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Hofgeismar (Kreis
Kassel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hofgeismar bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17.
Jahrhunderts zurück. 1616 gab es zwei jüdische Haushaltungen in der Stadt, wenig
später waren es - noch in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges - vier
jüdische Haushaltungen.
Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem die Stadt sehr unter den
Kriegskosten zu leiden hatte, musste die Stadt bei einigen Juden Geld aufnehmen:
je 50 Taler bei Heinemann Michel, Aser Itzig und Schmul Nathans Witwe. 1789 wurden 102 jüdische Gemeindeglieder gezählt (4,9 % von insgesamt
2.061 Einwohnern). Die meisten jüdischen Familien lebten in der Nähe der
Synagoge. Alte jüdische Familien waren die Familien Mandel, Hecht, Levisohn und
Heilbrunn.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: um 1800 40 jüdische Familien, 1827 189 jüdische Einwohner (5,9 % von
insgesamt 3.195 Einwohnern), 1834 243 (7,4 % von 3.260), 1861 219 (5,9 % von
3.718), 1871 198 (5,0 % von 3.942), 1885 178 (4,1 % von 4.341), 1895 137 (2,8 %
von 4.758), 1900 111 (2,4 % von 4.621), 1905 85 (1,7 % von 4.874), 1910 72 (1,5
% von 4.765). Die relativ rasche Abwanderung aus Hofgeismar seit Ende des 19.
Jahrhunderts hatte einen Grund darin, dass bei den preußischen Wahlen die
Antisemiten in Hofgeismar die Führung erlangten.
Bereits seit 1807 waren die jüdischen Einwohner der Stadt
gleichberechtigte Bürger. 1834 war erstmals ein jüdischer Einwohner Mitglied des
außerordentlichen Bürgerausschusses. Trotz der schnellen Integration kam es zu
schweren Ausschreitungen gegen die jüdischen Einwohner im Revolutionsjahr
1848, wodurch mehrere Familien zur Flucht nach Kassel gezwungen waren (siehe
Bericht unten). 1863 war ein Mitglied der Familie Heilbrunn Mitgründer des
Turnvereins Hofgeismar. Der Kaufmann Hermann Heilbrunn war bis 1919
Stadtverordneter.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1811 wird erstmals eine
öffentliche jüdische Schule in Hofgeismar mit damals 18 Schülern genannt
(Lehrer: Mendel Simon). Sie bestand zunächst nur bis 1813, dann wieder ab 1823.
Als Lehrer wird um 1836 ein Herr Sommer genannt. 1855 hatte die Schule 41 Schüler und war damals eine der größeren jüdischen
Schulen in Kurhessen. 1876 wird als Lehrer Moses Levv [Levi] genannt (siehe Anzeige
und zur Familiengeschichte unten; war Lehrer in Hofgeismar bis zu seinem Tod
1898). Wegen zu geringer Schülerzahl wurde die Elementarschule 1908
aufgelöst, nachdem sie bereits seit 1901 unter 10 Schüler hatte. Letzter
Elementarlehrer war (seit 1899) Salomon David, der 1908 nach Ziegenhain
wechselte. Bis 1915 hatte die Gemeinde noch einen eigenen Religionslehrer,
danach wurde der Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer, zunächst aus Zierenberg,
später aus Meimbressen erteilt. Die
Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat in Kassel.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Julius Löwy (geb.
28.2.1895 in Bühne, gef. 13.5.1916), Alfred Mathias (geb. 25.5.1891 Hofgeismar,
gef. 25.6.1915), Siegfried Wallach (geb. 21.3.1893 Hofgeismar, gef. 23.4.1915).
An die Gefallenen erinnerte eine Anfang September 1921 in der Synagoge mit einem
feierlichen Akt eingeweihte Gedenktafel (siehe Bericht unten). In der Synagoge
hing bereits eine andere Gedenktafel, die an den im Krieg 1870-71 gefallenen
Louis Eisenberg erinnerte.
Um 1925, als noch 47 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (0,9 %
von insgesamt 5.043 Einwohnern), war der Gemeindevorsteher Louis Heilbrunn (bis
1931, siehe Bericht unten).
Die damals sieben schulpflichtigen jüdischen Kinder erhielten ihren
Religionsunterricht durch Lehrer H. Löwenstein aus Meimbressen.
1932 war Gemeindevorsteher Hermann Heilbrunn (seit 1931, siehe Bericht
unten; Bahnhofstraße), Schatzmeister
Felix Hakesberg (Marktstraße). Weiterhin kam Lehrer Löwenstein aus Meimbressen
zum Unterricht der jüdischen Schulkinder nach Hofgeismar. Im Schuljahr 1931/32
waren es noch fünf Kinder. An jüdischen Vereinen gab es noch den
Israelitischen Frauenverein (1932 unter der Leitung von Johanna Löwy; Zweck und
Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Frauen und Kinder).
