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Mayen (Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Mayen bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter.
Erstmals wird sie 1313 genannt. Juden waren vermutlich aus dem benachbarten
Frankreich zugewandert. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt als Geldverleiher. Im Zusammenhang mit den Judenverfolgungen in der
Pestzeit 1348/49 wurde die Gemeinde vernichtet. In den folgenden
Jahrzehnten werden nur vereinzelt jüdische Familien in der Stadt genannt. 1418
wurden die Juden aus dem Kurfürstentum Trier und damit auch aus Mayen
vertrieben. Im 16. Jahrhundert wird 1547 und 1563 jeweils eine jüdische
Familie in Mayen genannt. Auf die mittelalterliche jüdische Geschichte
dürfte die Bezeichnung "Judengasse" zurückgehen (1935 in "Kirchgasse" umbenannt;
es erfolgte keine Rückbenennung, vgl. unten Bericht von 2023).
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17./18. Jahrhundert zurück.
Im Zusammenhang mit der 1618 erlassenen "Judenordnung" der Trierer
Kurfürsten war es möglich, dass Juden unter dessen Schutz wieder in der Stadt
aufgenommen werden konnten. Im jüdischen Friedhof Mayens datiert der älteste Grabstein auf 1640. 1773 sind acht jüdische Familien mit zusammen 39
Personen in Mayen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt:
1808 56 jüdische Einwohner, 1815 61, 1826 72, 1858 206, 1895 321 und 1901 344 Personen. 1905 ging die Zahl leicht auf 328 jüdische Einwohner zurück
(in ca. 85 Familien). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den
Lebensunterhalt seit der zweiten Hälfte de3s 19. Jahrhunderts vor allem im
Einzelhandel. Ihre Läden befanden sich zumeist zwischen Brückenstraße,
Marktstraße und Marktplatz. Dazu gab es einige jüdische Viehhändler in der
Stadt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religions- beziehungsweise
Elementar-/Volksschule (seit 1875 im Gebäude Im Hombrich 11; das Grundstück war
1873 von der jüdischen Gemeinde gekauft worden; im Schulgebäude war auch die
Lehrerwohnung), ein rituelles Bad sowie einen eigenen
Friedhof. Seit 1868 war Mayen Sitz eines Synagogenbezirkes. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war seit Mitte des 19. Jahrhunderts sowohl ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
tätig war als auch ein Schochet (Schächter), der zugleich Hilfsvorbeter war. Von 1861 bis 1879
wirkte Lehrer E. Mendel in Mayen. Als aus der jüdischen Schule 1878 eine öffentliche
Israelitische Elementarschule wurde, ist als Elementarlehrer E. Nathan eingestellt
worden (1880). Er konnte 1905 sein 25-jähriges Ortsjubiläum feiern. Seit 1910
war Albert Levy in der Gemeinde als Lehrer und Kantor tätig.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Oskar Bonn (geb.
11.2.1879 in Metz, gef. 26.4.1916), Carl Mayer (geb. 20.9.1899 in Mayen, gef.
18.8.1918), Max Minkel (geb. 6.5.1894 in Mayen, gef. 18.8.1916),
Felix Treidel (geb. 7.7.1884 in Mayen, gef. 11.9.1915) und Heinrich Treidel (geb.
25.8.1887 in Mayen, gef. 14.4.1917). Außerdem sind gefallen: Unteroffizier Max
Gottschalk (geb. 8.6.1892 in Mayen, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 5.3.1916),
Leo Löwenbach (geb. 18.8.1891 in Mayen, vor 1914 in Bonn wohnhaft, gef.
12.6.1915), Ludwig Wendel (geb. 25.3.1875 in Mayen, vor 1914 in Mainz wohnhaft,
gef. 25.3.1916) und Unteroffizier Walter Rosenthal (geb. 21.9.1895 in Mayen, vor
1914 in Dortmund wohnhaft, geb. 12.6.1918).
Um 1924, als zur Gemeinde 275 Personen gehörten (2,2 % von insgesamt ca. 13.000 Einwohnern), waren die
Vorsteher der Gemeinde Hermann Treidel, Daniel Mayer, Julius Treidel. Der Repräsentanz gehörten an: Juda
Hartmann (gest. 1931, siehe Bericht unten), Dr. Gottschalk, Jakob Kaufmann, Isidor Hirsch, David Mayer, Jakob Mayer, Max Löwenbach und Karl Günther. Als
Kantor und Lehrer war der bereits genannte Albert Levy angestellt. Er unterrichtete an der jüdischen Volksschule damals 18 Kinder und
erteilte Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen für 15 Kinder. An jüdischen
Vereinen bestanden die Chewra Kadischo Bachurim (Israelitischer Jünglingsverein, gegründet 1832, Ziel: Ausbildungsbeihilfen zur Erlernung produktiver Berufe, 1924/32 unter Leitung von Leopold Gottschalk, 1924 40 Mitglieder, 1932 31 Mitglieder, zum 100jährigen Jubiläum 1932 siehe Bericht unten), die
Chewras Noschim (Israelitischer Frauenverein, gegründet 1870, 1924 unter Leitung der Witwe von Josua Loeb, 1932 Vorsitzende Frau Minkel, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1932 60 Mitglieder) und der
Challoh-Verein (Brautausstattungsverein, 1924 unter Leitung von Frau L. Gottschalk, 1932 Frau Schloß). Außerdem bestanden ein
Jüdischer Jugendbund (1932 unter Leitung von Gustav Stern), eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1932 unter Leitung von Dr. Hartmann) und eine
Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1932 unter Leitung von Jacob Mayer).
1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Hermann Treidel (1. Vors.), Isidor Hirsch (2. Vors.) und Jacob Mayer (3. Vors.). Der Repräsentanz gehörten neun Personen an unter Vorsitz von Jacob
Cossmann. Als Rabbiner war für Mayen Rabbiner Dr. Wolf aus Köln tätig. Lehrer und Kantor war weiterhin Albert Levy, als zusätzlicher Kantor wird Bernhard Jankelowitz genannt.
Zu Beginn der NS-Zeit am 1. Mai 1933 traf ein schlimmes Brandunglück das
Anwesen des Isaac Treidel in der unteren Stehbach. Die Feuerwehr traf verspätet
ein, da die Alarmleitung nicht funktionierte. Erst eine Stunde nach Ausbruch des
Brandes ertönte die Sirene.
In den Jahren nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 225 Personen) auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), mehrere jüdische
Familien wurden überfallen, etliche Personen misshandelt. Am Tag nach dem
Pogrom wurden alle jüdischen Einwohner nach Aufforderung des Bürgermeisters
zur "Vernehmung" in die alte Turnhalle gebracht. 1941 wurden nur noch 76 jüdische Einwohner gezählt. Sie wurden 1942 deportiert.
Von den in Mayen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Nettchen Auerbach geb. Berger (1884), Rabbiner Dr. Oskar Baer
(1856, vgl. Bericht zu seinem 75. Geburtstag unten, Elisabeth Behrendt geb. Gottschalk (1898),
Moritz Bender (1878), Alexander Berger (1886), Emil Berger (1870), Erna Berger
geb. Bär (1896), Heinz Berger (1933), Hermann Berger (1888), Miriam Beate
Berger (1937), Rosa Berger (1893), Sophie Boley geb. Wolff (1871), Walther Boley (1901),
Martha Bonem geb. Treidel (1885), Sylvain Bonem (1881), Ernst Brasch (1891), Walter Brasch (1896), Amalie Brill geb. Mayer (1896), Rudolf Bonem (1923), Ernst Cohn (1923 oder 1925), Hermann Cohn (1887 oder 1888), Hilde Cohn (1922), Martha Cohn geb. Zelenka (1890 oder 1894),
Wilhelmine (Mina) Cohen geb. Wolf (1881), Johanna Cossmann geb. Schild (1884),
Sophie Daniel geb. Kahn (1882), Julia Dember geb. May (1883), Justine Deutsch geb. Kaufmann (1867),
Setta Diewald geb. Hartmann (1863), Anna Eggener geb. Baum (1892), Betty Eggener (1918), Emma Eggener geb. Oppenheimer (1884), Hermann Eggener (1887), Max
Marx Moses Eggener (1873), Auguste Elburg geb. Treidel (1887), Jakob Elburg (1916), Klara Falk (1894), Anna Fröhling (1904), Leo Fröhling (1896), Max Fröhling (1877), Babette Gärtner geb. Blum (1881 oder 1883), David Gärtner (1884 oder 1889), Johanna (Hanna) Gärtner (1889), Moritz Gärtner (1884 oder 1886), Hertha Gerson geb. Gottschalk (1911), Juliane Goldschmidt geb. Bender (1884), Ottilie Goldschmidt (1920),
Sally Goldschmidt (1885), Hermine Gottfried geb. Löwy (1877), Emma Gottschalk geb. Haas (1876), Fanny Gottschalk geb. Schwab (1881), Otto Gottschalk (1865),
Robert Gottschalk (1864), Wolfgang Gottschalk (1864), Johanna Günther (1868), Emma Haimann geb. Siegler (1893), Ruth Haimann (1924), Walter
Salomon Haimann (1930), Alexander Hartmann (1891), Leopold Hartmann (1889),
Philipp Hartmann (1905), Paula Hertz geb. Lichtenstein (1893), Johanna
Hirschfeld geb. Treidel (1892), Rebekka Isay geb. Loeb (1873), Bertha Issen geb.
Kahn (1874), Else de Jong geb. Minkel (1882), Elli Jülich (1927), Johanna
Jülich geb. Berger (1891), Otto (1892), Elsa Juffe geb. Löwy (1895), Adolf
Kahn (1870), August Kahn (1869), Hedwig Kahn geb. Loeb (1867), Henrietta (Henni) Kahn (1876), Wilhelm Kahn (1879), Bertha Kaplan geb.
