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Hillesheim (VG
Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hillesheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1804 39 jüdische Einwohner, 1807 7 jüdische Familien, 1824 72
jüdische Einwohner, 1828 81, 1861 90
(13,0 % von insgesamt 692), 1871 81, 1880 63 (9,4 % von 669), 1895 70, 1900 61
(9,5 % von 641), 1910 45 (7,1 % von 633).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Um 1860 wird als Lehrer ein
Herr Rosenthal genannt, 1889 Leo Levin (siehe unten). 1891 wird als "früherer Lehrer der
Gemeinde" Herr Boheim erwähnt (siehe unten). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Alzey.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Kahn (geb.
1882 in Hillesheim, gest. an der Kriegsverletzung September 1922), Karl Kahn
(geb. 1892 in Hillesheim, gefallen 21.3.1916) und Moritz Mayer (geb. 1876 in
Hillesheim, gefallen 25.11.1914).
Um 1924, als noch 31 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (4,4 %
von etwa 700 Einwohnern), war die Gemeindevorsteher Max Gabriel und Simon Mayer.
Damals erhielten noch zwei jüdische Kinder der Gemeinde Religionsunterricht vor
Ort. 1932 waren die Gemeindevorsteher Max Gabriel (1. Vors.), Albert Kahn
(2. Vors.) und Sally Hirsch (3. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 erhielt nur noch
ein schulpflichtiges jüdisches Kind der Gemeinde den Religionsunterricht am
Ort.
Nach 1933 sind die jüdischen Gemeindeglieder (1933:
32 Personen = 4,9 % von insgesamt 702 Einwohnern) auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien alsbald weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1934 verzog der
Gemeindevorsteher Max Gabriel mit seiner Familie nach Mannheim; drei Angehörige
der Familie Hirsch zogen nach Berlin, einer nach Frankreich. 1936 verzog Elise
Löb (geb. 1912) nach Mainz; 1937 emigrierten Selma Mané (geb. 1908) und Lore
Mané (geb. 1932) nach New York; Meta und Ilse Haas (geb. 1885 bzw. 1913)
verzogen nach Mannheim. Letzter Gemeindevorsteher war nach dem Wegzug von Max
Gabriel Albert Kahn, der vermutlich noch nach Palästina/Israel emigrieren
konnte. 1939 wurde kein
jüdischer Einwohner mehr gezählt.
Von den in Hillesheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Anna Abraham (1893),
Irene (Ida) Abraham (1887), Karoline Altstädter geb. Hirsch (1893), Emanuel
Gabriel (1877), Emma Gabriel (1860), Marcus Max Gabriel (1872), Berta Gerson geb. Kahn (1875), Sophia Selma
Goldstein geb. Hirsch (1894), Regina Hamburger geb. Hirsch (1889), Albert Kahn (1873), Bertha Kahn
geb. Löb (1882), Klara Kahn (1883), Jettchen Kahn (1873), Franziska Mayer geb.
Hirsch (1861), Heinrich Mayer (1910), Josef Mayer (1877, Kennkarte siehe unten), Johanna Rosen
geb. Levi (1902), Johanna Rosenbaum geb. Hirsch
(1888), Babette Sonnheim geb. Mayer (1879), Anna Zimmermann geb. Grünewald (1876).
Hinweis: es kommt immer wieder zu Verwechslungen mit Hillesheim bei
Gerolstein (Vulkaneifel), wo wenige jüdische Familien wohnten. Von ihnen sind
umgekommen: Henriette Gottschalk geb. Zimmermann
(1917), Emil Kaufmann (1906), Erna Kaufmann geb. Marx
(1908), Ruth Kaufmann (1936), Walter Kaufmann (1938),
Anna Zimmermann geb. Grünewald (1876).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1881 /
1885 / 1886 / 1887 / 1889 / 1890 / 1900 / 1902 / 1902 / 1904 sowie Hilfsvorbeter zu den Hohen
Feiertagen 1911 / 1915
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1881:
"Die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers in Hillesheim bei
Oppenheim (Rheinhessen) ist sofort zu besetzen.