1933 lebten noch 37 jüdische Personen in der Stadt (0,7 % von 5.137
Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1933 kam es
zu schweren Misshandlungen von Gemeindegliedern durch SA-Leute, verbunden mit
falschen Beschuldigungen. Der Gemeindevorsteher Hermann Heilbrunn verstarb
1935 (Familie lebte
Bahnhofstraße 21; Grab im jüdischen Friedhof), seine Frau Lydia geb.
Freudenthal verzog 1939 nach Frankfurt (von dort aus deportiert), die Kinder in
die USA (Ilse) bzw. nach Niederländisch-Indien (Alfred); von der Familie Louis
Heilbrunn (wohnhaft Marktplatz 9, Textilgeschäft, wurde 1933 misshandelt) verzogen die Eltern (Louis
und Rosa) nach Köln, die Tochter Thea emigrierte in die USA, die Tochter Erna nach Holland. Von den sechs
Personen der Familie des Metzgermeisters Felix Hakesberg ist ein Sohn 1933 verstorben;
die Eltern (Felix und Hedwig Hakesberg) und eine Tochter (Irma) zogen nach
Brakel (von dort deportiert), zwei weitere Töchter (Erika und Lotte) nach
England. Die Familie Siegfried Mathias ist innerhalb Deutschlands verzogen
(Siegfried
Mathias mit Frau Franziska geb. Elsbach und Sohn Hans-Alfred nach
Wuppertal-Elberfeld; Ehepaar von dort deportiert; Sohn kam mit Kindertransport
nach Großbritannien); von den sieben Personen der Familie Albert Mathias
sind fünf
nach Dortmund verzogen (Ehepaar Albert und Bienchen Mathias mit drei Töchtern),
zwei in die USA (Söhne Erich und Ernst). Die Familie des Textilkaufmanns
Goldschmidt (fünf Personen, wohnte in der Petristraße) emigrierte 1936
beziehungsweise 1939 in die USA; die Mutter von Frau Paula Goldschmidt geb.
Löwy - Johanna Löwy - kam nach der Deportation ums leben. Fünf weitere
Personen verzogen innerhalb von Deutschland. Letzter Gemeindevorsteher war nach
dem Tod von Hermann Heilbrunn Siegfried Mathias. Beim Novemberpogrom 1938 sind
die noch in Hofgeismar lebenden jüdischen Personen teilweise schwer misshandelt
worden. Am 29. Juli 1939 konnte die lokale Zeitung berichten: "Hofgeismar
frei von Juden!".
Von den in
Hofgeismar geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; abgeglichen mit den
Gedenktafel im Museum Hofgeismar, vgl. Foto links): Benno Adler (1867),
Erna Bähr geb. Leser (1891), Siegfried Bastheim (1878), Käthe Berg geb.
Marcus (1878), Erna Blitz geb. Heilbrunn (1907), Hugo Brandenstein (1872),
Julius Brandenstein (1877), Max Brandenstein (1874), Ida Cohen geb.
Wallach (1897), Berta Cohn geb. Wallach (1890), Hermann Eichwald (1885), Jenny Eisenberg geb.
Ullmann (1859), Marie Friederike Eisenberg (1893), Felix Hakesberg (1878),
Hedwig Hakesberg geb. Königheim (1883), Irmgard (Irma) Hakesberg (1908),
Lydia Heilbrunn geb. Freudenthal (1878), Rosa Heilbrunn geb. Katz (1875),
Frieda Kahn-Hut geb. Wertheim (1880), Emma Löwenstein geb. Brandenstein (1868), Johanna Löwy geb. Brandenstein (1866), Alma Löwy
(1868), Else Machol
geb. Mathias (1910), Wilhelm Markert (1894), Albert Mathias (1873),
Bienchen Mathias geb. Israel (1873), Edith Mathias (1913), Franziska (Franze)
Mathias geb. Elsbach (1897), Grete Mathias (1907), Siegfried Mathias (1889),
Theodor Regensberg (1881), Rosalie Reifenberg geb. Brandenstein (1863),
Siegmund Rosenberg (1863), Bella Rosenthal geb. Heilbrunn (1880),
Julius Schild (1885), Martha Schild (1896), Adelheid Wallach geb. Abt (1857), Johanna Weinberg
geb. Liebenstein (1886), Kurt Weinberg (1921), Otto Wolf (1881), Marta
Wolf geb. Jacobson
(1887).
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Von 1945 bis um 1950 bestand in der
Nähe der Stadt ein großes Lager für jüdische Displaced Persons und
KZ-Überlebende ("Kibbuz HaTikwa").
Links:
Jüdische DPs (Displaced Persons), die im Hausbau unterrichtet werden -
nach 1945 im DP-Lager in Hofgeismar
Quelle: The Encyclopedia of Jewish Life s.Lit. unten Bd. I S.