Meyer (1875), Moritz Kaufmann (1885), Selma Kaufmann geb. Treidel (1882), Bertha Levy geb. Gottschalk (1871), Emma Levy
geb. Treibel (1881), Kurt Levy (1908), Rosa Levy geb. Bähr (1873), Felix Lichtenstein (1896), Karoline Lichtenstein geb. Kaufmann (1864), Lore (Lora) Lichtenstein (1925), Mathilde Lichtenstein geb. Hertz (1892), Wilhelm Lichtenstein (1891),
Bertha Lindner geb. Schmitz (1884), Albert Löw (1867), Berta Löwenthal (1861),
Siegfried Lorig (1882), Augustine (Augusta) Marx geb. Treidel (1850), Jakob May (1890), Sigmund May (1860), Bernhard Mayer (1870), David Mayer
(1885), Helene Mayer geb. Simon (1875), Julius Mayer (1897), Max Mayer (1873), Moritz Mayer
(1861), Dr. Sally Mayer (1889, weiteres siehe auf Seite
zu Bad Kissingen, Stolperstein für ihn in Bad Kissingen und Würzburg), Siegfried Mayer (1892), Simon Meyer (1873), Adolf Minkel (1870), Regine Oppenheimer (1875), Irma Ratheim geb. Gottschalk (1907),
Martha Röther geb. Rosenthal (1882), Emilie Rosenstirn geb. Gottschalk (1868),
Adolf Rosenthal (1873), Artur Rosenthal (1897), Hugo Rosenthal (1881), Ilse
Rosenthal (1898), Minna Rosenthal geb. Löb (1856), Jeanette (Jenny) Salm geb.
Boley (1897), Mathilde Schäfer geb. Freilich (1901), Sally Schäfer (1874), Bertha Schlesinger geb. Löwy (),
Pauline Schochauer geb. Rosenthal (1889), Goldine Schloss geb. Katz (1867),
Hedwig Schloss geb. Gottschalk (1869), Hilde Schrein (1911), Isaak Schrein
(1878), Johanna (Jutta) Schulze geb. Minkel (1867), Frieda Schwab geb. Frank (1860), Gertrude Seewald geb. Treidel
(1903), Hedwig Stern geb. Gottschalk (1889), Irma Stock geb. Löwenbach (1918), Mathilde Süskind geb. Bender (1876), Alfred Treidel (1883), Arthur Treidel (1887), Bella Treidel geb. Oppenheimer (1886), Berthold Treidel (1883), Dorothea Treidel geb. Kronenberger (1882), Flora Treidel geb. Kaufmann (1896),
Grete Treidel (1923), Hugo Treidel (1885), Isaac Treidel (1866), Josef Treidel (1887), Karl Treidel (1876), Klara Treidel
geb. Heymann (1883), Leo Treidel (1880), Maximilian Treidel (1874), Mathilde Treidel geb. Herz (1891),
Norbert Treidel (1903), Otto Treidel (1920), Rebekka Treidel geb. Rosenthal (1860), Rosi Treidel (1930), Willy Treidel (1888),
Elias Vendig (1860), Else (Elsa) Waller geb. Zelenka (1892), Julie Weinthal geb. Treidel
(1880), Julie Weiss geb. Löb (1869), Johanna Westheimer geb. Mayer (1882), Josef Wolf (1882), Julius Wolf (),
Betty Wollziefer geb. Bähr (1893), Therese Zander geb. Mayer (1886), Eduard Zelenka (1860), Ida Zelenka geb. Jansen (1895), Max Zelenka (1893), Ruth Zelenka (1927), Thea Zelenka (1922).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
Lehrer und Kultusbeamten
Anmerkung: die jüdische Gemeinde Mayen hatte für die
Israelitische Elementarschule einen Lehrer angestellt, der zugleich als Kantor
(Vorbeter) und der Gemeinde tätig war. Außerdem war ein Schochet (Schächter)
angestellt, der zugleich Hilfsvorbeter war.
Ausschreibungen der
Religions-, Elementarlehrer und Kantorstelle 1858 / 1858 / 1879 |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1858: "Bei
der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Religions-,
Elementarlehrers und Kantors mit einem jährlichen Gehalte von 200, 250
bis 300 Talern, exklusive der Nebeneinkünfte, vakant, und ist zu jeder
Zeit, längstens aber bis zum 1. Mai laufenden Jahres zu besetzen.
Bewerber wollen sich an den Vorstand wenden.
Mayen bei Koblenz, den 15. Januar 1858. Der Israelitische Vorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878:
"Durch Verfügung der Königlichen Regierung in Koblenz wurde die
hiesige israelitische Schule als öffentlich anerkannt, und die Stelle zur
ordnungsmäßigen Besetzung eines Lehrers, verbunden mit der eines
Kantors, ausgeschrieben.
Reflektanten können sich innerhalb 14 Tage unter Einsendung ihrer
Zeugnisse beim hiesigen Kreisschulinspektor, Herrn Kelleter,
anmelden.
Gehalt 1200 Mark. Zur näheren Auskunft ist gern bereit der Vorstand
der Synagogengemeinde Mayen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1879: "Die
Lehrerstelle an der israelitischen Schule zu Mayen, welche von der
Königlichen Regierung in Koblenz als eine öffentliche anerkannt wurde,
ist zu besetzen.
Das Einkommen derselben beträgt einschließlich der Besoldung für den
Kantordienst jährlich 1200 Mark, neben freier Wohnung oder
Mietsentschädigung. Bewerbungen um die Stelle sind unter Beifügung der
Zeugnisse binnen 3 Wochen an den Kreisschulinspektor Herrn Kelleter zu
Mayen zu richten. Gemeinde: orthodoxe Richtung.
Nur auf einen tüchtigen und talentvollen Mann, welcher zugleich die
Befähigung hat, einen Chor zu leiten, wird reflektiert. Nebenverdienste
stehen in Aussicht. Zu einer jeden näheren Auskunft ist der Vorstand
bereit.
Der Vorstand der Synagogengemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1879:
"Erklärung. Meine Schule, an welcher ich bereits 18 Jahre tätig
bin, wurde von Königlicher Regierung als öffentliche erklärt und schon
zweimal ausgeschrieben. Immer bemüht, zur allseitigen Zufriedenheit zu
wirken, kann ich wohl hoffen, wiedergewählt zu werden. Meine geehrten
Herren Kollegen werden auch gewiss nicht dazu beitragen wollen, mich um
meine Stelle bringen zu helfen. Mir jetzt noch eine andere zu suchen,
würde mir sehr beschwerlich sein. Mayen, den 3. Juni 1879. E. Mendel,
Lehrer." |
Trotz der Erklärung von Lehrer E.
Mendel wurde mit dem Lehrer und Prediger E. Nathan eine neue Person
eingestellt (zu seinem Dienstjubiläum siehe Bericht unten). |
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Ausschreibungen der
Stelle des Schochet und Hilfsvorbeters 1886 / 1907 / 1920 / 1922 / 1923 |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1886: "Die
Synagogen-Gemeinde Mayen sucht einen streng religiösen Stadt-Schochet;
musikalisch gebildet bevorzugt. Gehalt nach Übereinkunft. Der Vorstand
Elias Rosenthal". |
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Anzeige im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. November 1907: "Synagogengemeinde
Mayen sucht per 1. Januar 1908 einen tüchtigen gewandten
Schochet
und Hilfsvorbeter. Gehalt Mark 1.500 M.
Der Vorstand. Elias Rosenthal". |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1920: "Die Gemeinde
Mayen (Rheinland) sucht zum baldigen Eintritt einen
Schochet, Hilfsvorbeter und Synagogendiener.
Möglichst unverheiratete Bewerber wollen ihr Angaben richten an den
Synagogen-Vorstand
Leopold Gottschalk in Mayen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1922:
"Die Gemeinde Mayen, Rheinland, sucht zum baldigen Eintritt einen
Schochet und Hilfsvorbeter. Möglichst unverheiratete Bewerber wollen ihre
Angebote richten an den Synagogen-Vorstand Leopold Gottschalk in
Mayen." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1923: "In hiesiger
Gemeinde ist die Stelle des Schochets und Hilfsvorbeters zu besetzen.
Bewerbungen möglichst Unverheirateter an den Vorstand der
Synagogengemeinde Mayen (Rheinland), Leopold Gottschalk". |
25-jähriges Dienstjubiläum des Lehrers und Predigers E.
Nathan 1893 (in Mayen seit 1880)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1893:
"Mayen, 4. April (1893). Am 1. April waren 25 Jahre verflossen, seit
der Lehrer und Prediger der hiesigen Synagogengemeinde, Herr E. Nathan,
sein Amt angetreten. Von diesen 25 Jahren hat derselbe die letzten 13
Jahre hier in unserer Gemeinde segensreich gewirkt. - Am 1. Tag Pessach,
nach Beendigung des Gottesdienstes, erschien deshalb der gesamte Vorstand
in Begleitung der Herren Repräsentanten der Gemeinde in der Wohnung ihres
Lehrers, um demselben ihre Glückwünsche zu seinem Jubiläum
darzubringen. Dabei überreichte ihm der Vorstand einen mit entsprechender
Widmung versehenen, prachtvollen, silbernen Pokal als Ehrengabe der
Gemeinde.
Es ist ein ehrendes Zeugnis für das Wirken des Herrn Nathan, aber auch
für die Gemeinde, die in solcher Weise die hingebende Arbeit ihres
Lehrers zu würdigen weiß." |
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25-jähriges
Ortsjubiläum des Lehrers und Kantors E. Nathan (1905) |
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1905: "Mayen (Rheinprovinz). Am 1. April (1905) wird Herr E.
Nathan sein 25-jähriges Jubiläum als Lehrer und Kantor der hiesigen
Gemeinde feiern." |
|
Berichte zum Ortsjubiläum von Lehrer E. Nathan in der Mayener Zeitung
(erhalten von Franz Bell)
Amtsjubiläum (Mayener Zeitung vom 30. März 1905)
"Der Lehrer an der hiesigen israelitischen Schule, Herr Nathan, begeht am 1.
April d. J. den Tag, an welchem er vor 25 Jahren in den Schuldienst der
Stadt Mayen getreten. In seiner Bescheidenheit hat der Jubilar zwar jegliche
Feier des Tages abgelehnt, nichtsdestoweniger können wir es uns nicht
versagen, von dem Ereignis Notiz zu nehmen und Herrn Nathan, der als Lehrer
hochgeschätzt wie als Bürger unserer Stadt geachtet und beliebt ist, unsere
besten Wünsche zu dem Tage auszudrücken".
Gedicht zum 25jährigen Amtsjubiläum des Herrn Lehrer Nathan (Mayener
Zeitung vom 31. März 1905):
"Männlich fest im Charakter,
Edelherzig im Sinn,
Gingst Du rastlos dahin
Auf Deiner müh´vollen Bahn;
Im vielgestaltigen Leben
War gerichtet Dein Streben
Nur Gutes zu tun.
