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Mosbach sich zu
melden.
Bei dem Abgang von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei
dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876:
"Auskündigung einer Religions-Schulstelle. Mosbach am
Neckar (Baden). Die mit einem festen jährlichen Gehalte von 550 Mark,
einem jährlichen Schulgeld von 2 Mark für jedes Schulkind und dem
Vorsänger- und Schächterdienst samt den davon abhängigen Gefallen
verbundene israelitische Religionsschulestelle Heinsheim, Rabbinatsbezirk
Mosbach am Neckar, ist zu besetzen. Unverheiratete, geeignete Bewerber
wollen unter Vorlage ihrer Befähigungs- und Sittenzeugnisse bei der
unterzeichneten Stelle sich sofort melden.
Bemerkt wird, dass Gelegenheit geboten ist, durch Privatunterricht das
Einkommen wesentlich noch zu verbessern.
Mosbach am Neckar, den 16. August 1876.
Das Großherzogliche Bezirks-Rabbinat. S. Weil." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1882:
"Mosbach am Neckar (Baden). Die Religionsschulstelle bei der
israelitischen Gemeinde Heinsheim, diesseitigen Rabbinatsbezirks,
mit welcher ein fester jährlicher Gehalt von 600 Mark, sowie der
Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon fließenden Gefällen
verbunden ist, ist sofort zu besetzen. Berechtigte Bewerber um dieselbe
haben mit ihren Gesuchen unter Vorlage beglaubigter Zeugnisse über ihre
bisherige Wirksamkeit und ebenso der Zeugnisse über ihren sittlichen und
religiösen Lebenswandel anher sich zu melden. Bemerkt wird, dass nicht
rezipierte Bewerber bei uns einer Prüfung sich zu unterziehen
haben.
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat, S. Weil." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1884:
"Auskündigung einer Religionsschul-Stelle. Die mit einem
festen Gehalte von 600 Mark jährlich, entsprechender Wohnungsentschädigung,
dem Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abhängenden Gefallen,
welche sich auf 200 Mark belaufen können, bei der israelitischen Gemeinde
Heinsheim, diesseitigen Synagogenbezirks verbundene Religionsschulstelle,
ist vom 15. dieses Monats an neu zu besetzen. Berechtigte Bewerber - Polen
und Russen werden nicht berücksichtigt - wollen ihre diesbezüglichen
Zeugnisse binnen 14 Tagen portofrei anher einsehen.
Mosbach am Neckar (Baden), 11. August 1884.
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat: S. Weil." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über den aus Heinsheim stammenden Moritz Fuld (1817 -
1886), seit 1859 Lehrer an der Unterrichtsanstalt der israelitischen
Religionsgesellschaft Mainz
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1886 (nur
auszugsweise abgeschrieben, da der Artikel nicht direkt mit der jüdischen
Geschichte in Heinsheim zu tun hat; bei Interesse bitte den Artikel
anklicken): "Mainz, 1. Februar (1886). Am vorigen Sabbat, Paraschat
Mischpatim (Schabbat mit der Toralesung Mischpatim, das ist 2.
Mose 21,1 - 24,18, das war am Schabbat 30. Januar 1886), verschied nach
kurzem Unwohlsein Herr Moritz Fuld - er ruhe in Frieden - ,
Oberlehrer an der Unterrichtsanstalt der israelitischen
Religionsgesellschaft dahier. Am Mittwoch war er noch in der Schule
gewesen, und hatte, wie gewöhnlich, den Unterricht erteilt; am Donnerstag
ließ er sich krank melden, und schon am Heiligen Schabbat wurde er
seiner Familie und seinen zahlreichen Freunden und Schülern entrissen.
Heute fand unter großer Beteiligung das Leichenbegängnis statt. Am Grabe
widmete Herr Rabbiner Dr. Lehmann dem teuren Freund und Kollegen, mit dem
er länger als 26 Jahre gemeinsam an der oben erwähnten Anstalt gewirkt
hat, einen tief empfundenen Nachruf, in welchem er zugleich eine kurze
Lebensskizze des Dahingeschiedenen gab. Moritz Fuld wurde im Jahre 1817 in
dem kleinen Orte Heinsheim an der Grenze zwischen Hessen und Baden
geboren. Seine frommen Eltern widmeten ihn dem Lehrerberuf, und er
besuchte das Lehrerseminar in Karlsruhe, wo der strebsame junge Mann sich
nicht mit dem begnügte, was die An- |
stalt
bot, sondern durch genossenen Privatunterricht und durch eifriges
Selbststudium sich ein bedeutendes Wissen erwarb....
Herr Moritz Fuld wirkte eine Reihe von Jahren als Lehrer und
Gemeindebeamter in Bischofsheim an der Tauber (= Tauberbischofsheim).
Dort fand er die treue Lebensgefährtin, die ihm fast 35 Jahre lang
hilfreich zur Seite gestanden. Der in weiten Kreisen rühmlichst bekannte
dortige Rabbiner Löwenstein - das Gedenken an den Gerechten ist zum
Segen - schätzte ihn sehr hoch, und auf dessen Empfehlung hin wurde
er im Jahre 1859 nach Mainz berufen, wo damals die Unterrichtsanstalt der
israelitischen Religionsgesellschaft gegründet wurde; hier wirkt er
segensreich bis zum Ende seines Lebens..." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Amalie Maas (1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Juni 1905:
"Als geprüfte Wochenbettpflegerin empfiehlt sich
Amalie Maas,
Heinsheim am Neckar." |
Verlobungsanzeige für Hanna Strauss
und Artur Würzweiler (1931)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 3. April 1931:
"Statt Karten!