520). |
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Links: Gruppe von Displaced Persons in Hofgeismar 1946 (Quelle: United
States Holocaust Memorial Museum Washington) |
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Anzeigen von Lehrer Moses Levy (1875 / 1876)
Anmerkung: Lehrer Moses Levy (bzw. Levi) lebte von 1842 bis 1898. Er war
verheiratet mit Rachel geb. Lilienfeld (1841-1917). Das Ehepaar hatte sieben
Kinder. Einer der Söhne war der spätere Lehrer in Mayen Albert Levi
(geb. 1879 in Hofgeismar, gest. 1941 in den USA; zur Familiengeschichte siehe
Beitrag von (Dr.) Judith N. Levi: Der Lebenslauf des letzten jüdischen Lehrers
in Mayen: Albert Levi (1879-1941) Online
zugänglich auf regionalgeschichte.net).
Die genannte Urenkelin von Moses Levi - Dr. Judith N. Levi - ist in
New York geboren, die Großeltern waren 1939 aus Deutschland emigriert. Dr.
Judith Levi war von 1973 bis 2001 Dozentin für Linguistik an der Northwestern
University in Chicago. Sie war viele Jahre unterwegs zu Lese- und Vortragsreisen
in Deutschland. Für ihre Verdienste wurde sie am 15. Juli 2015 in Chicago mit
dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande
ausgezeichnet.
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. September 1875: "Eine Familie in einer kleinen Stadt
sucht eine jüdische Köchin. Auskunft erteilt
Lehrer Levi in Hofgeismar." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1876:
"Eine erfahrene Haushälterin wird gegen gutes Salair, womöglich
auf sofort, gesucht. Näheres bei Herrn Lehrer Levy in
Hofgeismar." |
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Die
im Juni 2022 in Mayen am Gebäude der
früheren jüdischen Schule angebrachte Gedenktafel für Albert Levi.
Grab von Albert Levi
https://de.findagrave.com/memorial/155479970/albert-levi
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Zum Tod des aus Röhrenfurth stammenden Lehrers Salomon
David (1930 in Kassel, bis 1899 Lehrer in Jesberg, danach in Hofgeismar)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 2. Mai 1930: "Lehrer S. David. Am
Dienst dieser Woche verschied hier (sc. in Kassel) der pensionierte Lehrer
Salomon David nach längerem, schweren Leiden im 71. Lebensjahr. Geboren
in Röhrenfurth, erhielt er seine Ausbildung in Malsfeld
bei dem frommen und gelehrten Privatmann Bensew, dessen Vorbild ihn stets
leitete. Nach Absolvierung des hiesigen Lehrerseminars war der Verstorbene
in Jesberg, Hofgeismar und Ziegenhain
tätig. Seine in sich geschlossene ruhige Natur und seine streng
religiöse Lebensführung verschafften ihm Anerkennung bei seinen Mitbürgern
und Behörden. Seinen Sarg umstanden viele Lehrer und Freunde. Still wie
er gelebt, wurde er zu Grabe geleitet. Secher zadik livrocho - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen." |
Lehrer Salomon David wechselt von Hofgeismar nach Ziegenhain (1908) - die
jüdische Schule wird aufgelöst
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Hofgeismar,
17. August. Nach Versetzung der Herren Lehrer David in Hofgeismar nach
Ziegenhain und Plaut in Rodenberg (Kreis Rinteln) nach Meerholz sind die
israelitischen Schulen in Hofgeismar und Rodenberg wegen allzu geringer
Schülerzahl vom 1. Oktober an aufgelöst." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Antijüdische Ausschreitungen im Revolutionsjahr 1848
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1848:
"Kassel, 2. Mai (1848). Die Exzesse gegen Personen und
Eigentum in den Landständen und Dörfern, namentlich gegen Beamte und
Juden, nehmen auf eine bedauerliche Weise überhand; von Hofgeismar,
Melsungen, Rothenburg und
Breidenbach sind Judenfamilien mit ihren
geretteten Habseligkeiten hier eingetroffen; zugleich ist aber heute eine
Anzahl der Exzedenten gefesselt eingebracht worden. Es ist endlich einmal
Zeit, gegen diese Übertäter, deren Absicht lediglich auf Plünderung und
Raub gerichtet ist, energisch einzuschreiten und die Gesetze wieder zu
Ansehen zu bringen. Vor allen Dingen sind die Aufwiegler und Verführer in
Haft zu nehmen und den Gerichten zu überweisen; die öffentliche Stimme
hat deren schon Mehre bezeichnet. So sollen namentlich in Rothenburg ein
Advokat und ein Kaufmann, der sich in seinem Gewerbsbetriebe durch die
Juden beengt fühlt, die dortigen Szenen veranlasst haben. Milde und
Nachsicht wäre hier ein Verbrechen gegen das Land. (O.P.A.Z.)." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Louis Bastheim aus Hofgeismar / Kassel besteht in
Berlin mit 58 Jahren sein Abitur (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 1. April 1927: "Kassel. Herr Louis Bastheim,
gebürtig aus Hofgeismar, der längere Zeit hier in Kassel lebte,
bestand dieser Tage in Berlin im Alter von 58 Jahren sein
Abiturientenexamen. Es ist wohl anzunehmen, dass Herr Bastheim damit der
älteste Abiturient in Deutschland ist." |
Anstelle von Salomon Rosenbaum (Grebenstein) wird Louis
Heilbrunn (Hofgeismar) Kreisvorsteher - anstelle von Louis Heilbrunn wird
Hermann Heilbrunn Gemeindeältester in Hofgeismar (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 9. Januar 1931: "Hofgeismar. Neuer Kreisvorsteher.