Der Zöglinge Viele
Führtest mutig zum Ziele;
Du tatest sie leiten
In frühester Jugend
Auf den Weg zur Tugend.
Du warst ihnen Vorbild
Sie mögen Dir´s danken
Daß nimmer sie wanken
Vom Pfade der Pflicht.
Zum Himmel heut´ steigen
In kindlichem Reigen
Heiß innig Gebete!
Gott mög´ sie erhören
Dir lang noch gewähren
Gesundheit, Frohsinn und Lebenslust!"
Jubiläumsfeier (Mayener Zeitung vom 18. Mai 1905):
"Aus Anlass des 25jährigen Dienst-Jubiläums des Herrn Nathan als Lehrer der
israelitischen Schule hierselbst versammelten sich am Dienstag Abend die
Kollegen desselben im 'Hotel Müller' zu einem Festessen, an welchem auch
Vertreter der beteiligten Behörden teilnahmen. Nach einem Begrüßungsliede
des Gesangchores hielt Herr Hauptlehrer Dümpel die offizielle Rede, in der
er namens der Kollegen den Jubilar beglückwünschte und ihn als bewährten
Mitarbeiter in der Heranbildung der Jugend schilderte. Während des Essens,
das ebenso wie der gute Tropfen des Müller´schen Kellers allseitiges Lob
erntete, nahm der hochw. Herr Kanoikus Dechant Kirvel Gelegenheit, als
Ortschulsinspektor dem Herrn Nathan seine Sympathien in herzlichen Worten
auszudrücken. Herr Bürgermeister Grennebach toastete auf die Familie, und
Herr Kreisschulinspektor Bender rühmte in seiner Ansprache das harmonische
Verhältnis zwischen Lehrern und Behörden, das bei dieser Gelegenheit in
schönster Weise in Erscheinung trat. Herr Nathan dankte in bewegen Worten
für die vielseitigen Ehrungen, die ihm als Anlaß des Jubiläums widerfahren;
er betonte, daß es allzeit sein Bemühen gewesen, Menschenliebe in die Herzen
der Jugend zu pflanzen, und daß man ihm auch jederzeit Menschenliebe
entgegengebracht habe. Als alleinstehendem Lehrer israelitischer Konfession
habe ihm das besonders wohlgetan. Im weiteren Verlauf des Abends wechselten
Vorträge, Lieder und Toaste in mannigfachster Weise ab, so daß die Stunden
schnell schwanden." |
Zum Tod des Kantors Jacob Treidel
(1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Februar
1908: "Mayen (Rheinprovinz). Im Alter von 71 Jahren verschied
nach 40-jähriger Amtstätigkeit unser Kantor, Herr Jacob Treidel. Er
hinterlässt das Andenken eines frommen, edlen
Menschen." |
Bericht über den Besuch einer Schülergruppe in der Synagoge mit Lehrer Albert
Levi (1923)
Artikel
in der Tagespresse in Mayen im November 1923 (Artikel erhalten von der
Enkelin von Albert Levi - Judith N. Levi): "Mayen, 14.
November (1923). Der israelitische Kultus. Die hiesige Synagoge sah
in den letzten Tagen ungewöhnlichen Besuch. Auf Einladung des Herrn
Lehrer Levi waren Schüler der Oberklassen des Gymnasiums und des Lyzeums
und gestern Abend noch die Lehrerschaft der höheren und der Volksschulen
gekommen, um einen Einblick in die so fremde, legendenumwobene Welt des
israelitischen Kultus zu gewinnen. Gerade für die Juden - für sie vor
allem - ist es notwendig, sie zu allen Quellen hinzuführen, damit sie
selbst schöpfe und die großen gestaltenden Lebensmächte aufspüren und
verstehen lernt. Gerade das Verstehen und die eigene Urteilsbildung in in
dieser zerrissenen Zeit, da das Schlagwort herrscht und die Tiefe
verdeckt, aus der die Quellen sprudeln, nötiger denn je. Die Jugend wird
finden, dass es nur so möglich ist, Schein und Sein zu trennen. Die von
Herrn Levi in bereitwilligster Ausführlichkeit gegebenen Erläuterungen
waren dazu angetan, viel Neues zu lernen, vorhandene Vorstellungen zu
klären und den eigenartigen Hauch jüdischer Religiosität spüren zu
lassen. Am meisten fiel wohl die starke Traditionsgebundenheit und die oft
mystische Symbolik der heiligen Zeichen auf, die in großer Fülle den
Besuchern vorgelegt wurden. Die Ausführungen zeigten den Israeliten und
seine religiösen Gebräuche in der Synagoge, in der Familie, deren
gemeinsames Leben rituell besonders reich gestaltet ist, und bei den
wichtigsten Ereignissen des Lebens, Geburt, Aufnahme in die Gemeinde,
Konfirmation, Hochzeit und Tod. Eingehende Erläuterungen widmete der
Vortragende auch der Einrichtung der Synagoge, er zeigte den Inhalt der
Heiligen Lade, die Torarollen und erklärte die Schriftlesung. In der am
Schluss gebetenen Aussprache konnte noch manche Frage beantwortet, kurz
Angedeutetes ausführlich dargestellt, aber auch manche aberwitzige
Vorstellung, die ... der wissbegierigen Jugend ... beseitigt werden. Voll
des Neuen, Ungewohnten, aber mit reichen Anregungen versehen, verließ die
Zuhörerschaft nach mehrstündigem Aufenthalt das jüdische
Gotteshaus". |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Albert Levi
(1924)
Lehrer
Albert Levi (Foto: Bildarchiv Judith N. Levi) ist im Januar 1879 in Hofgeismar
geboren als Sohn des Lehrers Moses Levi und der Rachel geb. Lilienfeld. Er
studierte im Israelitischen Lehrerseminar in Kassel (Abschluss 1899) und
trat eine erste Stelle in Salzkotten bei Büren an; seit 1905 war er
Lehrer in Nieheim bei Höxter. Er heiratete 1905 Ida geb. Levi aus
Bebra
und Fulda. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Max (1906) und Hans (1910). Seit
1910 war Albert Levi Lehrer in Mayen, wo zur Familie die Zwillinge Ruth
und Walter kamen (1921). 1917/18 war Albert Levi als Soldat im
Kriegsdienst, wofür er mit dem Eisernen Kreuz (EK II) ausgezeichnet
wurde.
Albert Levi blieb Lehrer in Mayen bis nach der Zeit des Novemberpogroms
1938. Im Januar 1939 konnte das Ehepaar nach Amerika emigrieren, wo sich
bereits die Kinder befanden: der Sohn Max seit 1929, der Sohn Hans mit
seiner Frau Margot seit 1935, Ruth seit 1936, Walter seit 1937. Albert
Levi starb bereits am 1. Januar 1941 und wurde in Washington, PA
beigesetzt. Seine Frau Ida lebte noch 22 Jahre und wurde in Jerusalem
beigesetzt.
Foto und Informationen nach dem Beitrag der Enkelin von Albert Levi (mit
zahlreichen Dokumenten und Abbildungen):
Judith N. Levi: Der Lebenslauf des letzten jüdischen Lehrers in
Mayen: Albert Levi (1879-1941).
Online zugänglich auf regionalgeschichte.net. |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924:
"Mayen (Rheinland), 1. April (1924). Am 1. April waren es 25
Jahre, dass Herr Lehrer Levi in den Schuldienst trat. Nach seiner
Tätigkeit in einigen westfälischen Gemeinden wurde er im Jahre 1910 in
unsere Gemeinde berufen, wo er einen vielseitigen Wirkungskreis
fand.
Am verflossenen Schabbos würdigte in der festlich geschmückten Synagoge
nach dem Einheben (sc. der Torarollen) der Vorsteher die Verdienste des
Jubilars um Schule und Gemeinde, worauf Herr Lehrer Levi in einer kurzen
Ansprache erwiderte. Nach Schluss des Gottesdienstes gratulierten Vorstand
und Repräsentanz in der Wohnung des Jubilars, wobei ihm ein hübsches
Geschenk überreicht wurde. Möge es dem verehrten Lehrer, der sich in
seiner Gemeinde, bei seinen Berufskollegen und in den weitesten Kreisen
der Bürgerschaft der größten Wertschätzung erfreut, vergönnt sein,
noch lange Jahre segensreich in unserer Gemeinde zu
wirken." |
|
Ergänzendes zu
Lehrer Albert Levi
(erhalten von Judith N. Levi)
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Der Lukasmarkt wird wegen dem jüdischen Feiertag verlegt
(1853)
(Anzeige und Anmerkungen dazu erhalten von Franz G.
Bell)
Anzeige
in der Lokalpresse im September 1853: "Kram- und Viehmarkt zu
Mayen.
Wegen des jüdischen Versöhnungsfestes wird der diesjährige Lucas-Markt
zu Mayen nicht wie gewöhnlich am Dienstag und Mittwoch, sondern
am Montag und Dienstag den 10. und 11. Oktober dieses Jahres
stattfinden, wovon das marktbesuchende Publikum hierdurch benachrichtigt
wird.
Mayen, den 5. September 1853. Der Bürgermeister,
Kneip." |
Anmerkung (von Franz G. Bell): Vom historischen Lukasmarkt
Der seit 1405 nachweisbare Lukasmarkt in Mayen wurde in früheren Jahrzehnten, vielleicht auch Jahrhunderten, jeweils
an einem Dienstag und Mittwoch im Oktober durchgeführt. Hauptereignis für die ländliche Eifelbevölkerung war
in diesen Tagen der Kram- und Viehmarkt. Der Vergnügungsmarkt wird sich mit der Zeit dem geschäftigen, munteren Treiben angeschlossen,
beziehungsweise erst entwickelt haben.
In der Stadt Mayen hatten Handel treibende Juden ein gewisses Übergewicht, wie bereits
Karl Kaspar Meesen in der "Mayener Amtsbeschreibung" 1782
feststellte: "Die Judenschaft hat sich zum Nachtheil handeln wollender Bürger sehr
vermehret". Vermutlich wandten sich die Mayener Juden 1853 mit
der Bitte an die Stadtverwaltung, den Lukasmarkt wegen ihres höchsten Feiertages im Jahreslauf zu verlegen.