Hanna Strauß Arthur Würzweiler
Verlobte.
Heinsheim (Baden)
Düsseldorf, Herzogstraße 48 / Neidenstein
(Baden). Ostern 1931. " |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Ein Betsaal oder eine
Synagoge bestand bereits um 1600, als die Gottesdienste in Heinsheim auch von
den Wimpfener Juden besucht wurden. 1738 war der Betsaal in einem von Mayer
Joseph erworbenen Haus. Für die Abhaltung der Gottesdienste waren der adeligen
Herrschaft von jeder jüdischen Familie jährlich 30 Kreuzer
"Schulzins" zu bezahlen. Manche Unstimmigkeiten gab es in kultischen
Fragen (zum Beispiel der Anstellung eines Rabbiners) immer wieder zwischen den
Ortsherrschaften und "ihren" Juden. Ein Rezess von 1727 hielt die Möglichkeit
offen, dass beide Ortsherrschaften für ihre jeweiligen Juden eigene
"Judenschulen" einrichteten. 1744 kam es auch vorübergehend zu einer
solchen Trennung, nachdem der deutschordische Mayer Wolf Levi nach "starken
Disputen" einen eigenen Betsaal in seinem Haus einrichtete. Problematisch
wurde es deshalb, weil Mayer Wolf Levi in seiner Privatsynagoge ein Gebet für
die adelige Ortsherrschaft ablehnte - in der gemeinschaftlichen Synagoge war
stets für beide Ortsherrschaften gebetet worden. 1746 wurde der Streit
beigelegt und wieder eine "gemeinschaftliche Schule" gehalten.
Als die Heinsheimer Judenschaft Ende des 18. Jahrhunderts
auf 13 jüdische Familien angewachsen war, bat man um die Erlaubnis, ein neues
Gotteshaus sowie eine Wohnung für den Vorsänger zu errichten. Diese Bitte
wurde von der adeligen Ortsherrschaft gewährt, dadurch wurden beide Gebäude
auf einem "freyherrlich Racknizischen condominal herrschaft zinsbaren Garten
Plaz" gebaut (Standort Schlossgasse 3/1). Die Synagoge sollte nach den Wünschen
der Heinsheimer Juden ursprünglich als "tempelförmiger Bau" wie die
Synagoge in Olnhausen gebaut werden, was
jedoch beide Ortsherrschaften nicht gestatteten. Nach dem Vorbild von Freudental
wurde 1796 ein einfacherer, im Vergleich jedoch wesentlich kleinerer Bau
verwirklicht. Die christlichen Nachbarn protestierten vergeblich gegen den
Bau der Synagoge. Einerseits waren sie nicht einverstanden, dass ihnen die
Aussicht auf die Strasse und auf einen bisherigen Garten genommen wurde,
andererseits fühlten sie sich in ihrer Ruhe gestört, da sie "nunmero das tägliche
Geplärr der Juden anhören" mussten, wie sie respektlos den Gesang des Vorsängers
nannten. Nachdem die Synagoge fertiggestellt war und der Komtur (= Verwalter,
dem die Handwerker und Dienstleute unterstellt sind) des Deutschen Ordens den
Synagogenneubau im Bereich der adligen Herrschaft besuchte, zeigte er sich nicht
gerade erfreut: zu groß und zu teuer erschien ihm das Gebäude. Vor allem
missfielen ihm die "förmlichen Kirchenfenster" an der Außenseite. Die
Adelsseite wies freilich darauf hin, dass "kein unnötig überbauter Platz" in
Anspruch genommen worden sei und die Fenster "wegen dem Weiberstand unumgänglich"
so hoch sein müssten. Eine größere Reparatur der Synagoge war auf Grund von
Bauschäden 1818 nötig. Sie kostete die jüdische Gemeinde 160 Gulden.
Bis zu Beginn der NS-Zeit war die Zahl der in Heinsheim
lebenden jüdischen Einwohner bereits stark zurückgegangen. Die jüdische
Gemeinde wurde am 8. November 1937 aufgelöst, die Synagoge am 17. Januar 1938
von den hier noch wohnhaften Juden an einen Heinsheimer Landwirt verkauft.
Dieser Landwirt war den Juden gegenüber sehr freundlich gesonnen und hatte
ihnen bis zuletzt Lebensmittel und Milch abgegeben. In der Pogromnacht im
November 1938 wurden fünf jüdische Wohnungen geplündert und zerstört. Die
Synagoge blieb unversehrt. Dies lag nicht daran, dass sie inzwischen einem
Nichtjuden gehörte, sondern soll einem Mann zu verdanken
sein, der die Aufforderung nicht ausführte, die Synagoge mit den dafür
bereitgestellten fünf Litern Benzin in Brand zu setzen. Nach den Berichten aus
Heinsheim habe dieser Mann auf Betreiben des Besitzers das Benzin einer nützlicheren Verwendung zugeführt.
