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Kreis Kusel"
Konken (VG
Kusel, Kreis Kusel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Konken bestand eine jüdische
Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Bereits zwischen 1698 und 1791
ist eine jüdische Familie in Konken nachgewiesen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 32 jüdische Einwohner, 1825 47 (10,6 % der Gesamteinwohnerschaft),
1837 85, 1848 70 (in 15 Familien), 1867 21, 1875 30, 1900 32.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Thallichtenberg beigesetzt. Nach örtlicher Überlieferung soll es jedoch
auch in Konken einen kleinen jüdischen Friedhof gegeben haben. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts -
vermutlich zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum
Bezirksrabbinat Kaiserslautern.
1918 beantragte die israelitische Kultusgemeinde Kusel die Auflösung der
Kultusgemeinde Konken, um diese mit Kusel zu vereinigen. Begründet wurde der
Antrag mit den Hinweisen: "Die israelitische Kultusgemeinde Konken besteht
aus fünf männlichen Mitgliedern, nämlich Isaac Bermann, Jakob Weil, Max
Sender und zwei weiteren Männern namens Binnes ... Die Gemeinde Konken
ist eben, um einen Gottesdienst abhalten zu können, nach wie vor auf die
Teilnahme der zur preußischen Gemeinde Haupersweiler
gehörigen Glaubensgenossen angewiesen. Zur Beurteilung der Frage, ob die
Gemeinde Konken existenzberechtigt ist, können aber die Verhältnisse einer
außerbayerischen oder außerpfälzischen Gemeinde nicht herangezogen werden,
die umso weniger, als die Gemeindemitglieder in Konken zum Besuch des
Gottesdienstes in Kusel keinen weiteren Weg haben als nach Herchweiler"
(zitiert bei Hans Kirsch, s. Lit. bei Herchweiler S. 90-91).
Die Zuteilung der noch in Konken lebenden jüdischen Personen nach Kusel
wurde wenig später vollzogen. Im "Handbuch der jüdischen
Gemeindeverwaltung" von 1924/25 werden die noch in Konken lebenden 19
jüdischen Personen als Gemeindeglieder von Kusel aufgeführt.
Wie dem Bericht von 1918 zu entnehmen war, handelte es sich damals bei den in
Konken lebenden Juden im Wesentlichen um Angehörige der Familien Isaac Bermann,
Jakob Weil und Max Sender. Letzterer war bis 1938 immer wieder
ehrenamtlicher Vorbeter in der Synagoge in Kusel
1933 lebten nur noch sieben jüdischen Personen in Konken. In
den folgenden Jahren sind mehrere von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
überfielen Nationalsozialisten die jüdischen Wohnungen (vor allem das Haus von Max Sender) und
warfen die Wohnungseinrichtungen auf die Straße, darunter auch ein
Klavier.
Von den in Konken geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ernst Bermann (1888),
Julius Drexler (1864), Lydia Drexeler (1896), Ida Haas geb. Weil (1893), Herbert Kullmann (1922), Elise
Leib geb. Sender (1874), Johanna Samuel geb. Bermann (1895), Max Sender geb. Bermann (1876), Lina Weil geb. Sender (1864), Regina
Weil (1869).
Anmerkung: die in einigen Listen genannte Helene Sender geb. Bermann
(1884) ist in der NS-Zeit nicht umgekommen, sondern konnte nach dem
Lageraufenthalt in Noe (nach dem Tod ihres Mannes Max) über Marseille in die USA
ausreisen. Hier lebte sie mit ihren Kindern in Erie und starb dort am 30. Mai
1972 (Hinweis von R. Häßel vom 23.3.2024).
Hinweis: für Julius und Lydia Drexeler wurden in
St. Wendel "Stolpersteine" verlegt, siehe
http://institut-aktuelle-kunst.de/kunstlexikon/st-wendel-demnig-stolperstein-drexler-julius-und-lydia-1298
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Konken gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge (vermutlich
ein Betraum in einem Privathaus) wird schon 1788 erwähnt. 1846 musste
sie auf Grund ihres schlechten baulichen Zustandes geschlossen werden.