Der jüdische Versöhnungstag "Jom Kippur" fiel 1853 genau auf den Lukasmarkt-Mittwoch, also den 12. Oktober jenen Jahres. |
Israelitischer Festball (1863)
Artikel im Mayener Kreis und Anzeigenblatt
vom 29. September 1863: "Am Montag den 5. Oktober findet ein israelitischer
Festball bei Herrn Paul Kohlhaas in der Neugasse statt, wozu ergebenst
einladet
Das Comite." |
Zur Gründung des Vereines zur Unterstützung armer
durchreisender Israeliten (1882)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1882: "Mayen, 27. Dezember
(1881). Die hiesigen israelitischen Gemeindemitglieder hielten am
Sonntagabend eine Besprechung behufs Gründung einer Unterstützungskasse
für durchreisende israelitische arme Leute und Handwerksburschen. Diese
Unterstützungskasse hat den Zweck, das Hausbetteln zu verhüten. Sofort
wurden 600 Mark als freiwillige Beiträge gezeichnet und ist zu erwarten,
dass diese Summe sich noch um ein Erhebliches vermehrt. Die israelitische
Gemeinde hat dadurch eins schönes Beispiel gegeben, von dem man nur wünschen
muss, dass dasselbe auch andererseits Nachahmung finden möchte. (Mayener
Volkszeitung)." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1882 (leicht abgekürzt
wiedergegeben): "Frankfurt am Main, 8. Januar (1882). In Ihrer geschätzten
Zeitung Nr. 1 erzählt ein Bericht aus Mayen, dass die dortige jüdische
Gemeinde eine Unterstützungskasse gegründet habe, welche dem Dürftigen
die jüdischen Häuser verschließen soll, was jedoch dem göttlichen
Tora-Geiste durchaus nicht entsprechen dürfte... Unser Ahn Abraham
unser Vater – er ruhe in Frieden … wird uns von unseren Weisen seligen Andenkens als älterer, edelster Mann
der Gerechtigkeit, als Vorbild zur Nachahmung für alle Zeiten vorgeführt.
Sein Haus hatte nach allen 4 Seiten Eingänge, damit die Hilfesuchenden,
was nebenbei gesagt, - nicht Gleichgläubige waren, - nicht einmal einen
kleinen Umweg machen müssten, um einzukehren und gastlich aufgenommen zu
werden und statt der Türaufschrift: ‚Mitglied des Armenvereins’,
sollten in keinem jüdischen Hause die schönen Worte der Mischna: ‚es
sei dein Haus offen sein und es sollen die Armen die Kinder deines Hauses
sein’ … in leuchtender Frakturschrift fehlen, um würdige
Nachkommen unserer großen Ahnen, der Söhne
der Barmherzigkeit zu bleiben. J.G.
(Wer seinen Beitrag in eine Unterstützungskasse gibt und auf diese die
ihn ansprechenden Armen hinweist, verfehlt durchaus nicht gegen das jüdische
Religionsgesetz. – Red.)." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1882: "Mayen. In Nr. 2 Ihrer
geschätzten Zeitung befindet sich ein Artikel, datiert ‚Frankfurt’,
unterzeichnet J.G., worin der jüngst hier ins Leben gerufene Verein zur
Unterstützung armer durchreisender Israeliten einer scharfen Kritik
unterzogen wird. Sehr richtig hat die geschätzte Redaktion zwar schon
sogleich dazu bemerkt, dass eine solche Einrichtung unseren Vorschriften
nicht zuwiderhandele; dessen ungeachtet fühlen wir uns veranlasst,
hierauf zu erwidern, da andernfalls unser Stillschweigen als Zustimmung könnte
betrachtet werden; wir rufen dem Betreffenden zuvörderst zu (hebräisch
und deutsch): ‚Gebet Acht auf die Ehre der Armen!’ Dieses ist jedoch
nicht durch eine Gabe im Verborgenen zu erzielen und war sowohl dieses als auch die
Gefahr, dass durch das Aufsuchen der in der hiesigen Stadt wohnenden ca.
60 bis 70 jüdischen Familien die Armen von der Polizei häufig arretiert
werden, die Veranlassung zur Gründung des vorerwähnten Vereins. Der von
dem Betreffenden gebrachte Vergleich mit dem Hause unseres
Vaters Abraham - er ruhe in Frieden – ist hier nicht am Platze, da
einesteils an diesen Türen keine Polizisten zu finden waren, andernteils
die hierher kommenden Armen nach wie vor Essen und Trinken genügend
erhalten, und wird der Einsender es doch für keinen Verlust für die
Armen halten, dass dieselben fernerhin nicht mehr durch alle Straßen der
Stadt zu laufen haben, da die denselben zu gewährende Unterstützung nach
unserem Dafürhalten der ungefähren Schätzung des Ertrages entsprechen
wird. Wir bitten deshalb den Einsender, welcher, wie es scheint, hier
nicht sehr lokalkundig ist, fernerhin bei einer ähnlich zu erteilenden
Kritik etwas vorsichtiger zu sein, da es überhaupt bedeutend leichter
ist, eine jede Einrichtung zu bemängeln, als dieselbe zu verbessern." |
Erste Regungen des Antisemitismus in Mayen (1893 / 1894 / 1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1893: "Mayen, 1. März. In
hiesiger Stadt, in der von jeher die Mitglieder der jüdischen Gemeinde
mit ihren christlichen Mitbürgern im schönsten Einvernehmen leben,
glaubte ein Herr S., welcher bei der letzten Stadtratswahl, nach seiner
Meinung durch die Stimmen der israelitischen Wähler, durchgefallen war,
den Beruf zu haben, dem Antisemitismus auch hier Eingang zu verschaffen.
Nachdem seit einigen Wochen die bekannten antisemitischen Flugblätter in
großer Masse verbreitet worden waren, berief Herr S. für Samstag, den
25. dieses Monats (25. Februar 1893) eine antisemitische Versammlung ein.
Zu derselben erschienen jedoch außer dem Einberufer selbst, nur einzig
und allein der Polizeibeamte, welcher die Versammlung überwachen sollte.
Diese ‚allgemeine Nichtbeteiligung’, welche unsere christlichen Mitbürger
in hohem Grade ehrt, dürfte Herr S. wohl davon überzeugt haben, dass für
seine Bestrebungen hier das geeignete Feld nicht vorhanden ist." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1894: "Koblenz, 25. Mai. Die
seinerzeit von der hiesigen Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegte
Schrift ‚Das auserwählte Volk in Mayen’, bildete heute die
Anklage-Begründung gegen den Verleger der antisemitischen Zeitung
‚Koblenzer Volksfreund’, Anton Simonis hier. Strafantrag hatten die
Synagogengemeinde und 14 jüdische Einwohner in Mayen gestellt. Das
Gericht verurteilte den Herausgeber der Schrift, A. Simonis zu einer
Geldstrafe von 150 Mark und sprach den Beleidigten das Recht der Veröffentlichung
des Urteils zu." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1895:
"Das in Koblenz erscheinende Antisemitenblatt leistete sich vor
einiger Zeit das harmlose Vergnügen, einige angesehene Mitglieder der
jüdischen Gemeinde in Mayen durch eine Schmähschrift, betitelt: 'Das
auserwählte Volk in Mayen', zu verleumden und zu beschimpfen. Die
Beleidigten beschritten nun den Weg der Klage, und der betreffende
Redakteur wurde in allen Instanzen verurteilt, sodass der Spass ihm die
Summe von 288.30 Mark kostet." |
In Mayen wird eine zionistische Ortsgruppe gegründet (1906)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1906: "Mayen
(Rheinpreußen), 25. März (1906). Samstag, den 18. dieses Monats sprach
hier in einer Propagandaversammlung, die von Herrn Lehrer E. Nathan
geleitet wurde, Herr Redakteur Julius Berger über den Zionismus. In der
sich anschließenden Diskussion sprachen die Herren Nathan und Dr.
Gottschalk ihre Bedenken gegen den Zionismus aus, und wurde ihnen von den
Herren Dr. Minkel, Lehrer Reinhardt und Julius Berger entgegnet. 31 Damen
und Herren erklärten sich für die Gründung einer zionistischen
Ortsgruppe.
Die Ortsgruppe ist nun vergangenen Samstag endgültig konstituiert worden,
nachdem Herr Lehrer Reinhardt über die Organisation des Zionismus
gesprochen hatte. - Ergebnis der Wahlen: Dr. Minkel, Vorsitzender, A.
Treidel, Schriftführer, B. Krämer, Kassenführer, M. Gottschalk, C.
Günter und A. Meyer, Beisitzer." |
Vorstellung der jüdischen Gemeinde Mayen (1906)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 15. Februar 1906: "Die jüdischen
Gemeinden Deutschlands: Mayen.
(mit Fotos des Vorstandsvor. E. Rosenthal Mayen, Synagoge in Mayen und
Kultusbeamter Nathan Mayen).
Hier wurde, wie schon kurz mitgeteilt, das neue jüdische Gotteshaus, dessen
Bildnis wir unseren Lesern vorstehend vorstellen, in feierlicher Weise
eingeweiht. Die alte, bereits im Jahre 1855 erbaute Synagoge, konnte den
Anforderungen der inzwischen erheblich gewachsenen Mitgliederzahl der
jüdischen Gemeinde nicht mehr entsprechen. Damals, im Jahre 1855, zählte die
Gemeinde Mayen nur 34 Familien; heute besteht sie aus ca. 90 Familien mit
etwa 370 Seelen. Die Synagoge ist, wie am Bilde ersichtlich, kein
auffallendes Monumentalgebäude, aber in seiner schlichten Einfachheit ein
durchaus stattliches Gebäude und eine durchaus würdige Andachtsstätte für
eine Gemeinde von der Größe derjenigen Mayens.
In diesem Gotteshaus findet täglicher Gottesdienst statt, und es ehrt die
jüdische Gemeinde, dass sie es auch an den erforderlichen übrigen jüdischen
Gemeinde-Institutionen nicht hat fehlen lassen. Insbesondere ist es
beachtenswert, dass die auch dem Deutsch-Israelitischen Gemeindebund
angeschlossene Gemeinde eine jüdische Volksschule, die von etwa 20
bis 25 Knaben und 25 bis 30 Mädchen besucht wird, unterhält, und dass diese
Volksschule wohl die erste des ganzen Rheingaues ist, welche bereits 1878
als öffentliche erklärt wurde.