Der Verkauf der Synagoge (antijüdischer Presseartikel,
1938)
Artikel im "Heilbronner Tagblatt" vom 22.9.1938 (Quelle
Stadtarchiv Heilbronn, vermittelt über Bernd Göller):
"Wie es in einer Synagoge aussieht. Der 'Tempel Jehovas' in
Heinsheim wurde Scheune..."
Der Artikel ist in übler antijüdischer Weise nach ihrem Verkauf an
einen Heinsheimer Bauern geschrieben. |
Das Gebäude wurde seit dem Verkauf als Scheune, Lagerhalle und
Werkstatt einer Schlosserei verwendet. Es wurde äußerlich kaum verändert. Über
dem Eingang ist ein Hochzeitsstein vorhanden mit dem Jahr der Erbauung
(1796) und hebräischen Buchstaben. Die beiden Buchstaben in der Mitte des
Davidsternes (M und T) stehen für "Massel tow" = Gut Glück, die
anderen Buchstaben für ein Bibelzitat aus Jeremia 7,34 ("Die Stimme der
Wonne und die Stimme der Freude, (das sind) die Stimme des Bräutigams und die
Stimme der Braut").
1987 wurden erstmals Pläne seitens der Stadt Bad
Rappenau bekannt, das Synagogengebäude zu renovieren und ihm eine angemessene
Bedeutung zukommen zu lassen. Die Stadt Bad Rappenau erwarb das Gebäude 1991,
gab es jedoch nach einigen Jahren dem bisherigen Besitzer zurück. Die Pläne,
das Gebäude zu renovieren und einer würdigeren Nutzung zuzuführen, wurden von
Seiten der Stadt zurückgestellt. Das Gebäude wurde auch in den folgenden
Jahren als Handwerksbetrieb genutzt.
Nach längeren Bemühungen von einzelnen Personen und Gruppen am Ort und in der
Region wurde am 6. Juli 2012 ein "Freundeskreis Ehemalige
Synagoge Heinsheim". Zur Vorsitzenden des Vereins wurde Yvonne von Racknitz
gewählt (stellvertretender Vorsitzender Fritz Abel, Kassierer Manfred Schädler,
Schriftführer Bernd Göller). Der Freundeskreis hat sich zum Ziel gesetzt,
zunächst das Gebäude zu erwerben, um es vor dem weiteren Verfall zu retten.
Der nächste Schritt ist die Sicherung der Bausubstanz und die schrittweise
Instandsetzung der ehemaligen Synagoge, um sie einer ihrer ursprünglichen
Bestimmung entsprechenden Nutzung zuführen zu können. Die Arbeiten geschehen
in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Weitere
Informationen zur Sanierung siehe Pressebericht und Fotos unten.
Die ehemalige Synagoge soll nach ihrer Instandsetzung ein Haus der Begegnung
werden. Es soll vielfältige Möglichkeiten bieten, dass Menschen
unterschiedlicher Kulturen sich gegenseitig kennenlernen, dass sie voneinander
lernen und zuletzt auch in gegenseitiger Achtung miteinander leben. Gedacht ist
an Vortragsreihe, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und Seminare sowie Schul-
und Vereinsführungen, auch in Verbindung mit dem
jüdischen Verbandsfriedhof
bei Heinsheim. Die Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge ist
für Ende 2020 geplant.
Informationsblatt
des "Freundeskreises Ehemalige Synagoge Heinsheim" (Mai 2013, pdf-Datei)
Fotos
Historische Fotos:
Die Synagoge auf einer historischen
Ansichtskarte
(Sammlung: Bernd Göller) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: SW-Fotos von R. Rasemann 1987;
Farbfotos
von M. Jesinger 1989 ) |
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Hochzeitsstein über dem Eingang mit
dem Jahr der Erbauung
"1796" |
Die ehemalige Synagoge von
Nordosten gesehen |
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"Stilleben" vor dem Synagogeneingang |
Ähnliches in Farbe |
Synagoge von Westen gesehen |
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Fotos 2003/04:
(Außenaufnahmen: Hahn,
Aufnahmedatum 11.5.2004) |
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Synagogengebäude
von Norden
gesehen |
Die Ostfassade - zwischen den
Fenstern war der Toraschrein |
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(Innenaufnahmen: Hahn,
Aufnahmedatum 5.9.2003) |
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Eingang |
Hochzeitsstein über dem
Eingang |
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Im Inneren als
Handwerksbetrieb benutzt |
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Ehemalige jüdische Wohnhäuser in Heinsheim (Häuser, die bis in die
1930er-Jahre im Besitz jüdischer Familien waren, Fotos von Bernd Göller, Ende
März 2014)
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Haus Abraham Ottenheimer
(Neckarstraße 35) |
Haus Adolf und Lina
Ottenheimer
(Gundelsheimer Straße 21) |
Haus Jakob Strauß
(Schlossgasse 8) |
Haus Liebmann
Ottenheimer
(Neckarstraße 20) |
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Haus Moses Ottenheimer
(Neckarstraße 53) |
Haus Elieser Zeilberger
(Neckarstraße 24) |
Haus Hirsch
Ottenheimer
(Neckarstraße 37) |
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Historische
Familienbilder
(erhalten von Bernd Göller) |
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Bertha und Abraham (?) Ottenheimer
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Familie Julius und
Friederike Frank geb. Ottenheimer (1889) mit den Kindern Siegfried und Inge (geb. 1926); die Familie lebte in Neckarbischofsheim,
dem
Heimatort von Julius Frank |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte (ab 2011), vor allem zur Restaurierung der
ehemaligen Synagoge 2013-2020
August
2011: Ein Eigentümerwechsel steht
beim Synagogengebäude bevor |
Artikel von Stefan Maurhoff in
der "Heilbronner Stimme" vom 24. August 2011 (Link
zum Artikel):
"Synagoge im Dämmerschlaf...". |
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Weiterer
Artikel von Steffan Maurhoff in der "Heilbronner Stimme" vom 27.