Gehalt 400 Mark, freie Wohnung und Heizung. Der Vorsteher Abraham". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1885:
"Vakanz. In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Lehrers und
Vorsängers vakant. Nur ledige Bewerber wollen sich wenden an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde Hillesheim (Rheinhessen)."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1886:
"Wir suchen für unsere Gemeinde einen ledigen Religionslehrer
und Vorbeter. Gehalt entsprechend nebst freier Wohnung und
Heizung.
Hillesheim, Dezember 1886. Der Vorstand. Heinrich Mayer."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1887:
"Die israelitische Religionsgemeinde Hillesheim, Post Dorn-Dürkheim,
sucht einen Religionslehrer und Vorbeter zum baldigen
Eintritt gegen anständigen Gehalt anzustellen. Bewerber hierzu wollen sch
gefälligst melden an den Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1889:
"In der israelitischen Gemeinde Hillesheim wird ein Religionslehrer
und Kantor (ledig) gesucht. Jährlicher Gehalt 275 Mark nebst freier Kost,
Wohnung und Heizung. Die Stelle ist sofort zu besetzen. Der Vorstand: Heinrich
Mayer." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1890:
"Die hiesige Kantor- und Religionslehrerstelle ist per sofort
zu besetzen. Fixer jährlicher Gehalt 300 Mark nebst freier Kost und
Logis. Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand der israelitischen
Gemeinde zu Hillesheim." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1900:
"Die Gemeinde Hillesheim, Rheinhessen, sucht zum alsbaldigen Eintritt
einen seminaristisch gebildeten Religionslehrer, zugleich Chasan
und Schochet. Gehalt Mark 650 bei freier Wohnung und Heizung.
Nebeneinkünfte Schechita etc. circa Mark 300.
Bewerber wollen sich melden an der Vorstand:
Moritz Hirsch. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1900: "Die
Gemeinde Hillesheim (Rheinhessen) sucht zum alsbaldigen Eintritt einen
ledigen Religionslehrer, zugleich Chasan und Schochet,
mit einem fixen Gehalt von 650 Mark bei freier Wohnung und Heizung und ca.
300 Mark Nebenverdienst (Schechita etc.).
Bewerber wollen sich melden an den Vorstand:
Moritz Hirsch II." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1901: "Die
Gemeinde Hillesheim (Rheinhessen) sucht zum alsbaldigen Eintritt einen
seminaristisch gebildeten Religionslehrer, der auch die Stelle als Vorbeter
und Schächter zu versehen hat. Fixum Mark 700, freie Wohnung und
Heizung. Nebeneinkommen durch Schächten und Erteilung von Privatstunden
ca. 250-300 Mark.
Bewerber wollen sich wenden an
Großherzogliches Rabbinat Alzey." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. November 1902:
"Die israelitische Gemeinde Hillesheim - Dolgesheim
sucht per 1. Januar 1903, eventuell auch etwas früher, einen
Religionslehrer,
zugleich Vorbeter und Schochet. Gehalt an Fixum: Mark 750,
nebst Nebeneinkommen, bei freier Wohnung und Heizung. Ledige Bewerber
wollen sich melden, bei
Moritz Hirsch,
Vorstand der israelitischen Gemeinde Hillesheim in Rheinhessen."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1904: "Die
israelitische Gemeinde
Hillesheim - Dolgesheim
sucht per 1. April dieses Jahres einen Religionslehrer, zugleich Vorbeter
und Schochet. Gehalt bei freier Wohnung und Heizung Mark 700.
Nebenverdienste: Schechitah und dergleichen. Bewerber wollen sich melden
an den Vorstand Moritz Hirsch, Hillesheim - Dolgesheim
(Rheinhessen)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1911: "Hilfsvorbeter
gesucht. Die israelitische Gemeinde Hillesheim (Rheinhessen)
sucht zu Rosch Haschana (Neujahrsfeld) und Jom Kippur einen
Vorbeter mit einer Vergütung von Mark 75.- nebst freier Station.
Gefällige Meldungen erbeten an den Vorstand Moritz Hirsch." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1915: "Die
israelitische Gemeinde Hillesheim (Rheinhessen) sucht zu den heiligen
Feiertagen einen Vorbeter.