An der Spitze der Gemeinde steht seit nun fast 24 Jahren der um die
Entwicklung der Gemeinde hochverdiente Herr Elias Rosenthal, dessen
Bildnis wir hier gleichfalls unseren Lesern vorführen.
Die blühende öffentliche jüdische Volksschule untersteht seit etwa 1880,
also seit fast 26 Jahren, der unermüdlichen Leitung des ersten
Kultusbeamten, Herrn Kantors und Lehrers Nathan, der erst im Vorjahr
anlässlich seines 25jährigen Jubiläums der Gegenstand lebhafter Ovationen
und Anerkennungen, selbst aus den Kreisen der nichtjüdischen Mitbürger
Mayens, gewesen ist. Das Bild dieses geistlichen Führers der Gemeinde führen
wir hier gleichfalls vor. Außer der jüdischen Volksschule hat die Gemeinde,
deren Jahresetat sich auf etwa 6.700 Mark beläuft, selbstverständlich auch
eine Chewra Kadischa, deren Vorsitzender gleichfalls Herr E.
Rosenthal ist, einen jüdischen Frauen-Verein, an dessen Spitze Frau
N. Rosenthal steht etc.." |
Vgl. hierzu auch einen Beitrag von
Hans-Dieter Arntz, von dem freundlicherweise der Hinweis auf diesen Artikel
stammt:
https://www.hans-dieter-arntz.de/juden_von_mayen.html . |
100-jähriges Jubiläum der Chewrah Kadischa
(Wohltätigkeits- und Bestattungsverein) (1932)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1932: "Mayen, 18. Dezember
(1932). Am Sabbat Paraschat
wejischlach beging die Chewrah
Kadischah-Bachurim das Fest ihres 100jährigen Bestehens. Bei
Festgottesdienst am Sabbat morgen sang der Synagogenchor einige von Herrn
Lehrer Levi eigens hierfür eingeübte Gesänge. Vom Vorstand der Gemeinde
war das Aufrufen zur Tora für die Mitglieder der Chewrah reserviert. Herr
Lehrer Levi gab dann in formvollendeter Predigt einen Bericht über Gründungszeit
und Gründer der Chewrah und brachte aus den Statuten, dieselben sind auf
dem Jahre 1935, einige interessante Einzelheiten. Mit dem Lernkaddisch
schloss die eindrucksvolle Feier.
Abends um 8 Uhr versammelte sich die Gemeinde fast vollzählig zu einem
Festabend im Sterngartensaale. Der Jüdische Jugendbund und viele andere
hatten sich in den Dienst des Festes gestellt und brachten hier auf das
Fest bezügliche Vorträge und humorvolle Gesänge zum Vortrag.
Am Sonntagmorgen begaben sich die Mitglieder der Chewrah zum Friedhof, wo
sie nach einer kurzen Ansprache an den Gräbern der Gründer des Vereines
Gebete sprachen." |
Veranstaltung des Jüdischen Jugendbundes
Mayen (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1933:
"Mayen, 15. Februar (1933). Der Jüdische Jugendbund Mayen hörte in
seiner Vortragsreihe am 12. Februar Frau Rabbiner Käthe Jacobs aus Bad
Kreuznach. Die Rednerin sprach über Franz Rosenzweig, sein Leben und
Wirken und verstand es, den Menschen Franz Rosenzweig und sein Werk den
Zuhörern fühlbar nahe zu bringen. Selbst diejenigen, denen über den
Dichter und Philosophen nichts bekannt war, werden sich durch die klaren
und treffenden Ausführungen stets seiner
erinnern." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Stabsarzt Dr. S. Gottschalk wird mit dem EK I
ausgezeichnet (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Dezember
1916: "Mayen. Stabsarzt Dr. S. Gottschalk, Regimentsarzt im 4.
bayerischen Infanterie-Regiment wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse
ausgezeichnet." |
40-jähriges Amtsjubiläum von Hermann Treidel als Gemeindevorsteher (1927)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1927: "Mayen, 22. Januar. Am
19. Januar beging der 1. Vorsteher unserer Gemeinde, Herr Hermann Treidel,
seinen 75. Geburtstag und gleichzeitig sein 40jähriges Amtsjubiläum als
Gemeindevorsteher. Aus diesem Anlass veranstaltete die Gemeinde einen
Festgottesdienst im Rahmen des Freitag-Abendgottesdienstes. In seiner Rede
würdigte der Herr Lehrer anhand des Wochenabschnittes die 40jährige Tätigkeit
des Jubilars, in treffenden Worten legte er dar, was es bedeute, so lange
in einer Gemeinde an der Spitze zu stehen. Nach ihm fand der 2. Vorsteher,
Herr Juda Hartmann, ebenfalls herzliche Worte der Anerkennung, besonders
die Zusammenarbeit mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und den Repräsentanten
betonend.
Nach beendetem Gottesdienst am Schabbos Morgen gratulierten Vorstand und
Repräsentanten, denen sich der Bürgermeister der Stadt angeschlossen
hatte, in der Wohnung. Dort brachte Herr Hirsch als Vorsitzender der Repräsentanten
noch einmal die Glückwünsche der Gemeinde dar. Der Jubilar dankte mit
bewegten Worten für die ihm von allen Seiten bereiteten Ehrungen. (Alles Gute) bis 120 Jahre!" |
Zum Tod des zweiten Gemeindevorstehers Juda Hartmann
(1931)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
7. Januar 1931: "Mayen. (Persönliches). Der zweite
Gemeindevorsteher, Herr Juda Hartmann, ist im Alter von 65 Jahren
plötzlich verschieden und unter überaus starker Beteiligung aller
Bevölkerungskreise zu Grabe getragen worden. Aus den Trauerreden, die an
seiner Bahre gehalten wurden, ließ sich die allgemeine Wertschützung
erkennen, die der Verstorbene im Berufe und in seinen Ehrenämtern genoss.
Lehrer Levi zeichnete in herzlichen Worten ein Charakterbild des
Heimgegangenen. Außerdem sprach Rabbiner Dr. Wolf, Köln, dem
Verstorbenen, der dem Ehrenrat des Vereins für die jüdischen Interessen
Rheinlands angehörte, den Dank für seine treue und gewissenhafte
Mitarbeit aus. Als Vertreter des Vereinsvorstandes widmete Herr Nathan
Kahn aus Köln Worte der Anerkennung. Im Namen der Berufsorganisation
gedachte Herr Daniel aus Koblenz der vielseitigen Verdienste, die
sich der Entschlafene in 30-jähriger segensreicher Tätigkeit als
Vorsitzender des Schiedsgerichts für den Regierungsbezirk Koblenz im
Verband der Viehhändler Deutschlands erworben hatte. Für die Gemeinde
Mayen bedeutet der Heimgang ihres zweiten Vorstehers einen schweren, fast
unersetzlichen Verlust." |
75. Geburtstag des in Mayen geborenen Rabbiners Dr.
Bähr (1931)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Oskar Bär (1856-1942) war letzter Rabbiner der
jüdischen Gemeinde Prenzlau, wo er vom September 1885 bis zu seiner
Pensionierung im Jahr 1934 amtierte. Im Ruhestand verzog er nach Moers am
Niederrhein, wo er noch 1938 verzweifelt versucht haben soll, die Schändung der
Synagoge zu verhindern. Im Juli 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau Madchen,
seinem 1887 in Prenzlau geborenen Sohn, dem Arzt Dr. Hermann Bähr sowie dessen
Frau und Sohn nach Theresienstadt deportiert. Hier ist Oskar Bähr am 18.
Oktober 1942 umgekommen, seine Frau am 5. März 1942. In Prenzlau wurde 2010
eine Straße in "Dr. Bähr Straße" umbenannt.
Informationen siehe auf einer Seite
des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau e.V.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 24. April 1931: "Prenzlau. Herr
Rabbiner Dr. Bähr, der auch in Kassel bestens bekannt ist, feiert am
1. Mai in vollster geistiger und körperlicher Frische seinen 75.
Geburtstag. Dr. Bähr ist am 1. Mai in 1856 in Mayen (Rheinland)
geboren. Er besuchte das Berliner Hildesheimersche Rabbinerseminar,
promovierte 1883 in Leipzig und ist in Prenzlau seit 1886 als Rabbiner
tätig, nachdem er vorher einige Jahre in Koschmin gewirkt hatte. Dr.
Bähr gehört wohl zu den ältesten amtierenden Rabbinern Deutschlands und
hat sich in allen Bevölkerungskreisen große Beliebtheit und Hochachtung
erworben." |
Über Julius Isaak Loeb, Mitbegründer und
Geschäftsführer der Steinbrechwerke in Mayen (1879-1941)
Julius Isaak Loeb (geb. 9.1.1879,
gest. 1941) war 1908 einer der Mitbegründer der damaligen "Mayen-Kottenheimer-Steinbrechwerke" in Mayen (heute: MAYKO Natursteinwerke GmbH &
Cie., KG) und bis 1936 ihr Geschäftsführer. Er wohnte in
Mayen in der St. Veitstr. 14, zuletzt in der Stehbachstr. 32. Es ist davon
auszugehen, dass er bis zur wahrscheinlichen "Arisierung"
Eigentümer beider Häuser - St. Veitstr. 14 und Stehbachstr. 32 - gewesen
ist. Er
starb 1941, doch sind der genaue Todesort, die Umstände seines Todes (höchstwahrscheinlich
Suizid durch Erschießen angesichts der drohenden Deportation) und der Ort seiner Beisetzung bislang unbekannt.
Die Firma, in der Loeb tätig war, feierte 2008 ihr 100-jähriges
Firmenjubiläum; in der Website wird auch an Julius Isaak Loeb erinnert: www.mayko.de
(Chronik).
Nach den noch erhaltenen Berichten über ihn war Julius Isaak Loeb völlig
im Leben der Stadt integriert und ganz assimiliert. Er ist zum Christentum
konvertiert. Seine Mutter (Bertha?)
war vermutlich die Witwe von Josua Loeb, die 1924 als Leiterin des
israelitischen Frauenvereins Chewras Naschim (s.o.) genannt wird. Julius
Isaak Loeb nahm am Ersten Weltkrieg teil, war unverheiratet und kinderlos.