August 2011 (Link zum
Artikel):
"Synagoge sorgt für Gesprächsstoff. Bad Rappenau. Verein
Jüdisches Leben Kraichgau wird auf verfallendes Gebäude
aufmerksam." |
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Juli
2012: Ein Förderverein zum Erhalt der
ehemaligen Synagoge wird gegründet |
Artikel von Simon Gajer in der
"Heilbronner Stimme" vom 3. Juli 2012: "Rettung in Sicht
für Heinsheimer Synagoge....'"
Link
zum Artikel |
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Juli
2012: Der Förderverein zum Erhalt der
ehemaligen Synagoge ist gegründet |
Artikel in der "Heilbronner
Stimme" vom 10. Juli 2012: "Yvonne von Racknitz führt
Synagogenverein..."
Link
zum Artikel |
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August
2012: Rückschlag für den
Förderverein: die Synagoge wird auf dem Immobilienmarkt verkauft |
Artikel von Simon Gajer in der
"Heilbronner Stimme" vom 27. August 2012: "Heinsheimer
Synagoge ist verkauft..."
Link
zum Artikel |
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April
2013: Der Kauf der ehemaligen Synagoge
durch den Verein steht bevor |
Artikel von Stefanie Pfäffle in
der "Heilbronner Stimme" vom 30. April 2013: "Verein plant lebendige Gedenkstätte
Bad Rappenau - Wie es aussieht, scheint die Geschichte um die Heinsheimer Synagoge doch noch ein gutes Ende zu nehmen. Zumindest wenn es nach dem Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim geht.
'Wir schätzen, dass der Kauf in den nächsten vier Wochen abgeschlossen
ist', tippt die erste Vorsitzende Yvonne von Racknitz. Und dann kann es richtig losgehen für den Verein..."
Link
zum Artikel. |
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Artikel von Hans Georg Frank in
der "Südwestpresse" vom 7. Mai 2013: "Bad Rappenau.
Schlosser nutzte Synagoge als Werkstatt. Die 1796 errichtete Synagoge
von Bad Rappenau-Heinsheim möchte ein Verein künftig würdiger nutzen
als seit 1938. Zunächst lagerte ein Bauer dort sein Stroh, dann richtete
ein Schlosser seine Werkstatt ein..."
Link
zum Artikel |
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Juli
2013: Der Verein hat die ehemalige
Synagoge erworben |
Artikel von Simon Gajer in der
"Heilbronner Stimme" vom 31. Juli 2013: "Verein ist in Besitz der Heinsheimer Synagoge
Bad Rappenau - Geschafft: Der Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim ist in Besitz des historischen und denkmalgeschützten Gebäudes. Der Verein plant, darin eine Begegnungsstätte einzurichten. Allerdings steht vor der inhaltichen Ausrichtung die Sanierung des Anwesens: Wichtigstes Vorhaben der Gruppe um die Vorsitzende Yvonne von Racknitz ist, das Dach dichtzubekommen.
Die ehemalige Synagoge, die von jüdischen Bürgern im Jahr 1938 verkauft worden war, ist in die Jahre gekommen. Wer nach oben in Richtung Dachziegel schaut, erblickt unzählige Löcher. Langfristiges Ziel für den derzeit 22 Mitglieder großen Verein ist es, eine Begegnungsstätte zu schaffen. Details sind noch offen, aber es soll darin an die jüdische Geschichte erinnert werden, und zugleich soll die ehemalige Synagoge als Veranstaltungsstätte dienen. "Wer immer die Synagoge nutzen will und kann, dem wollen wir uns nicht verschließen", sagt Kassierer Manfred Schädler."
Link
zum Artikel |
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September
2013: "Tag der offenen Tür"
in der Synagoge stößt auf großes Interesse |
Artikel von Stefanie Pfäffle in
der "Heilbronner Stimme" vom 17. September 2013 (Link
zum Artikel): "Von Sternen und allerlei Blödsinn
Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in Heinsheims ehemaliger Synagoge
Großer Andrang - Wenn sich Bernd Göller in der alten Synagoge in Heinsheim umschaut, kommt er ins Schwärmen.
'Ich bin hin und weg von dem Zuspruch', freut sich das Mitglied des Freundeskreises Ehemalige Synagoge Heinsheim. Dazu hat er allen Grund. Die Bänke und Tische im alten Gebäude sind voll besetzt, sogar vor der Tür stehen die Besucher und lauschen den Ausführungen zur Geschichte. Der Verein hatte zum ersten Tag der offenen Tür
eingeladen..." |
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August
2013: Video über
"Die ehemalige Synagoge Heinsheim im August
2013" |
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Dezember
2013: Zum Chanukkafest brennen auf dem
Vorplatz der Synagoge die Kerzen |
Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" (Ausgabe Sinsheim) vom 5. Dezember 2013:
"In Bad Rappenau brennen zum Chanukkafest wieder die Kerzen
Bad Rappenau-Heinsheim. (db) Nach 76 Jahren brennen in Heinsheim zum ersten mal wieder die Kerzen zum jüdischen Lichterfest "Chanukka" an der ehemaligen Synagoge. Mehr als 50 Menschen haben sich am Dienstagabend in der noch vollständig erhaltenen Synagoge versammelt, um dem feierlichen Entzünden der Kerzen beizuwohnen.