Anstelle des verstorbenen Herrn Salomon Rosenbaum, Grebenstein,
wurde der bisherige Gemeindeälteste Herr Louis Heilbrunn (Hofgeismar)
zum Kreisvorsteher ernannt und vom Vorsteheramt
bestätigt." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 13. Februar 1931: "Anstelle des zum Kreisvorsteher ernannten Herrn
Louis Heilbrunn wurde Herr Herrmann Heilbrunn in Hofgeismar
zum Gemeindeältesten ernannt." |
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 18. Februar 1931: "Hofgeismar (Persönliches).
Nachdem der bisherige Gemeindeälteste Louis Heilbrunn für den
verstorbenen Herrn S. Rosenbaum zum Kreisvorsteher der jüdischen
Gemeinden des Kreises Hofgeismar ernannt wurde, ist an seiner Stelle Herr
Hermann Heilbrunn zum Gemeindeältesten bestimmt worden." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Eisen- und Manufakturwarengeschäftes Felix
Kleeberg (1866)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Dezember 1866:
"Für einen jungen Mann, der kleine Reisen vorzunehmen hat, und ein
guter Verkäufer sein muss, ist in meinem Eisen- und
Manufakturwaren-Geschäft eine Stelle offen.
Hofgeismar (Kurhessen). Felix Kleeberg." |
Anzeige von L. Kleeberg (1868)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Januar 1868: "Gesucht
ein Uhrmachergehilfe, der bei ausweislicher Tüchtigkeit, Teilhaber des
Geschäftes werden kann. Näheres bei L. Kleeberg in Hofgeismar,
Provinz Hessen." |
Anzeige des Herrengarderobe- und Manufakturwarengeschäftes von Jacob Heilbrunn
(1876)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1876:
"Für mein Herrengarderobe- und Manufaktur-Warengeschäft,
suche unter günstigen Bedingungen einen Lehrling zu
engagieren.
Hofgeismar (Hessen). Jacob Heilbrunn." |
Anzeige des Getreidegeschäftes Hermann Kleeberg (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1891: "Für
mein Getreidegeschäft (Sonnabend und Feiertage geschlossen) suche per 15.
Mai einen angehenden Commis.
Hofgeismar. Hermann Kleeberg." |
L. A. Heilbrunn sucht zur Mithilfe ein Mädchen (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1900:
"Für mein Komptoir und zeitweise Haushalt suche ich aus
besserer jüdischer Familie bei Station im Hause ein junges
Mädchen
zum baldigen Eintritt. Schabbat und Feiertag streng
geschlossen. Gefällige Offerten mit Gehaltsansprüchen erbitte
sofort.
L.A. Heilbrunn,
Hofgeismar." |
Anzeige von Frau Brandenstein (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Suche
ein Mädchen,
welches in der Küche erfahren und die Hausarbeit mit
übernimmt für ein älteres Ehepaar.
Frau Brandenstein, Hofgeismar." |
Verlobungsanzeige für Lea Kujawski und Hermann Wallach (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1923: "Lea
Kujawski - Hermann Wallach. Verlobte.
Mannheim F 4.3 - Frankfurt am Main - Hofgeismar.
Zu Hause: so Gott will, Schabbos Nachmu, den 28. Juli
(1923)." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Hofgeismar
geborenen Clara Joseph geb. Wertheim |
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Kennkarte (Mainz 1939) für Clara
Joseph geb. Wertheim (geb. 9. September 1882 in Hofgeismar) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser oder
eine erste Synagoge vorhanden.
1764 konnten die jüdischen Familien der Stadt eine Synagoge bauen. Sie
hatte (zumindest zuletzt) etwa 50 Männer- und etwa 30 Frauenplätze. Aus
der Geschichte der Synagoge liegen nur wenige Berichte vor - einer von 1921, als
eine Gedenktafel für die drei Gefallenen der jüdischen Gemeinde eingeweiht
wurde:
Einweihung der Gefallenengedenktafel in der Synagoge (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Hofgeismar,
8. September (1923). Am Sonntag fand in der hiesigen, festlich
geschmückten Synagoge durch Landrabbiner Dr. Walther die Einweihung der
Gedenktafel für die im Weltkriege 1914/18 gefallenen Mitglieder der
hiesigen israelitischen Gemeinde statt. Die Feier, zu welcher die Spitzen
der Behörden, eine Abordnung des hiesigen Regiments usw. erschienen
waren, nahm einen überaus würdigen Verlauf." |
Bereits vor 1933 hatte die Gemeinde
Schwierigkeiten, einen regelmäßigen Minjan zustande zu bekommen (Zehnzahl der
jüdischen Männer zum Gottesdienst). Man half sich mit sogenannten "Minjanmännern"
aus Kassel, damit wenigsten an den hohen Feiertagen Gottesdienste in Hofgeismar
stattfinden konnten.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge im inneren geschändet und
zerstört, später abgebrochen. Das daneben stehende frühere Schulhaus der
Gemeinde ist erhalten und wurde nach 1945 lange als Wohnhaus verwendet.