Nach einem Bericht soll er eine kurze Beziehung zu einer Dame gehabt
haben, die er auf einer Reise kennengelernt hatte, doch haben die beiden
nicht geheiratet. |
Weitere Informationen (evtl. auch Fotos und
Dokumente) zu Julius Isaak Loeb werden erbeten an den Webmaster der
"Alemannia Judaica" (Adresse siehe Eingangsseite)
oder an Barbara
Honerlagen (barbara.honerlagen[et]netcologne.de). |
Karte
vom 24. März 1941, geschrieben von "Steinbruchbesitzer Julius
Loeb", Mayen, Stehbachstr. 32 an eine Familie Müller: "Sehr
geehrte Familie Müller! Die Nachricht vom Heimgang Ihrer sehr verehrten
alten Mutter hat mich sehr überrascht, nicht Jedem ist es vergönnt, ein
so hohes Alter zu erreichen. Mein herzlichstes Beileid zum Heimgang dieser
ehrwürdigen guten Frau. Mit stillem Händedruck. Julius Loeb." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige zur Verlegung des Lukasmarktes wegen des
jüdischen Versöhnungsfestes (Jom Kippur) (1853)
Anmerkung: der Lukasmarkt - heute noch das größte Volksfest der Osteifel im
Herbst eines jeden Jahres - der in Mayen seit mindestens 1405 stattfindet, wurde
um einen Tag vorverlegt, weil das jüdische Versöhnungsfest 1853 auf einen an
sich feststehenden Markttermine fiel. Die Verlegung geschah nicht nur aus
Rücksicht auf die Mayener Juden, sondern vor allem aus dem Grund, da der
größte Viehmarkt der Region von vielen jüdischen Viehhändlern frequentiert
wurde (Anzeige und Erläuterung erhalten von Franz G.
Bell).
Anzeige im "Mayener Kreis- und Anzeigen-Blatt" vom 1853: "Kram-
und Viehmarkt zu Mayen.
Wegen des jüdischen Versöhnungsfestes wird der diesjährige Lucas-Markt
zu Mayen nicht wie gewöhnlich am Dienstag und Mittwoch, sondern am
Montag und Dienstag den 10. und 11. Oktober dieses Jahres
stattfinden, wovon das marktbesuchende Publikum hierdurch benachrichtigt
wird.
Mayen, den 5. September 1853. Der Bürgermeister,
Kneip." |
Anzeige
des Manufakturwarengeschäftes B. Nathan (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. Mai 1903:
"Ein Lehrling und Volontärin per gleich gesucht. Pension im Hause
bei Familienanschluss.
B. Nathan, Manufakturwaren, Mayen." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Mayen
geborenen Hermann Mayer |
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Kennkarte (Mainz 1940)
für Hermann Mayer (geb. 7. Juli 1878 in Mayen) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im Mittelalter gab es einen Betsaal
beziehungsweise eine Synagoge (1313 genannt).
Im 18. Jahrhundert dürfte wieder ein Betsaal eingerichtet wurden sein.
1808 und 1843 werden Betstuben genannt. Bis 1855 war eine solche in einem Gebäude in der Keutelstraße. Mitte des 19.
Jahrhunderts war der Neubau einer Synagoge auf Grund der rasch gestiegenen Zahl
der jüdischen Einwohner dringend nötig. Die Gemeinde konnte 1854
"Im Entenpfuhl" ein Grundstück erwerben und vermutlich noch im selben
Jahr mit dem Bau einer neuen Synagoge beginnen. 1855 war die
Einweihung der Synagoge.
Zum Synagogenbau in Mayen 1854/55 liegt u.a. vor (recherchiert und
mitgeteilt von Franz G. Bell):
Auszug aus der Gemeinderatssitzung Mayen am 27.2.1854, TOP 4): 'Gesuch des
Vorstandes der hiesigen israelitischen Gemeinde um eine Beihilfe aus
städtischen Mitteln zum Neubau einer Synagoge'. (Quelle: Mayener Kreis- u.
Anzeigen Blatt vom 24.2.1854).
Ausschreibung: 'Der zu dem Neubau einer Synagoge hierselbst erforderte
Stein- und Sandbedarf, circa 30 Schachtruthen Steine und 25 Schachtruthen Sand,
soll im Wege der Submission an den Mindestfordernden vergeben werden und werden
Unternehmungslustige ersucht, ihre Offerten versiegelt und an den Vorstand der
israelitischen Gemeinde hierselbst adressiert bis spätestens am Mittwoch den 8.
dieses Monats, Nachmittags 3 Uhr, auf dem hiesigen Bürgermeisterei-Burreau
portofrei einzureichen, wo auch die Eröffnung der Submissionen und event. eine
öffentliche Verdingung zur vorbesagten Stunde erfolgt.
Mayen, den 2. März 1854. Der Bürgermeister, Kneip.' (Mayener Kreis- u. Anzeigen
Blatt vom 7.3.1854).
Verdingung der Steinmetzarbeit. 'Diejenigen, welche geneigt sind, die
Steinmetzarbeit für die hier zu erbauende Synagoge zu übernehmen, wollen ihre
Offerte bei Unterzeichnetem bis zum 16. ds. Einreichen, wo Plan und Bedingungen
offen liegen. Benjamin Löb'. (Mayener Kreis- u. Anzeigen Blatt vom
9.5.1854).
In den folgenden Jahrzehnten wurden immer wieder bauliche Veränderungen oder
Reparaturen vorgenommen. Dabei wurde u.a. 1902 die Frauenempore
erweitert, wobei zwei Anbauten an beiden Längsseiten des Gebäudes erstellt
worden sind.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten
geschändet, die Inneneinrichtungen zerschlagen, aufgestapelt und mit
Benzin übergossen. Die Synagoge brannte völlig aus. Die herbeigerufene
Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz der Nachbargebäude. Die Brandruine
der Synagoge wurde wenig später abgebrochen.
Am 9. April 1981 wurde eine Gedenktafel an die Synagoge eingeweiht;
sie hat die Inschrift: "Hier stand von 1855-1938 die Synagoge der
Jüdischen Gemeinde Mayen. Sie wurde am 10.11.1938 zerstört. Die Stadt Mayen
1980". An der Bürresheimer Straße erinnert ein Mahnmal in Form
eines großen Davidsternes an die aus Mayen deportierten und umgekommenen Juden;
die Inschrift lautet: "Zum Gedenken an die Juden aus Mayen. Einst Mitbürger;
dann verfolgt, vertrieben, vernichtet"; auf der Rückseite: "Wir
erkennen, Herr, unser Unrecht; die Schuld unserer Väter: Ja gegen dich
gesündigt (Jer. 14,20)".
Adresse/Standort der Synagoge: Im
Entenpfuhl
Fotos
(Quelle der historischen Abbildungen in Bildzeile 1 und Bildzeile
2 rechts: Landesamt für Denkmalpflege
s. Lit. S. 264;
zum Foto der Synagoge in der Bildzeile 2 Mitte: der ehemalige Mayener Fotograf
Heinrich Pieroth hat am Tag nach dem Brand der Mayener Synagoge das Bild der
Fassade fotografiert; die Fenster sind teilweise als zerstört zu erkennen. Das
Bild wurde veröffentlicht in der Publikation "In der Eifel. Fotografien von
Heinrich Pieroth aus den 1920er bis 1950er Jahren". Hrsg. vom Rheinischen
Bildarchiv Köln und bearbeitet von Katja Hoffmann, Emons Verlag 2020. Weitere
Informationen siehe
https://buecheratlas.com/2020/04/28/der-eifelschatz-aus-dem-rheinischen-bilderarchiv-heinrich-pieroths-fotografien-werden-erstmals-veroeffentlicht/;
Foto vermittelt von Franz Bell).
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2011:
Schweigemarsch zum Gedenken an die Ereignisse
beim Novemberpogrom 1938 |
Pressemeldung der Stadtverwaltung Mayen vom
4. November 2011: "Schweigemarsch zum Gedenken an die
Reichspogromnacht.
Mayen. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - die
Reichspogromnacht - hat in der ganzen Welt für Erschütterung gesorgt.
Gewalt gegen jüdische Mitbürger und deren Hab und Gut waren nur der
Anfang für eine Verfolgung von Menschen, die auch im Rückblick nach
über 60 Jahren noch unerklärlich ist..."
Link
zum Artikel |
|
November 2012:
Schweigemarsch gegen das Vergessen
|
Pressemeldung der Stadt Mayen vom 29.
Oktober 2012: Link
zum Artikel |
|
November 2015:
Veranstaltung zum Gedenken an die
Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 |
Artikel in "Blick aktuell" vom 14. November
2015: "Viele Menschen in Mayen gedachten am 9. November den Opfern der
Pogromnacht
Der Schweigeweg erinnerte an eine grausame Zeit
Mayen. Es war grausam, diese Pogromnacht des 9. November 1938, zu deren
Gedenken Bärbel Weinert-Velten vom christlich-jüdischen-Arbeitskreis in
Mayen am Jahrestag eingeladen hatte. Und sehr viele, fast 200 Bürgerinnen
und Bürger, darunter auch Schülerinnen und Schüler der Elisabethschule,
sowie der Albert Schweitzer Realschule plus, der Big Band und der AG 'Schule
gegen Rassismus' des Megina Gymnasiums, Pfarrerin Metje Steinau, Dechant
Mathias Veit, Pastoralreferent David Morgenstern vom jüdischen Zentrum
Mayens Oberbürgermeister Wolfgang Treis, und die Stadtverwaltung Mayen,
trafen sich am Alten Rathaus zu einem Schweigeweg der Erinnerung. Und gleich
zu Beginn schallte der Ausspruch von OB Wolfgang Treis und Bärbel
Weinert-Velten über die Szenerie: 'Damals brannte die Synagogen, heute die
Unterkünfte der Flüchtlinge. Das sollte uns alle wieder zum Nachdenken
anregen. Lassen Sie uns ein Zeichen setzen für ein gutes Miteinander, für
eine solidarische Gemeinschaft. Wir können hier in unserer Stadt damit
beginnen'. Und Dechant Mathias Veit fügte gegenüber 'Blick aktuell' hinzu:
'Dieser Schweigeweg war noch nie so wichtig und wertvoll wie heute'. Und da
sprach er sicher im Namen aller Teilnehmer.