Mit Recht darf man hier von einem historischen Akt sprechen, auch wenn dies von den Veranstaltern, dem Freundeskreis "Ehemalige Synagoge Heinsheim", nicht herausgestellt wurde. Denn die feierliche Zeremonie dürfte gleichzeitig als neue Geburtsstunde des Synagogengebäudes angesehen werden, welches in den nächsten Jahren durch den Freundeskreis komplett restauriert werden soll.
Zur Gestaltung des Lichterentzündens war Rabbiner Shaul Friberg von der Hochschule für jüdische Studien zusammen mit zwei Studenten aus Heidelberg nach Heinsheim gekommen. Nachdem zu Beginn der Feier ein hebräisches Lied zu Chanukka gesungen wurde, trat Rabbiner Friberg hervor. Er erläutert den Ursprung und die Geschichte des jüdischen Lichterfestes...
Für die Entzündung des Lichtes gibt es einen Leuchter mit acht plus einem Arm, wie Friberg erläutert. Acht Arme stehen für die Chanukkatage. Der neunte Arm ist der "Schammasch", der Diener. Mit der Kerze auf dem neunten Arm werden die anderen acht Kerzen angezündet, jeden Tag eine, bis alle acht brennen. Der Chanukkaleuchter steht normalerweise an einem Fester das an einer Straße liegt. In Heinsheim war auf dem Vorplatz zur Synagoge jedoch ein überdimensionaler Leuchter aufgebaut. Über eine Leiter entzündete zunächst Rabbiner Raoul Friberg die erste Kerze. Weitere wurden von verschiedenen Personen entzündet.
Unter ihnen die aus Russland stammende Studentin Marina Logunova mit jüdischen Wurzeln, die in Heidelberg studiert. Zum Abschluss der Feier wurde die traditionelle Speise" Latkes", das sind Kartoffelpuffer mit Apfelmus, gereicht. Bernd Göller, vom Freundeskreis "Ehemalige Synagoge" bat um Spenden für die Erneuerung des Dachs der Synagoge. Das Gebäude ist seit Juli 2013 im Besitz des Vereins und soll in den nächsten Jahren komplett restauriert werden. Die einstige Synagoge war 1938 an Privatleute verkauft worden und beherbergte zuletzt eine Schlosserei.
d
Link
zum Artikel |
Fotos vom
Entzünden des
Chanukka-Leuchters
(erhalten von Bernd Göller) |
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Rabbiner
Shaul Friberg (Heidelberg)
entzündet die ersten Kerzen |
Die Kerzen
des
Chanukkaleuchters brennen |
"Latkes"
werden gebacken
und serviert |
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Dezember
2017: Zum vierten Mal: Entzünden der
Chanukkalichter vor der Synagoge |
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Januar 2019:
Baugenehmigung für das
Nebengebäude ist erteilt |
Artikel
von Falk-Stéphane Dezort in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 30. Januar 2019:
"Bad Rappenau-Heinsheim. Sanierung der ehemaligen Synagoge nimmt weiter
Formen an.
Baugenehmigung für Nebengebäude erteilt
Bad Rappenau-Heinsheim. Seit der Gründung im Jahr 2012 verfolgen die
Mitglieder des Vereins 'Ehemalige Synagoge Heinsheim' ein Ziel - sie wollen
aus dem jüdischen Gotteshaus einen Ort der Erinnerung, des Dialoges und der
Kultur machen. 2013 haben sie das Gebäude, das einst abgerissen werden
sollte, gekauft und im Sommer 2014 folgte mit der Dachsanierung der erste
'existenziell wichtige' Schritt auf dem Weg zu einem Kulturzentrum. 'Wir
haben eine breite Unterstützung erfahren', blickt Schriftführer Bernd Göller
auf die Anfänge zurück. Nachdem nun auch die Fassadensanierung abgeschlossen
und der Vorplatz mit Schotter bestückt worden ist, stehen jetzt die
Innensanierung und die Errichtung des neuen Nebengebäudes auf dem Plan. Und
die beiden Vorhaben haben es in sich, auch weil der Verein zeitlich unter
Druck steht. 'Nun stehen wir vor unserem wichtigsten Jahr', meint Beisitzer
Eduard Muckle. Bis Jahresende muss das Nebengebäude stehen, da ansonsten die
bereits zugesagte Förderung aus dem Landesprojekt 'Entwicklung Ländlicher
Raum' (ELR) erlischt. Ebenso verhält es sich mit Förderungen, die den Abriss
der ehemaligen Toilette im Inneren der Synagoge sowie die Errichtung einer
Empore inklusive Spindeltreppe, den Abriss der Zwischendecke und einem aus
Holz nachgebauten Dachgewölbe finanziert. Beim Nebengebäude können zeitnah
Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dem Verein wurde gestern die Baugenehmigung
erteilt, erklärt Göller. 'Wir wollen noch im Januar in die Ausschreibung