Eine einfache Hinweistafel weist am Synagogengrundstück darauf hin: "Hier
stand die im Jahre 1764 erbaute Synagoge der Jüdischen Gemeinde von Hofgeismar.
Das Gebäude wurde am 9. und 19. Nov. 1938 durch die Nationalsozialisten innen
zerstört und später abgerissen".
Adresse/Standort der Synagoge: Petryplatz
5 (1932)
Fotos
(Quelle: historisches Foto aus Arnsberg Bilder S.
94; Innenansicht: Stadtmuseum Hofgeismar; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2008)
Die Synagoge
- Außenansicht 1939 |
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Die ehemalige
Synagoge in Hofgeismar am Petryplatz, aufgenommen im Herbst 1939.
Zur
Straße hin ist der nach Osten gerichtete, kleine Vorbau des Toraschreines
erkennbar.
Rechts im Hintergrund - mit dem hohen Schornstein - ist das
Schulgebäude erkennbar. |
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Die Synagoge
- Innenansicht 1939 |
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Innenansicht der
Synagoge Hofgeismar. Rechts Toraschrein mit "ewigem Licht". Die
Buchstaben stehen für abgekürzt: oben "Krone der Tora",
darunter "Erkenne, vor wem
du stehst". Links an der Wand
Gedenktafel für den im Krieg 1870/71 gefallenen Louis
Eisenberg; links
Almemor mit Vorlesepult zum Auflegen der Torarolle während der Lesung. |
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Modell
im Stadtmuseum Hofgeismar (siehe weitere
Seite):
Synagoge, jüdische Schule und Mikwe in Hofgeismar |
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Synagogengrundstück und
ehemaliges
jüdisches Schulhaus im Juni 2008 |
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Oben: Hinweistafeln für die
ehemalige
Synagoge und jüdische Schule |
Blick auf das
Grundstück der ehemaligen Synagoge; links ungefähr ähnliche Perspektive
wie die
historische Ansicht von oben; die Synagoge stand auf dem mit
Bäumen bewachsenen Grundstück -
das hohe Gebäude links ist auch auf dem
historischen Foto zu sehen; ein Stück des
(gelb gestrichenen) ehemaligen
Schulgebäudes ist gleichfalls zu sehen. |
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Das ehemalige
Schulgebäude oberhalb des Synagogengrundstückes |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
April 2010:
Die Verlegung von "Stolpersteinen" ist
geplant |
Artikel in der "Hessischen
Allgemeinen" (hna.de) vom 24. April 2010 (Artikel):
"Erinnerung an jüdische Mitbürger wach halten. Stolpersteine gegen das Vergessen.
Hofgeismar. Mit so genannten Stolpersteinen soll die Erinnerung an ermordete jüdische Mitbürger in mehreren Kommunen im Landkreis Kassel wachgehalten werden.
Noch in diesem Jahr sollen in Grebenstein, Calden, Immenhausen und Espenau die ersten Steine verlegt werden...". |
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August 2010:
Die erste Verlegung von
"Stolpersteinen" wird in Hofgeismar im Dezember stattfinden
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Artikel von Peter Kilian in der
"Hessischen Allgemeinen" vom 18. August 2010 (Artikel):
"Runder Tisch in Hofgeismar sucht Paten für Namenstafeln. Stolpersteine sollen an Nazi-Opfer erinnern
Hofgeismar. In über 500 Orten Deutschlands wird mittlerweile mit Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Noch in diesem Jahr sollen mit Hofgeismar, Grebenstein, Immenhausen, Calden und Espenau fünf weitere Kommunen aus dem Kreis Kassel hinzukommen.
Ein fester Termin steht bereits für Hofgeismar fest. Am 9.Dezember sollen in der früheren Kreisstadt 21
Steine im Straßenpflaster versenkt werden, die an jüdische Bürger erinnern, die in Konzentrationslagern ermordet
wurden...". |
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Dezember 2010:
Über die Verlegung von
"Stolpersteinen" in Hofgeismar und Grebenstein |
Artikel von Peter Kilian in der
"Hessischen Allgemeinen" vom 7. Dezember 2010 (Artikel):
"Platten erinnern in Grebenstein und Hofgeismar an Naziopfer - 41 neue Stolpersteine kommen in die Erde.