Stationen dieses Weges waren die Stätten des ehemals jüdischen Lebens wie
der Synagoge, die damals als trauriger Höhepunkt in Flammen aufging, dem
Judengässchen oder dem jüdischen Friedhof in der Waldstraße in Mayen. Auch
an die jüdische Schule, in der die Schüler nicht nur das Rechnen und
Schreiben erlernten, sondern sie wurden auch in der jüdischen Religion und
der hebräischen Sprache unterrichtet. Ein Ort, der die jüdischen Kinder aus
Mayen in ihre Kultur hinein wachsen ließ. Hier wurde den Beteiligten
deutlich, dass dieses ehemalige Schulgebäude die Qualität einer
Erinnerungsstätte hat, die als Einzige übrig geblieben ist, um alle
Nachgeborenen an das jüdische Gemeindeleben und an dessen Auslöschen zu
erinnern. Dass dieses ehemalige Schulgebäude von vielen Beteiligten als
'Größter Schandfleck' Mayens bezeichnet wurde, sei als journalistische
Pflicht erwähnt. 'Uns geht es auch darum, die Erinnerung der Mayener wach zu
rufen und wach zu halten, was damals in Zeiten der Nazi-Diktatur in der
Eifelstadt passiert ist', so Bärbel Weinert-Velten zu 'Blick aktuell'. Am
Mahnmal für die jüdischen Mitbürger im Nettetal wurde allen klar: 'Gerade in
der heutigen Zeit, in der Angst vor Terror die Welt in Atem hält, ist es
wichtig, immer wieder an diese bisher unübertroffenen Grausamkeiten mahnend
zu erinnern und an ein friedvolles Miteinander zu appellieren'. Bärbel
Weinert-Velten hatte in akribisch genauer Recherche an allen Stationen die
einzelnen Geschehnisse ins Bewusstsein gerufen. Gedenken an eine der
dunkelsten Geschichte, als viele jüdische Bürger ermordet, und Tausende
deportiert wurden. Als 1.800 Synagogen geschändet und abgebrannt, und das
Hab und Gut jüdischer Bürger zerstört wurde. Für Oberbürgermeister, Wolfgang
Treis, der am Mahnmal ein Blumengebinde niedergelegt hatte, stand fest: 'Es
ist gut, das es seit vielen Jahren diese Gedenkveranstaltung mit Schweigeweg
in unserer Stadt gibt. Denn es ist wichtig, die Tatsachen immer wieder in
Erinnerung zu rufen, sozusagen als mahnendes Beispiel dafür, was nie wieder
geschehen darf'. In der Heilig Geist Kapelle endete dieser 'Weg des
Gedenkens', mit einer Andacht der Erinnerung, für die Opfer von Krieg und
Gewalt, bei der klar wurde: 'Wer vor der Vergangenheit die Augen schließt,
der wird blind für die Gegenwart'. Dankenswerterweise wurden die Teilnehmer
auf der gesamten Strecke von Polizeibeamten begleitet, um an verkehrsreichen
Punkten die nötige Sicherheit zu gewährleisten."
Link zum Artikel |
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Oktober/November
2017: Veranstaltungen zum Gedenken an
die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 |
Pressemeldung der Stadt Mayen vom 18.
Oktober 2017: "Stadt Mayen. Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht wird auch 2017 durchgeführt
MAYEN. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - die Reichspogromnacht - hat in der ganzen Welt für Erschütterung gesorgt. Gewalt gegen jüdische Mitbürger und deren Hab und Gut waren nur der Anfang für eine Verfolgung von Menschen, die im Rückblick auch nach so vielen Jahrzehnten noch unerklärlich ist.
In der Reichspogromnacht wurden über 1.000 jüdische Bürger ermordet und 30.000 deportiert sowie 1.600 Synagogen geschändet oder zerstört.
Auch Mayen war von diesen schrecklichen Ereignissen nicht verschont: Die Synagoge im Entenpfuhl stand in Flammen. Es wurden Schaufenster eingeschlagen, Geschäftsräume und Wohnungen demoliert. Juden wurden verhaftet und misshandelt.
Damit die schlimmen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, findet auch in diesem Jahr wieder eine Gedenkveranstaltung mit Schweigeweg statt: Treffpunkt für alle Interessierten ist am Donnerstag, 9. November um 17 Uhr am Alten Rathaus.
Der Schweigeweg durch Mayen wird zu verschiedenen Gedenkpunkten wie dem ehemaligen Standort der zerstörten jüdischen Synagoge im Entenpfuhl und dem jüdischen Friedhof in der Waldstraße führen. Der Schweigeweg endet am Mahnmal für jüdische Mitbürger in der Bürresheimer Straße.
Begleitet werden die Teilnehmer dankenswerterweise auf der gesamten Strecke durch Beamte der Polizeiinspektion Mayen, die an verkehrsreichen Punkten in der Innenstadt die notwendige Sicherheit gewährleisten.
Anschließend sind die Teilnehmer des Schweigeweges, aber natürlich auch alle anderen Interessierten zu einer Andacht in der
'Heilig-Geist-Kapelle', der Mayener Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewalt, Stehbach, eingeladen." |
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Oktober/November 2019:
Veranstaltungen zum Gedenken an
die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 |
Pressemeldung der Stadt Mayen vom 31.
Oktober 2019: "Schweigeweg zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9.
November
Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - die Reichspogromnacht - hat in
der ganzen Welt für Erschütterung gesorgt. Gewalt gegen jüdische Mitbürger
und deren Hab und Gut waren nur der Anfang für eine Verfolgung von Menschen,
die im Rückblick auch nach so vielen Jahrzehnten noch unerklärlich ist. In
der Reichspogromnacht wurden über 1.000 jüdische Bürger ermordet und 30.000
deportiert sowie 1.600 Synagogen geschändet oder zerstört. Es ist wirklich
wichtig, sich die Geschehnisse immer wieder in Erinnerung zu rufen – als
mahnendes Beispiel dafür, was sich nicht wieder ereignen darf. Aus diesem
Grund wird in Mayen seit vielen Jahren eine Gedenkveranstaltung mit
Schweigeweg zur Reichspogromnacht organisiert.
Treffpunkt für alle Interessierten ist am Freitag, 9. November um 17 Uhr am
Alten Rathaus.
Folgender Schweigeweg bzw. Ablauf ist geplant: Zuerst wird der Weg zur
zerstörten Synagoge im Entenpfuhl angetreten, hier werden die
Schüler/innen des Megina-Gymnasium Mayen eine Lesung vortragen. Die
musikalische Gestaltung übernimmt die Big-Band des Megina-Gymnasium Mayen
unter der Leitung von Gerd Schlaf. Weiter geht es zur jüdischen Schule 'Im
Hombrich'. Auf dem Parkplatz gegenüber der ehemaligen jüdischen Schule
findet hier eine Lesung der Schüler/innen der Albert-Schweitzer-Realschule
Plus statt. Nach diesem Vortrag geht es zum nächsten Gedenkpunkt - zur
ehemaligen Judengasse, heute Kirchgasse, dort wird es eine Lesung durch
Martina Luig-Kaspari geben. Der Weg führt weiter zur Waldstraße; dort
befindet sich der Jüdische Friedhof. Eine Verlesung und die Gedenken
erfolgen durch Pfarrerin Metje Steinau und Gemeindereferentin Evelyne
Schumacher. Enden wird der Schweigeweg am Mahnmal für jüdische Mitbürger in
der Bürresheimer Straße mit Abstellen der Kerzen, einer Lesung, einem Gebet
sowie einer Gedenkminute, betreut wird dies durch Schüler/innen der
Elisabeth Schule. Begleitet werden die Teilnehmer dankenswerterweise auf der
gesamten Strecke durch die Polizei, die an verkehrsreichen Punkten in der
Innenstadt die notwendige Sicherheit gewährleistet.
Anschließend sind die Teilnehmer des Schweigeweges und alle anderen
Interessierten zu einer Andacht in die 'Heilig Geist Kapelle', der Mayener
Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewalt, in der Stehbachstraße
eingeladen. Betreut wird diese durch Pastoralreferent David Morgenstern und
Pfarrerin Steinau." |
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Dezember 2019:
Erinnerung an die Kindheit in der
NS-Zeit
Anmerkung: Erinnerungen der 97-jährigen Irmgard Bohlen aus Mayen. Die
Erinnerungen entsprechen teilweise nicht den Tatsachen, wenn sie etwa davon
spricht, dass die jüdische Gemeinde in Mayen groß gewesen sei mit "um die
800 bis 1000 Menschen" Tatsächlich waren es 1933 225 jüdische Einwohner in
Mayen. |
Artikel von Lisa Abel, Megina-Gymnasium,
Mayen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 9. Dezember 2019: "Judenverfolgung
in der Eifel. Die schrecklichste Zeit im Leben..."
Link zum Artikel |
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Juli 2021:
Erste Stolpersteine werden in Mayen verlegt
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Artikel in der "Eifelschau" vom 21. Juli
2021: "Erste Stolpersteine in Mayen verlegt
Mayen – 'Stolpersteine': So nennt sich das Projekt des Künstlers Günter
Demnig, das vor fast 30 Jahren von ihm begonnen wurde. Die 'Stolpersteine'
erinnern an die Schicksale der vom Nationalsozialismus verfolgten,
deportierten und ermordeten Menschen. In Mayen wurden die ersten Steine
jetzt in der Kehriger Straße vor Hausnummer 20 für das 1942 deportierte
Ehepaar Johanna und David Gärtner sowie für Kurt Alfred Cossmann auf dem
Marktplatz vor Hausnummer 29 verlegt. Für die Verlegung reiste das Ehepaar
Demnig, welches die Idee der Stolpersteine in die Tat umsetzt und bereits
zahlreiche Steine in ganz Deutschland und den Nachbarländern verlegte,
selbst an. 'Wir freuen uns sehr darüber, dass nun auch in Mayen
Stolpersteine zu sehen sind', so das Ehepaar.
Im Rahmen eines Schulprojektes führte die 12. Klasse der Carl-Burger-Schule
unter der Leitung von Peter Sczepanski umfassende Recherchearbeiten durch.