gehen', meint Muckle. Das Büro Gomer aus Eppingen-Adelshofen übernimmt für
den Verein die Bauleitung und betreut die Vergabe. Die Gewerke vergibt aber
der Verein. 'Wir wollen regionale Firmen einbeziehen', betont Muckle. Auch
die Johann-Jakob-Widmann-Schule aus Heilbronn soll bei den Bauarbeiten
mitwirken. 'Die Lehrlinge brauchen auch Übung', weiß Göller. Und es sei
besser, dass sie an etwas lernen, das 'sie noch ihren Enkelkindern zeigen
können'. Entstehen soll ein eingeschossiges Gebäude mit 5 mal 7,5 Metern
Grundfläche, einer Verkleidung aus Holzlamellen sowie einer Begrünung auf
dem Dach. 'Es ist ein Gewinn für die Wertigkeit der Anlage in der Optik',
meint Muckle, der das Nebengebäude mitgeplant hatte. Die Gesamtkosten für
den Neubau, in dem Sanitäranlagen und ein Lagerraum untergebracht werden
sollen, liegen bei rund 150.000 Euro. 'Ohne Zuschüsse, Gelder aus
öffentlicher Hand und Spenden ist das nicht zu schaffen', betont Göller. Ein
besonderer Dank gelte der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, die dem Projekt mit
ihrer Zuwendung 'über den Berg geholfen' habe. Das Gesamtprojekt beziffert
der Verein 'Ehemalige Synagoge Heinsheim' mit rund 450.000 Euro, von denen
250.000 in das bestehende Gebäude und 50.000 in die Außenanlage fließen. Zur
Umsetzung des kompletten Vorhabens fehlen dem Verein noch rund 90.000 Euro.
Doch man wolle nun vorrangig die zuschussabhängigen Arbeiten erledigen und
den Rest, beispielsweise die Wand- und Bodensanierung in der Synagoge, ruhen
lassen. 'Bis irgendwo wieder ein Tor auf geht', bekräftigt Göller. Dennoch
sehe der Verein Licht am Ende des Tunnels. 'Wir wollen vor 'Stuttgart 21'
fertig werden', scherzt der Beisitzer. 'Mitte 2020 ist das Ziel.'
Doch neben den ganzen Bauarbeiten hat der Verein auch wieder ein breit
gefächertes Kulturprogramm auf die Beine gestellt. Den Auftakt macht am
Donnerstag, 28. Februar, 19 Uhr, die Veranstaltung 'Vom Dialog zum Trialog'
im katholischen Gemeindehaus in Heinsheim. 'Wir wollen den
jüdisch-christlichen Dialog unter Einbeziehung der Muslime erweitern',
erklärt Bernd Göller. 'Die drei Buchreligionen sollen auf Augenhöhe ins
Gespräch kommen.' Erstmals findet das Projekt, das die Stiftung Stuttgarter
Lehrhaus ins Leben gerufen hat, außerhalb der Landeshauptstadt statt. 'Wir
sind ein Pilotprojekt', freut sich Göller. Insgesamt findet der Trialog an
drei Terminen statt (29. Februar, 9. April, 25. Juni). Ebenso stehen noch
ein Klezmer-Konzert mit dem Duo 'Adafina' am 29. März und 'Yid du partizaner
- Lieder vom jüdischen Widerstand' am 16. Mai auf dem Programm. Die
Mitgliederversammlung findet am Dienstag, 19. März, 19.30 Uhr, im Hotel
Häffner statt."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Ulrike Plapp-Schirmer in der "Heilbronner Stimme" vom 31.
Dezember 2018: "Die Synagoge Heinsheim wird zum Kulturzentrum..."
Link zum Artikel |
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Juli 2019: Zum Stand
der Restaurierung der ehemaligen Synagoge |
Artikel
von Ulrike Plapp-Schirmer in der "Heilbronner Stimme" vom 11. Juli 2019: "Aus
der Heinsheimer Synagoge soll ein Schmuckstück werden
Bad Rappenau Die Sanierung der ehemaligen Synagoge im Bad Rappenauer
Ortsteil Heinsheim schreiten voran. Das Gotteshaus wartet auf den
Innenausbau, derweil daneben ein Funktionsgebäude mit Teeküche, Toiletten
und Abstellraum entsteht.
Die Pläne, die schon länger an einer der Innenwände der ehemaligen Synagoge
in Heinsheim hängen, nehmen draußen vor der Tür langsam Gestalt an. In den
zurückliegenden Wochen ist das Nebengebäude entstanden. Es ist noch im
Rohbau. Doch jetzt wird klar, wo Teeküche, Toiletten und ein kleiner
Abstellraum künftig sein werden. Parallel läuft das Programm des Vereins
Ehemalige Synagoge Heinsheim weiter: 'Wir wollen schon in der Bauphase
zeigen, was wir auch später machen', sagt Schriftführer Bernd Göller.
Nämlich: 'ein breites kulturelles Spektrum' auf die Beine stellen.
Die Veranstaltungen müssen nicht zwingend mit der Heinsheimer Synagoge zu
tun haben, so lange sie zu dem Ort passen, dessen Besonderheiten gerade
wieder zum Vorschein gebracht werden. Getreu dem Vereinsmotto 'Erinnern,
Dialog, Kultur' dürfe das dann auch Spaß machen, betont Bernd Göller.