Hofgeismar/Grebenstein. In über 500 Orten Deutschlands und auch im Ausland wird bereits mit Stolpersteinen an Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die Opfer der Nazidiktatur wurden. Morgen und am Freitag sollen die ersten Stolpersteine im Kreisteil eingelassen werden. In Hofgeismar und Grebenstein wird die Aktion des Kölner Künstlers Gunther Demnig umgesetzt..." |
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Januar
2011: Auszeichnung für Julia
Drinnenberg für ihr Engagement in der Erinnerungsarbeit
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Artikel in HNA.de vom 15. Januar
2011 (Artikel):
"Zeichnerin hält die Erinnerung an die von Nazis ermordeten jüdischen Mitbürger wach
Hofgeismarer Bürgerpreis für Julia Drinnenberg.
Hofgeismar. Julia Drinnenberg, die in der Region bekannte Zeichnerin, Illustratorin und Karikaturistin, ist mit dem Bürgerpreis 2011 der Stadt Hofgeismar ausgezeichnet worden...". |
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April 2016: Schüler
putzen die "Stolpersteine" |
Artikel von "hak" in "dtoday.de" vom 8. April
2016: "'GHS-Schüler bringen Stolpersteine zum Glänzen
Hofgeismar. Am letzten Schultag vor den Osterferien besuchte die
Klasse R7b der GHS-Hofgeismar mit ihrer Lehrerin Ilse Warnecke das
Stadtmuseum Hofgeismar mit einem besonderen Anliegen: Sie wollten die
'Stolpersteine' in der Innenstadt putzen, die nach dem Winter stark an Glanz
verloren hatten. Es ging gleichzeitig darum zu erfahren, welche Schicksale
hinter den Namen der Gedenksteine für die ermordeten jüdischen Bürger aus
Hofgeismar stehen. Nach einem kurzen Vortrag in der jüdischen Abteilung des
Stadtmuseums begannen die Mädchen und Jungen die Stolpersteine aus Messing
mit großem Eifer auf Hochglanz zu bringen. Julia Drinnenberg und Arnd
Naundorf vom pädagogischen Team der jüdischen Abteilung berichteten während
der Aktion, wie einschneidend der März 1933 mit der Übernahme der Macht
durch die Nationalsozialisten für das Leben der jüdischen Hofgeismaraner
war. Was im Deutschen Reich geschah - blanker Terror, der Boykott der
Geschäfte der Juden, ihre Ausgrenzung aus der Gesellschaft und die
Reichspogromnacht im November 1938 - alles das geschah auch in Hofgeismar.
Jeder Name auf den 'Stolpersteinen' steht für eine individuelle Geschichte
von der Vertreibung aus der Heimatstadt Hofgeismar bis zur endgültigen
Vernichtung in einem der Todeslager. Trotz des eiskalten Windes waren die
Schüler hoch motiviert etwas für die Erinnerung an diese Menschen aus
unserer Stadt beizutragen. Julia Drinnenberg: 'Es wäre schön, wenn das
Beispiel dieser Klasse Schule macht, denn eine Pflege der Stolpersteine ist
regelmäßig, am besten monatlich, sinnvoll.'" |
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Februar 2017:
Ausstellung "Was Steine erzählen"
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Artikel von "hak" in "dtoday" vom 6. Februar
2017: "156 Besucher bei Eröffnung im Stadtmuseum. Die 'verschwundene'
Hofgeismarer Synagoge
Hofgeismar. Das Stadtmuseum erlebte zur Eröffnung der Ausstellung 'Was
Steine erzählen' einen großen Ansturm. Ungewöhnlich war schon, dass die 150
Besucher den Einführungsreden aus verschiedenen Perspektiven aus lauschten -
man versammelte sich im Treppenhaus über zwei Etagen hinweg.
Außergewöhnlich, wie die neue Ausstellung selbst, war auch die
Einführungsrede, die nach der Begrüßung durch Museumsleiter Helmut
Burmeister von Vertretern der jüdischen Abteilung, Lehrern der
Gustav-Heinemann-Schule Hofgeismar und Schülern der R9c im Wechsel gehalten
wurde. Gemeinsam konnten sie nun das Ergebnis einer fünf Monate dauernden
Projektarbeit vorstellen. Ein Zeitungsartikel vom 28.1.1939 brachte den
Stein ins Rollen: Darin betonten die Nazis anlässlich des Abrisses der
Hofgeismarer Synagoge die Absicht, auch jede Erinnerung an dieses Gebäude
und die jüdische Gemeinde Hofgeismars auszulöschen. 'Wir haben hieraus für
uns den Auftrag herausgelesen, den Nazis einen Strich durch die Rechnung zu
machen und die Erinnerung an die Synagoge wieder ins öffentliche Bewusstsein
zu rücken', sagte Julia Drinnenberg als Sprecherin des pädagogischen Teams
der jüdischen Abteilung im Stadtmuseum, dem auch Gabriele Hafermaas und Arnd
Naundorf angehören. Irmgard Ehls, die als Lehrerin der GHS zusammen mit
ihrer Kollegin Claudia Wesemann im Projektteam die Aktion mitgestaltete,
sagte in ihrem Beitrag: 'Deutsch, Mathematik, Gesellschaftslehre, Religion,
Englisch – in all diesen Unterrichtsfächern wurde das Projektthema
aufgegriffen und in den Unterricht eingebaut. Die Stundenplanung der Schule
wurde kurzerhand und unbürokratisch um das Projekt herum umgebaut. Durch die
finanzielle Förderung durch den ‚Kulturkoffer‘ des Hessischen Ministeriums
für Wissenschaft und Kunst konnte die neue Ausstellung mit ihren vielen
Facetten realisiert werden.' Die Schüler Sarah Lange und Moritz Beutekamp
betonten ihr Interesse und ihre Freude an den Vermessungen im Gelände, an
der Schaffung einer Rastervergrößerung eines historischen Bildes der
Synagoge und vor allem an der Beschäftigung mit Dokumenten zur Geschichte
der NS-Zeit in Hofgeismar. Besonders die Briefe der jüdischen Familie
Goldschmidt aus Hofgeismar machten ein Hineindenken in diese Zeit möglich.