Zur Finanzierung der 96 x 96 mm großen Gedenksteine akquirierten die
Schülerinnen und Schüler Sponsoren. 'Die Recherchearbeiten sind sehr
umfangreich und zeitaufwendig, aber wir werden weiter recherchieren und
hoffentlich noch einige Stolpersteine in Mayen verlegen', so der betreuende
Lehrer Peter Sczepanski. 'Ich bin sehr froh darüber, dass nun auch in Mayen
den verfolgten und deportierten Menschen aus der Zeit des
Nationalsozialismus mit Hilfe der Stolpersteine gedacht wird. Ich bedanke
mich herzlich bei der Carl-Burger-Schule, der Schulleiterin Frau Birk-Märker,
den Schülerinnen und Schülern und natürlich bei Herrn Sczepanski, der das
Projekt initiiert und leitet', so Oberbürgermeister Dirk Meid. Auch die
städtischen Gremien unterstützen die Idee der Stolpersteine. Die notwendige
Zustimmung zur Verlegung dieser besonderen Gedenksteine erteilte der
Stadtrat in seiner Sitzung am 19. Mai."
Link zum Artikel |
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Juni 2022:
Gedenktafel für Lehrer Albert Levi angebracht
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Artikel von Thomas Brost in der
"Rhein-Zeitung" vom 9. Juni 2022: "Gedenktafel für letzten jüdischen
Lehrer enthüllt.
Projekt der Befrufsschule: Albert Levi füllte viele Funktionen in der
jüdischen Gemeinde aus, ehe er emigrieren musste..."
Link zum Artikel (als pdf-Datei eingestellt).
Hinweis: ausführliche Biographie zu Albert Levi:
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/levi-albert.html
Grab von Albert Levi:
https://de.findagrave.com/memorial/155479970/albert-levi
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Juli 2023:
Weitere Stolpersteine werden verlegt |
Am 5. Juli 2024 konnten im Rahmen des
Schulprojektes "jüdisches Leben in Mayen" 17 Stolpersteine im Mayener
Stadtgebiet verlegt werden. Zahlreiche Personen waren dabei, um gemeinsam
mit Katja Deming die letzten bekannten Wohnorte der jüdischen Bürger zu
besuchen, und hier Stolpersteine zu verlegen. Unter den Gästen waren u. a.
die Nachfahren früherer jüdischer Bürger aus Mayen, die extra aus den USA
angereist waren. Das Schulprojekt wurde durchgeführt von drei
Gemeinschaftskundekursen des Beruflichen Gymnasiums und deren Lehrern Frau
Fatmi-Schmidt und Herr Sczepanski.
Stolpersteine wurden verlegt (mit Inschriften) für:
HERMANN BERGER JG. 1888 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
OTTO JÜLICH JG. 1892 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
JOHANNA JÜLICH GEB. BERGER JG. 1891 DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN ERMORDET
ELLI JÜLICH JG. 1927 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
FANNY GOTTSCHALK GEB. SCHWAB JG. 1881 DEPORTIERT 1942 SOBIBOR
ERMORDET 1942
HERMANN COHN JG. 1888 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
MARTHA COHN GEB. ZELENKA JG. 1894 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO
KRASNICZYN ERMORDET
ERNST COHN JG. 1923 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
HILDE COHN JG. 1922 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN
ERMORDET
GOLDINE SCHLOSS GEB. KATZ JG. 1867 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT
TREBLINKA ERMORDET SEPT. 1942
WILHELM LICHTENSTEIN JG. 1891 ´SCHUTZHAFT`1938 KZ DACHAU DEPORTIERT
1942 TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN ERMORDET
MATHILDE LICHTENSTEIN GEB. HERTZ JG. 1892 DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN ERMORDET
DAVID MAYER JG. 1885 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO IZBICA ERMORDET
ADELE MAYER GEB. HIRSCH JG. 1887 DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO
IZBICA ERMORDET
WILLI TREIDEL JG. 1891 ´SCHUTZHAFT`1938 KZ DACHAU DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN ERMORDET
JOSEFINE TREIDEL GEB. KAUFMANN JG. 1896 DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO KRASNICZYN ERMORDET
EDUARD ZELENKA JG. 1860 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET
24.11.1942. |
Video zur Verlegung der
Stolpersteine:
https://fb.watch/s-HqRF2mJ0/ |
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Juli 2023:
Die "Kirchgasse" wird
ab 1. Januar 2024 in
"Judengasse" rückbenannt |
Artikel von Thomas Brost im der "Rhein-Zeitung" vom 14. Juli 2023: "Judengasse:
Die Nachteile überwiegen.
Eine Umbenennung der Kirchgasse lehnt der HF-Ausschuss des Mayener
Stadtrates ab..." (zum Lesen bitte Textabbildung anklicken)
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Nach der Ablehnung im Haupt- und
Finanzausschuss stimmte der Gemeinderat dann doch der Rückbenennung zu.
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Artikel
von Thomas Brost in der "Rhein-Zeitung" vom 25. Juli 2023: "Kirchgasse
bekommt alten Namen wieder..."
(zum Lesen bitte Textabbildung anklicken) |
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August 2023:
Neue Publikation zur Geschichte
der Mayener Juden |
Pressemitteilung
des Geschichts- und Altertumsvereines für Mayen und Umgebung in "Blick
aktuell N. 34/2023:
vorgestellt wird die Publikation von Leonard Frank: Das Schicksal der
Mayener Juden im Nationalsozialismus...
Siehe Artikel
https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Erforschung-juedischer-Schicksale-in-Mayen-561996.html
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November 2023:
Gedenkveranstaltung zur
Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 |
Artikel
aus der "Rhein-Zeitung" vom 3. November 2023 zum geplanten Schweigemarsch am
9. November 2023 in Mayen
(zum Lesen bitte Textabbildung anklicken).
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Artikel
von Viktoria Schneider in der "Rhein-Zeitung" vom 11. November 2023: "Mayener
erinnern an Reichspogromnacht vor 85 Jahren.
Krieg im Nahen Osten prägt Schweigeweg vom Marktplatz bis zum Mahnmal in der
Bürresheimer Straße..."
(zum Lesen bitte Textabbildung anklicken) |
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Eingestellt 2023:
Erinnerungen eines ehemaligen
Mayener jüdischen Mitbürgers (1955) an die letzte Zeit in Mayen
Hinweis: es handelt sich um einen Auszug aus einer Kolumne, die vom
Besuch des emigrierten Mayener Juden Walter Stern in seiner Heimatstadt
Mayen handelt. Der Journalist und Buchhändler Paul Geiermann hat in den
1950er Jahren bis Ende 1970 vierzehntägig in der Rhein-Zeitung
Begebenheiten, die ihm erzählenswert wurden, in Mayener Dialekt
veröffentlicht. Er 'verpackte' die Geschichten unter 'Dütt on datt – off
Mayener Platt'; nachfolgende "Übersetzung" von Franz G. Bell:
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Auszug
aus einer Kolumne 'Dütt on datt – off Mayener Platt' – Rhein-Zeitung vom
10. Dezember 1955 – von Paul Geiermann, Mayen.
Dialekt übersetzt in Hochdeutsch: "Das habe ich doch vorige Woche erfahren,
als ich auf einmal mein Glas Bier mit einem Mann trinke, den ich zwanzig
Jahre nicht mehr gesehen habe. Walter Stern heißt er und er kommt so
ziemlich direkt aus New York. Ich sehe noch heute, wie er so am Ende von
1935 seinen großen Koffer packte, um seine letzten Habseligkeiten aus
Deutschland heraus zu schleppen. Verfemt! Nun, man fragt, wie geht es und so
kommt die Rede auf eine ganze Anzahl Mayener, die man doch gut gekannt hat.
'Was macht der Dr. Hausmann?' Also, der hat eine gute Praxis mitten in New
York und ist ziemlich dick geworden. Der Dr. Adler ist eines Morgens mitten
in seiner Praxis am Herzschlag gestorben. 'Und des Treidels und die Levys
Jungen?' 'Die sind alle was geworden, der Ernst ist auch Doktor.' Und
Güntersch Leo und Treidels Hertha und so viele Namen tauchen aus der
Vergangenheit auf. Alles Leute, die man doch tagtäglich gesehen und womit
man erzählt hat. Es geht ihnen alle gut, sie müssen arbeiten, aber sie
kommen zurecht – und denken natürlich an Mayen, genau wie der Stern, der
jetzt 65 ist, im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde und mit Sack und Pack
hat fortmüssen. Auf einen Tag aber kam er von Frankfurt nach Mayen.
Wenigstens noch mal die Mayener Luft atmen. Er hat eine Anzahl Grüße mit
geholt. Ja, Menschen und Sachen und Tage und Jahreszeiten – die bringen
einen zum Nachdenken. Dass ihr alle, liebe Leser, jetzt gerade in der
gedankenarmen Zeit ein wenig mit mir nachdenkt über alles, was war und was
ist, deswegen habe ich die Neuigkeit so ein wenig ausführlich beschrieben.
Um die Weihnachtszeit ist es doch einem manchmal ein wenig anders um den
Kopf als sonst." . |
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Juni 2024:
Weitere Stolpersteine werden
verlegt
Anmerkung: Stolpersteine wurden am 24. Juni 2024 verlegt in der Neustraße 27 (weitere
Gedenksteine für Familie Haimann), in der Marktstraße 1 (für Gustav und
Sidonie Gabriel) und in der Marktstraße 26 für Arnold und Frieda Weitzenkorn
und deren Söhne Paul und Otto Weitzenkorn. |
Artikel
von Martin Ingenhoven in der "Rhein-Zeitung" vom 27. Juni 2024: "Stolpersteine
in Mayen verlegt. Schüler der Carl-Burger-Schule halten das Gedenken an
die Opfer des "Dritten Reichs" wach..."
(zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken). |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Mayen Rhineland. Jews first
arrived in the 14th century. During the Black Death persecutions of 1348-49, a
number of Jews were murdered and the community came to an end, its property
expropriated. Two Jewish families received letters of protection in 1570 but at
the end of the century, the Jews were again expelled.
Jewish settlement was renewed in the 18th century. In 1773, the Jewish
population was 39. In 1849, Mayen became the seat of a regional congregation and
a new cemetery was opened. A synagogue was consecrated in 1855 and a Jewish
elementary school was founded in 1860, becoming a public institute in 1878. The
community reached a peak population of 328 in 1905. In 1933, 225 Jews remained.
On Kristallnacht (9-10 November 1938), SA troops burned the synagogue and
damaged Jewish homes and stores. The Jewish school closed down in 1939. By May
1939, 95 Jews remained. Some managed to emigrate from Germany but the last 77
were deported to the death camps of the east in the 1941/42 periode.
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