Öffentliche und private Nutzung. Ist die Synagoge fertig, soll dort
sowohl eine öffentliche als auch eine private Nutzung möglich sein. Das
Gotteshaus selbst soll zu einem lebendigen Ort der Begegnung werden. Die
Geschichte des Gebäudes, das ist auch der Wunsch des Landesdenkmalamts, soll
sichtbar bleiben. Noch ist viel zu tun. 'Aus dem Schmuddelkind wird langsam
ein Schmuckstück', ist sich Bernd Göller sicher. Viel habe man schon
geleistet. Aber jedes Detail, jeder Federstrich erfordere immer noch
Absprache und Diskussion.
Die Sanierung soll dem Original möglichst nahe kommen, wobei man gar nicht
wisse, wie das Original wirklich ausgesehen habe. Fotos existieren nicht.
Nur Spuren, wie ein paar Sterne am Deckengewölbe. Oder die schwarzen Flecken
an den Wänden, die Zeugnis von der säkularen Nutzung nach dem Krieg ablegen,
als das Gotteshaus zuerst Scheune und dann Schmiede war. Die Veranstaltungen
der Heinsheimer werden auch im zweiten Halbjahr 2019 in Kooperation mit dem
Verein Jüdisches Leben im Kraichgau, mit der Bad Rappenauer Kurseelsorge und
den örtlichen Kirchengemeinden durchgeführt.
Eine Hommage an Georg Elser am Freitag, 29. November, findet tags darauf
nochmal als Veranstaltung der Synagoge Affaltrach in Obersulm statt. Das
Lehrhaus Stuttgart ist Partner beim Trialog, der am Dienstag, 17. September,
mit dem Thema 'Abraham - Vater des Glaubens' fortgesetzt wird. Noch das
ganze Jahr über weicht der Verein Ehemalige Synagoge Heinsheim mit seinen
stets gut besuchten Veranstaltungen auf andere Orte aus. Unterstützung gibt
es überall.
Deckungslücken müssen geschlossen werden. So helfen etwa
Berufsschüler und Lehrer der Johann-Jakob-Widmann-Schule Heilbronn beim Bau
des Nebengebäudes. Nach den Ferien gehe es weiter, berichten der Vorsitzende
Hans-Eckhard Bucher und Kassier Manfred Schädler.
An Weihnachten wären sie gerne fertig: 'Aber eine Garantie gibt es nicht',
so Göller. Wie dem Synagogenverein die Kosten davongaloppieren, weil die
Preise am Bau in die Höhe geschnellt sind, so vergeht auch die Zeit wie im
Flug. Deckungslücken von 30.000 bis 50.000 Euro gibt es bei der
Finanzierung: 'Wir haben Angebote vorliegen, die differieren um 100
Prozent', sagt Hans-Eckard Bucher. 'Wir schließen nicht aus', ergänzt Bernd
Göller, 'dass wir im nächsten Jahr noch einmal bei unseren Mitgliedern
anklopfen müssen.'..."
Link zum Artikel
Artikel ist auch
als pdf-Datei eingestellt |
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Januar 2020:
Ein wichtiges Jahr steht für den
Synagogenverein bevor: Einweihung Ende 2020 geplant
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Artikel
von Ulrike Plapp-Schirmer in der "Heilbronner Stimme" vom 9. Januar 2020: "In
Heinsheims Synagoge sollen sich alle Religionen treffen
Bad Rappenau Dem Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Heinsheim steht ein
ganz besonderes Jahr ins Haus. Was auf Initiative von Fritz Abel begann und
2012 mit der Vereinsgründung Fahrt aufnahm, vollendet sich 2020.
Die Sanierungsarbeiten an dem geschundenen Gebäude sind fortgeschritten. Im
Nebengebäude fehlen noch Installationen, außen die Holzverkleidung. Im
Innenraum der Synagoge wurde eine Frauenempore eingezogen, die Balken für
das Deckengewölbe sind montiert. Dort, wo ein Schmied seine Toilette hatte,
strebt jetzt eine eiserne Wendeltreppe in die Höhe. In der Mitte stehen
derzeit Podeste für die Maler, die die Decke in einem Grauton streichen. Die
Bauarbeiten werden auch von einer inhaltlichen Diskussion begleitet: Welches
Profil soll die Synagoge haben. Was ist ihr Auftrag? Geht es nach dem
ehemaligen evangelischen Pfarrer Bernd Göller, so soll das Gebäude kein
Museum, sondern ein lebendiger Ort des Miteinanders und der Versöhnung
werden. Den Trialog der Religionen, den er 2019 zusammen mit dem Stuttgarter
Lehrhaus initiiert hat, und den Tora-Lernkreis sieht er als Herzstück der
Vereinsarbeit an. Drumherum gruppieren sich Vorträge sowie kulturelle
Veranstaltungen aller Art. Und auch, wenn die Synagoge Ende 2020 fertig sei:
Bernd Göller will nicht nur die Synagoge bespielen, sondern auch die gute
Zusammenarbeit mit den Bad Rappenauer Kirchen fortführen. Das Programm im
ersten Halbjahr steht, mit Trialog, Tora-Lernkreis, einem Vortrag von
Andreas Rothenhöfer ('The Girl who escaped from Germany', Donnerstag, 6.
