Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz"
(Regierungsbezirk Trier)
Zur Übersicht:
"Jüdische Friedhöfe im Kreis Trier-Saarburg"
Hermeskeil (Kreis
Trier-Saarburg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Hermeskeil (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Thalfang beigesetzt. In
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühten sich die jüdischen Familien
in Hermeskeil um Anlage eines eigenen Friedhofes. Der Gemeinderat bot hierfür
ein Grundstück am Züscher Wald im Distrikt Adrian an (heute im Bereich des
Gewerbegebietes "Im Adrian"). Die jüdischen Familien waren damit
jedoch nicht einverstanden und kauften ein Grundstück an der Züscher Straße/Straße
"Zum Ringgraben". Die
Friedhofsfläche schloss sich unmittelbar an den evangelischen Friedhof der Gemeinde an. Der
jüdische Friedhof wurde 1880 angelegt. Als erster soll der Vorbeter und
Lehrer namens Friedmann beigesetzt worden sein.
Seit
Ende der 1920er-Jahre war der jüdische Friedhof in Hermeskeil Ziel
antisemitischer Aktionen. Im Sommer 1929 wurde er erstmals schwer
geschändet. Dabei wurden zwei Grabsteine umgeworfen und "in der gemeinsten
Weise beschmutzt", das heißt vermutlich mit NS-Parolen oder -Symbolen
beschmiert. Die Tat wurde in der Bevölkerung mit Abscheu aufgenommen.
Der
Zeitung des des Centralvereins (CV-Zeitung, Monatsausgabe), Ausgabe vom September 1929 ist zu
entnehmen:
"Grabschändung in Hermeskeil. Durch die Presse
des Rhein-, Nahe-, Moselgebietes ist folgende Meldung verbreitet worden:
"Auf dem israelitischen Friedhof in Hermeskeil wurden zwei Grabsteine
umgeworfen und in der gemeinsten Weise beschmutzt. Die Landjägerei hat sofort
die Ermittelungen aufgenommen."
Diese Zeitungsmeldung gibt nur den Tatbestand wieder; sie offenbart nicht die
ungeheure Entrüstung, die dieses gemeine Verbrechen der Friedhofschändung in
allen Kreisen der rechtlich und religiös denkenden Bevölkerung ausgelöst hat;
vielleicht ist die Entrüstung gerade deshalb so stark, weil man bisher von
solchen Friedhofschändungen nichts gewusst hat. Die Bevölkerung, zum größten
Teil römisch-katholisch oder evangelisch und stark mit Israeliten durchsetzt,
erkennt den Religionsfrieden als oberstes Gesetz an. Den konnten weder die
großen Kulturkämpfe der letzten Jahrzehnte, noch das Ringen um das
Konkordat in den letzten Monaten irgendwie erschüttern. Darum bekundet
die gesamte Öffentlichkeit einmütig und geschlossen ihren Abscheu über
die Störung des Friedhofsfriedens. Die Ermittlungen der zuständigen Stellen
sind bisher noch nicht abgeschlossen; es ist noch nicht gelungen, die oder
den Täter festzunehmen." |
|
Artikel
in der CV-Zeitung von 13. September 1929: "Und nun auch auf dem
Hochwald. Grabschändung in Hermeskeil. Durch die Presse des Rhein-,
Nahe-, Moselgebietes ist folgende Meldung verbreitet worden: 'Auf dem
israelitischen Friedhof in Hermeskeil wurden zwei Grabsteine umgeworfen
und in der gemeinsten Weise beschmutzt. Die Landjägerei hat sofort die
Ermittlungen aufgenommen.' Diese Zeitungsmeldung gibt nur den Tatbestand
wieder; sie offenbart nicht die ungeheure Entrüstung, die dieses gemeine
Verbrechen der Friedhofsschändung in allen Kreisen der rechtlich und religiös
denkenden Bevölkerung ausgelöst hat, vielleicht ist die Entrüstung
gerade deshalb so stark, weil man im weitesten Umfang bisher von solchen
Friedhofsschändungen nicht gewusst hat. Die Bevölkerung, zu größten
Teil römisch-katholisch oder evangelisch und stark mit Israeliten
durchsetzt, erkennt den Religionsfrieden als oberstes Gesetz an. Den
konnten weder die großen Kulturkämpfe der letzten Jahrzehnte, noch das
Ringen um das Konkordat in den letzten Monaten irgendwie erschüttern.