Auf dieser Grundlage schrieben und vertonten die Schüler Dialoge, wie sie
1933-1939 in Hofgeismar stattgefunden haben konnten. Sarah und Moritz
sprachen aus, was die Schüler der R 9 c in diesen Monaten empfunden haben:
'Es hat uns schon zum Nachdenken gebracht, als wir bemerkten, dass der
Nationalsozialismus auch bei uns in Hofgeismar sich so ausbreiten konnte.
Die jüdischen Familien waren wie unsere Familien heute. Wir haben uns durch
das Projekt ganz bewusst an viele Gräueltaten hier in Hofgeismar erinnert.
Wir wissen jetzt, so etwas darf nicht noch einmal passieren. Erinnern
schafft Wissen, und Wissen hilft, Fehler aus der Vergangenheit zu
vermeiden'. Die Ausstellungseröffnung wurde stimmungsvoll umrahmt von Carola
Frank (Klarinette) und Christiane Riepe (Klavier) mit kurzen Klezmer-Stücken
und dem von den Schülern eingangs gesungenen Lied Havenu Shalom Alechem. Die
Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden – für
Schulklassen und Gruppen sind Vereinbarungen außerhalb der Öffnungszeiten
möglich."
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August 2018:
Führung zu den Stolpersteinen in
Hofgeismar |
Artikel von Bernd Schünemann in der
"Hessischen Allgemeinen" vom 24. August 2018: "Führung zu Hofgeismars
Stolpersteinen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat auch in Hofgeismar
Stolpersteine verlegt. Vor den Häusern der ehemaligen jüdischen Bürger
erinnern sie an deren Schicksal während des nationalsozialistischen
Rassenwahns. Messingplaketten vor den ehemaligen Häusern jüdischer Bürger
erinnern auch in Hofgeismar an die Namen der Menschen, die dem Rassenwahn
des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen waren.
Eine Führung zu den Stolpersteinen wird am kommenden Samstag, 1.September,
in Hofgeismar angeboten. Treffpunkt ist um 16 Uhr vor dem Stadtmuseum am
Petriplatz. Diese thematische Führung geht nicht nur einzelnen Schicksalen
nach. Sie informiert auch über das Leben und Wirken der Hofgeismarer Juden,
als sie noch gleichberechtigte und angesehene Bürger der Stadt waren.
21 Steine in der Stadt. Die Führung dauert etwa eineinhalb Stunden.
Die Teilnahme ist kostenfrei, um Spenden wird gebeten. In neun Hofgeismarer
Straßen erinnern 21 Stolpersteine an die ehemaligen jüdischen Mitbewohner.
Alle Steine wurden von dem Kölner Künstler Gunter Demnig im Dezember 2010
verlegt."
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Januar 2020:
Lesung zum Holocaust-Gedenktag aus
den Briefen von Lydia Heilbrunn geb. Freudenthal aus Hofgeismar
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Mitteilung des Stadtmuseums Hofgeismar vom
Dezember 2020: "'Es ist so trostlos für mich, dass ich im Augenblick
vollkommen verzage!'
Lesung im Stadtmuseum Hofgeismar zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2020
aus den Briefen (1938-42) von Lydia Heilbrunn (Hofgeismar)
Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers
Auschwitz zum 75. Mal. Aus diesem Anlass lädt das Stadtmuseum Hofgeismar zu
einer besonderen Lesung ein. Dr. Michael Dorhs, Leiter der Abteilung 'Judaica
Hassiaca', liest aus bisher unveröffentlichten Briefen von Lydia Heilbrunn
aus Hofgeismar an ihren ins damalige Niederländisch-Indien emigrierten Sohn
Alfred.
Lydia Heilbrunn wurde 1939 als letztes Mitglied der vormals hochgeachteten
jüdischen Familie Heilbrunn aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Aus ihren
Briefen sprechen Mut und Lebensfreude ebenso wie Angst und Verzweiflung.
1942 wurde sie von Frankfurt/M. aus deportiert und 'im Osten' ermordet.