Februar) und Klezmermusik (Donnerstag, 23. April). Für die Eröffnung der
Synagoge im Spätjahr schweben Bernd Göller mehrere Festtage vor, wo auch
denjenigen gedankt wird, die zum Gelingen der Sanierung beitragen. Es soll
'noch einmal gegenwärtig werden, wo wir angefangen haben und wo wir heute
stehen', sagt er.
Trialog der Religionen wird fortgesetzt. Drei Mal lädt der
Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Heinsheim im ersten Halbjahr zum
hochkarätig besetzten Trialog ein. Das Motto lautet 'Glaube und Alltag bei
Juden, Christen und Muslimen'. Hatte man im vorigen Jahr nach Themen
gesucht, die die Religionen verbinden, so liegt der Schwerpunkt nun auf dem
Neuen, dem Unbekannten, dem Verstehen und dem Verständnis füreinander. Shaul
Friberg, Rabbiner der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg, und die
Mannheimer Kulturagentin Esther Graf vertreten auf dem Podium das Judentum,
Eyüp Besir, der Vorsitzende des Forums für Interkulturellen Dialog in
Frankfurt, spricht für die Muslime. Der emeritierte Weihbischof Dr.
Franziskus Eisenbach und Bernd Göller als Pfarrer im Ruhestand stehen für
das Christentum. Resonanz war mit bis zu 50 Teilnehmern überwältigend.
Überwältigende Resonanz. 'Damit hatten wir gar nicht gerechnet', sagt
Göller. Vertreter aller Religionen waren auch unter den Zuhörern. 'Mir geht
es vor allem darum, dass wir in Bad Rappenau eine gemeinsame Veranstaltung
machen', sagt Bernd Göller. 'Das Gemeinsame suchen, das Miteinander pflegen'
ist eines seiner Anliegen. 'Auf Augenhöhe' soll jeder Dialog und jeder
Trialog geführt werden. Das hieße aber auch, dass man nicht zu jeder Zeit
einen Trialog ansetzen kann, sagt Bernd Göller. Auch der Sabbat wird bei
Veranstaltungen des Freundeskreises eingehalten. Noch sind 30- bis 50.000
Euro der Sanierungskosten nicht gedeckt. Bernd Göller nimmt das gelassen.
Bisher, sagt er, sei immer wieder eine Türe aufgegangen - und jede Rechnung
wurde bezahlt..."
Link zum Artikel |
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Mai 2020:
Die Sanierung geht der Vollendung
entgegen |
Artikel
in "SOLE" (Beilage der "Heilbronner Stimme") vom 26. Mai 2020: "Auf der
Zielgeraden. Ehemalige Synagoge Heinsheim geht Vollendung ihrer Sanierung
entgegen..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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Juni 2021:
Die Eröffnung der Ehemaligen
Synagoge Heinsheim ist mit Festtagen geplant |
Mit
Festtagen vom 10. bis 16. Juni 2021 ist die Eröffnung der Ehemaligen
Synagoge Heinsheim geplant. Siehe
Flyer
mit den Programmplanungen (pdf-Datei). |
Fotos und weitere aktuelle Informationen zur Restaurierung der ehemaligen
Synagoge 2012-2020:
Nach Gründung des Freudeskreises Ehemalige Synagoge
Heinsheim e.V.:
Hinweis: die
Eröffnung der
Ehemaligen Synagoge Heinsheim nach der Restaurierung fand mit Festtagen vom
30. September bis 12. Oktober 2021 statt (siehe
Flyer). Wegen
der Pandemiesituation musste der ursprünglich geplante Termin vom 10. bis 13.
Juni 2021 abgesagt werden.
Online zugänglich:
Dokumentation zu den Festtagen zur Eröffnung der Ehemaligen Synagoge Heinsheim
(pdf-Datei, 36 MB).
Die Renovierung der Synagoge ist erfolgreich abgeschlossen - wir gratulieren
den Mitgliedern des "Freundeskreises Ehemalige Synagoge Heinsheim e.V." für die
gelungene Sanierung!
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 130f. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. S. 101-109. |
| Michael Rothenhöfer: "Förmliche Kirchenfenster"
für eine "nur tolerierte Sekte". Die Synagoge von Heinsheim am
Neckar und ihre Schicksale. in: Kraichgau 14. 1995. S. 151-164. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 319-320. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Rudolf Petzold: Die
Jüdische Gemeinde Heinsheim. In: Bad Rappenauer Heimatbote.
Heimatgeschichtliche Veröffentlichung des Heimat- und Museumsvereins Bad
Rappenau sowie der Stadt Bad Rappenau. 25. Jahrgang Dezember 2015 Nr. 26. S.
73-81 (eingestellt als pdf-Datei). |
| Die
Ehemalige Synagoge in Heinsheim. Eine Leidens- und
Überlebensgeschichte. 2017 (eingestellt als pdf-Datei).
|
Zusätzlich eingestellt: Zeitzeugengespräche 2015
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Heinsheim Baden. Jews
are first mentioned in 1681. A cemetery is known from the early 17th century,
afterwards serving the region and becoming one of the largest in southern
Germany. A synagogue was erected in 1796 and the Jewish population grew to a
peak of 118 in 1836. With their economic situation improving, half the Jews
traded in cattle in the early 20th century. In 1933, 24 remained (total
population 672). Nineteen left the village by the end of 1938. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the homes of the last five Jews were seriously damaged;
two emigrated to the United States and three were deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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