Darum bekundet die gesamt Öffentlichkeit einmütig und geschlossen ihren
Abscheu über die Störung des Friedhoffriedens. Die Ermittlungen der zuständigen
Stellen sind bisher noch nicht abgeschlossen; es ist noch nicht gelungen,
die oder den Täter festzunehmen. Da festzustehen scheint, dass es sich
nicht um durchwandernde Fremde gehandelt hat und somit nur Einheimische in
Betracht kommen dürften, taucht die Frage auf, wie es zu diesem
scheußlichen Akt hatte kommen können. Wieder wird, wie in so vielen
Fällen im übrigen Deutschland, die Verhetzung die treibende Kraft
gewesen sein. Schon seit Monaten entfalten die Nationalsozialisten
und andere völkische Gruppen im Hochwald-, Hunsrück- und Nahegebiet regeste
Propaganda mit den bekannten üblen Methoden der Judenhetze; können sie
auch dank der Ruhe und Besonnenheit der bürgerlichen Bevölkerungskreise
keine nennenswerten Erfolge erzielen, so ist es doch in einzelnen Fällen
schon zu unangenehmen Zwischenfällen gekommen. wenn auch hier nicht
gesagt werden kann und darf, dass diese Grabschändung in Hermeskeil in
direktem Zusammenhang mit dem rechtsradikalen Treiben steht, die Annahme,
dass es sich um einen Ausfluss dieser Verhetzung handelt, soistit leider
nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen." |
Im September 1929 kam es zu einer erneuten, noch schlimmeren
Friedhofschändung, bei der "sämtliche Grabsteine umgestürzt und
zerstört" worden sind:
Meldung
im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinden in Frankfurt vom Oktober
1929: "Hermeskeil (Hunsrück). Auf dem jüdischen Friedhof wurden
offenbar von Antisemiten sämtliche Grabsteine umgestürzt und
zerstört." |
In welchem Zustand der Friedhof nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938
war, ist nicht bekannt.
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Hermeskeil umgekommene / ermordete Hälftlinge des SS-"Sonderlagers"
/ KZ Hinzert beigesetzt. Im März 1946 wurden sie exhumiert und zum
KZ-Friedhof / KT-Gedenkstätte Hinzert überführt und neu beigesetzt. Der
Friedhof in Hermeskeil wurde - soweit möglich - wieder hergerichtet. Jüdische
Grabsteine sind nicht erhalten. Ein Gedenkstein erinnert an die hier
beigesetzt Toten der jüdischen Gemeinde Hermeskeil.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt unmittelbar beim christlichen
(evangelischen) Friedhof an der Züscher Straße / Straße "Zum
Ringgraben"
Fotos
Der Friedhof im
Frühjahr 2006
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum; April 2006) |
|
|
|
|
Blick auf den von einer Hecke
umgebenen jüdischen Friedhof |
Blick über den
abgeräumten
Friedhof |
Zugang vom christlichen zum
jüdischen Friedhofsteil |
|
|
|
|
|
|
Inmitten des Friedhofes
ein
Gedenkstein |
Gedenkstein mit der kaum noch lesbaren
Inschrift:
"Zum Gedenken der Toten der
Mitglieder der Jüdischen
Kultusgemeinde
Hermeskeil 1933-1945" |
|
|
|
|
|
Der Friedhof im
Frühjahr 2012
(Fotos: Barbara Theis, Aufnahmedatum 15.5.2012) |
|
|
|
|
Blick vom
christlichen Friedhof auf den
Zugang zum jüdischen Friedhof |
Der weiterhin (wie
schon 2006) kaum noch lesbare Gedenkstein |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
|