Zu einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen sterben, die noch aus den
Jahren der Verfolgung erzählen könnten, werden aus den letzten Briefen der
damals Betroffenen nicht nur wichtige Quellen über ihre alltägliche Not und
zunehmende Ausweglosigkeit. Sie sind darüber hinaus Stimmen, die die Gefühle
und Gedanken der Menschen zum Ausdruck bringen und eine unmittelbare Nähe zu
der Persönlichkeit der Schreibenden herstellen.
Die öffentliche Lesung ist am 27. Januar 2020 um 19:30 Uhr im Stadtmuseum
Hofgeismar. Der Eintritt ist frei.
Stadtmuseum Hofgeismar, Petriplatz 2, 34369 Hofgeismar, Tel. (05671) 4791,
www.museum-hofgeismar.de"
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Dazu
Bericht in lokalo24.de vom 1. Februar 2020: "Briefe einer
Ermordeten. Bewegende Lesung zum Holocaust-Gedenktag..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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Juni 2024:
Zwei weitere Stolpersteine
werden verlegt |
Artikel von Dorothee Könemann in der hna.de
am Juni 2024: "Gedenken an Nazi-Opfer. Zwei weitere Stolpersteine halten
Erinnerung in Hofgeismar wach.
Neue Stolpersteinen erinnern in Hofgeismar an das Schicksal jüdischer
Menschen, die während des Nationalsozialismus vertrieben oder getötet
wurden.
Hofgeismar - Am 28. Juni 1939 musste die alteingesessene jüdische
Familie Hakesberg ihr Haus Nummer 7 in der Hofgeismarer Marktstraße
verlassen: Es war der Tag ihrer polizeilichen Abmeldung. Die beiden
Schwestern Erika und Lotte flohen nach England und überlebten so die
Nazi-Zeit. Ihre Schwester Irma und ihre Eltern Hedwig und Felix Hakesberg
wurden 1942 von den Nazis im Vernichtungslager Chelmno ermordet. 85 Jahre
nach ihrer Vertreibung, wurden die Stolpersteine für die beiden Schwestern
vor ihrem Elternhaus in Hofgeismar enthüllt.
'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist', zitierte
Julia Drinnenberg vom Stadtmuseum Hofgeismar eine bekannte Stelle aus dem
jüdischen Talmud. Und sie fügte hinzu: 'Das kann in Hofgeismar nicht mehr
passieren, denn die Namen dieser Familie sind hier für immer verewigt.'
Vor Haus Nummer 7 in der Hofgeismarer Marktstraße hatten sich jetzt zu der
Stolperstein-Verlegung viele Menschen zusammen mit Schülerinnen und Schülern
der Gustav-Heinemann-Schule (GHS) versammelt, um bei der Enthüllung der
Stolpersteine für die Schwestern Erika und Lotte Hakesberg dabei zu sein.
Ein Ensemble des Schulorchesters unter der Leitung von Johanna Uebach
begleitete die Veranstaltung musikalisch. Eine jahrgangsübergreifende
Projektgruppe aus 14 Schülerinnen und Schülern unter der Leitung von Sarah
Yohannes ließ das Schicksal der Familie für die Zuhörenden eindrücklich
lebendig werden. Berichte und Aussagen von Zeitzeugen wurden in die
Familiengeschichte eingebettet und Fotografien vermittelten eine Vorstellung
von der Familie. Julia Drinnenberg, von der das Konzept stammt, ist froh
über die Beteiligung der Schüler: 'Ich freue mich, dass sich so viele
freiwillig und hoch motiviert gemeldet haben, sich auf dieses dunkle Kapitel
Hofgeismarer Geschichte einzulassen.' Gerade in der heutigen Zeit sei diese
Auseinandersetzung mit der Geschichte besonders wichtig. Auch Leiterin
Yohannes sieht die langjährige Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum positiv:
'Meine Lerngruppen spiegeln mir oft zurück, dass sie es toll und spannend
finden, außerschulische Lernorte kennenzulernen beziehungsweise Themen auf
eine andere Weise aufzunehmen und zu ergründen.' Besonderer Dank ging an die
Paten der Stolpersteine, Monika Grebing und Dr. Michael Dorhs."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hofgeismar Hesse-Nassau.
Dating from around 1695, the community built a synagogue in 1764 and numbered
102 (5 % of the total) in 1783, growing to 243 (over 7 %) in 1834. Rioters
attacked Jews there during the 1848 revolution. Affiliated with Kassel's
rabbinate (1898), the community maintained a school (1867-1908), but dwindled to
111 (2 %) in 1900 and 37 (less than 1 %) in 1933. In 1937 the synagogue became
town council property under the Nazis, one third of the Jews left by 1938, and
the small communities in nearby Liebenau and Niedermeister finally disappeared.
On Kristallnacht (9-10 November 1938), the remaining Jewish homes and
stores were vandalized. Ten Jews emigrated while at least 14 perished in the
Holocaust. More than 2.000 Jewish Displaced Persons were temporarily housed
there after Worldwar II.
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