Erwünscht ist bei guten Chasen-Eigenschaften, religiöse und
würdevolle Haltung. Vergütung Mark 70.- Bewerber belieben sich sofort
bei dem Unterzeichneten zu melden.
Bernhard Hirsch." |
Die fünfte Versammlung
israelitischer Lehrer in Rheinhessen findet in Bechtheim statt (1860)
Artikel in "Der israelitische Volkslehrer" vom Juni 1860 S. 227:
"Die fünfte
Versammlung israelitischer Lehrer in Rheinhessen, abgehalten zu Bechtheim im
Kreise Worms am 17. Mai 1860.
Es waren zugegen die Herren Dr. Aub,
Rabbiner in Mainz, Bär aus Griesheim,
Albert Mayer aus Mainz, Stern aus
Oppenheim und Rosenthal aus Hillesheim
(statt Hildesheim) und von den früheren Mitgliedern
Marx, Gottschall, Hirsch, Sonneberg, Wormser, Herzog, Hauser, Nathan und
Klingenstein. " |
Der jüdische Lehrer Leo Levin hält die Festrede
zum Sedantag (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1889: "Hillesheim
bei Alsheim. Der Präsident des hiesigen Kriegervereins, sowie die
Vorsteher anderer Vereine ersuchten den hiesigen Lehrer und Kantor Leo
Levin am Vorabende des Sedantages die Festrede zu halten. Herr Levin ist
diesem ehrenvollen Auftrag mit Freude nachgekommen, und hat seine
gediegene Ansprache die volle Anerkennung aller Zuhörer
gefunden." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Vorstehers der Gemeinde Heinrich Mayer (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1891: "In Hillesheim
(Rheinhessen) starb am 9. dieses Monats der Vorsteher der israelitischen
Gemeinde Herr Heinrich Mayer. Der frühere Lehrer dieser Gemeinde, Herr
Boheim hielt diesem braven Jehudi die Leichenrede." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgende Kennkarte ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
von Josef Mayer,
geb. in Hillesheim |
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Kennkarte (Mainz) von Josef
Mayer (geb. 4. Dezember 1877 in Hillesheim, später wohnhaft
in Eberswalde), Kaufmann, nach Frankreich emigriert, am 7. September
1942
ab Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet |
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Gedenkblätter aus Yad
Vashem, Jerusalem
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Gedenkseite für Berta
Gerson geb. Kahn aus Hillesheim (Rheinhessen),
Tochter von Theodor Gerson, verheiratet mit Leo Kahn, wohnhaft in
Oberwesel, umgekommen im Ghetto
Theresienstadt 1942 |
Gedenkseiten
für den Kaufmann Albert Kahn, geb. 9. Januar 1873 in Hillesheim
(Rheinhessen), Sohn von Leopold Kahn und
Fanny geb. Ostheimer, wohnhaft in Hillesheim Obergasse 1, ab Dezember 1938
in Oberwesel, Simmernerstraße
8a;
1942 deportiert in das Ghetto Theresienstadt, später in das
Vernichtungslager Auschwitz, ermordet. |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge soll Anfang
des 19. Jahrhunderts errichtet worden sein. Sie wurde beim Novemberpogrom
1938 demoliert. Das Anwesen wurde später an einen Nachbarn verkauft, der
das Gebäude abgebrochen und neu bebaut hat.
Adresse/Standort der Synagoge:
Brunnenstraße 5
Fotos
(Fotos: Michael Ohmsen, Aufnahmen von Anfang Juli 2011; vgl. Fotoseite
von M. Ohmsen zu Hillesheim)
Das an Stelle der
ehemaligen Synagoge stehende Haus
in der Brunnenstraße 5 |
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Andernorts entdeckt
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Grabstein
für Fanny Schönfeld geb. Abraham
(geb. 11.11.1853 Hillesheim, gest. 12.1.1914)
im jüdischen Friedhof
Stein-Bockenheim |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 367-368. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 175-176. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 186 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hillesheim Hesse. Numbering
90 (13 % of the total) in 1861, the community declined to 32 (5 %) in 1933. By
May 1939 all the Jews had left.
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