1852 bis 1854 wurde eine neue Synagoge erstellt, die für wenige
Jahrzehnte Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort war. Beim
Synagogengebäude handelte es sich um einen eingeschossigen Putzbau mit Krüppelwalmbach.
Ecklisenen aus behauenen Quadern fassten das Gebäude ein. Über dem
Eingangsportal war eine mehrzeilige hebräische Inschrift.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts konnten auf Grund der zurückgegangenen
Zahl der Gemeindeglieder keine regelmäßigen Gottesdienste mehr abgehalten
werden. Zur Erreichung des Minjan halfen jedoch immer wieder die in Herchweiler
/ Haupersweiler lebenden jüdischen Gemeindeglieder aus (siehe Bericht oben
von 1918). 1918 wird der bauliche Zustand als "sehr schlecht"
bezeichnet. Wenig später (in den 1920er-Jahren) wurde das Gebäude an einen örtlichen
Landwirt verkauft, der das Gebäude zunächst als Scheune verwendete.
Bereits in den 1920er-Jahren besuchten die in Konken lebenden jüdischen
Personen die Gottesdienste in Kusel.
Wie ein Bericht von den hohen Feiertagen im Herbst 1938 in der Synagoge in Kusel
zeigt, war Max Sender aus Konken häufig ehrenamtlicher Vorbeter in der Synagoge
in Kusel.
Gottesdienste zu den hohen Feiertagen im Herbst 1938 in
der Synagoge in Kusel
mit Max Sender aus Konken
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Kusel.
Der Gottesdienst an Neujahrsfest und Versöhnungstag in der hiesigen
Synagoge war von hier und den dazugehörenden auswärtigen
Gemeindemitgliedern sehr gut besucht. Der Gottesdienst selbst war
feierlich und erbauend. Die Vorträge des Herrn J. Loeser aus Mainz
waren in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Man fühlte sich unwillkürlich
in vergangene Zeiten zurückversetzt, als Herr Loeser die alten Weisen
seines verstorbenen Vaters, Herrn M. Loeser, der nahezu ein
Menschenalter als Vorbeter hier amtierte, erklingen ließ. Ein Teil der
Gebete trug Herr Max Sender aus Konken vor, der schon sehr
oft sich der Gemeinde als Vorbeter ehrenamtlich zur Verfügung stellte.
Schofargeblasen wurde von Herrn R. Steiner aus Kusel."
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Das Synagogengebäude in Konken blieb zunächst erhalten. Den Zustand um 1940 zeigt das unten abgebildete Foto. In der Folgezeit
wurde die Synagoge zu einer Garage umgebaut und Ende der 1950er-Jahre
abgebrochen. Danach wurde eine neue Garage / Reparaturwerkstatt auf dem
Grundstück erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
15 B
Fotos
(Quelle: Landesamt für Denkmalpflege s.Lit. S. 220)
Die Synagoge
in Konken |
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Das Foto zeigt den
baulich schlechten Zustand um 1940,
nachdem das Gebäude bereits jahrelang
als Scheune genutzt wurde |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 96.105-106 (mit weiteren Literatur- und Quellenangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 220 (mit weiteren Literaturangaben). |
| "´...auf Lastwagen fortgeschafft." Die jüdischen Bürger
der Stadt Kusel. Hrsg. vom Bündnis gegen Rechtsextremismus. Kusel 2008². 200
S.
Als pdf-Datei eingestellt. |
| Rudi Häßel: Chronik der Gemeinde Konken. 1999.
|
| ders.: Die Geschichte der jüdischen Familie Sender. In: "Westricher
Heimatblätter" Kreis Kusel. Heft 2 2020. |
n.e.
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